19_actiprot_rp 10.10.13 08:17 Seite 19
Actiprot: „Alle Erwartungen erfüllt“ Seit zwei Jahren bessert Rindermäster Manfred Bodlak das Futter für seine 170 Maststiere mit „Actiprot“ auf. Mit dem RINDERprofi sprach er über seine Erfahrungen damit.
W
Stiere, erzählt Bodlak. Der Viehbestand wurde nach Zupacht des Nachbarbetriebes aufgestockt, mittlerweile bewirtschaftet der Landwirt 47 Hektar Ackerland, davon 29 Hektar Eigenfläche und 18 Hektar Pacht. Sämtliche Tiere verkauft Bodlak nach Erreichen des Schlachtgewichts von 710 kg über die Rinderbörse.
Im auch im Winter offenen Stall legt der überzeugte Stiermäster vor allem Augenmerk auf eine gute Durchlüftung und Sauberkeit. Die Fütterungszeiten morgens und abends werden ebenso penibel eingehalten wie der tägliche Kontrollgang mittags: „Eine Runde durch den Stall zur Nachschau, auch ob die Tränkebecken wirklich sauber sind.“ Er sei gerne Landwirt und Tierhalter: „Ich liebe die Selbstständigkeit und Vielfältigkeit Manfred Bodlak, Landwirt und meines Berufes. Man ist nicht Stiermäster in Asparn im Tullner- nur Bauer, sondern auch Manafeld, hat man bereits überzeugt. ger und Handwerker. Wer auf Seit genau zwei Jahren mischt er einem Bauernhof arbeitet, muss dem hofeigenen Grundfutter Ac- ein Allrounder sein.“ tiprot als vornehmliche Eiweißkomponente bei. Und freut sich Das Tierfutter – primär Mais und seither über eine bessere Futter- Heu – stammt nahezu ausverwertung und beständigere schließlich von den eigenen FelTageszunahmen seiner Fresser dern, nur etwas Soja und Minesowie über Kosteneinsparungen ralstoffe und eben Actiprot angesichts hochfliegender Soja- werden zugekauft. Auf die gepreise. Den Hof selbst führen pressten Eiweiß-Pellets aufmerkBodlak, 39, und seine Frau Birgit sam wurde Bodlak bei einem seit 16 Jahren. Damals hat der Rindermasttag der LK Niederösgelernte Landwirtschafts-Fachar- terreich nahe Melk – für den beiter den elterlichen Betrieb Landwirt ein Fixtermin auf seiübernommen. Heute zählt man nem Kalender, um sich über 170 Rinder im typischen Boxen- Neuigkeiten und Trends zu inforlaufstall mit Spaltenböden. Die mieren. Neugierig gemacht Jungstiere werden bis 300 Kilo- durch einen allgemeinen Vortrag gramm auf Stroh gehalten. Den über Futtermittel, nahm er beStall haben schon die Eltern erreits einen Tag später mit dem richtet, das Gebäude beherHersteller Kontakt auf; nach eibergte früher Milchvieh und nem ersten Beratungsgespräch Schweine, seit Mitte der 1970er ging dann alles recht schnell, Jahre mästet man aber nur noch ganz ohne Testphase: „Bis dahin
waren Raps und Soja unsere Eiweißbasis. Ich habe dann sehr rasch die Ration für alle Tiere im Stall umgestellt und durch Actiprot den Sojaanteil überwiegend ersetzt.“ Und welche Erfahrungen hat er bisher damit gemacht? „Eigentlich nur positive. Die Tiere nehmen Actiprot wirklich gerne auf. Ich habe noch kein Futtermittel gesehen, das wohl auch wegen seines Geruchs und Geschmacks so rasch angenommen wurde.“ Bodlak füttert rund 1,3 bis 1,5 kg je Tier und Tag zu einer unbegrenzten Menge Maissilage und Heu. Die Kraftfutterration setzt sich wie folgt zusammen: 66 % Actiprot, 18 % Mais, 10 % Soja, 4,5 % Mineralstoffe und 1,5 % Kalk. Ein weiterer positiver Effekt der Trockenschlempe: „Die Stiere haben sofort mehr Grundfutter aufgenommen. Die tägliche Zunahme wurde bald konstanter, sie stieg auf 1,45 kg, früher hatten wir doch Schwankungen.“ Umstellungsschwierigkeiten hätte es keine gegeben, „eigentlich wurden alle Erwartungen an das neue Eiweißfuttermittel erfüllt“.
