Transkutane CO2-Überwachung bei Neugeborenen

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KLINISCHER LEITFADEN

Transkutane CO2-Überwachung bei Neugeborenen

Klinischer Leitfaden:

Transkutane CO2-Überwachung

bei Neugeborenen

Autor:

Anne M. Geistkemper, MSc, RRT, RRT-NPS

Clinical Manager, Neonatal-Pediatric Section

Department of Cardiopulmonary Sciences | Division of Respiratory Care

Rush University Medical Center

Mitwirkende:

Denise L. (Pepper) Lauderbaugh, MPH, BSRT, RRT, RRT-NPS

Clinical Practice Specialist-Respiratory

Department of Respiratory Therapy

Rady Children’s Hospital-San Diego

Ann Donnelly, MS, RRT-NPS

Respiratory Clinical Research Expert

Department of Respiratory Care

Penn State Health Hershey Children’s Hospital

Jennifer Erkinger, MS, RRT-NPS, AE-C, C-NPT

Neonatal/Pediatrics Clinical Specialist

Department of Respiratory Care

Penn State Health Hershey Children’s Hospital

Betty Proffitt, RRT-NPS

Neonatal Intensive Care Unit Respiratory Care Coordinator

Department of Respiratory Care

University of Arkansas Medical Center

Sohrab Mayar, MSc, RRT

Clinical Market Development Manager

Dieser Leitfaden ist eine klinische Referenz für die Anwendung des transkutanen Monitorings(TCM)beiNeugeborenen.DieAnwendungvonTCMbeianderenPatientengruppenwirdgesondertbehandelt.

Inhalt

Bedeutung des Gasaustauschs bei Neugeborenen......................................................

Kohlendioxid-Management

Methoden der CO2-Überwachung..........................................................................

Richtlinien zu Arbeitsweise und Ausrüstung.............................................................

Korrelation mit der arteriellen Blutgasanalyse (BGA)..............................................

Klinische Anwendungsbereiche..................................................................................

Reduzierung des iatrogenen Blutverlusts.................................................................

Kontinuierliche Überwachung, Titration, und Entwöhnung der mechanischen Beatmungsunterstützung.......................................

Kontinuierliche Überwachung bei Hochfrequenzbeatmung (HFV)............................

Reduzierung von Schmerzen und Stimulation bei Neugeborenen..............................

Anwendung am Patienten..........................................................................................

Messstellen............................................................................................................

Verbrauchsmaterial...............................................................................................

Sensorapplikation..................................................................................................

Sensortemperatur und Messdauer

Arbeitsablauf........................................................................................................

Überlegungen bei speziellen Bedingungen.................................................................. Ödeme .................................................................................................................

Unreife Haut..........................................................................................................

Shuntings und niedrige Perfusion

Hypothermie.........................................................................................................

Klinische Leitlinien für die transkutane Überwachung................................................

Zusammenfassung

Bedeutung des Gasaustauschs bei Neugeborenen

Das Atmungssystem ist auf einen angemessenen Gasaustausch angewiesen, um Sauerstoff aufzunehmen, Kohlendioxid abzugeben und das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper sicherzustellen. Dieser Prozess ist hochgradig reguliert, um die Bedürfnisse des Körpers unter unterschiedlichsten Bedingungen zu erfüllen und die Homöostase aufrechtzuerhalten. Veränderungen des klinischen Zustands eines Patienten oder plötzliche Änderungen der Beatmungsunterstützung können dieses Gleichgewicht jedoch stören. Das primäre therapeutische Ziel der Beatmungsunterstützung von Neugeborenen ist die Aufrechterhaltung der Homöostase durch den Gasaustausch, bei gleichzeitiger Minimierung von möglichen Schädigungen des Patienten durch die Behandlung. Massnahmen zur Beatmungsunterstützung wie die mechanische Beatmung sind zwar lebensrettend, können aber gleichzeitig die Lunge, das Gehirn und andere lebenswichtige Organe schädigen.

Ein erhöhter Kohlendioxidgehalt (CO2) führt durch die Dilatation der zerebralen Arterien und Arteriolen zu einem Anstieg des zerebralen Blutflusses.1 Eine Hypokapnie hingegen bewirkt eine Gefässverengung und somit einen verminderten zerebralen Blutfluss. Das zerebrale Gefässsystem reagiert sehr empfindlich auf die Menge der zirkulierenden physiologischen Gase, wobei Hypokapnie und Hyperkapnie den Blutfluss und den Blutdruck im Gehirn beeinträchtigen können, was bei Frühgeborenen zu intraventrikulären Blutungen (IVH) und damit unter Umständen zu Hirnverletzungen führt.2-5 Eine Hypokapnie wird häufig mit einer signifikant höheren Inzidenz des Absterbens der weissen Substanz im Gehirn, der so genannten periventrikulären Leukomalazie (PVL), und einer im Gehirn verursachten Bewegungsstörung, der Zerebralparese (CP), in Verbindung gebracht. Eine Hyperkapnie wird häufig mit bronchopulmonaler Dysplasie (BPD), Retinopathie des Frühgeborenen (ROP) und einer höheren Prävalenz von nekrotisierender Enterokolitis (NEC) bei Frühgeborenen in Zusammenhang gebracht.6 Schwankungen des CO2-Gehalts in den ersten 72 Lebensstunden stehen in enger Verbindung mit Veränderungen des zerebralen Blutdrucks und -flusses, mangelnder Sauerstoffversorgung, eingeschränkter elektrischer Aktivität und Schädigungen des Gehirns von Frühgeborenen.7

Das transkutane Monitoring (TCM) ist eine nichtinvasive Technologie zur kontinuierlichen Überwachung des CO2-Gehalts in Echtzeit. Es ist für zeitnahe Beatmungsanpassungen zur Aufrechterhaltung einer wirksamen Beatmungstherapie hilfreich. Für das TCM wird eine miniaturisierte Stow-Severinghaus-Elektrode verwendet, die ein Heizelement enthält, das direkt auf der Haut platziert wird. Die Arterialisierung durch die Erwärmung der Haut ermöglicht die Diffusion von CO2 aus den Kapillarbetten durch die äusserste Schicht der Epidermis zur Elektrode, wo pH-Änderungen gemessen und in den transkutanen Partialdruck von Kohlendioxid (tcPCO2) in mmHg umgerechnet werden. TCM wurde in den 1970er-Jahren entwickelt und hat seitdem erhebliche technische Fortschritte gemacht, wodurch Patientenüberwachung und -sicherheit weiter verbessert werden konnten.

