82 Und tschüss!
SIEGESSAULE JANUAR 2019 • SIEGESSAEULE.DE
Das Letzte
> Neulich stieß ich im Netz auf das „radikalfeministische“ Bloggerinnen-Kollektiv Störenfriedas. Radikalfeministinnen, so lernte ich, akzeptieren nicht, dass trans Frauen Frauen sind und haben auch keinen Bock auf transweibliche Personen in Frauenräumen. Auf dem Blog erzählte eine Autorin von ihrem „schockierenden“ Erlebnis, als sie auf einer öffentlichen Frauentoilette war und dann ein „Mann in Frauenkleidern“ den Raum betrat. Diese Schilderung machte mich wütend und ich möchte zunächst folgende Frage in den Raum stellen: Woher wollte sie wissen, dass diese besagte Person ein Mann war und nicht vielleicht eine (trans) Frau? Man sollte der entsprechenden Person ruhig zutrauen, dass sie das Toilettenschild lesen kann und dann selbst am besten weiß, auf welches Klo sie am ehesten passt. Die Autorin hatete in ihrem Text weiter, dass „Menschen mit Schwanz auf dem Frauenklo“ für sie nicht klargehen würden. Hm, woher wusste sie denn nun schon wieder, dass diese Person einen Schwanz hatte? Sie wird sich höchstwahrscheinlich nicht am Waschbecken ausgezogen haben. Und mal ganz unabhängig davon: Egal, welches Genital sie haben, sollten trans* Personen Frauentoiletten benutzen dürfen, wenn sie sich dort richtig(er) fühlen. Das sah die Störenfrieda anders, denn ein Penis sei „eine potenzielle Waffe“. So ein Quatsch! Der Mensch ist eine Waffe, wenn er sich dafür entscheidet, sich scheiße zu verhalten. Weiter heißt es, es müsse ein „Recht auf schwanzfreie Räume für Opfer sexueller Gewalt“ geben. Wenn also eine Person einen solchen Raum betritt und dann von der Autorin als transweiblich eingeordnet wird, nimmt jene an, dass die Person einen Penis hat. Und von dieser Mutmaßung fühlt die Autorin sich dann be-
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Menschen mit Schwanz runter vom Frauenklo? Der Penis als potenzielle Waffe? Warum sogenannte Radikalfeministinnen dringend ihre cis Privilegien reflektieren sollten, erklärt unsere Kolumnistin FaulenzA
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droht. Oder erinnern sie manche trans Frauen etwa an den Täter, der ihr sexualisierte Gewalt angetan hat? Und kann das der Grund sein, sie alle vorsorglich aus sämtlichen Frauenräume auszuschließen? Abgesehen von der Tatsache, dass auch viele trans Frauen Opfer sexueller Gewalt sind, bezweifele ich, dass dieser Ansatz so funktioniert. Um es deutlich zu sagen: Er ergibt keinen Sinn. Warum? Ihm liegt folgende Sichtweise zugrunde: Für Menschen wie die Störenfrieda-Autorin ist eine trans Frau ein Mann. Dem muss vehement widersprochen werden, denn eine Frau ist, wer sich als Frau definiert. Für cis Menschen ist das manchmal schwer nachvollziehbar. Dennoch muss es einfach akzeptiert werden. Einer trans Person ihre Geschlechtsidentität abzusprechen ist Diskriminierung. Ich versteh auch gar nicht, warum sich manche cis Feministinnen so schwer damit tun. Ich akzeptiere cis Frauen doch auch als Frauen. Und ich bin sogar o.k. damit, wenn cis Frauen Frauenklos benutzen – es sei denn, sie labern da Scheiße, so wie diese sogenannten Radikalfeministinnen. Die Bezeichnung ist ohnehin ein sehr irreführendes Wort. Denn tatsächlich sind sie weder radikal noch feministisch. Feminismus muss sich gegen jede Unterdrückung richten: antirassistisch, antitrans*feindlich, antikapitalistisch. „Feministinnen“ à la Störenfrieda werden deshalb heute zu Recht als FARTs bezeichnet, als „Feminism-Appropriating Reactionary Transphobes“. Der Störenfriedas-Blog sollte deshalb aus dem Netz genommen werden, denn Diskriminierung ist keine legitime Meinung. Solche „Radikalfeministinnen“ sollten dringend ihre cis Privilegien reflektieren und sich mit ihrem eigenen Diskriminierungsverhalten, zum Beispiel ihrer Transmisogynie, auseinandersetzen! <
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