
Frauen in Eile sind
Band 1
ISBN 9789 180577 311
©KreutzerWesslund2024
Verlag:BoD –Books on Demand,Stockholm, Sverige2024
Druck: BoD– BooksonDemand, Norderstedt, Deutschland2024
Cover-Design by NancySalchow UnterVerwendung derGrafiken: Privatfotosvon Kreutzer Wesslund sowie: #492398927 ©byeyetronic, #228330938© byinsima, #547459550© bywijhatun, #309784416© byezstudiophoto
Alle Grafiken unter Standard-Lizenzerworbenbei AdobeStock: https://stock.adobe.com/
Eine Mutter-Tochter-Nachhaltigkeits-Odysseedurch Europa
Es gibt netteMenschenund wenigernette, Besonders kluge und etwasdumme, Sehr starke undeherschwache. Es gibt dieextremmutigen und dann gibt es nochsolche wieuns:abenteuerhungrigeAngsthasen.
Simone undLinnéa
Alle Vergangenheit istnur einProlog. Shakespeare
»Obacht«, rief derjungeMannmir zu.
Zu spät,ich lagbereits inmitten derkniehohen weißen Pracht. AufSchneewar ichwirklichnicht eingestellt. Der Maistand vorder Tür.
Ichspürte,wie feuchter Matsch in meine rotenSneakers eindrang und sich meineSockenbis zu denKnöcheln hoch vollsogen. Widerwillig rappelte ichmichauf,klopfte den feuchten Schneematschvon meiner Allwetterhose, zogden gestricktenLeihpulloverzurechtund sahnervösden Berg hinunter. Mein Herz rasteund meineBlase drückte.
»Gehned so nah an denRand«, hörte ichdie gleiche Stimmeein weiteresMal zu mirsprechen. Davidhatte denblau-weißen Schirm bereits hinter uns ausgebreitet.Der ersteKarabinerhakenklickte einund dann einweiterer. EinHelmwurde mirinmeine schwitzige Hand gedrückt.Was machte ichhiereigentlich?
MeineTochter hockteauf demeinzigenschneefreien Steinund hobnun ihrHandy,bereit, diesen Moment fürdie Ewigkeit festzuhalten.
»Fixdaein Punktn am Horizont.Sengd'sdeKirch?« Ichsah haarfeineSchlangenlinien und vielewinzige Flecken zwischen hellgrünenWiesenund dunklenWäldern, im Tal. Einerder Punktekonntevielleichtein Gotteshaus sein.Ich fixierte ihnund nickte.Eswar hoch, verdammt hoch. EintausendfünfhundertneunundsechzigMeter glaubte ichander Seilbahnstationgelesen zu haben.
Leicht vorgebeugtlugte ichnocheinmal, etwasverunsichert, vom Hochries hinunter insTal.Dannschloss ichdie Augen. Icherinnertemichandie Achterbahnfahrten aus
meiner Kindheit:Was mannicht sah, warauchnicht gefährlich.
»Du musst scho hingucken«, wiederholte mein inzwischensehrenganliegender Begleiterhintermir,aberder Kirchenpunktverschwammimmer wieder vor meinen Augen.
»Du brauchstdifeschthalten.«Erdeutete aufdie Gurte an seiner Seite.
»Undvergiss ned, einfachimSitzbettneihupfen.«Da meinte er wohl denschlafsackähnlichenKindersitz, deran meinem Hinterteil baumelte.
»Wann iruf LAUF,dann laufst du so schnelldukoaust aufnAbgrund zua«, warenseine letztenWorte.
Er rief,ich lief.
DasüberdimensionaleKreuz thronteauf demGipfeldes Berges.Ich versuchte, mich zu erinnern,wie genauich eigentlichindiese wagemutigeSituation gekommen warund warum.
Wirmussten erst springen,umlandenzukönnen, Musstenfallen, um wieder aufzustehen, Sollten Angstüberwinden, um mutig zu werden, Musstenvertrauen,umzuwachsen, Erkennen, um zu verstehen, Verlieren, um zu gewinnen.