SCHWERE HYPERKAPNIE

65 mmHg

ZU BEACHTEN: Atemfrequenz

Kongenitale Zwerchfellhernie (CDH)

45 mmHg

NORMOKAPNIE

30 mmHg

SCHWERE HYPOKAPNIE

Tidalvolumen

Max. Inspira- tionsdruck Amplitude (HFOV)

I:E-Verhältnis (Inspirationszeit verlängern)

• Permissive Hyperkapnie zulassen (PCO 2 45-65mmHg).

Transiente Tachypnoe bei Neugeborenen (TTN)

• PCO 2 > 60mmHg steht mit einer geringeren Überlebensrate in Zusammenhang. 11-13

Bronchopulmonale Dysplasie (BPD)

• Permissive Hyperkapnie zulassen (PCO 2 50-55mmHg), solange der pH-Wert im normalen Bereich bleibt. Bei schwerer Erkrankung kann ein PCO 2 -Wert bis 70mmHg toleriert werden. 14

Mekoniumaspirationssyndrom (MAS)

• Permissive Hyperkapnie zulassen (PCO 2 50-55mmHg), solange der pH-Wert im normalen Bereich bleibt.

BEACHTEN:

ZU

• Normale Ventilation beurteilen und aufrechterhalten.

• Institutionsvorgaben und bewährte Verfahren befolgen.

Atemfrequenz

Tidalvolumen

Max. Inspira- tionsdruck Amplitude (HFOV)

Atemnotsyndrom (RDS)

• Normale Ventilation beurteilen und aufrechterhalten.

I:E-Verhältnis (Inspirationszeit verlängern)

• Institutionsvorgaben und bewährte Verfahren befolgen.

Anhaltender pulmonaler Bluthochdruck bei Neugeborenen (PPHN)

• Routinemässige Anwendung von TCM zur Beurteilung und Aufrechterhaltung einer normalen Ventilation, da Hyperkapnie und Azidose den pulmonalen Gefässwiderstand (PVR) vergrössern.

Kohlendioxid-Management

TCM kann Echtzeitinformationen über Schwankungen der PCO2-Werte in neonatalen therapeutischen Situationen liefern, in denen Hypokapnie oder Hyperkapnie auftreten können. Viele Frühgeborene benötigen aufgrund ihres unterentwickelten Atmungssystems eine Form der Atemunterstützung, wie z. B. nichtinvasive oder invasive mechanische Beatmung.8 Um die Schädigung der Lungen, des Gehirns und anderer Organe zu minimieren, ist es von entscheidender Bedeutung, therapeutische Ansätze anzuwenden, die den Gasaustausch verbessern. Die erfolgreiche Aufrechterhaltung eines adäquaten Gasaustauschs ist ein Schlüsselfaktor für die Wirksamkeit von Therapien zur Unterstützung der Atmung. Daher ist es unerlässlich, den Gasaustausch bei Neugeborenen, die beatmet werden, genau zu überwachen. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass die Aufrechterhaltung eines CO2-Spiegels von 37,5-52,5 mmHg bei Frühgeborenen sicher und wirksam ist. Eine genaue Überwachung der Säuglinge in den ersten vier Lebenstagen ist erforderlich, da ihre Fähigkeit zur Selbstregulierung beeinträchtigt ist und extreme PCO2-Werte zu Schädigungen führen können.1,9

Bei Frühgeborenen, die eine nichtinvasive Beatmungshilfe benötigen, wird eine Strategie der permissiven Hyperkapnie (PCO2-Werte zwischen 40 und 55 mmHg) empfohlen.10-12 Dieser Ansatz kann die Notwendigkeit einer verlängerten mechanischen Beatmung und das Risiko einer beatmungsbedingten Lungenschädigung (VILI) verringern. Verschiedene Erkrankungen von Neugeborenen sowie empfohlene CO2-Ziele zur Verbesserung des Gasaustauschs sind in Tabelle 1 aufgeführt.

Frühgeborene sind besonders anfällig für plötzliche und starke Schwankungen des arteriellen PCO2, da sie noch nicht voll entwickelt sind. Auch behandlungsbedingte Probleme können den PCO2-Wert stark schwanken lassen. TCM ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung der tcPCO2Trends, so dass die Einstellungen des Beatmungsgeräts angepasst werden können, um die tcPCO2-Werte in einem sicheren Bereich zu halten. Abbildung 1 zeigt ein Beispiel für die stündlichen tcPCO2-Trends während der ersten sieben Tage der Überwachung, mit Anmerkungen zu hyperkapnischen und hypokapnischen Werten. Tabelle 2 fasst die Auswirkungen abnormaler Werte, mögliche Ursachen und vorgeschlagene Behandlungsmassnahmen bei PCO2-Werten, die ausserhalb des gewünschten Bereichs liegen, zusammen.

