Inventar 04 v1 druck 01neu pobeseiten

CHRISTENTUM. Ein Inventar Ursprung | Geist | Wandel

Themenbereich_04

Ernst Zerche, Felsenkirche Bet Giyorgis in Lalibela (Äthiopien).

Säulen der Sagrada Família von Antoni Gaudi in Barcelona/Spanien.

FINSTERVERLAG | 2016

Foto: Indah Susanti/istock

Heinz Finster | Robert Pretterhofer

Ursprung | Geist | Wandel

Liebe Leserin! Lieber Leser!

CHRISTENTUM. Ein Inventar – Die Themen der einzelnen Hefte

Sie halten ein Heft aus CHRISTENTUM. Ein Inventar in Händen. Die Reihe (10 Hefte zu jeweils einem Themenbereich) möchte Fragenden und Wissenden, Lehrenden und Lernenden in vielfältigen Texten, Bildern, Grafiken, Übersichten einen profunden Überblick anbieten zu den wichtigsten Themen in Religion aus katholischer Perspektive. Ausgewählte Beispiele mit kompetenzorientierten Fragestellungen möchten zur Reife- bzw.

Diplomprüfung anregen und bestmöglich darauf vorbereiten.

Die 10 Themenbereiche decken die wesentlichsten Inhalte des Lehrplans der Sekundarstufe II ab.

Themenbereich

Das Themenheft

■■ Jedes Themenheft umfasst etwa 28 Seiten.

■■ Im Doppelseitenprinzip werden 9–11 Themen zum jeweiligen Bereich abgehandelt.

■■ Die Darstellung wird durch eine klare Struktur unterstützt.

■■ Jedem Heft ist ein „Fokusraum“ zugeordnet. Diese geschlossenen Darstellungen im Umfang von jeweils etwa 6 Seiten werden separat veröffentlicht und richten einen Scheinwerfer auf die wesentlichsten Unterrichtsmethoden, auf Basics des christlichen Glaubens und auf den Umgang mit den einzelnen Heften.

■■ Am Schluss des Heftes findet sich als Anregung jeweils eine konkret formulierte Aufgabenstellung für die mündliche Reifeprüfung.

Titel

Inhalt

01

Ist der Mensch religiös?

Mensch | Welt | Religion

02

Wovon spricht die Bibel?

Gott | Offenbarung | Erstes (Altes) Testament

03

Wer ist Jesus Christus?

04

Ist die Kirche vom Himmel gefallen?

05

Müssen Helden immer sterben?

06

Wie feiern Christen ihren Glauben?

07

Wie wollen wir leben?

08

Wie gestalten wir die Welt?

Schöpfung | Technik | Wirtschaft

09

Wohin geht die Reise?

Hoffnung | Zukunft | Vollendung

10

Was ist den Religionen heilig?

Ergänzung 11

Gebote | Ethik | Gewissen

Wege | Wahrheiten | Dialoge

Methodenlehre

Textarbeit | Bibelarbeit | Christusbilder | Bildarbeit | Kirchengeschichte | Architektur | Kirchenraum | Gebete | Karikatur, Witz, Humor | Musik | Film | Übersicht Religionen

Präsentationsbereich

UrsprUng | geist | Wandel

Altertum

mittelAlter

Ignatius von Loyola (1491– 1556) war vor seiner Bekehrung Soldat.

Er wird 1622 heiliggesprochen und ist der Begründer des Jesuitenordens und der Exerzitien.

Martin Luther (1483–1546) veröffentlicht in Wittenberg 95 Thesen zum Ablasshandel.

Ausgangspunkte

– der anthropologische Zugang

Kristus Mit Kristus erzählt Robert Schneider die Geschichte des im 16.

Jahrhundert in Münster lebenden Jan Beukels, der als Jan van Leiden mit seiner Täufer-Bewegung das Königreich zu Münster gründete und sich zu dessen König krönen ließ. In barocker Sprache erzählt Schneider die Historie der gescheiterten Verwirklichung einer Utopie: Das anfänglich als Gottesstaat von Gleichheit und Gerechtigkeit intendierte Königreich geriet zur gewalttätigen Despotie. Die Schreckensherrschaft dauerte an, bis die Stadt nach zwei Jahren erobert wurde.

Der vertriebene Bischof Franz von Waldeck ließ den 27-jährigen Beukels sowie weitere Anführer zu Tode quälen und als Trophäe in eisernen Körben an St. Lamberti ausstellen.

– der Blick in die Glaubensgeschichte

1521

bis 1522: Luther, von Kaiser Karl V. (1519–1556) mit der Reichsacht belegt, übersetzt in seinem Versteck auf der Wartburg das Neue Testament ins Deutsche.

1534 Jesuitenorden.

Meister Eckhart, 1260–1327, deutscher Mystiker und Provinzial der Dominikaner, starb unter der Anklage der Ketzerei.

Der sogenannte „Augsburger Religionsfriede“ beendet die Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Lutheranern. Unter dem Motto „Cuius regio, eius religio“ („Wessen Regierung, dessen Religion“) wird beschlossen, dass in jedem Territorium nur jeweils eine Religion herrschen soll. Diese Regelung zementiert die konfessionelle Spaltung.

1618

bis 1648: Der Dreißigjährige Krieg, der auch konfessionell bedingt ist, erschüttert Europa. Die Auseinandersetzung wird erst mit dem Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück beendet.

14

Der 2. Prager Fenstersturz (1618) markiert den Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Die königlichen Statthalter sowie der Kanzleisekretär werden von Protestanten buchstäblich aus dem Amt gestürzt.

Papst Pius IX., dessen Pontifikat (1846–1878) nach dem des Apostels Petrus das längste der Kirchengeschichte ist, verkündet das Dogma der Unbefleckten Empfängnis.

1871

Das italienische Militär marschiert im Rest-Kirchenstaat ein, entmachtet den Papst und erklärt Rom zur Hauptstadt Italiens. Erst 1929 wird durch die sogenannten „Lateranverträge“ wieder ein unabhängiger Kirchenstaat (der heutige Vatikanstaat) geschaffen.

1933

Der Vatikanstaat und das Deutsche Reich unterzeichnen das Reichskonkordat (20. Juli). Der Vertrag sichert den Katholiken die Freiheit des Bekenntnisses und die öffentliche Ausübung ihrer Religion zu, wertet gleichzeitig aber auch das Hitler-Regime auf.

1937

Papst Pius XI. veröffentlicht seine Enzyklika „Mit brennender Sorge“ (21. März). Darin beklagt er die Situation der katholischen Kirche im Dritten Reich sowie den Nationalismus und Rassenwahn des HitlerRegimes.

Das II. Vatikanische Konzil (1962–1965) steht ganz im Zeichen von „aggiornamento“. Gemeint ist die „Verheutigung“ ewig geltender Lehren in die Sprache der heutigen Zeit.

1803

Mit dem Reichsdeputationshauptschluss beginnt die Säkularisation der kirchlichen Besitztümer in Deutschland. Insgesamt werden vier Erzbistümer, 18 Bistümer und etwa 300 Stifte, Klöster und Abteien säkularisiert.

Leben im Mittelalter

1854

Papst Leo XIII. veröffentlicht die Enzyklika „Rerum novarum“, die als erste Sozialenzyklika eines Papstes gilt.

1555

Papst Johannes XXIII. (1958– 1963) wurde von manchen als „Übergangspapst“ belächelt.

Mit der Einberufung des Konzils überraschte er dann nicht nur seine Kritiker.

1962

bis 1965: Das von Papst Johannes XXIII. (1958–1963) initiierte Zweite Vatikanische Konzil führt zu einer umfassenden Erneuerung der katholischen Kirche.

1978

Der polnische Kardinal Karol Wojtyla wird zum ersten nichtitalienischen Papst seit 455 Jahren gewählt und gibt sich den Namen Johannes Paul II. (1978–2005).

2013

Nachdem Papst Benedikt XVI. am 28. Februar 2013 auf sein Amt verzichtet, wird der argentinische Jesuit Jorge Mario Bergoglio als Papst Franziskus sein Nachfolger.

Weiterarbeiten

Es ist schwer, die Auswirkungen der Reformation in ihrer Gesamtheit zu überblicken. Hier einige Aspekte:

1891

bis 1563: Auf dem Konzil von Trient (Tridentinum) versucht die katholische Kirche die durch die Reformation ausgelöste konfessionelle Spaltung rückgängig zu machen (Gegenreformation). Zwar gelingt dies nicht, doch bewirkt das Konzil eine Selbsterneuerung der katholischen Kirche.

Erfahrungsschatz der Kirche ...

Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige; immer ist der wichtigste Mensch, der dir gerade gegenübersteht; immer ist die wichtigste Tat die Liebe.

Ignatius von Loyola (1491–1556) gründet den

1545

Themenbereich_04

Auswirkungen der Reformation

Neuzeit

von Martin Luther führen ab 1517 zur Bildung eigenständiger evangelischer Kirchen und in der Folge zur religiösen Spaltung Deutschlands und Europas. Die Reformation markiert kirchengeschichtlich die Wende zur Neuzeit.

1517 Thomas Müntzer (1489–1525) war Priester und Reformator, Mystiker und Sozialrevolutionär. Im Bauernkrieg stellte er sich auf die Seite der Aufständischen.

Sein kurzes Leben endete unter dem Fallbeil des Scharfrichters. Der „Theologe der Revolution“, wie ihn sein Biograf Ernst Bloch nannte, wurde vom DDRStaat geradezu als Nationalheld verehrt.

Heute gilt er den einen wegen seiner Befürwortung von gewaltsamem Widerstand als politischer Verbrecher und Terrorist, den anderen mit seinem klaren Blick für die sozialen Probleme seiner Zeit als Vorbild.

UrsprUng | geist | Wandel 6.2 Grundzüge der Reformation

Der Weg Der Kirche

■ Verlust der Einheit: Luther hat nicht beabsichtigt, eine neue Kirche zu begründen. Dennoch entstehen im Verlauf der Reformation mehrere Kirchen und christliche Kofessionen (lat. = „Bekenntnisse“).

■ Um die Mitte des 16. Jahrhunderts kam eine zweite Generation von Reformatoren zum Zug. In Genf Calvin, in Zürich Heinrich Bullinger, der als Nachfolger von Ulrich Zwingli der Zürcher Kirche vorstand. Deren Beitrag war es, die Reformation theologisch zu konsolidieren – Calvin mit seiner „Institutio Christianae Religionis“ (= „Unterricht in der christlichen Religion“), Bullinger mit dem Zweiten Helvetischen Bekenntnis.

Beide übten einen europaweiten Einfluss auf den Protestantismus aus. Aus ihren Lehren gingen die reformierten Kirchen hervor.

■ Religionskriege und die Idee der Toleranz: Durch den Verlust der konfessionellen Einheit verstärken sich die politischen und gesellschaftlichen Gegensätze. Im Jahrhundert nach der Reformation kommt es zu Religionskriegen in mehreren Ländern Europas.

Besonders verheerend wirkt sich der Dreißigjährige Krieg (1618– 1648) aus, der ganz Deutschland verwüstet und in rund 370 Kleinstaaten zersplittert.

Gleichzeitig gewinnt die Idee der Toleranz (lat. = religiöse „Duldsamkeit“) an Überzeugungskraft und bereitet den Boden für die neuzeitliche Auffassung vom Staat, in dem Angehörige verschiedener Konfessionen und Weltanschauungen gleichberechtigt miteinander leben.

Was in Religion Sache ist, 119

Foto: wmc

Ausgangspunkte

Die Thesen

2

Zeichen | Sakramente | Kirchenjahr

– der Inhalt: klar gegliedert, kompakt, verlässlich

Heinz Finster, Robert Pretterhofer

– ein Link in die Welt

Zeugen | Missionen | Reformen

Der Aufbau der Hefte

Themenbereich_04

Der QR-Code

Ursprung | Geist | Wandel

Inhalt

Wir wünschen Ihnen viel Freude mit den Heften, gutes Gelingen und ein anregendes Arbeiten.

Erfahrungsschatz der Kirche

Jude | Gottesreich | Neues Testament

Fokusräume

Redaktion: Florian Krizaj/Steffen Zimmermann, katholisch.de; Fotos: wmc

Themenbereich_04

Die Grundsätze der Reformation ■ Sola fide: Allein durch den Glauben – nicht durch eigenes Bemühen („gute Werke“) kann der Mensch vor Gott bestehen. Dieser Glaube wird durch die Verkündigung des Evangeliums geweckt.

■ Sola gratia: Allein durch die Gnade – nicht durch gute Werke und menschliches Bemühen, wird der Mensch gerecht vor Gott.

■ Sola scriptura: Allein die Heilige Schrift ist Quelle und Maßstab des Glaubens – nicht die Tradition der Kirche mit ihren Konzilsbeschlüssen und päpstlichen Entscheidungen.

■ Solus Christus: Allein in Christus haben die drei Prinzipien ihren Grund.

Allein durch seine Hingabe am Kreuz sind wir ein für alle Mal gerettet und geheiligt.

Schwerpunkte der Reformation ■ Wort und Sakrament: Im Neuen Testament finden sich nur für Buße, Taufe und Abendmahl Einsetzungsworte Christi. Daher lässt Luther Firmung, Ehe, Ordination (Einsetzung als Gemeindeleiter) und Krankensalbung nicht mehr als Sakramente gelten. Luther verlangt, dass die Kirche ihre wichtigsten sinnbildlichen Handlungen unmittelbar auf ein Wort Jesu Christi zurückführen kann. Er fürchtet nämlich, dass sie sonst eigenmächtig über das Heil verfügt.

■ Allgemeines Priestertum: Die Taufe ist die Weihe der Christen, zwischen denen es keine Standesunterschiede geben kann. Luther hält zwar am geistlichen Amt fest, polemisiert aber gegen ein Opferpriestertum, in dem er heidnische Überreste sieht. Dies führt zu tiefgreifenden Veränderungen der Kirchenverfassung.

In manchen reformierten, anglikanischen und altkatholischen Kirchen und anderen christlichen Gemeinschaften können seit dem 20. Jh. auch Frauen geistliche Ämter bekleiden. Foto: Hermann Wakolbinger/Diözese Linz  Geben Sie einen biografischen Überblick über Martin Luther!

 Erläutern Sie die „Baustellen“, die durch die Reformation eröffnet wurden!  Erörtern Sie, wie Sie das Vorhandensein verschiedener christlicher Konfessionen wahrnehmen bzw. einschätzen!  Diskutieren Sie einige Anliegen Martin Luthers und bewerten Sie die Folgen der Reformation!

Humorvoll betrachtet …

 Entwickeln Sie einige Perspektiven für den Umgang zwischen katholischer Kirche und den verschiedenen reformatorischen Konfessionen!

– ein Lernanlass mit Augenzwinkern

INTERRELIGIÖSE DIALOGE

Humorvoll betrachtet ...

Verarmung im 16. Jh.

Bekenntnisse – Die Confessio Augustana (CA), auch Augsburger Bekenntnis (A. B.) oder Augsburger Konfession, ist ein grundlegendes Bekenntnis der lutherischen Reichsstände zu ihrem Glauben. Sie wurde 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg Kaiser Karl V. von den Reichsständen der lutherischen Reformation dargelegt. Sie war Toleranzgrundlage des Augsburger Religionsfriedens und gehört noch heute zu den verbindlichen Bekenntnisschriften der lutherischen Kirchen.

– Das Zweite Helvetische Bekenntnis (H. B., verfasst 1561 von Heinrich Bullinger) ist neben dem Heidelberger Katechismus heute noch das verbreitetste reformierte Bekenntnis. Es wurde von allen reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz mit Ausnahme von Basel angenommen, zusätzlich auch von Genf, und ebenso von den Reformierten in Schottland, Polen, Österreich und Ungarn. Diese umfangreichste reformierte Bekenntnisschrift umfasst dreißig Kapitel und orientiert sich am Apostolischen Glaubensbekenntnis.

Vor langer Zeit, als die Leute noch nicht so allergisch gegen Glockengeläute waren, hatte ein Mesner vergessen, die Glocke zum morgendlichen Engel des Herrn zu läuten.

Als ihm das Missgeschick bewusst wurde, sagte er erschrocken zu sich selber: „O Gott, hoffentlich hat es niemand gehört.“

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

Vernetzungen

– ein Einordnungsimpuls in die Geisteswissenschaft

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

– entlang der Anforderungsbereiche Reproduktion, Transfer, Reflexion

 Zählen Sie Grundsätze der Reformation auf!

VERNETZUNGEN Die Landwirtschaft beruhte auf der Arbeit der Bauern, die den Großteil der Bevölkerung bildeten. Sie lebten meistens am Existenzminimum und litten unter Steuern, Abgaben, Frondiensten und Leibeigenschaft. Hinzu kam, dass durch den stetigen Zustrom von Edelmetallen aus den spanischen Kolonien in Amerika der Geldwert sank (Inflation). Die Kaufkraft der Bevölkerung sank zum Teil dramatisch, so dass Wirtschaftshistoriker von einer „Preisrevolution“ sprechen. Darüber hinaus wuchs die Bevölkerung. Man nimmt an, dass zwischen 1500 und 1600 die Bevölkerung des Deutschen Reichs von 12 auf 15 Millionen anstieg. Infolge des Bevölkerungszuwachses verteuerten sich die Nahrungsmittel, während Arbeitskräfte billiger wurden. Diese sozial und wirtschaftlich prekäre Lage führte seit dem Ende des 15. Jahrhunderts immer wieder zu Aufständen, die im Deutschen Bauernkrieg 1525 gipfelten.

Weiterarbeiten …

17

Interreligiöse Dialoge

– ein Blick auf eine der großen Weltreligionen

Ursprung | Geist | Wandel

Themenbereich_04

Inhalt Der Weg der Kirche – Altertum

4

1. Anfänge des neuen Weges: Urkirche (1. bis 3. Jh.)

5

1.1 Die Christenverfolgung

6

2. Konstantinische Wende: Reichskirche (4. bis 6. Jh.)

7

Der Weg der Kirche – Mittelalter

8

3. Germanisch-lateinische Kirche (5. bis 8. Jh.)

9

4.1 Kirche im Mittelalter: Frühmittelalter (750–1050)

10

4.2 Kirche im Mittelalter: Hochmittelalter (1050–1300)

11

4.3 Kirche im Mittelalter: Spätmittelalter (1300–1500)

12

Der Weg der Kirche – Neuzeit

14

5. Wie kommt es zur Reformation? – Einige Faktoren

15

6.1 Martin Luther und die Reformation

16

6.2 Grundzüge der Reformation

17

7. Konzil von Trient und Gegenreformation

18

8. Die Französische Revolution – Glaube, Kirche und die Aufklärung

19

9.1 Kirche und Nationalsozialismus – Deutschland

20

9.2 Kirche und Nationalsozialismus – Österreich

21

10.1 Das 2. Vatikanische Konzil – Wie heutig ist die Kirche?

22

10.2 Das 2. Vatikanische Konzil – Was bleibt?

23

11.1 Mission – Wie wird die Welt katholisch?

24

11.2 Mission heute – Kirchenstatistik weltweit

25

12.1 Kirche in Österreich – Wie wird Österreich katholisch?

26

12.2 Kirche in Österreich – 20. Jahrhundert

27

12.3 Kirche in Österreich – Brennpunkte

28

13 Eine kleine Chronik der Kirche

30

Vorschlag für eine Aufgabenstellung bei der mündlichen Reifeprüfung aus dem Fach Katholische Religion

46

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

3

Themenbereich_04

Ausgangspunkte

Ursprung | Geist | Wandel

Der Weg der Kirche Altertum

Mittelalter

Neuzeit

des Christentums als Weltreligion beginnt mit dem Jerusalemer Apostelkonvent von 48/49, an dem auch

Die Geschichte die Apostel der Urgemeinde teilnehmen. Anschließend entwickelt sich das Christentum im Römischen Reich trotz Verfolgungen zu einem immer wichtigeren Faktor, bis es schließlich 380 zur Staatsreligion erhoben wird.

Eucharistische Fische, Wandmalerei, Calixtus-Katakombe, 2./3. Jh. www.wmc

64

Transformation Vier Kriterien, die die Gemeinschaften der „Slums of hope“ aufweisen: 1. Kreativität und Einfallsreichtum der Slumbewohner.

2. Zusammenhalt, Zusammenhelfen, gemeinsame Anstrengung.

3. Zupacken, tun, gestalten.

4. Zukunftsorientierung: Die gegenwärtige Situation nicht als Endpunkt, sondern als eine Station in einem längeren Leben betrachten.

Das römische Zliten-Mosaik, 2. Jh., aus Zliten/Libyen, jetzt Archäologisches Museum von Tripolis, zeigt Jagd und Gladiatorenkämpfe sowie Szenen aus dem römischen Alltagsleben.

313

In der als „Konstantinische Wende“ bekannten Mailänder Vereinbarung einigen sich Kaiser Konstantin der Große (306–337) und sein Mitkaiser Licinius auf eine christenfreundliche Religionspolitik. Nach Jahrhunderten der Verfolgung erlaubt die Vereinbarung den Christen im Römischen Reich erstmals die freie Ausübung ihrer Religion.

Die 5 häufigsten Widerstände a) weiterzumachen wie bisher; b) in die Gegnerschaft zu ziehen; c) den bisherigen Weg entwerten; d) durch ein radikales Wendemanöver in das Gegenteil kippen; e) Kooperationsbruch zwischen „oben“ und „unten“.

380

Boglarka Hadinger, Leiterin des Instituts für Logotherapie und Existenzanalyse Tübingen/ Wien.

Konstantin mit seiner Mutter Helena und der von ihr entdeckten Reliquie des mutmaßlichen hl. Kreuzes Christi, russ. Ikone, 16. Jh.

Das Konzil von Nicäa ist das erste in einer Reihe von vier (später sieben) ökumenischen Konzilien.

Die anderen frühen Konzilien der Alten Kirche finden in Konstantinopel (381), Ephesus (431) und Chalcedon (451) statt. Auf den Konzilien werden die zentralen Dogmen über das Wesen Jesu Christi, über das Verhältnis seiner Gottheit und Menschheit, über den dreifaltigen Gott und über Maria formuliert und verkündet.