Wenn Ameisenund Frauen in Eile sind,droht immerein Erdbeben. Konfuzius
»Ich weiß nicht. Eigentlich wollteich mitdem Rucksack durch Europa reisen«, kamesaus deranderenLeitung, »aber ichhabenochniemanden gefunden,der mich begleitenwill. MeineFreundesindalle entweder schonamStudieren oder müssen arbeiten.Najaund alleine…«
Eigentlich hatteich nureinerhetorischgemeinteMutterfrage gestellt:
»Kind, waswillstdudenndie letztenMonatevor deinem Studium nochsomachen?«
Aber das, wassie da gerade sagte, ließ mich aufhorchen. Ichspürte, wiemeine Ameisensichsammelten, allenvoran dieKönigin. Siebegab sich in Habachtstellung,blätterte im Kopf meineTermine durch, wägteVor-und Nachteile ab undzwang mich letztendlich zu dereinzigdienlichenAntwort:
»Ich kann doch mitkommen!«
Natürlichhatte dieAmeisenköniginmal wieder viel zu spontan ihrenMund aufgemacht, aber vielleicht wollte sie auch nur dieReaktionihres Gegenübers auf Facetime testen. Muthatte sie.
»Warum nicht«,war diezwaretwas passive, aber vor allemdochvöllig überraschende Antwortvon Linnéa, meiner20-jährigen Tochter.
Siehst du,grinste dieKönigin in sich hinein. Dieerste Hürdewar genommen. Wählenun dein Ziel mitBedacht.
Siepfiff ihre Arbeiterzurückund ichbegab mich wieder in meineWinterdepression. So wardas Ende Januar in Schweden.Eswar kalt unddunkel. Noch drei Monate kein BlattamBaumund kein LichtamEndedes Tunnels. Eine Urlaubsreise mitmeinerTochter durch Europa,indie Sonne,
in dieWärme,nur wirbeide:das wäre sicher eine willkommene Abwechslung. Oder hatte ichgeradedie Büchse der Pandora geöffnet?
Vor23Jahrenwar ichvon Lübeck in dieschwedische Holzbau-Metropole Småland ausgewandert. Holzbau hatte ichstudiertund Holzhäuser wollte ichbauen,ineinem Land, in demsolchenicht alskümmerliche Bungalowsgeächtet wurden.Dochdannwurde ich Passivhaus-infiziert.
Ichhatte denAuftrag Passivhaus-Holzhäuser, füreinen Schwedenhaus-Hersteller, alsExportschlagernachDeutschland, zu entwickeln.Sokam ichvon Schweden auszum ersten MalinKontakt mitdem deutschen Passivhaus Institut in Darmstadt.Ich wurdesofortentflammt wieein Osterfeuer.Gebäude,die so gutgedämmt waren, dass siekaumHeizenergiebrauchten – das wardie Zukunft!Sosollteman bauen.Somussteman bauen. So undnicht anders. Nichts und niemandkonnten mich bremsen. Mich,die 27-jährige, ambitionierte,blondierte, deutsche Ingenieurin. Ichwusstegenau,was ichzutun hatte,trampelte meinen neuenChefs aufdie Füße,stellte schwedischeHolzbautraditioneninfrage und machte mich so richtig unbeliebt in der Baubranchemeinerneuen Heimat.Rückblickendwundert es mich,dassich nichtals landesverräterischer Querulantausgewiesen wurde. Aber so sind sienicht,die Schweden.Sie sagendir nichts Unangenehmes,jedenfalls nichtins Gesicht. Nunstand ichkurzvor demmagischen Alter Fünfzig und begann schwermütigauf mein Lebenzurückzublicken. War ichzueiner Einzelkämpferinmutiert?
Vorzwölf Jahren hatteich meineeigenePassivhausFirmagegründet. Seitdem reiseich als Missionarin quer durchs Land, halteVorträge, baue Passivhaus-Schulen und habe durchaus Erfolg in meinem Berufals Energieberaterin.
Heutewohne ichmit meinem Mann Tommyineinem selbstgebauten,runden Passivhaus,mittenimWald.
Unsere Familiehatte sich vor zehn Jahren,mit unserem Sohn Leon, nocheinmalvergrößert.Eigentlichsollteich glücklichsein, genauhierund genauso, wieesgeradewar. Trotzdem hatteich Zweifel. Sollte es dasschon gewesen sein?Irgendetwas fehlte mir. Brauchte ichein neuesAbenteuer? Eine letzte große Reise? Oder warmeinZug bereits abgefahren?War ichetwaschon zu alt, kraftlos undeingerostet?
AlsjungeFrauwar ichsportlich,hatte,wie meine Vormütter,die Figureiner Ausdauerläuferin.Heute,30Jahre später und 15 Kilogrammüppiger, reichtemeine Kondition gerade noch füreinfacheYogaübungen.Meine Haarehatte ichmir vorkurzemabgeschnitten –sie,dem Alterzum Trotz, zu einer P!nk-Frisurkürzen lassen.Allerdingshingen meinedünnen, blonden Haarsträhnen nurschlaff über den abrasiertenunteren Haaransatz undbrachtennicht wirklich denerwünschtenrebellischenEffekt.
