CHECK - Jubiläumsausgabe

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Cover -Story ZEITSPRÜNGE

SIMACEK feiert erfolgreiche 80 Jahre: Die Geschichte des Familienunternehmens im Rückblick. Eine Story über Verantwortung und stetes, nachhaltiges Wachstum

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HOCH HINAUS

Sie kommen dort zum Einsatz, wo sich andere nicht um die Burg hintrauen: die unerschrockenen Höhenarbeiter und ihr Hochleistungsjob

SEITE 50

ZEITGENÖSSISCH

Der SIMACEK Art Award –so geht Kunstförderung im 21. Jahrhundert

SEITE 88

CHECK BUSINESS
#
MAGAZINE
the art of services
JAKOB
JUBILÄUMSAUSGABE
COVER:
KRINZINGER

Innenhof-Übernetzung, Dachrinnenreinigung, Holz- & Bautenschutz Patio protection, roof gutter cleaning, wood & building protection

Fassadenreinigung Facade cleaning

Taubenabwehr Pigeon defence

Hauswartservice & Winterdienst Caretaker service & winter maintenance

Rattenbekämpfung Rat infestation

Betriebsverpflegung Care catering Verkehrsmittelreinigung Public transport cleaning

Büroreinigung Maintenance cleaning

Waschraumhygiene Toilet facility services

Facility Management Facility management

Abfallentsorgung Waste management

Portier, Empfang Concierge & reception service

Security Guard, Werkschutz Plant protection

FacilityServicesimÜberblick
services
Facility
overview
SIMACEK Ignaz-Köck-Straße 8, 1210 Wien T. +43 1 211 66-0  simacek@simacek.at  www.simacek.com Integriertes Facility Management and Services 24/7/365

Dachbegrünung

Sonderreinigung

Höhenarbeit Workingatheights

Working at heights

InternerTransport&Logistik Industrialtransport&logistics

Interner Transport & Logistik Industrial transport & logistics

Lagerbewirtschaftung Depotmanagement

Lagerbewirtschaftung Depot management

Industriereinigung Industrialcleaning

Industriereinigung Industrial cleaning

Technische Services Technical services

TechnischeServices Technicalservices

Sicherheitskonzepte Securityconcepts

Sicherheit,Bewachung&Prävention Security,sitemonitoring&prevention Schädlingsbekämpfung

Pestcontrol Grünraumservice Tending&maintaining greenspaces
Roof landscaping
Specialist cleaning
& Reinraumhygiene Hospital hygiene & cleanroom services
Sicherheit, Bewachung & Prävention Security, site monitoring & prevention Pest control Grünraumservice Tending & maintaining green spaces
Industriekletterer Industrial climber Klinik-
Schädlingsbekämpfung
FacilityManagement
Sicherheitskonzepte Security concepts

Die ökologische Antwort

Wenn wir an morgen denken, denken wir an unsere Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen.

Der Schutz der Umwelt ist uns daher ein großes Anliegen. Gerade wenn es um die Reinigungschemie geht, müssen wir neue Wege gehen und Produkte bereitstellen, die unsere Umwelt schonen und dabei

die volle Reinigungsleistung gewährleisten. Mit LiGreen haben wir genau diese Lösung schon heute. Wir entwickeln diese erfolgreiche Serie weiter, um auch für Spezialanwendungen in der Reinigung eine ökologische Antwort zu bieten. Dafür wurden wir zahlreich ausgezeichnet und zertifiziert.

WASCHRAUM/HYGIENE ARBEITSSCHUTZ
GESMBH · A-2331 VÖSENDORF · ORTSSTRASSE 285 www.e-mayr.at
CHEMIE MASCHINEN TEXTILPFLEGE GERÄTE & ZUBEHÖR
E.MAYR REINIGUNGSTECHNIK

LIEBE LESERINNEN , LIEBE LESER!

Das Jahr 2022 – und damit auch diese Ausgabe unseres Kundenmagazins CHECK –steht ganz im Zeichen unseres Firmenjubiläums: 1942, also vor nunmehr 80 Jahren, gründete mein Großvater Ladislaus Adalbert Simacek mit seiner Frau Helene und einer Handvoll Mitarbeitern im zerbombten Wien ein kleines Unternehmen zur Schädlingsbekämpfung. Er legte damit den Grundstein zu jenem Facility Management Unternehmen mit über 8.500 Mitarbeitern, das wir heute sind. Unsere Coverstory erzählt in einer Zeitreise, wie sich unsere Firma zum größten österreichischen Familienunternehmen in der Facility Management-Branche entwickelt hat. Die Firmengeschichte wird in der Coverstory ab Seite 10 den zeitgeschichtlichen Ereignissen dieser acht Jahrzehnte gegenüber gestellt. A propos Zeitgeschichte: Wien ist für seine Zinshäuser berühmt – und ab Seite 22 gehen wir der Entwicklung dieser baulichen Juwelen nach. Auf Seite 36 machen wir einen Zeitsprung vom Wiener Zinshaus zum Smart Building.

Egal ob alt oder neu: Wir als SIMACEK möchten Lebensqualität für Menschen schaffen. Unsere Himmelsleiter strahlte über ein Jahr lang als Zeichen der Hoffnung am Himmel über Wien, inzwischen ist sie in die deutsche Stadt Münster weitergezogen. Wie dieses einzigartige Kunstprojekt in Wien und in Deutschland von der Presse rezipiert wurde, erzählen wir auf Seite 44. Ohne unsere Höhenarbeiter wäre die Himmelsleiter nicht realisierbar gewesen. CHECK hat sie bei einem Einsatz in Wien besucht (Seite 50).

Nach der Corona-Pandemie sind wir zurück im Büro. Aber dieses verändert sich, nicht zuletzt durch den Trend zum Homeoffice. Unser Artikel ab Seite 54 macht sich über das Büro der Zukunft Gedanken. Damit in Verbindung steht das Thema Betriebsverpflegung, das sich ebenfalls in einem zeitgemäßen Wandel befindet. Ab Seite 68 sehen wir, welche Veränderungen es dort gibt. In einem Unternehmen wir dem unseren sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund unverzichtbar. Diversität ist daher für uns kein modernes Schlagwort, sondern gelebte Realität. Ab Seite 82 widmen wir uns diesem Thema.

Die Förderung von Kunst und Kultur als wichtige Elemente unserer Lebensqualität ist mir ein persönliches Herzensanliegen, das wir mit den SIMACEK Visionary Projects umsetzen. Ab Seite 88 stellen wir Ihnen das neueste Projekt vor, das sich diesmal vor allem der Förderung junger Künstlerinnen und Künstler widmet.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieses Heftes und hoffe, dass es Ihnen ebenso viel Freude bereitet wie mir!

Herzlichst Ihre

Ursula Simacek

Simacek
CHECK 1/2022 # Editorial 5

# Coverstory

Eine starke Familie

Vor 80 Jahren gründete Ladislaus Adalbert Simacek seine erste Firma. Eine Zeitreise zeigt, wie sich das Unternehmen seither entwickelte.

# Immobilien Wie aus Steinen Gold wurde

Das klassische Zinshaus ist aus dem Stadtbild Wiens nicht wegzudenken. Aber wie ist es eigentlich entstanden?

# Hausverwaltung

Moderne Hausmeister

Aus dem Wächter der Immobilie ist ein moderner Dienstleister geworden.

#

INHALT CHECK

Sicherheitstechnik Schlüssel-Erlebnis

Der „Postschlüssel“ ist praktisch, aber nicht mehr zeitgemäß. Moderne Lösungen bieten mehr Sicherheit.

1/2022

# Grünflächenbewirtschaftung Schön und wild

Ökologische Grünflächenbewirtschaftung ist ein Beitrag gegen die Biodiversitätskrise.

# Himmelsleiter Mediales Echo

Die Himmelsleiter im Medienspiegel.

# Höhenarbeiter In der Vertikalen Höhenarbeiter kommen zum Einsatz, wenn es für andere zu hoch und zu steil wird.

# Büroeinrichtung

Zurück im Büro

Für das Büro der Zukunft sind neue Konzepte gefragt.

#

Shopping Urbane Seele

Der Höhenflug des Online-Shoppings verändert unsere Städte.

Cybersicherheit Intelligente Gebäude

#

# Betriebsverpflegung

Nouvelle Cantine

Moderne Gebäude sind digitalisiert und vernetzt. Entsprechende IT-Security wird immer stärker nachgefragt.

Die Kantine hat einen schlechten Ruf. Neue Konzepte zeigen, dass der inzwischen unbegründet ist.

Impressum: Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: SIMACEK GmbH, 1210 Wien, Ignaz-Köck-Straße 8, Redaktion und Anzeigenverwaltung (01) 211 66 14105, Konzept und Beratung: Christian W. Mucha, Gestaltung und Produktion: Mucha Verlag GmbH, 1072 Wien, Zieglergasse 1, Covermotiv: Jakob Krinzinger, Chefredaktion: Nina Fleischhacker-Höfler, Redaktion: Larissa Bilovits, Martin Krake, Christian Prenger, Walter Senk, Janet Teplik, Rosa Vogel, Übersetzungen: Hannah Minichshofer, Lektorat: Martin Krake, Grafik: Anton Würfel (Ltg.), Martin Krake, Anzeigendisposition: Nina Fleischhacker-Höfler (Ltg.), Druck: Ferdinand Berger Söhne GesmbH, 3580 Horn, Wiener Straße 80, Bankverbindung: Raiffeisenbank NÖ-Wien IBAN: AT953200000000181800 BIC: RLNWATWW, Blattlinie: Redaktionelles Firmenmagazin der SIMACEK Gruppe, Topinformationen rund um das Gebäudemanagement für KundInnen, MitarbeiterInnen, PartnerInnen, LieferantInnen und InteressentInnen.

6 CHECK 1/2022 # Inhalt
10 22 30 32 36 40 44 50 54 62 68

Bubu Dujmic Photography,MW Architekturfotografie, Adobe Stock

#

Geschichte Saubere Entwicklung

Die Geschichte der gewerblichen Gebäudereinigung reicht bis in das 17. Jahrhundert zurück.

# Schädlingsbekämpfung

Ungeliebte Bewohner

Die Bekämpfung von Ratten war einst lebenswichtig. Heute geht es vor allem um Bestandskontrolle.

# Diversität Aus vielen

Ländern

Diversität ist bei SIMACEK nicht nur ein modernes Schlagwort, sondern gelebte Realität.

# Junge Kunst Talente fördern

Mit der Unterstützung des Flomyca Museums in Floridsdorf fördert SIMACEK junge Kunstschaffende.

# Standards

Alle Artikel mit der Unterzeile „Werbung“ oder Beiträge, die den Vermerk „Anzeige“ tragen, sind bezahlte Einschaltungen. Der Inhalt und die Gestaltung dieser Textanzeigen oder Advertorials unterstehen der Kompetenz der Anzeigenabteilung und unterliegen daher nicht der Verantwortung der Redaktion. Für Inhalt und Gestaltung dieser gekennzeichneten Artikel und Beiträge haftet jeweils der Auftraggeber der entsprechenden Einschaltungen. Es gelten die Anzeigenpreise sowie die Geschäftsbedingungen in der jeweils letzten gültigen Fassung. Offenlegung gemäß Paragraph 24 Mediengesetz: Medieninhaber: SIMACEK GmbH, Unternehmensgegenstand: Integriertes Facility Management und infrastrukturelle Facility Services, Geschäftsführung: Dirk Christophel, Emanuel Eisl, Mag. Rudolf Payer, Gesellschafter: 51% SIMACEK Facility GmbH, 49% SIMACEK Facility Management Group GmbH, Unternehmensgegenstand: Integriertes Facility Management und gebäudebezogene Dienstleistungen, Auflage: 2.000, Änderungen, Druck- oder Satzfehler vorbehalten.

Seite
CHECK 1/2022 7
10 Seite 54 Seite 22
Editorial Inhalt & Impressum 74 78 82 88 5 6 # Inhalt

DIE GROSSEN TRENDS

IM IMMOBILIENBEREICH: NACHHALTIGKEIT UND DIGITALISIERUNG

Im Rahmen unserer täglichen Beratungspraxis setzen wir uns laufend mit den aktuellen Entwicklungen des Immobilienmarktes auseinander, wodurch Trends frühzeitig erkannt werden und wir somit Kund:innen über alle Bereiche hinweg den bestmöglichen Service bieten. Wir bei BDO beobachten aktuell vor allem zwei große Trends im Immobilienbereich: Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

NACHHALTIGKEIT IST DER NEUE FORTSCHRITT

Der Trend zu einem steigenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit macht auch vor der Immobilienbranche nicht Halt. Der Real Estate Bereich ist einer der wesentlichen CO 2-Emmittenten. Auch beim Verbrauch von natürlichen Ressourcen spielt die Immobilienbranche eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Aus diesem Grund fordern Öffentlichkeit, Investor:innen und Politik eine weitere Ökologisierung dieses Sektors, um der fortschreitenden Klimaerwärmung entgegenzuwirken.

Die Europäische Kommission hat mit ihrem Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums Rahmenbedingungen geschaffen, die ihr Hauptaugenmerk auf die sogenannten ESGKriterien (Environment, Social und Governance) richten. Dies resultiert in vermehrt nachhaltigen Investitionsentscheidungen, welche zu einem umweltfreundlicheren und widerstandsfähigeren Wirtschaftskreislauf führen. Diese Entwicklungen bringen eine Vielzahl von Veränderungen und auch Herausforderungen für die Branche. „ESG-konforme Investitionen sind ein zukünftiges Key Asset. Die Vorteile einer guten ESG-Performance reichen von gesenkten Kosten im Energiebereich über bessere Konditionen bei Finanzierung bis hin zu einer besseren Positionierung in der Öffentlichkeit“, betont Christoph Pramböck, einer der beiden Leiter des Branchencenters Immobilien bei BDO.

ANLAGEFORMEN IN DER KRISE

Wohnimmobilien haben sich als eine der sichersten und konstantesten Investitionsmöglichkeiten der vergangenen Jahrzehnte gezeigt. Als Gründe für das ungebrochene Wachstum dieses Marktes werden unter anderem seine Krisensicherheit, die gerade in Covid-19-Zeiten nochmals unter Beweis gestellt wurde und der bestehende Inflationsschutz durch Mietindexierung genannt.

Längst haben Vorsorgewohnungen und Bauherrenmodelle die führende Rolle unter den langfristigen Anlageformen eingenommen und sich für Privatpersonen (zumindest) als Teil der Altersvorsorge etabliert. Während bei einer Vorsorgewohnung eine konkrete Eigentumswohnung erworben wird, kommt es beim Bauherrenmodell i.d.R. zum Erwerb eines ideellen Anteils an einem Haus. Im Rahmen der Vermietung einer Vorsorgewohnung ergeben sich wesentliche steuerliche Vorteile wie die Möglichkeit des Vorsteuerabzuges im Zusammenhang mit dem Erwerb und den laufenden Aufwendungen sowie der Absetzbarkeit von Werbungskosten wie Fremdkapitalzinsen, die jährliche Abschreibung von Instandhaltungs- und Instandsetzungsaufwendungen etc. Abhängig von der konkreten Ausgestaltung des Bauherrenmodells ergeben sich zusätzliche Steuervorteile beispielsweise in Form der Teilabsetzung für Herstelllungsaufwendungen sowie der niedrigeren Bemessungsgrundlage für die Grunderwerbsteuer. Jedenfalls sollte eine Liebhabereibetrachtung zur Vermeidung späterer Diskussionen hinsichtlich der steuerlichen Qualifizierung der Immobilie angestellt werden. Um den größtmöglichen Erfolg für eine Investition zu gewährleisten, sind je nach Vorhaben und Liegenschaft individuelle steuerliche Optimierungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit den Steuerexpert:innen durchzuführen.

DIGITALISIERUNG AUF HOCHTOUREN

Besonders in Zeiten von Covid-19 und dem daraus resultierenden Home Office wurde einigen Unternehmen nochmals ihr Verbesserungspotenzial im Bereich der Digitalisierung drastisch vor Augen geführt. Ein digitalisiertes und transparentes Belegwesen ist unter solchen Umständen für ein reibungsloses internes, aber auch externes Zusammenarbeiten unabdinglich. Die Expert:innen von BDO arbeiten stetig daran, neue Lösungen zu

Entgeltliche
bdo.at
Einschaltung

finden, um Kund:innen den bestmöglichen und zeiteffizientesten Service anzubieten. Mit BDO DigiTax bietet BDO für Kund:innen Wirtschaftlichkeit durch Effizienz sowie eine zeit- und ortsunabhängige Einsicht in die Finanzdaten des Unternehmens. Durch die einfache Belegübermittlung via Plattform oder App können die Ressourcen im Unternehmen auf das Kerngeschäft gerichtet werden und werden darüber hinaus mit tagesaktuellen Unternehmensdaten als Basis für die Unternehmenssteuerung unterstützt. Das revisionssichere Archiv garantiert Datensicherheit und eine übersichtliche Volltextsuche.

Gerade wenn es um die Verknüpfung der Hausverwaltungsunterlagen mit der laufenden steuerlichen Beratung sowie Buchhaltung geht, steckt Digitalisierung sehr häufig noch in den Kinderschuhen. Die Expert:innen von BDO bieten hier mit einer Schnittstellenlösung, mit der die Daten der Hausverwaltung in die laufende Buchhaltung überführt werden, Transparenz und Klarheit. Diese transparente Buchführung ermöglicht eine optimale Immobilienanalyse sowie optimale Voraussetzungen für ein effizientes Controlling. Zielgerichtete Lebenszyklusbetrachtungen des Objektes ermöglichen einerseits eine generell bessere Planung und andererseits frühzeitige Strategieanpassungen bei zu erwarteten Problemstellungen.

BDO bietet hier eine Reihe von Anwendungen, die die Kund:innen im Immobiliensektor bestmöglich unterstützen. „Wir bei BDO verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz: Von der steuerlichen und wirtschaftlichen Beratung bei Immobilientransaktionen über die Entwicklung von Finanzierungsmodellen bis hin zu einer Palette von Services, die das Day-to-Day Business in der Immobilienberatung optimieren und erleichtern – bei uns erhalten unsere Kund:innen alles aus einer Hand“, erklärt Bernd Winter, einer der beiden Leiter des Branchencenters Immobilien bei BDO.

Um eine nachhaltige Transformation des Unternehmens und somit zukunftsorientierte, aber auch wirtschaftliche Wertschöpfungen rentabel zu gestalten, freuen sich die Expert:innen von BDO, Ihnen bei der Implementierung eines nachhaltigen Real Estate Managements tatkräftig zur Seite zu stehen. Die ganzheitliche Analyse des Immobilienmarktes ermöglicht einen klareren Blick auf die Auswirkungen der ESG-Kriterien und ist somit ein wichtiger Erfolgsfaktor für langfristige Investitionsentscheidungen. Durch eine kompetente Beratung können potenzielle Chancen und Risiken frühzeitig erkannt und zu Ihren Gunsten genutzt werden.

BDO Austria GmbH Wirtschaftsprüfungsund Steuerberatungsgesellschaft QBC 4 – Am Belvedere 4, 1100 Wien +43 5 70 375 - 1000

Bernd Winter Partner bernd.winter@bdo.at Christoph Pramböck Partner christoph.pramboeck@bdo.at

EINE STARKE FAMILIE

Es gibt nur wenige große Unternehmen, die über Jahrzehnte in der Hand der Gründerfamilie geblieben und dabei stetig gewachsen sind. Ein Rückblick auf 80 Jahre Firmengeschichte von SIMACEK im Kontext der Zeitgeschehnisse.

Von JANET TEPLIK

# Coverstory
CHECK 1/2022

Es war eine düstere Zeit, an die sich heute niemand mehr gerne erinnert. 1942, noch mitten im Zweiten Weltkrieg, gründete Ladislaus Adalbert Simacek sein Unternehmen gemeinsam mit seiner Frau Helene und ein paar wenigen Mitarbeitern. Schädlingsbekämpfung war ihre Dienstleistung – dafür gab es im zerbombten Wien, wo vor allem Ratten äußerst förderliche Lebensbedingungen vorfanden, reichlich Bedarf. Die Simaceks konnten diese Aufgabe zu solcher Zufriedenheit erfüllen, dass Ladislaus Adalbert nach dem Ende des Krieges Kommerzialrat wurde und sein Unternehmen weiter aufbauen konnte. Vom Wirtschaftsaufschwung der Nachkriegszeit profitierten auch die Simaceks, die 1955 ihr Kerngeschäft um Reinigungsdienstleistungen erweiterten und damit den Grundstein zu einem umfassenden Facility Management legten. Seitdem ist viel geschehen. Die Firma SIMACEK wuchs rasant, bliebt aber immer in der Hand der Nachkom -

men von Ladislaus Adalbert Simacek. Zunächst war dies sein Sohn Peter gemeinsam mit seiner Schwester Christine, die nach seinem überraschenden Ableben alleine das Ruder übernahm. 1998 trat ihre Nichte Ursula Simacek in das Unternehmen ein, 2006 löste sie als Geschäftsführerin ihre Tante ab. In den letzten Jahrzehnten wurde das Portfolio an Dienstleistungen nochmals erweitert, neben dem Kerngeschäft kamen auch speziellere Abteilungen hinzu wie Grünflächenpflege, Schneeräumung oder Betriebsverpflegung. Heute ist SIMACEK das größte österreichische Familienunternehmen im Facility Management. 80 Jahre sind eine lange Zeit, für einen Menschen, aber auch für ein Unternehmen. Da gab es Höhen und Tiefen, technischen Fortschritt und unerwartete Herausforderungen. CHECK unternimmt einen Streifzug durch die Firmengeschichte vor dem Hintergrund der gleichzeitig stattfindenden zeitgeschichtlichen Ereignisse.

12 CHECK 1/2022
Zwei Generationen Petra Simacek, Libuse Simacek, Ursula Simacek und Christine Simacek (v.l.n.r.).
Bubu Dujmic

Der Gründer

Ladislaus Adalbert Simacek gründete das Unternehmen noch während des Krieges.

Der Anfang

Mit dieser Konzessionsurkunde konnte der Geschäftsbetrieb beginnen.

Eine Chronologie der Gezeiten: Die Familiengeschichte von SIMACEK 1940

Am 12./13. März 1939 erfolgte der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Der Kriegsausbruch in Groß-Wien – wie man die Stadt seit der Erweiterung um ehemalige Vororte 1890 nannte – äußerte sich vor allem durch die bereits Mitte August begonnene Einrückung von Wienern zu den verschiedenen deutschen Wehrverbänden und die Rationierung von Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs. Viele Österreicherinnen und Österreicher verließen das Land. Unter ihnen auch Oskar Kokoschka, der mit seinen Werken die österreichische Kunstszene prägte. Kokoschkas Bilder galten als „entartete Kunst“ und wurden diffamiert, teilweise zerstört und aus den Museen entfernt. Aus dem Exil heraus beteiligte er sich unter anderem an den Or-

Unerwünscht

Oskar Kokoschka war einer der vielen Künstler, die von den Nazis diffamiert wurden.

ganisationen „Free Austrian Movement“ und „Young Austria“. 1941 feierte die NS-Stadtverwaltung ein Mozart-Jahr zum 150. Todestag des Salzburger Komponisten. Die Wiener Philharmoniker wurden zur Zeit des NS-Regimes das deutsche Spitzenorchester, das dem Ausland während des Kriegs kulturelle Normalität vorspielen sollte. Die auf die Vernichtung der Juden zielende Politik Hitlers zeigte auch in Österreich ihr grauenhaftes Gesicht, sodass die ursprünglich etwa 200.000 Personen umfassende jüdische Gemeinde in Wien am Ende des Krieges nur mehr 5.243 Personen ausmachte. Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs zerstörten ein Fünftel der Stadt. Nach Erhebungen des Stadtbauamtes waren insgesamt 46.862 Gebäude durch Kriegshandlungen beschädigt. In der Schlacht um Wien, am 13. April 1945, vertrieben Truppen der aus Ungarn vorgerückten Roten Armee schließlich die Truppen der Wehrmacht aus Wien und besetzen die Stadt.

13 CHECK 1/2022
# Coverstory
Firmenarchiv SIMACEK, Fondation Oskar Kokoschka

Fortschrittlich

Bei der Wahl der Arbeitsmittel ging SIMACEK stets mit der Zeit.

1940 – SIMACEK

Der Zweite Weltkrieg war noch voll im Gange, als Ladislaus Adalbert Simacek gemeinsam mit seiner Frau Helene das Unternehmen gründete. Im Alter von 28 Jahren legte er den Grundstein für das heutige Familienbusiness. In einem kleinen Kellerlokal im zweiten Gemeindebezirk hatte sich der gelernte Drogist mit einer Handvoll Mitarbeiter auf die Schädlingsbekämpfung spezialisiert. Wien war vom Krieg gezeichnet – zerbombt und grau. Ratten bevölkerten die Stadt und das völlig desolate Kanalsystem. Nach Kriegsende hatte auch der damals frisch gewählte Kommerzialrat Simacek von den Alliierten den Auftrag erhalten, die erste große Ratten-Bekämpfungsaktion in Wien durchzuführen. Diese ging in die Geschichte ein als „Großkampftage“. Dabei wurden 70.000 Objekte und 600 Kilometer Wassergerinne erfasst und um die 50 Prozent der Ratten – das heißt etwa 800.000 Tiere – eliminiert.

1950

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Wien im September 1945 zur Vier-Sektoren-Stadt unter der Verwaltung der Alliierten. Der Kommunist Rudolf Prikryl wurde von der Sowjetunion am 13. April kurzfristig zum Bürgermeister ernannt. Bereits drei Tage später löste ihn der Sozialdemokrat Theodor Körner ab. Am 27. April 1945 verkündete Karl Renner die Wiederherstellung der demokratischen

Seniorchef Der Gründer

Ladislaus Adalbert Simacek bei einer Konferenz. Standort Das Hauptquartier blieb lange Zeit im 2. Wiener Gemeindebezirk.

Republik Österreich. Zwei Bezirke, die vor 1938 nicht zu Wien gehörten, wurden nun ein Teil der Stadt: der 22. Bezirk, die Donaustadt, und der 23. Bezirk, Liesing. Nach dem Krieg stand vor allem der Wiederaufbau im Vordergrund. Die traditionellen Wahrzeichen Wiens, die durch den Krieg schwer beschädigt worden waren – der Stephansdom, die Oper und das Burgtheater – wurden zu Symbolen der Aufbaugesinnung. Ab 1950 nahm der Wirtschaftsaufschwung Fahrt auf. Fünf Jahre später erlangte das Land im Rahmen einer festlichen Zeremonie im Wiener Schloss Belvedere mit dem Österreichischen Staatsvertrag seine Freiheit zurück. Die Ausklänge des Krieges und die Nachkriegsjahre haben auch die Kunst geprägt. Friedensreich Hundertwasser, der mit bürgerlichen Namen Friedrich Stowasser hieß, besuchte im Wintersemester 1948/49 für drei Monate die Wiener Akademie der Künste. Nach Abbruch seines Studiums reiste Hundertwasser umher. Dabei lernte er diverse andere Künstler kennen und ließ sich von den Eindrücken seiner Reisen inspirieren. Seine erste Ausstellung hatte er 1952 in Wien, auch wenn er in den 1950er-Jahren in Paris lebte. Dort setzte er sich mit der herrschenden Avantgarde auseinander. Als Reaktion auf den Tachismus, eine Richtung des Informel der abstrakten Malerei an der École de Paris, formulierte Hundertwasser seine eigene Sicht: Den Transautomatismus, bei dem es nicht nur um ein neues Entstehen von

Firmenarchiv SIMACEK 14 CHECK 1/2022
# Coverstory

Hans Klaus Techt, Sonja Harter

Kunst geht, sondern auch um ein neues Wahrnehmen, das einen aktiven, verantwortungsbewussten und gestaltenden Betrachter fordert.

1950 – SIMACEK

Bereits vor der Firmengründung war die Lehrausbildung von großer Wichtigkeit für Ladislaus Adalbert Simacek und seine Ehefrau. Wegen ihrer überdurchschnittlichen Qualitätskriterien und Kundenorientierung gründete Helene Simacek 1955 den Servicebereich der Reinigung und legte damit den Grundstein zum heutigen Facility Management.

1960

Mitte der 1950er-Jahre setzte auch in Wien die Massenmotorisierung ein, sodass der steigende Individualverkehr in den zumeist relativ engen und von Straßenbahnen befahrenen Durchzugsstraßen zu wachsenden Problemen führte. Die Wiener Stadtverwaltung setzte daher auf Stadtautobahnen und Unterpflasterbahnen, auch Spezialkonzepte wie eine Alwegbahn wurden diskutiert. Erst Ende der 1960er-Jahre entschied man sich doch für den Ausbau der Wiener U-Bahn. 1961 wurde Wien zur großen politischen Bühne: In diesem Jahr fand auf Initiative von Bruno Kreisky das Gipfeltreffen Kennedy-Chruschtschow statt. Zu dieser Zeit blühte auch die Aktionskunst auf: 1962 gilt als Geburtsjahr des Wiener Aktionismus. Zu den

großen Vertretern dieser Richtung zählt Hermann Nitsch. Seine in Wien in der Öffentlichkeit abgehaltene Aktionsarbeit führte in den frühen 1960er-Jahren zu ständigen Konfrontationen mit den Behörden, die in mehrwöchigen Gefängnisaufenthalten gipfelten. 1960 entstanden Nitschs erste Schüttbilder. Zusammen mit Otto Muehl und Adolf Frohner realisierte er in der Bundeshauptstadt die dreiteilige Aktion „Die Blutorgel“. Parallel dazu entwickelte er die Hauptgedanken für sein Orgien-Mysterien-Theater. So sollten unter Einbeziehung aller Kunstformen die Sinne der Teilnehmer schrittweise bis aufs Äußerste angespannt werden, um auf einem Höhepunkt die Erkenntnis des Lebensprozesses an sich möglich zu machen – die Wiederholung von Freuds „Totemmahlzeit“. Hermann Nitschs Weltbild war stark von mystischen Autoren geprägt.