Erstes Konzil von Nicäa.

Kaiser Konstantin entrollt den Text der ersten Hälfte des Nicänischen Glaubensbekenntnisses. Fotos: wmc

Kaiser Theodosius der Große (379–394) erhebt das Christentum zur Staatsreligion und die christliche Kirche zur Reichskirche. Wenige Jahre später (391/92) verbietet er zudem alle heidnischen Kulte und Opfer. Damit ist das Christentum die allein-berechtigte Religion im Römischen Reich.

Mit der Anerkennung und Ausbreitung des Christentums entstehen Basiliken als Versammlungsräume. Im Bild: Reste der römischen Maxentius-Basilika, 4. Jh.

VERNETZUNGEN

Erfahrungsschatz der Kirche ...

4

Brand Roms. Unter Kaiser Nero (54–68) kommt es im Römischen Reich zu massiven Christenverfolgungen. Diesen fallen auch die beiden Apostelführer Petrus und Paulus zum Opfer.

Auch unter den Kaisern Decius (249–251) und Diokletian (284–305) finden Verfolgungen des Christentums statt.

Durch das Toleranzedikt des Galerius wird das Christentum zur geduldeten Religion („religio licita“) im Römischen Reich.

325

Irenäus von Lyon (gest. um 200): Adversus haereses, IV. 20, 63

Petrus und Paulus und das Christusmonogramm im Grab des Aurelius, Rom, 4. Jh.

311

In Richtung „inclusive society“ lässt sich die Frage stellen, ob wir vielleicht miteinander „the city of hope“, „the people of hope“ oder „the church of hope“ werden können. Die vier Kriterien kann jeder von uns in einer Partnerschaft, in einer Familie, in einer Institution oder weltweit leben.

Gott wird in seiner Liebe aber immer von dem erkannt, durch den er alles gemacht hat. Das ist aber sein Wort, unser Herr Jesus Christus, der in den letzten Zeiten Mensch unter Menschen geworden ist, um das Ende mit dem Anfang zu verbinden, d. h. den Menschen mit Gott.

Auf dem Jerusalemer Apostelkonvent werden in Gegenwart der Apostel der Urgemeinde wichtige Entscheidungen zur Heidenmission getroffen. Der Konvent gilt als Geburtsstunde des Christentums als Weltreligion.

Gnosis

Das ThomasEvangelium

Gnostizismus – von griechisch gnosis, Erkenntnis – war eine religiös-philosophische Bewegung im 2. und 3. Jahrhundert. Nach gnostischer Lehre fielen Funken (Samen) des Göttlichen Wesens aus der transzendenten geistigen Sphäre in die materielle, böse Welt. Durch die Wiedererweckung des göttlichen Elements mit Hilfe von Erkenntnis könnte der Mensch in seine Heimat, den spirituellen Bereich des Transzendenten, zurückkehren.

Dem Christentum nahestehende Gnostiker entwickelten eine eigene Interpretation des Wirkens Jesu. Sie verfassten apokryphe Evangelien wie das Thomas- und das Marien-Evangelium, mit denen sie belegen wollten, dass Christus als der göttliche Geist im Körper des Menschen Jesus lebte. Zu den bekanntesten christlichen Gnostikern zählen Valentinus und sein Schüler Ptolemäus. Mit der Entwicklung der christlichen Mystik und Askese verschwand die gnostische Bewegung am Ende des 3. Jh. Im Irak gibt es heute noch eine kleine, nicht-christliche gnostische Sekte, die Mandäer.

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

Redaktion: Heinz Finster/Steffen Zimmermann, katholisch.de

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Ursprung | Geist | Wandel 1. Anfänge des neuen Weges: Urkirche (1. bis 3. Jh.) Die Urkirche

Die christliche Kirche entstand als kleine jüdische Sekte, die sich aber sehr bald auf die umliegenden Gegenden ausbreitete. Durch Mission wurden einzelne „Gemeinden“ christlich gemacht (z.B. Korinth, Ephesos etc.).

Vor allem der „Völkerapostel“ Paulus verstand es, das Christentum von seinen jüdischen Wurzeln zu trennen und es für alle Menschen zugänglich zu machen.

Die Ausbreitung des Christentums geschah zum Teil mit ungeheurer Geschwindigkeit – die Mission der ersten Christen war äußerst erfolgreich.

Der Grund dafür ist wahrscheinlich nicht allein in der Überzeugungskraft der Apostel zu suchen, im Römischen Reich gab es in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung wohl auch ein „religiöses Vakuum“. Der Vielgötterglaube der Römer kam durch die recht anstößigen Geschichten über die Götter immer mehr in Verruf, die Kaiser ließen sich als Götter verehren – und selbst wenn sie absolut unfähig und verrückt waren, unternahmen die Götter nichts! Das Christentum wurde so zur willkommenen Alternative – in nur 3 Jahrhunderten wurde es trotz vieler Verfolgungen zu einem bestimmenden Faktor im Römischen Reich.

Das Leben in der Urkirche

Die ersten Gemeinden lebten intensiv zusammen, sie waren eine verschworene, kleine „Sekte“: „Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam.“ (Apg 4,32–35) a) Man traf sich regelmäßig, zumindest einmal in der Woche zum „Herrenmahl“ in größeren Privathäusern, hielt ein „Abendmahl“ (man hielt sich möglichst genau an das Vorbild des Letzten Abendmahles), besprach Anliegen der Gemeinde, und nach dem Essen feierte man das „Brot-Brechen“, das Sakrament der Eucharistie. Daran durfte aber nur teilnehmen, wer Vollmitglied, also getauft, war. b) Voraussetzung für die Taufe war eine lange (bis zu 3 Jahre dauernde) Vorbereitungszeit.

Die „Katechumenen“ (= Taufbewerber) zählen schon zur Gemeinde und dürfen an ihrem Leben – mit Ausnahme der Eucharistie – teilnehmen.

Der einzige Tauftermin im Jahr war die Osternacht, getauft wurden nur Erwachsene, und die Täuflinge wurden ganz unter Wasser getaucht (heute noch in der Orthodoxen Kirche) = Submersionstaufe. c) Es gab keine Beichte oder ein ähnliches Sündenbekenntnis. Wer an seinem Bruder einen Fehler sah, besprach ihn mit ihm …

Nur 3 schwere Sünden mussten vor der Gemeinde bekannt werden: Apostasie (Glaubensabfall – Opfer für fremde Götter etc.); Mord; Ehebruch.

Themenbereich_04

Weiterarbeiten

Nach dem Bekenntnis folgten Strafen der Gemeinde, meist wurde man für eine bestimmte Zeit aus der Gemeinde ausgeschlossen. Die Wiedereingliederung in die Gemeinde und damit Vergebung der Sünden erfolgte immer am Gründonnerstag – so konnten die Büßer die Feierlichkeiten zu Ostern mitfeiern – und dieser Tag erhielt dadurch auch seinen Namen: Die Büßer zogen weinend, „greinend“ in die Versammlung ein – Wolfgang Schweighofer der „greinende“ Donnerstag!

Christen im römischen Reich

Um 200 n. Chr. kann der christliche Afrikaner Tertullian den Heiden vorrechnen: „Wir Christen sind erst von gestern und füllen schon den Erdkreis und all das Eure, die Städte und Inseln, die Gemeinden und Ortschaften, sogar das Lager, den Palast und das Forum – nur die Tempel haben wir euch gelassen.“ Von den 50 Millionen Einwohnern des Römischen Reiches sind um 300 etwa 7 Millionen, d. h. 15%, bereits Christen. Wie lässt sich die rasche Ausbreitung des Christentums erklären? Äußere Gründe ■■ ein hervorragend ausgebautes Netz von Verkehrsund Handelswegen; ■■ das Volksgriechisch als „internationale“ Verkehrssprache; ■■ der Friede des augusteischen Zeitalters; ■■ die religiöse Toleranz des römischen Staates.

Innere Gründe ■■ die Verpflichtung der Christen zur Mission; ■■ die Fähigkeit des Christentums, gewachsene nichtchristliche Überlieferungen kritisch aufzunehmen und in christlichem Geist umzugestalten; ■■ die innere Kraft der Kirche, Menschen aus verschiedenen Völkern, Rassen/Kulturen zusammenzuführen; ■■ die Erschütterung des Glaubens an die alte Götterwelt; ■■ eine tiefe religiöse Sehnsucht nach innerem Frieden und Erlösung durch einen Heiland; ■■ die Attraktivität des christlichen Glaubens für die „Mühseligen und Beladenen“ (Mt 11,28), die kleinen Leute und Sklaven, denen er ein Gefühl für ihre Würde schenkt; ■■ die Anziehungskraft des Christentums auf wahrheitssuchende Menschen; ■■ die glaubwürdige Lebensweise der Christen: Ausgleich sozialer Gegensätze, Zusammenhalt der Gemeinden, Übereinstimmung von Glauben und Handeln; ■■ die beeindruckende Standhaftigkeit von Märtyrern (griech. = [Blut-]„Zeugen“).

Ix/Kaldewey: Religion, 86f.

Willy Fries, Wandbild „Das große Gastmahl“, 1965, 180 x 270, 1965. www.willy-fries.ch/category/grosse-tafelbilder/



Geben Sie die wichtigsten Etappen der Christentumsgeschichte im Altertum wieder!  Beschreiben Sie das Leben in der Urkirche in den wesentlichen Aspekten! 

Charakterisieren Sie das Umfeld, in dem das Christentum Fuß zu fassen versucht!  Erörtern Sie aus heutiger Sicht, wie es dazu kommen konnte, dass aus einer „Sekte“ eine Staatskirche werden konnte und wie eine solche Entwicklung unter heutigen Umständen verlaufen würde!  Überprüfen Sie die Rolle des Christentums im römischen Reich anhand der Entstehung des Weihnachtsfestes!  Gestalten Sie die ersten Jahrhunderte in Form eines Flussdiagramms!

INTERRELIGIÖSE DIALOGE

Humorvoll betrachtet ...

Weihnachtsfest Christus ersetzt den Sonnengott. – Der früheste Beleg für den 25. Dezember findet sich in einem Kalender, den der römische Gelehrte Furius Dionysius Filocalus im Jahre 354 für den christlichen Aristokraten Valentinus anfertigte. Am Anfang einer Liste der Todestage von Märtyrern heißt es unter 25. Dez. ganz unspektakulär: natus Christus in Betleem Iudeae. Für die Wahl dieses Datums gibt es einen plausiblen Grund: der 25. Dezember wurde unter Kaiser Aurelian zum Festtag des römischen Sonnengottes, Sol invictus. Mit dem Aufstieg des Christentums zur römischen Staatsreligion im 4. Jahrhundert wurde dieser Termin sozusagen „frei“ für eine christliche Feier. Was bot sich dafür besser an als die Geburt Jesu mit ihrer Affinität für Lichtmetaphern? Ein historisch versierter Fundamentalist könnte nun aus diesem Befund den Schluss ziehen, dass das Weihnachtsfest jeder Grundlage entbehrt und abgeschafft werden sollte. Aber Feste rufen nicht einfach historische Tatsachen ins Gedächtnis, sie haben Zeit übergreifenden Charakter und bringen elementare Erfahrungen wie Geburt und Erneuerung symbolisch zum Ausdruck.

Moisés Mayordomo

„Pro Verbesserungsvorschlag zahlen wir 500 Euro“, hängt am schwarzen Brett der Firma. „Ich habe bereits die erste Prämie kassiert“, erzählt Waltraud stolz ihrer Kollegin Annemarie.

– „Ach ja, und was hast du vorgeschlagen?“, will die wissen.

– „Die Prämie auf die Hälfte herunterzusetzen.“

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

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Themenbereich_04

Ausgangspunkte

Ursprung | Geist | Wandel 1.1 Die Christenverfolgung 1. Einzelne Verfolgungen (bis 64)

Bis ca. 100 wurden die Christen eigentlich ignoriert, die Ausschreitungen Neros, die sich auf die Stadt Rom beschränkten, waren die Gewalttaten eines Tyrannen, der die Schuld am Brand Roms von sich auf die Christen abwälzte.

2. Gelegentliche Christenverfolgungen (64 bis 250)

Die auf dem Palatin in Rom gefundene Ritz-Zeichnung (um 230 n. Chr.) dokumentiert eine frühe Herabwürdigung des christlichen Glaubens. Die Zeichnung zeigt ein Mischwesen zwischen Esel und Mensch am Kreuz und davor einen Mann, von dem die griechische Umschrift mitteilt: „Alexamenos betet seinen Gott an.“ Foto: SB

Christenverfolgung Deshalb also sind die Christen Staatsfeinde, weil sie den Kaisern weder sinnlose noch verlogene oder verwegene Ehrungen erweisen, weil sie als Menschen, die die wahre Religion besitzen, auch die Festtage der Kaiser lieber in ihrem Herzen als mit Ausschweifungen feiern.

Tertullian, Apg 35,1

Apophthegmata Patrum Dies ist eine Sammlung von kurzen Redewendungen (Apophthegmata), die den ersten christlichen Mönchen Ägyptens zugeschrieben werden, z.

B. Abbas Poimen: „Da ist ein Mensch, der scheint zu schweigen, aber sein Herz verurteilt andere. Ein solcher redet in Wirklichkeit ununterbrochen. Und da ist ein anderer, der redet von der Frühe bis zum Abend, und doch bewahrt er das Schweigen, das heißt, er redet nichts Nutzloses.“

Zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert flackern an verschiedenen Orten des römischen Reiches immer wieder Verfolgungen auf, die einzelne Christen treffen.

Dazwischen gibt es längere Zeiten der Duldung, doch muss jeder Christ mit der Möglichkeit rechnen, Freiheit und Gesundheit, Familie und Leben zu verlieren. Eine Erklärung hierfür ist die Unbeliebtheit der Christen, die sich in der Welt nicht heimisch fühlen, sondern wie ortsansässige Fremde leben (vgl. Phil 3,20; 1 Petr 2,11f). Zwar übernehmen sie bewusst Verantwortung in Familie und Beruf, verzichten aber auf eine aktive Mitgestaltung der Welt. Sie distanzieren sich von Luxus und ausschweifenden Vergnügungen, doch sie zahlen Steuern und erkennen die staatliche Obrigkeit an (vgl. 1 Petr 1,13–17). Sie fehlen bei öffentlichen Feiern, lehnen die religiöse Verehrung des Kaisers ab und vertreten ihren Glauben mit absolutem Anspruch. Sie schließen Nichtchristen von ihren Veranstaltungen aus.

3. Allgemeine Christenverfolgung: (250 bis 311)

Auf kaiserlichen Befehl setzen systematische Christenverfolgungen ein. Das Römische Reich wird von verheerenden Seuchen, wirtschaftlicher Not und Einfällen der Barbaren am Beginn der Völkerwanderung heimgesucht. Vor allem die Kaiser Decius (249–251) und Diokletian (284–305) suchen, die Einheit des Reiches zu erhalten und die Gunst der alten staatsschützenden Gottheiten wiederzugewinnen. Darum lassen sie alle Christen verfolgen, die sich weigern, den Staatsgöttern zu opfern. Schließlich versucht man, die Kirche als Gemeinschaft zu zerstören und auszurotten. Denn man empfindet die christlichen Gemeinden, die über eine gefestigte Organisation verfügen, als „Staat im Staat“.

Viele Christen opfern oder erkaufen sich Opferbescheinigungen. Diejenigen Christen, die für ihre Überzeugung sterben, werden als Märtyrer, d. h. als „Zeugen“ verehrt; wie Jesus gleichen sie dem Weizenkorn, das stirbt, doch reiche Frucht bringt (vgl. Joh 12,24). Wer Folterungen, Gefangenschaft oder Zwangsarbeit in Bergwerken überlebt hat, steht in der christlichen Gemeinde als „Bekenner“ (lat. confessor) in hohem Ansehen.

Im Osten erkennt Galerius die Aussichtslosigkeit der Christenverfolgungen; er erlässt auf seinem Sterbebett ein Toleranzedikt (311).

6

„Die Christen sind Menschen wie die übrigen: sie unterscheiden sich von den anderen nicht nach Land, Sprache oder Gebräuchen. Sie bewohnen keine eigene Stadt, sprechen keine eigene Mundart, und ihre Lebensweise hat nichts Ungewöhnliches. Auch haben sie ihre Lehre nicht durch ihr eigenes Nachdenken und durch wissensdurstige Forschung gefunden. Sie ragen auch nicht, wie das einige Gelehrte tun, durch menschliche Weisheit hervor. Sie wohnen vielmehr in den Städten der Griechen und der Barbaren, wie es einem jeden das Los beschieden hat, und folgen den jeweils einheimischen Gesetzen in Kleidung, Nahrung und im ganzen übrigen Leben. Wie sie jedoch zu ihrem Leben als solchem stehen und es gestalten, darin zeigen sie eine erstaunliche und, wie alle zugeben, unglaubliche Besonderheit.

Sie wohnen zwar in ihrer Heimat, aber wie Zugereiste aus einem fremden Land. An allem haben sie teil wie Bürger, ertragen aber alles wie Fremde. Jede Fremde ist ihnen Heimat und jede Heimat Fremde. Sie heiraten wie alle anderen und zeugen Kinder, aber sie verstoßen nicht die Frucht ihres Leibes. Den Tisch haben sie alle gemeinsam, nicht aber das Bett. Sie sind im Fleisch, leben aber nicht nach dem Fleisch; sie weilen auf der Erde, aber ihre Heimat haben sie im Himmel. Sie gehorchen den Gesetzen, überbieten aber die Gesetze durch ihr eigenes Leben.

Sie lieben alle Menschen, und doch werden sie von allen verfolgt. Man kennt sie nicht, und doch verurteilt man sie. Sie werden getötet, aber wieder lebendig gemacht. Sie sind arm, machen aber viele reich. Sie leiden Mangel an allem und haben Überfluss in allem. Sie werden geschmäht und in der Schmähung verherrlicht.

Sie werden gelästert, aber gerechtfertigt. Sie werden beschimpft, doch sie segnen. Sie werden verachtet, doch sie erweisen Ehre. Sie tun Gutes und werden dennoch bestraft, als wären sie böse. Sie werden gezüchtigt und freuen sich, als bedeute es das Leben. Von den Juden werden sie bekämpft wie Fremde, von den Griechen werden sie verfolgt, obwohl die Hasser den Grund ihres Hasses nicht nennen können.“ Lektionar zum Stundenbuch, Heft 3, Osterzeit, 1. Jahresreihe, 149–151.

VERNETZUNGEN

Erfahrungsschatz der Kirche ...

Das Martyrium ist das erhabenste „Ihicimus Zeugnis, das man für die Wahrheit des Glaubens ablegen kann; es ist ein Zeugnis bis zum Tod. Der Märtyrer legt Zeugnis ab für Christus, der gestorben und auferstanden ist und mit dem er durch die Liebe verbunden ist. Er legt Zeugnis ab für die Wahrheit des Glaubens und die christliche Glaubenslehre. Er nimmt in christlicher Stärke den Tod auf sich.

KKK, 2473

Die Christen in der Welt – Der Brief an Diognet Der „Diognetbrief“ – entstanden Ende des 2. Jh. – ist eine an den Heiden „Diognet“ gerichtete „Verteidigung“ des Christentums. Die Schrift beginnt mit den Worten: „Wie ich sehe, vortrefflicher Diognet, bist du mit ungewöhnlichem Eifer bestrebt, die Religion der Christen kennenzulernen und erkundigst dich ganz genau und mit Sorgfalt über diese.“ Der Diognetbrief enthält viele bemerkenswerte Beschreibungen und Interpretationen des Lebens der frühen Christen:

Der vielbewunderte Philosophenkaiser als Christenverfolger

Die Christenverfolgung nimmt zu.

Hilfe für bedrohte Christen.

Marcus Aurelius ging nicht nur als sogenannter „Philosophenkaiser“ in die Geschichte ein, sondern auch als ein von den Kirchenvätern verfluchter Christenverfolger. Inwieweit es ihm tatsächlich ein Anliegen war, gegen die christlichen Bevölkerungsteile des Römischen Reichs vorzugehen, ist ungewiss. In einem Schreiben an den gallischen Statthalter befiehlt der Kaiser beispielsweise, dass jene, die sich standhaft zum Christentum bekennen, hinzurichten seien. Die Leugner jedoch, die ihrem Glauben abschwören, sollten verschont werden.

Trotz des dargebotenen Auswegs starben laut Eusebius innerhalb kürzester Zeit zehntausende Christen einen qualvollen Märtyrertod; so viele wie seit Neros unseligen Zeiten nicht mehr.

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

Hirtenbrief betonte die unbedingte Bejahung der Demokratie, verbunden mit der Aufforderung an die Gläubigen, sich in ihr aktiv zu beteiligen. Im Sozialhirtenbrief von 1990 verurteilten die Bischöfe die Abtreibung, setzten sich aber nicht für eine Verschärfung des Strafrechts ein.

Ursprung | Geist | Wandel

Themenbereich_04

Ab 1991 wurden die Auswirkungen des Zerfalls Jugoslawiens in Österreich spürbar.

Die Aktion „Nachbar in Not“ im Zusammenwirken von Caritas, Rotem Kreuz und ORF löste große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung aus. Die sozialpolitische Kompetenz der Caritas gewann in den Jahren danach zusehends an Bedeutung.

2007 besuchte Papst Benedikt XVI. Österreich. Dieses große Glaubensfest mit dem Papst stand unter dem Leitwort „Auf Christus schauen“. Papst Benedikt XVI. erinnerte in seinen Ansprachen an die „tragenden christlichen Wurzeln“ der Identität Europas.

Besonders betonte der Papst, „dass das Christentum mehr und etwas anderes ist als ein Moralsystem, als eine Serie von Forderungen und Gesetzen. Es ist das Geschenk einer Freundschaft, die im Leben und Sterben trägt.“

2. Konstantinische Wende: Reichskirche (4. bis 6. Jh.) Das Christentum wird Staatsreligion

Die Christenverfolgungen haben nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt. In Kaiser Konstantin (306–337) festigt sich daher die Überzeugung, dass der Christengott mächtig und es deshalb aussichtslos sei, das Christentum auszurotten. Vielmehr scheint es ihm geraten, Staat und Gesellschaft unter den Schutz dieses Gottes zu stellen und die Anhänger der neuen Religion für die Neuordnung des Staates zu gewinnen.