reits „sehr neugierig“, wenn Bodlak von seinen Erfahrungen berichtet, auch Nachahmer gebe es bereits. Die drei wesentlichsten Argumente für Actiprot sind für Bodlak der Preisvorteil gegenüber Soja, der Umweltgedanke gegenüber Übersee-Importen und nicht zuletzt die GVOFreiheit des Futtermittels: „Die gentechnikfreie Fütterung wird mir zwar nicht extra abgegolten, aber als AMA-Gütesiegelbetrieb sowie Produzent für Naturama macht sie unser Rindfleisch immerhin nicht so leicht austauschbar mit Billigfleisch aus dem Ausland. Und Markenfleischprogramme, die darauf Wert legen, werden immer wichtiger werden.“
Warum aber setzt sich das Eiweißfutter bei den Rindermästern nur langsam durch? Bodlak: „Schwierige Frage. Es wird nach wie vor zu wenig beworben. Und es ist wohl auch eine Frage des Vertriebes.“ Sein Hof liegt gerade mal fünf Kilometer von Pischelsdorf entfernt. „Trotzdem kann nicht jeder Actiprot direkt ab Werk, sondern nur über den Wie aber sieht es aus mit Agrarhandel beziehen. Die aufden Kosten? „Die haben wir geschlagene Handelsspanne auf gesenkt. Schließlich müssen wir das Produkt stößt manchen Bauheute weniger Soja zukaufen, ern sauer auf.“ Ein Ab-Werkwas sich bei den hohen Preisen Verkauf würde den Absatz wohl der vergangenen zwei Jahre be- ebenso verbessern wie die Ersonders gerechnet hat. Und Soja richtung einiger Außenlager nahe wird kaum billiger werden, hängt größeren Mastbetrieben, meint dessen Preis doch auch vom Bodlak. Seitens der Agrana heißt Preis für – fossiles – Öl ab.“ Was es dazu: „Logistisch und wegen für Bodlak zudem zählt: Actiprot unseres strengen Qualitätsmaist nicht nur billiger, sondern ein nagements ist das nicht machbar. heimisches Produkt. Soja dageDafür bietet aber die Rindergen wird teuer aus Übersee im- börse für ihre Landwirte Actiprot portiert: „Solange wir Soja kau- günstiger an.“ ❉ fen, dürfen wir uns nicht beschweren, wenn in Südamerika Internet-Tipp: der Regenwald abgeholzt wird.“ www.actiprot.at Andere Stiermäster reagieren be-
Fotos: Agrana (2)
eil Österreichs Rindermäster dem bei der Ethanolerzeugung als Nebenprodukt anfallenden Eiweißfutter „Actiprot“ nach wie vor zu wenig Aufmerksamkeit schenken, müssen zwei Drittel dieses garantiert gentechnikfreien Sojaschrot-Ersatzes ins Ausland verfrachtet werden. Selbst gemeinsam von der Agrana und Forschern der Universität für Bodenkultur, Wien, durchgeführte Fütterungsstudien in Mastställen bezüglich der Vorteile der Trockenschlempe lassen die Landwirte kalt, der Inlandsabsatz steigt nur langsam. Dabei könnten die 180.000 Tonnen Actiprot rund ein Drittel der österreichischen Soja-Importe aus Übersee ersetzen, wird Agrana-Generaldirektor Johann Marihart nicht müde zu betonen.