1960 – SIMACEK

In der Nachkriegszeit war es schwierig für die Unternehmer, genügend Personal zu bekommen, sodass die Kinder von Ladislaus Adalbert und Helene – Sohn Peter und Tochter Christine – oft mit ihrer Mutter zum Fenster- und Büro-Reinigen mitgegangen sind und dort tatkräftig mithalfen. Gastarbeiter gab es zu dem Zeitpunkt noch keine. Personal war Mangelware, aber die Nachfrage nach den Dienstleistungen von SIMACEK wurde größer. Es folgten bald Großkunden, die das Unternehmen heute noch betreut.

15 CHECK 1/2022
# Coverstory
Umstritten Hermann Nitsch war einer der Begründer des Wiener Aktionismus. Neue Maltechnik Neben seinen Aktionen wurde Nitsch vor allem durch seine typischen Schüttbilder berühmt.

Kommunikation

Schon in den Siebzigerjahren konnte SIMACEK seine Fahrzeuge mit einer Funkanlage ausstatten.

Die zweite Generation 1970 übernahme Peter Simacek zusammen mit seiner Frau Christine die Geschäftsführung.

Fortschrittlich

Anfang der Achtzigerjahre fanden die ersten Computer Platz im SIMACEK-Büro.

1970

1970 wurde der erste Schritt zur Gestaltung eines zweiten Zentrums an der Donau getätigt: Die Errichtung des dritten Amtssitzes der UNO mit der UNO-City. Auch wurde eine Reihe von urbanistischen Schutzzonen für künstlerisch besonders wertvolle Altstadtviertel geschaffen. Zu den Großprojekten dieser Zeit zählt auch der Bau der Donauinsel. Ab 1976 band die Österreichische Nationalbank den Kurs des Schillings inoffiziell an die Deutsche Mark. Auch wenn diese Koppelung niemals offiziell verkündet wurde, führte die Österreichische Nationalbank sämtliche Kursbewegungen parallel zur D-Mark durch, da Deutschland – so wie heute – der wichtigste Handelspartner Österreichs war. Anders als in anderen Teilen Europas war in Wien der bunte Geist der 68er-Bewegung verloschen. Schmutziggrau war die dominierende Farbgebung, kontrastiert durch das Rotlicht, das Wiens Nächte erhellte. Das unterstreicht auch die Musik von André Heller und Helmut Qualtinger Ende der 1970er-Jahre, als sie sangen: „Wean, du bist a oide Frau. De wos wos dastickn duat – am besten war’s man gabat ihr an Gnodenschuss in’ Huat!“ Diese gelebte Tristesse zeigt sich auch in der Kunst. Der Künstler Gottfried Helnwein setzte sich in seinem gesamten Schaffen mit den Themen Schmerz, Verletzung und Gewalt auseinander. Damit berührte er Tabu- und Reizthemen der jüngeren Geschichte. Ebenso wie Nitsch betrieb er in den 1960ern Aktionskunst. Im

kleinen Kreise zerschnitt er sich mehrmals das Gesicht und die Hände mit Rasierklingen, Holzstichwerkzeugen und Skikanten. Besonders das Thema Nationalsozialismus wird in seinen Werken verarbeitet. Er selbst beschreibt seine frühe Kindheit im Wien der Nachkriegszeit als trostlos und düster. Obwohl Helnweins Arbeiten in der österreichischen Tradition verwurzelt sind, fließen von Beginn an Elemente amerikanischer Populärkultur in seine Werke ein. Es gehört zu seiner künstlerischen Strategie, es dem Betrachter nicht zu ermöglichen, sich seinen Werken gegenüber neutral zu verhalten.

1970 – SIMACEK

In den 70er-Jahren übernahmen der Sohn Peter und seine Schwester Dr. Christine Simacek die Geschäftsleitung. Der Ausbau der Qualitätsmerkmale im Hygienebereich und die Erweiterung des Kundenstammes stellten wichtige Erfolgsfaktoren für die Zukunft dar. Dr. Christina Simacek machte nach ihrem Jusstudium selbst die Meisterprüfung in der Schädlingsbekämpfung und in der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung.

1980

Ende der 1970er machte Österreich unter Bruno Kreisky wichtige gesellschaftliche Modernisierungsschritte durch. So wurde zum Beispiel der Schwangerschaftsabbruch entkriminalisiert, Studiengebühren wurden abgeschafft sowie

16 CHECK 1/2022
# Coverstory
Firmenarchiv SIMACEK

Breuer, Ullstein Bild/Kammerer

Urwienerisch

Der unvergessene Helmut Qualtinger machte das Wiener Kabarett berühmt.

ein Umwelt- und Gesundheitsministerium geschaffen. Zudem wurde die Wochenarbeitszeit verringert und es gab mehr Mindesturlaub. Die Stimmverluste der SPÖ bei der Nationalratswahl 1983 führten zum Rücktritt Kreiskys und zum Schluss einer „rot-blauen“ Koalition. Dieser Zusammenschluss fand ein jähes Ende, als Jörg Haider zum Parteiobmann der FPÖ wurde, da der neue SPÖ-Bundeskanzler eine Koalition mit ihm kategorisch ablehnte. In den Folgejahren verfolgte die Regierung einen Sparkurs zur Überwindung der Wirtschaftskrise. Einige Sozialleistungen und Steuern wurden wieder abgeschafft. Die friedliche Revolution von 1989 sorgte für eine politische Umwälzung, die kommunistischen Staatsführungen in den Ostblockstaaten verloren ihr Herrschaftsmonopol. Als erstes Land begann Ungarn, die Grenzanlagen entlang des Eisernen Vorhangs abzubauen. Die Öffnung eines Grenztors zwischen Österreich und Ungarn beim „Paneuropäischen Picknick“ setzte dann eine Kettenreaktion in Gang, an deren Ende es keine DDR mehr gab und der Ostblock zerfallen war. Einer der bekanntesten österreichischen Künstler der 80er-Jahre ist Hans Fronius. Sein malerisches Schaffen und seine grafischen Werke werden aufgrund seines spontanen Gestus, der großen Erzählkraft und fantastischen Einbildungskraft als „Expressiver Realismus“ bezeichnet. Darüber hinaus war der Künstler als Illustrator tätig. Besonders bedeutend sind hier seine Illustrationen zu Werken von Franz Kafka und Edgar Allan Poe. 1981 erhielt der Künstler den Gu-

Provokateur

Gottfried Helnwein setzte sich in seiner künstlerischen Arbeit mit düsteren Themen auseinander.

tenberg-Preis der Stadt Leipzig, zwei Jahre später das große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark und den Lovis-Corinth-Preis.

1980 – SIMACEK

Durch das Engagement von Peter und Dr. Christine Simacek war es dem Unternehmen möglich, von 1980 bis 1989 SIMACEK Graz und weitere Niederlassungen in ganz Österreich zu erschließen. Mit dem gesteigerten Umweltbewusstsein Ende der 80er-Jahre wurde auch Nachhaltigkeit zum wichtigen Aspekt bei SIMACEK.

1990

Eines der wichtigsten österreichischen Themen der 1990er-Jahre waren die Jugoslawienkriege. Die Kampfhandlungen führten dazu, dass viele Menschen nach Österreich flüchteten. Zudem erschütterte ein rechtsextrem motivierter Kriminalfall das Land, bei dem Helmut Zilk, damaliger Bürgermeister von Wien, durch eine Briefbombe schwer verletzt wurde. Seit 1995 ist Österreich Vollmitglied der Europäischen Union. Mit Ende des 20. Jahrhunderts entstand in Wien eine Skyline mit den „Wolkenkratzern“ Andromeda Tower im 21. Bezirk und dem Millennium Tower im 20. Bezirk. Weitere Hochhäuser entstanden im Süden der Stadt auf dem Wienerberg im 10. Bezirk rund um die Vienna Twin Towers. Auch wurde die Wiener U-Bahn zum wichtigsten öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt.

17 CHECK 1/2022
# Coverstory

Mobil

Die Firmenflotte in den Achtzigerjahren.

Corporate Design

Den

Expansion

In den Achtzigerjahren wurden erste Niederlassungen gegründet.

Und noch eine Neuerung stand an: Ende der 90er-Jahre wurde in Österreich die neue EU-Währung als Buchgeld eingeführt. Die Kunstwelt reagierte auf die gesellschaftlichen und politischen Ereignisse. Die Postmoderne hinter sich gelassen, wollte man Heterogenes zusammenbringen. Eine der omnipräsentesten Künstlerinnen – und Autorinnen – der Wiener Szene der 90er-Jahre war Elke Krystufek. Unter anderem standen Debatten über den weiblichen und männlichen Blick im Mittelpunkt. Krystufek rauhte den Blick mit drastischen Posen und Texten auf und nahm sich das Recht heraus, auch nackte Männer zu malen. Sie setzt sich in ihrem Performances und Bildern mit gesellschaftlichen Normen auseinander, bricht Tabus und bewegt sich im Spannungsfeld von Feminismus, Gender und Religion.

1990 – SIMACEK

In den 90er-Jahren gelang es SIMACEK, auch über die eigenen Landesgrenzen hinaus Niederlassungen zu erschließen. So expandierte der Familienbetrieb in Tschechien und in der Slowakei. Weitere Unternehmen wurden zugekauft. Ein Schicksalsschlag machte Dr. Christina Simacek zur alleinigen Führung des Familienunternehmens: Nach dem überraschenden Ableben ihres Bruders Peter lag über Nacht alle

Verantwortung bei ihr. Die Nichte und Enkelin des Firmengründers, Magister Kommerzialrätin Ursula Simacek, trat 1998 noch während ihres Studiums der Fachrichtung Publizistik und Kommunikationswissenschaft in das Familienunternehmen ein.

2000

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden die zuvor jahrhundertelang bestehenden engen wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Verbindungen nach Norden und Osten reaktiviert. Nachdem die bürgerlich-konservative ÖVP mit der rechtspopulistischen FPÖ eine schwarz-blaue Koalition bildete, reagierten die übrigen 14 EU-Staaten mit Sanktionen, dem symbolischen Einfrieren diplomatischer Beziehungen, als Zeichen gegen den Rechtspopulismus in Europa. Nach einigen innenpolitischen Problemen im Kreise der FPÖ kam es zur vorgezogenen Neuwahl im November 2002, bei der die ÖVP stimmenstärkste Partei wurde. Sechs Jahre später schaffte es die SPÖ, die regierende Partei abzulösen. Ab 2008 zeigten sich die Folgen der Weltwirtschaftskrise. Und auch die Kunstwelt brachte Erstaunliches hervor: Seit 2006 werden jedes Jahr Kunstschaffende eingeladen, den Wiener Ringturm am Schottenring mit einem Bild zu gestalten. Den

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# Coverstory
Vernetzt Die Kommunikation über Funk erleichterte die Organisation enorm. Firmenfarben Blau und Gelb blieb SIMACEK bis heute treu.
Firmenarchiv SIMACEK

Otto Breicha, Roger Violett/picturedesk.com

Wegweisend

Hans Fronius war einer der Protagonisten des Expressiven Realismus, arbeitete aber auch als Illustrator.

Anfang machte Christian Ludwig Attersee, der am Ringturm das Thema „Don Giovanni“ umsetzte. Seine Werke sind durch figural-symbolischen Stil, leuchtende Farben und dynamische Pinselstriche gekennzeichnet. Seine Ausstellungen überzeugen als Inszenierungen von Musik und Literatur. Er hielt 2004 den Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen sowie ein Jahr später das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.

2000 – SIMACEK

Dr. Christine Simacek leitete das Unternehmen bis 2006. Nach ihrer Pensionierung übernahm Magister Kommerzialrätin Ursula Simacek die Geschäftsleitung ihrer Tante. Auch sie absolvierte nach ihrem Studium die Meisterprüfung für das Handwerk der Schädlingsbekämpfung und Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung. Zudem gingen die Akquisitionen der SIMACEK Gruppe weiter, in Österreich und im benachbarten Ausland – Deutschland, Rumänien und Bulgarien.

2010

Im Jahr 2010 zeigte sich bei den Wahlen in Wien, dass sich die SPÖ mehr oder weniger behaupten konnte. Bundes-

präsident Heinz Fischer erteilte dem neuen Bundesparteivorsitzenden der SPÖ, Werner Faymann, den Auftrag zur Regierungsbildung. Auch bei der Nationalratswahl 2013 konnten die beiden Koalitionsparteien trotz Stimmverlusten erneut eine knappe absolute Mehrheit erzielen. 2015 wurde Österreich Durchreise- und teilweise auch Zielland für hunderttausende Flüchtlinge, die versuchten, über die sogenannte Balkanroute nach Mittel- und Nordeuropa zu gelangen. Nach einem schwachen Wahlergebnis im Mai 2016 trat Faymann zurück und Christian Kern folgte ihm in seiner Funktion als Bundeskanzler. Noch im gleichen Jahr gewann Alexander Van der Bellen die Bundespräsidentenwahl. Kurz danach erklärte der Verfassungsgerichtshof die Stichwahl für ungültig, der zweite Wahlgang musste wiederholt werden. Van der Bellen gewann erneut und wurde 2017 als Bundespräsident angelobt. Nach dem Wechsel an der Spitze der ÖVP im Mai 2017 sprach sich der neue Vorsitzende Sebastian Kurz gegen die Fortführung der Regierungskoalition mit der SPÖ aus – es folgte eine türkis-blaue Regierung. Diese zerbrach allerdings im Mai 2019 im Zuge der „Ibiza-Affäre“ um Heinz-Christian Strache, sodass im September 2019 erneut eine vorgezogene Nationalratswahl stattfand. Den Zeitgeist entsprechend widerspiegeln kann

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# Coverstory
Grafisch Mit dieser Kohlezeichnung setzte Fronius dem Schriftsteller Franz Kafka ein Denkmal.

Persönlichkeit

die Kunst von Erwin Wurm. Sein Werk umfasst Materialskulpturen, Aktionen, Videos, Fotos, Zeichnungen und Bücher. Der Künstler selbst sieht Humor als eine Waffe. Doch versteht er sich nicht als Humorist, denn seinen Witz setzt er ein, um den „Alltag aus einer anderen Perspektive“ zu zeigen, weswegen seine Arbeiten von einem häufig ins Satirische gehenden skurrilen Humor getragen werden.

2010 – SIMACEK

Das in der dritten Generation von Ursula Simacek geführte Familienunternehmen zählt zu den Leitbetrieben Österreichs und beschäftigte bereits 2018 über 8.000 Mitarbeitende in Österreich, Zentral- und Osteuropa. Durch den weiteren Auf- und Ausbau aller Facility-Services zählt SIMACEK zu den größten Unternehmen in der Facility-Branche.

2020

Mit dem Jahr 2020 verbinden viele den absoluten Ausnahmezustand. Die weltweite Corona-Pandemie traf auch Österreich und ließ die Arbeitslosigkeit im April des Jahres auf einen Höchststand ansteigen. Durch wochenlange Lockdowns oder andere Corona-Maßnahmen erlitt

die Wirtschaft große Verluste und verzeichnete im Laufe des Jahres den stärksten Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg. Auch erschütterte der Tod von George Floyd die Welt und Menschen gingen unter dem Claim „Black Lives Matter“ auf die Straßen, um sich gegen Rassismus und Polizeigewalt auszusprechen. Im Herbst desselben Jahres stand Wien minutenlang still: Am 2. November 2020 kostete ein Terroranschlag im ersten Bezirk einigen Menschen das Leben. Im Oktober 2021 trat Regierungschef Sebastian Kurz in Folge der ÖVP-Korruptionsaffäre zurück. Sein Nachfolger wurde im Oktober Alexander Schallenberg, zwei Monate später übernahm Karl Nehammer das Amt. Vor allem in so dunklen Jahren ist Kunst von Bedeutung. Gemeinsam mit SIMACEK als Sponsor hat die Künstlerin Billi Thanner als erste Frau überhaupt eine Installation am Wiener Wahrzeichen, dem Stephansdom, angebracht. Ab Ostersonntag 2021 erstrahlte die Himmelsleiter am Südturm des Stephansdomes. Der untere Teil des Kunstwerks befindet sich in der Taufkapelle. Von dort durchstößt die Himmelsleiter scheinbar das Gewölbe und setzt sich außen mit einem zweiten Teil fort, der bis zur äußersten Spitze des Südturms reicht. Über ein Jahr lang leuchte-

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Lukas Ilgner, Helmut Fohringer
# Coverstory
Christian Ludwig Attersee ist einer der bedeutendsten österreichischen Maler unserer Zeit. Großformatig 2006 kleidete Attersee den Wiener Ringturm in eines seiner Motive.

Georg Hochmuth, Katharina Schiffl

Brückenbauer

Dompfarrer Toni Faber (links, hier mit dem Künstler Erwin Wurm) schuf mehrmals Brücken zwischen Kirche und Kunst.

tet die Himmelsleiter am Himmel über Wien. Mit ihrer Kunstinstallation schaffte es Thanner in diesen dunklen Zeiten, ein Licht zu präsentieren, das den Menschen Hoffnung schenkt.

2020 – SIMACEK

Heute umfasst das Kerngeschäft von SIMACEK zehn Geschäftsbereiche mit über 70 Spezialisierungen wie Facility Management Consulting und Services wie zum Beispiel Reinigung, Sicherheit, Hygiene, Industrieservices, Verpflegung, Grünraumpflege, Schädlingsbekämpfung und technisches Gebäudemanagement. Eine der Richtlinien ihres Managementsystems sind Corporate Social Responsibility (CSR) und das dazu gehörige Diversity Management. Das Unternehmen bekennt sich zu den folgenden Prinzipien: Verantwortlichkeit, Transparenz, ethisches Verhalten, Achtung der Interessen der Anspruchsgruppen, Achtung von Rechtsstaatlichkeit, Achtung internationaler Verhaltensstandards, Achtung der Menschenrechte sowie Antikorruption. Durch viel Engagement im Familienbetrieb kann die Familie Simacek auf 80 erfolgreiche Jahre zurückblicken. n

Summary

The eight decades from 1942 to 2022 were an eventful time in which Austria developed from the ruins of the Second World War into a modern country with a high quality of life. In a journey through time, CHECK highlights these eight decades and juxtaposes contemporary events with the history of SIMACEK, the company, founded in Vienna in 1942 by Ladislaus Adalbert Simacek.

Throughout all these decades, SIMACEK always remained true to itself and grew constantly: the small pest control business soon became a company that also offered cleaning services.

In 1970, Peter Simacek took over the management from his father and continued to expand the company, adding more and more business areas and further branches. Today, SIMACEK is one of the largest companies in Austria in the field of facility management and nevertheless still in family hands: since 2006, Ursula Simacek has been managing the company in the third generation. In the recent past, the promotion of artists has also been part of the company's mission statement.

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# Coverstory
Leuchtend Mit der Himmelsleiter trat SIMACEK 2021 auf spektakuläre Art als Kunstsponsor auf.

WIE AUS STEINEN GOLD WURDE

Auf dem Weg zur Weltstadt waren Wiens Zinshäuser zunächst eine Notwendigkeit, um Wohnraum zu schaffen. Heute sind sie eine schmückende Besonderheit der Stadt.

Von WALTER SENK

# Immobilien
MW Architekturfotografie

Wien hat sie, Berlin hat sie und Prag ebenfalls. Das sind die einzigen drei Städte weltweit, die einen teilweise sehr geschlossenen Altbaubestand mit Zinshäusern aufweisen. Dabei zeigen diese drei Städte aber eine jeweils andere Historie: Prag hat noch in einigen Teilen seine mittelalterliche Struktur bewahrt. Wien begann erst nach 1850 zu wachsen und Berlin wuchs ab 1900 in kürzester Zeit.

Wien war die Hauptstadt eines riesigen Reiches. Der Motor der Entwicklung der Wohnhäuser war die Bevölkerungsexplosion, die im Zuge der Industrialisierung stattfand. Während um 1800 auf dem Gebiet der heutigen Stadt nur rund 250.000 Menschen lebten, waren es um 1850 schon rund 500.000 und 1910 über zwei Millionen. Dieser enorme Zuzug und das Aufbrechen der traditionellen sozialen Bindungen in der Großfamilie und zwischen Arbeitgeber und Angestellten erhöhten den Bedarf an Wohnraum in der Stadt. Als „Gründerzeit” werden die Jahre zwischen 1840 und dem Ersten Weltkrieg bezeichnet. In dieser Zeit nahm der Wohnbau eine rasante Entwicklung, welche die Stadt bis heute prägt. Es entstanden die typischen Gründerzeit- oder Zinshäuser.

Die ersten Gründerzeithäuser

Eine der Wurzeln des Wohnbaues des 19. Jahrhunderts waren die Stiftshöfe und Klostergebäude in der Stadt, die nach der Josephinischen Klosterreform eine große Wohnraumreserve boten: Relativ große Bauten mit wenigen Einheiten, um Höfe angeordnet und durch diese erschlossen. Nach diesem Muster wurden auch die großen Wohnhausanlagen des frühen 19. Jahrhunderts errichtet, meist von adeligen Grundherren, welche in der Lage waren, die finanziellen Mittel für große Wohnanlagen aufzubringen.

Mit der ersten Wiener Bauordnung um 1829 wurden vorerst einmal Richtlinien eingeführt, die sich vor allem mit der Geschossanzahl und der Straßenbreite beschäftigten. Die Bautätigkeit konnte aber mit dem Bevölkerungswachstum nicht Schritt halten: In den 1840er-Jahren lebten in Wien und den Vororten bereits knapp 500.000 Menschen, und die mangelhaften Wohnverhältnisse waren ein wesentlicher Faktor für den Ausbruch der Revolution von 1848. Zur Verringerung der sozialen

Sprengkraft wurde 1849 der Neubau von Wohnhäusern steuerlich begünstigt und zur Verbesserung der Verwaltung 1850 die Vororte bis zum Linienwall (dem heutigen Gürtel) eingemeindet.

Zweite Wiener Bauordnung 1859 wurde die zweite Wiener Bauordnung per Gesetz erlassen, die zur Grundlage für die Gründerzeithäuser wurde. Sie war dermaßen einfach gestaltet, dass es unglaublich anmutet, dass aus diesem Gesetz Gebäude entstanden, die seit mehr als 150 Jahren überdauern. Die zweite Wiener Bauordnung war so weitsichtig, dass man heute noch viel davon lernen kann.

Mit 73 Paragraphen fand man das Auslangen, wobei ein paar Eckpunkte wesentlich waren: Die maximale Gebäudehöhe wurde mit 24,7 Metern festgelegt sowie eine Mindeststraßenbreite von 15,2 Metern. Die Raumhöhe musste mindestens 3,16 Meter betragen. Diese maximale Bauhöhe sowie die Generalbaulinie der breiten und rechtwinkelig zueinander laufenden Straßen gaben das klare Korsett für die Bauherren vor.

Damit waren die Höhe und die Zahl der Geschoße reglementiert, die Anzahl der Wohnungen und deren Ausgestaltung blieben aber dem Bauherrn selbst überlassen.

In zentralen Lagen konnten mit diesen Vorgaben bis zu fünf Stockwerke errichtet werden. In den Vororten war die mögliche Gebäudehöhe drei und in den Vorstädten vier Stockwerke, wobei die Raumhöhe dort jedoch um 31 Zentimeter niedriger als in der Altstadt sein durfte.

Nachhaltigkeit für 150 Jahre Eine wesentliche Voraussetzung ist bis heute im Paragraph 27 der Bauordnung aufgeführt: „Bezüglich der Nachhaltigkeit wird festgehalten, dass der Bauführer (ausdrücklich) gute und dauerhafte Materialien verwenden soll.“ Auf die Erdgeschoßzonen wird in Paragraph 30 kurz und bündig eingegangen: Sie sollten so gestaltet sein, dass im Erdgeschoß Lokalitäten (und Werkstätten) im Ermessen der Bauführer ermöglicht werden, jedoch Wohnflächen nur unter besonderen Bedingungen zulässig sind. Der ebenerdige Raum war für das damalige Stadtleben unerlässlich, denn hier wurde produziert und Handel betrieben.

23 CHECK 1/2022
# BKS # Immobilien

Individuell

Die Bauherren trieben einigen Aufwand, um die Zinshäuser zu individualisieren.

Mit der Bauordnung war der Weg bereitet für ein unglaubliches Gebäude, das nicht nur baukulturell bemerkenswert ist, sondern auch charakteristische Qualitäten hat, die vor allem in der Flexibilität der Innengestaltung liegen.

Der Wohnbau wurde mittlerweile auch für das Bürgertum zunehmend interessant, und mit den neuen Auftraggebern änderte sich die Gestalt der Wohnbauten: Die Grundstücke, die einen ganzen Straßenblock umfassten, wurden aufgeteilt, da sich die bürgerlichen Bauherren die Bebauung eines ganzen Blocks nicht leisten konnten. Die organisatorisch völlig selbstständigen Einzelhäuser wurden auch nach außen zunehmend differenziert. Diese Blockrandbebauung bleibt bis 1918 der prägende Typ der Wohnhausbebauung. Stilistisch werden die Häuser weiterentwickelt.

Viel Pomp an der Fassade

Die frühen Wohnbauten zeigen die traditionellen Elemente, die aus der antiken Baukunst übernommen wurden. Mit dem Beginn der Hochgründerzeit – die von 1870 bis 1890 dauert – tritt ein dramatischer Stilwechsel ein. Aus-

gelöst durch die neuen öffentlichen Monumentalbauten der Ringstraße (Hofburg, Museen, Parlament, Rathaus, Universität), werden die Formen der staatlichen Repräsentation auch von den privaten Bauherren übernommen. Während die Häuser im Inneren relativ einheitlich gestaltet und organisiert werden, wird viel Aufwand für die Individualisierung nach außen aufgewendet. Stilistische Mittel sind die starke Gliederung der Baukörper, plastischer Dekor oder die Verbindung mehrerer Geschoße durch vorgeblendete Säulen an der Fassade. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig, da die Fassadenelemente aus einem reichen Angebot an industriellen Serienprodukten ausgewählt werden konnten. Trotzdem monierte manch einer zur damaligen Zeit, dass durch die großflächige Wiederholung ähnlicher Elemente eine gewisse Monotonie in den Straßenzügen entsteht. Der hätte 100 Jahre später gestaunt, wie da gebaut wurde.

Zinshäuser in den Vorstädten

Die großflächige Bebauung der Vorstädte wird durch die Entwicklung leistungsfähiger Massenverkehrsmittel

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# Immobilien Arnold Immobilien

begünstigt. Ab etwa 1865 bindet die Straßenbahn die Vororte an die Stadt an, 1890 werden diese schließlich eingemeindet. Der Bedarf an Wohnraum für die dort lebenden Arbeiterfamilien ist enorm. Die Errichtung von kleinen, erschwinglichen Wohnungen wird gefördert, sofern gewisse hygienische Mindeststandards eingehalten werden, wie zum Beispiel keine Souterrainwohnungen oder eine Wasserversorgung auf jedem Stockwerk.

Um die Bodenrendite dennoch zu erhalten, wird der mögliche Bebauungsgrad auf 85 Prozent des Grundstücks angehoben, das heißt, die Höfe werden zu Lichtschächten reduziert. Die prächtigen Fassaden sollen über den niedrigen Standard der Häuser hinwegtäuschen, was aber auch auf den Wunsch der Bewohner zurückzuführen ist, denn ungeschmückte Häuser waren auch schon damals am Markt viel schwerer zu vermieten.

Diese unterschiedlichen Vorgaben und Lagen führten zu einer sozialen Differenzierung des Zinshauses. Weniger im Außen, da die Fassadengestaltung relativ unabhängig vom Standard des Gebäudes war, denn im Inneren. Die Unterschiede waren abhängig von Kaufkraft und Reprä-

sentationsbedürfnis der Klientel. Vor allem die Größe der Wohnungen, ihre Belichtung und die sanitäre und technische Ausstattung differierten stark.

Sozial abgestufte Zinshäuser Unter den Zinshäusern gab es drei Klassen, die sich in Lage und Standard stark unterschieden: das Nobelmiethaus, das bürgerliche Miethaus und das Arbeitermiethaus. Das Nobelmiethaus befand sich im Gebiet der Innenstadt, an der Ringstraße und den repräsentativen Ausfallsstraßen der inneren Bezirke: Prächtige Foyers und Stiegenhäuser ergänzten die Repräsentation an der Fassade. Die Wohnungen waren mit allem Komfort ausgestattet, wozu fließendes Wasser, eine eigene Toilette und eine Heizung gehörten.

Das bürgerliche Miethaus lag meist im Gebiet der Vorstädte. Die Wohnungen wurden darin zumeist durch ein Stiegenhaus erschlossen, direkt und ohne lange Gänge. Pro Stockwerk waren daher nur wenige Wohnungen untergebracht. In der Spätgründerzeit hatten diese Häuser auch einen Lift, die Wohnungen Sanitärräume.

25 CHECK 1/2022
# Immobilien
Arnold
Immobilien Plastisch Zierelemente aus Stuck fanden auch im Inneren reichlich Anwendung. Organisch Gewundene Stiegen sind ein häufiges Element in gehobenen Zinshäusern.

„Ein Zinshaus ist wie ein Bild, das man gerne besitzt und ansieht.“

3SI Immogroup

Check: Wie stellt sich derzeit der Zinshausmarkt dar?

Schmidt: Der Zinshausmarkt stellt sich momentan klar als Verkäufermarkt dar. Es trifft sehr viel Nachfrage auf wenig Angebot. Das betrifft insbesondere innerstädtische Lagen. Daher steigen die Preise für Zinshäuser weiter. Zinshäuser werden deshalb als sicherer Hafen für das investierte Geld gesehen – und auch als Liebhaberobjekt. Vergleichbar ist ein Zinshaus mit einem Bild an der Wand, das man gerne besitzt und ansieht. Gleichzeitig rücken dabei die Renditen immer mehr in den Hintergrund. Die Renditen waren zuletzt nur noch ein „kleines Argument“ für den Kauf eines Zinshauses. Das Zinshaus trägt die Bezeichnung „Betongold“ nach wie vor zu Recht: Die Wertsicherheit bleibt stabil – besonders in unsicheren Zeiten wie jetzt. Je unsicherer die ökonomische Lage, desto eher wird in Immobilien investiert.