In ihrem Abkommen von Mailand (313) gewähren Konstantin und seine Mitkaiser den Christen Religionsfreiheit: Das Christentum wird als „erlaubte Religion“ anerkannt, Christen dürfen einflussreiche Stellen einnehmen, und Bischofssitze können Vermögen erwerben.

Bald schon beginnt Konstantin – nun Alleinherrscher –, das Christentum zu bevorzugen: Die Bischöfe stellt er den Reichsbeamten gleich; sie dürfen bei Zivilstreitigkeiten Recht sprechen. Die Kleriker werden von der Steuer und vom Wehrdienst befreit. Der Kaiser fördert den Bau prächtiger Kirchen. Das Christentum soll die Stelle einnehmen, die bisher die römische Religion innehatte, und dem Kaiser helfen, das Wohl des Reiches zu fördern.

Kaiser Theodosius erhebt schließlich das Christentum zur alleinigen Staatsreligion (391).

Die Konstantinische Wende bringt eine Fülle von tiefgreifenden Veränderungen mit sich; umstritten ist, inwieweit sie als Vorteile oder Nachteile zu bewerten sind.

Weiterarbeiten

Konstantinische Wende

AHS 8 - Leben Glauben Lernen 4

Der Legende nach erschien dem Kaiser Konstantin vor der Schlacht gegen Maxentius an der Milvischen Brücke in einer Vision das Kreuz mit der Inschrift „In hoc signo vinces“ – „In diesem Zeichen wirst du siegen“ (hier dargestellt in den Stanzen des Raffael [1508– 1524, Sala di Costantino, Vatican]), worauf Konstantin den Christen im Jahre 313 mit dem Edikt von Mailand die freie Ausübung der Religion gestattete.

Auswirkungen des Mailänder Edikts ■ Das Christentum kann sich ungehindert ausbreiten.

■ Christlicher Glauben prägt das sittliche Bewusstsein.

■ Synoden und Konzilien bieten ein Forum, allgemein verbindliche Lehrsätze zu definieren. Die Kaiser wirken auf die Verabschiedung dieser Dogmen ein.

■ Der Sonntag wird durch Reichsgesetz eingeführt, der Ostertermin geregelt.

■ Es lohnt sich jetzt, Christ zu sein. Deshalb kehren viele Abgefallene zurück, und Heiden lassen sich in Massen taufen.

■ Die Christen werden intolerant. Bischöfe setzen die Schließung der Tempel durch und lassen die Verfolgung der Heiden durch den Mob zu. Christliche Theologen polemisieren gegen das Judentum, Ausschreitungen des Pöbels werden immer häufiger.

Im Jahre 325 hat Kaiser Konstantin (Bildmitte) das Erste Konzil von Nicäa in die kleinen Stadt Nicäa (heute Íznik, Türkei) einberufen, um den in Alexandria ausgebrochenen Streit über das Wesen Jesu zu schlichten. Gekommen waren zwischen 200 und 318 Bischöfe. Der Kaiser bezeichnete sich selbst als „Bischof der Bischöfe“. wmc

Volker Stelzmann (*1940), Die Berufenen: Petrus, Andreas, Thomas (1988). Der Künstler will mit diesem Bild Betroffenheit und Selbstfindung auslösen. Er ist daran interessiert, Menschen mit ihrem Ort in Gesellschaft und Kirche zu konfrontieren. Mit den vertrauten Namen der Apostel möchte er lebensnahe Vorstellungen verbinden. Foto: wmc

■ Die Kaiser üben auf die Konzilien Druck aus. Sie setzen die Anerkennung der Entscheide mit politischen Mitteln durch.

■ Die enge Verbindung von Kirche und Staat zeigt sich auch im Einfluss des steifen byzantinischen Hofzeremoniells auf die Liturgie.



Geben Sie den Inhalt aus dem Diognet-Brief in eigenen Worten wieder!  Fassen Sie die Folgen des „Mailänder Edikts“ für das Christentum zusammen! 

Erläutern Sie den Begriff „Christenverfolgung“!  Problematisieren Sie den Begriff „Staatsreligion“ im Blick auf damals und heute! 

Nehmen Sie zum Begriff „Martyrium“ kritisch Stellung bzw. diskutieren Sie seine Bedeutung für unsere Zeit!

Ix/Kaldewey: Religion, 90f.

INTERRELIGIÖSE DIALOGE

Humorvoll betrachtet ...

Wüstenväter – Wüstenmütter Die ersten Mönche des Christentums, die sog. Wüstenväter oder Anachoreten, führten vom 4.–6. Jh. ein asketisches Einsiedlerleben in den Wüstengebieten des Nahen Ostens. Kein Besitz, keine Gesellschaft, keine Abhängigkeit sollte sie davon ablenken, auf das eigene Herz zu hören. Sie waren, um das Wort „Anachoret“ salopp, aber nicht ganz falsch zu übersetzen, „Aussteiger“.

In einer Geschichte, die von den Wüstenvätern überliefert ist, wird die Seele mit einem stehenden Wasser verglichen. Wenn die Oberfläche des Wassers z. B. durch Wind aufgeraut wird, ist die Tiefe nicht zu erkennen. Auch ist es dann nicht möglich, sich im Wasser zu spiegeln. Auf die Seele übertragen meint das: Wenn Emotionen einen Menschen beunruhigen, kann er sich in seinem Grund, in seiner Seele, nicht erkennen. Erst wenn das Wasser klar und ruhig ist, wird es möglich, sich darin zu spiegeln und gleichzeitig in die Tiefe zu schauen. Die mitleidlose Selbstbeobachtung hat sie gelehrt, die einschießenden Gedanken als Probleme wahrzunehmen und in ihnen die Ursachen ihrer Verstimmungen und Leidenschaften zu sehen.

Daniel Hell

„Wer war der erste Mann?“, will die Religionslehrerin wissen. – „Adam“, ruft Melanie. – „Prima, und wer war die erste Frau?“ – „Seine Mutter natürlich!“

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

7

15

Themenbereich_04

Ausgangspunkte

Ursprung | Geist | Wandel

Der Weg der Kirche Altertum

Mittelalter

Neuzeit

Die Taufe

des fränkischen Merowinger-Königs Chlodwig I. um das Jahr 498 gilt als die Geburtsstunde des christlichen Abendlandes und markiert deshalb eine Zeitenwende. Dadurch wird die Voraussetzung für die Bekehrung des gesamten fränkischen Königreichs zum Christentum geschaffen.

Die Taufe Chlodwigs hat große kirchengeschichtliche Bedeutung. Sie führt letztendlich zur Christianisierung und Katholisierung aller im fränkischen Reich zusammengeführten germanischen Stämme. wmc

754

Der fränkische König Pippin der Jüngere (751–768) unterstützt Papst Stephan II. (752–757) beim Kampf gegen die in Mittelitalien residierenden Langobarden.

Pippin verspricht, dem Papst die eroberten Gebiete zu übertragen.

Diese so genannte „Pippin‘sche Schenkung“ ist die Geburtsstunde des Kirchenstaates. Zugleich etabliert sich der Papst durch das Bündnis mit dem weltlichen Herrscher als Oberhaupt der Christen in West- und Mitteleuropa.

Der Glaube ist frei Der Glaube ist Sache des freien Willens, nicht des Zwanges.

Heranziehen kann man die Menschen zum Glauben, nicht zwingen.

Gewiss, zur Taufe kann man sie zwingen, aber das bedeutet keinen Fortschritt im Glauben. Wo durch Trug das Bekenntnis erpresst wird, kann nicht die Seligkeit untrüglich sein. Darum müssen die Prediger das Heidenvolk mit friedlichen und klugen Worten unterweisen.

Alkuin, Lehrer und Ratgeber Karls d. Gr.

Wenn ihr nicht alles, was ihr in der Welt besitzt, verlassen könnt, so behaltet die zeitlichen Güter doch wenigstens nur so, dass ihr von ihnen nicht wie von Fesseln an die Welt geschmiedet werdet.

Gregor I., † 604, Papst, Kirchenlehrer

Wenn der böse Feind einen Betenden erblickt, dann gibt er ihm am meisten zerstreuende Gedanken bei.

Isidor v. Sevilla, † 636, Bischof von Sevilla

Erfahrungsschatz der Kirche ...

Die heilige Taufe ist die Grundlage des ganzen christlichen Lebens, das Eingangstor zum Leben im Geiste [vitæ spiritualis ianua] und zu den anderen Sakramenten. Durch die Taufe werden wir von der Sünde befreit und als Söhne Gottes wiedergeboren; wir werden Glieder Christi, in die Kirche eingefügt und an ihrer Sendung beteiligt.

719–754: Bonifatius (672–754), der Apostel Deutschlands, zieht als Missionar durch das fränkische Königreich und gründet zahlreiche deutsche Bistümer.

Der fränkische König Chlodwig I. (482–511) konvertiert als erster germanischer Herrscher zum katholischen Christentum. Eine Voraussetzung für die Hinwendung des gesamten fränkischen Königreichs zum Christentum.

Benedikt von Nursia (um 480–547) gründet das Kloster von Montecassino, das als Stammkloster des Benediktinerordens und bedeutendstes geistliches Zentrum des Mittelalters gilt.

1054

Nach der Exkommunikation des Patriarchen von Konstantinopel durch einen Gesandten von Papst Leo IX. (1049–1054) kommt es zum endgültigen Bruch zwischen römischer West- und orthodoxer Ostkirche. Die Kirchentrennung dauert bis heute an, obwohl die Exkommunikation 1965 aufgehoben wurde. bis 1122: Mit dem Investiturstreit zerbricht das jahrhundertealte Bündnis von Kaiser- und Papsttum. Der Streit zwischen Kaiser Heinrich IV. (1056–1106) und Papst Gregor VII. (1073– 1085) dreht sich um die Frage, wem das Recht zukommt, Bischöfe in ihr Amt einzusetzen.

Höhepunkt des Streits, der erst 1122 mit dem „Wormser Konkordat“ gelöst wird, ist Heinrichs Bußgang nach Canossa.

Franz von Assisi (1181/1182– 1226) lebte streng nach dem Vorbild des Jesus von Nazaret und gründete den Orden der Minderen Brüder, die Franziskaner.

bis 1099: Nach einem Aufruf von Papst Urban II. (1088–1099) kämpft ein europäisch-christliches Heer im ersten Kreuzzug um die Rückeroberung Jerusalems und Palästinas von den Muslimen. Bis 1270 folgen sechs weitere Kreuzzüge, als letzte christliche Festung im Heiligen Land fällt Akkon (1291).

300

400

500

600

700

800

900

Papst Bonifatius VIII. (1294–1303) erlässt die Bulle „Unam Sanctam“.

Diese betont die Einzigartigkeit der katholischen Kirche und gilt als wichtigstes Dokument des päpstlichen Hoheitsanspruches.

1309

bis 1377: Unter dem Druck der französischen Krone verlegt das Papsttum seinen Sitz ins südfranzösische Avignon. Diese so genannte „Babylonische Gefangenschaft“ ist Sinnbild für den Niedergang des Papsttums im Spätmittelalter. Erst Papst Gregor XI. (1370–1378) kehrt 1377 nach Rom zurück.

1378

bis 1417: Nach dem Tod von Gregor XI. kommt es nacheinander zur Wahl von zwei Päpsten.

Dies löst das „Große Abendländische Schisma“ aus, die bis 1417 andauernde Spaltung der katholischen Kirche mit Päpsten, die gleichzeitig Rechtmäßigkeit beanspruchen.

Das Konzil von Pisa versucht das Schisma zu überwinden. Dieses Ziel wird jedoch nicht erreicht, stattdessen wird mit Alexander V. (1409/10) ein dritter Papst neben Gregor XII. (1406–1415) und Benedikt XIII. (1394–1417) gewählt.

1414

bis 1418: Auf dem Konzil von Konstanz werden die drei konkurrierenden Päpste „abgesetzt“; damit ist das „Große Abendländische Schisma“ überwunden. Zum neuen, allgemein anerkannten Papst wird Martin V. (1417–1431) gewählt.

1419

Nach der Verbrennung des tschechischen Reformators Jan Hus während des Konstanzer Konzils erheben sich dessen Anhänger gegen den böhmischen König Wenzel. Dabei kommt es am 30.

Juni zum 1. „Prager Fenstersturz“.

1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2000

Kunst der Antike (Mesopotamien, Ägypten, Griechenland, Rom) Kunst des frühen Mittelalters 1. Islamische Kunstepoche

2. Islamische Kunstepoche Karolingische Kunst Ottonische Kunst Romanik Gotik

Epochen der Kunst

KKK, 1213

8

1302

Die Gründung des Benediktinerklosters im burgundischen Cluny ist Ausgangspunkt für bedeutende Klosterreformen in ganz Europa.

1096

200

Auf dem 4. Laterankonzil wird der Text eines für die gesamte katholische Kirche verbindlichen Glaubensbekenntnisses beschlossen.

1409

1075

500 400 300 200 100 Christi v. Chr. v. Chr. v. Chr. v. Chr. v. Chr. Geburt 100

1215

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

3. Islamische Kunstepoche Renaissance Manierismus Barock Klassizismus Romantik Biedermeier Historismus Realismus Impressionismus Jugendstil Moderne Postmoderne

Redaktion: Heinz Finster/Steffen Zimmermann, katholisch.de; Fotos: wmc

498

Ursprung | Geist | Wandel 3. Germanisch-lateinische Kirche (5. bis 8. Jh.) Die Germanenmission

Die Begegnung der Germanen mit dem Christentum vollzieht sich in mehreren Etappen. Mit den römischen Besatzungstruppen kommen auch christliche Soldaten, Beamte und Händler in die römischen Ansiedlungen an Donau, Mosel und Rhein.

Sie schließen sich zu Gemeinden zusammen. Auch sie haben unter den Christenverfolgungen zu leiden; davon geben die Gräber von Märtyrern und die Namen alter Kirchen Zeugnis (St. Alban in Mainz, St. Ursula und St. Gereon in Köln, die Kirche der beiden Wehrdienstverweigerer St. Cassius und Florentius in Bonn, der Viktorsdom in Xanten).

Obwohl die Christen zur Besatzungsmacht gehören und in fremden Sprachen reden, werden schon im 4. Jahrhundert christliche Wörter von den Germanen übernommen (z. B. episcopus = Bischof, offertorium = Opfer, eleemosýne = Almosen, kyriaké = Kirche).

Soldaten und Gefangene sowie Händler und Beamte mit ihren Familien, die im Römischen Reich oft weite Entfernungen zurücklegen, geben den Glauben weiter.

Das Christentum fasst zunächst in den Städten Fuß, wo verhältnismäßig selbstständige Gemeinden mit je eigenem Gepräge entstehen.

Als sich die kaiserlichen Soldaten und Beamten nach und nach aus Germanien zurückziehen, bleiben dort einige römisch-germanische Gemeinden unter der Leitung von Bischöfen zurück.

Trotz zahlreicher militärischer Erfolge erkannten die Germanen die kulturelle Überlegenheit der Mittelmeerländer. Mit der Kultur übernahmen sie deren Glauben.

Die christliche Überzeugung, dass die Menschen in Gott ihren Anfang und ihr Ziel haben, überformt germanischen Schicksalsglauben und gibt ihrem Leben einen neuen Sinn.

Der sittliche Ernst der Christen beeindruckt sie tief. Deshalb erfolgt der Eintritt der Germanen in die Kirche fast durchwegs freiwillig. Nach germanischer Sitte tritt mit dem Fürsten dessen ganze Gefolgschaft zum Christentum über.

Die Christianisierung der Germanen legt das Fundament für die politische, religiöse und kulturelle Einheit des Abendlandes. An die Stelle des untergegangenen Römerreiches tritt eine vom Christentum geprägte neue Ordnung, und die Kirche erweist sich als stabilisierende Kraft in einer verwirrenden Zeit des Übergangs.

Die weltlichen Herrscher werden zu entschlossenen Verteidigern des Christentums – besonders in der Auseinandersetzung mit dem Islam.

Themenbereich_04

Weiterarbeiten

Das Mittelalter

1. Weltanschauung Die abendländische Bevölkerung hatte eine gemeinsame Weltanschauung, die von allen ohne Ausnahme geteilt wurde und letztlich auf der allgemeinen Anerkennung der geistig–seelischen Bindung des Menschen an Gott beruhte.

Es gab nur eine, für alle Menschen verpflichtende Wahrheit, ein höchstes, von niemandem geleugnetes sittliches Gesetz und eine letztentscheidende höchste moralische Autorität auf Erden: die Kirche, der sich alle beugten (oder unterworfen wurden – siehe Kreuzzüge!).

Man war bemüht, die Einheit des Abendlandes zu erhalten, Inquisition und Ketzerverfolgung dienten vor allem diesem Ziel.

2. Symbiose Kirche – Staat Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat wurde dualistisch gesehen, bildlich dargestellt in der Form einer Ellipse, deren beide Brennpunkte Papsttum und Kaisertum waren. Zu Spannungen und Kämpfen zwischen beiden kam es nur, wenn das Kräfteverhältnis gestört war (Investiturstreit!).

Der Untergang des Kaiserreiches zog so den Niedergang des Papsttums notgedrungen nach sich. Da aber beide das Abendland zusammengehalten hatten, war die Auflösung unausbleiblich.

3. Ständeordnung Die ständische Gliederung des öffentlichen Lebens galt als gottgewollte Ordnung und die niederen Schichten konnten sich umso leichter damit abfinden, da die christliche Lehre von der prinzipiellen Gleichheit aller Menschen in der Lage war, ihr die Schärfe zu nehmen.

Lehenswesen und Feudalordnung basierten auf der Ständeordnung und fanden ihre Entsprechung in der Feudalisierung der Kirche: Der Adel besaß ein Monopol auf die Bischofssitze und die reichsten Güter der Kirche, die praktisch ganz in den Händen der Reichen lag.

4. Bildungsmonopol Die Kirche besaß ein Bildungsmonopol, das praktisch bis ins 13. Jahrhundert unangefochten blieb. Jeder geistig Tätige war Kleriker, auch die Universitäten entstanden um 1200 als kirchliche Gründungen mit päpstlichen Privilegien.

Erst gegen Ende des Mittelalters gab es auch gebildete Laien, Juristen, Ärzte oder Philosophen, die eigene Bedeutung erlangten.

Wolfgang Schweighofer

Das 5. und 6. Jh. führte Ravenna in eine byzantinisch geprägte kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. Im Bild Mosaiken aus dem Mausoleum der Galla Placidia, 430 n. Chr. wmc



Geben Sie die wichtigsten Etappen der Christentumsgeschichte im Mittelalter wieder! 

Formulieren Sie die Grundidee mönchischen Lebens!  Charakterisieren Sie das mittelalterliche Selbstverständnis der römischen Kirche!  Erläutern Sie die sogenannte Germanenmission!  Analysieren Sie das Bild der Taufe Chlodwigs I.! 

Erörtern Sie jene Aspekte der Epoche des Mittelalters, die in der Gegenwart eine Bedeutung haben könnten!  Überprüfen Sie die Bedeutung der Taufe eines Herrschers (z. B. Chlodwig I.) damals und heute!

INTERRELIGIÖSE DIALOGE

Humorvoll betrachtet ...

Die Grundidee des mönchischen Lebens

In der Bibel steht, dass Männer ihre Frauen lieben sollen, da steht nicht, dass wir sie verstehen sollen.

Das Mönchtum ist in den Religionen weit verbreitet. Aus Glaubensgründen wählen Männer und Frauen vorübergehend oder auf Dauer eine besondere Lebensform, die sich an religiösen Idealen ausrichtet. Mönche (griech. = „die alleine leben“) üben Askese (griech. = „Übung“), d. h. sie verzichten auf Besitz und Macht, Ehe und Familie und schränken ihre Grundbedürfnisse wie Speise und Trank, Schlaf, Geschlechtsleben, Kleidung und Wohnung ein. Dieses Leben vollzieht sich im Einsiedlertum, in der Wanderaskese oder in klösterlicher Gemeinschaft. Mönche gibt es im Hinduismus und Buddhismus, im Christentum und im Islam, weil diese Religionen glauben, dass der Mensch der Erlösung bedarf und auch Wege zum Heil kennt. Die Motive sind verschieden, z. B. Verachtung der Welt, Sorge um das Seelenheil oder radikale Kritik an einem Dasein, das sich auf das eigene Wohl konzentriert.

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

9

Themenbereich_04

Ausgangspunkte

Wie sein Vater trug auch der US-amerikanische Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King jr. (1929–1968) den Namen des großen Reformators zum Zeichen der Bewunderung für dessen tiefen Glauben. www.artbible.net

Luther im O-Ton Musik ist ein reines Geschenk und eine Gabe Gottes, sie vertreibt den Teufel, sie macht die Leute fröhlich und man vergisst über sie alle Laster.

Worauf du nur dein Herz hängst und verlässest, das ist eigentlich dein Gott.

Der Glaube bringt den Menschen zu Gott, die Liebe bringt ihn zu den Menschen.

Die Arznei macht kranke, die Mathematik traurige, die Theologie sündhafte Menschen.

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Bäumchen pflanzen.

Wer in den Ehestand geht, der geht in ein Kloster voller Anfechtungen.

Fürbitten heißt: jemanden einen Engel senden.

Die Hilfe Gottes ist unser weiter Raum, der uns frei und fröhlich macht.

Martin Luther

Ursprung | Geist | Wandel 6.1 Martin Luther und die Reformation Martin Luther wird am 10. November 1483 in Eisleben geboren, Studium der Theologie, Eintritt in das Augustinerkloster in Erfurt, Versetzung nach Wittenberg.

Luther gelangt zur reformatorischen Erkenntnis, dass der Begriff „Gerechtigkeit Gottes“ nicht den strafenden und richtenden Gott meint, sondern die göttliche Barmherzigkeit, die den Sünder nicht aufgrund seiner frommen Leistungen begnadigt, sondern auf seinen Glauben hin.