Außerdem binich dergeboreneAngsthase. Angstgehört zu denStärken meiner Schwächen.
Es begann bereits alsTeenager. Nach jedemDiskobesuch –und daswaren viele– musstemichirgendein Freund nach Hausebringen. Einmal hattemichein Bekannterfür die LiebeseinesLebens sitzen gelassen. Ichranntedie drei Kilometervom Jugendclubbis nach Hause, alshätte icheine olympische Medaillezuerwarten.
Lauf,Simone,lauf.
Alsein MädcheninmeinerNachbarschaft von einem Mann, dersichals angeblicherElektrikerEintrittinihre Wohnung verschaffte, misshandelt wurde, bekamenmeine Ängste konkreteBilder.
Es istmir auch heutenochein Graus, alleineinunserem Haus,amWaldrandzuübernachten. WennTommy aufReisenist,mussmeinkleiner Sohn Leon immerinPapas Bett
schlafen.Als ob derKnirpsmichvor allemBösen derDunkelheitbewahrenkönnte.
Im Flur habe ichsogareinmalLegosteineausgelegt.Ich glaubtedamit vermeintlicheEinbrecher,die natürlich schwedentypischbeimBetretendes Hauses ihre Schuhe auszogen,mit schmerzhaftenFußsohlen zumDavonlaufen animieren zu können.
Simone alleinezuHaus.
Ständigplagt michdie Angstzuscheitern,nicht abzuliefern,nicht auszureichen.Auchwennman in Schweden die Gleichberechtigung derFraubetont,soist dieBaubranche noch immereineMännerdomäne. Ichmusstedoppelt so hart arbeiten,umdie Hälfte derAnerkennung einesManneszu erhalten.
Manchmal istder richtigeWeg nichtder einfachste Weg. Umso überraschter warich,als ichvor einpaarJahren hörte, wieich scherzhaft vonmeinenmännlichenBerufskollegengenannt wurde: dieeiserne Lady. Anscheinendspieleich dieRolle der taffen,selbstbewussten Geschäftsfraugut.Einerobuste Fassadeverbirgtdie weiche Dämmung in meinem Inneren. Nurwenigewissen von demzerbrechlichen,sensiblen Kern und noch weniger kennen denAuslöser.
Vorein paar Jahren hatte es auch mich erwischt,wie viele andere Branchenkollegenzuvor:ein Burnout deaktivierte meinen kompletten Energievorrat.
Ichbin ruhigergeworden, verwende meineEnergie bewussterund lassestattdessendie Realität Geschichte schreiben. Ichhabezwarnochimmer genügend Ameisenim Kopf,die mich animieren undnicht zurRuhe kommen lassen,aberich wusste sieimZaumzuhalten… biszu diesem Moment.Geradehatte mich ihre Spontanitäterneut überrumpelt. Jetztsahen siemal wieder ihre Chance: Fahr mitdeinerTochter durch dieWelt,riefensie aufgeregt.
IchhabeeinestarkeBindung zu meiner TochterLinnéa. Sieist meine Schwedenprinzessin,meine Perle. Dass sielebt, istein kleinesWunderund kein bisschen selbstverständlich.Eswar eine schwierige Geburtvor 20 Jahren,die miteinem Notkaiserschnitt endete.Vielleicht warenesdiese 17 Stunden vollerTodesangst,die denengen Knoten unseresBandesflochten.
Nichtalle BandeinmeinemLeben warensobeständig wiedieses. So wurdeauchLinnéa, wieich,ein Trennungskind.
Seit ihremsiebten Lebensjahr wohntesie abwechselnd eine Wochebei mir, mittenim småländischen Wald und dann wieder eine Wochebei ihremPapa, in derStadt.
KurzeTrennungenwaren wirgewohnt und ehrlich gesagt,die tatenuns auch gut.Ich dachte zurück,andie unendliche Anzahl zugeknallter Türenund diezig Male,die sie wütend in denWaldrannte, um ihrernervigenMutterzu entkommen. Eigentlich sollte ichfrohseinüberdie räumliche Distanz, diewir im Moment hatten.
Seit fünf MonatenbefandsichLinnéanämlich in Darmstadt, 1.000Kilometervon mirentfernt. Siewar daserste Mal, so richtiglange,alleine von zu Hauseweg.
Nach demAbiturwolltesie unbedingteinePause vom Lernen einlegen.Sie wollte eigenesGeldverdienen,ein bisschen Abenteuerund gernefür einPraktikum insAusland.
Ichverschaffteihr einVorstellungsgesprächbeim Passivhaus Institut und sienahmesan, dassechsmonatige Praktikumbei der iPHA, der internationalPassive House Association.