STÜNDLICHE TRENDS DES TCPCO2 ÜBER DIE ERSTEN 7 TAGE (median –, 5-95 percentile - - -)

Schwere Hyperkapnie

tcPCO2 >65mmHg

Permissive Hyperkapnie tcPCO2 bei 60-65mmHg

Normokapnie

tcPCO2 >30 und <60mmHg

Schwere Hypokapnie tcPCO2 <30mmHg

Quelle:ThéophileGaillot,AlainBeuchée,PierreBétrémieuxCHUdeRennes(Rennes,FR)8thEuropeanConferenceon Pediatric and Neonatal Ventilation 29.03.2006 - 01.04.2006, Poster Session AdaptionderOriginalstudie

Abbildung 1

Methoden der CO2-Überwachung

Die arterielle Blutgasanalyse (BGA) ist der Goldstandard zur Messung des CO2-Gehalts bei Neugeborenen. Diese Methode gilt als der genaueste Indikator für eine ausreichende Beatmung bei Neugeborenen. Die wiederholte Durchführung von BGAs ist jedoch invasiv und birgt potenzielle Komplikationen wie iatrogenen Blutverlust, Schmerzen und Infektionen an der Punktionsstelle. Ausserdem liefern BGAs nur punktuelle Messungen der PCO2-Werte, die sich bei Neugeborenen schnell und signifikant ändern können.

Die Messung des endtidalen Kohlendioxids (etCO2), ist eine nicht-invasive Technik zur kontinuierlichen Schätzung der arteriellen Kohlendioxidspannung (PaCO2) durch Messung der CO2-Konzentration in der Ausatemluft eines Patienten. Diese Methode ist bei Neugeborenen oft nicht durchführbar, da ein übermässiger Totraum im Beatmungskreislauf des Patienten

entsteht und Ungenauigkeiten durch ein Missverhältnis zwischen Beatmung und Perfusion sowie durch die Inkompatibilität mit bestimmten Beatmungsformen wie der nichtinvasiven und der Hochfrequenzbeatmung verursacht werden.

TCM umgeht diese Probleme, indem es den PCO2-Wert nichtinvasiv durch die Haut aus dem kapillären Blutstrom überwacht und so eine genaue und kontinuierliche Echtzeitüberwachung des tcPCO2-Wertes ermöglicht, ohne dass eine Blutentnahme erforderlich ist.

Ein Vergleich der Vorteile und Limitationen verschiedener CO2 Überwachungsmethoden ist in Tabelle 3 zusammengefasst.

FOLGEN ABNORMALER WERTE

• Prädisponiert Säuglinge für intraventrikuläre Hämorrhagie (IVH)

• Signifikanter Zusammenhang mit bronchopulmonaler Dysplasie (BPD) bei untergewichtigen Säuglingen

• Erhöhte Prävalenz für nekrotisierende Enterokolitis (NEC)

• Erhöhte Prävalenz für Retinopathie des Frühgeborenen (ROP)

• Schlechtere Prognose bei Säuglingen mit kongenitaler Zwerchfellhernie (CDH)

• Verschiebt die OxyhämoglobinDissoziationskurve nach rechts, was eine erhöhte Freisetzung von Sauerstoff ins Gewebe zur Folge hat

• Respiratorische Azidose

• Koma und Herz- oder Atemstillstand (schwere hyperkapnische Azidose)

Achten Sie auf fälschlich hohe tcPCO2-Werte aufgrund schlechter Perfusion durch Kühlung oder hämodynamische Instabilität.

• Früh- und Neugeborene mit Risiko für Zerebralparese (CP)

• Hohes Risiko einer IVH

• Hohes Risiko einer periventrikulären Leukomalazie (PVL)

• Folge von transienter Tachypnoe des Neugeborenen (TTN)

• Kognitive Entwicklungsstörung

• Respiratorische Alkalose

MÖGLICHE URSACHEN

Mechanischer Totraum

Sekret

Faktoren, welche das Minutenvolumen verringern, erhöhen den anatomischen Totraum

Verminderte neuromuskuläre Funktion der Atemwege oder des Brustkorbs (Ermüdung der Atemmuskulatur)

Verminderter zentraler Atemantrieb (Hypothermie, metabolische Azidose, Enzephalitis, Überdosierung von beruhigenden Medikamenten)

KLINISCHE INTERVENTIONEN

Mechanischen Totraum beseitigen.

Sekret absaugen.

Möglichkeiten zur Atemwegssicherung in Betracht ziehen.

Erhöhte CO2-Produktion (Fieber, Sepsis, Überernährung, metabolische Azidose)

Erhöhung der Beatmungsunterstützung erwägen (IMV und NIV).

Erhöhung der Amplitude erwägen (HFV).

Erwärmungsmethoden optimieren und Exposition zur Umgebungsluft reduzieren.

Sedierung optimieren.

Metabolische Azidose mit geeigneten Massnahmen behandeln.

Initiativen für die “Goldene Stunde” in Betracht ziehen.

Sepsis mit geeigneten Massnahmen behandeln.

Strategien zur Reduzierung von Infektionen in Betracht ziehen. Überernährung vermeiden.

Steigende Werte können auf einen Pneumothorax, eine versehentliche Extubation und/oder einen verschobenen Endotrachealtubus (ETT) / eine Atemwegsobstruktion hinweisen

GEWÜNSCHTER BEREICH

Faktoren, welche das Minutenvolumen erhöhen.

Verminderter zerebraler Blutfluss aufgrund von Gefässverengung.

Atemwege auf Verlegung untersuchen.

Beurteilung des Röntgen Thorax.

Verringerung der Beatmungsunterstützung erwägen (IMV und NIV).

Verringerung der Amplitude erwägen (HFV).

Gradient zwischen tcPCO2 und PaCO2 beobachten (Prüfung auf niedrigen Blutdruck bzw. auf veränderte Perfusion).