31. Oktober 1517: Veröffentlichung von 95 Thesen mit Verurteilung der Ablasspraxis. Luther wird von Rom zum Widerruf aufgefordert, lehnt jedoch ab.

1519: Leipziger Disputation mit Johannes Eck. Luther bestreitet die Heilsnotwendigkeit des päpstlichen Primats und die Irrtumslosigkeit der Konzilien.

1520: Veröffentlichung der 3 reformatorischen Hauptschriften: a) An den christlichen Adel deutscher Nation: Forderung nach Reform des kirchlichen Lebens; Abschaffung des Zölibats, der Ablässe, Beseitigung des Luxus in der Kirche. b) Über die babylonische Gefangenschaft der Kirche: Kritik an der katholischen Sakramentenlehre.

Luther erkennt nur Taufe und Abendmahl als Sakramente an. c) Von der Freiheit eines Christenmenschen: In seinem Glauben ist der Mensch nur Gott verpflichtet.

– Der Ketzerprozess gegen Luther beginnt. Luther verbrennt den Brief mit der kirchlichen Bannandrohung öffentlich in Wittenberg.

1521: Reichstag zu Worms. Luther verteidigt seine Reform. Gegen ihn und seine Anhänger wird die Reichsacht verhängt, seine Schriften werden verboten.

– Luther hält sich unter dem Schutz Friedrich des Weisen 10 Monate auf der Wartburg versteckt. Er

2. Vatikanisches Konzil: UR, 19

16

übersetzt das Neue Testament.

– Ausbreitung reformatorischer Gedanken in ganz Deutschland, z.

T. in extremer Form: Bilderstürmer, Wiedertäufer und Schwärmer.

1525: Bauernkriege. Forderung der Bauern nach sozialer Gerechtigkeit und kirchlichen Reformen.

Der Theologe Thomas Müntzer wird einer der Wortführer. Luther wendet sich mit seiner Schrift Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern gegen die Bauern. Seine unbarmherzige Haltung kostet Luther seine Beliebtheit beim Volk. Thomas Müntzer wird enthauptet.

– Mittlerweile schließen sich große Städte der Reformation an – die konfessionelle Spaltung Deutschlands wird immer deutlicher.

– Reformatorisches Gedankengut kommt nach Österreich, Ungarn, die Niederlande, die Schweiz.

1529: Reichstag zu Speyer: 6 evangelische Fürsten und 14 deutsche Städte protestieren („Protestanten“) gegen die Unterdrückung der Glaubensfreiheit in katholisch regierten deutschen Ländern. Weitere Fürstentümer werden protestantisch.

1530: Augsburger Reichstag. Unter der Leitung von Kaiser Karl V. sollen die religiösen Probleme In Deutschland auf dem Verhandlungswege gelöst werden.

Der evangelische Standpunkt wird in der „Confessio Augusta-

VERNETZUNGEN

Erfahrungsschatz der Kirche ...

Die Kirchen und Kirchlichen Gemeinschaften, die in der schweren Krise, die im Abendland schon vom Ende des Mittelalters ihren Ausgang genommen hat, getrennt wurden, sind mit der katholischen Kirche verbunden, da ja das christliche Volk in den Jahrhunderten der Vergangenheit so lange Zeit sein Leben in kirchlicher Gemeinschaft geführt hat.

Luther als Junker Jörg Lukas Cranach d.Ä. (1521)

na“ zusammenfassend dargelegt und von dem Theologen und Freund Luthers, Philipp Melanchthon, vorgetragen.

– Die Confessio Augustana ist seitdem die wichtigste Bekenntnisschrift der Evangelischen Kirchen, auf ihre Glaubensaussagen werden evangelisch-lutherische Pfarrer bei ihrer Ordination heute noch verpflichtet.

– Die katholische Seite formuliert eine Erwiderung (Confutatio), der sich der Kaiser anschließt – die Evangelischen verlassen daraufhin den Reichstag. Der misslungene Einigungsversuch verstärkt die konfessionelle Gegnerschaft.

1531: Gründung des Schmalkaldischen (Kriegs-)Bundes der Protestanten. Der Kaiser droht den evangelischen Städten und Fürsten offen mit Krieg.

Der Kaiser kann erst nach Abwendung der Türkengefahr im Osten militärisch eingreifen und erzielt zunächst Erfolge. Durch diplomatische Ungeschicklichkeit ist er aber schließlich gezwungen, den Protestantismus in Deutschland zu dulden (Schmalkaldische Kriege 1545–1547).

18. 2. 1546: Tod Luthers. Seine letzten Lebensjahre sind von Krankheit, Enttäuschungen und Bitterkeit gegenüber seinen Gegnern bestimmt. Als Initiator der Reformation bleibt Luther anerkannt, hat aber kaum noch Einfluss auf den politischen Verlauf der konfessionellen Auseinandersetzungen.

1555: Der „Augsburger Reichstag“ schreibt im „Augsburger Religionsfrieden“ die konfessionelle Zersplitterung Deutschlands fest.

Es wird eine Regelung getroffen, die bis in das 19. Jahrhundert weit gehend erhalten bleibt: Religionsfreiheit gibt es nur für den jeweiligen Landesherrn, während sich die Untertanen der Konfession ihres Landesherrn anzuschließen haben (cuius regio, eius religio).

Reformation

Der Deutsche Bauernkrieg

Reformation (lateinisch reformatio, „Wiederherstellung, Erneuerung“) bezeichnet die kirchliche Erneuerungsbewegung zwischen 1517 und 1648, die zur Spaltung des westlichen Christentums in verschiedene Konfessionen (katholisch, lutherisch, reformiert) führte. Die Reformation wurde in Deutschland überwiegend von Martin Luther, in der Schweiz von Huldrych Zwingli und Johannes Calvin angestoßen. Die Reformbewegung spaltete sich aufgrund unterschiedlicher Lehren in verschiedene protestantische Kirchen auf. Die wichtigsten Konfessionen, die aus der Reformation hervorgingen, sind die Lutheraner und die Reformierten (darunter Calvinisten, Zwinglianer und Presbyterianer). Hinzu kommen die radikalreformatorischen Täufer. In Ländern außerhalb Deutschlands verlief die Reformation zum Teil ganz anders. So entstand in England der Anglikanismus und in Teilen Osteuropas der Unitarismus. In Ländern, die der römischen Kirche treu blieben, kamen manche Anliegen der Reformation in der Gegenreformation und der katholischen Reform zum Ausdruck.

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

Ursprung | Geist | Wandel

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6.2 Grundzüge der Reformation

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Auswirkungen der Reformation

■■ Verlust der Einheit: Luther hat nicht beabsichtigt, eine neue Kirche zu begründen. Dennoch entstehen im Verlauf der Reformation mehrere Kirchen und christliche Kofessionen (lat. = „Bekenntnisse“).

■■ Um die Mitte des 16. Jahrhunderts kam eine zweite Generation von Reformatoren zum Zug. In Genf Calvin, in Zürich Heinrich Bullinger, der als Nachfolger von Ulrich Zwingli der Zürcher Kirche vorstand. Deren Beitrag war es, die Reformation theologisch zu konsolidieren – Calvin mit seiner „Institutio Christianae Religionis“ (= „Unterricht in der christlichen Religion“), Bullinger mit dem Zweiten Helvetischen Bekenntnis.

Beide übten einen europaweiten Einfluss auf den Protestantismus aus. Aus ihren Lehren gingen die reformierten Kirchen hervor.

■■ Religionskriege und die Idee der Toleranz: Durch den Verlust der konfessionellen Einheit verstärken sich die politischen und gesellschaftlichen Gegensätze. Im Jahrhundert nach der Reformation kommt es zu Religionskriegen in mehreren Ländern Europas.

Besonders verheerend wirkt sich der Dreißigjährige Krieg (1618– 1648) aus, der ganz Deutschland verwüstet und in rund 370 Kleinstaaten zersplittert.

Gleichzeitig gewinnt die Idee der Toleranz (lat. = religiöse „Duldsamkeit“) an Überzeugungskraft und bereitet den Boden für die neuzeitliche Auffassung vom Staat, in dem Angehörige verschiedener Konfessionen und Weltanschauungen gleichberechtigt miteinander leben.

Was in Religion Sache ist, 119

Foto: wmc

Es ist schwer, die Auswirkungen der Reformation in ihrer Gesamtheit zu überblicken. Hier einige Aspekte:

Die Grundsätze der Reformation ■ Sola fide: Allein durch den Glauben – nicht durch eigenes Bemühen („gute Werke“) kann der Mensch vor Gott bestehen. Dieser Glaube wird durch die Verkündigung des Evangeliums geweckt.

■ Sola gratia: Allein durch die Gnade – nicht durch gute Werke und menschliches Bemühen, wird der Mensch gerecht vor Gott.

■ Sola scriptura: Allein die Heilige Schrift ist Quelle und Maßstab des Glaubens – nicht die Tradition der Kirche mit ihren Konzilsbeschlüssen und päpstlichen Entscheidungen.

■ Solus Christus: Allein in Christus haben die drei Prinzipien ihren Grund.

Allein durch seine Hingabe am Kreuz sind wir ein für alle Mal gerettet und geheiligt.

Schwerpunkte der Reformation ■ Wort und Sakrament: Im Neuen Testament finden sich nur für Buße, Taufe und Abendmahl Einsetzungsworte Christi. Daher lässt Luther Firmung, Ehe, Ordination (Einsetzung als Gemeindeleiter) und Krankensalbung nicht mehr als Sakramente gelten. Luther verlangt, dass die Kirche ihre wichtigsten sinnbildlichen Handlungen unmittelbar auf ein Wort Jesu Christi zurückführen kann. Er fürchtet nämlich, dass sie sonst eigenmächtig über das Heil verfügt.

■ Allgemeines Priestertum: Die Taufe ist die Weihe der Christen, zwischen denen es keine Standesunterschiede geben kann. Luther hält zwar am geistlichen Amt fest, polemisiert aber gegen ein Opferpriestertum, in dem er heidnische Überreste sieht. Dies führt zu tiefgreifenden Veränderungen der Kirchenverfassung.

In manchen reformierten, anglikanischen und altkatholischen Kirchen und anderen christlichen Gemeinschaften können seit dem 20. Jh. auch Frauen geistliche Ämter bekleiden. Foto: Hermann Wakolbinger/Diözese Linz 

Geben Sie einen biografischen Überblick über Martin Luther! 

Zählen Sie Grundsätze der Reformation auf!  Erläutern Sie die „Baustellen“, die durch die Reformation eröffnet wurden!  Erörtern Sie, wie Sie das Vorhandensein verschiedener christlicher Konfessionen wahrnehmen bzw. einschätzen!  Diskutieren Sie einige Anliegen Martin Luthers und bewerten Sie die Folgen der Reformation! 

Entwickeln Sie einige Perspektiven für den Umgang zwischen katholischer Kirche und den verschiedenen reformatorischen Konfessionen!

INTERRELIGIÖSE DIALOGE

Humorvoll betrachtet ...

Bekenntnisse – Die Confessio Augustana (CA), auch Augsburger Bekenntnis (A. B.) oder Augsburger Konfession, ist ein grundlegendes Bekenntnis der lutherischen Reichsstände zu ihrem Glauben. Sie wurde 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg Kaiser Karl V. von den Reichsständen der lutherischen Reformation dargelegt. Sie war Toleranzgrundlage des Augsburger Religionsfriedens und gehört noch heute zu den verbindlichen Bekenntnisschriften der lutherischen Kirchen.

– Das Zweite Helvetische Bekenntnis (H. B., verfasst 1561 von Heinrich Bullinger) ist neben dem Heidelberger Katechismus heute noch das verbreitetste reformierte Bekenntnis. Es wurde von allen reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz mit Ausnahme von Basel angenommen, zusätzlich auch von Genf, und ebenso von den Reformierten in Schottland, Polen, Österreich und Ungarn. Diese umfangreichste reformierte Bekenntnisschrift umfasst dreißig Kapitel und orientiert sich am Apostolischen Glaubensbekenntnis.

Vor langer Zeit, als die Leute noch nicht so allergisch gegen Glockengeläute waren, hatte ein Mesner vergessen, die Glocke zum morgendlichen Engel des Herrn zu läuten.

Als ihm das Missgeschick bewusst wurde, sagte er erschrocken zu sich selber: „O Gott, hoffentlich hat es niemand gehört.“

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Ausgangspunkte

Ursprung | Geist | Wandel 7. Konzil von Trient und Gegenreformation Beschlüsse in Glaubensfragen

Konzil von Trient = Tridentinum

Kupferstich „Das menschliche Denken“, uni-leipzig.de: Freiheit statt Absolutismus, Gleichheit statt Ständeordnung, Erfahrung, wissenschaftliche Erkenntnis statt Vorurteil und Aberglauben, Toleranz statt Dogmatismus – so lauteten einige Ideen der Aufklärung.

Aufklärung „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen, ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“

Die von der Reformation angeprangerten Missstände verlangten nach einer Reform der Kirche und nach einer Präzisierung der Glaubenslehre.

Das Konzil von Trient (1545–1563) fand für eine Reihe von Problemen nachhaltige Antworten.

Für die katholische Kirche bedeutete das „Tridentinum“ eine Wiedergewinnung an innerer Festigkeit.

Die nächsten 400 Jahre bleibt dieses Konzil für das Glaubens- und Kirchenverständnis des Katholizismus bestimmend.

Mit dem Konzil von Trient beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Kirche; seit Trient gibt es den „Katholizismus“. Weil es gelingt, die Beschlüsse in die Tat umzusetzen, erlebt die Kirche in eine neue Blütezeit. Sie findet ihren Ausdruck in der Aussendung von Missionaren, in kirchlichen Schulen und Universitäten, in Dichtung, Musik und Baukunst (Barockkultur).

Die katholischen Landesherren treiben – auch aus politischen Beweggründen – die Erneuerung der Kirche voran. Dieser Vorgang wird auch als Gegenreformation bezeichnet.

Immanuel Kant

Die wichtigsten Merkmale der Aufklärung – Kritik an der Kirche und Religion – Kritik an staatlichen und gesellschaftlichen Ordnungen – Unbedingter Fortschrittsglaube – Toleranz in Gesellschaft, Politik und Religion – Individualismus – Das Gute und das Vernünftige werden gleichgesetzt – Menschlicher Verstand soll die Wahrnehmung beherrschen – Geistige Emanzipation

Papst Benedikt XVI. Generalaudienz am 21. 11. 2012

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■ Nicht allein durch die Gnade, sondern auch durch sein Mitwirken mit der Gnade wird der Mensch vor Gott gerechtfertigt. Gott belohnt nicht nur, was er selbst getan hat, sondern auch die „guten Werke“ des Menschen.

■ Nicht allein der Glaube, sondern auch die Teilnahme am sakramentalen Leben der Kirche schenken dem Menschen das Heil. Diese Glaubenslehre legt das Konzil im „Römischen Katechismus“ nieder.

Entschlossenheit in der Kirchenreform ■ Bischöfe dürfen ihre Bistümer nicht mehr als Einnahmequelle missbrauchen; ihre Aufgabe ist der Dienst am Glauben, der ihnen für ein einziges Bistum übertragen wird (Verbot der Ämterhäufung).

■ Die Kandidaten für das Priesteramt werden sorgfältig ausgelesen und in neu eingerichteten Seminarien gründlich auf die Seelsorge und eine glaubwürdige Lebensführung vorbereitet.

■ Der Reform des religiösen Lebens dienen u. a. folgende Maßnahmen: Beschneidung von Auswüchsen des Ablasswesens und der Heiligenverehrung, Neuordnung der Messfeier sowie Erneuerung der Orden.

■ Die letzte Verantwortung für die Kirchenreform liegt in der Hand des Papstes. Dadurch wird seine Autorität in der Kirche gestärkt. Dem Schutz des Glaubens und der Abwehr nichtkatholischer Überzeugungen dient ein „Verzeichnis“ der verbotenen Bücher (Index).

Das Konzil von Trient – ein zeitgenössischer Kupferstich Vor dem Tisch des Konzilssekretärs, der die Verhandlungen leitet, sitzt der Vertreter des spanischen Königs Philipp II. (1556–1598).

Rechts im Halbrund haben die Konzilsväter Platz genommen, ihnen gegenüber auf der Doppeltribüne die Gesandten des Papstes (Legaten), assistiert von einigen Sprechern. Hinter den geladenen Laien (Bildmitte) trägt ein theologischer Experte seine Auffassung vor. Der Papst nimmt an den Sitzungen nicht teil, doch werden die Konzilsbeschlüsse erst durch seine Unterschrift wirksam.

VERNETZUNGEN

Erfahrungsschatz der Kirche ...

Gleichzeitig erleuchtet Gott mit seiner Gnade die Vernunft, öffnet ihr neue, unermessliche und unendliche Horizonte. Daher stellt der Glaube einen Ansporn dar, immer zu suchen, nie stehenzubleiben und sich in der unermüdlichen Entdeckung der Wahrheit und der Wirklichkeit nie zufriedenzugeben.

■ Nicht allein die Heilige Schrift, sondern auch die außerbiblische Glaubensüberlieferung („Apostolische Tradition“) bilden die Quellen des christlichen Glaubens.

Philosophische Strömungen der Aufklärung

Helden der Aufklärung

Mit dem die Erfahrung betonenden englischen Empirismus und dem die Vernunft betonenden französischen Rationalismus standen sich im Zuge der Aufklärung zwei erkenntnistheoretische Positionen gegenüber.

Der unter anderem von Thomas Hobbes (1588–1679), John Locke (1632–1704) und David Hume (1711–1776) geprägte Empirismus stellte die Behauptung auf, dass jedes Wissen von der begriffsfreien Erfahrung abhänge und ihrer Kontrolle unterliege. John Locke etwa verfocht die Theorie, dass der menschliche Geist anfangs nur eine Art weißes Papier ist, auf dem sich aufgrund äußerer und innerer Erfahrung einfache und zusammengesetzte Vorstellungen abbilden.

Der Rationalismus hingegen, dem u. a. René Descartes (1596–1650), Baruch de Spinoza (1632–1677) oder Voltaire (1694–1778) anhingen, ging nicht nur von der logisch-gesetzmäßigen Beschaffenheit der Welt aus, sondern auch von der Existenz allgemeiner, von der empirischen Erfahrung unabhängiger Vernunftwahrheiten.

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Ursprung | Geist | Wandel 8. Die Französische Revolution – Glaube, Kirche und die Aufklärung Aufklärung

Die Ereignisse in Frankreich 1789 brachten tiefgreifende Veränderungen im Verhältnis von Kirche und Staat. Bald entstand ein Konflikt bei der Frage um das Kirchengut. Kirchliches Vermögen sollte herangezogen werden, um die Finanznot des Staates zu lindern. Im April 1790 wurde die Enteignung des Kirchengutes festgelegt. Durch die Zivilkonstitution des Klerus, die die Nationalversammlung am 12. Juli 1790 beschloss, sollte die Kirche in den revolutionären Staat integriert werden. So war etwa die Wahl der Bischöfe und Pfarrer durch politische Gebietskörperschaften vorgesehen. In Kult zur Ehre der Göttin der Vernunft der Folge kam es zu einer Spaltung der französischen (Pallas Athene) in der Kirche Notre Kirche. Sieben Bischöfe und etwa 52% der Pfarrer leisDame.

Foto: wmc teten den Eid auf die Zivilverfassung. Diese bildeten die so genannte konstitutionelle Kirche Frankreichs. Die Eidverweigerer sahen dagegen in der Zivilverfassung  die Gefahr der gänzlichen Auslieferung der Kirche an Beschreiben Sie die Merkmale die staatliche Macht. der Aufklärungszeit!

Es folgte eine Zeit der Entchristlichung in Frankreich. Die Kirchen wurden geschlossen, viele Klöster und Kirchen  zerstört. In einer Phase des Terrors kam es 1791/1792 zur Fassen Sie die Beschlüsse des blutigen Verfolgung von Priestern. Bei einem Massaker Tridentinums zusammen! im September 1792 wurden alleine in Paris 225 Priester getötet. In den darauffolgenden Monaten mussten Thema Religionsfreiheit_09  etwa 30.000 Priester ins Ausland fliehen. Viele wurden Arbeiten Sie heraus, was die deportiert und ermordet. 1792 wurden die Orden verboReligionsfreiheit_09 „Aufklärung“ für das Selbstverten. Ein Gegenkult derThema Revolution wurde eingerichtet, Länder mit der geringsten Religionsfreiheit“ ständnis der Kirche bzw. einer bei dem etwa„Die die christliche Zeitrechnung durch einen Nordkorea, Jemen, Iran, Saudi-Arabien – Staaten, in denen das Recht Religion bedeutet!

Revolutionskalender ersetztderwurde.

1795 endete auf freie Ausübung Religion Erst äußerst beschnitten oder völlig inexistent ist. Vor allem in islamischen Ländern ist es zumeist verboten, vom Islam zu das extrem antikirchliche Vorgehen des revolutionären einem anderen Glauben überzutreten.  Leben Glauben Lernen 3, 153 Staates.

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Länder mit der geringsten DIE 7 STAATENReligionsfreiheit“

Erläutern Sie den historischen Kontext, in dem das Konzil von Trient stattgefunden hat!

MIT DER GERINGSTEN Nordkorea, Jemen, Iran, Saudi-Arabien – Staaten, in denen das Recht RELIGIONSFREIHEIT auf freie Ausübung der Religion äußerst beschnitten oder völlig inexistent • 1. Nord-Korea • 2. Jemen ist. Vor allem in islamischen Ländern• ist es zumeist verboten, vom Islam zu 3. Iran • 4. Saudi-Arabien einem anderen Glauben überzutreten.

• 5. Somalia

Religionsfreiheit

Die Geburtsstunde der Religionsfreiheit – so könnte man zugespitzt formulieren – ist der Freiheitskampf christlicher Minderheitenkirchen gegen christliche Majoritätskirchen und in manchen nichtchristlichen Ländern von religiösen Minderheitsbewegungen gegenüber der Mehrheitsreligion – etwa der Buddhisten in Indien gegenüber den Hindus.

