CHEMIE
Methanolsynthese
Struktur eines rÀtselhaften Katalysators
Methanol ist eine der wichtigsten Basis chemikalien, etwa um Kunststoffe oder Baumaterialien herzustellen. Um den Pro duktionsprozess noch effizienter gestalten zu können, wĂ€re es hilfreich, mehr ĂŒber den Kupfer-Zinkoxid-Aluminiumoxid-Kata lysator (Cu/ZnO/Al2O3) zu wissen, der bei der Methanolherstellung im Einsatz ist. Bislang war es jedoch nicht möglich, seine OberflĂ€che unter Reaktionsbedingungen mit strukturaufklĂ€renden Methoden zu un tersuchen. Einem Team der Ruhr-Universi tĂ€t Bochum (RUB) und des Max-Planck-In stituts fĂŒr Chemische Energiekonversion (MPI CEC) ist es dennoch gelungen, Ein blicke in den Aufbau seines aktiven Zent rums zu gewinnen. Das Team zeigte erstmals, dass die Zink-Komponente des aktiven Zentrums positiv geladen ist und dass der Katalysa tor sogar zwei kupferbasierte aktive Zen tren besitzt. «Ăber den Zustand der Zink-Komponente am aktiven Zentrum wurde seit EinfĂŒhrung des Katalysators in den 1960er-Jahren kontrovers diskutiert. Aus unseren Erkenntnissen können wir nun zahlreiche Ideen ableiten, wie wir den Katalysator in Zukunft optimieren können», resĂŒmiert Prof. Dr. Martin Muhler, Leiter des Lehrstuhls fĂŒr Technische Chemie an der RUB und Max Planck Fellow am MPI CEC. Er kooperierte fĂŒr die Arbeiten mit dem Bochumer Forscher Dr.âDaniel Lau denschleger und dem MĂŒlheimer Forscher Dr.âHolger Ruland.
Methanol nachhaltig herstellen Die Arbeiten waren in das Projekt «Carbon2-Chem» eingebettet, das zum Ziel hat, HĂŒttengase, die bei der Stahlproduktion anfallen, fĂŒr die Herstellung von Chemika 12
Bilder: RUB; Marquard
Dank einem optimierten Katalysator konnten sich so manche Reaktionen in der Produktion etablieren. So ist es naheliegend, dass gerade das VerstĂ€ndnis ĂŒber die Struktur dieser chemischen Verbindung essenziell ist. Mehr Licht ins Dunkel brachten Chemiker im Falle eines Katalysators, der bei der Methanolsynthese seit jeher verwendet wird. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift «Nature Communications».
Abgase aus der Industrie sinnvoll nutzen ist das Ziel des Projekts «Carbon-2-Chem». Holger Ruland (links), Daniel Laudenschleger (Mitte) und Martin Muhler kooperierten fĂŒr die Studie.
lien zu nutzen und so den CO2 -Ausstoss zu verringern. Auch fĂŒr eine nachhaltige Me thanolsynthese könnten HĂŒttengase als Ausgangsstoff dienen, zusammen mit elek trolytisch hergestelltem Wasserstoff. Im Rahmen von Carbon-2-Chem untersuchte das Forschungsteam zuletzt, wie sich Ver unreinigungen in HĂŒttengasen, die zum Beispiel in der Kokerei oder dem Hochofen entstehen, auf den Katalysator auswirken. Diese Arbeiten ermöglichten schliesslich auch die Erkenntnisse ĂŒber den Aufbau des aktiven Zentrums.
Aktives Zentrum fĂŒr Analyse deaktiviert Die Forscher hatten stickstoffhaltige Sub stanzen â Ammoniak und Amine â als Ver unreinigungen identifiziert, die als Katalysa torgift wirken. Sie deaktivieren den Katalysator, allerdings nicht dauerhaft: Ver schwinden die Verunreinigungen, erholt sich der Katalysator von selbst. Mithilfe ei ner einzigartigen selbst gebauten For schungsapparatur â einer Flussapparatur mit integrierter Hochdruck-Pulseinheit â leiteten die Forscher Ammoniak und AmiÂ
ne ĂŒber die KatalysatoroberflĂ€che, wo durch sie das aktive Zentrum mit Zink-Komponente zeitweilig deaktivierten. Trotz dieser Deaktivierung der Zink-Kompo nente konnte weiterhin eine andere Reak tion am Katalysator stattfinden: nĂ€mlich die Umsetzung von Ethen zu Ethan. Auf diese Weise wiesen die Forscher ein paral lel arbeitendes zweites aktives Zentrum nach, das metallisches Kupfer beinhaltet, aber keine Zink-Komponente besitzt. Da Ammoniak und die Amine an positiv geladene Metallionen auf der OberflĂ€che gebunden werden, war damit auch klar, dass Zink als Teil des aktiven Zentrums eine positive Ladung trĂ€gt. Originalpublikation Daniel Laudenschleger, Holger Ruland, Martin Muhler, «Identifying the nature of the active sites in methanol synthesis over Cu/ ZnO/Al2O3 catalysts», Nature Communica tions (2020); DOI: 10.1038/s41467-02017631-5 Medienmitteilung Ruhr-UniversitĂ€t Bochum www.rub.de 10/2020