Tabelle 3. Vorteile und Limitationen der unterschiedlichen Methoden des

BLUTGASANALYSE (PACO2)

• Misst Sauerstoffspannung (PaO2), Kohlendioxidspannung (PaCO2), Säuregrad (pH), Oxyhämoglobinsättigung.

• (SaO2) und Bikarbonat (HCO3)-Konzentration direkt im arteriellen Blut.

• Kann Säure-Basen-Störungen erkennen und überwachen.

• Kann angewendet werden, um die Reaktion des Patienten auf Behandlungseingriffe zu bewerten.18

• Empfohlen zur Überwachung des Schweregrads und des Fortschreitens einer dokumentierten kardiopulmonalen Krankheitsgeschichte.18

• Fehleranfällig bei unsachgemässer Blutentnahme und -lagerung.

• Invasives Verfahren mit Komplikationsrisiken wie Schmerzen, Blutergüssen, Blutungen und Infektionen.

• Komplikationen bei liegendem arteriellem Katheter: Blutergüsse, Schmerzen, Schwellungen und Blutungen an der Einstichstelle, lokale und systemische Infektionen, und iatrogener Blutverlust aufgrund von Blutentnahmen.

• Intermittierende Blutentnahmen können Interventionen verzögern.

ENDTIDALES CO2 (ETCO2) TRANSKUTANES CO2-MONITORING (TCPCO2)

• Nicht-invasiv

• Liefert Wellenform, mit der erfahrene Kliniker Compliance und Widerstandsprobleme interpretieren können.

• Schnelle Reaktionszeit ermöglicht eine Beurteilung der ETT-Position.14

• Reduziert den Bedarf an häufigen und wiederholten arteriellen Blutgasanalysen.13

• Kann bei Säuglingen eingesetzt werden, die eine nicht-invasive Beatmung (NIV) oder dauerhaft positiven Atemwegsdruck (CPAP) erhalten, sowie bei solchen, die nicht mechanisch beatmet werden.14

• Kann bei Hochfrequenzbeatmung (HFV) eingesetzt werden.14

• Im Vergleich zur etCO2-Messung unabhängig von einer Störung des V/Q-Verhältnissies und weniger umständlich einsetzbar.14

• Bessere Korrelation mit PaCO2 bei beatmeten Säuglingen während des Transports.15

• Unzuverlässig bei Neugeborenen mit schwerer Lungenerkrankung und gestörtem V/QVerhältnis.13

• Inkompatibel mit NIV und HFV.6

• Kann unpraktisch sein, erhöht Gewicht und Totraum, und kann Beatmungstrigger fälschlicherweise automatisch auslösen.13

• Der Messsensor kann durch Sekrete beeinträchtigt werden und verstopfen (Seitenstrom-etCO2).13

• Undichtigkeiten am Schlauch beeinflussen Messwerte und Kurvenverläufe.

• Die Aufwärm- und Kalibrierungszeit für Messungen beträgt in der Regel mehrere Minuten.16

• Hautschäden durch die Wärme des Sensors (können durch niedrigere Temperaturen und fortschrittliche Sicherheitsalgorithmen vermieden werden).17

• Physiologische Einschränkungen, welche die Zuverlässigkeit beeinträchtigen: Hautödeme, unzureichende Gewebedurchblutung, Azidose.

• Anwendungseinschränkungen: Hautkomplikationen durch Pflaster der Kleberinge, unsachgemässe Sensorplatzierung, eingeschlossene Luftblasen sowie Geräte- oder Kalibrierungsfehler.13

Richtlinien zu Arbeitsweise und Ausrüstung

TcPCO2 wird traditionell mit einem miniaturisierten Stow-Severinghaus-Sensor gemessen, der nach seinen Erfindern Richard Stow und John Severinghaus benannt ist.19,20 Der Sensor besteht aus einer pH-Elektrode, einer Referenzelektrode, einer Elektrolytlösung, einer hydrophoben CO2permeablen Membran und einem Heizelement (Abbildungen 2 und 3). Das Heizelement erwärmt die Haut sanft, um eine lokale Hyperämie auszulösen, die den Blutfluss zum dermalen Kapillarbett unter dem Sensor erhöht. CO2 diffundiert durch das Stratum corneum, die äusserste Schicht der Epidermis, und durch die CO2-durchlässige Membran des Sensors, um mit der Elektrolytlösung im Inneren des Sensors zu reagieren und H+ und HCO3- zu bilden. Das H+-Ion ist proportional zur Menge des durch eine Membran diffundierenden CO2 (Henderson Hasselbalch-Gleichung).

CO2 + H2O H2CO3 HCO3- + H+

Optoden (LED & PD)

Elektrolytschicht

Kontaktgel

HAUT

Mikro-pHGlaselekrode Heizresistoren und zwie Temperatursensoren

CO2-durchlässige Membran

Abbildung 2

Die pH-Elektrode spiegelt die durch H+-Ionen erzeugte Spannungsänderung wider, die dann in PCO2-Werte umgerechnet werden kann.17 Die Ansprechzeit der Stow-Severinghaus-Elektrode liegt Berichten zufolge zwischen einer und fünf Minuten.