Dies erklärt auch die Ambivalenz des historischen Christentums gegenüber demokratischen Entwicklungen, die Ambivalenz christlicher Toleranz, die es unmöglich macht, historisch eine direkte Linie vom Christentum zur Demokratie zu ziehen.

Schirrmacher: Demokratie, 21

• •



6. Malediven 7. Afghanistan

DIE 7 STAATEN MIT DER GERINGSTEN RELIGIONSFREIHEIT • • • • • • •

Diskutieren Sie den Begriff „Religionsfreiheit“ ausgehend von der Französischen Revolution!

1. Nord-Korea 2. Jemen 3. Iran 4. Saudi-Arabien 5. Somalia 6. Malediven 7. Afghanistan

Keine Selbstverständlichkeit Religionsfreiheit ist auch in gegenwärtigen europäischen Demokratien keine Selbstverständlichkeit: Das Minarettbauverbot in der Schweiz oder die Verbannung von Kopftüchern aus Schulen und Ämtern im laizistischen Frankreich sind Anzeichen einer zunehmenden Ablehnung gegenüber praktizierter Religiosität in der Öffentlichkeit. <



Überprüfen Sie die Konsequenzen bzw. Perspektiven einer „entchristlichten“ Gesellschaft! * Quelle: open-doors.de

Keine Selbstverständlichkeit Religionsfreiheit ist auch in gegenwärtigen europäischen Demokratien keine Selbstverständlichkeit: Das Minarettbauverbot in der Schweiz oder die Verbannung von Kopftüchern aus Schulen und Ämtern im laizistischen Frankreich sind Anzeichen einer zunehmenden Ablehnung gegenüber praktizierter Religiosität in der Öffentlichkeit. <

GESETZESLAGE IN ÖSTERREICH UND EUROPA • In Österreich wurde die Religionsfreiheit im Staatsgrundgesetz 1867 festgeschrieben. Art. 63 des Staatsvertrages von St. Germain führt aus: „Alle haben das Recht, öffentlich oder privat jede Art Glauben, Religion oder Bekenntnis frei zu üben, sofern deren

MISSIOTHEK.AT

• Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (Appl. 14307/88) stellte fest, dass es Aufgabe des Staates ist, gegenseitige Respektierung und Toleranz der verschiedenen Überzeugungen zu sichern und nicht die Pluralität – selbst als mögliche Ursache von Konflikten – zu beseitigen.

• Exklusiv online: Die Weltkarte mit den sieben Staaten, in denen es wenig Religionsfreiheit gibt, finden Sie als Arbeitsblatt zum Download.

missiothek 158/4_2010

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GESETZESLAGE IN ÖSTERREICH UND EUROPA

Übung nicht mit der öffentlichen Ordnung oder den Sitten unvereinbar ist.“ •

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Humorvoll betrachtet ...

MISSIOTHEK.AT

Der Europäische Gerichtshof für

• Exklusiv online: • In Österreich wurde die ReligionsfreiMenschenrechte (Appl. 14307/88) stellte Kirche und Aufklärung Die Weltkarte mit den heit im Staatsgrundgesetz 1867 festgefest, dass es Aufgabe des Staates sieben Staaten, in schrieben. Art. 63 des Staatsvertrages ist, gegenseitige Respektierung und Für das Christentum und die katholische Kirche bedeutete die Aufklärung insgesamt einederfundamentale Herausforderung. denen es wenig von St. Germain führt aus: Toleranz verschiedenen Übergibt, „Alle haben das Recht, öffentlich oder zeugungen zu sichern und nicht die Ein langer Prozess des kirchlichen Nachdenkens, Abwehrens, auch Zugehens auf das– selbst neueals mögliche DenkenUrsache war die Religionsfreiheit Folge.SieDas finden als Arbeitsprivat jede Artaber Glauben, Religion oder Pluralität blatt zum Download.

Bekenntnis frei zu üben, sofern deren von Konflikten – zu beseitigen.

Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) eröffnete Möglichkeiten für ein neues Zueinander und Miteinander von Glaube und Vernunft, von Kirche und moderner Welt. Mit dem Betonen des Rechts auf Religionsfreiheit (Erklärung über die Religionsfreiheit) und dem Anerkennen der Eigenständigkeit innerweltlicher Kultursachbereiche (Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute, Artikel 36 und 56) werden zentrale Anliegen der Aufklärung aufgegriffen. Mit dieser Eigenständigkeit ist etwa auch die Autonomie von Wissenschaft und Forschung gemeint.

Leben Glauben Lernen 3, 154

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 Überprüfen Sie, inwieweit die Themen und Fragen dieser Epoche in die Gegenwart reichen!

Übung nicht mit der öffentlichen Ordnung oder den Sitten unvereinbar ist.“

* Quelle: open-doors.de

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Die Französische Revolution

Ende des 17. Jh. entstanden vielfältige Ansätze des Denkens, die mit dem Begriff Aufklärung zusammengefasst werden. Mit Immanuel Kant (1724–1804) lässt sich diese Vielfalt so beschreiben: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne die Leitung eines anderen zu bedienen.“ Die Aufklärung stellte einen Prozess der Loslösung von vorgegebener Tradition und Autorität dar. Der Mensch wollte von sich aus urteilen und entscheiden. Dabei fand dieser das Kriterium des Denkens und Handelns in sich selbst und richtete in der Folge den Blick auf seine eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Der Mensch wurde damit als Zentrum der Wirklichkeit gesehen.

Diese Wende zum Menschen und seiner Vernunft veränderte den gesamten Denkhorizont und das Verständnis von Wirklichkeit grundlegend. Die Aufklärung wird daher oft als bedeutendste Revolution des Abendlandes bezeichnet.

Auf der politischen Ebene führte die Aufklärung zur Erkenntnis der Freiheit und Gleichheit der Menschen und zur Erklärung der Menschenrechte, somit auch zur Französischen Revolution.

Im Bereich des Erkennens ermöglichte die am Menschen orientierte kritische Einstellung die modernen Wissenschaften. Als Orientierungspunkt galt, was einer wissenschaftlich-experimentellen Überprüfbarkeit standhielt.

Verschiedene Wirklichkeitsbereiche wurden in der Folge ausschließlich in ihrer Eigengesetzlichkeit gesehen. Der Wissenschaft wurden in den weiteren Jahrhunderten ganz neue Möglichkeiten der Weltgestaltung eröffnet.

„Die

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Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

„Nun, Friedrich, hast du bereits eine neue Stelle gefunden?“ Darauf meint Friedrich: „Nein, aber ich war natürlich beim Arbeitsamt. Sie suchen aber nur Arbeitskräfte beiderlei Geschlechts, und wer hat das schon?“

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Ausgangspunkte

Ursprung | Geist | Wandel 9.1 Kirche und Nationalsozialismus – Deutschland Kreuz und Hakenkreuz – Kirche und NS-Staat

Cover des Debütromans „Er ist wieder da“ (2012) von Timur Vermes.

Eichborn Verlag

Ablehnung, Annäherung, erneute Ablehnung und Konfrontation – das Verhältnis der katholischen Kirche zum Nationalsozialismus in den Jahren zwischen 1930 und 1945 war zahlreichen Schwankungen unterworfen.

Die Diktatur des Hitler-Regimes bedeutete auch für die Kirche eine Zeit schwerer Konflikte.

Zunächst stand die katholische Kirche der Ende der zwanziger Jahre erstarkenden Hitler-Bewegung kritisch gegenüber. Die deutschen Bischöfe kritisierten die nationalsozialistischen Auffassungen über Kirche, Staat, Schule, Religion und Rasse als „schief und falsch“, ja „zum Teil als dem Christentum entgegengesetzt“. Diese ablehnende Haltung wurde sogar noch verschärft durch das Verbot, als Katholik Mitglied der NSDAP zu werden.

Schwierige Lage nach der Machtübernahme

Widerstand Von guten Mächten treu und still umgeben, Behütet und getröstet wunderbar, So will ich diese Tage mit euch leben Und mit euch gehen in ein neues Jahr. „Von guten Mächten treu und still umgeben“ ist ein geistliches Gedicht des evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Verfasst im Dezember 1944 in der Gestapo-Haft. Es ist Bonhoeffers letzter erhaltener theologischer Text vor seiner Hinrichtung am 9. April 1945.

Zwischen dem nationalsozialistischen Staate und der katholischen Kirche kann es keinen Frieden geben ... Die römischkatholische Kirche vertritt eine universalistische Weltanschauung und wird darum immer den Nationalsozialismus wie jede völkische Weltanschauung ablehnen. Die römischkatholische Kirche wird darum immer im Gegensatz zum nationalsozialistischen Staate stehen.

Gestapo-Bericht an das Reichskirchenministerium, 1937

Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers am 30.1.1933 stand die katholische Kirche vor dem Problem, die NSDAP und Hitler als – zunächst – rechtmäßige Vertreter des Staates anzuerkennen. Kirchenfreundliche Aussagen Hitlers nahmen die Bischöfe zum Anlass, ihre bisherigen Warnungen vor der NSDAP und deren „Führer“ zurückzunehmen. Es sei anzuerkennen, dass Hitler „öffentlich und feierlich“ die Unverletzlichkeit der katholischen Glaubenslehre und der Rechte der Kirche zugesichert habe.

Die nationale Euphorie um die neue Regierung hatte auch viele deutsche Bischöfe erfasst, zumal einige von ihnen im Nationalsozialismus einen Verbündeten im Kampf gegen den Bolschewismus sahen. Am 8. Juni 1933 legten sie deshalb in einem gemeinsamen Hirtenbrief ein weitgehendes Bekenntnis zum neuen Staat ab.

Vertrag zum beiderseitigen Nutzen

Hitlers ebenfalls in seiner Regierungserklärung vom 23. März geäußerte Bereitschaft, in einem völkerrechtlichen Vertrag mit der Kirche deren Rechte und Wünsche zu verbriefen, ließ die Bischöfe über viele Unannehmlichkeiten hinwegsehen.

Dieser Vertrag – das bereits seit langem geplante Reichskonkordat – kam am 20. 7. 1933 zustande und stellte den Höhepunkt der kooperativen Phase zwischen Kirche und NS-Regime dar. Das Konkordat war für beide Seiten von großem Nutzen: Für Hitler bedeutete der Vertrag mit dem Vatikan einen wichtigen außenpolitischen Erfolg.

Die katholische Kirche wiederum bekam durch das Konkordat die von ihr gewünschte Bestandsgarantie für wichtige kirchliche Rechte und Aufgaben.

Bald zeigte sich jedoch, dass das weltanschaulich ambitionierte Hitler-Regime das christliche und religiöse Leben immer mehr ins Abseits drängte.

Soziologie – Das Milgram-Experiment

Mit brennender Sorge gegen Nationalsozialismus

In seiner Enzyklika „Mit brennender Sorge“ griff Papst Pius XI. die Politik Hitlers und die Weltanschauung des Nationalsozialismus scharf an. Nach der Verlesung des Rundschreibens in allen deutschen Gemeinden erreichten die Verfolgungen von Geistlichen einen Höhepunkt.

Zahlreiche Pfarrer mussten für ihre Opposition gegen das Regime mit Haftstrafen und Misshandlungen in Konzentrationslagern bezahlen. Ab 1940 wurden sie in Dachau in einem eigenen „Priesterblock“ interniert; insgesamt waren dort bis 1945 mehr als 3.000 Priester und Ordensleute inhaftiert, rund 1.000 von ihnen kamen ums Leben.

Offener Protest blieb die Ausnahme

Die mit Beginn des 2. Weltkrieges einsetzende systematische Ermordung von geistig und körperlich Behinderten („Euthanasie“-Programm) wurde von der katholischen Kirche sofort heftig kritisiert. Vor allem der münstersche Bischof Clemens August Graf von Galen wandte sich im Juli und August 1941 in drei berühmt gewordenen Predigten gegen das staatliche Morden.

Der offene Protest von Galens blieb jedoch die Ausnahme. Ansonsten verhielt sich die Kirche bis zum Ende des Hitler-Regimes weitgehend ruhig – aus Sicht vieler Kritiker zu ruhig. Die Kirchenleitung beschränkte sich darauf, die eigenen Rechtspositionen und den Schutz der Gläubigen zu wahren. Offener Protest oder gar Widerstand gegen das Regime blieb auf einzelne mutige Laien und Priester beschränkt.

Bereits kurz nach Kriegsende gestanden die Bischöfe Fehler ein. In einem Hirtenwort vom 23. August 1945 bescheinigten sie sich zwar, „von Anfang an vor den Irrlehren und Irrwegen des Nationalsozialismus ernsthaft gewarnt“ zu haben. Gleichzeitig betonten sie jedoch: „Viele Deutsche, auch aus unseren Reihen, haben sich von den falschen Lehren des Nationalsozialismus betören lassen, sind bei den Verbrechen gegen menschliche Freiheit und menschliche Würde gleichgültig geblieben; viele leisteten durch ihre Haltung den Verbrechen Vorschub, viele katholisch.de sind selber Verbrecher geworden.“

Grüß Gott und Heil Hitler. Kirche unter dem Hakenkreuz.

Eines der bekanntesten, aber auch sowohl aus ethischen als auch aus versuchstechnischen Gründen umstrittensten Experimente der Psychologie ist das sogenannte Milgram-Experiment. Die Frage, die der Sozialpsychologe Stanley Milgram in den 60er Jahren beantworten wollte, bezog sich auf die Bereitschaft ganz normaler Menschen, sich einer Autorität zu beugen und offensichtlich „unmenschliche“ Anordnungen zu befolgen. Die Motivation für diese Experimentalreihe lieferten die Ereignisse des 2. Weltkriegs. Wieso waren unter dem NS-Regime so viele Menschen bereit, sich in den Dienst der Tötungsmaschinerie der Nazis zu stellen? Lag es an einem grundsätzlichen Charakterfehler dieser Menschen oder gibt es Situationen und Umstände, unter denen möglicherweise jeder in der Lage wäre, andere Menschen zu quälen und zu töten? www.milgram-experiment.com/

Pius XI., Enzyklika „Mit brennender Sorge“

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Im Herbst 1933 stellten die deutschen Bischöfe fest, dass das NS-Regime das Konkordat fortwährend brach. So unterwarfen die Nationalsozialisten die kirchliche Presse einer immer stärkeren Zensur, die Bekenntnisschulen wurden bedrängt und es entbrannten Auseinandersetzungen zwischen der Caritas und der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt um die Kinder- und Jugendfürsorge.

1935 schwillt der Konflikt an, da das NS-Regime begann, katholische Geistliche und Ordensleute durch inszenierte Gerichtsverfahren in Misskredit zu bringen.

VERNETZUNGEN

Erfahrungsschatz der Kirche ...

Mit brennender Sorge und steigendem Befremden beobachten Wir seit geraumer Zeit den Leidensweg der Kirche, die wachsende Bedrängnis der ihr in Gesinnung und Tat treubleibenden Bekenner und Bekennerinnen inmitten des Landes und des Volkes, dem St. Bonifatius einst die Licht- und Frohbotschaft von Christus und dem Reiche Gottes gebracht hat.

Fortwährende Konkordats-Verstöße

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Ursprung | Geist | Wandel 9.2 Kirche und Nationalsozialismus – Österreich Verurteilung

Die Haltung der katholischen Kirche und der Katholikinnen und Katholiken in Österreich zum Nationalsozialismus war gespalten. Der Linzer Bischof Johannes Maria Gföllner warnte 1929 in einem Hirtenbrief vor dem Nationalsozialismus. 1933 gab es einen gemeinsamen Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe, in dem der Rassenwahn verurteilt wurde.

Gruppierungen unter den Katholiken

Unter den Katholiken gab es Gruppen, die sich mit dem Nationalsozialismus zu arrangieren versuchten (geeint durch die Zeitschriften „Schönere Zukunft“, „Neuland“) und im Nationalsozialismus einen Verbündeten im Kampf gegen den Kommunismus und Bolschewismus sahen.

Eine weitere Gruppierung war antikommunistisch und antinationalsozialistisch eingestellt (Zeitschriften „Der christliche Ständestaat“, „Junge Front“ und „Sturm über Österreich“).

Sehr aktiv und einflussreich war die „Arbeitsgemeinschaft für den religiösen Frieden“, die aus katholischnationalen bis nationalsozialistischen Aktivisten bestand.

Das Anschlussjahr 1938

Beim Anschluss Österreichs an Deutschland im Jahre 1938 versicherte Hitler Kardinal Innitzer eine friedliche Koexistenz von Kirche und Staat. Die katholische Kirche glaubte noch lange an ein friedliches Auskommen mit dem NS-Regime, auch als schon die ersten Priester und Laien verhaftet wurden.

Die März-Aufrufe der Bischöfe („Feierliche Erklärung vom 18. März 1938“), auch von Bischof Gföllner unterzeichnet, legten den Gläubigen nahe, für den Anschluss an Deutschland zu stimmen, und rückten den Nationalsozialismus in ein eher positives Licht. Der Aufruf war Kardinal Innitzer mit dem nötigen Nachdruck zur Unterschrift vorgelegt worden.

Rom protestiert

Papst Pius XI. reagierte auf die Erklärung empört.

Bald vertiefte sich die Kluft zwischen Kirche und Staat: Verhandlungen zwischen Bischöfen und NS-Regime wurden im August 1938 abgebrochen. Auf eine Jugendfeier im Stephansdom als erste Demonstration des Widerstands junger Katholiken gegen Hitler folgte als Gegenschlag die Verwüstung des Erzbischöflichen Palais am folgenden Tag (8. Oktober). Zu den Judenprogromen im November 1938 („Reichskristallnacht“) schwieg die offizielle Kirche. Nur der Theologieprofessor Johannes Ude (1874–1965) in Graz richtete einen Protestbrief an Gauleiter Uiberreither.

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Kampf gegen Kirche und Seelsorge

Das Christentum war Hitler wegen seiner jüdisch-alttestamentlichen Wurzeln und seiner Ausrichtung nach Rom suspekt (Parolen: Tod den Juden und den Pfaffen!

Kampf gegen Pfaffen und Reaktionäre! Zerstörung unseres Volkes durch jüdischen Betrug und päpstliche Korruption! Schwarze Hunde als Kollaborateure des internationalen Judentums und des Weltbolschewismus).

In Österreich wurden nach und nach die rund 6.000 katholischen Vereine aufgelöst, ihr Vermögen eingezogen, katholische Zeitungen eingestellt, katholische Verlage beschlagnahmt, katholische Privatschulen verboten, der Religionsunterricht eingeschränkt, die Schulkreuze entfernt und das Schulgebet verboten, Knabenseminare aufgelöst und die katholischen Fakultäten in Innsbruck, Salzburg und Graz verboten, Klöster und Stifte aufgelöst und beschlagnahmt, die Krankenfürsorge und Caritasarbeit behindert, kirchliche Vermögensrechte beschnitten und der Kirchenbeitrag eingeführt.

Es gab Propaganda für den Kirchenaustritt, Bespitzelungen und Hausdurchsuchungen bei Geistlichen, die Abschaffung von Feiertagen, Behinderungen von Prozessionen und Wallfahrten.

Seelsorge im Untergrund und Widerstand

Viele Christen wurden aufgrund ihres Widerstandes hingerichtet: Pfarrer Otto Neururer (1882–1940), Provikar Carl Lampert (1894–1944), P. Franz Reinisch SAC (1903–1942), die Karmelitin jüdischer Abstammung Edith Stein (1891–1942), P. Jakob Gapp (1897–1943), Domprobst Bernhard Lichtenberg (1875–1943), der Karmelit P. Paulus Wörndl (1894–1944), Pfarrer Heinrich Dalla Rosa (1909–1945), Franz Jägerstätter (1907–1943), der Jesuit Alfred Delp (1907–1945), der Klosterneuburger Chorherr Roman Karl Scholz (1912–1944), die Wiener Ordensschwester Restituta Kafka (1894–1943) u. a.

Allein unter den Priestern und Ordensleuten gab es etwa 4.000 Opfer. In Österreich kamen 724 Priester ins Gefängnis, 7 starben darin, 110 davon kamen in Konzentrationslager, 20 starben dort, 15 wurden hingerichtet.

Versagen der Kirche?

Die Kirche setzte bedauerlicherweise nicht den mutigen Schritt, den Massenmord an Juden, Roma und Sinti und anderen Gruppen öffentlich zu verurteilen, durch einzelne kirchliche Hilfsmaßnahmen (z. B. von Papst Pius XII. und Kardinal Innitzer, der 1941 die „Erzbischöfliche Diözesanstelle für nichtarische Katholiken“ errichtete) war es aber möglich, eine Dreiviertelmillion Juden zu BHS 5, 94 retten.

Provikar Dr. Carl Lampert (1894–1944) ist der ranghöchste österreichische Geistliche, der von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. 1998 hat die Diözese Feldkirch ein Seligsprechungsverfahren eingeleitet, das mit der feierlichen Seligsprechung am 13. November 2011 abgeschlossen worden ist.

Foto: kath-kirche-vorarlberg.at/



Beschreiben Sie die Zeit des Nationalsozialismus als Herausforderung für die Kirchen in Österreich!  Wenden Sie das christliche Evangelium auf die Zeilen von Bonhoeffer an!  Erläutern Sie das Experiment von Stanley Milgram!  Diskutieren Sie den Vorwurf, „die Kirche hat in dieser Zeit versagt“! 

Erörtern Sie das widerständige Potenzial im Christentum!  Überprüfen Sie die Nachfrage nach dem Buche „Er ist wieder da“ und dessen Aktualität!

INTERRELIGIÖSE DIALOGE

Humorvoll betrachtet ...

Bekennende Kirche (Bonhoeffer) Die Bekennende Kirche (BK) war eine Oppositionsbewegung evangelischer Christen gegen Versuche einer Gleichschaltung von Lehre und Organisation der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) in der Zeit des Nationalsozialismus, etwa durch die „Deutschen Christen“, staatlich eingesetzte Kirchenausschüsse und teilweise direkte Staatskommissare.