Check: Warum sind für Sie Zinshäuser so einzigartig? Schmidt: Zinshäuser machen das typische Wien aus und sind auch meine große Leidenschaft. Ein schönes Zinshaus mit reichlich Stuck an der Fassade ist unvergleichbar. Und es ist auch deshalb besonders wertvoll, weil es nicht mehr nachproduziert wird. Ein Gründerzeithaus ist einfach schön anzusehen und liefert dem Besitzer noch eine gewisse Sicherheit für sich selbst – und auch für die nächste Generation. Das Zinshaus ist ein imaginärer Safe, um sein Geld zu parken. Auch viele Stiftungen und Private machen das, selbst im Wissen, dass sie keine Rendite verdienen. Aber sie glauben an die Beständigkeit und an die Wertsteigerung, welche ja auch seit über 100 Jahren Bestand hat.

Christian Winkler Geschäftsführer WINEGG Realitäten

Check: In welcher Region von Wien würden Sie derzeit kaufen?

Winkler: WINEGG erwirbt grundsätzlich Zinshäuser in allen Wiener Gemeindebezirken und schränkt sich dabei im Ankauf nicht ein. Eine entscheidende Rolle spielt viel mehr die Mikrolage des Objekts. Eine gute Infrastruktur, Nahversorgung und Anbindung an den öffentlichen Verkehr sind bei Wohnprojekten von WINEGG Voraussetzung. Jedes einzelne Gebäude wird darüber hinaus von uns umfassend auf sein Potenzial geprüft.

Check: Wie schätzen Sie die weitere Markt- und Preisentwicklung in Wien ein?

Winkler: Der Immobilienmarkt ist zurzeit mit anspruchsvollen Rahmenbedingungen konfrontiert. WINEGG rechnet daher in den nächsten Monaten mit einigen Veränderungen. Beispielsweise ist merkbar, dass Investoren aufgrund der derzeitigen weltweiten Entwicklungen immer vorsichtiger werden.

Check: Welchen Einfluss hat die aktuelle Entwicklung bei den Zinsen?

Winkler: Durch die Erhöhung der Zinsen fallen zudem nun auch vermehrt private Käufer weg, die von den bisherigen attraktiven Finanzierungskonditionen profitiert haben. Trotz alledem werden die Immobilienpreise, vor allem bei Zinshäusern, konstant ansteigen. Aktuell ist eine Tendenz bemerkbar, dass auch Objekte in Randlagen der Stadt eine enorme Preissteigerung erzielen.

26 CHECK 1/2022 # Immobilien
Philipp Schuster Photography, Stefan Gergely
„Eine entscheidende Rolle spielt die Mikrolage des Objekts.“

Repräsentativ

Viele Zinshäuser haben ein aufwendig gestaltetes Entrée.

Das Arbeitermiethaus war zwar äußerlich auch mit etwas Pomp verziert, dahinter sah es aber anders aus als in den höheren Wohnklassen. Kleine Wohneinheiten ab 25 Quadratmeter wurden durch lange Gänge erschlossen, die in der Frühform außen lagen, die berühmten „Pawlatschen”. Vom Gang gelangte man typischerweise direkt in die Küche, dahinter lag meist ein Wohnraum. Die Wasserversorgung erfolgte über die berühmte „Bassena“, und Sanitärräume waren am Gang in jedem Geschoß – in frühen Beispielen ursprünglich sogar nur im Parterre.

Untervermietung und Bettgeher

Wer heute im Altbau wohnt, darf sich eines außergewöhnlichen Wohnraums erfreuen. Von den Touristen als Fotomotiv heiß begehrt, wäre man in früheren Zeiten in einigen Gegenden weniger gerne unterwegs gewesen. Wer dort wohnte, zählte sicherlich nicht zur „noblen Gesellschaft“. Ein vom Autor interviewter Bewohner des 7. Wiener Bezirks, der 1923 geboren wurde (und Wien-Neubau nie verlassen hatte), meinte über die damaligen Zustände: „Die Größe der Wohnung war egal. Wichtig war,

dass man irgendwie untergekommen ist. Wir haben in der Neubaugasse 52 gewohnt, in dem Haus, in dem heute der ‚Schnitzelwirt‘ ist. Wir hatten eine große Küche, ein großes Zimmer und zwei Kabinette. Wir als Familie waren zu sechst, mein Vater, meine Mutter, meine drei Geschwister und ich. Da wir aber den Zins nicht allein hätten zahlen können, hat mein Vater die zwei Kabinette vermietet, und einen Bettgeher haben wir auch gehabt. Das war ein Mitbewohner, der in der Nacht gekommen ist und im großen Zimmer, in dem wir alle geschlafen haben, übernachtet hat. In der Früh hat er dann die Wohnung wieder verlassen. Es hat sehr oft gewechselt im Haus, und man hat manchmal nicht genau gewusst, wer jetzt wohin gehört.“

Schiach wie da Zins

Für die Bewohner der einfacheren Zinshäuser war es immer eine Herausforderung, den Mietzins aufzubringen. Aus dieser Zeit stammt auch der typische Wiener Ausdruck „Schiach wie da Zins“ – damit wurde etwas besonders Unangenehmes beschrieben, und das war letztendlich die Mietzinszahlung. Aber nicht nur die

27 CHECK 1/2022
# Immobilien
3SI Immobilien

„Der Besitz eines Zinshauses hat sich als beständige Wertanlage bewährt.“ Markus Arnold Gründer und CEO von Arnold Immobilien

Check: Was macht das Zinshaus für Anleger so wertvoll?

Arnold: Der Besitz eines Zinshauses hat sich als beständige Wertanlage bewährt. Die Gründe dafür sind die Wertbeständigkeit bzw. die mangelnden Alternativen am Geldmarkt. Zusätzlich sorgte das niedrige Zinsniveau weiterhin dafür, dass viel Geld in den Zinshausmarkt strömte. Im besonderen Fokus steht dabei das Wiener Zinshaus. Relativ neu ist, dass immer häufiger auch überregional investiert wird. Die Landeshauptstädte Graz, Linz und St. Pölten haben sich zu interessanten Zinshausmärkten entwickelt. Käufer mit sehr langfristigen Haltestrategien wie z.B. Stiftungen und Family Offices setzen weiterhin eher auf Wien. Beim Zinshauskauf gilt der Kaufpreis schon lange nicht mehr als alleinige Entscheidungsgrundlage. Objektzustand, Lage, Demografie und immer häufiger auch der nachhaltige Investitionsbedarf spielen immer wichtigere Rollen. Auch eine etwaige Wertsteigerung sollte immer evaluiert werden.

Check: Arnold Immobilien vermittelt auch Zinshäuser in Prag. Worin liegt der Unterschied zu Wien?

Arnold: Für manche Investoren macht es wenig Unterschied, ob eine Liegenschaft z.B. in Innsbruck oder Prag liegt. Bei Bausubstanz und Architektur sind die Prager Zinshäuser den heimischen Pendants häufig ähnlich. Anders als in Österreich können dort im Altbau marktkonforme Mieten verlangt werden. Zudem herrscht beim Kauf Rechtssicherheit, da die Tschechische Republik seit Maria Theresia über ein sehr gut geführtes Grundbuch verfügt.

sind ‚Perlen‘, die man so nicht noch einmal bekommt. “

Reza Akhavan Geschäftsführender Gesellschafter von JPI

Check: Für wen sind Zinshäuser als Investment derzeit interessant?

Akhavan: Zinshäuser sind im Regelfall in Zeiten der aufkeimenden Inflation für alle Menschen, bei denen Geldentwertung ein Thema ist oder wird, ein sicheres Investment. Die Gründe liegen auf der Hand: Einerseits ist die Immobilie – speziell innerhalb des Gürtels – wertbeständig, und zweitens gibt es die Indexierung der Mieten. Die Eigentümerinnen und Eigentümer haben daher sowohl eine Einnahme als auch die Wertsteigerung der Immobilie, die man über die Jahre mitnimmt.

Check: Was fasziniert Sie an Zinshäusern?

Akhavan: Das Produkt „Zinshäuser“ hat nicht nur die Vorteile, die ich erwähnt habe, sondern es handelt sich bei vielen um Architektur-Juwelen. Sie sind rund um die Jahrhundertwende entstanden und prägen unser Stadtbild. Diese geschlossene Formation an Zinshäusern in Wien ist weltweit einzigartig. Aus heutiger Sicht wäre es gar nicht mehr möglich, solche Gebäude ein zweites Mal zu bauen, da die Baukosten zu hoch und die Bauzeit viel zu lang wäre. Zinshäuser sind „Perlen“, die man so nicht noch einmal bekommt. Die Gründerzeithäuser werden auch immer weniger – nämlich als Ganzes. Viele dieser schönen Häuser werden aufwendig renoviert und dann in Wohnungseigentum abverkauft. Das heißt: Jemand, der ein ganzes Zinshaus besitzt, ist in der glücklichen Lage, dieses zu gestalten und auch für das Stadtbild etwas zu tun sowie eine Freude und eine Sicherheit für die nächsten Generationen zu schaffen.

28 CHECK 1/2022 # Immobilien
Arnold Immobilien, Franz Reiterer
„Zinshäuser

Stilvoll

Heute sind modernisierte Altbauwohnungen ein äußerst begehrtes Gut.

Immobilien

Winegg

Zahlungen waren hoch. Die Wohnqualität ließ zu wünschen übrig, und die Rechte der Mieterinnen und Mieter waren de facto nicht vorhanden. Nach vielen Diskussionen wurde im Dezember 1922 das Mietengesetz eingeführt. Erstmals gab es damit einen Kündigungsschutz und eine Fixierung der Miethöhe.

In der Warteschleife

Nach dem Krieg fristeten die alten Häuser zunächst ein recht freudloses Dasein. Aus der einstigen Weltmetropole eines riesigen Reiches wurde eine große Stadt. Auch von den um die Jahrhundertwende angepeilten vier Millionen Einwohnern fehlte jede Spur. Ganz im Gegenteil, Wien schrumpfte. Die neuen Wohnbauten, die ab den 1950er-und 1960er-Jahren errichtet wurden, hatten zwar nicht den Pomp der alten Zinshäuser, aber dafür waren sie effizient und mit allen (sanitären) Notwendigkeiten ausgestattet. Die Zinshäuser versanken in der Bedeutungslosigkeit. Bis in die 80er-Jahre dachte kaum jemand daran, dass ihre große Zeit wieder kommen würde und aus Steinen Gold wird. n

Summary

The history of „Zinshäuser“in Vienna began as early as 1829, after the first building code. However, it really took off between 1850 and the First World War. In this period, the so-called old buildings were built, which still serve as living space today. They were mainly constructed by aristocrats who had enough money to invest in real estate. The rule was: on the outside, it had to be bulky, but on the inside, it had to be efficient and simple. This is the origin of the often complex facade design that adorns simple residential buildings.

With the growth and expansion of Vienna, socially graded residential buildings were emerged. Even back then, the inner city was a good place to live in. The houses there were not only representatively designed on the outside, but also had all the comforts such as running water or heating. The bourgeois mostly lived in the suburbs, in smaller houses. The workers, on the other hand, always have been into small apartments. In 1922 a rent law was introduced, which not only regulated the amount of rent they had to pay, but also brought the first protection against dismissal with it.

29 CHECK 1/2022 # Immobilien

WAS WURDE AUS DEM HAUSMEISTER?

Er war der Wächter des Hauses, mehr dem Wohl der Immobilie als dem der Bewohner verpflichtet: der Hausmeister. Heute werden seine Aufgaben von spezialisierten Dienstleistern übernommen.

# Hausverwaltung
Adobe Stock

Was waren wir nicht beeindruckt, wenn in den alten Filmen aus den USA die Menschen in Wohnhäusern lebten, in denen ein Portier hinter der Türe wartete. Das war für uns ungewohnt, denn so etwas kannte man in Österreich eigentlich nur vom Hotel. Uns war hierzulande nur der Hausmeister bekannt, und der war doch aus anderem Holz geschnitzt. Er war nicht wirklich freundlich, meist etwas grantig. Sein Gemütszustand war von zwei Dingen abhängig: Tageszeit und Pegel. Und genauso agierten auch viele von ihnen. Sie führten ein Leben in der Grauzone – irgendwo zwischen Gut und Böse. Als verlängerter Arm der Eigentümer waren die Mieterinnen und Mieter für sie zweitrangig. Weniger das Wohlergehen der Bewohner, sondern das des Hauses stand im Vordergrund und korrelierte direkt proportional mit dem seines Bewachers.

Mit harter Hand

Der war nicht nur für die Durchsetzung der Hausordnung verantwortlich, sondern auch für die Instandhaltung und Reinigung. Um diese Arbeiten mit einem möglichst geringen Aufwand zu betreiben, achtete er auch tagsüber sorgfältig darauf, dass das Haus nicht zu sehr verschmutzt wurde. Gereinigtes Territorium wurde daher genauestens überwacht. In einem manchmal eher rüden Ton machte er die Hausparteien und Besucher auf akute oder mögliche Verschmutzung – oft schon im Vorfeld – aufmerksam. Fast mit einem sechsten Sinn ausgestattet, konnte er intuitiv erahnen, wo Probleme auftauchen würden, und diesen energisch entgegentreten.

Professionelle Firmen übernehmen

Heute ist das anders. Ganz anders. Die Hausmeister sind aus den Zinshäusern zumeist verschwunden. Lediglich die berühmte Hausmeisterwohnung – also der Kontrollpunkt für ein- und ausgehende Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Besucher – zeugt noch von dieser vergangenen Zeit.

Die Häuser selbst sind trotzdem alle in bestem Zustand. Und dafür sorgen professionelle Firmen.

Diese haben mittlerweile die Tätigkeiten der Hausmeister übernommen, wobei die Größe des Hauses keine Rolle spielt. Unternehmen wie SIMACEK legen bei allen von ihnen betreuten Häusern den gleichen Wert auf die Qualität ihrer Dienstleistung. Darunter fallen die klassische Hausbetreuung, Stiegenhausreinigung, Winterdienste, Grünpflege, aber auch spezielle

Services, wenn einmal etwas in die Brüche geht. Bei der Hausbetreuung spielt es keine Rolle, ob Gewerbe- oder Privatimmobilie, SIMACEK setzt auf maßgeschneiderte Konzepte und optimiert damit monatliche Kosten im Sinne der Eigentümer. SIMACEK garantiert Serviceansprüche auf höchstem Niveau und damit auch den Werterhalt der Immobilie. Aber auch Aufzugsservice und -wartung wird von SIMACEK übernommen.

Spezielle Dienstleistungen

In Wien kommt noch ein weiterer wichtiger Aspekt dazu: die Rattennachschau. Früher versuchte der Hausmeister mit eher rudimentären Mitteln wie Besen, den Plagegeistern Herr zu werden. Heute wird eine professionelle Dienstleistung erbracht, die für die Bewohner de facto fast unbemerkt abläuft. Das gilt auch für die Taubenabwehr. Wo einst die „Zwille“ zum Einsatz kam, sind es jetzt vorbeugende Maßnahmen. Diese sind auch notwendig, da die Verunreinigung durch Tauben die Außenteile der Häuser teilweise massiv in Mitleidenschaft zieht. Mit der gleichen Sorgfalt wird nicht nur das altehrwürdige Wiener Betongold gepflegt, sondern auch Neubauten. Hier setzt die Dienstleistung von SIMACEK bereits vor der Fertigstellung an: von der Baustellenbewachung, Bauzwischen- und Endreinigung, Leerstands- und Übergabemanagement über die Hausbetreuung bis hin zur Fassadenreinigung und letztendlich zum Erhalt des fertigen Objektes. n

Summary

The janitor: an institution that has mostly disappeared from “Zinshäuser” but is extremely present in the memories of many former city children. Usually a little bit grumpy, he looked after the property entrusted to him and its cleanliness – incidentally he also watched the comings and goings of the residents and their visitors. He was kind of a universal service provider, responsible for almost everything from cleaning to minor repairs to pest control. Today, professional service providers take over these tasks, from cleaning staircases to winter service and green space cleaning to pigeon control. Companies such as SIMACEK place the same high value on cleanliness in all the properties they look after, while also feeling responsible for maintaining the value of the property.

31 CHECK 1/2022
# BKS # Hausverwaltung

SCHLÜSSELERLEBNIS

Der Bundesgeneralschlüssel als universeller Türöffner aus der Hosentasche hat lange Zeit gute Dienste geleistet. Doch entspricht er noch dem Sicherheitsbedürfnis unserer Zeit?

Von JANET TEPLIK

# Sicherheitstechnik
Pixabay

Er hat viele Namen: „Postschlüssel“, „Z-Schlüssel“, „Zentralschlüssel“ oder auch „Bundesgeneralschlüssel“. Doch seine Funktion bleibt die gleiche: Das Öffnen von diversen Haustüren in Mehrparteien-Wohnhäusern. Rund 90 Prozent der Wiener Zinshäuser lassen sich mittels des Zentralschlüssels öffnen. Seinen gebräuchlichen Namen „Postschlüssel“ hat er von seiner Verwendung durch die Briefträger, oft wird er aber auch von Facility-Dienstleistern oder anderem Personal verwendet, um Zugang zu bestimmten Bereichen eines Gebäudes zu erreichen.

Horch, wer kommt wie von draussen rein Innerhalb eines Schlosses befinden sich normalerweise fünf bis sechs Stifte, die sich durch die Zacken des Schlüssels – das sogenannte „Profil“ – hinunter drücken lassen, wenn man den Schlüssel in das passende Schloss steckt. Sind alle Stifte in die korrekte Tiefe gedrückt worden, lässt sich die Tür mit einem Dreh öffnen. Das bedeutet, die Zacken eines Schlüssels fungieren als Code, um das Schloss zu öffnen. Der Generalhauptschlüssel nimmt hierbei die ranghöchste Position einer Schließanlage ein und schließt jeden Zentralzylinder der Generalhauptschlüsselanlagen. Ihm gelingt das aufgrund seiner Form, denn an ihm befinden sich die geringste Anzahl an Längs-Rippen und -Nuten, so dass er überall in die Schlüssellöcher hineinpasst. Es gab bereits früher Schließanlagen nach diesem Prinzip, welche aus einfachen Buntbartschlössern bestanden – dem wohl einfachsten aller Schlösser. Nutbart- und Chubbschloss-Anlagen waren eine Weiterentwicklung dieses Systems. Ihre Möglichkeiten gegenüber Schließanlagen aus Schließzylindern waren jedoch stark begrenzt.

Das Hauptargument für eine Schließanlage mit einem Zentralschlüssel ist die Gruppierung von einzelnen Zugangsberechtigungen. So stelle man sich nur einmal vor, Postenboten oder Hausversorgerinnen müssten für jedes zu betreuende Objekt einen speziellen Schlüssel – oder sogar mehrere für die verschiedenen Bereiche –mit sich führen. Mal ganz von der massiven Größe des Schlüsselbundes abgesehen, würde es viel Zeit kosten, immer den richtigen Türöffner auf Anhieb zu finden.

Sicherheitsrisiko

An vielen Klingeltafeln an Wiener Häusern ist neben den Namensschildern und Klingelknöpfen auch ein Schloss. So praktisch die Verwendung dieser Schließanlage ist, bringt sie auch einige Mängel mit sich. Im Falle eines Verlustes des Generalschlüssels entsteht ein immenser zeitlicher und organisatorischer Aufwand. Sofern die Sicherheit eines Gebäudes nicht mehr gewährleistet ist, ist ein Austausch der kompletten Schließanlage erforderlich.

Doch nicht nur der Schlüsselverlust birgt Gefahren. Die unerlaubte Weitergabe oder gar das illegale Nachmachen von Zentralschlüsseln ist ein weiterer Risikofaktor. Hinzu kommt, dass Mieterinnen und Mieter die Hausverwaltung oft nicht darüber informieren, wenn ein Schlüssel verloren gegangen ist oder er eigenmächtig nachgemacht wurde. Daraus ergibt sich ein weiterer Nachteil: mangelndes Schlüsselmanagement. Es wird zwar zu Beginn schriftlich festgehalten, welche Partei wie viele Schlüssel erhält, jedoch können sich Vermieterinnen und Vermieter aufgrund von Kopien und Verlust nie sicher sein, welche Person Zutritt zum Gebäude hat oder wie viele Schlüssel genau im Umlauf sind. Dass der Z-Schlüssel überhaupt nachgemacht werden kann, liegt daran, dass 2004 der Patentschutz erloschen ist. Durch den Fall des Patentschutzes ist die Sonderstellung von beispielsweise Briefträgerinnen und Briefträgern passé. Der einst seltene Universalschlüssel entpuppt sich immer mehr als Sicherheitsrisiko, da er in Fachgeschäften oder im Internet ab zehn Euro zu kaufen ist. Besonders Kriminelle scheinen von ihm zu profitieren: Dank des Schlüssels können sie ohne Probleme in Wohnkomplexe und manchmal sogar in die Tiefgaragen eindringen. Obwohl der Kauf des Universalschlüssels legal ist, liegt seine Nutzung im rechtlichen Graubereich, da der Zugang nicht gerechtfertigt ist und Privatgrund betreten wird. Erwischt man Unbefugte im Wohnhaus, kann eine Besitzstörungsklage erhoben werden.

Karten statt Schlüssel Aufgrund der vielen Sicherheitsrisiken werden in Wien immer mehr Postschlösser durch RFID-Lösungen er-

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# BKS # Sicherheitstechnik

setzt. Diese ermöglichen ein berührungsloses Öffnen der Haustüren. Zahlreiche Hausverwaltungen setzen dabei auf neue Kartensysteme. Hundertprozentige Sicherheit bieten allerdings auch die neuen digitalen Lösungen nicht: Der Sicherheitsexperte Adrian Dabrowski hat sich diese Systeme genauer angesehen und stellte fest, dass man mit einer speziellen Hardware Daten auslesen und damit funktionsfähige Kopien der Karten herstellen könnte.

Trotz dieser Sicherheitslücke schafft das Magnetkarten-System wesentlich höhere Sicherheit, da die Karten nur an Anwender ausgegeben werden, die Partner des Schlüsselunternehmens sind. Diese haben sich verpflichtet, die vorgegebenen Sicherheitskriterien zu erfüllen. Auch sind die Anwendungskarten mit einem Ablaufdatum versehen, wodurch „verlorene“ Karten ihre Berechtigung verlieren. Fakt ist, kein System ist 100 Prozent perfekt. Wer jedoch auf Nummer sicher gehen will, sagt „Bussi Baba Bundesgeneralschlüssel“. n

Summary

They were once rare and coveted: the so-called federal master keys. But now that patents have expired, the special position enjoyed by mailmen, for example, has been consigned to history. The once rare universal key is increasingly turning out to be a security risk. It can be purchased for as little as ten euros in most specialty stores or on the Internet. Particularly criminals seem to be profiting from this key. But recent key systems are finding favor. Because of the many security risks, more and more of the typical „Postschlösser“ in Vienna are being replaced by RFID solutions. These allow front doors to be opened without contact. The magnetic card system creates much higher security, as the cards are only issued to users who are partners of the magnetic card company. These have undertaken to meet the specified security criteria. Also, the application cards are provided with an expiration date, whereby „lost“ cards lose their authorization.

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Pixabay
Schloss ohne Schlüssel Der Trend geht in Richtung digitaler Schließsysteme.

ROBOTIK UND NACHHALTIGKEIT

Die aktuellen Schlagzeilen beinhalten fast immer das gleiche Schlüsselwort: Fachkräftemangel. Doch wie soll man dem Fachkräftemangel entgegenwirken, wenn fähiges Personal einfach nicht auf dem Arbeitsmarkt vorhanden ist?

Die Kenter GmbH aus Deutschland hat sich genau dieses Themas angenommen und ist daher auch ein enger Partner der Firma SIMACEK, wenn es um innovative Lösungen für dieses Problem geht.

Tatsächlich können mittlerweile qualifizierte „Mitarbeiter“ für verschiedenste Tätigkeitsfelder vermittelt werden. Ganz einfach – per Knopfdruck oder aus dem Katalog. Sie fragen sich, wie das geht? Kenter setzt auf Robotik und Digitalisierung. Durch den gezielten Einsatz von geeigneten Reinigungs- und Servicerobotern lassen sich nämlich Lücken in Ihrer Personaldecke gekonnt schließen. Der große Vorteil: Sie entlasten nicht nur Ihre Mitarbeiter, sondern generieren auch für Ihre Kunden und Gäste ein ansprechendes Umfeld. Die Robotik wird beispielsweise für definierte Reinigungsintervalle einge -

setzt und fördert so den Werterhalt sowie die Optik Ihres Objekts.

Hand in Hand mit der Robotik geht auch das Thema Nachhaltigkeit. Der flexible Nassschrubbautomat i-Mop ist nicht nur wassersparend und an eine gemeinnützige Organisation gekoppelt, sondern kann perfekt für die randnahe Reinigung in Ergänzung zur Robotik eingesetzt werden. Sogar auf ätzende, oberflächenschädigende und umweltschädliche Chemikalien kann verzichtet werden. Das auf ozonisiertem Wasser basierende System von Tersano generiert aus Strom und Wasser an Ort und Stelle einen effizienten Reiniger, der zudem kennzeichnungsfrei ist. Ein weitere interessante Systemkomponente ist die Sauberlaufmatte i-Matt. Sie macht Schluss mit regelmäßigen und mühsamen Waschintervallen. Die i-Matt kann mit Scheuersaugmaschinen oder Robotern befahren und sogar gereinigt werden.

Die Firma SIMACEK hat dieses Potenzial erkannt und setzt daher auf eine enge, langfristige Partnerschaft mit dem Innovationstaktgeber Kenter aus Deutschland. n

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Der Fachkräftemangel hat die Wirtschaft fest im Griff. Innovative Lösungen und neue Wege ermöglichen es aber, diesem Problem elegant entgegenzuwirken.
# Automatisierung ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
Guntram Schindler Photography

HAUS-

Intelligente Gebäude der Zukunft sind digitalisiert und online vernetzt. Das macht sie effizient, aber auch angreifbar. Das Smart Building benötigt deshalb hoch dosierte IT-Security gegen Hacker.

Von CHRISTIAN PRENGER

# Cybersicherheit
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ORDNUNG Adobe Stock

Spezialisten müssen im Wachsamkeits-Modus verharren. Denn leichter wird es nicht für jene, die am digitalen Betriebsgelände Bedrohungen abwehren sollen. Hacker agieren zusehends raffinierter und rücksichtsloser, seit sich Cybercrime als lukratives Geschäft entpuppt hat. Die Zahl elektronischer Übergriffe schnellt rasant in die Höhe, während Online-Angreifer ständig neue Tricks erproben. Unternehmen haben alle Hände voll zu tun, Datendiebe, Erpresser, Spione oder Spammer auf Distanz zu halten. Denn gelungene Attacken können Geld kosten und das Image bei Kunden und Geschäftspartnern ramponieren. Hierzulande wird die Luft gleichfalls immer dünner, belegt eine Studie der Managementberatung KPMG zusammen mit dem Komptenzzentrum Sicheres Österreich. Demnach mussten bereits 67 Prozent der Unternehmen eine Cyberattacke hinnehmen. 20 Prozent berichten dabei von finanziellen Schäden. 71 Prozent verzeichnen einen Anstieg ihrer Ausgaben für IT-Security. 72 Prozent nennen neue Methoden der virtuellen Gangster als Motiv für den Budgetanstieg. Bessere Zeiten scheinen nicht in Sicht zu sein. „Cyberbedrohungen sind heute ein Teil der Digitalisierung“, betont KPMG-Experte Robert Lamprecht.

Kriminelle nehmen Witterung auf Atempausen sind daher selten geworden für elektronische Bodyguards entlang der Datenautobahn. Schließlich nehmen Kriminelle unbeirrt Witterung auf nach neuen Zielen. Damit rückt jetzt ein gepriesener technologischer Hoffnungsträger in den Fokus: Das Internet of Things (IoT), Zuganschluss von Gegenständen, die in Netzwerken miteinander online kommunizieren. Auf diese Weise entwickeln nicht nur Fahrzeuge bislang ungeahnte Talente. Vielmehr erzeugen Sensoren, Apps, Antennen und Chips schlaue Behausungen. Dort steigert Automatisierung den Komfort, reduziert Kosten und optimiert wichtige Abläufe. Das Resultat ist hohe Produktivität durch Echtzeitdaten, die allen Akteuren zur Verfügung stehen. Was eine umfassende Sicht auf innere Verhältnisse ermöglicht, von der störungsfreien Beleuchtung über die Raumtemperatur bis zur Überwachung der Wasserhygiene. Für Benutzer läuft jedenfalls alles wie am Schnürchen, wenn der Manager eines Konzerns morgens in der Garage keinen Parkplatz suchen muss. Sein Smartphone erhält via Sensoren die Nachricht, wo freie Plät-

ze verfügbar sind. Im Besprechungszimmer ist bereits die passende Lichtstimmung eingestellt und die Klimaanlage erzeugt gleichermaßen Wohlbefinden. Künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass solche Objekte lernfähig sind und sich immer besser auf die Gegebenheiten einstellen. Dann erhält das Facility Management Informationen übermittelt, wo und wann Reinigungskräfte ausrücken sollten. Das Personal wiederum muss sich nicht täglich vor Eingängen von Bürotürmen, Ämtern oder Institutionen authentifizieren. Durch Zugangsberechtigungen, hinterlegt am Smartphone, gehen Türen automatisch auf. An Rohstoffen für die Verbreitung dieses Komforts herrscht kein Mangel: Die Datenanalysten von IHS Market erwarten für 2025 global bis zu 75 Milliarden IoT-Devices. Bereits nächstes Jahr gibt es laut dem IT-Unternehmen Cisco weltweit 3,6 vernetzte Geräte pro Person und fast zehn pro Haushalt.

Potenzielle Krisenzone

Kein Wunder also, dass finstere Mächte massives Interesse an jener Materie zeigen. Schließlich entstehen in solchen Meganetzwerken eine enorme Menge an Zugriffspunkten, die auch eine potenzielle Krisenzone darstellen. „Jedes ungesicherte IoT-fähige Objekt kann gehackt werden. Um solche Bedrohungen zu vermeiden, muss wirklich jedes Gerät gesichert sein. Das reicht von Thermostaten über Rauchmelder bis hin zu elektronischen Assistenten wie Alexa oder intelligenten Fenstern. Ansonsten öffnen sich für Kriminelle rasch Tür und Tor“, warnt Roman Prinz, Country Manager Österreich des Cybersicherheit-Lösungsanbieters Check Point Software Technologies.