Jetztvermisstenwir einander,obwohl wiruns im September zu einemWorkshopinIrlandtrafen, ichsie im November in Darmstadtbesuchteund wirnatürlich auch Weihnachtenzusammenverbracht hatten. Malabgesehen
davon, gingen täglichsoumdie zehn bis20Textmitteilungenbei mirein.
Linnéaist einHerdenmenschund Herdenmenschen brauchen eine Herde. Ihre Herdeist groß. Siebesteht auszwei eigenständigenFamilien, vielen Freunden und einemweitreichenden sozialen Netzwerk.Sie würdesichamliebsten um alle kümmern. Mithochgesteckten Zielen will siees immerjedem rechtmachen. Dabeisetzt siesichselbstständigunter Druck.
Außerdem istauchLinnéaein Angsthase. Leider habe ich dieseüberflüssige Begabung an mein Kind vererbt.
Siewillnachtsnicht alleinesein, nichtzuHause,nicht im Hotelund auch nichtinihrer WG-Wohnung, in Darmstadt. Geht daseinmalnicht zu vermeiden, lässtsie in dergesamtenWohnungdas Lichtbrennenund das, obwohl sieim Hellen nichteinschlafen kann. Linnéa hataußerdem unbeschreibliche Angstvor Insekten allerArt.Spinnen,Käfer, Ameisensindihr einGreul.Wennsie einesdieserKrabbeltierchen in ihrerNäheentdeckt, schreitsie immer, alswäre Norman Bates miteinem Messer hinter demDuschvorhang aufgetaucht.
Undsie hatEntscheidungsängste.JedeEntscheidung muss zunächst von ihrergesamtenHerde,amliebsteneinstimmig,angenommenwerden. Mein Kind stehtständig unterStrom.Ihr Stresspegel könnte dieSchutzdeicheeines Jahrhunderthochwasserszum Überfluten bringen.
Dabeiist Linnéaempfindsam und sensibel,genau wiedie Herkunft ihresNamenssie beschreibt.Sie isteineLinnéa: dieLandschaftsblumevon Småland. Mein zartesPflänzchen hatSchneewittchen-weißeHaut und braune,schulterlange Haare. Ihre Augensindeine Mischung ausGrün, vonmir undBraun,von ihremVater.
Sieist einschlankes, fast dünnesMädchen,etwas kleiner alsich,abermit genausostarkem Willen und großemEhrgeiz.
Zwei Generationenwollten nun also gemeinsamauf Reisengehen.Wir hattendas gleicheZiel. Aber hattenwir auch dengleichenWeg?
Ichgehörezur sogenannten GenerationX.Ein ehemaligesSchlüsselkind,das nach demMauerfall, frei vonKonsequenzen,die geballteÜberflussgesellschaftgenießendurfte. Ichbin ganz klar ein akademisches Arbeiterklassekind.In mirschlummertnochimmerder Punkrocker, verkleidet als akkurateIngenieurin. MeineveraltetenAmeisen stammen auszweiverschiedenen Gesellschaftsordnungen. Siewollen beides:soziale Gerechtigkeit undWirtschaftswachstum.
Im OstenDeutschlands groß geworden zu sein,bedeutete fürmichaußerdem auch,kaumEnglischsprechenzu können.
Undmeine wenigenFreunde auf Facebook kannte ich tatsächlich fast alle persönlich.
Linnéagehörtzur GenerationZ,deren Lebensstil und Aussehenvon Influencernbestimmt wird.Der Wert eines Menschen errechnetsichaus derAnzahlseiner Likes und Abonnenten.EinezwiespältigeGeneration, derenKonsumbedarf genausogroßist,wie ihre Ängste.Die einenkleben sich mitSekundenkleber made in China aufStraßen fest,die anderenshoppen Kleider fünf zumPreis vonvier, von derselben Diktatur.
Bei Fridaysfor Future demonstrierensie aufden Straßen, dieanderen sechsTageinder Wochefehlt ihnendie Orientierung.
Extremeauf beiden Seiten. Schwer,sichinsolch einer Weltzurechtzufinden, nochdazu,woalles,absolut alles, auf densozialenMediengefeiertoderniedergemacht wird.
Wir, Mutter und Tochter, habenaberaucheineMenge Gemeinsamkeiten, dieunser Zusammensein regelmäßig auf dieProbe stellen: Dickköpfigkeit, Ungeduld, Gerechtigkeitssinn, Selbstzweifel, Ängste und Ameisen, vieleAmeisen. AllesFremdeist füruns mitUnsicherheitverbunden. Dazu kommen dieÄngste, allenErwartungen,die wahrscheinlich garkeineranuns hat, gerechtzuwerden. Die äußere Fassade muss halten, ohne dabeiden innerenKernzu offenbaren oder garzuverletzen.