Die BK verstand sich seit ihrer Gründung im Mai 1934 als einzige rechtmäßige evangelische Kirche im Deutschen Reich, indem sie den Nationalsozialismus und die Lehren der Deutschen Christen als unchristliche Irrlehren „verwarf“ (Barmer Theologische Erklärung 1934) und sich gegen staatliche und innerkirchliche Übergriffe auf das christliche Glaubensbekenntnis zur Wehr setzte. Sie schuf sich seit Oktober 1934 mit einem kirchlichen „Notrecht“ eigene Leitungs- und Verwaltungsstrukturen und grenzte ihre Organisation und Ausbildung damit von deutschchristlich geführten Landeskirchen ab (Kirchenkampf). Sie bildete aber keine einheitliche politische Opposition gegen das NS-Regime.

Der Pfarrer merkt während des Kindergottesdienstes, dass das Mikrofon nicht funktioniert. „Mit dem Mikrofon stimmt etwas nicht!“, sagt er.

Brav antworten die Kinder: „Und mit deinem Geiste.“

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

21

Themenbereich_04

Ausgangspunkte

Ursprung | Geist | Wandel 10.1 Das 2. Vatikanische Konzil – Wie heutig ist die Kirche?

Was ist ein ökumenisches Konzil?

Unter dem Schlagwort 68er-Bewegung werden internationale und politisch linksgerichtete Bürgerrechtsbewegungen zusammengefasst, die Mitte der 1960er Jahre aktiv geworden sind.

Foto: wmc

Ein ökumenisches Konzil ist eine vom Papst einberufene und von ihm geleitete Zusammenkunft aller Bischöfe und anderer für die Kirche bedeutender und sachverständiger Personen, bei der über wichtige Fragen des Glaubens und der kirchlichen Ordnung beraten wird.

Dabei vertraut die Kirche auf den besonderen Beistand des Heiligen Geistes. „Ökumenisch“ wird ein solches Konzil deshalb genannt, weil die von ihm verfassten Dokumente, nachdem sie vom Papst bestätigt und feierlich veröffentlicht worden sind, für die katholische Weltkirche auf der ganzen Erde (den ganzen Erdkreis) verbindlich sind.

Das Attribut „ökumenisch“ beim Zweiten Vatikanischen Konzil hat demnach nichts damit zu tun, dass es Beobachter aus anderen Kirchen gegeben hat und dass die Mühe um die Einheit der Christen ein wichtiges Thema gewesen ist.

Wer wird zu einem Konzil eingeladen?

Die ganze Welt Die Schritte der Menschenmenge auf den Straßen, die Stimmen der Marktfrauen, die Rufe der Männer bei der Arbeit, das Lachen der Kinder im Park, die Lieder, die aus der Bar dröhnen… all das ist Geräusch von Geschöpfen, die auf ihre Bestimmung zugehen, alles ist ein Widerhall des Hauses Gottes, mag es geordnet oder ungeordnet sein, alles ist Signal des Lebens, das unserem Leben begegnet. (...)

Die ganze Welt erscheint uns wie ein Aug- in Auge mit ihm, dem wir uns nicht entziehen können.

Begegnung mit seiner lebendigen Kausalität im Gedröhn der Straßenkreuzungen.

Begegnung mit seinen Fußspuren auf unserer Erde.

Begegnung mit seiner Vorsehung in den Naturgesetzen.

Begegnung mit Jesus Christus in all den „Kleinen, die ihm gehören“: denen, die physisch leiden, die sich langweilen, die sich ängstigen, denen etwas fehlt.

Madeleine Delbrêl (1904–1964)

Alle Bischöfe haben das Recht, aber auch die Pflicht, an einem ökumenischen Konzil persönlich teilzunehmen und über die Endergebnisse der Debatten abzustimmen. Darüber hinaus können auch weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen werden, wie etwa Ordensobere oder sachverständige Laien.

Der Papst oder die Bischöfe gemeinsam mit dem Papst bestimmen auch, welche Rolle diesen Personen im Konzil zukommt. Auf dem Zweiten Vatikanum waren zum Beispiel die Laien teilnahmeberechtigt, hatten aber kein Stimmrecht. Sie konnten jedoch vor dem Plenum sprechen.

Wer beruft ein Konzil ein?

Nach heutigem Kirchenrecht der Papst. Das war aber nicht immer so. Das Konzil von Nicäa (325) wurde z. B. vom Kaiser einberufen. Mit der immer deutlicheren Trennung von weltlicher und geistlicher Macht hat es sich von selbst ergeben, dass ein Konzil nicht durch politische Instanzen einberufen werden kann, sondern durch das Oberhaupt der Kirche.

Wie läuft ein Konzil ab?

Da sich die Gestalt von Konzilien im Lauf der Geschichte immer wieder verändert hat, kann man eigentlich nur vom konkreten Ablauf einzelner Konzilien sprechen. Es gibt auch heute kein Muster, nach dem ein Konzil ablaufen müsste. Aufgabe des Papstes ist es, eine Geschäftsordnung zu erlassen und über die zu bearbeitenden Themen zu entscheiden. Die Letztentscheidungskompetenz über die Konzilsdokumente liegt ebenfalls beim Papst.

Kardinal Dr. Franz König

22

Beim Zweiten Vatikanischen Konzil können folgende Arbeitsschritte unterschieden werden: ■■ Noch vor dem Konzil wurden die Anliegen der Weltkirche gesammelt und die Entwürfe für Konzilsdokumente erarbeitet.

■■ In der Zeit des Konzils wurden sie beraten und diskutiert.

■■ Auf dieser Basis wurde ein endgültiger Text erarbeitet, der möglichst hohe Zustimmung finden sollte.

■■ Der Prozess endete mit der Schlussabstimmung und der Zustimmung des Papstes.

■■ Die Dokumente des Zweiten Vatikanums wurden bei etwa 2200 bis 2400 Stimmberechtigten mit großer Einhelligkeit verabschiedet – es gab jeweils nur zwischen 4 und 88 Nein-Stimmen.

Was bleibt nach Beendigung des Konzils zu tun?

Die Klärungen eines Konzils sollen den Glauben, das Denken und die Praxis aller Mitglieder der Kirche bestimmen. Deshalb müssen die Dokumente Eingang in die Ausbildung von Priestern, Religionslehrerinnen und -lehrern, Ordensfrauen und -männern, Pastoralassistentinnen und -assistenten finden.

VERNETZUNGEN

Erfahrungsschatz der Kirche ...

Die Verzahnung von Kirche und Welt wieder ganz bewusst gemacht zu haben, ist ein bleibendes Verdienst des Konzils … Es gehört wesentlich zum Geist des letzten Konzils, dass es die Tore zum Gespräch, zum Dialog zwischen Kirche und Welt weit aufgestoßen hat. Damit hat sich die Kirche die Hoffnungen und Ängste der Welt zu eigen gemacht.

Papst Johannes XXIII. bei der Unterzeichnung der Bulle zur Einberufung des Konzils.

Die Päpste ab dem 20. Jh.

Die Päpste der römischen Kirche

Papst Pius X. (1903–1914)

Papst Benedikt XV. (1914–1922)

Papst Pius XI. (1922–1939)

Papst Pius XII. (1939–1958)

Papst Paul VI. (1963–1978)

Papst Johannes Paul I. (1978)

Papst Johannes Paul II. (1978–2005)

Papst Benedikt XVI. (2005–2014)

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

Papst Johannes XXIII. (1958–1963)

Papst Franziskus (ab 2014)

Ursprung | Geist | Wandel 10.2 Das 2. Vatikanische Konzil – Was bleibt?

Themenbereich_04

Weiterarbeiten

Zweites Vatikanisches Konzil

Johannes XXIII. kündigte unerwartet am 25. Jänner 1959 ein Ökumenisches Konzil an. Der Papst legte als Ziel eine innere Erneuerung der Kirche vor, die sich zugleich in ihrer äußeren Struktur den Herausforderungen der Zeit anpasst („Aggiornamento“). Am 11. Oktober 1962 wurde das Konzil eröffnet. Der Nachfolger von Johannes XXIII., Papst Paul VI., führte das Konzil weiter und brachte es am ­8. Dezember 1965 zum Abschluss.

Der Konzilspapst

Der Geist des Konzils – Stichworte

Papst Johannes XXIII. hat das Konzil einberufen, konnte aber seinen Abschluss nicht mehr erleben.

In seiner Eröffnungsansprache gibt er dem Konzil das Programm vor:

Kollegialität: Papst und Bischöfe haben zusammen die kollegiale Leitung der Gesamtkirche inne.

Mitspracherecht der Laien: Den Laien wird ein Mitspracherecht in der Kirche eingeräumt (z. B. durch Pfarrgemeinderäte).

Liturgiereform: Der Gottesdienst wird von übertriebenem Zeremoniell befreit und grundlegend reformiert, unter anderem durch die Einführung der Volkssprache und Hinwendung des Priesters zum Volk.

Christliche Ökumene: Das Konzil bittet um Verzeihung für die katholische Mitschuld an den Kirchenspaltungen. Die getrennten Christen sollen sich gegenseitig besser kennenlernen, gemeinsam beten und zusammenarbeiten.

Bekenntnis zur Verwandtschaft mit dem Judentum: Das Konzil besinnt sich auf die jüdische Herkunft des Christentums und das gemeinsame Erbe.

Wertschätzung der nichtchristlichen Religionen: Die Kirche entdeckt Gemeinsamkeiten und findet in ihnen Wahrheit, die von Gott stammt. Überprüfung und Erneuerung der Mission: Die Verkündigung des Evangeliums bei Menschen, die den Glauben noch nicht kennen, muss deren Eigenart gelten lassen, von allen Formen des Druckes und der Verlockung absehen und die Freiheit der Entscheidung fördern.

Dezentralisierung: Bischöfe und Bischofskonferenzen enthalten eine größere Entscheidungsbefugnis.

Religionsfreiheit: Niemand darf zum Glauben gezwungen werden, und alle sind verpflichtet, ihrem Gewissen zu folgen. Denn jeder Mensch hat das Recht und die Pflicht, die Wahrheit zu suchen und das, was er als richtig erkannt hat, zu tun. Allen Menschen und Religionsgemeinschaften wird unterschiedslos das Recht auf Religionsfreiheit zuerkannt.

Orientierung an der Bibel: Kirche und Glaube müssen sich immer neu an der Heiligen Schrift messen lassen. Die Kirche braucht die Unterstützung durch wissenschaftlich begründete Auslegung der Bibel, weil sie das Wort Gottes in zeitbedingten Denk- und Sprachgewohnheiten enthält.

Dialog mit der modernen Welt: Die Kirche überwindet ihre Abwehrhaltung und sucht das Gespräch mit der modernen Welt. Sie will nicht herrschen, sondern dienen, indem sie sich vor allem für die Schwachen und Rechtlosen einsetzt.

Bereitschaft zu Umkehr und Reform: Die Kirche ist nicht das vollendete Reich Gottes, sondern dorthin unterwegs und muss sich ständig um ihre eigene Bekehrung und Reform bemühen.

„Heute ist es wahrhaftig nötig, dass die gesamte christliche Lehre ohne Abstrich in der heutigen Zeit von allen durch ein neues Bemühen angenommen werde.

Heiter und ruhigen Gewissens müssen die überlieferten Aussagen, die aus den Akten des Tridentinums und des Ersten Vatikanums hervorgehen, darauf hin genau geprüft und interpretiert werden. Es muss, was alle ernsthaften Bekenner des christlichen, katholischen und apostolischen Glaubens leidenschaftlich erwarten, diese Lehre in ihrer ganzen Fülle und Tiefe erkannt werden, um die Herzen vollkommener zu entflammen und zu durchdringen.

Ja, diese sichere und beständige Lehre, der gläubig zu gehorchen ist, muss so erforscht und ausgelegt werden, wie unsere Zeit es verlangt.

Denn etwas anderes sind das Depositum Fidei oder die Wahrheiten, die in der zu verehrenden Lehre enthalten sind, und etwas anderes ist die Art und Weise, wie sie verkündet werden, freilich im gleichen Sinn und derselben Bedeutung.

Hierauf ist viel Aufmerksamkeit zu verwenden; und wenn es not tut, muss geduldig daran gearbeitet werden, das heißt, alle Gründe müssen erwogen werden, um die Fragen zu klären, wie es einem Lehramt entspricht, dessen Wesen vorwiegend pastoral ist.“

Ix/Kaldewey: Religion, 139f.

Die Peterskirche in Rom war in den Jahren 1962–65 Tagungsort des 2. Vatikanischen Konzils. Foto: KNA-Bild 

Nennen Sie Päpste des 20. Jh.! 

Skizzieren Sie die Päpste des Zweiten Vatikanischen Konzils!  Erklären Sie den Begriff Konzil und den Ablauf eines Konzils!  Erläutern Sie den „Geist des Konzils“!  Erläutern Sie den historischen Kontext, in dem das Zweite Vatikanische Konzil stattgefunden hat!  Erörtern Sie die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils für Sie als jugendliches Mitglied der Kirche!  Diskutieren Sie die Begriffe panorthodoxes bzw. ökumenisches Konzil! 

Überprüfen Sie die Notwendigkeit bzw. Dringlichkeit eines neuen ökumenischen Konzils!

INTERRELIGIÖSE DIALOGE

Humorvoll betrachtet ...

Panorthodoxes Konzil Das erste neuzeitliche allorthodoxe „Heilige und Große Konzil“, das den Rang und die Autorität eines Ökumenischen Konzils haben und wichtige die Gesamtorthodoxie betreffende Fragen klären wird, findet in der Zeit vom 16. bis zum 27. Juni 2016 an der Orthodoxen Akademie auf Kreta statt. Dieses Konzil wird die Reihe der von der Orthodoxie anerkannten sieben Ökumenischen Konzilien zwischen 325 und 787 fortsetzen. Besprochene Themen sind u. a.: orthodoxes Leben unter modernen Minderheits- und Migrationsbedingungen – kirchenrechtliche Fragen – Geltung des julianischen oder gregorianischen Kalenders – Fragen der Eheschließung und Ehehindernisse – Sinn und Praxis des Fastens – die Stellung der Orthodoxie zur ökumenischen Bewegung – das gemeinsame Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung und gegen Diskriminierung aller Art. Jede der 14 autokephalen Kirchen entsendet bis zu 24 Bischöfe, dazu bis zu sechs Theologen als Berater. Das als Prozess geplante panorthodoxe Konzil wird vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. geleitet.

„Heiratest du mich, wenn wir einmal groß sind?“, fragt die kleine Valerie ihren fünfjährigen Freund. – „Geht leider nicht“, antwortet Hannes, „in unserer Familie wird nur untereinander geheiratet: mein Großvater meine Großmutter, mein Onkel meine Tante, mein Vater meine Mutter.“

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

23

Themenbereich_04

Ausgangspunkte

Ursprung | Geist | Wandel 12.3 Kirche in Österreich – Brennpunkte

Foto: Pfarre Abtenau

Religionsmündig Nach der österreichischen Rechtslage (Gesetz über die religiöse Kindererziehung) kann jeder Jugendliche ab seinem 14. Lebensjahr seine Religion selbst bestimmen. Bis zur Vollendung des 10. Lebensjahres bestimmen ausschließlich die Eltern das Religionsbekenntnis ihres Kindes. Zwischen dem 10. und 12.

Lebensjahr liegt die Entscheidung zwar immer noch bei den Eltern, das Kind muss jedoch „angehört“ werden.

Bis zum 14. Lebensjahr kann ein Religionswechsel gegen den Willen des Kindes nicht mehr erfolgen – und mit seinem vollendeten 14. Lebensjahr ist das Kind/der Jugendliche voll „religionsmündig“.

Alle Schüler, die einer gesetzlich anerkannten Kirche oder Religionsgesellschaft angehören, erhalten in den öffentlichen Schulen Religionsunterricht ihres Bekenntnisses, wobei die Aufwendungen für den Religionsunterricht vom Staat getragen werden.

15

15a

16

17

18

19 20 21

10

0

1

42

15

489

54

5

9

184

2.628

716

2.567

516

2.553

35

1.913

0

2

0

0

5

481

157

31

1.991

366

12

62

1.204

8.193

2.392

8.636

1.544

10.580

167

8.465

1

2 10

1

2

Gurk-Klagenfurt

380.165

32.880

35.543

3.328

167

43

17

918

133

14

33

310

3.933

794

3.422

540

3.105

49

4.093

0

0

9

0

0

Innsbruck

391.174

51.589

56.025

3.994

159

52

37

865

73

5

15

349

3.867

1.284

4.216

868

3.060

45

3.437

0

0

0

6

7

Linz

983.567

124.734

132.649

9.817

492

151

47

2.418

301

21

47

817

10.098

3.799

10.410

2.063

8.946

72

9.572

1

2

7

—

—

—

—

—

Abtei Mehrerau

—

—

—

—

—

—

446

—

55

—

—

7

—

76

—

1.700

—

618

—

1.658

—

319

—

1.233

Begräbnisse

Austritte

Erstkommunionen

Aufnahmen

18

8

2.484

1

0 —

0

Gelübde, Frauen

35

927

7.768

Gelübde, Männer

251

2.374

Weihen, Weltpriester

1.636

79.191

(binnen Drei-Monats-Frist)

31.671 26.994

69.303

Wiederaufnahmen

30.167 27.982

844.133

Gottesdienstteilnehmer Zählsonntag Christkönigs-Sonntag

197.794 242.787

0

— — 0 —

—

—

—

69

4

0

2

26

8

0

0

0

0

0

238

0

0

0

0

0

0

0

Salzburg

476.547

44.772

51.452

5.035

266

91

34

1.251

202

11

28

395

4.808

1.560

4.714

1.062

4.749

32

3.944

1

0

5

0

3

St. Pölten

511.803

72.950

79.795

4.928

281

70

18

1.166

100

17

44

345

5.391

1.472

5.037

994

4.880

41

5.533

2

6

1

6

3

1,237.408

122.307

129.875

9.633

1.001

320

94

1.752

331

15

74

996

10.520

2.157

8.978

1.194

15.897

166

11.564

4

6 13

5,265.378 576.684 623.195 48.582 4.029

961

Militärordinariat

Wien

Gesamt 2014

305 11.322 1.623 118

Beispiel: Religionsunterricht in Wien

Mittlerweile besuchen in Wien mehr Muslime als Katholiken die Haupt- und Neuen Mittelschulen. Konkret sind es 10.734 Kinder und Jugendliche mit islamischem Religionsbekenntnis und 8632 Schüler mit römischkatholischem. An dritter Stelle liegen die 4259 serbischorthodoxen Schüler. Viertgrößte Gruppe sind die Schüler „ohne religiöses Bekenntnis“.

An den Wiener Gymnasien ist das Bild anders: Hier sind die Katholiken die mit Abstand größte Gruppe. 18.345 Gymnasiasten sind römisch-katholisch. Die zweitgrößte Gruppe sind die Konfessionslosen (10.340 Gymnasiasten). Der Anteil der muslimischen Schüler in der AHS ist relativ gering. Sie stellen mit 5395 Schülern die drittgrößte Gruppe. Insgesamt besuchen die Sekundarstufe I. in Wien also 26.977 katholische Schüler, 16.129 muslimische und 13.558 Schüler ohne Bekenntnis.

In den Wiener Volksschulen ist der Anteil der muslimischen Schüler deutlich höher: 23.807 sind Katholiken, 17.913 Muslime, 11.119 sind ohne religiöses Bekenntnis.

Serbisch-orthodox sind 6083 Wiener Volksschüler, 2322 Schüler sind evangelisch. Die Zahlen spiegeln die demografische Situation der Stadt wider. Die Presse, 20.3.2014

319 4.676 51.138 14.792 48.876 9.100 55.003

— —

— —

615 51.005 10 18 46 13 20

Beispiel: Kirchenfinanzen

Der Großteil der Einnahmen der Diözesen stammt aus dem Kirchenbeitrag. 2014 waren es 435 Mio. Euro (= 74 % der Gesamteinnahmen). Zwei Drittel der Budgets sichern die kirchlichen Kernaufgaben in Pfarre und Seelsorge (385 Mio. Euro = 65 %).

Weil die Kirche und die Gläubigen gehalten sind, ihre 1 Verantwortung in der Gesellschaft im Sinne des Evangeliums wahrzunehmen, gibt es in vielen Bereichen (Soziales, Bildung, Kultur, Entwicklungszusammenarbeit) zahlreiche kirchliche Initiativen, viele davon in Zusammenarbeit oder mit Unterstützung durch die öffentliche Hand. Diesen angeblichen Subventionen durch den Staat stehen daher konkrete kirchliche Leistungen gegenüber – mit vielen Vorteilen für die Allgemeinheit. Der Großteil der Ausgaben entfällt mit 359 Mio. Euro auf die Personalkosten (rund 60 Prozent) für die Tausenden Beschäftigten im kirchlichen Dienst. Die Bauund Erhaltungskosten beliefen sich 2014 auf über 45 Mio. Euro (8 %). Der restliche Sachaufwand (189 Mio. = 32%) beinhaltet Zuschüsse für Pfarren und kirchliche Stellen, Kosten für Instandhaltung, Material, Energie.

Schwer bis unmöglich zu bewerten ist das daneben noch bestehende Kunst- und Immobilienvermögen der Kirche: Kirchen, Klöster, Kapellen, Pfarrhöfe, Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten, Schulen etc.

Wie soll man etwa den „Wert“ des Stephansdomes schätzen? Was sind Ordensspitäler „wert“? Noch dazu sind jede Diözese, jedes Stift, sogar jede Pfarre eine selbstständige Rechts- und Wirtschaftseinheit – auch im Steuerrecht. In vermögensrechtlichem Sinn gibt es „die Kirche“ also nicht, sondern einige tausend eigenständige kirchliche Rechtsträger allein in Österreich. Das Vermögen dient dabei kirchlichen, wohltätigen und kulturellen Zwecken und wird verantwortungsvoll und katholisch.at nachhaltig bewirtschaftet.

