Wirtschaftsspiegel, Ausgabe 2/2011

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FOTO: FLOUM

Wirtschaft

Bettina Hennig (Erste Salzwedeler Baumkuchenfabrik), Andres Bosse (Salzwedeler Baumkuchenbetriebe Bosse GmbH) und Rosema‑ rie Lehmann (Salzwedeler Baumkuchen GmbH)

Salzwedeler Baumkuchen unter „Schutz“ Redet man vom Baumkuchen, fällt im selben Moment der Name Salzwedel. Kein Ort in Deutschland ist so eng mit dem edlen Feingebäck verbunden wie die Stadt in der Altmark. Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich in Salzwedel ein als „Baumkuchen“ bezeichnetes Feingebäck. Allerdings gibt es kaum zeitgenössische Aufzeichnungen aus Salzwedel - die Geheimhaltung von Rezeptur und Backtechnologie hatte oberste Priorität. „In dei wiede wiede Welt werd nerning so'n schön Baumkuchen backt as in Soltwedel“ drückt es kaum besser ein alter altmärkischer Spruch aus. Vor fünf Jahren beschlossen die drei Salzwedeler Hersteller von Baumkuchen, ihr Produkt im Rahmen des EU-Geoschutzes bei der Europäischen Kommission als geschützte geografische Angabe (g.g.A.) anzumelden. Mit solch einer „g.g.A." ist innerhalb der EU Salzwedeler Baumkuchen vor Nachahmungen geschützt. Besondere Bedeutung hat dieser Schutz in Deutschland, denn bisher konnte hier jeder Produzent unabhängig vom Standort und von Rezeptur den Begriff „Salzwedeler Baumkuchen" verwenden. Das ist ab sofort nicht mehr möglich, denn der Salzwedeler Baumkuchen muss aus der Stadt Salzwedel stammen, vorge14

gebene Ingredienzen beinhalten (Zucker, Mehl, Eier und Butter) und im traditionellen handwerklichen Verfahren über einer offenen Flamme in einem gemauerten Ofen gebacken werden. Für Rosemarie Lehmann von der Salzwedeler Baumkuchen GmbH ist es ein kleiner historischer Tag: „Alle drei Unternehmen ziehen jetzt am gleichen Strang, um die Marke voranzubringen“. Im Gegensatz zu vielen anderen g.g.A.Schutzverfahren (z. B. Thüringer Rostbratwürste, Spreewälder Gurken u. a.) verlief die Beantragung des Salzwedeler Baumkuchens relativ unspektakulär. Die Betriebe Salzwedeler Baumkuchen GmbH, Erste Salzwedeler Baumkuchenfabrik GmbH und Salzwedeler Baumkuchenbetriebe Bosse GmbH bildeten eine Schutzgemeinschaft, deren Leitung die Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH übernahm. Nach dem alle drei Betriebe sich über Rezeptur, Produktionsverfahren und Historie des Baumkuchens verständigten, wurde im Juli 2008 im Markenblatt des Deutschen Patent- und Markenamtes der Antrag auf Geoschutz veröffentlicht. Aufgrund der guten Vorarbeit der Schutzgemeinschaft konnten Argumente von Kritikern schon im Vorfeld des Verfahrens entkräftet werden und es gab

keine Einsprüche. Ebenso reibungslos verlief die Veröffentlichung des Antragsverfahrens im April 2010 im Amtsblatt der Europäischen Union. Innerhalb der EU gab es keine Widersprüche und auch die EU-Kommission hatte keine zusätzlichen Fragen. Damit konnte in einer rekordverdächtigen Zeit von 30 Monaten das Antragsverfahren auf EU-Geoschutz beendet werden. Kostenpunkt: 900 Euro. Mit Hilfe des neuen Schutz-Siegels wollen die Salzwedeler Baumkuchenproduzenten künftig ihr Produkt in Deutschland noch bekannter machen. Ziel ist, den Absatz von Salzwedeler Baumkuchen kräftig zu steigern. „Die Spezialität, die von traditionellem Handwerk aus Salzwedel kündet, ist nun geschützt“, freut sich Bettina Hennig von der Erste Salzwedeler Baumkuchenfabrik. Roswitha und Andreas Bosse, Inhaber der Salzwedeler Baumkuchenbetriebe Bosse GmbH bringen es auf den Punkt: „Unsere Mitarbeiter, die täglich im wahrsten Sinne - an den Öfen herrschen an manchen Tagen bis zu 90 Grad - für den edlen Genuss des Salzwedeler Baumkuchens schwitzen müssen, sind stolz auf ihre Produkte. Traditionelle Handarbeit Made in Salzwedel ist jetzt vor Nachahmern geschützt“.


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