Mit fatalen Auswirkungen, wenn Daten abhanden kommen oder Steuerungsmechanismen außer Kraft gesetzt sind. Dann hängen Besucher plötzlich Stunden im Aufzug fest und Computer verweigern ihren Dienst, weil Erpresser ein hinterlistiges Verschlüsselungs-Programm einschmuggeln konnten. Begleitet von Zahlungsaufforderungen an das Management. Oder aber Firmengeheimnisse landen in den Händen rücksichtsloser Abstauber, die als Draufgabe noch sämtliche Garagenausfahrten fest verriegeln. „Solche Angreifer können totales Chaos hinterlassen“, warnt Prinz.

Derartige Szenarien lassen sich keineswegs als Panikmache vom Tisch wischen. So verweist der IT-Security-Hersteller ESET Deutschland auf ein Schreckgespenst namens

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# BKS # Cybersicherheit

„Cyberbedrohungen sind heute ein Teil der Digitalisierung.“

„Jedes ungesicherte IoT-fähige Objekt kann gehackt werden.“

Siegeware. Dabei kapern Online-Horden über Erpresser-Software gleich das gesamte Smart Building. Geschockte Verwalter erhalten eine deutliche Nachricht: Nur Lösegeld in Bitcoins bringt die Oberhoheit über Systeme zurück. „Siege“ ist der englische Begriff für Belagerung – jenes Gefühl dürfte Opfer beschleichen, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen. Kein Strom, lahmgelegte Server, kalte Heizungen oder finstere Gänge sind Alptraum-Zutaten. Das Risiko für ein Desaster wächst durch sogenannte Schatten-IoT. Diese Hardware ist im Netzwerk integriert, aber ohne Kenntnis von Verantwortlichen. Was nach einem schlechten Scherz klingt, ist mancherorts Realität. Laut einer Umfrage des Cybersecurity-Anbieters Armis kennen in Österreich bloß 45 Prozent der betrieblichen Entscheider die exakte Zahl ihrer verwendeten Geräte. Was die ohnehin herausfordernde Verteidigung gegen skrupellose externe Kräfte kaum unterstützt. Wenn Hacker jene Hintereingänge orten und das Überraschungsmoment eiskalt nutzen, stehen alle Beteiligten vor harten Zeiten.

Erfolgreiches Risikomanagement

Auf solche Erfahrung können alle verzichten, die Gebäude am Laufen halten. Es liegt an gewieften Profis, den technologischen Wildwuchs abzustellen. „Nicht entdeckte IoT-Geräte bedeuten ein Sicherheitsrisiko. Denn diese kommunizieren via Internet und verkörpern dadurch ein verborgenes Einfallstor. IT-Abteilungen müssen deshalb jene Geräte aufspüren und entsprechend kategorisieren. Nur das vollständige Erfassen sämtlicher Assets bietet die Grundlage für erfolgreiches Risikomanagement“, weiß Alexander Bünning, Regional Director DACH bei Armis. Hilflos ausgeliefert sind Smart Buildings möglichen Angreifern also in keinem Fall. Durch umfassende und durchdachte Sicherheits-Konzepte sinken die Chancen von Hackern – obwohl die Wucht der Attacken kaum geringer werden dürfte. Prinz: „Eine Maßnahme, die sich problemlos realisieren lässt, ist die klare Segmentierung des Netzwerkes samt Abschottung von IoT-Geräten. Wichtig ist deren Identifizierung, Klassifizierung und Analyse. So erhalten Verantwortliche einen Fingerabdruck zu jeder Hardware inklusive Marke, Modell, Typ oder IP-Adresse.“

Gezieltes Aufspüren von Risikofaktoren wie schon bekannte Lecks, veraltete Betriebssoftware oder schwache Passwörter stabilisiert ebenso das digitale Immunsystem. Auch eine Reduktion von Angriffsflächen mittels Zero Trust-Politik, wo grundsätzlich keinem Nutzer, Gerät oder Dienst blind vertraut wird, vermindert den Druck für Unternehmen. Sollte ein Gerät trotzdem infiziert sein, geht es um Kontrolle und Blockade durch bestehende Security-Rezepte. Eine Ausbreitung von schädlicher Software auf die gesamte Infrastruktur lässt sich dann schnell und effizient abfangen.

Das Aufrechterhalten der Haus-Ordnung im Smart Building erfordert also Aufwand. Allfällige Mühe ist jedoch unumgänglich. ESET-Experte Thorsten Urbanski: „Immer raffiniertere Methoden, immer weniger Fachpersonal, immer mehr Gefahren auch durch das Homeoffice – mit herkömmlichen Mitteln lässt sich die gefährliche Lage nicht mehr erfolgreich bekämpfen. Vielmehr ist ganzheitliches Denken im Sinne von Zero Trust-Security der einzig vielversprechende Ansatz. IT-Spezialisten sollten eine Fokussierung auf einzelne Angriffsvektoren vermeiden, damit keine eindimensionale Abwehrstrategie entsteht.“

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#
Point
Cybersicherheit KPMG, Foto Mitterer/Check
Software Technologies
Robert Lamprecht KPMG Roman Prinz Check Point Software Technologies

Auch Reinigungsbranche muss reagieren Digitalisierung kennt längst keine Geschäftsgrenzen mehr. Auch in der Reinigungsbranche gewinnt das Thema Cybersicherheit an Gewicht und wird die zukünftige Arbeitsweise verändern. Was akuten Handlungsbedarf weckt, auch bei SIMACEK. „Moderne Software verschafft bessere Qualitätssicherung, mehr Transparenz beim Kunden und effizientes Zeitmanagement. Solche Programme funktionieren aber nur mit passenden Endgeräten und qualifizierten Fachkräften. Deshalb ist es unabdingbar, dass jeder Mitarbeiter über grundsätzliches Verständnis für Cybersicherheit verfügt“, betont Richard Klausgraber, im Unternehmen zuständig für den Bereich IT.

Diese Knowhow-Basis lässt sich durch Schulungen oder ein sogenanntes Awareness-Training erreichen. Dabei werden alle Teilnehmer für die Materie sensibilisiert und erhalten eine Weiterbildung hinsichtlich der vielfältigen Online-Gefahren. Schließlich wartet hier eine überaus fordernde Aufgabe für das Unternehmen. „Die Hardware muss weitestgehend präventiv vor Datendiebstahl durch System-Eindringlinge beschützt werden. Das Internet of Things mit seinen zahlreichen digitalen Zugriffspunkten verlangt gleichfalls ein hohes Maß an wirksamer Absicherung“, so SIMACEK-Experte Klausgraber. n

Summary

Smart Home: This is no longer a part time dream of the future. It has become reality. Now we are already one step ahead. The buzzword is smart building. In an office or multi-party building, devices are networked in such a way that they create an efficient system. From heating to lighting, from elevators to underground parking. Internet of Things is the magic word here. The devices communicate with each other via a network. They open the garage door and fetch the elevator when the boss arrives for example. Or ensure that the temperature is perfect when they start working. But when two people talk, a third one can listen. Because more and more devices communicating in the network mean more and more new potential entry points for hackers, the fear of cybercrime is growing. The results are varied: from blackmail to industrial espionage. But there is no need to panic. The best way to ensure this is to put IT security in the hands of a professional. Because: All devices in the network must be specially secured. To do this, you first have to know, which devices are on the network. And who is using them correctly. The devices must be kept up to date, and losses must be recorded quickly. Emergency plans must be in place. Today, IT security is an integral part of professional facility management.

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# Cybersicherheit ESET Deutschland, Check Point Software Technologies
Einfallstor IT-Profis müssen auf der Hut sein: Hacker nützen jede offene digitale Seitentüre. Interessante Beute Auf der Suche nach lukrativen Zielen nähern sich Hacker auch dem Smart Building.

Nicht nur schön, sondern auch nützlich Naturnahe Grünflächen leisten einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität.

SCHÖN UND WILD

Die Förderung der Biodiversität ist ein wichtiger Teil einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Unternehmen können mit naturnaher Gestaltung ihrer Grünflächen einen Beitrag dazu leisten.

40 CHECK 1/2022 # Grünflächenbewirtschaftung
Adobe Stock

Das Insektensterben hat es längst ins allgemeine Bewusstsein geschafft. Die fliegenden und krabbelnden Sechsbeiner sind bei den meisten von uns nicht allzu beliebt, für die Natur aber von entscheidender Bedeutung, weil sie die Basis der Nahrungspyramide bilden. Doch sie werden immer weniger: Seit Jahren stellen Insektenforscher alarmierende Rückgänge im Bestand der Insekten fest. Rund drei Viertel von ihnen sind innerhalb von nicht einmal 30 Jahren verschwunden, die Bestandsrückgänge bei Schmetterlingen werden sogar auf unfassbare 99 Prozent innerhalb der letzten 100 Jahre geschätzt. Mit den Insekten verschwinden Blütenpflanzen, die auf Bienen, Hummeln und Schmetterlinge als Bestäuber angewiesen sind, ebenso wie Vögel, deren Nahrungsgrundlage sie bilden. Als Hauptfaktoren für das Insektensterben identifizieren Experten den zunehmenden Verlust an Lebensräumen durch Flächenversiegelung und Verstädterung, die Vergiftung der Umwelt mit Pestiziden und synthetischen Hormonen sowie die Einschleppung von fremdländischen Arten. Auch der Klimawandel dürfte eine Rolle beim Verschwinden der Insekten spielen.

Der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel ist ein wichtiger Schritt, reicht aber alleine nicht aus. Entscheidend ist es, überhaupt einmal Lebensräume für Insekten zu schaffen, die dann ihrerseits die Nahrungsgrundlage für andere Tiere, vor allem Vögel, bilden. Und hier spielen auch die Grünflächen von Unternehmen eine Rolle. Allzu oft werden nämlich Parkplatzumrahmungen, Dachbegrünungen und Zierbeete nach rein ästhetischen Gesichtspunkten geplant und angelegt. Hauptsache, es sieht schön aus und macht einen gepflegten Eindruck. Was für uns „schön“ und „gepflegt“ wirkt, hat für die Natur allerdings meist keinen großen Wert, weil Ökosysteme nach anderen Prinzipien funktionieren als die menschliche Wahrnehmung.

Wiese ist besser als Rasen Für die Begrünung großer Flächen wird heute meist ein konventioneller Rasen gewählt. In ökologischer Hinsicht ist eine Rasenfläche allerdings alles andere als optimal: Durch das häufige Mähen (meist einmal pro Woche) kann sich hier kaum eine Insektenpopulation ansiedeln. Andere Pflanzen als die Ziergrassorte sind nicht erwünscht, und selbst wenn man sie wachsen ließe, kämen sie durch das häufige Mähen kaum

dazu, Blüten zu treiben. Rasenflächen sind zwar grün, aber ökologisch weitgehend wertlos.

Ganz anders sieht das aus, wenn man anstelle des Rasens eine Blumenwiese wachsen lässt: Eine Blumenwiese besteht aus einer vielfältigen Pflanzengemeinschaft, in der vom Frühjahr bis in den Herbst hinein immer irgendwelche Pflanzen Blüten haben und Insekten damit ein reiches Nahrungsangebot bereitstellen. Diese verwerten nicht nur Nektar und Pollen, sondern auch Blätter und Stängel einer Pflanze. Insekten wiederum bilden die Nahrungsgrundlage für Vögel und andere Wirbeltiere, die außerdem die Samen der Pflanzen fressen. Der wichtigste Unterschied zwischen einem Rasen und einer Wiese ist, dass die Wiese nur ein bis zwei Mal im Jahr gemäht wird. Für die Grünflächenbewirtschaftung hat das den Vorteil, dass die Pflegekosten geringer sind. Außerdem ist eine blühende Wiese auf einem Unternehmensgelände ein klares Bekenntnis, etwas für die Natur tun zu wollen.

Wildblumen statt Zierblüten Naturnahe Grünflächen sollten über eine möglichst lange Zeit des Jahres blühende Pflanzen enthalten, die Insekten mit ihrem Nektar eine Nahrungsgrundlage bieten. Bunte Blumen sind in Gärten beliebt, aber allzu oft werden dabei hochgezüchtete Zierblumenarten gewählt. Die haben aber meist gefüllte Blüten, deren Blütenblätter so dicht stehen, dass der Nektar für Insekten gar nicht zugänglich ist – sofern überhaupt noch Nektar in der Blüte vorhanden ist. Wenn es unbedingt Zierblumen sein müssen, sollte darauf geachtet werden, dass diese zumindest keine stark gefüllten Blüten haben. Viele alte Rosensorten stehen den Wildrosen noch recht nahe und sind daher für Insekten recht gut verwertbar. Besser ist es aber in jedem Fall, Blumen zu säen oder zu pflanzen, die in der entsprechenden Region auch wild vorkommen. Denn viele Zierpflanzen stammen ursprünglich aus weit entfernten Regionen und sind mit dem heimischen Ökosystem daher nicht kompatibel: Unsere Insekten „kennen“ diese Pflanzen nicht und können daher nichts mit ihnen anfangen, denn viele Insektenarten haben sich im Lauf der Evolution an bestimmte Pflanzenarten angepasst.

Akelei, Hornklee, Glockenblumen, Natternkopf, Malven und Salbei sind genauso schön wie hochgezüchtete Pflanzen und haben der heimischen Tierwelt weitaus mehr zu bieten als diese. Das Anlegen eines Wildblumenbeetes ist auch eine

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# BKS # Grünflächenbewirtschaftung

Unauffällige Insekten In Österreich gibt es rund 700 Wildbienenarten.

gute Alternative, wenn das Ersetzen einer Rasenfläche durch eine Blumenwiese dann doch ein bisschen zu „wild“ ist. Ein Wildblumenbeet kann – wie jedes andere Blumenbeet – nach allen gärtnerischen Kunstregeln komponiert werden und durch eine Mischung von früh- und spätblühenden Arten vom zeitigen Frühjahr bis in den Spätsommer hinein eine bunte Blütenpracht bieten.

Biene ist nicht gleich Biene Eine naturnahe Grünfläche ist in jedem Fall insekten- und bienenfreundlich. Beim Stichwort „Bienen“ denken die meisten von uns an die emsigen Honiglieferanten. Weniger bekannt ist, dass es auch wilde Bienenarten gibt – und zwar viele: In Österreich kommen fast 700 Wildbienenarten vor. Diese bilden im Gegensatz zu den Honigbienen keine großen Völker und sind daher ziemlich unauffällig; die meisten Arten leben solitär, d.h. die Brutzellen werden nur von einem einzigen Weibchen versorgt. Wildbienen ernähren sich ausschließlich von Nektar und Pollen. Viele Arten sind dabei auf eine kleine Auswahl ganz bestimmter Pflanzenarten oder sogar auf eine einzige Art angewiesen. Einfach von einem Imker einen Bienenstock in eine Grünfläche setzen zu lassen, kann in ökologischer Hinsicht sogar kontraproduktiv sein: Denn Honigbienen, die im Grunde Nutztiere sind, treten ihren wilden Verwandten gegenüber als Nahrungskonkur-

renten auf und können diese schnell verdrängen. Sie nutzen dieselben Nahrungsressourcen, sind dabei aber weitaus weniger wählerisch. Außerdem sind Honigbienen durch ihr massenhaftes Auftreten und ihr hohes Maß an Kooperation viel durchsetzungsstärker als wilde Solitärbienen.

Ein Hotel für Insekten Wildbienen und viele andere Insekten brauchen zum Aufziehen ihrer Brut, aber auch zum Überwintern Rückzugsmöglichkeiten wie Löcher und Ritzen. In einem bewirtschafteten Ziergarten fehlen solche Nistmöglichkeiten und Verstecke aber meist. Eine ebenso einfache wie dekorative Möglichkeit, Wildbienen, Marienkäfer und andere Insekten zu unterstützen, sind Insektenhotels. Dabei handelt es sich um einen offenen Holzkasten, der mit verschiedenen Halmen, Röhren, Zweigen oder angebohrten Holzstücken gefüllt ist. Insektenhotels sind in den letzten Jahren populär geworden. Sie sind in jedem Baumarkt erhältlich, können aber auch ganz einfach selbst hergestellt werden.

Unverdauliche Ziersträucher Hecken bieten einen Sichtschutz und Rückzugsmöglichkeiten für Vögel und andere Tiere. Meist werden sie mit immergrünen Ziersorten angelegt. Ökologisch haben diese allerdings nicht viel zu bieten: Entweder sie sind gänzlich

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# Grünflächenbewirtschaftung
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unfruchtbar gezüchtet, sodass sie überhaupt keine Beeren und andere Früchte bekommen, oder diese sind für die lokale Tierwelt nicht verwertbar. So ernährt etwa der häufig in Gärten gepflanzte Chinesische Wacholder nur eine einzige Vogelart, die Beeren des heimischen Wacholders sind dagegen für 43 Vogelarten fressbar. Hecken sollten daher statt mit Ziersträuchern mit heimischen Sträuchern wie Vogelbeere, Holunder, Weißdorn oder Pfaffenhütchen angelegt werden. Wildsträucher sehen zwar auf den ersten Blick nicht so perfekt dicht und grün aus, sind aber in der Pflege anspruchsloser und robuster. Sie benötigen weniger Schnitt und keinen Dünger und sind an das heimische Klima perfekt angepasst.

Natur erfordert Mut

Eigentlich ist es überhaupt nicht schwer, eine naturnahe, ökologisch wertvolle Grünfläche anzulegen, denn das meiste erledigt die Natur von selbst. Auch die Pflege ist weitaus weniger aufwendig als in einem gestylten Ziergarten. Das größte Hindernis steckt in unseren Köpfen: Auch wenn sich beim Bewusstsein für Umwelt- und Naturschutz in den letzten Jahren viel getan hat, herrscht immer noch die Denkweise vor, dass eine Grünfläche – ebenso wie ein privater Garten –„ordentlich“ und „gepflegt“ zu sein hat. Und das bedeutet: kurzer Rasen, bunte Zierblumen, gestutzte Sträucher und möglichst kein „Unkraut“. Ein Naturgarten wird dagegen immer noch allzu oft als „verwildert“ und „vernachlässigt“ empfunden. Daher erfordert die Anlage einer naturnahen Grünfläche für Unternehmen auch etwas Mut – den Mut, nicht das zu machen, was üblich ist. Es kann aber auch eine Chance sein, ein klares Bekenntnis zu Natur- und Umweltbewusstsein nach außen zu kommunizieren. Als blühende, summende und zwitschernde Visitenkarte vor dem Unternehmensgebäude, die einen wirklichen ökologischen Nutzen bietet, kann eine naturnahe Grünfläche als Teil der Unternehmenskommunikation genutzt werden und einen wichtigen Beitrag zur Imagepflege leisten.

SIMACEK bietet im Rahmen seiner Dienstleistungen auch die Anlage naturnaher Grünflächen bzw. deren ökologisch orientierte Bewirtschaftung an. Unsere Spezialistinnen und Spezialisten stehen Unternehmen, die ihren Außenbereich nach ökologischen Kriterien gestalten möchten, für eine fachgerechte Beratung zur Verfügung. n

Wohnbau für Insekten Insektenhotels sind nicht nur nützlich, sondern auch dekorativ.

Summary

Insect mortality has become part of general awareness. Even if the causes are not yet fully understood, near-natural green spaces with native plants can have an impact in preserving biodiversity. This also applies to corporate green spaces, which are usually laid out according to the same rules as a private ornamental garden. However, a trimmed lawn, highly cultivated ornamental flower varieties and evergreen hedge shrubs are largely worthless ecologically and have little to offer native wildlife. Yet creating a near-natural recreation zone is no mean feat. As is usually the case, what grows, flowers and thrives in the region is also right for an artificially created meadow or bed. This is because, in contrast to highly cultivated plants from distant countries, birds, bees and other insects also benefit from the blooming of native botanical plants. These insects may sometimes be unpleasant, but they are indispensable for the preservation of biodiversity. A green space planted according to ecological principles is not only beautiful and easy to maintain, but also a visible commitment to ecological sustainability for companies.

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# Grünflächenbewirtschaftung
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MEDIALES

ECHO

Zu Ostern 2021 erstrahlte Wiens bekanntestes Wahrzeichen erstmals in goldenem Glanz. Inzwischen ist die „Himmelsleiter“ von Turm des Stephansdoms wieder verschwunden und erhellt die deutsche Stadt Münster. In den Medien fand die Kunstinstallation breites Echo.

# Himmelsleiter
Katharina Schiffl

Ein „Symbol der Hoffnung“ – so wurde die Himmelsleiter bei ihrer Eröffnung betitelt. Und tatsächlich scheint sie das mittlerweile für viele Menschen zu sein. Ursprünglich sollte das Projekt, das die SIMACEK Facility Management Group GmbH in Zusammenarbeit mit der Wiener Künstlerin Billi Thanner und dem Dompfarrer Toni Faber umsetzte, nur bis Ende Mai 2021 den Turm des Stephansdoms erleuchten. Bald darauf wollten die Wiener auf ihr neues Wahrzeichen am Wahrzeichen aber nicht mehr verzichten. Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen wurde der Bescheid für die Installation also drei Mal verlängert. Aber damit nicht genug: Eine Petition, die den permanenten Verbleib der Himmelsleiter forderte, verzeichnete innerhalb nur weniger Stunden mehr als 450 Unterstützer. Dennoch erhellt das erfolgreiche Kunstprojekt nun am Dach der Lamberti-Kirche die Skyline von Münster und versetzt dort zahlreiche neue Augenpaare ins Staunen.

Aufstieg

Die goldene Himmelsleiter, auch Jakobsleiter genannt, ist ein Symbol für die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Für den Auf- und Abstieg zwischen der irdischen Welt und Gottes Reich. Die insgesamt 54 Sprossen nehmen ihren Ausgang im Inneren der Taufkapelle, durchstoßen das Gewölbe und streben entlang des Südturms dem Himmel entgegen. Die 33 Sprossen außen sollen die Tugenden verkörpern, die auf eine biblische Erzählung im Alten Testament zurückgehen. Dies sind etwa Achtsamkeit, Anstand, Ausdauer, Bescheidenheit und Dankbarkeit. Den Titel „33 Tugenden“ trug auch die Performance, die Billi Thanner gemeinsam mit 32 Tänzerinnen und Tänzern zur Einweihung visualisierte. Die Künstlerin selbst verkörperte dabei die Freiheit. „Freiheit ist für mich Ausdruck und Mittel der individuellen Selbstverwirklichung und das einzige jedem Menschen angeborene Recht, aus dem andere Urrechte allenfalls folgen, ohne ihr gleichgestellt zu sein.“

Die Künstlerin konnte sich mit der Installation ihrer Arbeit einen Traum verwirklichen. Ihre Intention hinter dem Kunstwerk beschreibt sie folgendermaßen: „Im Blick von unten nach oben ist die erste Sprosse selbst nur Vorbereitung zur Vorbereitung, und wenn man genauer hinblickt, fängt es eigentlich erst bei der letzten Sprosse an. Der Mensch geht oft in vielerlei Weise über sich hinaus, und je-

des Mal erfüllt er dabei sein eigentliches Leben mit Sinn. Die Himmelsleiter als Sinnleiter, so oft, bis wir erkennen, dass die unterste Sprosse gleich ist wie die oberste. Für mich bedeutet das, dass wir das Leben auf verschiedenen Ebenen und Rängen leben. Sie, die Himmelsleiter, lehrt uns aber auch, dass es nicht darauf ankommt, welches Leben wir führen, sondern auf welchem Niveau. Niemand braucht sich Sorgen zu machen, aber das wird uns vielleicht erst deutlich, wenn wir auf den oberen Sprossen der Himmelsleiter stehen. Mit dieser Himmelsleiter ist ein Herzwunsch für mich in Erfüllung gegangen, und die Verwirklichung meiner Idee ist ein Zeichen für Dialog und Hoffnung.“

Ein Projekt für und mit Menschen Besonders spannend für SIMACEK war an dem Projekt aber die Herausforderung in der Umsetzung. Im Vorfeld wurde nach einigen gemeinsamen Planungsgesprächen der Projektpartner die Umsetzung festgelegt, bevor es dann Anfang Februar 2021 in die Bauphase ging. Der Produktionsort, eine kleine Kunstwerkstatt und Schlosserei in Wien, baute die Leiter nach den Entwürfen von Billi Thanner. Das Unternehmen hat die über 50 Meter lange Leiter aus Aluminium und Neon in Handarbeit hergestellt und musste sie für die Installation in mehrere Teile zerlegen. Die Höhenkletterer von SIMACEK mussten zunächst einmal alle Teile einzeln hinaufseilen, dann montieren und am Schluss die Verkabelung anbringen. Über eine Woche lang arbeiteten die Monteure bei Wind und Wetter. Insgesamt bezog SIMACEK über 30 Experten – von Höhenkletterern über Elektriker, Schlosser und Ziviltechniker – in das Projekt mit ein.

Die Sicherheit der Crew sei laut Ursula Simacek das Wichtigste gewesen. „Von Anfang an war für uns klar, dass dies kein einfaches Unterfangen werden wird, am höchsten Punkt des Stephansdoms ein Kunstobjekt unter erschwerten Bedingungen wie Statik oder Wetter zu installieren. Das gab es auch zuvor noch nicht.“ Darüber hinaus gab es ein individuelles Sicherheitskonzept: Ein Sicherheitskoordinator und fünf Ersthelfer bildeten den Sicherheitsstab. Neben Proben für den Ernstfall wurde auch das Areal des Arbeitsbereichs abgesichert und zusätzlich durch die Sicherheitsfachkräfte von SIM.GUARD, der Marke von SIMACEK im Bereich Sicherheitsdienstleistungen, unterstützt.

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# Himmelsleiter

Stück für Stück

Stückweise musste das Kunstwerk hinaufgeseilt, montiert und anschließend verkabelt werden.

Mediale Resonanz vom Feinsten

Für die Schöpferin könnte man die Himmelsleiter wahrlich auch als Karriereleiter deuten, denn: Der sinnbildliche Aufstieg ist dem Kunstprojekt auch in den Medien gelungen. „Vom Stephansdom führt ein Weg direkt in den Himmel“, titelte beispielsweise Leadersnet zur Einweihung der Himmelsleiter. Die Tageszeitung Die Presse hingegen sprach vom Leuchten der Himmelsleiter, das sich in den Augen der Künstlerin widerspiegelte, als ein Techniker bei der Eröffnung den Schalter umlegte. „Der Hoffnung die Leiter machen“ hieß dort die Schlagzeile. „Der Weg ins Himmelreich beginnt im Wiener Stephansdom“, beschrieb der Kurier die „neongold leuchtende Himmelsleiter“. Und wie Der Standard treffend formulierte: „Alle Tage kommt es wirklich nicht vor, dass Künstlerinnen und Künstler eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt bespielen dürfen und damit eine so starke Präsenz im öffentlichen Raum erhalten.“

Auch über die Verlängerungen der Installation hat sich die österreichische Medienlandschaft gefreut. „Mit dem Fall fast aller Beschränkungen jetzt im Juli können noch mehr Besucher die Installation im Stephansdom bewundern“, meinte etwa die Gratiszeitung Heute, nachdem die Himmelsleiter über den Oster-Lockdown im vorherigen Jahr hinweg verlängert wurde. Die Kronen Zeitung bezeichnete die positiven Resonanzen und die damit geforderten Verlängerungen treffend als „irdisches Verlangen“. Die Verlagerung nach Münster hat ebenfalls die Augen und Ohren der Medienbranche auf sich gezogen – vor allem in Deutschland. So thematisierte unter anderem die Münstersche Zeitung die „Leuchtende Leiter zum Himmel“, ebenso wie WDR, RTL, Stern.de und zahlreiche weitere große Nachrichtenkanäle über die Himmelsleiter berichteten. Und das ist nur ein kleiner Einblick in den medialen Aufstieg der Himmelsleiter.

46 CHECK 1/2022
# Himmelsleiter
Katharina Schiffl,

Eine neue Freiheit in der Bodennassreinigung

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Zeichen der Hoffnung

Die Himmelsleiter erstrahlte weit über ein Jahr am Turm des Stephansdoms. Kurier

Der Standard Leadersnet

Kronen Zeitung Die Presse

Mediales Echo

Die Himmelsleiter wurde in allen großen Medien erwähnt.

48 CHECK 1/2022 #
Himmelsleiter
Katharina Schiffl, Screenshots

Gemeinschaftsprojekt

Münstersche Zeitung

hinaus

Summary

When the „Himmelsleiter“, the ladder to heaven, at St. Stephen's Cathedral in Vienna, sponsored by SIMACEK, was illuminated for the first time at Easter 2021, no one could have imagined that Billi Thanner's art installation would become so popular. This was also due to the numerous media reports that focused on the new Viennese landmark. Also, the extension of the installation, which was desired by many and was carried out again and again, found a broad echo in Austria's media landscape. Although there were many requests to leave the Celestial Ladder at St. Stephen's Cathedral forever, it has now finally disappeared from Vienna. It is now installed at the Lambertikirche in the German city of Münster. However, this has not harmed its popularity, on the contrary: because now also newspapers, radio stations and other media in Germany became aware of the work of art.

49 CHECK 1/2022 # Himmelsleiter
Katharina Schiffl, Screenshot Die Himmelsleiter ist eine Idee der Künstlerin Billi Thanner (links, mit Ursula Simacek und Dompfarrer Toni Faber). Über die Grenzen Die Montage in Münster fand in Deutschland Beachtung. n Stern.de WDR.de

Nicht alltäglich Die Montage der Himmelsleiter war auch für die routinierten Höhenarbeiter kein alltäglicher Einsatz.

EINSATZ IN DER VERTIKALEN

Sie sind das „Sondereinsatzkommando“ von Simacek, die Spezialtruppe, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn es für alle anderen zu hoch und zu steil ist: Die Höhenarbeiter montieren und reinigen dort, wo sonst keiner hinkommt.