VERNETZUNGEN 2051: Neue Projektionen der Bevölkerung in Österreich nach dem Religionsbekenntnis

Die offizielle Seite der katholischen Kirche in Österreich

In allen Berechnungen ist ein weiterer Rückgang der Mitglieder der römisch-katholischen Kirche zu sehen. Die Schere bewegt sich zwischen 60 und 35 Prozent. Dennoch bleiben die KatholikInnen in allen Szenarien die größte Gruppe. Sicherlich wird die Gruppe der Moslems am stärksten anwachsen. Dennoch lässt sich erkennen, dass sie selbst in unrealistischen, extremen Szenarien nur 26 Prozent erreichen werden. Realistischer sind aber 14 bis 20 Prozent. In jedem Fall erweitert Migration die Vielfältigkeit der Religionen in Österreich. Die Gruppe der „anderen Religionen“ wird auch in Zukunft stark zunehmen (mit meist zehn bis zwölf Prozent errechnet). Die zweitgrößte Gruppe Mitte dieses Jahrhunderts wird die „ohne Religionsbekenntnis“ sein. Für alle Szenarien gilt, dass besonders für Personen zwischen 15 und 64 Jahren sowie auch für Kinder unter 14 Jahren eine starke Durchmischung von Religionsbekenntnissen zu erwarten sein wird.

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

Österreichische Akademie der Wissenschaften

katholisch.at

14a

Weihen, Ständ. Diakone

14

Widerrufe von Austritten

13a

Graz-Seckau

28

13

Feldkirch

Erfahrungsschatz der Kirche ...

Katholischer Erwachsenenkatechismus, 287

12

Eisenstadt

Religion am Gymnasium Hartberg

Jede Ortskirche und die Kirche insgesamt bedürfen in ihrer eigenen Mitte einer Fülle von Gaben, Diensten, Ständen, d. h. Gruppen, die das Christsein unterschiedlich, im Stand der Ehe oder im Ordensstand, als Laie oder als Kleriker verwirklichen.

11

Firmhelferinnen und -helfer

Trauungen, Mischehen

10

Firmungen

9

Erstkommunionbegleiterinnen und begleiter

8

Trauungen, Formdispens

7b

Trauungen, Gesamtzahl

7a

Taufen, ab 14 Jahre alt

6

Taufen, Alter 7 bis 14 Jahre alt

5

Taufen, 1 bis 6 Jahre alt

Gottesdienstteilnehmer, Zählsonntag Fastenzeit

3

Taufen, Gesamtzahl

2

Weihen, Ordenspriester

Eine „schöne“ Feier der Sakramente (wie hier die der Erstkommunion) ist für einen großen Teil der österreichischen Gesellschaft sehr wichtig.

1

Katholiken

DIÖZESEN bzw.

ABTEI MEHRERAU

Kirchliche StatistikStatistik der Diözesen Österreichs (Katholiken, Pastoraldaten) für das Jahr 2014 Kirchliche der Diözesen Österreichs (2014)

Ursprung | Geist | Wandel Österreichs DiÖzesen und ihre bischöfe Wien

Christoph Schönborn  seit 1995

Eisenstadt

Ägidius Zsifkovics  seit 2010

Linz

St. Pölten

Manfred Scheuer  seit 2016

Klaus Küng  seit 2004

Themenbereich_04

Weiterarbeiten Militärdiözese

Werner Freistetter  seit 2015

Die neun territorialen österreichischen Diözesen sind in zwei Kirchenprovinzen unterteilt:

Felsenkirche Bet Giyorgis in Lalibela (Äthiopien).

Foto: Ernst Zerche

 Wiener Kirchenprovinz 

 Salzburger Kirchenprovinz Linz

Militärdiözese Das römisch-katholische Militärordinariat Österreich (Militärdiözese) betreut Katholiken im Umfeld des österreichischen Bundesheeres

Wien St. Pölten

Eisenstadt

Salzburg

Begründen Sie die Bedeutung eines Ökumenischen Rats der Kirchen!

Innsbruck



Gurk

Feldkirch

Innsbruck

Salzburg

 Interpretieren Sie das Bild oben in seiner symbolischen Tiefe! 

Graz-Seckau Feldkirch

Nennen Sie die Diözesen in Österreich bzw. den Namen Ihres Bischofs!

Erörtern Sie einen „Brennpunkt“ der Kirche in Österreich!

Gurk-Klagenfurt

Graz-Seckau

 Arbeiten Sie die Bedeutung der Religionsmündigkeit für eine christliche Gesellschaft heraus! 

Überprüfen Sie Ihre Talente, die Sie in eine Pfarre einbringen könnten!

Benno Elbs  seit 2013

Jakob Bürgler  seit 2015 (Diözesanadministrator)

Franz Lackner  seit 2014

Alois Schwarz  seit 2001

Wilhelm Krautwaschl  seit 2015

Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz | Stand 1.3.2016 Diözesanbischöfe: Dr. Christoph Kardinal SCHÖNBORN OP; Mag. Dr. Franz LACKNER OFM; DDr. Klaus KÜNG; Dr. Alois SCHWARZ; Dr. Manfred SCHEUER; Mag. Dr. Ägidius J. ZSIFKOVICS; Dr. Benno ELBS; Dr. Werner FREISTETTER; Dr. Wilhelm KRAUTWASCHL. Weitere Mitglieder der Bischofskonferenz: Msgr. Mag. Jakob BÜRGLER (Diözesanadministrator von Innsbruck); Lic. Anselm van der LINDE O.Cist.

Weihbischöfe: Dr. Andreas LAUN OSFS; Mag. Dr. Franz SCHARL; Dr. Anton LEICHTFRIED; Dipl.-Ing. Mag. Stephan TURNOVSZKY. Generalsekretär: DDr. Peter Schipka.

Infos:  www.bischofskonferenz.at |  www.katholisch.at



Setzen Sie sich mit der Situation Ihrer Pfarre auseinander! 

Überprüfen Sie die Idee, die Kirche mehr in Personal- statt in Territorialeinheiten zu organisieren!

Fotos: Sonntagsblatt (8), Rupprecht/www.kathbild.at (2)

INTERRELIGIÖSE DIALOGE

Humorvoll betrachtet ...

Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich Der Ökumenische Rat der Kirchen ist ein Gremium, in dem christliche Kirchen zusammenkommen, um Themen zu beraten, die alle gemeinsam betreffen: Der Ökumenische Rat ist die Stimme, mit der die Kirchen dann sprechen, wenn deutlich zum Ausdruck kommen soll, dass trotz aller konfessionellen Unterschiede die christlichen Kirchen durch eine gemeinsame und tragfähige Basis verbunden sind. 1948 wurde in Amsterdam der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen gegründet, der seinen Sitz in Genf hat. 10 Jahr später, 1958, fand die Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) statt. Die Gründungsmitglieder waren: die Altkatholische Kirche, die Evangelische Kirche A. B., die Evangelische Kirche H. B. und die Methodistenkirche. Auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates in Neu Delhi (1961) schloss sich die Orthodoxie der ökumenischen Bewegung an. Seit 1. Dezember 1994 ist die katholische Kirche volles Mitglied des ÖRKÖ.

Herr Obermeier erkundigt sich beim Lehrer nach seinem Sohn Andreas. „Er macht oft einen recht verschlafenen Eindruck“, gibt der Lehrer Auskunft. – Darauf Herr Obermeier stolz: „Das sind sicher die Talente, die noch in ihm schlummern und erst geweckt werden müssen.“

oekumene.at

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

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Themenbereich_04

Ursprung | Geist | Wandel

13 Eine kleine Chronik der Kirche: 2000 Jahre Kirchen- und Papstgeschichte

Zusammengestellt von Karl Veitschegger

Zwischen 7 v. und 4. n. Chr. Jesus von Nazaret wird in der Regierungszeit v. Kaiser Augustus und König Herodes in Palästina geboren. Das genaue Geburtsdatum ist nicht bekannt.

30 n. Chr. Jesus wird in Jerusalem gekreuzigt.

Kurz darauf verkünden seine Jünger und Jüngerinnen: „Der Herr ist wirklich auferstanden und dem Simon (Petrus) erschienen“ (Lk 24,34). Erste christliche Gemeinden entstehen.

64 oder 67?

Petrus und Paulus sterben als Märtyrer in Rom (lokale Christenverfolgung unter Kaiser Nero).

70 Römer (Titus) belagern Jerusalem: Zerstörung des Tempels.

96 Kaiser Domitian beginnt Christenverfolgung / Klemens I. († 97?) Bischof von Rom (Klemensbrief). um 100 Schriften des Neuen Testamentes vollendet. / Bischofsamt wird bestimmend für Gemeinden (Nachfolge der Apostel).

Christentum verbreitet sich rasch im Römerreich und darüber hinaus (bis Indien, Thomaschristen?). / Frühchristliche Schriften/Autoren: Didache, Barnabasbrief, Polykarp (Apostelschüler), Ignatius v. Antiochien (†117). / Rabbiner legen Kanon der hebräischen Bibel fest (von Christen später „Altes Testament“ genannt).

132–135 Bar-Kochba-Aufstand der Juden, 135 Kaiser Hadrian verbietet Juden Zutritt zu Jerusalem, Juden konzentrieren sich in Galiläa (Tiberias), Beginn der talmudischen Zeit.

189–199 Victor I.: Konflikt mit Gemeinden Kleinasiens, weil sie zum jüd. Pascha-Termin

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Ostern feiern, während sich die übrigen Gemeinden am Brauch Roms orientieren und am Sonntag (!) danach feiern (Osterfeststreit). Irenäus v. Lyon vermittelt. Die angesehene, sozial sehr aktive Christengemeinde Roms zählt ca. 30.000 Mitglieder.

2./3.Jh. Bewegungen, die das originale Christentum bedrohen: Gnosis (Erlösung durch esoterische Erkenntnis); Marcionismus (Markion verwirft Altes Testament, vertritt „gereinigte“ Paulustheologie; Dualismus: Guter Gott Jesu gegen bösen Gott des Alten Testamentes); Montanismus (Montanus lehrt rigorose Moral, neue „Offenbarungen“).

Christl. Autoren: Justin der Philosoph (†165), Irenäus v. Lyon († 202), Klemens v. Alexandrien († um 215), Origenes († 254) entwickeln Theologie im hellenistischen Kontext. Tertullian († nach 220) schließt sich später Montanisten an.

217–222 Papst Calixtus I.: ehemaliger Sklave. Er nimmt Unzuchtssünder wieder in die Kirche auf u. erlaubt Konkubinat zw. Aristokratin u. Sklave (da ihnen Ehe verwehrt ist).

Sein Gegner Hippolyt wirft ihm Laxheit vor.

226 Mani (216–277?) tritt in Persien als synkretistischer Prophet auf, begründet leibfeindlichen Manichäismus (GnosisEinfluss). Asketische, sexualfeindliche Strömungen werden modern und beeinflussen auch die Kirche.

231/232 Kirche in Dura Europos (Syrien) wird erbaut (ältester bekannter Kirchenbau, Ruinen 1931 entdeckt).

235 Kaiser Maximinus Thrax beginnt neue Christenverfolgungen.

246 Im kleinen Königreich Nisibis an der Ostgrenze des Römerreiches wird Christentum erstmals „Staatsreligion“.

Sich zu Jesus von Nazaret zu bekennen war nicht ungefährlich für die frühen Christen.

Foto: wmc

Mit Kaiser Konstantin ändern sich die Zeiten für die damals noch junge Kirche zum Besseren.

Foto: wmc

250 Kaiser Decius (248–251): allgemeine Christenverfolgung. / Kirchengründungen in Gallien.

306–337 Kaiser Konstantin d. Große (geb. nach 280): Monotheist (Symbol: Sonne), beendet Christenverfolgung („Konstantinische Wende“), gründet 324/26 Konstantinopel (Byzanz), fördert mit Mutter Helena Christentum, lässt Kirchen bauen (Rom, Palästina, Byzanz etc.), führt Sonntagsruhe ein, verbietet Gladiatorenkämpfe, wird erst kurz vor seinem Tod (arianisch) getauft.

251–253 Papst Cornelius: nimmt Gläubige, die in der Decius-Verfolgung abgefallen sind, nach Buße wieder in die Kirche auf.

Rigoristische Gegner wählen Novatian zum Gegen-Bischof. C. setzt sich durch.

Cyprian von Karthago (†258 als Märtyrer) und viele Bischöfe orientieren sich an der milden Bußpraxis Roms.

254–257 Stephan I.: erklärt die von Häretikern gespendeten Taufen für gültig (Ketzertaufstreit); daraus folgen Konflikte mit Bischöfen Nordafrikas (Führer: Cyprian v.

Karthago) und Kleinasiens. S. begründet seine Autorität mit Mt 16,18 (Bischof von Rom = Nachfolger des Petrus).

257/58 Kaiser Valerian setzt Christenverfolgung des Decius fort. um 270 Mönchtum entsteht in Ägypten: Antonius verschenkt (nach Mt 19,21) sein Erbe, wird Einsiedler. Pachomius gründet um 320 erstes Kloster. Athanasius macht Mönchtum um 335 im Westen bekannt.

301 Armenien: Christentum wird Staatsreligion (König Trdt): Gregor d. Erleuchter organisiert Armenisch-Apostolische Kirche (geführt vom Katholikos in Edschmiadzin).

303–304 Kaisers Diokletian veranlasst größte Christenverfolgung der Antike.

306 Synode v. Elvira (Bischöfe Spaniens): strenge Bußordnung; erste Synode, die Klerikerzölibat fordert (verheiratete Kleriker sollen auf Koitus verzichten).

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313 Konstantin d. Gr.: Toleranzreskript von Mailand: Religionsfreiheit (Christentum wird erlaubte Religion, ca. zehn Prozent der Reichsbevölkerung sind christlich).

314–335 Silvester I.: Kirche in Rom wird vom Kaiser für Verfolgung entschädigt: Konstantin schenkt S. den Lateran-Palast und lässt Erlöserkirche (heute S. Giovanni im Lateran) bauen. S. weiht 326 die erste Peterskirche.

321 Kaiser Konstantin erklärt den Sonntag zum wöchentlichen Feiertag (mit Arbeitsruhe in gewissen Bereichen).

325 Konzil von Nikaia (1. Konzil), vom Kaiser einberufen, bekennt „Homoousios“Fomel (Christus ist kein Zweitgott, sondern mit Gott-Vater „wesenseins“) gegen Arianismus (Christus ist geschaffener „Unter-Gott“; Arius, †337). Konzil führt Metropoliten-System ein. Athanasius (†373), Bischof v. Alexandrien, wird von Konstantin wegen seines Kampfes gegen Arianer nach Trier verbannt, auch später oft vertrieben (insgesamt 17 Exilsjahre), findet Schutz bei Julius I. (337–352) in Rom. Arianer bleiben einflussreich, auch am Kaiserhof (bis 381).

Viele Germanen werden arianisch.

Andere Häresien – Adoptianer: Jesus ist nur Mensch, v. Gott adoptiert; Modalisten: Jesus ist nur Erscheinungsform (modus) Gottes.

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Hieronymus (Albrecht Dürer, Der heilige Hieronymus in der Einöde, 1495).

Foto: wmc

Ambrosius von Mailand. Das Mosaik entstand möglicherweise noch zu seinen Lebzeiten.

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Augustinus. Das älteste bekannte Portrait von Augustinus; ein Fresko aus dem 6. Jh., Lateran, Rom. Foto: wmc

Gregor I. (+604) ist der jüngste der 4 großen Kirchenlehrer der Westkirche in der Spätantike.

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330 Konstantinopel (Byzanz) wird als neue Kaiserstadt geweiht. Spannung mit Rom prägt weitere Geschichte.

archen-System: als neue Kaiserstadt soll Konstantinopel Patriarchat werden (im Rang nach Rom, vor Alexandria u. Antiochia). Rom lehnt diesen Beschluss ab.

Presbyter-Partei gewählt, Diakonen-Partei wählt Eulalius. B. wird erst ab 419 anerkannt. B. sichert dem röm. Bischof viele Rechte in der Kirche (Afrika, Gallien).

um 350 Äthiopien (Reich von Aksum, Negus Ezana) wird christlich. / Georgien wird christlich (durch Kriegsgefangene Christiana/Nina?).

382 Synode in Rom (Damasus I.) fixiert Kanon d. Hl. Schrift. / Kaiser Gratian entfernt Göttin Victoria aus Senat.

429–534 Vandalen herrschen in Nordafrika; als Arianer verfolgen sie katholische Gläubige.

476 Ende des weströmischen Reiches: Kaiser Romulus Augustulus wird vom Germanenkönig Odoaker (476–493) abgesetzt.

Roms Bevölkerung sucht Schutz beim Papst („heimlicher Kaiser“). PapstAutorität wächst.

361–363 Kaiser Julian (Apostata), Neffe Konstantins I.: bekämpft Einfluss d. Christentums (blutig in Syrien, Ägypten), will alte Götter-Religion beleben und gegen „die Galiläer“ (Christen) jüd. Tempel in Jerusalem wiedererrichten.

366–384 Damasus I., Nachfolger d. vom arianischen Kaiser Konstantius verbannten u. zermürbten Liberius (352–366): anfangs umstritten (Gegenbischof, blutige Konflikte), muss vor Gericht, KaiserEntscheid spricht ihn frei. D. tritt klar für Trinitätslehre ein, beruft sich auf PetrusPrimat, beauftragt Hieronymus mit neuer lat. Bibelübersetzung (Vulgata). Kaiser Gratian gibt dem Bischof v. Rom den alten Kaisertitel „Pontifex Maximus“.

4. Jh. Theologen: Kappadokier Basilius (†379), Gregor v. Nazianz (†390),Gregor v. Nyssa (†394), aber auch Kyrill v. Jerusalem (†386), die Syrer Afrahat (um 340) u.

Ephraim (†373) vertreten Nikaia-Lehre.

Der arianische Bischof Ulfila († um 383) übersetzt Bibel ins Gotische.

380 Theodosius I. (347–395), seit 379 Kaiser, seit 380 getauft, schreibt Christus-Lehre von Nikaia als allein gültig vor und verbietet Arianismus.

381 Konzil von Konstantinopel (2. Konzil) bekräftigt Lehre von Nikaia u. erklärt (gegen Arianer, Makedonianer): Der Hl. Geist ist göttlich wie Vater u. Sohn. Patri-

4./5. Jh. Große Kirchenlehrer: Ambrosius v.

Mailand (†397), sozial, verteidigt kath.

Glauben (gegen Arianer) und Freiheit der Kirche („Kaiser steht in der Kirche, nicht über der Kirche“), verlangt von Kaiser Theodosius, der Aufstand blutig niedergeschlagen hat, Kirchebuße, überzeugt und tauft Augustinus (354–430). Dieser, ab 395 Bischof von Hippo, wird der große „Theologe der Gnade“ (gegen Pelagianer, Donatisten). Hieronymus († 420) übersetzt Bibel neu ins Lateinische (Vulgata).

Johannes Chrysostomos (†407), Bischof v. Konstantinopel, großer Prediger, errichtet Spitäler u. Armenhospize, fördert Goten-Seelsorge. Kritik an Oberschicht bringt ihm Exil.

386 Priscillian, Kopf einer strengen AsketenBewegung (Priscillianismus; an Festtagen Bußübungen statt Gottesdienstbesuch), wird von kaiserl. Gericht in Trier verurteilt und hingerichtet. Gegen diese Gewaltanwendung protestieren Papst Siricius (384 –399), Ambrosius, Martin v. Tours (selbst großer Asket und Bischof).

391 Kaiser Theodosius I. verbietet heidnische Kulte im Römerreich (Strenge des Verbotes ist umstritten); Christentum wird quasi Staatsreligion.

410 Westgoten (Alarich) plündern Rom. Innozenz I. (Sohn d. Anastasius I.?) will zw.

Byzanz u. Alarich vermitteln.

417–422 Bonifaz I.: nach Papst Zosimus von

431 Konzil v. Ephesus (3. Konzil) erklärt (geg.

Nestorius): Maria darf zu Recht „Theotokos“ (Gottesgebärerin) genannt werden, weil der Mensch Jesus mit dem GottLogos identisch ist. Kyrill v. Alexandrien kämpft (nicht fair) geg. Nestorius (Nestorianer); Assyrische Kirche (Apostolische Kirche des Ostens) nimmt dieses Konzil nicht an.

432 Patrick (†461) beginnt Irland-Mission; Insel ist bald christianisiert und kirchlich organisiert (Klöster spielen wichtigere Rolle als Bischöfe).

440–461 Leo I., der Große: Kirchenlehrer, politisch klug: bewegt Hunnen (Attila) 452 in Mantua zum Rückzug aus Italien, erreicht 455 von plündernden Vandalen (Geiserich) Verzicht auf Brand u. Mord in Rom. Ansehen des röm. Bischofs wächst . L. betont Primat Roms (Petrusnachfolge) gegenüber Byzanz, „Petri dignitas etiam in indigno herede non deficit.“ Auch Ostkirche verehrt L. als Heiligen.

451 Konzil v. Chalkedon (4. Konzil) erklärt: Christus ist eine Person in „zwei Naturen“ (Gott-Sein u. Mensch-Sein).

Das Konzil bestätigt damit Lehre Papst Leos I. („Durch Leo hat Petrus gesprochen!“) gegen Monophysitismus (in Christus ist nur eine, die göttliche Natur).

Die „Altorientalen“ (Jakobiten, Armenier, Kopten, Äthiopier) lehnen die Redeweise von den „zwei Naturen“ ab u. trennen sich von der Reichskirche. Konzil erklärt auch: Bischof v. Konstantinopel hat gleiche Rechte wie Papst. Rom lehnt dies ab.

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483–492 Felix II.: aus Priesterfamilie, vor Weihe selbst verheiratet, unter Einfluss Odoakers gewählt; Akakios-Schisma.

483–519 Akakios-Schisma: Synode in Rom exkommuniziert Bischof Akakios v. Konstantinopel wegen „Henotikon“ (neue, von Chalkedon abweichende Glaubensformel, weil Kaiser Zenon Chalkedon-Gegner für Reichspolitik gewinnen will).

492–496 Gelasius I.: theologisch hoch gebildet, vertritt „Zweigewaltenlehre“: Kirche u. (christlicher) Staat sind nicht identisch, sondern haben je eigene Kompetenz („Gewalt“), Kirche braucht Freiheit dem Kaiser gegenüber.