CO2 + H2O
HCO3- + H+

Aufgrund der erhöhten Temperatur des Sensors ist der auf der Haut gemessene PCO2-Wert im Allgemeinen höher als der arterielle Wert, was ein Korrekturmodell für eine bessere Korrelation mit den arteriellen PCO2-Werten erforderlich macht. Dieser Anstieg der PCO2Werte auf der Haut ist auf zwei Hauptfaktoren zurückzuführen: Erstens führt der Temperaturanstieg zu einem Anstieg des Blut- und GewebePCO2 (anaerober Faktor); zweitens produziert epidermales Gewebe CO2, das in konstanter Menge zum kapillaren CO2-Niveau beiträgt (metabolische Konstante).17 Die unten dargestellte Severinghaus-Gleichung korrigiert zunächst den bei der Sensortemperatur (T) gemessenen kutanen PCO2 (PcCO2)-Wert auf 37°C, indem sie einen anaeroben Temperaturfaktor (A) anwendet und dann eine Schätzung des lokalen metabolischen Offsets (M) subtrahiert. Die vom TCM-Gerät angezeigten PCO2-Werte sind daher normalerweise auf 37°C korrigiert und liefern eine Schätzung des PaCO2 bei physiologischer (37°C) Temperatur.

tcPCO2 (37°C) = PcCO2 (T)

10(T-37°C)×A -M

Korrelation mit der arteriellen Blutgasanalyse (BGA)

Bei Neugeborenen, die beatmet werden müssen, sind Blutgasanalysen (BGA) nach wie vor der Goldstandard für die Beurteilung der Sauerstoffversorgung, der Ventilation und des Säure-Basen-Gleichgewichts. Die transkutane CO2-Überwachung wurde im Vergleich zu BGAs für alle Beatmungsformen , sowie bei verschiedenen Patientengruppen und Bedingungen umfassend validiert. TCM hat eine starke Korrelation und eine gute klinische Genauigkeit bewiesen und bietet gleichzeitig eine kontinuierliche Überwachung der CO2Werte, was mit Blutentnahmen nicht möglich ist. Tabelle 4 gibt einen Überblick über klinische Studien zur Genauigkeit des TCM.

Lichtdetektor (SpO2 + Pulsrate)*

Mikro-pHGlaselektrode (tcPCO2)

Lichtquelle (SpO2 + Pulsrate)*

Abbildung 3

TABELLE 4 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

NIV Nicht-invasive Ventilation

IMV Invasive mechanische Ventilation

HFV Hochfrequenz-Ventilation

VLBW Sehr geringes Geburtsgewicht

GA Gestationsalter

BW Geburtsgewicht

NS Nicht spezifiziert

Keine 21

r=0.85

tcPCO 2 und PaCO 2 -Verzerrung von 4,7 (95% LoA -7,8 bis 17,1) mmHg

42°C und 43°C

• Thorax • Abdomen

• Untere Extremität

Keine 22

r=0.6, P<0.001

tcPCO 2 und PaCO 2 (51,3±16 vs. 49,1±13,7, P=0,24) unterschieden sich nicht

• NIV

• IMV

• HFV

41°C

• 68 Neugeborene

• Mittleres GA 26 4/7 (IQR 25 3/7)27 5/7); 803 (IQR 708-1006 g BW

Keine 23

• 625 Datenpaare

• Abdomen

• Raumluft

• Oberer Thorax

• Bubble-CPAP

• Hohe Inzidenz von Sepsis (61,8%)

VLBW-Neugeborene

• 52

• 28,1 ±2,4 Wochen GA; 1035±291 g Körpergewicht

Keine 24

NS 25

Keine 26

• Stirn

• Oberer Rücken

• Innenseite der Oberschenkel

• NIV

• IMV

• HFV

• 124 Datenpaare

r=0.83

tcPCO 2und PaCO 2 -Verzerrung von 1,86 (95% LoA -17,96 bis 21,68).

tcPCO 2 und PaCO 2 lagen bei 126 (68,5%) Messungen innerhalb von ±5mmHg NS

Die mittlere Abweichung zwischen

tcPCO 2 und PaCO 2 betrug 0,6mmHg (95% LoA -13,6 bis 14,7mmHg)

ICC=0.78

NS

tcPCO 2 -PvCO 2 -Gradient von 0±7,8

Die mittlere Abweichung zwischen tcPCO 2 und PaCO 2 bei 42°C betrug 2,93mmHg (95% LoA -8,16 bis 14,01mmHg). Die mittlere Abweichung zwischen tcPCO 2 38°C und tcPCO 2 42°C betrug 2,2mmHg (95% LoA -7,04 bis 11,44mmHg).

42°C

42°C

43°C (Messdauer 3 Stunden)

42°C (Kontrolle) vs. 38°C 39°C, 40°C, 41°C

• Stirn

• Intubation

• Abdomen

• Voll-Anästhesie

• Thorax

• Schulter/Rücken

• Thorax (90,2%) bevorzugt

• Überwiegend IMV (n=161,87,5%)

• Thorax

• Rumpf

• IMV

• NS

• 20 Kleinkinder

• Bis zu einem Alter von 12 Monaten; unter 10 kg (medianes Gewicht 4,45 kg, Spanne 1,8-9,8 kg)

• Erfordern elektive Operation mit Vollnarkose

• 184 schwerkranke Kinder

• Medianes Alter 31,8 Monate (IQR 3,5-123,3)

• Gepaarte tcPCO 2 und PaCO 2 Werte

• Herzerkrankungen (n=76, 41,3%) und Zunahme des subkutanen Gewebes (n=18, 9,8%)

• 37 VLBW-Kinder

• 27,7±1,9 GA und 1003±331 g BW

• 99 Datenpaare

• 20 Frühgeborene

• 30±2 Wochen GA und 1378±323g Gewicht bei der Untersuchung, 2±1 Tag Alter bei der Untersuchung

Klinische Anwendungsbereiche

Bei Neugeborenen kann sich Atemnot in Form von Tachypnoe, Nasenblähung, Retraktion, Schnarchen und Zyanose oder Hypoxie äussern, was eine invasive oder nichtinvasive Atemunterstützung erfordert. Die kontinuierliche Überwachung der PCO2-Werte ist bei Säuglingen mit Atemwegserkrankungen wie RDS, TTN, PPHN, Asphyxie, CDH, BPD oder MAS von entscheidender Bedeutung, da Neugeborene anfälliger für plötzliche Veränderungen der PCO2Werte sind, was unter Umständen wiederholte Blutgasmessungen notwendig macht.