50 CHECK 1/2022 # Höhenarbeiter
SIMACEK

Aber wer sind diese Menschen, die in schwindelerregender Höhe an Fassaden im Seil hängen? Wie machen die das? Ist das nicht gefährlich? Und haben die wirklich gar keine Höhenangst? Um eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen, trafen wir ein Höhenarbeiter-Team von SIMACEK am Einsatzort in Wien. Ihre Aufgabe an diesem Tag: Der Innenhof einer Wohnhausanlage soll auf Höhe der Dachtraufe mit einem Netz überspannt werden, um Tauben fernzuhalten. Eine typische Aufgabe für die Höhenarbeiter: „80 bis 90 Prozent unserer Tätigkeiten drehen sich um Taubenabwehrmaßnahmen, wir montieren Netze und Spikes, um die Tauben fernzuhalten“, so Einsatzleiter Thomas Horak, der bei SIMACEK den Geschäftsbereich leitet und alle Einsätze der Höhenarbeiter plant und koordiniert. „Außerdem führen wir auch Reinigungsarbeiten an Fenstern und Fassaden durch, wenn die Stelle für die normalen Reinigungskräfte mit der Hubbühne vom Boden aus nicht erreichbar ist.“ Die Einsatzorte liegen nicht nur an Außenfassaden, sondern auch in engen Innenhöfen oder in Lichtschächten. „Mit unseren Seilen kommen wir nahezu überall hin“, so Horak.

Keine Höhenangst

Und ja, es sieht wirklich abenteuerlich und schwindelerregend aus, wenn die Männer (Frauen sind derzeit bei SIMACEK in dieser Tätigkeit nicht aktiv) sich ins Seil hängen, 20, 50 oder gar mehr als 100 Meter über dem Boden. Haben die denn wirklich überhaupt keine Höhenangst? „Angst? Nein, man gewöhnt sich daran“, antwortet Sebastian Koller, der an diesem Tag mit seinem Kollegen Sebastian Cozzarin die Taubennetze montiert.

„Du musst dir selbst vertrauen. Wir bauen die Seile selbst ein und machen einen Partnercheck, bei dem wir uns gegenseitig kontrollieren, ob der Gurt richtig angelegt ist und so“, so Koller.

„Angst haben wir schon. Aber nicht vor der Höhe, sondern vor einem Gewitter“, sagt sein Kollege Cozzarin und kommt damit auf das zu sprechen, was bei diesem Job wirklich gefährlich ist: Ein Blitzschlag während eines Einsatzes darf auf keinen Fall sein. „Wir berücksichtigen den Faktor Wetter und Witterung schon bei der Planung eines Einsatzes, und wenn es irgendwie unsicher

ist, verschieben wir lieber, als etwas zu riskieren“, erklärt Horak. „Jeder unserer Mitarbeiter hat auch immer die Freiheit, einen Einsatz von sich aus abzusagen oder abzubrechen, wenn er der Meinung ist, dass das Risiko aufgrund des Wetters zu groß ist oder wenn er sich körperlich nicht in der Verfassung fühlt. Die Sicherheit unserer Leute geht immer vor. Und jeder muss für sich persönlich entscheiden können, ob das für ihn passt.“

Nicht so gefährlich, wie es scheint Ist der Beruf denn objektiv gesehen überhaupt gefährlich? „Grundsätzlich nein“, lautet die nur auf den ersten Blick überraschende Antwort Horaks. „Die Ausbildungsstandards sind sehr hoch, und bei Einhaltung aller notwendigen und verpflichtenden Sicherheitsmaßnahmen kann eigentlich nichts passieren.“ Ein Restrisiko gebe es aber schon, so könne das Seil etwa durch eine Gebäudestruktur durchgescheuert oder auf andere Art beschädigt werden. Dieses Risiko könne man aber durch Seilschoner und andere Maßnahmen ausgleichen. „Ich muss immer schauen, dass ich alles an möglichen Risikofaktoren schon im Vorhinein ausschließe, dann kann man praktisch ohne Risiko arbeiten. Bei uns ist auch noch nie etwas passiert“, so der Einsatzleiter.

Die Arbeit ist also längst nicht so gefährlich, wie sie aussieht. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Tatsache, dass jeder Höhenarbeiter immer an zwei Seilen hängt, die an unterschiedlichen Anschlagpunkten befestigt sind, und damit selbst im sehr unwahrscheinlichen Fall, dass ein Seil reißt oder eine Befestigung nachgibt, nicht abstürzen kann. Tatsächlich ist die Vorbereitung, also das Einhängen der Seile, der wichtigste Teil des Arbeitsablaufs. Diese Aufgabe kann recht aufwendig sein und in besonders komplizierten Fällen sogar länger dauern als die eigentliche Arbeit. „Da ist auch viel Improvisation dabei“, so Horak, „weil jedes Gebäude ein bisschen anders ist.“ Bei manchen Gebäuden gibt es speziell eingerichtete Befestigungsmöglichkeiten für die Seile der Höhenarbeiter, meist müssen die sich aber selbst einen Anschlagpunkt suchen.

Ausbildung minimiert Risiko

Eine wichtige Basis des hohen Sicherheitsniveaus ist die ausführliche Ausbildung der Höhenarbeiter. Diese

51 CHECK 1/2022
# BKS # Höhenarbeiter

Vernetzungsarbeit

Die Montage von Taubennetzen ist eine der Hauptaufgaben der Höhenarbeiter.

Ausbildung, die in der Höhenwerkstatt in Baden bei Wien stattfindet, ist dreistufig und reicht vom Höhenarbeiter über die Höhenfachkraft bis zur Aufsichtsführenden Höhenfachkraft. Deren Einsatzbefugnisse sind unterschiedlich: So darf ein Höhenarbeiter im Level 1 nur mit einer Aufsichtsführenden Höhenfachkraft (Level 3) arbeiten. Zwei Höhenfachkräfte (Level 2) dürfen zusammen selbstständig auf Einsatz gehen, aber keinen Anfänger mitnehmen. „Ausbildungsniveau und Ausbildungsstandard sind in Baden sehr hoch“, so Horak. „Mit jeder Ausbildungsstufe werden die Manöver, die man lernt und übt, komplexer. Und je komplexer ein Manöver ist, umso komplexer wird natürlich auch die Rettungsmaßnahme, die vielleicht notwendig ist und die dafür mitgelernt werden muss.“

Damit ist eines der wichtigsten Ausbildungsziele angesprochen: Jeder Höhenarbeiter muss jederzeit in der Lage sein, seinen Kameraden aus dem Seil zu befreien und sicher auf den Boden zu bringen. Denn wenn der aus irgendeinem Grund bewusstlos im Seil hängt, droht ein Hängetrauma, das innerhalb von Minuten tödlich sein kann – viel zu wenig Zeit, um auf die Feuerwehr oder

andere externe Rettungskräfte zu warten. Jeder Höhenarbeiter ist also auch ein ausgebildeter Seilretter, der seine Fähigkeiten jährlich in einem Auffrischungskurs übt.

Abenteuer Stephansdom

Wie kommt man denn überhaupt zu diesem Beruf? Sind die Höhenarbeiter allesamt Hobbykletterer, die es immer schon in die Vertikale gezogen hat? Bei Sebastian Cozzarin war es tatsächlich so, er war seit 2004 Sportkletterer in seiner argentinischen Heimat. Dabei wurde er von Freunden als Höhenarbeiter angeworben und war zunächst in Spanien aktiv, ehe er nach Österreich und zu SIMACEK kam. Den umgekehrten Weg ging sein Kollege Sebastian Koller, der bei SIMACEK als „bodengebundener“ Schädlingsbekämpfer angefangen hat und später von seinen Vorgesetzten gefragt wurde, ob er sich vorstellen könne, die Ausbildung als Höhenarbeiter zu machen.

Auf die Frage nach ihrem interessantesten Einsatz kommen alle sofort auf die Montage der Himmelsleiter am Stephansdom zu sprechen. „Am Wahrzeichen von Wien zu arbeiten, war schon sehr spannend“, so Horak.

52 CHECK 1/2022
# Höhenarbeiter

Profigerät

Für die Arbeit am Seil werden Spezialgeräte verwendet.

„Auch wenn der Höhenunterschied letztlich nicht der ausschlaggebende Faktor ist – einen leichten Unterschied spürt man schon, ab das nun 20, 30 oder eben 130 Meter sind wie am Stephansdom.“ Weiterhin sei der Einsatz etwas Außergewöhnliches gewesen, weil er wegen der vielen Schaulustigen auf dem Stephansplatz quasi vor Publikum stattgefunden habe. Und auch technisch war die Aufgabe herausfordernd: „An einem historischen Gebäude muss man sehr viel Vorsicht walten lassen, um nichts zu beschädigen, ohne dabei die Sicherheit zu vernachlässigen.“

Routinierte Handgriffe

Inzwischen sind die Seile fertig eingebaut, es kann losgehen. Schwer beladen hängen sich die Höhenarbeiter ins Seil: Neben den speziellen Geräten zum Abseilen und zum Aufstieg am Seil müssen sie ja auch ihr ganzes Werkzeug und sonstiges Material mit an ihre Gurte hängen. Der Schritt über das Geländer der Dachterrasse in die Vertikale ist routiniert, ebenso wie die Handgriffe, mit denen die Befestigung für das Taubennetz montiert wird. n

Summary

When it comes to stretching pigeon nets or carrying out repairs and cleaning work at extreme heights, they are in demand: height workers. CHECK accompanied the specialists from SIMACEK on their mission to stretch a pigeon net in a residential complex in Vienna. In the process, the workers challenged a widespread prejudice: working at heights is no more dangerous than other jobs, and they have no fear of heights anyway. The reason for this, they said, is the qualitative training they receive in Austria at the Höhenwerkstatt Baden. There, in a three-stage training program, the workers learn everything from belaying to proper rope management to rescue. So it's not surprising that the preparations for the work sometimes take more time than the actual task, as the head of the rescue team explains. Whereby the installation of pigeon defense measures is the typical area of operation and accounts for about 80 to 90 percent of the activities. One of the absolute highlights, however, was the installation of the sky ladder at St. Stephen's Cathedral in Vienna. Not only because they were 130 meters above the ground, but also because they were able to present their craft to the public.

53 CHECK 1/2022
Der Mann für die Tauben Sebastian Koller ist Spezialist für Taubenabwehrmaßnahmen.
# Höhenarbeiter

DAS BÜRO DER ZUKUNFT

Das klassische Büro wird sich verändern, aber nicht verschwinden – sofern darin Mobilität, Effizienz und menschliche Bedürfnisse miteinander vereint werden können.

# Büroeinrichtung
Von ROSA VOGEL
Adobe Stock

Wegen der Corona-Pandemie haben viele das klassische Büro für tot erklärt. Doch das stellte sich als Irrtum heraus. Die Räumlichkeiten, in denen man seine Arbeit verrichtet, bleiben bestehen, nur eben anders als gewohnt. Der Weg ins Büro muss seine Reise wert sein. Das Büro muss als Ort der Begegnung und der Identifikation mit dem Unternehmen verstanden werden. Arbeitsplätze müssen den Mitarbeitern einen Mehrwert bieten, den sie zu Hause nicht finden: Sie müssen modular sein und nicht mehr personen-, sondern aufgabenbezogen. Sie müssen die Möglichkeit für Individualität liefern sowie auf persönliche Bedürfnisse Rücksicht nehmen, die über einen gratis Snack-Automaten hinausgehen.

Die Zukunft gestalten

„Der richtige Moment, die Zukunft zu gestalten, ist jetzt.“ Ein Spruch, der nach Mentaltrainer-Plattitüde klingt. Und doch ist es über kurz oder lang eine alternativlose Tatsache, denn wenn die Zukunft nicht jetzt beginnt, wann dann? Wenn die Pandemie uns eines gelehrt hat, dann ist es die Tatsache, dass wir nicht mehr in unserer ewigen „Gemütlichkeit des Gewohnten“ verharren dürfen. Beim kleinsten Aufbäumen eines Widerstands ist dieses „System des Zurücklehnens und Ausharrens“ eines, das uns ausbremst, wenn es um eine rasche Reaktionsfähigkeit auf widrige (Arbeits-)Umstände geht. Wie viele von uns standen wie der berüchtigte „Ochs vorm Tor“, als wir das erste Mal von „Distance Working“ und „Remote Work“ gehört haben und „Home Office“ plötzlich nicht nur mehr ein „Goodie“ in einem Dienstvertrag war, das einmal die Woche „konsumiert“ werden darf? Anwesenheit im Büro als Indikator für gute Leistung heranzuziehen, ist überholt. Vor allem seit Studien beweisen wollen, dass Mitarbeiter im Home Office seltener in Krankenstand gehen, kürzere und weniger Pausen machen und deshalb auch produktiver sind.

Mittlerweile ist es aber für einige auch schon recht ermüdend, „vom Bett aus“ im Schlafanzug „arbeiten zu gehen“, denn der soziale Austausch mit den Kollegen fällt dann halt auch weg und wird vermisst. Wie kann der Arbeitsplatz der Zukunft, der allen Ansprüchen der Mitarbeiter gerecht wird, nun also aussehen? Und wie kann dieser gestalterisch in die Realität umgesetzt werden? Laura

Wiesner, Geschäftsführerin von Wiesner-Hager Möbel GmbH, ist der Ansicht, dass das Büro sich weg vom persönlichen Arbeitsplatz hin zum gemeinsamen Büro entwickelt. „Drei Raumtypen werden dominieren: CoworkingSpaces, hochtechnisierte Kommunikationsräume sowie Silent Spaces für den Rückzug und Remote-Gespräche.“

Change-Prozess: „digitaler Arbeitsplatz“

Die Pandemie hat uns gezeigt, dass es „zu Hause“ doch am schönsten ist. Vor allem, wenn die sterile Umgebung eines Büros nicht viel mehr als Frust und Druck ausstrahlt. Der Atmosphäre eines unpersönlichen Büros kann so schnell niemand mehr etwas abgewinnen, wenn es daheim doch sehr gemütlich ist und man obendrein seine Ruhe hat. Mitarbeiter wollen bessere Rahmenbedingungen vorfinden, wenn sie wieder zur Arbeit fahren anstatt zu Hause zu bleiben. In Zeiten, wo Begriffe wie „Workcation“ – also eine Mischung aus „Work“ und „Vacation“ – im Arbeitsalltag aufpoppen, Menschen also von einer Urlaubsdestination aus arbeiten, muss Arbeit auch Vergnügen bieten.

Die fortschreitende Digitalisierung fördert obendrein zunehmend hybrides Arbeiten. Dies hat starke Auswirkungen auf die Bedeutung und das Gesicht der Büros. Zusammenarbeit findet nicht nur physisch vor Ort statt, sondern es wird zum Standard, jederzeit auch virtuelle – also nicht physisch anwesende – Personen in den Workflow und in Meetings mit einzubinden. „Collaboration Tools – wie Video-Hard- und Software – sowie angepasste Raumkonzepte unterstützen diese Entwicklung“, so Wiesner. „Das perfekte Büroumfeld muss situativ betrachtet werden. Tätigkeiten sind unterschiedlich und ändern sich.

55 CHECK 1/2022
# BKS # Büroeinrichtung
„Das Büro wird zum Ort der Gemeinschaft.“
Andreas Gnesda CEO Gnesda Real Estate & Consulting
Renee del Missier

Wohnzimmer-Atmosphäre

Das Büro 2.0 soll sich nicht nach „Arbeitsplatz” anfühlen.

Ebenso soll das räumliche Angebot flexibel nutzbar sein – je nach wechselnden Anforderungen. Wenn nur mehr ein bestimmter Prozentsatz an Mitarbeitern gleichzeitig im Büro anwesend ist, kommt es einerseits zu einer Flächenverdichtung in Verbindung mit Desksharing. Das wird in zahlreichen Unternehmen bereits umgesetzt und funktioniert auch gut, wenn das räumliche Bürokonzept darauf abgestimmt ist. Als Gegenpol zur Reduzierung der Büroflächen findet eine zunehmende Attraktivierung des Büroumfelds statt. Ziel ist es, die teamorientierte Zusammenarbeit zu fördern, indem ein kreatives, inspirierendes Ambiente geschaffen wird – abseits des klassischen Schreibtisches.“

Neue Ansprüche an den Arbeitsplatz

Vor allem der Bedarf an Team- und Kommunikationsflächen steigt, betont Andreas Gnesda, CEO von Gnesda Real Estate & Consulting. Er untermauert den rasanten Wandel in der Arbeitswelt mit einer Studie, die sein Unternehmen im März und April dieses Jahres durchführte. Die Ergebnisse beziehen sich auf 1,35 Millionen Quadratmeter Bürogrundfläche sowie Arbeitsumgebungen von 65.000

Menschen. Was ins Auge springt: War Home Office für 80 Prozent der Unternehmen vor Corona kein Thema, bieten nun 90 Prozent diese Möglichkeit an. „Hier reden wir im Durchschnitt von zwei Tagen in der Woche“, präzisiert Gnesda. „Und das hat einen starken Impact auf die Gestaltung von Büros.“ In erster Linie gehören die typischen Schreibtischplätze und Großraumbüros der Vergangenheit an. Dieser Raum wird nun einerseits genutzt, um Kommunikationsräume zu etablieren, andererseits um die Gesamtbürofläche zu verkleinern. So gaben 98 Prozent der Befragten an, mehr Kommunikationsflächen schaffen zu wollen. Und zugleich sind sich 75 Prozent sicher, dass der Bedarf an Arbeitsplätzen in Büros in Zukunft sinken wird. Das heißt: „In Summe wird der Gesamtflächenbedarf um etwa 20 bis 40 Prozent zurückgehen“, schätzt Gnesda. Doch wer glaubt, statt drei Arbeitsplätzen tut es nun ein runder Tisch und ein paar Sessel, der ist schief gewickelt. Denn Kollaborations- und Kommunikationsräume müssen sich durch eine gewisse Qualität auszeichnen. Eine Qualität, die Begegnung und Interaktion fördert. Eine Qualität, die Mitarbeiter anziehend finden. Da geht es nicht nur um die Ausgestaltung der Räume. „Begegnung schafft man

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# Büroeinrichtung

Ort der Kommunikation

Als Ort der Kommunikation ist das Büro auch weiterhin unverzichtbar.

auch mit Service. Diese Flächen müssen gut serviciert werden“, postuliert der Büroimmobilien-Spezialist. Dazu trägt etwa auch ein durchdachtes Catering bei. In manchen Fällen würde auch ein Community-Manager guttun, der die Flächen bespielt. Das ist etwa in Coworking Spaces des Öfteren der Fall.

Der Community-Manager übernimmt es, Events auszurichten. Wobei es hier nicht darum geht, Feste zu feiern, sondern darum, Verbundenheit zu schaffen. Dies kann über Anlässe oder Themen geschehen. Etwa ein regelmäßiges Frühstückstreffen oder ein monatliches Kaffeekränzchen. Oft werden jedoch Workshops organisiert, die sich mit brennenden Themen beschäftigen. Hier bringt man etwa Erfahrungsaustausch, Kooperation und verstärkten Kontakt unter einen Hut. Ziel aller Events ist es, die Kooperation zu verbessern. Was letztendlich eine Performancesteigerung des Unternehmens zur Folge haben soll.

Activity Based Working

Alte Strukturen müssen so zwangsläufig einen Wandel erfahren, der sich im „Mindset“ der Mitarbeiter genauso vollzieht wie in jedem Bürostuhl und jedem Schreibtisch.

Veränderte Menschen, die auf unveränderte Arbeitsräume treffen – das geht sich nicht (mehr) aus. Die Rahmenbedingungen haben sich geändert: mal mehr, mal weniger Kollegen im Büro, Video-Konferenzen statt Sitzungen im Besprechungszimmer sowie der Wunsch nach mehr „Privatsphäre“. Der Arbeitsplatz 2022 ist mobil, agil, flexibel. Er ist ein sogenannter „hybrider“ Arbeitsplatz – zeit- und ortsunabhängig. Digitalisierung und Automatisierung sind Bestandteil des „New Work“. Die Arbeitswelt verändert sich durch die „moderne Technik“ und die neuen Idealvorstellungen und Ansprüche an den Arbeitsplatz. Während alles rund um eine den neuen Anforderungen angepasste Computersoftware schnell implementiert werden kann, geht es vor allem um eine Adaptierung des Arbeitsumfeldes des Angestellten an die aktuellen Gegebenheiten. Denn der Zeitgeist schreit immer lauter „Work-Life-Integration“.

Flexibel und autonom

Das mit der „Work-Life-Balance“ ist schon etwas überholt. Privatleben und Beruf sollen nicht getrennt voneinander im Einklang schwingen, denn das geht sich eh irgendwie nie so richtig aus. Wer sein IPhone oder Android

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# Büroeinrichtung Adobe Stock

in der Hosentasche hat, kann bei einer Zugfahrt ohnehin nicht die Finger davon lassen, auch in der „Freizeit“ mal kurz die Mails zu checken. „Work“ und „Life“ sollen –wie sie es ja, zugegeben, dank Cloud und Smartphone eh schon sind – bewusst miteinander verbunden werden.

Für diese „Work-Life-Integration“ muss also eine Akzeptanz bei Arbeitgeber und Arbeitnehmer geschaffen werden, dass nicht nur Berufliches während der „out of office“-Zeit, sondern Privates auch während der Arbeitszeit erledigt wird.

Eine gesunde Balance zwischen Arbeitsleben und Privatleben sowie – damit verbunden – Gesundheit und mentales Wohlbefinden sind zu wichtigen Säulen der modernen Arbeitswelt geworden. Man geht nicht mehr ins Büro, um dort seine acht Stunden abzusitzen und dann den Heimweg anzutreten. Heute will man die Zeit sinnstiftend nutzen. Im Team Ideen entwickeln, Recherchearbeiten erledigen, Meetings absolvieren. Das Büro wandelt sich zu einem Ort der Interaktion. Von „Work Life Community“ spricht etwa Gnesda. „Der Mehrwert vor Ort muss geschaffen werden, um die Menschen ins Büro zu locken“, ist man dort überzeugt. Und postuliert: „Das

Büro wird zum Ort der Gemeinschaft. Alle Orte werden zu Orten der Arbeit.“

Um diesen Wohlfühlfaktor zu schaffen, spielen Themen wie Biophilie, Kollaborationsflächen, „Activity Based Working“ und Individualisierung essenzielle Rollen. Damit verbunden tritt auch das Thema Nachhaltigkeit immer stärker in den Vordergrund. 90 Prozent der von Gnesda Befragten definieren dies als das zentrale Ziel ihres Unternehmens. Dafür sind 88 Prozent bereit, zu investieren. Dieses Ziel wird von den Mitarbeitern auch breit mitgetragen. 90 Prozent zeigen sich bereit, ihre Verhaltensweisen zu ändern. Ein zentrales Thema ist dabei die Anreise zum Arbeitsplatz. 30 Prozent nutzen dafür noch den eigenen PKW. Dementsprechend kommt auch hier dem Home Office eine gewisse Bedeutung zu. Werden doch laut Verkehrsministerium derzeit jeden Tag 98 Mio. Personenkilometer im Auto zurückgelegt. Dabei befördern 100 Autos durchschnittlich 115 Personen. Macht im Jahr einen CO 2-Ausstoß von 8.000 Tonnen an Werktagen. Können nur 20 Prozent an Fahrten eingespart werden, würden 1.640 Tonnen CO2 weniger in die Luft geblasen werden.

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# Büroeinrichtung
Flexible Arbeitsorte Coworking-Spaces spielen eine immer wichtigere Rolle.

Arbeiten von „überall“

Der Faktor „Remote Working“ – also das ortsunabhängige Arbeiten in der Cloud – dezentralisiert die Arbeit zunehmend. „Nicht mehr Bürotisch und Stuhl stehen im Zentrum, sondern unterschiedlichste Arbeitsorte – vom Home Office bis zum Coworking-Space. Man sucht sich die Orte aus, die für die jeweilige Tätigkeit gerade am besten geeignet sind – ganz im Sinne von ‚Activity Based Working‘“, so Expertin Wiesner. Darunter versteht man „tätigkeitsbasiertes Arbeiten“. Ein Trend, der laut Brancheninsidern „die Welt der Bürogestaltung auf den Kopf stellt“. Den ganzen Tag – acht Stunden lang – an ein und demselben Schreibtisch seine Zeit zu verbringen, ist passé. Den fixen Arbeitsplatz mit dem Ausblick auf den „Ficus benjamina“ auf der einen Seite und das Hochzeitsfoto auf der anderen gibt es nicht mehr. Die „Clean Desk“-Regel ist mittlerweile in einigen Unternehmen ohnehin schon Usus, gerade aufgrund strengerer Datenschutzbestimmungen beziehungsweise wegen der IT-Sicherheit. Doch der moderne Arbeitsplatz geht über diese „Policy“ für Aufräum-Fetischisten hinaus. Mitarbeiter

können aus einer Vielzahl von Arbeitsumgebungen wählen, sind ständig in Bewegung. Je nach Tätigkeit und Laune wechseln sie ihren Arbeitsplatz und können sich im Büro quasi von Zone zu Zone arbeiten: Gemeinschafts-, Begegnungs-, Projekt- oder Ruhezone. Es werden „Open Units“ geschaffen, wie Wiesner erklärt: „Das sind abgeschirmte, klein strukturierte, aber dennoch offene Raumzonen, die vor allem Zusammenarbeit im Fokus haben. Teams und Projektgruppen erhalten ihr eigenes flexibles ‚Territorium‘ für agile Arbeitsprozesse.“ So gibt es an die Büromöbel 2.0 auch den Anspruch, sich verschiedenen Bedürfnissen undogmatisch anzupassen, so Wiesner.

Was im Büro recht ist, sollte auch zu Hause nur billig sein. Denn das Home Office ist noch immer ein Office – wenn auch zu Hause. Neben entsprechender Ruhe und möglichst wenig Ablenkung bedarf es auch hier der richtigen Ausstattung. Also zumindest Stuhl und Bürotisch. Da sollte man nicht zum Gartensessel greifen, sondern sich ein ergonomisch angepasstes Arbeitsumfeld schaffen. Schließlich verbringt man auch hier Acht-Stunden-Arbeitstage. Oder mehr.

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# Büroeinrichtung
Das Büro für Zuhause Auch im Home Office ist eine professionelle Einrichtung gefragt.

Viel Platz

Büros müssen Raum zur Entfaltung bieten.

Hier wird es für die Arbeitnehmer unerlässlich, sich mit dem Arbeitgeber zusammenzusetzen und die Rahmenbedingungen für das Home Office festzulegen. Die sich dann in der Regel in den Betriebsvereinbarungen wiederfinden. Hier geht es einerseits um die Kosten. Viele Unternehmen beteiligen sich an der Finanzierung der Ausstattung. Und übernehmen auch Betriebskosten, wie Strom, Heizung und Internet, wenn auch nur anteilsmäßig.

Andererseits geht es aber auch um organisatorische Regelungen. Etwa: In welchem Zeitrahmen sollten die Mitarbeiter im Büro sein? Die Frage stellt sich zum Beispiel bei wichtigen Besprechungen, die unerwartet angesetzt werden müssen. Oder auch ganz profane Regelungen. Diese betreffen mittlerweile durchaus häufig die Kleiderordnung. Denn Youtube-Videos mit nur spärlich bekleideten Menschen, die gerade über Zoom an einer wichtigen Konferenz teilnehmen, sollen möglichst der Vergangenheit angehören. Die waren im Lockdown eventuell ein durchaus vergnüglicher Zeitvertreib, sägen allerdings am Image des Unternehmens. Daher heißt es nun: am besten in Bürokleidung. Auf jeden Fall nicht im Pyjama.

Grossraumbüro und Coworking-Spaces

Während Home Office also viel Neues bereithält, gilt das Konzept „Großraumbüro“ mittlerweile als eher unattraktiv: zu voll, zu uniform, zu steril und vor allem zu laut. Gerade akustisch sind Großraumbüros herausfordernd. Dass diese Ein-Raum-Arbeitsflächen aufgrund des Anspruchs der Mitarbeiter, mehr Privatsphäre am Arbeitsplatz haben zu wollen, verschwinden werden, ist allerdings nicht zu erwarten. Doch auch sie erfahren durch den Druck der Zeit gewisse Änderungen. Statt Koje neben Koje hält auch hier eine gewisse Privatsphäre Einzug. Manche setzen auf Insellösungen, manche auf offene Räume, die durch die Arbeitsplätze sozusagen „gebrochen“ werden. Eine generelle Lösung für alle gibt es aber nicht mehr. Nicht zuletzt wird der Arbeitsbereich durch die Unternehmenswerte mitbestimmt.

Auch die Gesundheit der Mitarbeiter rückt immer mehr in den Fokus. Diese sind während ihrer Zeit im Home Office dem Bedürfnis nach ergonomischen Möbeln nachgegangen und haben in Sitz- und Schreibtischlösungen investiert, die dem Rücken- und Bewegungsapparat von Mama und Papa im Home Office gut tun, aber auch den

Wiesner Hager 60 CHECK 1/2022
# Büroeinrichtung

Kindern während des Home Schoolings. Das suchen und erwarten sie nun auch im Büro. Was uns nicht nur wieder zum Thema „Flexibilität“, sondern vor allem erneut zum Thema „Wohlfühlfaktor“ bringt. Dieser kann nicht mehr alleine vom Arbeitgeber durch das Sponsern von gesundem „Kantinenessen“ befriedigt werden.

Hallo Nachbar!

Daher wird die Arbeitsumgebung nach dem Nachbarschaftsprinzip geplant. Es gibt Optionen für „Zusammensein“ und „Autonomie“. Das moderne Büro bietet eine gute Mischung aus privaten und öffentlichen Bereichen. Es geht um Wohlbefinden, um Zugehörigkeit und um Beziehungen. Diese Faktoren bringen die Mitarbeiter retour ins „Office“. Der Arbeitsplatz der Zukunft ist also ein Ort, an dem Mitarbeiter sich als starke Einheit mit gemeinsamen Werten verstehen.