Außerdem sind Linnéa und ichStadtmenschen.Natürlich liebenwir dieNatur,abereheraus sicherer Distanzund schon garnicht mitten in derNacht.ErstTommy gelang es, uns ab und an zu Fahrradtouren, Zeltausflügenund längeren Wanderungenzuüberreden.
Hatteich tatsächlichgeradeeine Mutter-TochterRucksackreise in dieFremdevorgeschlagen?War ichdenn völlig lebensmüde?
Ichlag also diekommende Nachtwachund ließ mirdie Vorteile und Nachteileeiner Europareisemit Linnéa noch einmal durch denKopf gehen.
Vorteile:
-Linnéaund ichTag und Nachtzusammen, -Dem grauen Alltag entfliehen, -NeueMenschentreffen, -EndlichEnglischlernen, -Durch Europa reisen,
Nachteile:
-Linnéaund ichTag und Nachtzusammen, -MeinenMann, Leon und meinen Hund alleinelassen, -MeinsicheresZuhauseimWaldverlassen, -Meine Firmaalleine lassen, -Meine laufendenPassivhausprojekteabgeben, -Keine Einnahmen, -Hohe Kosten, -Ängste.
Daswaren ganz klar zu vieleNachteile,vermittelte ich anschließend meinem enttäuschten Armeisenvolk undwidersetztemich, in dieser Nacht, ausdrücklich eineräußerst argwöhnischen Königin.
Aber wer, wieich,den Kopf voller Ameisenund den HinternvollerHummeln hatte, derwusste, so schnell gaben diesenützlichenInsektennicht auf.
Bereits am nächsten Morgen hatte mirdie Ameisenkönigin ihrenGeschäftsplan perEinschreibenzukommenlassen:
Mach aus demMutter-Tochter-Trip eine offizielleStudienreise, gabsie ihre Idee zumBesten. Damitkannstdudas Finanziellelösen.ÜberwindeteureÄngste zusammen, schlug siemir vor. Reistökologisch, mitdem Zug, durch Europa. Übernachtet in Passivhäusern. Ernährtund kleidet euch umweltbewusst.Und teilt dieErlebnisseeurer Nachhaltigkeitsreise, aufInstagram,mit derWelt: #PassiveVoyage.
Hattedie Ameisenregentin gerade einenMasterplanin meinem Kopf ausgeklügelt?
War dieseReise unsere letzte Chance aufeinegemeinsame Zeit?
Wennich es gutplante, allesvoraussah,nichtsdem Zufall überließ, könnten wiresvielleichtzusammen schaffen.
Nachhaltigkeit istnicht nurBauen und Wohnen, sondernso viel mehr.Kleidung, Nahrung, Reisen,unseregesamte Lebenseinstellung. Ichüberlegte.
Sich nachhaltig zu kleiden, warmöglich. Ichdachte an dieKleidungsstücke ausHolzfasern, diewir bereits aufeiner Tagung vorgestellt hatten.Mit nur einemT-Shirt sparte man um die1.000 LiterWasser, 150 Milliliter chemischeProdukte und 75 ProzentKohlendioxid, verglichen miteinem konventionellen T-Shirtaus Baumwolle.Daran erinnerteich mich.
Ganz aufFleisch zu verzichten,ist fürviele Menschen bereitsvöllignormal. Füruns nicht. Wirkönnten aufunserer Reisedie vegetarische KücheEuropas testen,freuteich mich.Wir sind beideguteund leidenschaftlicheKöchinnen undließenuns gerneinspirieren.Aberwürde Linnéadas mitmachen?ZweiMonateganzohneFleisch?
Mirkamen weitere Gedanken in den, inzwischen voller Ameisennur so wimmelnden,Kopf.Warum nichtauchauf Verpackungsmüll verzichten und Alternativen finden?Wir könnten Thermosflaschenund Mehrweggeschirr einpacken undversuchen,unseren Reiseproviantnachhaltigaufzufüllen.
Warum nichttatsächlichüberunsereReiserfahrungenauf densozialenMedienberichten?Vielleichtkönnten wirKlimaschützertreffenoderJournalistenoderPolitiker?
Wahrscheinlichwürdenwir selbst Unmengendabei lernenund könnten unseren Lernprozessmit anderenteilenund sieinspirieren.
Zeigen wirEuropa dieguten Beispiele, dieLösungen,die Klimaerfolge. Es gabsovielGutes,wovon dieWenigsten