TCM bietet eine nicht-invasive, kontinuierliche CO2-Überwachung und kann dynamische Veränderungen des PCO2-Spiegels in Echtzeit erkennen, wodurch verhindert werden kann, dass die Werte in kritische Bereiche ausschlagen. So kann eine entsprechende respiratorische Versorgung gewährleistet werden. TCM ist besonders nützlich bei Neugeborenen, die invasive und nichtinvasive Beatmung benötigen (z.B. konventionelle mechanische Beatmung, HFOV und NIV), sowie während der Anpassung und Entwöhnung von diesen Beatmungsmethoden.

Reduzierung des iatrogenen Blutverlusts

Viele diagnostische Tests, wie auch die Blutgasanalyse, werden standardmässig in regelmässigen Abständen angeordnet, anstatt auf der Grundlage spezifischer klinischer Notwendigkeit. Diese Tests liefern nur eine Momentaufnahme des Patientenzustandes, können zu Infektionen führen, verursachen unnötigen iatrogenen Blutverlust und machen unter Umständen Bluttransfusionen bei Neugeborenen notwendig. Eine Studie ergab, dass der häufigste Grund für Blutentnahmen auf allen Intensivstationen – einschliesslich der Erwachsenen-, pädiatrischen- und neonatologischen Intensivstation – arterielle Blutgasentnahmen waren.33 Eine andere

Studie ergab, dass Neugeborene ein Drittel ihres gesamten Blutvolumens durch häufige Blutentnahmen innerhalb des ersten Lebensmonats verloren haben.34 Frühzeitiger Blutverlust durch Blutentnahmen führte gemäss einer retrospektiven Analyse von 149 Frühgeborenen zu einer Verringerung des körpereigenen Blutes um 58%, und wurde mit der En-twicklung einer bronchopulmonalen Dysplasie in Verbindung gebracht.35 Transkutane Messungen können den Bedarf an Blutgasanalysen erheblich reduzieren, die Über-wachung von Beatmung und CO2-Werten verbessern und gleichzeitig Mediziner auf Veränderungen des Patientenzustands hinweisen.36

Kontinuierliche Überwachung, Titration, und Entwöhnung der mechanischen Beatmungsunterstützung

Aufgrund des unreifen Atmungssystems von Frühgeborenen benötigen die meisten eine Form der Atemunterstützung – entweder nichtinvasive oder invasive mechanische Beatmung (MV) – um einen angemessenen Gasaustausch aufrechtzuerhalten.8 Invasive MV wird notwendig, wenn nicht-invasive Methoden nicht ausreichend sind. Das Risiko für invasive MV steigt durch ein niedrigeres Gestationsalter. Obwohl lebensrettend, besteht bei invasiver MV die Gefahr von Schädigungen der Lunge, des Gehirns und anderer Organe. Die mechanische Beatmung birgt das Risiko eines pulmonalen Leckage, wie z. B. eines Pneumothorax, insbesondere bei Neugeborenen mit zugrundeliegender Lungenerkrankung – bei der transkutanen CO2-Überwachung kann ein Anstieg des tcPCO2-Trends ohne Änderung der Oxygenierung darauf hinweisen. TCM bietet Echtzeiteinblicke in Veränderungen der PCO2Werte, ermöglicht so die Erkennung von Beatmungskomplikationen und unterstützt das PCO2-Management.

Auf einer neonatologischen Intensivstation werden die Beatmungseinstellungen auf der Grundlage einer kontinuierlichen Überwachung angepasst, um die gewünschten Gas-

Kontinuierliche Überwachung bei Hochfrequenzbeatmung (HFV)

Die Hochfrequenz-Oszillationsventilation (HFOV) und die Hochfrequenz-Jet-Ventilation (HJV) werden häufig bei Neugeborenen eingesetzt, wenn die herkömmliche mechanische Beatmung keinen ausreichenden Gasaustausch gewährleistet oder wenn ein hohes Risiko für Lungenverletzungen, wie z. B. eine VILI, besteht. Bei Neugeborenen kann es jedoch zu raschen PCO2-Schwankungen kommen, insbesondere nach Beginn der HFOV, da diese Beatmungsform CO2 effektiv reduziert. Diese

austauschziele zu erreichen. So ist beispielsweise bei Patienten mit angeborener Zwerchfellhernie eine häufige Überwachung der Beatmung erforderlich, um eine permissive Hyperkapnie (PCO2 zwischen 45 und 65mmHg) zu erreichen und aufrechtzuerhalten.

Der Prozess der Reduzierung der MV-Unterstützung bei Neugeborenen beinhaltet die schrittweise Verringerung der MV-Einstellungen und die gleichzeitige Sicherstellung eines angemessenen Gasaustauschs. Sobald zu erwarten ist, dass ein ausreichender Gasaustausch erreicht und mit nichtinvasiver Unterstützung aufrechterhalten werden kann, sollte die mechanische Beatmung bei Neugeborenen abgesetzt werden. Die Überwachung der CO2-Werte mit nichtinvasiven Methoden (wie TCM) ermöglicht EchtzeitAnpassungen und die Ausrichtung auf einen optimalen Gasaustausch während der Entwöhnung und Beendigung der MV. Wenn ein Patient weiterhin hohe PCO2-Werte zeigt, die sich mit konventioneller MV nicht regulieren lassen, wird häufig HFOV eingesetzt. Studien haben gezeigt, dass sich PCO2-Werte von mehr als 60mmHg negativ die Überlebensrate von Patienten mit angeborener Zwerchfellhernie auswirken.28-30

schnellen Änderungen des PCO2 haben nachweislich negative Auswirkungen auf den zerebralen Blutfluss. Die American Association for Respiratory Care (AARC) empfiehlt die Verwendung von tcPCO2, wenn die Überwachung der Angemessenheit der Beatmung angezeigt ist.31 Daher ist eine kontinuierliche transkutane Überwachung des PCO2 bei Neugeborenen, die HFV erhalten, von entscheidender Bedeutung und hat sich als zuverlässig erwiesen.32