493–552 Reich d. Ostgoten in Italien: Theoderich nimmt 493 Ravenna ein, lässt Odoaker hinrichten, plant germanisches Bündnis u. arianisch-germanisches Großreich auf römischen Boden. Frankenkönig Chlodwig hat andere Pläne.

496 (?)

Frankenkönig Chlodwig lässt sich von Bischof Remigius katholisch taufen, Adel u. Volk folgen (gute Beziehung zur vorfränkischen gallischen Kirche). Jene Germanen, die unter fränkischer Herrschaft stehen, werden katholisch.

498–517 Symmachus: von Anti-Byzanz-Mehrheit (Akakios-Schisma!) gewählt, Pro-ByzanzPartei wählt Gegenpapst. 499 beschäftigt sich eine Synode ertsmals mit Papstwahl.

501 wird S. bei Theoderich verklagt und vor Gericht zitiert. Anhänger wollen mit

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Themenbereich_04 1848 Charles Darwin, Theologe u. Naturforscher, begründet Abstammungslehre (erst 1859 veröffentlicht: „Über die Entstehung der Arten ...“) 1842 Karl Marx (1818–1883) u. Friedrich Engels (1820-1895) schreiben das Kommunistische Manifest.

1854 Dogma-Verkündigung (erstmals durch einen Papst allein): Maria war frei von der Erbsünde (als Vorauswirkung der Erlösung durch ihren Sohn Jesus Christus).

1858 „Marienerscheinungen“ in Lourdes .

1860 Schweden (lutherische Staatskirche) gestattet seinen Bürgern, katholisch zu werden.

1864 „Syllabus Errorum“: Papst verurteilt so genannte „Zeitirrtümer“ (Gewissensfreiheit, Pressefreiheit u. ä.). In weiten Kreisen der Kirche sitzt seit der blutigen Revolution in Frankreich das Misstrauen gegen Forderungen der Aufklärung sehr tief.

1869/70 1. Vatikanisches Konzil (20. Konzil) definiert Primat des Papstes und „Unfehlbarkeit“ päpstlicher Aussagen in besonderen Situationen (Ex-cathedra-Entscheidungen in Fragen von Glaube und Moral). Aus innerkatholischem Protest gegen das Konzil (Ignaz Döllinger) entsteht die Altkatholische Kirche (1873 eigene Bischofsweihe).

1870 Ende des Kirchenstaates und der weltlichen Herrschaft der Päpste, aber religiöse „Papstverehrung“ erstarkt.

1871–1878 Kulturkampf in Deutschland (unter Reichskanzler Bismarck): Vor allem Preußen (national-protestantische Mentalität, Germanisierungsbestrebungen in polnischen Landesteilen) bekämpft die als feindliche „Fremdmacht“ verdächtigte katholische Kirche mit drastischen Mitteln: 1871: „Kanzelparagraph“ bedroht regierungskritische Prediger mit Gefängnisstrafen; 1872: Jesuiten-Verbot; 1873/74: Staat kontrolliert Priesterausbildung und kirchliche Anstellungen (bevor Bischof einen Pfarrer ins Amt beruft, soll er staatliche Zustimmung suchen); Ausländer dürfen kein geistliches Amt ausüben; 1875: Verbot von Orden (außer Krankenpflegeorden!);

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Ursprung | Geist | Wandel Priestern, die sich neuen Gesetzen nicht unterwerfen, wird Gehalt verweigert (nur 24 von 4000 Priestern fügen sich!); „illoyalen“ Geistlichen wird die Staatsbürgerschaft entzogen. 1876: alle kath. Bischöfe Preußens sind in Haft oder geflohen, 600 Pfarren unbesetzt!

Repressionen stärken katholisches Zusammengehörigkeitsgefühl; Zentrumspartei (politische Vertretung d. Katholiken, 1870 gegründet) wächst. 1878 lenkt Bismarck ein.

1878–1903 Leo XIII., Pecci: modern im Vergleich zu Pius IX., öffnet Gelehrten aller Konfessionen die Vatikan-Archive, gründet Vatikan-Sternwarte, hat Naturwissenschaftler-Freunde, lässt kath. Ostkirchen mehr Eigenständigkeit, beendet Konflikte mit Deutschland (Ende d. Kulturkampfes – Kaiser Wilhelm I. schenkt L. 1888 für dessen goldenes Priesterjubiläum die Mitra), Schweiz, lateinamerikan.

Republiken, aber nicht mit Italien (L. überlegt Übersiedlung nach Trient oder Salzburg!). Gute Beziehung zu USA. L. erlässt 1882 Enzyklika gegen Antisemitismus, 1891Sozialenzyklika „Rerum novarum“, protestiert gegen DreyfusProzess in Paris. Gegen Ende wird L. reaktionärer.

Seit ca.1890 Sigmund Freud (†1939): „Vater der Psychoanalyse“ revolutioniert Psychologie.

1900 Boxer-Aufstand in China: 250 Missionare und 30.000 chinesische Christen werden ermordet.

1917 Oktoberrevolution in Russland (Lenin): Sowjetunion, Kommunismus. Es folgt größte Kirchenverfolgung der Geschichte. (Zwischen 1917 u. 1940 werden 120.000 Priester, Diakone, Mönche, Nonnen und andere Kirchenleute verhaftet und 96.000 erschossen.) / „Marienerscheinungen“ in Fatima / Kirchenkampf in Mexiko (1917–1932) beginnt.

1922–1939 Pius XI., Ratti: Förderer der Katholischen Aktion u. der Christkönigs-Spiritualität, gegen Nationalsozialismus u. Antisemitismus („Wie kann ein Christ Judengegner sein?“). Versucht kirchliches Leben in vielen Staaten durch Konkordate zu sichern (mit Hitler-Deutschland 1933), löst RomFrage. Zeitsituation: Mussolini-Regime in Italien (1922), autoritäre Regimes auch in Deutschland, Österreich, Spanien, Portugal, Ungarn. Andererseits Marxismus / Leninismus/Stalinismus in Russland. Kirchenverfolgung in Mexiko (1917–1932) durch antiklerikales bürgerliches Regime, dagegen Aufstand der kath. „Cristeros“ (1926–1929). Hl. Offizium verurteilt Antisemitismus (1928). Zwischen 1933 und 1936 verfasst P. 34 Protestbriefe gegen deutsche Regierung. 1937 verurteilt er mit Enzykliken den Nationalsozialismus („Mit brennender Sorge“) und den Kommunismus.

1929 Lateranverträge: Kompromiss zwischen Papst und Staat Italien: Papst verzichtet auf Kirchenstaat, aber bleibt Souverän im Vatikan. Italien leistet finanzielle Wiedergutmachung (Basis für Vatikanfinanzen).

1903–1914 Pius X., Sarto: persönlich fromm, unbürokratisch, will christliche Restauration der Gesellschaft (gegen revolutionäre Ideen), verurteilt 1907 Modernismus (Theologie auf Basis moderner Weltsicht), diszipliniert Theologen und Klerus (Antimodernisteneid), fördert das religiöse Leben von Klerus u. Volk (Früh-, Oftkommunion). Konflikte mit Russland, USA (P. empfängt Roosevelt nicht), Deutschland, Spanien, Portugal, Frankreich (1905 Trennung Kirche u. Staat).

1932 Hirtenwort der Bischöfe Bayerns: „Klassenhass und Rassenhass sind unchristlich und unheilvoll.“

1914–1918 Erster Weltkrieg: 10 Mio. Gefallene u. viele Verwundete; bringt Ende vieler Monarchien, Österreich wird zum Kleinstaat.

1939–1945 Zweiter Weltkrieg: 50 Mio. Todesopfer (Soldaten, Zivilisten) und unzählige Verwundete; Schoa: Nazis vernichten 6 Mio. jüdische Mitmenschen.

1914–1922 Benedikt XV., della Chiesa: innerkirchlich liberaler als Vorgänger, schickt 1917 Friedensnote an Kriegsparteien (leider erfolglos), setzt 1917 Codex Iuris Canonici (Kirchenrechtsbuch) in Kraft, fördert Eigenständigkeit der „Missionskirchen“.

1939–1958 Pius XII., Pacelli: aristokratisch, tief religiös, unterstützt Umsturzpläne gegen Hitler, leistet Hilfe für verfolgte Juden (auch finanziell), wendet sich Weihnachten 1942 in Radiobotschaft gegen NS-Regime, meidet aber weitergehenden

1933 Deutschland: Machtergreifung Adolf Hitlers (1889–1945), Nationalsozialismus (für Primat der „arischen Rasse“, gegen Demokratie, Marxismus, Juden, Kirche); Reichskonkordat kann Übergriffe Hitlers auf katholische Kirche nicht verhindern.

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

öffentlichen(!) Protest, weswegen ihm später Feigheit vorgeworfen wird. Rettet – so Pinchas Lapide – 700.000 bis 860.000 Juden das Leben. Viele bedanken sich nach dem Krieg für Hilfe. Der Oberrabbiner von Rom wird katholisch. P. sorgt auch dafür, dass 100.000 Römer während der Zeit des Krieges jeden Tag eine warme Mahlzeit erhalten. Er erkennt und verurteilt Ideologie des Kommunismus als große Gefahr für die Menschheit. 1957: Welttreffen der christlichen Arbeiterjugend in Rom (34.000 Jugendliche kommen!). nach 1945 Kommunismus breitet sich aus; „Kalter Krieg“. Kirchenverfolgung in allen „sozialistischen“ Ländern (viele Märtyrer): UdSSR, DDR, Ungarn, CSSR, Polen, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien, Albanien, China, N-Vietnam, N-Korea, Kuba. Aufbruch d. Kirche im demokratischen Europa: Liturgie-, Bibelbewegung, Katholische Aktion.

1948 Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK, „Weltkirchenrat“): 337 verschiedene christliche Kirchen gehören bis zum Jahr 2000 dem ÖRK an. Die katholische Kirche ist nicht Vollmitglied, arbeitet aber vielfach mit. / Gründung des Staates Israel in Palästina / UNO, 10.

Dez.: Erklärung der Menschenrechte.

1950 Dogma-Verkündigung (nach Befragung aller kath. Bischöfe) durch den Papst: Maria lebt als Vollerlöste „mit Leib und Seele“ bei Christus im Himmel.

1953 Stalin (Jossif Wissarionowitsch), KP-Chef der Sowjetunion, überzeugter Atheist u.

Religionsgegner, stirbt. Mindestens 20 Millionen Menschen sind unter seiner Diktatur in Kerkern und Lagern umgekommen.

1958–1963 Johannes XXIII., Roncalli: sehr beliebt, ökumenisch gesinnt, will Aggiornamento (Verheutigung) der Kirche, fördert die „Menschenrechte“, würdigt positive Errungenschaften der Moderne, überrascht Kirche und Welt mit einem neuen Konzil (1962 Eröffnung).

1962 „Antibabypille“ kommt in Deutschland auf den Markt (1960 USA) und revolutioniert bald das Sexualverhalten.

1962–1965 2. Vatikanisches Konzil (21. Konzil): Kirche öffnet sich bewusst moderner Welt: Glaubenserneuerung aus der Bibel; Dialog mit Wissenschaft, anderen Kirchen (Ökumene), Religionen u. Atheisten; Religionsfreiheit, Reform der Theologie,

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Liturgie und Kirchenstrukturen, Aufwertung d. Laien u. Bischöfe (im Verhältnis zum Papst).

1963–1978 Paul VI., Montini: konzilstreu, aber zaudernd; besucht Hl. Land (1964) u. Patriarchen Athenagoras I. (Konstantinopel 1967); Liturgiereform. Progressive u. konservative „Extremisten“ gefährden Einheit d. Kirche; Traditionalisten (Erzbischof Marcel Lefebvre und Anhänger) spalten sich ab. Enzyklika „Populorum progressio“: Kirche auf Seiten der Ärmsten: Basisgemeinden u. Befreiungstheologie in Lateinamerika (viele Märtyrer).

Bischofssynoden als Beratung für Papst.

Pastoralreisen.

1965 Bann von 1054 zwischen Rom und Konstantinopel wird offiziell aufgehoben (am Ende des Konzils).

1968 Enzyklika „Humanae vitae“ (gegen künstliche Empfängnisverhütung) trifft auf großen Widerstand im Kirchenvolk und im Episkopat (Rezeption bleibt auch weiterhin aus). Nachkonzilsbegeisterung verebbt, Kirchenbesuch nimmt ab. Jahr der Studentenunruhen in Europa: Liberalisierung (z. B. Sexualität), Säkularisierung.

1969 21. Juli: Neil Amstrong betritt als erster Mensch den Mond (Apollo 11).

1973 Leuenberger Konkordie: Lutherische, reformierte und andere evangelische Kirchen gewähren einander „Altar- und Kanzelgemeinschaft“. seit 1975 Restauration des Islam in vielen traditionell islamischen Ländern („Fundamentalismus“).

1976 Mao Tse-tung (geb. 1893) stirbt. Er war „Großer Vorsitzender der Kommunistischen Partei Chinas“ (1943–1976), überzeugter Atheist und Religionsgegner, „verantwortlich für über 70 Millionen Tote in Friedenszeiten“ (Jung Chang).

1978 Johannes Paul I., der „lächelnde Papst“, ist nur 33 Tage im Amt. 1978–2005 Johannes Paul II., Karol Wojtyla: sozial engagiert, rigoros in Moral, Disziplin und Dogma, fördert „Movimenti“ (geistl.

Bewegungen mit besonderer Papstnähe), sehr marianisch, Dialog mit Ökumene, Juden u. allen Religionen, Suche nach ökumenisch akzeptabler Form des

Fundamentalistischer Fanatismus bedroht den Weltfrieden. Foto: Fotolia

Für eine „Kirche der Armen“ begeistert Papst Franziskus. Foto: neneos/iStock

Papst Franziskus mit Patriarch Bartholomaios I. in der Grabeskirche.

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Petrusamtes; 14 Enzykliken u. 250 Pastoralreisen (1,25 Mio. km); Initiator von Weltjugendtreffen; 1.338 Heilig- u. 482 Seligsprechungen; Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit vielen Staaten; umstrittene Bischofsernennungen führen zu vielen Konflikten. Wird 2011 selig und 2014 heilig gesprochen.

Papst bittet offiziell um Vergebung für alle im Namen der Kirche begangene Untaten, macht Bibel-Pilgerfahrt (Sinai, Hl. Land: Besuch von Palästinenserlager u. Shoah-Gedenkstätte Yad Vashem). 2 Mio. Jugendliche kommen zum Weltjugendtreffen nach Rom.

2005–2013 Benedikt XVI., Joseph Ratzinger (geb.

1926): auf katholische Identität bedacht, kritisiert Relativismus, eckt öfter durch missverständliche/missverstandene Worte und Aktionen an; 2006: Enzyklika über die Liebe (Deus caritas est); 2008: Enzyklika über die Hoffnung (Spe salvi); 2009: Sozialenzyklika (Caritas in veritate); B. lässt vorkonziliare Liturgie (Messbuch 1962) wieder verstärkt zu, sucht Versöhnung mit Schismatikern („Piusbruderschaft“, „Patriotische Kirche“ in China), setzt sich vehement für Umweltschutz ein (Solaranlage im Vatikan!); sexuelle Missbrauchsdelikte durch Priester – meist rechtlich verjährt – werden bekannt und erschüttern die Kirche in mehreren Ländern (2010: Papstbrief an die Kirche von Irland); Pastoralreisen u. a. in die Türkei, nach Brasilien, USA, Australien, Afrika („Kondom-Missverständnis“ in Europas Medien), Israel, Jordanien, Palästina; Mexiko, Kuba, Libanon usw.

1983 Neues Kirchenrecht (CIC) tritt in Kraft / 1990 für kath. Ostkirchen (CCEO).

1984 Karl Rahner (*1904), der bedeutendste kath. Theologe des 20. Jh., stirbt.

1986 Papst besucht Hauptsynagoge von Rom; 1. Weltgebetstreffen der Religionen in Assisi. / Einigung Roms mit Kopten in der Christuslehre.

1989 Fall des „Eisernen Vorhanges“: Kommunistische Diktaturen in Europa beginnen zu zerfallen. Seit 1917 haben sie (laut M. Gorbatschow , Ex-Präsident der Sowjetunion) rund 60 Mio. Menschen ermordet.

1993 Katechismus der katholischen Kirche („Weltkatechismus“) wird veröffentlicht (starke soziale Akzente).

1994 Einigung Roms mit Assyrischer Kirche in der Christuslehre (Mar Dinkha IV.). / Genozid in Ruanda: Innerhalb von 100 Tagen werden mindestens 500.000 Tutsi und gemäßigte Hutu ermordet.

1999 Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (Katholische Kirche und Lutheraner schaffen „differenzierten Konsens“). / Menschheit erreicht 6-Milliardengrenze, Katholikenzahl 1 Milliarde (Christen insgesamt 1, 8 Milliarden).

2000 Großes Jubiläum – Heiliges Jahr 2000.

Zahl der christlichen Märtyrer in der 2000-jährigen Christentumsgeschichte wird auf 70 Millionen geschätzt, wobei allein im 20. Jahrhundert 45,5 Millionen für ihren Glauben gestorben sind.

2001 Papst pilgert zu Paulus-Stätten: bittet in Athen um Vergebung für KonstantinopelEroberung 1204 durch Kreuzritter, betet in Damaskus in Moschee (früher Johannes-Kirche). Papst besucht Ukraine (1,5 Mio. feiern Messe in Lemberg). Der afrikanische Erzbischof Milingo heiratet Moon-Anhängerin, Terroranschalg auf WTC in New York (11. 9.) und Afghanistan-Krieg der USA. 2002 Weltgebetstreffen der Religionen (Assisi, 24.1.), Papst schickt allen Regierungen „Friedensdekalog“ der Religionen; Pädophilie-Fälle des Klerus (besonders in den USA) erschüttern die Öffentlichkeit. Papst und Patriarch Bartholomaios I. unterzeichnen Erklärung zur Bewahrung d.

Schöpfung (10. 6). Angeblich wird in den USA das erste Menschenbaby geklont.

2003 Papst bemüht sich (vergeblich), den Krieg der USA u. ihrer Verbündeten geg. den Irak zu verhindern. „Krieg kann Konflikte zwischen Völkern nicht lösen!“ Zehntausende Dank-E-Mails aus aller Welt zeigen Solidarität mit dem Papst.

2004 Papst erhält „Internationalen Karlspreis zu Aachen“ (Einsatz für Einheit und Frieden in Europa). / Mitteleuropäischer Katholikentag: „Wallfahrt der Völker“ in Mariazell (80.000 Pilgernde) / Flutkatastrophe in Südasien (280.000 Todesopfer).

Ist die Kirche vom Himmel gefallen? – Ursprung | Geist | Wandel

2006 Methodistenkirche stimmt Gemeinsamer Erklärung zur Rechtfertigungslehre (kath./ lutherisch 1999) zu.

2009 Päpstliche Konstitution „Anglicanorum coetibus“: ermöglicht Gruppenkonversionen von Anglikanern zur kath. Kirche, wobei anglikanische Traditionen weitgehend beibehalten werden können.

2011 Tsunami und Atomreaktorkatastrophe in Japan / Aufstände gegen Diktaturen in islamischen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens; Benedikt XVI. plädiert für friedliche Konfliktlösung 2013 Benedikt XVI. tritt am 28. Februar freiwillig zurück.

2013 – Franziskus, Jorge Mario Bergoglio SJ. aus Argentinien wird zum Papst gewählt.

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Themenbereich_04

Ursprung | Geist | Wandel

Vorschlag für eine Aufgabenstellung bei der mündlichen Reifeprüfung aus dem Fach Katholische Religion Themenbereich 4 Die Aufgabenstellung bekommt der Kandidat/die Kandidatin erst, nachdem er/sie die beiden Themenbereiche gezogen hat und sich in unserem Fall für den Themenbereich 4 entschieden hat.

Die Aufgabenstellung ist formal nicht zwingend so vorzugeben, jedoch muss sie die drei verschiedenen Anforderungsbereiche enthalten, die hier extra hervorgehoben werden. Es werden auch alternative Teilaufgaben (V) angeboten.

Anforderungsbereich – Reproduktion „Das Jubiläumsjahr 2017 steht vor der Tür. Damals soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben – Luther veränderte die Welt.“ 1.

Beschreiben Sie Martin Luther biografisch und ordnen Sie den Thesenanschlag chronologisch ein.

(V:) Benennen Sie die zentralen Thesen und Kritikpunkte Martin Luthers!

Anforderungsbereich – Transfer 1.

Charakterisieren Sie die Voraussetzungen für die Reformation!

(V:) Bewerten Sie Reaktionen auf die Thesen und Kritikpunkte Martin Luthers in der Gegenreformation!

Anforderungsbereich – Reflexion „Zur strittigen Frage, ob der Jahrestag Anlass zur „Feier“ des Jubiläums oder zum „Gedenken“ an die leidvollen Folgen sein solle, lautet die Devise: „sowohl freudiges Feiern der Reformation als auch selbstkritische Besinnung“. Es gelte, „an einer gemeinsamen, ökumenischen Deutung und Bewertung des Geschehens auch im Sinne einer gemeinsamen Wertschätzung der Reformation zu arbeiten“. (Ökumenischer Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) unter www.katholisch.de) 1.

Zum Jubliäumsjahr gab und gibt es zahlreiche Stellungnahmen. Diskutieren Sie die Folgen der Reformation und die Herausforderung für die katholische Kirche heute!

Säulen der „Sagrada Família“ von Antoni Gaudi in Barcelona.

Der farbenfrohe Wald von Säulen der „Sagrada Família“ von Antoni Gaudi in Barcelona zeigt: Die „Welt-Kirche“ Christi ist eine bunte Kirche.

Die Sagrada Família (Sühnekirche der Heiligen Familie) ist eine römisch-katholische Basilika in Barcelona. Der Bau der von Antoni Gaudí im Stil des Modernismus entworfenen Kirche wurde 1882 begonnen und soll nach aktueller Planung 2026 zum 100. Todestag von Gaudí fertiggestellt werden.

Foto links: indahs/iStock; Foto rechts: wmc

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Wovon spricht die Bibel? – Gott | Offenbarung | Erstes (Altes) Testament