So ist eine wichtige Eigenschaft solcher „Coworking-Spaces“ der Community-Charakter. „Es gilt, einen gemeinsamen und inspirierenden ‚Workspace‘ zu schaffen, der einerseits die Zusammenarbeit fördert, aber auch Rückzug für konzentriertes Arbeiten und Remote-Gespräche ermöglicht“, führt die Geschäftsführerin von Wiesner-Hager Möbel aus. „Gestalterisch bieten Coworking-Bereiche viele Freiheiten: Industrial Style oder Wohnzimmer, Lounge oder Open Space, kreative Landschaft oder urbaner Marktplatz. Auch die räumlichen Umsetzungsmöglichkeiten sind sehr

vielfältig. Das Arbeiten findet häufig abseits des klassischen Schreibtisches statt: Im Projektraum für agiles Arbeiten mit vielen Visualisierungsmöglichkeiten, in Bibliotheken oder Working Cafés, um nur einige Beispiele zu nennen.“ n

Summary

Two years of pandemic seem to have fundamentally changed the world of work. Home office has become established. After all, it’s no longer about working in the office and relax till noon, it’s about getting work done. In the future, according to studies, this will be done in the home office on the one hand, but still in the office on the other. The office will be primarily a place of social gathering, where projects are discussed, and experiences are exchanged. According to experts, office furniture will change accordingly. The boring workplace is out, flexibility is in. In the future, employees will also use several rooms in the office, depending on the task they get. On the one hand, there will be a need for workspace, where people can withdraw to focus on their work. On the other hand, there will also be conference rooms where teams can confer with each other, but also discuss things among themselves. The experts are certain that the office and the private sphere will increase. The office of the future will therefore also contain more leisure facilities, from fitness rooms to relaxation rooms to rooms equipped with hammocks.

# Büroeinrichtung

URBANE SEELE

Online-Shopping ist praktisch, hat aber eine Nebenwirkung, die noch immer unterschätzt wird: triste Straßen und leere Geschäfte durch zu viele Einkäufer im Netz. Die Verödung städtischer Viertel lässt sich durch gezielte Gegenmaßnahmen jedoch vermeiden.

# Shopping
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CHECK 1/2022

Verödung

Es ist ein spezielles Sofagefühl. Produkte auswählen, die Kasse ansteuern und entspannt warten, bis das neue Hemd geliefert wird. Was immer weniger Geduld verlangt, seit viele Anbieter eine Tempojagd veranstalten auf der letzten Meile zum Kunden. Auch Enttäuschungen sind verkraftbar: Sollte der neue Haartrockner nichts als Frust verströmen, macht eine Retoure am nächsten Paketshop alles wieder gut. Kein Wunder, dass Einkauf via Internet stetig steigende Popularität registriert. Online-Shopping, zu Beginn als schrulliger Spielplatz für Jugendliche mit Computerfixierung belächelt, ist zur globalen Goldmine avanciert. Auch heimische Summen belegen den Stellenwert: Mit 23,2 Milliarden Euro blieben die Umsätze im E-Commerce 2021 auf ähnlicher Höhe wie im Boomjahr 2020, dokumentiert ein Report des PayTech-Unternehmens Nets Group zusammen mit dem Handelsverband Österreich.

Komfort und Bequemlichkeit animieren dabei primär zum Bummel auf Cyber-Boulevards. Dort nimmt das Gedränge zu, Corona hat den Zuspruch via Lockdown angekurbelt. „E-Commerce hat einen neuen Reifegrad erreicht. Die Menschen kehren nicht einfach zum Kaufverhalten vor der Pandemie zurück. Sie nutzen bewusst

die Vorteile und haben ihr Konsumverhalten nachhaltig geändert. Online-Handel wird künftig weiter an Bedeutung gewinnen“, erläutert Damir Leko, Country Director Austria bei Nets.

Der kommerzielle Höhenflug erntet trotzdem keinen uneingeschränkten Beifall. Vielmehr beschleicht stationäre Retailer die Furcht, dass sie bald endgültig mit dem Rücken zur elektronischen Wand stehen könnten. Der Höhenflug von Amazon, Zalando, Alibaba und Co. knabbert keineswegs bloß an der wirtschaftlichen Substanz ganzer Branchen, sondern bringt eine bislang eher unterschätzte Nebenwirkung ins Spiel: Fatale Folgen für das Stadtbild durch zu viele Kunden, die ihre Waren überwiegend mit Computer und Handy beschaffen.

Deutliche Warnrufe

Das Gespenst verfallender Einkaufsstraßen lässt sich kaum als Panikmache von Händlern abtun, die ihre Herausforderer schlechtreden wollen. Vielmehr sind schon mehrere Jahre deutliche Warnrufe zu hören, die auf eine mögliche Abwärtsspirale in urbanen Einkaufszonen verweisen. Bereits im Rahmen des 67. Städtetages des Österreichischen Städtebundes, Interessensvertretung von 250 Städten und größeren Gemeinden, beleuchte -

63 CHECK 1/2022
Adobe Stock # Shopping
E-Commerce trägt zur Verarmung der Innenstädte bei.

ten Experten den Konnex von Innenstadtentwicklung und E-Commerce. Rudolf Scheuvens deponierte damals eine Prognose: Laut dem Dekan der Studienrichtung Architektur und Raumplanung an der TU Wien wird Online-Einkauf die ganze Handelsfläche bis 2025 um 20 Prozent reduzieren.

Heute sind Insider überzeugt, dass diese Zahl nach Covid-19 weit höher ausfallen könnte, sollte der stationäre Handel keine wirksamen Rezepte finden gegen virtuelle Aufsteiger. Was eine beklemmende Zukunftsvision hervorruft: Wo früher das pralle Leben regierte, zieht der Alptraum von brachliegenden Gegenden auf, in denen verwaiste Läden und desolate Häuser einst glitzernde Straßen wie angsteinflößende Krisenzonen aussehen lassen.

In Deutschland beobachtet die Accumulata Real Estate Group den Rückgang von Verkaufsflächen. „Innerstädtische Shoppingzonen werden durch Quartiere abgelöst. Im Gegensatz zur Einkaufsmeile geht es dabei um eine multifunktionale Versorgung mit komplementären Eigenschaften. Die City muss auch zum One-Stop-Shop werden und den lebensnotwendigen Bedarf bei schneller Erreichbarkeit abdecken“, unterstreicht Stefan Schillinger.

Der Managing Partner des Immobilienentwicklers aus München verweist gleichzeitig auf das vitalisierende Potenzial frischer Ideen: „Betreiber alternativer Konzepte bringen einen besonderen Spirit mit, der die Innenstadt mit Leben füllen könnte. Für diese Entwicklung müssen wir niedrigere Mieten bei Einzelhandelsflächen aktuell nicht nur in Kauf nehmen, sondern bewusst zulassen“, fordert Schillinger. Wie bei jedem Zyklus sei es völlig normal, dass die Preise irgendwann wieder steigen. Nur der Geist der Pioniere solle erhalten bleiben und Monokulturen stoppen.

Modif izierte Konzepte

Gefragt ist also eine Richtungsänderung mit modifizierten Konzepten. Das Architektur- und Beratungsunternehmen CSMM ortet in der Rückkehr von Handwerk, Produktion, Wohnen und Bildung einen Schlüssel für zukunftsfitte Metropolen. Institutionen wie Universitäten oder Krankenhäuser sollen zusätzliche Dynamik generieren, damit öffentlicher Raum für Investoren anziehend wirkt. Veranstaltungszentren betrachten jene Spezialisten als weiteren Treiber bei der Entstehung fruchtbarer Biotope. „Damit Innenstädte zum Schaufenster in die Seele einer nachhaltigen und vielfältigen

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# Shopping Scala /Shutterstoc
Intelligente Schaufenster Durch intelligentes Window Shopping haben nicht nur Online-Shops rund im die Uhr offen.

Urbanität werden, müssen alte Strukturen neues Leben erhalten. So dient die in zahlreichen Bestandsgebäuden gebundene graue Energie, die bei Abriss und Neubau ein zweites Mal aufgewendet werden müsste, als Fundament für einen Wandel“, weiß Timo Brehme. Der CSMM-Geschäftsführer plädiert für Revitalisierung und Umwidmung leerstehender Objekte. Unter Berücksichtigung einer klimapolitisch bedeutsamen Wiederherstellung naturnaher Lebensräume. Das Resultat soll ein Gemeinschaftsgefühl darstellen, das Anrainer wie Anleger erfreut und Neugestaltung entsprechend finanziert. Schaufenster können aber auch innovative Talente entwickeln, beweist Window Shopping. Dabei fungieren digitalisierte Varianten als Eyecatcher für Passanten. Ausgesuchte Werbeinhalte versprechen ein ungewöhnliches Erlebnis für alle Betrachter vor Ort. Im Zentrum stehen dabei Produktinformationen, gesteuert über dezent platzierte Monitore oder Displays. Ein QR-Code in der Auslage verlinkt dann interessierte Konsumenten mit der Online-Filiale jenes Retailers. Wer spontan bestellt, erhält prompt einen Abholtermin übermittelt oder vereinbart eine Zustellung.

Virtual Reality-Anwendungen bilden eine weitere Option für visuelle Effekte. Jenes schlaue Betrachtungs-Tool

weckt Hoffnungen: „Konsumenten würden das als Service sehen und Schaufensterbummel erreicht eine neue Dimension. Das funktioniert sogar für exklusive Marken und Edelboutiquen. Ein klassisches Schaufenster kann damit mindestens genauso viel wie der Monitor beim Online-Shopping“, verspricht Handelsexperte Matthias Hofmann, Entwickler von Lösungen für den Digital Signage-Spezialisten Scala.

Automatisierte Knödel Dass Technologie auf vielfältige Weise Entwicklungshilfe leisten kann, beweist auch das Automaten-Restaurant Foodie Fridge. Wer den Flagshipstore auf der Taborstraße im zweiten Wiener Gemeindebezirk besucht, registriert ein ungewöhnliches Gastro-Gefühl im futuristisch anmutenden Ambiente. Das wechselnde Angebot aus vielen Fächern und Maschinen deckt von gerösteten Knödeln über Wraps bis zu Karotten-Ingwer-Leibchen viele Geschmäcker ab. Sperrstunde oder Personalmangel sind kein Thema. Wer Hunger verspürt, kommt vorbei und entnimmt nach der Zahlung seine Nahrungsmittel aus diversen Geräten. „Kunden lieben schnellen Zugang zum gewünschten Produkt, Verfügbarkeit zu jeder Zeit sowie Anonymi -

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# Shopping
Martin Morscher Automatenrestaurants
Automatisiertes Essen sind ein neuer Trend, der Zukunft haben könnte

tät. Viele Menschen wollen niemanden treffen oder von Verkäufern bequatscht werden, offenbar eine Folge der Pandemie. Das alles wird nur bei passender Qualität akzeptiert“, erklärt Co-Gründer Alexander Billasch, der als Zielgruppen arbeitende Personen mit geringem Zeitbudget, Singles, Nachtschwärmer und digitale Pensionisten nennt. Solche Einrichtungen dürften schon aufgrund veränderter Essensgewohnheiten eine Chance auf Erfolg haben. Mit ähnlichen Versuchen ist jedenfalls zu rechnen.

Chancen für den stationären Handel Aber selbst die raffinierteste Homepage kann ein nettes Lächeln oder anregende Gespräche im Ladengeschäft nicht ersetzen. Online-Shopping geht eben emotionslos über die Bühne, was Komfort oder gute Preise kaum übertünchen können. Für stationäre Händler entstehen dadurch Chancen im harten Wettbewerb mit Konkurrenten aus dem Cyberspace. Retailer besitzen die Möglichkeit zur Gestaltung einer Customer Journey, die stärkere Eindrücke hinterlässt als steriler digitaler Einkauf.

Dabei helfen Services von SIMACEK , die stationäre Geschäfte attraktiver machen und gleichzeitig urbane Einkaufszonen beleben. Was schon beim Empfang

in einem Geschäft beginnt, wo Personal von SIMACEK für freundliches Klima sorgt. Der positive erste Eindruck war in der Pandemie zusätzlich hilfreich. Schließlich erforderte die oftmals sehr sensible Kontrolle von 2G-Nachweisen in der Coronazeit ebenfalls ein besonders ausgeprägtes Fingerspitzengefühl. „Alle Kunden sollen sich von Beginn an wohlfühlen in einem einladenden Ambiente, das ganz andere Vorzüge bietet als E-Commerce“, sagt Gerald Karner, Leiter der Unternehmensentwicklung bei SIMACEK .

Digitale Hygiene-Helfer

Ein weiterer Feelgood-Aspekt betrifft das Thema Hygiene im Handel. Corona hat die generelle Forderung nach Sicherheit durch Sauberkeit noch drastisch intensiviert. SIMACEK forciert jedenfalls bedarfsabhängige Reinigung auf Basis von Kundenfeedback. Im G3 Gerasdorf läuft ein Testbetrieb: Wer die Toilette des Einkaufszentrums verlässt, kann am Terminal seine Meinung via Knopfdruck kundtun. Ursachen für Unzufriedenheit wie fehlende Seife oder knappes Toilettenpapier kann der User zusätzlich notieren. Im Hintergrund werken Bewegungssensoren, um die Frequenz kontrollieren zu können. So wird rasch klar, ob Eimer und Reinigungsmittel häufiger als geplant zum

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# Shopping
Nets Group/Concardis
Komfortabel, aber nicht emotional Online-Shopping ist komfortabel, bietet aber nicht dieselbe Emotion wie eine vitale Einkaufsstraße.

Erlebniswert

Das Erlebnis Einkauf zu stärken ist eine Chance für den stationären Handel.

Einsatz kommen müssen. Wenn allfällige Probleme schnell behoben sind, muss das Personal keine verärgerten Konsumenten beruhigen.

Zufriedene Käufer hingegen wandern nicht so leicht ins Web ab und stärken den guten Ruf. Die Zusatzpflege von Fassaden oder großen gläsernen Flächen zweimal jährlich schmeichelt ebenfalls dem öffentlichen Erscheinungsbild von Geschäften. Aber auch blitzblanke Böden fördern das Image eines Retailers, der seine Zielgruppe nicht wie eine Cash Cow behandelt.

In Rumänien hat SIMACEK den nächsten Feldversuch gestartet. Im Mittelpunkt steht dabei die Begrünung von Arealen wie Dächer oder Fassaden. Immobilien gewinnen dadurch an Lebensqualität. So wie der graue Parkplatz vor einer Shopping Mall, der durch Pflanzen gleich viel behaglicher wirkt. Auch solche visuellen Annehmlichkeiten machen urbane Zonen gastlicher und motivieren zum Einkauf in der realen Welt. Karner: „Ein perfektes Umfeld fördert die Frequenz im stationären Handel und schafft jene Lebendigkeit, die im Internet kaum zu finden ist. Von zufriedenen Verbrauchern, die gerne wieder kommen, profitiert dann gleichermaßen das Stadtbild mit intakten Gebäuden oder Boulevards.“ n

Summary

Online shopping picked up considerable speed especially during Corona. And is pushing stationary retail further and further back. According to forecasts, virtual shopping is expected to reduce real retail space by more than 20 percent by 2025. This not only leads to job losses but also threatens to desert city centers. Instead of new movement in the center, former shopping facades are slowly falling into disrepair, while people at home become lonelier and lonelier.

To change that, various concepts are coming up with the aim of revitalizing deserted neighborhoods. For example, attempts are being made to give more space for housing, crafts and education in inner cities. Particularly universities, which tended to be pushed to the outskirts in the 1970s and 1980s, could prove to be a booster for urban centers, it is believed. This is accompanied by event centers that are intended to fill the open space with multi-layered culture. It can certainly be enriched with shop windows in their high-tech form. Selected advertising content is to provide viewers with unusual experiences. The whole thing can be expanded with virtual reality applications. However, purchases are not made directly in the store, but online via QR code, for example. The vending machine café across the street will provide refreshments for in-between. Because the center of the future has no closing time.

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Adobe Stock # Shopping

NOUVELLE CANTINE

In der Betriebsküche des 21. Jahrhunderts haben wir Hunger auf Kantinenessen. Unternehmen erkennen mittlerweile, dass die Verköstigung ihrer Mitarbeiter Teil eines „Wellbeing-Konzepts“ sein muss.

Von ROSA VOGEL

# Betriebsverpflegung
Unspalsh

Ihre schlechte Nachrede kommt nicht von ungefähr: Großküchen in Firmen brachten lange Zeit nichts Gutes hervor. Beim Mittagsmenü konnte man aus Not gegen Elend auswählen. Die Farben: diverse Grautöne. Der Geschmack: alles wie Hühnchen. Die Optik: breiig. Kantinenessen genießt nicht den Ruf von „Haute Cuisine“, geschweige denn den, gesund zu sein. Diese Form der Gastronomie ist meist zweckmäßig und praktisch, aber sicher nicht geschmackvoll oder gar sinnlich.

Mahlzeiten in Betriebsrestaurants dienen mehr der schlichten Nahrungsmittelaufnahme und nicht dem Genuss. Wer etwas Gutes essen will, lässt liefern, macht von „Take Away“ im Lieblingslokal Gebrauch oder isst gleich außerhalb der Büroräumlichkeiten. Zur Not schmeißt man in der Büroküche ein paar Nudeln in heißes Wasser und versucht, etwas nicht allzu Geruchsintensives an den dortigen Herdplatten zu fabrizieren. Oder man bemüht vor Ort die zur Verfügung stehende Mikrowelle zum Aufwärmen des selbst mitgebrachten Mittagessens. Gemeinschaftsverpflegung erinnert einige von uns an den Grundwehrdienst beim Bundesheer, an Speisesaal-Mahlzeiten im Internat oder Mensa-Essen, das geschmacklich maximal an Pappmaché herankommt. Die Devise in solchen „Einrichtungen“: Hauptsache viele möglichst billig abspeisen. Jedes Mittagsmenü gleicht einer kulinarischen Drohung, samt lästigem Selbstbedienungsprinzip inklusive schmierigem Plastiktablett. Derjenige, der es wagt, sich in solchen Verpflegungsstätten einfach und kostengünstig bewirten zu lassen, rennt sehenden Auges Richtung Essensausgabe und somit in sein lukullisches Verderben. Miserabel, lausig, fad – das sind Eigenschaften, die einem zum dort „Aufgetischten“ einfallen. Lieblos mit Riesenschöpfer auf den Teller katapultiert, macht einen der Anblick zwar traurig, aber irgendwie auch satt. Denn der Appetit kann einem bei diesem eintönigen Elend schon einmal vergehen.

Neue Kantinenkultur

Doch was ist, wenn das Klischee des grausigen Kantinenfraßes längst Vergangenheit ist? Unternehmen erkennen mittlerweile die Wichtigkeit von guter Verpflegung im Büro. Denn knurrt der Magen, knurrt der Mitarbeiter. Mit dieser Misere scheint nun Schluss zu sein. Eine neue Kantinenkultur ist auf dem Vormarsch. Mittlerweile lassen sich Kanti-

nenköche über die Schulter und in die Kochtöpfe schauen. Speisen, die direkt – samt Wunschzutaten – vor den Augen des Mitarbeiters zubereitet werden, sind genauso möglich wie die Wahl zwischen vegetarisch, vegan, laktose- und/oder glutenfrei. Die Qualität des Essensangebots ist gestiegen. Der Convenience-Anteil soll möglichst gering gehalten werden. Fertigprodukte haben kein gutes Image.

Gemeinschaftliches Erlebnis

Egal, ob Cafeteria oder Snackpoint, Essen ist ein gemeinschaftliches Erlebnis, das den Zusammenhalt der Mitarbeiter fördert und dadurch das Arbeitsklima verbessert. Im beruflichen Umfeld ist der Anspruch an Qualität, Kreativität und Individualität gestiegen, genauso wie das Bedürfnis nach Gemeinschaft, wenn man schon seine Arbeitszeit nicht im Homeoffice, sondern im Büro verbringt. Für das gemeinsame Mittagessen mit der Lieblingskollegin lohnt sich der Gang ins Büro. Wer 90 Prozent seiner Tätigkeit vor einem Rechner verbringt, will seine Pause an einem schönen Ort mit gutem Essen genießen. Betriebskantinen bekommen also einen „neuen Anstrich“ und damit ein besseres Image. In Betriebskantinen spiegelt sich auch die Unternehmenskultur und die Wertschätzung für die Mitarbeiter wider. Sie sind Teil der Corporate Identity. So entfernen sich Firmen von der Kantine als Ort der Massenabfertigung. Die Kantine wird zu einem Restaurant, also einer Gaststätte, in der man gerne verweilt und nicht gleich wieder die Flucht ergreifen möchte.

Wir kommen auf den Kantinengeschmack Mehr als die Auswahl aus drei warmen Speisen, zwei Suppen und ein Dessert braucht es nicht. Die Einfachheit ist nach wie vor das oberste Gebot einer Betriebsküche, denn natürlich wäre alles Komplexere auch etwas, dass der Konsument bezahlen muss, und Speisen sollten in einer Kantine dann schon unter 10 Euro liegen. Österreichs Großküchen versorgen fast zwei Millionen Menschen pro Tag. Nachdem von solchen auch Kindergärten, Schulen, Pensionisten-Wohnheime etc. mit Mahlzeiten beliefert werden, bekommen ihre schonende und gesunde Zubereitung einen immer größeren Stellenwert. Die Erkenntnis, dass das, was man seinem Körper zuführt, sich auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit auswirkt, ist mittlerweile nichts Neues.

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# BKS # Betriebsverpflegung

Einförmigkeit

Einheitsessen auf Plastiktabletts: Das ist noch immer in vielen Kantinen Realität.

Bei der Ernährung einzusparen ist also schon lange nicht mehr „state of the art“. Und trotzdem: „Gesetzliche Vorschriften für Herkunft und Produktionsbedingungen der Lebensmittel und für bedarfsgerechte Zubereitung gibt es nicht. Umso mehr liegt es an Österreichs rund 3000 Gemeinschaftsverpflegungsbetrieben, gründlich darauf zu achten“, so die Initiative „Land schafft Leben“. In Sachen Qualität gibt es aber zumindest seit 2021 einen Fortschritt. Früher kauften Großküchen ihre Produkte nach dem Motto „Hauptsache billig“. Staatliche Einrichtungen mussten beispielsweise nationale Tierschutzgesetze nicht beachten, und auch das Einhalten von Sozial- und Umweltstandards war kein Muss, da ja Ware aus dem Ausland gekauft werden durfte. Der Beschluss des „Nationalen Aktionsplans“ zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung (naBe) brachte dahingehend eine maßgebliche Verbesserung, da die Kriterien für Lebensmittel, die in den Kantinen öffentlicher Einrichtungen ausgegeben werden, verschärft wurden. So muss beispielsweise mittlerweile die Herkunft von Fleisch, Milch und Eiern ausgewiesen werden. Daher setzen schon von sich aus viele Kantinenbetreiber auf regionale Anbieter und Dienstleister.

Auf welches Kochsystem gesetzt wird, ist eine Frage des Aufwandes, genauso aber auch eine der Nährstofferhaltung in den Produkten. Zwei Systeme sind daher vorzuziehen: Das „Cook & Serve”-System erfordert zwar mehr Personal, das Essen kommt aber vom Topf direkt auf den Teller. Das „Cook & Hold“-System, bei dem „Manpower“ eingespart wird, weil man die Speisen vorbereiten kann, wird oft bevorzugt. Es wird gekocht und dann das Essen einfach warmgehalten, bis der Konsument Hunger hat. Es bietet somit eine höhere Flexibilität. Gesetzlich erlaubt ist es übrigens, das Essen maximal drei Stunden und dabei immer über 70 Grad warm zu halten.

Blickfang Büroküche

Unternehmen, die nicht die Größe haben, um eine betriebseigene Kantine zu beherbergen, wissen um die Wichtigkeit einer funktionalen und gleichsam stilvollen Büroküche, fördert sie doch auch das Betriebsklima. Zeitlos und solide soll sie sein. Der Ort, wo Getränke und Mahlzeiten zubereitet und konsumiert werden, soll auch ein Ort der Begegnung und Kommunikation sein. Integrierte Sitzmöglichkeiten bieten Raum für den Austausch mit den Kollegen. Eine

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# Betriebsverpflegung
Unspalsh

Stylisch Moderne Kantinen ähneln eher Restaurants als Speisesälen.

solche Büroküche muss also anderen Herausforderungen standhalten als eine private. Oberflächen, Küchenfronten und Arbeitsflächen sollten möglichst robust und simpel zu reinigen sein. Für die Lagerung mitgebrachter und zur Verfügung gestellter Lebensmittel sollte ausreichend Platz und Stauraum vorhanden sein. Sauberkeit hat ebenso Priorität, denn wer kennt sie nicht, die Kühlschrank-Sünder im Büro. Auch die Mitarbeiter durch individuelle Lösungen bei der Einhaltung einer gewissen Ordnung zu unterstützen, sollte bei der Planung einer Büroküche berücksichtigt werden, genauso wie bei der Entsorgung von Speiseresten und anderem Abfall. Stichwort: Geruchsbelästigung.

Vom Personalrestaurant zum Ort der Begegnung

kasernen. Der Begriff der Kantine bezeichnete „ein Verkaufslokal für Getränke, Tabak und einzelne Esswaren, nicht jedoch für ganze Mahlzeiten“, so die Human- und Gesundheitswissenschafterin Ulrike Thoms. In Zeiten der Industrialisierung entdeckten auch Firmen und Fabriken die Sinnhaftigkeit von „Werksküchen“. Der Arbeitskräftebedarf stieg, man war auf Zuwanderer angewiesen, denen Essens- und Schlafmöglichkeiten geboten werden mussten. Die Entfernung vom Arbeitsplatz zum Wohnort wurde größer, da die Städte wuchsen und somit der „Anfahrtsweg“ zur Arbeit immer länger wurde. Bis ins 20. Jahrhundert gingen viele Arbeiter zum Mittagessen noch nach Hause. Jedoch war das aufgrund des „Pendelns“ zwischen Arbeitsplatz und Zuhause ein großer Zeitaufwand. Die Einführung des Acht-Stunden-Tages und der maximal halbstündigen Pause machten das Heimkehren an den heimischen Mittagstisch immer öfter unmöglich. Es war daher auch üblich, dass die Ehefrauen dem Gemahl das Essen in die Arbeit brachten. Allerdings wurde auch das immer komplizierter, da die Ehefrauen meistens selbst in Fabriken tätig waren und keine Zeit mehr hatten, etwas zu kochen.

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Wenn der Hunger einen aber gar, trotz eigener Büroküche, in die Kantine verschlägt, will man dort einen Ort entdecken, an dem man sich gerne aufhält. Heute wird in Kantinen auch schon einmal „gechillt“. Früher war die Kantine wesentlich zweckmäßiger organisiert. Es galt, die Arbeiter schnell mit einer Mahlzeit zu versorgen, damit sie rasch weiterarbeiten konnten. Kantinen und Großküchen finden ihren Ursprung in Heeres# Betriebsverpflegung Unspalsh

So entwickelten sich allmählich Fabrikküchen, in denen vor Ort gegessen werden konnte. Damit wollte man auch dem erhöhten Alkoholkonsum der Arbeiter entgegenwirken, die ansonsten zu Mittag auch Wirtshäuser aufsuchten. In den Speiseanstalten der Fabriken – in denen vor allem Frauen beschäftigt waren – gab es in der Regel Eintöpfe, die in kahlen Sälen auf Holztischen serviert wurden, ähnlich wie bei Armenspeisungen. Solche Kantinen galten auch als damalige Gesundheitsfürsorge: Gut ernährte Arbeiter arbeiteten mehr und besser, waren weniger häufig krank, verursachten seltener Unfälle und wurden zudem immer enger mit dem Unternehmen verbunden. Die Kantinen, die zumeist kahle, große Räume mit langen Bänken waren, wurden erst im 20. Jahrhundert aufgehübscht. Tischtücher, Porzellangeschirr und Blumenschmuck brachten mehr Atmosphäre. Außerdem achtete man auf eine wachsende Vielfalt der Gerichte. Im Dritten Reich setzte man gar vermehrt auf Tiefkühlkost. Nach und nach setzte sich das Fließbandsystem im Speisesaal durch. In den 1950er-Jahren zog der Getränkeautomat in die Fabriken ein. Hier ging es nicht um Genuss, sondern darum, die „Maschine Mensch“ am Laufen zu halten.

Catering mit System

CONTENTO versteht, dass die Liebe zum Unternehmen auch durch den Magen geht. Der CateringDienstleister, eine Marke von SIMACEK, setzt auf eine hochwertige Mitarbeiter-Verpflegung zu einem günstigen Preis. Möglich ist das durch Know-how, geringe Overhead-Kosten und regionale Lieferanten. Gerade individuelle Catering-Lösungen für Firmen sind auf diesem Weg in Absprache mit den Unternehmen einfach umsetzbar. Carmen Hofmann von CONTENTO weiß, dass vor allem „strukturierte Abläufe – beginnend beim Warenfluss, bis hin zur Produktion und Auslieferung – das Um und Auf sind.“ Egal ob beim Care Catering, also der Verpflegung für ältere und pflegebedürftige Menschen, oder beim Business Catering. Möglichkeiten, seinen Mitarbeitern in der Mittagspause „etwas zu bieten“, gibt es diverse: Kantine oder Mensa mit Free-Flow-System für hunderte Menüs, ein modernes Betriebsrestaurant mit Frontcooking-Bereich, eine gemütliche Cafeteria für die Mittagspause… Aber auch längere Essenszeiten sind in Betriebsküchen wichtig. Nicht jeder Mitarbeiter hat die Chance, zur klassischen Mittagszeit von 11:30 Uhr bis

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# Betriebsverpflegung
Regional ist besser CONTENTO setzt konsequent auf regionale Produkte.

Ausgewogen

CONTENTO sorgt für einen abwechslungsreichen Mittagstisch.