Reduzierung von Schmerzen und Stimulation bei Neugeborenen

Routinemässige medizinische Eingriffe bei Neugeborenen können ein unterschiedliches Mass an Unbehagen, Stress oder Schmerzen verursachen. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass Neugeborene Schmerzen empfinden und dass eine wirksame Schmerzbehandlung sowohl kurz- als auch langfristige Vorteile haben kann.37-39 Akute Schmerzen nach hautverletzenden Eingriffen wie eine Arterienpunktion, das Legen eines arteriellen oder venösen Zugangs oder eine Lumbalpunktion erleben Neugeborene, die auf der neonatologischen Intensivstation (NICU) aufgenommen werden, häufig. Berufsverbände und Elterngruppen erwarten vom medizinischen Pflegepersonal, die Schmerzbelastung von Neugeborenen zu minimieren.40-42 Säuglinge

mit einer hohen Anzahl von Hautverletzungen haben gemäss Untersuchungen im Alter von 8 bis 18 Monaten nachweislich schlechtere Indizes für die weitere geistige Entwicklung.43 Häufige invasive Eingriffe im frühen Lebensalter wurden mit einer verringerten weissen Substanz und einem niedrigeren IQ in Verbindung gebracht.44 Jede Einrichtung, die Säuglinge betreut, sollte über ein Schmerzkontrollprogramm verfügen, um sicherzustellen, dass Neugeborene eine angemessene Schmerzbehandlung erhalten.40,45-47 TCM kann zur Vermeidung von Schmerzerfahrungen bei Neugeborenen beitragen und die Notwendigkeit für schmerzhafte oder stimulierende Verfahren verringern, wie in Tabelle 5 dargestellt.

Tabelle 5. Vorgeschlagene Massnahmen im Zusammenhang mit Schmerzen und Stimulation bei Neugeborenen

MASSNAHME 1

Verringerung der Häufigkeit von schmerzhaften Verfahren und unnötigen Reizen

Erwägen Sie die Einführung nichtinvasiver Überwachung wie z.B. transkutanes pCO2 und/oder NIRS

MASSNAHME 2

Vorbeugung oder Linderung akuter Schmerzen durch Verabreichung eines Analgetikums im Vorfeld von erwarteten schmerzhaften Verfahren

Kombination von pharmakologischen (Saccharose, Glukose, Säuglingsnahrung) und nicht-pharmakologischen Massnahmen (Stillen, Schnuller, Wickeln und Hautzu-Haut-Känguru-Pflege)

MASSNAHME 3

Schrittweise Gabe von Analgetika, je nach Grad der zu erwartenden Schmerzen während des Verfahrens

Topische Anästhesiecreme und kurz wirksame systemische Analgetika für Neugeborene, die sich einer längeren oder schmerzhafteren hautverletzenden Prozedur unterziehen müssen, wie z. B. einer arterielle Punktion oder dem Legen eines arteriellen oder venösen Zugangs

Anwendung am Patienten

Die transkutane Überwachung kann bei neonatalen und pädiatrischen Patienten eingesetzt werden, bei welchen eine kontinuierliche, nicht-invasive Messung des CO2 benötigt wird. Als Patiententyp “Neugeboren” definiert das digitale Überwachungssystem von Sentec alle Patienten, die jünger als termingeboren plus 12 Monate sind.

Messstellen

Da die Hautfläche eines Säuglings viel kleiner ist als die eines Erwachsenen, kommt der Auswahl der Messstelle für die Platzierung des transkutanen Sensors grosse Bedeutung zu. Die physiologischen Eigenschaften der von Sentec empfohlenen Messstellen zeichnen sich durch eine dünne Epidermis, wenig bis gar keine Fettablagerungen und eine hohe Dichte an Kapillaren mit reichlich Blutfluss aus. Zu den empfohlenen Stellen, die in Abbildung 5 dargestellt sind, gehören der

Thorax, der Bauch, der Rücken, der untere Bereich der Stirn, die Schläfe und die innere oder vordere Seite des Oberschenkels.

Bei der Auswahl der Messstelle sollte der Anwendende die Position des Patienten, die Windel, Wickel und andere medizinische Geräte berücksichtigen, die am Patienten angelegt sind, um sicherzustellen, dass während der Messung kein Druck auf den Sensor ausgeübt wird.

Mögliche Messstellen für PCO2/PO2

Verwenden Sie MAR/e-SF für empfindliche, fragile Haut oder MAR/e-MI für normale, intakte Haut.

Abbildung 5

Verbrauchsmaterial

Sentec bietet eine Vielzahl von Befestigungslösungen für Neugeborene an, darunter einen Befestigungsring, der speziell für Frühgeborene entwickelt wurde.

Der selbstklebende Einmal-Befestigungsring für normale, gesunde Haut (MAReMI) ist ein universell einsetzbarer Ring für termingeborene Patienten und alle Patienten mit guter Hautintegrität.

Der selbstklebende Einmal-Befestigungsring für empfindliche, fragile Haut (MARe-SF) wird für Frühgeborene oder Patienten mit empfindlicher oder fragiler Haut empfohlen.

Das StaysiteTM-Zusatzpflaster (SA-MAR) kann über dem MARe verwendet werden, wenn in Umgebungen mit hoher Luftfeuchtigkeit oder bei mobilen Patienten eine besonders sichere Anbringung erforderlich ist.

Sensorapplikation

Applizieren Sie den Sensor gemäss den nachfolgenden Empfehlungen.

