DIE ERNÄHRUNG VOLUME 41 | 02. 2017

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PRÄVENTION IST DIE BESTE MEDIZIN Neue Perspektive durch „One Health“ WIE FUTTERMITTEL IM KAMPF GEGEN ANTIBIOTIKARESISTENZ UNTERSTÜTZEN KÖNNEN

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eit der Entdeckung von Penicillin und weiteren natürlich und künstlich antibiotisch wirksamen Substanzen werden die sogenannten Antibiotika sowohl in der Human- als auch der Veterinärmedizin häufig zur Behandlung von bakteriell bedingten Infektionen eingesetzt (WHO 2017). Zu häufig? Diesen Anschein offerieren zumindest die stetig steigenden Zahlen an antibiotikaresistenten Keimen (EFSA und ECDC 2016). Gegenwärtig gelten Antibiotikaresistenzen (ABR) zunehmend als Bedrohung für Mensch- und Tiergesundheit, insbesondere wenn diese gegen Reserveantibiotika gerichtet sind (WHO 2017). Ein Teufelskreis Wenn von ABR die Rede ist, wird diese nur allzu gern mit „Massentierhaltung“ assoziiert und die Schuld bei Tierärzten durch einen verantwortungslosen Medikamenteneinsatz gesucht (Landers et al 2012). Tatsache ist aber, dass unsere Nutztiere immer höheren Leistungsanforderungen ausgesetzt sind, welche den tierischen Organismus an seine Belastungsgren-

zen bringt. Dieser Umstand, gepaart mit oftmals suboptimalen Haltungsbedingungen, sorgt bei den Tieren für Stress und dadurch für eine erhöhte Infektanfälligkeit (Castanon 2007). Im Krankheitsfall sind daher zum Wohl der Tiere und aus epidemiologischen Gründen eine rasche und effiziente Behandlung entscheidend, und Antibiotika als Mittel der Wahl indiziert – jedoch mit der unvermeidlichen Konsequenz, die Selektion von antibiotikaresistenten Keimen zu fördern (Hübner 2016). Während der letzten Jahrzehnte nahm einerseits die Geschwindigkeit der Evolution von ABR zu, andererseits vergrößerte sich aber auch das Ausmaß an „Multiresistenzen“. Steigende Bevölkerungszahlen und zunehmende internationale Vernetzung tragen ihr Übriges dazu bei, ein verstärktes Aufkommen von schwerwiegenden Krankheiten, wenn nicht sogar fatalen Epidemien, befürchten zu müssen (Michael et al 2014). Durch eine ubiquitäre Verbreitung der Bakterien in der Umwelt können die Krankheitserreger auch auf den Menschen übergehen. Ebenso ist die Über-

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tragung durch Lebensmittel, tierischer und auch pflanzlicher Natur, möglich (BfR 2015). Global gesehen zählt ABR mittlerweile zu den größten Bedrohungen für die öffentliche Ursula Huber Gesundheit (WHO 2017). Eine neue Perspektive durch „One Health“ Um diesem Teufelskreis ein Ende zu setzen, wurden in der Vergangenheit zahleiche Maßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene gesetzt. Von der EU-Kommission wurden zum Beispiel EU-weite Empfehlungen und Leitlinien veröffentlicht, welche Monitoring und Surveillance von ABR in Human- und Veterinärmedizin forcieren und Forschung und internationale Kooperationen fördern sollen (European Commission 2011). Außerdem wurden 2006 Wachstumsförderer auf antibiotischer Basis für landwirtschaftliche Nutz-

©  SVEN TREDER, BERLIN

URSULA HUBER


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