13:00 Uhr zu essen. „Vorab-Bestellsysteme, mit denen man sich sein Menü selber zusammenstellen kann, sind Möglichkeiten, um auf die Wunsch-Essenszeit und den jeweiligen Geschmack des Mitarbeiters eingehen zu können“, erklärt Hofmann. „Themenabende“ von „Italienisch“ bis „Österreichisch“ versprechen ein zusätzliches kulinarisches Erlebnis für die Mitarbeiter in ihrer Pause. Bei CONTENTO setzt man aber abgesehen davon auch auf ernährungsphysiologisch ausgewogene Mittagsmenüs. Das bedeutet laut Hofmann: „Frische Zutaten, regionale Produkte, Abwechslung und ausgewogene Nährstoffe vereinen sich auf einem Teller.“ Das ist ein Motivationsfaktor, der ein langfristig positives Arbeitsverhältnis und die Gesundheit der Mitarbeiter unterstützen kann. Auch auf unterschiedliche Ernährungskonzepte wird dabei Rücksicht genommen. Vegane und vegetarische Speisen sind mittlerweile in den meisten Betriebsküchen usus. Bei CONTENTO bekommt jeder, was ihm schmeckt und was der Körper braucht: Hausmannskost für Schwerarbeiter, fleischlose Gerichte für Schreibtischarbeiter sowie Galamenüs und Buffets für Gäste und bei Firmenevents. n

Summary

It often gets associated with schools, boarding schools, and retirement homes: the company cafeteria. That’s were its bad reputation comes from. In most cases, the reputation is unjustified. From the very beginning, efforts were made cooking high-quality food in the company kitchens. Especially plenty of it. The simple reasoning behind this effort: A well-fed worker is also a good worker. Over the years, cafeterias have been restructured and some food mostly has been delivered. Also attempts were made with vending machine restaurants. The emphasis was always on quality nutrition.

The ambience, on the other hand, usually was sad and basic. And in many cases the ambience reminded the people of a hospital. After all, the worker should eat well, but not a big amount of time. Accordingly, canteens were geared toward efficiency: Fast delivery, fast clearing, easy cleaning. Recently, however, there has been a change in thinking here as well. People should not only eat well, but also feel good. And social interaction with employees should be encouraged. Canteens, for example, are increasingly being designed as places where people can meet and are now often more like restaurants than feeding stations.

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# Betriebsverpflegung

4-Farb-System

Welche Oberfläche mit welchem Tuch gereinigt wird, verrät die Farbe.

EINE SAUBERE ENTWICKLUNG

Seit dem 17. Jahrhundert gibt es das Handwerk der Gebäudereinigung. Seitdem ist viel Zeit vergangen und die Branche hat sich entwickelt. Doch was sind die Unterschiede zu damals?

Von JANET TEPLIK

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Pixabay

Reinigungsarbeiten gehören sicherlich schon immer zu den Tätigkeiten der Menschen. Das Reinigen von Innenräumen, Fassaden und anderen Außenbereichen von Gebäuden ist daher geschichtlich tief verankert. Über die Jahrhunderte hat sich das Handwerk weiterentwickelt und spezialisiert. Heutzutage ist der Gebäudereiniger in Österreich ein anerkannter Ausbildungsberuf im Handwerk und wird über den Lehrberuf Reinigungstechnik erlernt. Der Beruf der Reinigungskraft hingegen bezeichnet für gewöhnlich Männer und Frauen, die keine staatlich anerkannte Ausbildung in der Gebäudereinigung besitzen.

Wer hat’s erfunden?

Das Handwerk des Gebäudereinigers geht auf das 17. Jahrhundert zurück, als in Norddeutschland sogenannte Wandund Wagenwäscher in die Städte zogen, die mit Bürsten, Besen, Leitern und Kübeln die Fassaden reinigten. Historisch betrachtet ist allerdings nicht genau feststellbar, ob sich das Gebäudereiniger-Handwerk von den Wagenwäschern oder von den Beschäftigten des Dienstpersonals ableiten lässt. Die uns heute bekannte Gebäudereinigung ist erst mit der beginnenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert in Deutschland entstanden. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war Ernest Solvay. Der Chemiker und Unternehmer hat im Jahr 1861 durch kostengünstige Glasproduktion diesen Baustoff breiten Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht und somit die Voraussetzungen für die gewerbliche Glasreinigung geschaffen. Mit dem Aufblühen der Industrie wurden Geschäftshäuser, Verwaltungsgebäude und Bahnhöfe mit großflächigen Fenstern erbaut. Ab diesem Zeitpunkt wuchs das Handwerk stetig.

Ein Beruf organisiert sich

Im Jahr 1901 gründeten die Unternehmer eine Berufsorganisation: den Verband der Reinigungs-Instituts-Unternehmer Deutschland. Zu dieser Zeit forderten einzelne Vertreter die Anerkennung der Reinigungstätigkeiten als Handwerk. Aufgrund des Ersten Weltkriegs 1914 wurden fast alle männlichen Erwerbstätigen des Gewerbes zum Heer eingezogen – Frauen traten an ihre Stelle. Die Entdeckung des Zusammenhangs zwischen Keim und Krankheit führte zur Entwicklung von Seifen, Desinfektionsmitteln und Pharmazeutika. Während des Ersten Weltkriegs wurden auch die ersten

synthetischen Reinigungsmittel entwickelt. Der Anlass war eine Verknappung an tierischen und pflanzlichen Fetten und Ölen, auf denen Reinigungsmittel bis dahin beruhten. Zusätzlich herrschte eine erhöhte Nachfrage nach Reinigungsmitteln, die unempfindlich gegenüber hartem Wasser waren. Zur Zeit des NS-Regimes wurde das Handwerk durch die Einführung von Pflichtinnungen neu geordnet. Nun waren alle Handwerker verpflichtet, der Innung beizutreten.

Reinigungsutensilien

Die ersten synthetischen Reinigungsmittel entstanden Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund von Ressourcenknappheit. Waren damals noch tierische und pflanzliche Fette sowie Öle Hauptbestandteil der Produkte, werden sie heutzutage hauptsächlich auf Basis der Derivate von Fetten und Ölen hergestellt. Seifen werden mit Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr in „selbsttätigen“ Waschmitteln in Kombination mit anderen Komponenten eingesetzt. Diese enthielten neben der Seife die Gerüststoffe Soda, Wasserglas und Natriumperborat. Die Nachteile des Reinigungsmittels wurden mit zunehmender Wasserhärte immer gravierender, weshalb man nach Ersatzstoffen suchte. 1928 wurde dann das erste anionische Tensid synthetisiert. Der Weg war damit frei für die Entwicklung des Allzweckreinigers.

Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts nahmen vor allem Frauen das Ruder in die Hand. In bürgerlichen Haushalten war das Reinigen Teil der Aufgaben der Dienstbotinnen. Den Status der Bediensteten legte die Gesindeordnung fest, die eine weitgehende Rechtlosigkeit gegenüber der Herrschaft bedeutete. Das hatte zur Folge, dass viele Dienstbotinnen flüchteten und es zu einem erheblichen Personalmangel kam. Der Personalmangel sorgte dafür, dass elektrische Haushaltshilfen den Markt eroberten. Bereits 1901 gab es den ersten Staubsauger. Alles andere als handlich war die erste Version dieses Haushaltsgeräts von Booth. Es bestand aus einer schweren, mit meterlangen Schläuchen ausgestatteten Konstruktion, deren Herz eine Saugpumpe war. Die Erfindung war so klobig, dass sie auf einem Pferdefuhrwerk transportiert werden musste, was zur Folge hatte, dass die gutbetuchten Bürger die Geräte samt Arbeiter bestellten. So war es auch nicht unüblich, dass der Staubsauger bei Feierlichkeiten zur Anwendung kam: Die Hausherren und Gäste sahen dem Treiben genüsslich zu und bewunderten die Technik. Booth

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# BKS # Geschichte

entwickelte seinen Saugwagen weiter. Unter anderem platzierte er den Sauger in Kellerräumen, von wo aus mit Schläuchen das Haus gesaugt werden konnte. Staubsauger waren häufig an zentral eingerichteten Rohrsystemen angeschlossen, über die Schmutz in das Gerät gesaugt wurde. In der Folgezeit überschlugen sich die Entwickler vor innovativen Ideen. Jeder wollte mit einer neuen Verbesserung den Markt erobern. So kam es durch immer neue Änderungen der Technologie und Ergonomie zu einer raschen Entwicklung des Staubsaugers. 1905 erfand Walter Griffiths den ersten tragbaren elektrischen Staubsauger. Ein Jahr später ließ Hermann Bogenschilf in den USA einen Staubsauger auf Rädern patentieren. Fast zeitgleich erfand James B. Kirby einen Vakuumreiniger, der den Schmutz in Wasserbehältern sammelte. Und auch Siemens präsentierte seine erste Entstaubungspumpe.

Mehr Handlichkeit

William H. Hoover gelang es, die erste kompakte Entstaubsaugpumpe zu entwickeln, die an heutige Staubsauger erinnert: Zum Auffangen des Schmutzes war ein Sack in einer Box integriert. Ein elektronischer Ventilator sorgte für den erforderlichen Saugdruck. Zehn Jahre später wurde dieses Gerät unter dem Namen „Modell 0“ marktreif und enthielt einen wechselbaren Einwegbeutel. Auch selbstrotierende Bürsten waren bereits verbaut.

1910 arbeiteten Charles Beach, Frederick Osius und Louis Hamilton am Antrieb des Staubsaugers. Ihnen gelang es, den Elektromotor stark zu verkleinern und für Gleichstrom und Wechselstrom zu konzipieren. Das war die Geburtsstunde für alle weiteren Staubsaugerantriebe. Erst in den 1930er-Jahren waren Staubsauger nicht mehr aus Metall. Ein Kunststoffgehäuse löste das alte Design ab. Dabei dient das Miele Modell L mit Torpedoform noch heute als Orientierung für die Gerätehersteller. In den 1950er-Jahren kamen die ersten leichten Handstaubsauger an einer Führstange in den Handel: Beutel und Motor waren am Gestänge montiert, an dessen Ende die Saugdüse den Schmutz einsaugte. Noch waren die Geräte sehr teuer, erst nach dem Krieg sanken die Preise. In der Folge ersetzten die Reinigungssauger Teppichklopfer und Staubwedel. Die nächsten Entwicklungsstufen des Staubsaugers begannen 1969, als Hoover den ersten Staubsauger mit selbstange-

triebenem Sauggebläse vorstellte. Zehn Jahre später erschien der erste kabellose Elektrosauger. Durch James Dyson wurde die Entwicklung deutlich vorangetrieben, indem er Ende der 1970er-Jahre den ersten Staubsauger ohne Beutel erfand. Zum Einsatz kam dabei die sogenannte Zyklon-Technologie, bei der die Luft angesaugt und zum Rotieren gebracht wird. Da Schmutz schwerer als Luft ist, wird dieser nach außen gedrückt und so aufgefangen. Die nächste Revolution war 1996, als Elektrolux den Saugroboter vorstellte. In der heutigen Zeit gibt es weitere Entwicklungen bei den Reinigungsgeräten. Inzwischen besitzen Sauger eingebaute UV-Lampen, die Bakterien abtöten sollen, oder andere antibakterielle Ausrüstungen. Kabelmodelle werden immer mehr durch den Akku- und Batteriebetrieb abgelöst.

Neue Herausforderungen für die Branche

Die Gebäudereiniger-Branche umfasst hierzulande einige Unternehmen, die entsprechenden Anteil an der Wertschöpfung in Österreich haben. Das Arbeitsmetier ist durch eine hohe Gründungsquote, aber auch durch eine überdurchschnittlich hohe Schließungsquote geprägt. Doch entwickelt sich der Berufszweig weiter. Der technologische Fortschritt und der ökonomische Druck fordern die Gebäudereiniger heraus. Die wohl grundlegendsten Veränderungen zeichnen sich durch den Vormarsch von voll- oder teilautomatisierten Reinigungsleistungen ab. So übernehmen Roboter zunehmend die Arbeit, die einst von Menschenhand verrichtet wurde. Die mechanischen Helfer funktionieren da am besten, wo man ihnen Routinen einprogrammiert. Zudem hat Virtual Reality (VR) Einzug in die Gebäudereinigung gehalten. Mittels einer VR-Brille werden Reinigungskräfte bei ihrer Arbeit angeleitet, indem das Gerät ihnen vorgibt, was in welcher Reihenfolge wie zu bearbeiten ist. Diese Automatisierung wird allerdings von den Anbietern solcher Konzepte meist nur als Unterstützung oder Erleichterung der menschlichen Arbeit beworben. Insbesondere wird diese Veränderung den Druck auf Firmen erhöhen, die sich keine Roboter leisten können, aber in Konkurrenz mit anderen Unternehmen stehen.

Ein weiterer Trend in der Reinigungsbranche ist die Ökologie. Die Klimakrise verlangt auch von diesem Arbeitsmetier neue Konzepte, Mittel und Verfahren. Sauberkeit auf Kosten der Umwelt ist nicht nur unzeitgemäß, sondern wird

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# Geschichte

Umweltschutz bei der Reinigung Reinigung bedeutet heute auch, Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen.

auch von mehr und mehr Kunden abgelehnt. Im Bereich der ökologischen Gebäudereinigung liegt sicherlich großes Zukunftspotenzial, vor allem bezüglich der Produkt- und Verfahrensentwicklung.

Ansatzpunkte für eine nachhaltige Gebäudereinigung gibt es viele. Bei SIMACEK achtet man auf Nachhaltigkeit in allen Bereichen vor allem durch Vermeidung. Das heißt es werden umweltschädliche Chemikalien vermieden sowie Transportwege, Abfälle und der Reinigungsmitteleinsatz reduziert. Das gelingt dem Unternehmen durch die Verwendung von Hoch- und Höchstkonzentraten, die durch Dosieranlagen erst im Reinigungsobjekt zum gebrauchsfertigen Konzentrat angemischt werden. Dabei haben alle Reinigungsmittel die EU-Ecolabel-Zertifizierung. Damit einher geht eine Reduktion der Transportwege um bis zu 90 Prozent. Der Einsatz von Reinigungsmaschinen mit Orbital-Technologie ermöglicht die Entfernung von Schmutz nur mit Wasser. Dabei wird ozonisiertes Wasser verwendet, das Schmutzpartikel aufbricht und Keime neutralisiert. Auch durch die Verwendung von Mehrweg-Systemen bei Reinigungsmitteln, etwa durch wiederverwendbare Flaschen zum Neubefüllen, kann die Abfallproduktion erheblich minimiert werden. Darüber hinaus arbeitet SIMACEK mit ergonomischen Mopp-Systemen für eine haltungsschonende Tätigkeit. n

Summary

The profession of building cleaner dates to the 17th century. With the advent of industrialization, the profession solidified. In the late 19th century, it was primarily glass that gave the trade new impetus. Large administrative buildings were built, as well as train stations, which were adorned with expansive glass facades. In 1901, a professional organization was founded for the first time in Germany. In 1934, the profession was finally recognized as a craft. As the profession developed, the tools became more sophisticated. While in the beginning it was still water, the first synthetic cleaning agents were developed at the beginning of the 20th century. Technical progress finally brought a quantum leap: the invention of the vacuum cleaner. Initially still a clunky device with meter-long hoses that had to be transported on a horse-drawn cart, a portable edition was developed just four years later. The ancestor of today’s vacuum cleaner model saw the light of day around 1910. Technical development accelerated after the Second World War. Not only in terms of vacuum cleaners. Robots are increasingly taking over work that was once done by human hands. In addition, virtual reality has found its way into building cleaning.

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# Geschichte
Adobe Stock

Anpassungsfähig

Ratten sind enorm anpassungsfähige Tiere. Daher können sie schnell zur Plage werden.

WIENS UNGELIEBTE BEWOHNER

Der Zweite Weltkrieg war erbarmungslos. Bomben zerstörten Häuser und töteten Zivilisten. Wien lag in Schutt und Asche. Die für Menschen unzumutbaren Zustände erfreuten die kleinen Bewohner der Stadt: die Ratten.

Von JANET TEPLIK

78 CHECK 1/2022 # Schädlingsbekämpfung
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Es waren dunkle Jahre in der Geschichte Deutschlands und Österreichs. Als der Zweite Weltkrieg endlich ein Ende gefunden hatte, bot Europa ein Bild der Verwüstung. Doch wie es im Leben so ist: Des einen Leid ist des anderen Freud. Während der Krieg seine Spuren hinterließ, übernahmen die Ratten das Ruder in den Städten. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Ratten nicht immer in Europa lebten. Sie stammen eigentlich aus Südostasien. Wann die Ausbreitung nach Westen begonnen hat, ist historisch nicht genau datierbar. Jedoch spielte die Schifffahrt seit der Antike eine große Rolle bei der Einbürgerung der kleinen Nager – wenn auch unbeabsichtigt. Heute sind Ratten in allen Ländern Europas heimisch. Einst noch Bewohner von Wäldern und buschreichem Gelände, sind die eingeführten Nager heutzutage überwiegend auf den menschlichen Siedlungsbereich beschränkt und bewohnen Abwasserkanäle, Mülldeponien, Keller, Lagerhäuser, Ställe und andere Habitate mit Nähe zum Wasser.

Geschichte der Kammerjäger

Bereits zu früherer Zeit waren Ratten keine gern gesehenen Gäste und galten als Krankheitsüberträger und Nahrungsmittelschädlinge. So können freilebende Ratten über 70 Krankheiten auf den Menschen übertragen und Reservoirwirte für gefährliche Borrelienarten sein.

Im alten römischen und griechischen Reich übernahmen speziell dafür ausgebildete Sklaven die Bekämpfung von Ratten und Mäusen. Doch die Bekämpfung diente dem Zeitgeist entsprechend eher dem Schutz der Nahrungsvorräte und nicht der Eindämmung von Seuchen. Historiker sehen diese Sklaven dennoch als die ersten Kammerjäger an, da sie bei ihrer Tätigkeit auch die Bekämpfung von Wohnungsschädlingen übernahmen.

Erst im Hochmittelalter wurden Ratten auch aus gesundheitlichen Gründen bekämpft. Wegen der unhygienischen Verhältnisse in den Städten und Dörfern bildete sich eine Plage, zu deren Bekämpfung professionelle Rattenfänger eingesetzt wurden. Erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts wurden aus den Rattenfängern Kammerjäger, die auch Wohnungsungeziefer beseitigten.

Die Franzosen Prevost und Robertson fanden in Kupfer- und Schwefelpräparaten die ersten wirksamen Mittel gegen Nager und Insekten. Vor allem wurden mit dem Erstarken der

chemischen Industrie nach 1870/71 immer mehr brauchbare Substanzen für eine erfolgreiche Schädlingsbekämpfung entwickelt. Seit 1939 ist der Beruf „Schädlingsbekämpfer“ endgültig allgemein bekannt – auch wenn er bereits 1928 das erste Mal Erwähnung fand, dauerte es, bis sich diese Bezeichnung durchsetzte. In Österreich ist diese Tätigkeit ein Gewerbe mit Tradition: Seit 1944 ist die Schädlingsbekämpfung eine Arbeit mit Meisterprüfung, zuvor war es viele Jahrzehnte ein sogenanntes konzessioniertes Gewerbe.

Ratten, Ratten und noch mehr Ratten

Bis in das dritte Viertel des 19. Jahrhunderts änderte sich an der Haushaltshygiene der Wiener wenig. Lediglich der Oberschicht war es vergönnt, ein Bad und eine Innentoilette zu besitzen. Eine erste Veränderung setzte im Jahr 1873 ein, als die Wiener Hochquellenwasserleitung errichtet wurde. Toiletten waren nun in neu errichteten Häusern Standard. Die industrielle Massenproduktion zum Ausgang des 19. Jahrhunderts schaffte Zugang zu Seifen, Waschmitteln und anderen Hygieneprodukten. 1923 wurde im Roten Wien ein Wohnbauprogramm beschlossen, das dazu führte, dass mehr Wohnungen mit Innentoiletten ausgestattet wurden. Dennoch wurden Wiens Straßen und Kanalisationen Anfang der 1940er-Jahre von unzähligen Ratten heimgesucht. Und zwar in einem so unvorstellbaren Ausmaß, dass die Wiener Behörden zwischen dem 23. und 26. März 1941 im großen Stil gegen die Rattenplage vorgingen. Dazu formierten sich behördlich konzessionierte Schädlingsbekämpfer in einer Arbeitsgemeinschaft mit der Deutschen Arbeitsfront (DAF). Aber auch die österreichischen Hauseigentümer und -verwalter sowie Grundstückseigentümer waren verpflichtet, sich an den Maßnahmen zur Rattenbekämpfung zu beteiligen. Sie wurden dazu aufgerufen, die eigens eingerichtete Arbeitsgemeinschaft mit der Durchführung zu beauftragen. Doch standen die Schädlingsbekämpfer nicht alleine da. Etwa 500 bis 600 Studierende der Hochschule Wien wurden darin unterrichtet, die Köder korrekt auszulegen. In der Weihburggasse 4, wo die Arbeitsgemeinschaft der Schädlingsbekämpfer ihren Hauptsitz hatte, saßen die Studierenden an den Schreibtischen und notierten die einlaufenden Anmeldungen auf Karteikarten. Auch wurden Schilder in den betroffenen Häusern angebracht: „Vorsicht! Rattengift ausgelegt! Kinder, Haustiere fernhalten!“

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# BKS # Schädlingsbekämpfung

Zum Schutz der Haustiere wurden aus alten Holzkisten enge viereckige Röhren gefertigt, deren Öffnung gerade so groß war, dass nur die Ratten zu den Ködern im Inneren gelangen konnten. Weitere 600 Mitglieder stammten aus der Hitlerjugend. Diese hatten allerdings keinen Kontakt mit dem Gift, sondern verteilten vor dem 23. März 50.000 Flugblätter mit Informationen zu den Maßnahmen gegen die Rattenplage. Die groß angelegte Schwerpunktaktion wurde mit Plakaten bekannt gemacht, auch die Zeitungen thematisierten die Maßnahmen: „Kampf den Feinden der Volkswohlfahrt! Große Rattenvertilgungsaktion in Wien – Ausführung durch die Arbeitsgemeinschaft der Schädlingsbekämpfer“ hieß es am 7. März 1941 in der Zeitung „Das kleine Volksblatt“. Die Medien waren bemüht, Argumente zu finden, die die Rattenbekämpfung als wünschenswert erscheinen lassen. So hieß es, dass ein Rattenpaar jährlich 800 Nachkommen haben könne. Das bedeutete, dass zu dem Zeitpunkt etwa so viele Nager wie Menschen in Wien lebten.

Die Dosis macht das Gift

Nach dem Ende des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 gab es die ersten chemischen Substanzen für die Bekämpfung der Rattenplage. Seitdem haben Chemiker die giftigen Abwehrmittel weiterentwickelt. Die Wiener Firma Josef Wieser stellte für die Arbeitsgemeinschaft der Schädlingsbekämpfer die sogenannte Ratten- und Mäusepaste „Jossit“ her, ein Zinkphosphid, das in Kontakt mit Säuren reagiert. Zusammen mit einem Lockstoff bildet es ein wirksames Gift. In Kontakt mit der Magensäure der Tiere reagiert Zinkphosphid sofort und setzt das Gas Phosphorwasserstoff frei, das extrem toxisch ist und schnell wirkt. Wer damals nicht auf „Jossit“ zurückgreifen wollte, konnte auch andere Gifte verwenden wie etwa „Raxon“. Dieses wurde mittels des Slogans „Kampf und Tod den Ratten!“ ganz im Duktus der martialischen Zeit angepriesen. All diese Schädlingsbekämpfungsmittel konnten in den drei Tagen vor dem Beginn der „Großkampftage“ in Apotheken und Drogerien gekauft werden.

Die Holzröhren zum Schutz der Haustiere fanden nicht durchgehend Einsatz. Wie aus einem Artikel im „Völkischen Beobachter“ hervorgeht, gab es auch eine andere Methode: Auf einem Stück Papier wird ein Esslöffel des Köders an einer geeigneten Stelle ausgelegt. Hühner, Hunde, Katzen und

andere Haustiere sollten während dieser Zeit sicher verwahrt sein, um sie vor dem Gift zu schützen. Damit alle Lockstoffe wieder gefunden werden, sollen sich die verantwortlichen Personen Notizen und Skizzen machen.

Die ordnungsgemäße Durchführung und Auslegung der Köder wurde von einer Vielzahl an Organen überwacht. Neben Mitarbeitern der Gauleitung der NSDAP waren auch Angestellte der Technischen Nothilfe, des Reichsluftschutzbundes und der Reichsarbeitsgemeinschaft Schadenverhütung sowie die Schutzpolizei an der Durchführung beteiligt.

Aus die Maus

Die Aktion war so erfolgreich, dass überall in Wien Rattenkadaver lagen. Diese Überreste mussten entsorgt und einer erneuten Rattenplage entgegengewirkt werden. In der Zeitung „Kreisbote“ hieß es: „Nach der Beendigung der Rattenbekämpfung sind die Schlupflöcher abzudichten. Tote Ratten sind zu begraben oder in den Müllsammelgefäßen derart zu verwahren, daß keine Geruchsbelästigung eintritt.“ Während der Rattenbekämpfungsaktion wurden zirka 70.000 Objekte und 600 Kilometer Wasserrinnen erfasst. Ungefähr 800.000 Ratten wurden dabei beseitigt. Kurze Zeit später, im Jahr 1942, legten Kommerzialrat Ladislaus Adalbert Simacek und seine Frau Helene Simacek den Grundstein zur nunmehr 80-jährigen Unternehmensgeschichte der heutigen SIMACEK Gruppe. Der damals 28-Jährige hatte zu diesem Zeitpunkt mit der Schädlingsbekämpfung begonnen, die bis heute im Serviceportfolio des Unternehmens zu finden ist.

Zeitsprung

Heute hat die Schädlingsbekämpfung das Ziel, die Größe der Rattenpopulation so weit einzudämmen, dass keine Seuchengefahr durch die Tiere entsteht, und dabei den Artenschutz zu unterstützen, z.B. eine Beeinträchtigung von Populationen anderer Tiere wie der Feldhamster zu vermeiden. Auch heute noch gibt es Verordnungen, die Liegenschaftseigentümerinnen und -eigentümer dazu verpflichtet, gegen Ratten vorzubeugen. Dazu bedarf es regelmäßiger Kontrollen durch ein zugelassenes Unternehmen der Schädlingsbekämpfung. Drei bis sechs Mal jährlich – je nach Gebiet – wird diese Art der Inspektion verlangt. Die Eigentümerinnen und Eigentümer und die beauftragten

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# Schädlingsbekämpfung

Unternehmen sind laut der Rattenverordnung dazu verpflichtet, die Nachweise über die Kontrollen und Bekämpfung drei Jahre zur Einsichtnahme durch das Magistrat bereitzuhalten. Wenn Gefahr in Verzug ist, kann der Magistrat der Stadt Wien Sofortmaßnahmen anordnen. Bei vielen Schädlingsbekämpfern werden immer mehr digitale Produkte eingesetzt, was vor allem daran liegt, dass verschiedene Vorgaben und Gesetze hohe Strafen nach sich ziehen können. Eine digitale Mausefalle zeigt sofort an, wenn ein Nager in die Falle gegangen ist. Durch LoRaWAN-Router, moderne Technologie und immer neue Produkte aus der digitalen Welt kann so die Schädlingsbekämpfung bei höherer Effizienz auf ein Minimum reduziert werden.

SIMACEK bietet Dienstleistungen in der Rattenbekämpfung in Kanälen sowie Park- und Sportanlagen für Kommunen an. Dabei zeichnet sich eine erfolgreiche Schädlingsbekämpfung durch Kontinuität und Konsequenz in der Umsetzung der geplanten Maßnahmen aus. So reicht es nicht aus, die Manöver nur im Herbst zu starten, wenn der Zuzug der Ratten und Mäuse am größten ist. Über das ganze Jahr hindurch muss der Befall auf ein Minimum begrenzt werden, da die Nager Lebensmittel durch Fraßschäden und Verkotungen zerstören und Überträger von Krankheiten für andere Tiere und Mensch sind. n

Summary

They are considered the most feared pests in cities: rats. Thus, even in Roman times, slaves had the task of eliminating them. With the establishment of cities in the High Middle Ages, rats got a big range of food source and developed into a plague. At this time, the realization became widespread that these animals should be repressed, especially for health reasons. The activity and importance of rat catchers was born. In the late 18th century, they became exterminators, who devoted themselves not only to rats, but also to other animal intruders in homes. Slowly, chemical substances were also developed to assist the workers in their new profession.

Vienna, destroyed by the Second World War, was an ideal environment for rats, which multiplied quickly. Faced with this plague of rats, the regime launched a concerted effort to involve not only the authorities but also the inhabitants. In fact, about 800,000 of the rats were eliminated. Ladislaus Adalbert Simacek also took part in the action, bringing his experience to his company SIMACEK, which was founded shortly afterwards. To this day, pest control remains an important pillar of the group, although the focus is now on prevention.

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Unter Kontrolle Heute geht es vor allem um Bestandskontrolle.
# Schädlingsbekämpfung
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Vielfältig Im Team arbeiten Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen.

DIVERSITÄT BEI SIMACEK

„I haaß Kolaric, du haaßt Kolaric, warum sogns zu dir Tschusch?“ Das war der Satz, den man einst auf Antirassismus-Plakaten überall in Wien lesen konnte. Seit jeher dient „Kolaric“ als Inbegriff für die Gastarbeitergeneration der 60er- und 70er-Jahre, die Österreich geprägt hat.

Von JANET TEPLIK

82 CHECK 1/2022 # Diversität
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Was wäre eigentlich ein Land ohne seine Gastarbeiter? Ein Blick nach Österreich genügt, um zu sehen, dass ohne die ausländischen Fachkräfte der Arbeitsmarkt hierzulande vor großen Herausforderungen stehen würde. Das hat historische Gründe. Bereits in den 1950er-Jahren wurden die ersten Weichen für die Migrationspolitik gelegt. Die Gestaltung des Arbeitsmarktes in den frühen Nachkriegsjahren zeichnete sich nämlich durch eine zentrale politische Konfliktlinie aus, dominiert von der Arbeitgebervertretung und den Gewerkschaften, welche auf eine Selbstregulierung des Arbeitsmarktes setzten. Dieser Debatte ist es zu verdanken, dass Migrationspolitik Teil des gesellschaftlichen Diskurses wurde.

