Nr.6 Weihnachten 2011 Heiland, Hexen, Hoffnung . .... „O Heiland, reiß die Himmel auf“ - Wir haben den Text schon oft im Advent gesungen, so oft, dass uns die Sprengkraft dieser Worte nicht mehr auffällt. Den Himmel aufreißen anstatt ihn sanft zu öffnen. Denn die Hilfe vom Himmel wird sofort benötigt. Der Textdichter sieht nämlich täglich das Leid junger Frauen, die als Hexen gefoltert und am Scheiterhaufen verbrannt werden. Friedrich Spee, ein junger Jesuit, ist ihnen als Beichtvater zugeteilt. Er geht in die Kerker, er tröstet die von der Folter verstümmelten Menschen, er steht ihnen bei auf dem Weg zum Scheiterhaufen. Er kommt ihnen nahe und kommt zu der bestürzenden und für ihn selbst lebensgefährlichen Erkenntnis: „Persönlich kann ich unter Eid bezeugen, dass ich jedenfalls bis jetzt keine verurteilte Hexe zum Scheiterhaufen geleitet habe, von der ich unter Berücksichtigung aller Gesichtspunkte aus Überzeugung hätte sagen können, sie sei wirklich schuldig gewesen.“ In seiner Hoffnung ruft er zu Gott um Hilfe für die unschuldig Gequälten und hinterlässt ein Lied, das die Jahrhunderte überdauert.
O Heiland reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf, reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel vor. Er belässt es nicht bei dem schönen Lied, sondern schreibt die Geschichte Jesu in seinem eigenen Leben fort. Indem er den „Hexen“ beisteht, und indem er – anonym, um nicht selbst verbrannt zu werden – eine Streitschrift veröffentlicht: „Cautio Criminalis“, zu deutsch etwa „Vorsicht beim Prozess“. Die Frage, ob es Hexen gibt oder nicht, interessiert Spee nicht. Ihn quält die Frage, ob man mit der gängigen Folterpraxis Schuld oder Unschuld herausfinden kann, und er kommt zu einem klaren Nein: „Es muss gänzlich mit der Hexeninquisition aufgehört werden - so ein