Siegessäule 11 2017

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Thema 25

Zurück ins Leben Nach dem Tod ihrer langjährigen Lebenspartnerin fand die Berlinerin Ute Laack in einem queeren Trauercafé Trost. Regelmäßig trifft sie sich nun mit anderen betroffenen Menschen im Schöneberger Café Finovo

> Nach dem Tod der Lebenspartnerin oder des Lebenspartners ist es schwierig, wieder in den Alltag zu finden. In einer Gesellschaft, in der das Thema Tod oft unter den Teppich gekehrt wird und Trauerrituale und -bräuche meist fehlen, suchen Betroffene Trost in Trauergruppen oder Trauercafés. Dort bekommen all die quälenden Fragen Raum: Wie will ich trauern? Wie geht das Leben weiter? Was gibt mir Trost? Wie gehe ich mit gut gemeinten Ratschlägen um? In so einem Setting sind Homophobie und unsensible Kommentare anderer TeilnehmerInnen das Letzte, womit man sich als queere Person beschäftigen möchte. Eventuell ist vom familiären Umfeld auch kein Mitgefühl zu erwarten – wohin also gehen? Ein Alternativangebot für die LGBTI-Community gab es bis vor Kurzem nicht in Berlin, bis das „Trauercafé für Lesben, Schwule und Transgender“ im Mai 2017 von einer Betroffenen, Uta Schneider, mitbegründet wurde. An jedem zweiten Sonntag im Monat treffen sich circa zehn Menschen im Café Finovo auf dem Alten Sankt-MatthäusKirchhof. Eine von ihnen ist Ute Laack. Die Berlinerin hatte ihre langjährige Lebensgefährtin bereits über ein Jahr zuvor verloren, als sie durch eine Bestatterin auf das queere Trauercafé aufmerksam wurde. Sie hatte schon etwas Abstand gewonnen und zuvor andere Trauergruppen besucht. „Immer, wenn ich über meine Lebensgefährtin gesprochen habe, fühlte ich mich nicht ernst genommen“, erzählt sie. „Als wäre das, was ich durchmache, nicht gleichwertig mit dem, was Heterosexuelle durchmachen, die ihren Ehepartner verloren haben. Es wird einem die Trauer abgesprochen! Sie haben das nie direkt gesagt, aber man kriegt das auf einer anderen Ebene schon mit.“ Im queeren Trauercafé muss keiner erklären, wie sie oder er fühlt und liebt. Beim ersten Treffen merkten Ute Laack und die anderen sofort, dass sie auf einer Wellenlänge waren, da alle die gleichen Fragen und Unsicherheiten hatten und den Schmerz der anderen nur zu gut kann-

ten. Hier konnten sie offen über ihre Trauer sprechen, gemeinsam lachen, weinen und einander trösten. Queer-spezifische und lebenspraktische Fragen fanden auch ihren Raum: Was tun mit der Kleidung? Sie selbst tragen und auf diese Weise der geliebten Person gedenken? Etwas, das sich Heterosexuelle seltener fragen dürften. Oder, wenn die Beisetzung noch bevorsteht: Welches Bestattungsinstitut ist queerfreundlich und welche Abschiedsrituale sind möglich? Schwerpunktmäßig richtet sich das Trauercafé an Queers, die ihre LebenspartnerInnen verloren haben. „Wenn die Beziehung glücklich und erfüllt war, dann wird einem ein Teil des Lebens weggerissen“, erzählt Ute Laack. „Es ist schwer, dafür Worte zu finden. Das kann man nicht verstehen, wenn man es nicht selbst erlebt hat.“ < Paula Balov

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