Die vier Phasen der Zuwanderung

Die 1950er-Jahre begannen damit, dass die Binnenmigration aus den südlichen Bundesländern Österreichs sowie die Zuwanderung aus Deutschland die Arbeitsmarktlage noch ausreichend stabilisieren konnten –möglich gemacht durch den 1952 beschlossenen freien Zugang zum Arbeitsmarkt für deutsche Staatsbürger. Es sollte aber noch zehn Jahre dauern, bis sich ein signifikanter Arbeitskräftezuzug nach Österreich verorten ließ. Bedingt wurde diese Situation durch mehrere Faktoren: So wurde zum einen 1962 das österreichische Schulwesen reformiert, wodurch die Schulpflicht auf neun Jahre hinaufgesetzt wurde. Das wiederum bedeutete, dass ein ganzer Jahrgang von erwerbsfähigen Personen aussetzte. Daran mittelbar geknüpft war ein weiterer Faktor: der Mangel an österreichischen Arbeitskräften, zurückzuführen auf Emigration. Für Österreicherinnen und Österreicher eröffneten sich lukrative Verdienstmöglichkeiten über die eigenen Landesgrenzen hinaus, etwa in Westdeutschland und in der Schweiz. Hier gab es keine Sprachbarrieren, aber ein deutlich höheres Lohnniveau. Zwischen 1962 und 1973 lässt sich daher laut dem Bundesministerium für Bildung und Frauen hierzulande ein Wanderungsverlust von 92.400 Personen nachweisen.

Um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken, begann Österreich in den 1960er-Jahren in mehreren Staaten des Mittelmeerraumes mit der gezielten Anwer-

bung von erwerbsfähigen Menschen. Dies geschah im Zuge des „Raab-Olah-Abkommens“, welches zwischen Sozialpartnern, der Wirtschaftskammer und dem österreichischen Gewerkschaftsbund geschlossen wurde. Die Vereinbarung stellte die Zulassung von 47.000 ausländischen Arbeitskräften ohne die Notwendigkeit von Einzelverfahrens sicher. Zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes vereinbarten Wirtschaftskammer und Gewerkschaft 1962 erstmals die Aufnahme von spanischen Arbeitskräften. 1964 kam es zu einem Anwerbeabkommen mit der Türkei, gefolgt von einem Abkommen mit Jugoslawien 1966. Die Zahl der beschäftigten Zuwanderer stieg von 1961 bis 1973 von 16.200 auf 226.800 an – die Zeit der sogenannten Gastarbeiter setzte ein.

Zweite Phase – Abkehr und Niederlassung Anfänglich wurde diese Zuwanderung vonseiten der Wirtschaft und der Politik als temporär betrachtet. Erst nach und nach kristallisierte sich heraus, dass immer mehr Migrantinnen und Migranten ihren Lebensmittelpunkt dauerhaft nach Österreich verlagerten. Sie waren gekommen, um zu bleiben. 1974 kam es hierzulande dann zu einem Anwerbestopp, die Folgen des Ölpreisschocks beendeten vorerst das Gastarbeiten. Um die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte zu verringern, wurde 1975 das Ausländerbeschäftigungsgesetz beschlossen. Demnach durften ausländische Fachkräfte nur dann beschäftigt werden, wenn die Lage und Entwicklung des Arbeitsmarktes sowie die öffentlichen gesamtgesellschaftlichen Interessen dies zuließen. Das hatte zur Folge, dass die Gesamtzahl der Gastarbeiter sich 1984 auf 138.700 Personen reduzierte. Doch die bereits immigrierten Arbeiter hatten im Laufe der Zeit ihre Familien nachgeholt. Der Anteil der Frauenmigration aus der Türkei begann 1973 deutlich zu steigen. Zwischen 1971 und 1981 stieg der Frauenanteil unter türkischen Zuwanderern von 39,4 Prozent auf 44,4 Prozent, weswegen die Anzahl der ausländischen Wohnbevölkerung an sich konstant blieb.

Dritte Phase – vereintes Europa

Die demografische Entwicklung Österreichs in den Jahren 1989 bis 1993 war geprägt durch das Ende des

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# BKS # Diversität

Weltweit mobil

Kalten Kriegs, den Fall des Eisernen Vorhangs und die Folgen des Zerfalls von Jugoslawien – vor allem lange Jahre des Krieges. Aber auch die erneute Aufnahme von ausländischen Arbeitskräften veränderte das Land. Der Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung stieg in dieser Zeit von 5,1 Prozent auf 8,6 Prozent. Das beeinflusste auch den Arbeitsmarkt. So stieg etwa der Anteil Beschäftigter mit Migrationshintergrund von 5,9 Prozent auf 9,1 Prozent.

Vierte Phase – geregelte Migration

Ab den 1990er-Jahren wurde der Zuzug von Migrantinnen und Migranten erneut gesetzlich geregelt. Am 1.7.1993 trat ein Aufenthaltsgesetz in Kraft, nach dem bereits angesiedelte ausländische Erwerbstätige Verlängerungsverträge ihrer Arbeitsbewilligungen einreichen mussten. 1997 kam es zu einer weiteren Änderung der Neuzuwanderungsbestimmungen: Das Integrationspaket, hervorgegangen aus dem Fremdengesetz, dem Ausländerbeschäftigungsgesetz, der Bundeshöchstüber-

ziehungsverordnung und dem Arbeitslosenbeschäftigungsgesetz, trat in Kraft. Mit dem Beitritt Österreichs in die EU kam es abermals zu Änderungen der Zuwanderungsregelung. Durch den Beitritt fielen die Bewilligungspflicht für Erwerbstätige aus der EU und dem EWR weg, wodurch der Anteil an Beschäftigten aus diesen Ländern stieg. Im Jahr 2000 lässt sich erneut ein Wachstum bei den ausländischen Arbeitskräften nachweisen. Durch den sogenannten Integrationserlass des Wirtschaftsministeriums erhielten die in Österreich lebenden Migrantinnen und Migranten eine Beschäftigungsbewilligung.

Einf luss der Gastarbeitenden auf Österreich

Die Menschen aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien leisteten einen Beitrag zur Vielfalt des Landes. Ihnen ist es zu verdanken, dass in Österreich bis zur Ölkrise 1973 ein starkes Wirtschaftswachstum herrschte. Ohne die Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter hätte es den Wirtschaftsboom in den 1960er- und

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# Diversität
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Wir erleben heute ein Ausmaß an weltweiter Mobilität wie nie zuvor.

1970er-Jahren schlichtweg nicht gegeben. Darüber hinaus sorgten die ausländischen Erwerbstätigen auch für neue Jobs und wirkten so der Arbeitslosigkeit in Österreich entgegen.

Diversität bei SIMACEK

Die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte in Österreich ist also historisch verankert. Inzwischen sind Migrantinnen und Migranten wichtige Säulen der hiesigen Wirtschaft. Ein Unternehmen, welches ihre Arbeitskraft schätzt und sich durch gelebte Diversität als Unternehmenskultur auszeichnet, ist SIMACEK. Der österreichische Betrieb ist der festen Überzeugung, dass jeder Mensch einzigartig ist und einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten kann und möchte. SIMACEK versteht sich als Arbeitgeber, bei dem sich jeder Mensch so einbringen soll, dass das eigene Potenzial sich voll entfalten kann – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Alter, Religion oder dem bisherigen Lebensweg.

Aufgrund der gelebten Diversität verpflichtet sich SIMACEK, die fest verankerten Werte auch an die Mitarbeitenden weiterzugeben. Dazu zählen: Wertschätzung – also ein respektvolles Miteinander auf Basis einer offenen Kommunikation und Anerkennung der Leistungen; Verantwortung – somit das selbstbestimmte Handeln und der nachhaltige Umgang mit Ressourcen; Kundenorientierung – das heißt, flexibel auf Kundenwünsche einzugehen und durch innovative Lösungen die Entwicklung einer beidseitig vorteilhaften Beziehung zu sichern; Integrität – somit ein bewusstes Leben der Werte von SIMACEK und Handschlagqualität als Beweis der Verlässlichkeit und Fairness; und schließlich Toleranz – also die Bereitschaft, unterschiedliche Meinungen zu akzeptieren und von den vielfältigen Individualitäten zu profitieren.

60

verschiedene Nationen

Rund 70 Prozent der Beschäftigten bei SIMACEK haben einen Migrationshintergrund. Dabei stammen die Angestellten aus knapp 60 verschiedenen Nationen. Besonders charakteristisch für die Belegschaft ist der hohe Anteil an Frauen. Knapp 70 Prozent der Angestellten sind

weiblich, wovon 66 Prozent immigriert sind. Von der Gesamtbelegschaft von SIMACEK am Standort in Wien sind ganze 63,99 Prozent Frauen. Davon haben 66,74 Prozent einen Migrationshintergrund. 2021 arbeiteten 676 österreichische Staatsbürgerinnen und -bürger (409 Frauen, 267 Männer) bei SIMACEK – was den Großteil der Arbeitnehmer darstellt. Die zweitgrößte Gruppe sind Mitarbeitende aus der Türkei, gefolgt von Bulgarien, Ungarn, Indien, Nigeria, Afghanistan, Irak, Kongo und weiteren Nationen.

Bildung als Schlüssel zur Integration Zudem unterstützt SIMACEK seine Mitarbeitenden mit der firmeneigenen SIMACEK Akademie. Innerhalb der Akademie gibt es wesentliche Module, von Lehrlingsangeboten und Berufsausbildungen bis hin zu Führungskräfteschulungen. So soll die individuelle Karriereplanung unterstützt, aber auch persönliche Kompetenzen gestärkt und neue Perspektiven für die persönliche Weiterentwicklung geschaffen werden. Regelmäßig werden deswegen Aus- und Weiterbildungsprogramme durchgeführt. Dabei richtet sich der Fokus im Bereich der Niedrigqualifikation auf Sprachförderung und Reduzierung des Bildungsdefizites sowie auf soziale Gesundheit und Chancengleichheit. So bietet SIMACEK bereits seit 2010 Deutschunterricht am Arbeitsplatz – angepasst an die Arbeitszeiten in den jeweiligen Objekten haben alle Mitarbeitenden die Möglichkeit, kostenfrei an diesem Weiterbildungsprogramm teilzunehmen. Damit gelang es dem Unternehmen seither, über 400 freiwillige Sprachausbildungen umzusetzen. Zudem will SIMACEK auch junge Menschen erreichen und sie für eine Berufsausbildung mit Aufstiegs- und Entwicklungschancen in einer krisensicheren Branche begeistern, weshalb das Unternehmen verstärkt in die Lehrlingsausbildung investiert.

Botschafter gelebter Diversität und Inklusion

Für SIMACEK hört Diversität aber nicht mit dem Arbeitsende auf. Die Förderung einer sportlich aktiven Gesellschaft und deren Vielfalt gilt ebenso als Antrieb des Unternehmens. So unterstützen sie ihren Kollegen und Werbepartner Nico Langmann und sind stolz darauf,

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# Diversität

dass der Ausnahme-Sportler Teil des SIMACEK-Teams ist. Das Tennis-Spitzentalent ist seit einem Autounfall in seiner Kindheit querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Er ist Sportler im PARA SPORT AUSTRIA – ÖSTERREICHISCHER BEHINDERTENSPORTVERBAND, Teilnehmer der Paralympics und Österreichs erfolgreichster Rollstuhltennis-Spieler. Langmann unterstützt SIMACEK unter anderem bei der Kinderbetreuungs-Aktion „Kids move it“ für sozial schwache Familien mit Migrationshintergrund. „Es begeistert mich, dass unser inspirierender Mitarbeiter und Werbepartner den Kindern mehr zeigt als ‚nur‘ das Tennisspielen. Mit viel Willenskraft ist es möglich, seine Träume zu verwirklichen, auch wenn dies auf den ersten Blick schwer erreichbar scheint! Er ist einfach ein tolles Vorbild, und das nicht nur für junge Menschen“, zeigt sich Ursula Simacek begeistert. n

Summary

As in many industries, they are also irreplaceable in facility management: employees with a migration background. Their history began in the 1960s and 1970s with the „guest workers“ who came to us at that time primarily from Turkey and Yugoslavia, but also from Spain and Italy. Guest workers have become fellow citizens who are indispensable a long time ago. Since then, they have changed our society in their own way and made their contribution to diversity, as many others have who came after them. The migration and integration of foreign workers took place in four phases as political adjustments were made. The countries of origin also changed over time. As it is common in facility industry, SIMACEK also has a high proportion of staff with a migration background: around 70 percent do not come from Austria. This is the reason why diversity is not a modern buzzword at SIMACEK but is a part of the daily routine. The company is aware of the responsibility this entails. That is why they have implemented various programs to promote integration, from simple language courses to the SIMACEK Academy and sports sponsorship.

Vor dem Vorhang

In einem Unternehmen werden oft nur die Führungspersonen gesehen. Doch die wahren Helden arbeiten hinter der großen Bühne.

Wir haben einige davon befragt.

Check: In welchem Land bist du geboren?

In der Türkei. Wie würdest du jemandem dein Heimatland beschreiben, der noch nie dort war?

Mein Heimatland ist ein sehr schönes Land zum Leben und Genießen. Es gibt Sommer, Sonne und Sonnenschein, ein perfektes Urlaubsland, wo für jeden etwas geboten wird. Aber wir haben nicht nur das Meer, auch die Berge und viele verschiedene Freizeitaktivitäten sind zu entdecken. Was ist typisch für dein Heimatland? Unsere Gastfreundschaft ist typisch für meine Heimat. Bei uns wird sich jeder wohlfühlen! Das gute Essen ist ein weiterer Grund, um bei uns Urlaub zu machen. Und seit wann lebst du in Österreich?

Seit Dezember 2002.

Wie würdest du Österreich/Wien mit drei Worten beschreiben?

Österreich ist ein wunderschönes Land mit seinen Bergen, Seen und Wäldern.

Seit wann bist du bei SIMACEK und was ist dein Job? Ich arbeite seit zwei Jahren bei SIMACEK und mache tägliche Touren zu verschiedensten Objekten. Meine Haupttätigkeiten sind das Reinigen von jeglichen Flächen, die Hausbetreuung wie auch die Technik.

Welche Aufgaben machen dir am meisten Spass?

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Durak Dogankaraca Mitarbeiter
Privat

Die Fensterreinigung und die Haustechnik sind Aufgaben, die ich gerne mache und bei denen ich am meisten Spaß habe.

Was möchtest du unbedingt mal erleben?

Mein Wunsch ist es, irgendwann einmal eine Kreuzfahrt oder eine Rundreise am Mittelmeer zu erleben, oder auch nach Thailand zu reisen.

Was machst du gerne in deiner Freizeit?

Privat beschäftige ich mich sehr viel mit meinen mechanischen Fähigkeiten und arbeite deshalb gerne an Autos. Hast du ein besonderes Hobby?

Ich kenne mich nicht nur mit Autos besonders gut aus, sondern beschäftige mich auch gerne mit den verschiedensten Streaming-Diensten.

Was möchtest du unbedingt mal erleben?

Ich möchte unbedingt einmal mit einem Wohnwagen in den Urlaub fahren.

Was machst du gerne in deiner Freizeit?

In meiner Freizeit bin ich gerne im Kulturverein, wo ich mich mit meinen Freunden unterhalten kann.

Hast du ein besonderes Hobby?

Okay spielen, Musik hören, und ich gehe auch gerne spazieren.

In welchem Land bist du geboren?

In der Türkei, in der Stadt Konya.

Wie würdest du jemandem dein Heimatland beschreiben, der noch nie dort war?

Es ist ein Land, das für Touristen geeignet ist.

Was ist typisch für dein Heimatland?

Türkische Heißgetränke wie Tee, türkischer Kaffee oder die süßen Nachspeisen wie Baklava.

Und seit wann lebst du in Österreich?

Seit 2001.

Wie würdest du Österreich/Wien mit drei Worten beschreiben?

Österreich ist ein gutes Land, Wien ist eine Riesenstadt.

Seit wann bist du bei SIMACEK und was ist dein Job?

Seit 2002, als Gebäudereiniger.

Welche Aufgaben machen dir am meisten Spass?

Ich reinige sehr gerne Fenster und arbeite auch gerne mit den großen Bühnen.

In welchem Land bist du geboren?

Ich komme aus Serbien.

Wie würdest du jemandem dein Heimatland beschreiben, der noch nie dort war?

Es gibt dort viel Natur und wenig Häuser. Was ist typisch für dein Heimatland?

Die Menschen lieben die Musik. Und wir grillen sehr gerne. Und seit wann lebst du in Österreich?

Ich bin 2004 hierher gekommen.

Wie würdest du Österreich/Wien in drei Worten beschreiben?

Disziplin, viel Arbeit, modernes und bequemes Leben. Seit wann bist du bei SIMACEK und was ist dein Job?

Ich arbeite seit 2004 als Reinigungskraft im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder und seit 2021 als Vorarbeiterin. Welche Aufgaben machen dir am meisten Spass?

Die Aufgaben im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Was möchtest du unbedingt mal erleben?

Ich würde gerne einmal mit dem Riesenrad fahren. Was machst du gerne in deiner Freizeit?

Ich liebe es, zu wandern und spazieren zu gehen.

Hast du ein besonderes Hobby?

Ich genieße es, mit meinem Sohn Filip Zeit zu verbringen.

Privat 87 CHECK 1/2022 # Diversität
Marina

JUNGE KUNST HAUTNAH ERLEBEN

Ein großes Unternehmen lebt von Visionen. Und fördert Visionäre. SIMACEK ist daher bestrebt, jungen Künstlern die Chance auf eine erste Ausstellung zu geben. Gemeinsam mit dem Flomyca – Floridsdorf Museum of Young and Contemporary Art in Wien rief man daher den SIMACEK Art Award ins Leben. Von LARISSA BILOVITS

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Die Jury Anna Jermolaewa, Hans Schabus, Ursula Simacek, Raimund Deininger, Peter Kogler und Veronika Dirnhofer (v.l.) studierten die eingereichten Arbeiten. Thomas Lerch

Der Auswahlprozess ist den Beteiligten nicht immer leicht gefallen, die Qualität der Arbeiten war durchweg hoch.

Ein neuer Standort für junge zeitgenössische Kunst –das ist das Flomyca im 21. Wiener Gemeindebezirk. Genau der richtige Ort für die Premiere eines neuen Preises für junge zeitgenössische Kunst: den SIMACEK Art Award. Also trafen sich hier vier namhafte Professoren von führenden Institutionen, um über die eingereichten Arbeiten zu grübeln. Mit der Initiative stärkt SIMACEK sein Engagement im Bereich Kunst und Kultur, das sich als weiterer Meilenstein in das langfristig angelegte Sponsoring-Programm SIMACEK Visionary Projects unter der Devise „Mit großen Visionen in die Zukunft“ einreiht. Ziel des Programms ist es, Projekte aus den Bereichen Kunst und Kultur zu fördern. Bereits in der Vergangenheit konnte man aufsehenerregenden Ideen zur Realisierung verhelfen. Nun geht Visionary Projects in die nächste Phase und macht sich zur Aufgabe, junge Kunstschaffende auf ihrem Weg zu unterstützen.

Flomyca – zwischen Kunst und KünstlerIn Nach dem großen Erfolg der Himmelsleiter am Stephansdom stellte sich für Ursula Simacek die Frage, welcher Idee man als Nächstes zur Realisierung verhelfen könnte. Die Vision von Raimund Deininger, ein Museum im 21. Bezirk

– nur wenige Minuten von der SIMACEK Zentrale entfernt – zu schaffen, kam da gerade richtig, wollte er durch sein Museum doch junge Kunst einer breiteren Masse näher bringen. Genau der Anspruch, den sich die Visionary Projects auf die Fahnen heften. „Wir als SIMACEK schaffen Wohlfühlatmosphäre in den Immobilien unserer Kunden. Und Kunst leistet einen wesentlichen Beitrag zu dieser Wohlfühlatmosphäre, sie ist inspirativ und schön und macht einfach Spaß. Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, dieses Projekt zu unterstützen. Wir wollten gerade jungen Künstlern eine Bühne geben, um ihre Projekte zu präsentieren, denn: Kunst muss nicht immer teuer sein. Junge Künstler sind am Anfang leistbar, produzieren aber gleichzeitig wunderschöne Dinge und geben Anlass zur Inspiration.“ So entstand das „Flordisdorf Museum Of Young Contemporary Art”, kurz „Flomyca”, in der Morsegasse 1C in Floridsdorf. „Das Spannende am Flomyca ist, dass wir hier einen zentralen Ausstellungsraum und zwei Satellitenräume haben, wo junge Künstlerinnen und Künstler in ihren Studios arbeiten“, erläutert Gernot Schmidt-Schmiedbauer von Artcare das Konzept des Museums. „So können Kunstsammelnde vorbeikommen und die Ausstellung besuchen, aber gleichzeitig auch die Kunstschaffenden in ihrem

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# BKS # Junge KUNST
Thomas Lerch Die Auswahl

Arbeitsprozess sehen. Durch dieses Kennenlernen der jeweiligen Persönlichkeit der Künstlerin oder des Künstlers entsteht ein direkterer Bezug zu den Kunstwerken. Gekauft werden können dieses dann direkt vor Ort oder online unter auction.artcare.at.“

Dem stimmt seine Kollegin Karin Sorger zu: „Es ist enorm wichtig, junge Kunst in Szene zu setzen. Zum einen macht Kunst sehr viel mit uns und der Gesellschaft. Und zum anderen ist es für junge Künstlerinnen und Künstler eine tolle Plattform, sich zu präsentieren, ihren Markt zu vergrößern, gesehen zu werden, bekannt zu werden – und dafür bieten wir hier im Flomyca eine sehr schöne Gelegenheit.“

Die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler, die die Chance bekommen, ihre Werke im Flomyca zu präsentieren, treffen hochqualifizierte Expertinnen und Experten. Unter ihnen ist auch Museumsgründer Raimund Deininger, der während seiner 30 Jahre bei Artcare bereits sehr viele junge Kunstschaffende in das Leben von und mit Kunst geführt hat.

SIMACEK Art Award –

Wertschätzung für junge Kunst

Mit dem SIMACEK Art Award setzt man nun noch eines drauf. Die Idee dazu steuerte Ursula Simacek bei. Ihr Anliegen ist es, mit diesem Event junge Künstlerinnen und Künstler vor den Vorhang zu holen, ihre Bekanntheit zu steigern und ihnen damit den Weg zu einer erfolgreichen künstlerischen Existenz zu ermöglichen. Dafür scheute man keine Mühen und versicherte sich der Kooperation von vier

Kunsthochschulen: der Akademie der bildenden Künste sowie der Universität für angewandte Kunst in Wien, der Universität für künstlerische Gestaltung in Linz und der Akademie der Bildenden Künste in München. „Unsere Idee war, die vier Kunsthochschulen in den Auswahlprozess miteinzubeziehen. Dementsprechend bilden vier Professorinnen und Professoren der Einrichtungen zusammen mit mir als Vertreter von Artcare und Ursula Simacek das Kuratorium für die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler, die aus diesen vier Kunsthochschulen kommen“, so Raimund Deininger.

Ziel war es, Studierende zu finden, „die jetzt an einem Punkt sind, wo sie diese Öffentlichkeit brauchen“, bringt es Hans Schabus, Leiter der Abteilung für Skulptur und Raum an der Universität für angewandte Kunst in Wien und Jury-Mitglied des SIMACEK Art Awards, auf den Punkt. „Junge Kunst braucht Sichtbarkeit, Relevanz und somit eine Bühne, um ihre Dringlichkeit zu zeigen. Es ist wichtig, die Arbeit der jungen Talente wertzuschätzen –und sie auch zu bezahlen. Und deswegen ist es wichtig, bei solchen Awards ein gutes Preisgeld zu haben, Folgeaufträge zu haben – in welcher Form auch immer Wertschätzung zu generieren.“

Dem schließt sich Anna Jermolaewa, Professorin für Experimentelle Gestaltung an der Universität für künstlerische Gestaltung Linz, an: „Gerade wenn man die Universität verlässt und nicht mehr auf deren Ressourcen zurückgreifen kann, braucht man oft eine finanzielle Unterstützung, um in seiner Kunst wirklich weiterzukommen.“

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Anna Thomas Lerch

Anspruchsvolle Auswahl

Der Award fand großen Anklang. Viele Einreichungen waren zu sichten, das Spektrum der künstlerischen Arbeiten groß. Veronika Dirnhofer, Jury-Mitglied von der Akademie der bildenden Künste Wien, bezeichnet diese als „total unterschiedlich und sehr lebendig“. Für sie war es „unglaublich schwierig, für den Preis Leute auszuwählen – es gäbe noch viele andere, die natürlich auch preiswürdig wären.“

Auch Peter Kogler von der Akademie der Bildenden Künste in München bemerkt: „Die künstlerische Qualität war entscheidend. Es war ein hohes Niveau und eine interessante Diskussion.“ Und Deininger hält fest: „Bei der Bewertung geht es um den Zeitgeist und die Message des Bildes. Die Wichtigkeit und Wertigkeit für das, was gerade auf der Welt passiert, war ein wesentliches Kriterium für die Auswahl der Preisträger.“

Von jeder Kunsthochschule wurden schließlich zwei junge Kunstschaffende ausgewählt: Einer aus der Klasse des jeweiligen Professors bzw. der Professorin, ein weiterer aus der gesamten Kunsthochschule. Insgesamt durften sich also acht Kunststudierende über die Auszeichnung freuen.

Weiterentwicklung der DNA von SIMACEK

Die Unterstützung des Flomyca Museums sowie der SIMACEK Art Award hat aber nicht nur die jungen Künstlerinnen und Künstler weitergebracht. Die SIMACEK GmbH wächst an den umzusetzenden Aufgaben der Visionary Projects mit, erweitert den Horizont ihres ohnehin

schon umfangreichen Leistungsspektrums und lernt dazu. Dass dies besonders auf das Marketingteam zutrifft, bekräftigt Nina Fleischhacker-Höfler, Head of Corporate Marketing bei SIMACEK: „Die Visionary Projects sind spannende Projekte. Für mich als Marketerin immer wieder inspirierend, regen sie auch die Kreativität aufs Neue an. Unser Unternehmenszweck heißt: Lebensqualität und Wohlfühlatmosphäre schaffen. Die Herausforderung des Bogenspannens zwischen Intention und Art Award bereitet mir Freude.“ n

Summary

After the Vienna Fashion Week and the Sky Ladder Project at St. Stephen’s Cathedral, the SIMACEK Visionary Projects are entering the next level: With the financial support of the „Floridsdorf Museum Of Young Contemporary Art“, short „Flomyca“, SIMACEK is promoting young artists in cooperation with Artcare. The aim is not only to exhibit their works and offer them for sale, but to establish direct access for art collectors in the working process of the artists. Thus, collectors can visit the exhibition and the artists’ studios at the same time. In addition, the SIMACEK Art Award was created, in the framework of which the company cooperated with four art colleges. The award honored young artists and put them in the spotlight. A total of eight students were able to enjoy an award and received the recognition they deserve.

91 CHECK 1/2022
Hans Schabus Universität für angewandte Kunst Wien Thomas Lerch Veronika Dirnhofer Akademie der bildenden Künste Wien

Check: Warum gerade ein Museum für junge Künst lerinnen und Künstler? Was haben sie, was ihre älteren Branchenkollegen vielleicht nicht haben?

Raimund Deininger: Wir haben mit Artcare schon für den Herbst 2021 die ersten Aktivitäten hier in Floridsdorf gesetzt und das Flomyca – das Floridsdorf museum of young contemporary art – gegründet sowie den Verein.

Wir sind der Meinung, dass Förderung und Öffentlichkeit nicht erst bei etablierten Künstlern anfangen darf, sondern – wenn es gut ausgewählt ist – bei den neuen, frischen Talenten, die ja in ihrer Jugend, in ihrer Dynamik oft viel näher am Puls der Zeit sind als jemand, der vielleicht schon eine festgefahrene Position hat. Wir glauben, dass gerade diese jungen Künstler, die sich ja einem intensiven Auswahlverfahren gestellt haben – zuerst einmal, um überhaupt auf der Kunsthochschule angenommen zu werden, und dann natürlich unserer Jury – sehr wohl inhaltlich etwas zu vermitteln haben, das von großer gesellschaftlicher Relevanz ist. n

Check: Wie kam es dazu, für die nächste Stufe der Visionary Projects ein Kunstprojekt und in weiterer Folge den SIMACEK Art Award zu kreieren?

KR Mag. Ursula Simacek: Dazu kam es durch die Zusammenarbeit mit Raimund Deininger, einem langjährigen Freund und Kunsthändler. Er kam zu mir mit der Idee, hier im 21. Bezirk – fünf Minuten von unserer Zentrale – ein Museum in einer alten Strickwarenfabrik zu implementieren. Seine Idee war, Kunst und junge Künstler in eine breitere Masse zu bringen. Also mehr Menschen junge Kunst zugänglich zu machen. Kunst muss nicht immer teuer sein: Junge Künstler sind am Anfang leistbar, produzieren aber wunderschöne Dinge und geben Anlass zur Inspiration. Wir waren hier bei Flomyca, da habe ich die jungen Künstlerinnen und Künstler gesehen und mir gedacht: Was können wir noch machen, um die jungen KünsterInnen in den Fokus zu rücken und ihnen eine Bühne zu geben? Und da kam mir dann die Idee, den SIMACEK Art Award zu kreieren, um ein Format zu schaffen, wo wir mit Kunsthochschulen gemeinsam die größten Talente finden, um ihnen eine Möglichkeit zu geben, ihre Werke einem breiten Publikum zu zeigen. n

Thomas Lerch 92 CHECK 1/2022
KR Mag. Ursula Simacek Raimund Deininger Artcare GmbH
„Förderung und Öffentlichkeit darf nicht erst bei etablierten Künstlern anfangen.“
„Kunst muss nicht immer teuer sein.“

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Ausbildung heißt, das zu lernen von dem du nicht einmal wusstest, dass du es nicht wusstest. (Education is learning what you didn´t even know you didn´t know.)

Waldo Emerson (1803-82), amerikan. Philosoph und Dichter

www.sigron.at
Unbenannt-2 1 23.12.22 09:47

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