Abbildung 6

1. Reinigen Sie die Haut des Patienten an der Messstelle und lassen Sie sie trocknen.

2. Bringen Sie den selbstklebenden Befestigungsring an der Messstelle an und drücken Sie dann leicht um den Ring herum, um eine gute Haftung auf der Haut herzustellen. Vergewissern Sie sich, dass die Haut unter dem Pflaster nicht faltig ist.

3. Geben Sie 1 bis 2 Tropfen Sentec Kontaktgel in den Ring. Achten Sie darauf, den Befestigungsring nicht zu benetzen.

4. Halten Sie den Sensor am Sensorende, setzen Sie zuerst die Nase des Sensors in den

Ring ein und drücken Sie dann das Ende leicht herunter, bis der Sensor einrastet. Drehen Sie den Sensor im Ring, um das Kontaktgel zu verteilen und Luftblasen zu entfernen.

5. Bei Bedarf können Sie das Sensorkabel mit Klebeband fixieren. Verlegen Sie das Sensorkabel korrekt, damit es sich nicht verfängt. Das Kabel muss locker genug sitzen, sodass es während der Überwachung nicht unter Zug kommt. Drücken Sie nochmals sanft auf den Sensor, um sicherzustellen, dass der Sensor korrekt appliziert ist.

Sensortemperatur und Messdauer

Nach der Applikation erwärmt der Sensor die Haut an der Messstelle leicht. Ein beheizter Sensor ist unerlässlich für eine genaue Messung – dadurch wird die Kapillardurchblutung erhöht, der Stoffwechsel stabilisiert und die Gasdiffusion durch das Hautgewebe verbessert.

Sentec gibt Empfehlungen für die Sensortemperatur und die Messdauer, welche für die Haut von Neugeborenen unbedenklich sind und dennoch die Messgenauigkeit gewährleisten. Für die tcPCO2-Überwachung können die Sensoren bis zu 8 Stunden lang bei 41 °C angewendet werden. Für die tcPCO2- und tcPO2-Überwachung wird die

Sensortemperatur auf 43 °C bei einer Messdauer von 2 Stunden erhöht. Tabelle 6 fasst sämtliche Empfehlungen für Messdauer und Temperatur zusammen.

Das digitale Monitoring System von Sentec verfügt auch über Funktionen für eine sicherere Überwachung neonataler Patienten. Durch die Verknüpfung von Messdauer und Sensortemperatur wird sichergestellt, dass die Messdauer mit steigender Temperatur sinkt. Die Funktion “Schutz der Messstelle” reduziert die Sensortemperatur auf sichere Werte, sobald die Dauer der Messung die ausgewählte “Messdauer” um mehr als 10 % bzw. 30 Minuten überschreitet.

PATIENTENTYP PO2 AKTIVIERT

Neugeboren (jüngerals termingeboren +12 Monate)

EMPFOHLENE TEMPERATUR

EMPFOHLENE MESSDAUER

Tabelle 6. Empfehlungen zur Überwachung neonataler Patienten

Arbeitsablauf

Die nicht-invasive Beatmungsüberwachung bei Patienten auf der neonatologischen Intensivstation trägt dazu bei, iatrogenen Blutverlust zu vermeiden, der die Folge häufiger Blutentnahmen sein kann. Wenn der transkutane Monitor installiert ist, sollte der Wert bei einer notwendigen Blutentnahme abgelesen werden, um die Korrelation zwischen den Blutgaswerten und dem transkutanen CO2Wert anzuzeigen. Die Korrelation kann den Bedarf von weiteren Blutentnahmen verringern und ein Beatmungsmanagement in Echtzeit ermöglichen.

Die transkutane Technologie von Sentec ist so konzipiert, dass sie sich in den Arbeitsablauf und die Pflegeroutine in der klinischen Einrichtung integriert. Der Monitor von Sentec verfügt über eine Funktion namens Smart Cal-Mem, die es ermöglicht, einen kalibrierten transkutanen Sentec-Sensor bis zu 30 Minuten lang vom Monitor zu trennen, ohne dass der Kalibrierungsstatus verloren geht. Dies erleichtert die Pflege am Krankenbett, z. B. bei Interventionen wie Baden, Verlegung oder Känguru-Pflege. Der Sensor kann vor der Intervention einfach ausgesteckt und nach deren Beendigung wieder angeschlossen werden.

Nach der Überwachung sollte der Sensor vom Patienten abgenommen, vorsichtig mit Isopropanol 70% oder einem anderen zugelassenen Reinigungsmittel gereinigt und zur Kalibrierung in die Docking-Station eingehangen werden, wie in Abbildung 7 dargestellt. Während der Sensor kalibriert wird, kann das Pflegepersonal am Bett mit der Patientenbeurteilung und anderen notwendigen Pflegemassnahmen fortfahren. Nach Abschluss der Kalibrierung kann der Sensor aus der Docking-Station entnommen und erneut am Patienten angelegt werden, um die Überwachung fortzusetzen. Um die Stabilität des Sensors aufrechtzuerhalten und eine möglichst genaue Messung zu gewährleisten, wird empfohlen, den Sensor nach jeder Überwachungssitzung zu kalibrieren.

Abbildung 7

Überlegungen bei speziellen Bedingungen

Die Anwendung der transkutanen Überwachung sollte angepasst werden, wenn Patienten in aussergewöhnlicher Verfassung zu behandeln sind, wie z. B. bei extrem dünner Haut, Shuntings und geringer Perfusion, Ödemen und Hypothermie. Unter solchen Bedingungen kann es zu Auswirkungen auf die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der transkutanen Messungen kommen, so dass zusätzliche Vorsichtsmassnahmen erforderlich sind, um eine genaue Messung zu gewährleisten. In allen Fällen ist es wichtig, die Sensorplatzierung, die Sensortemperatur und die Messdauer sorgfältig zu berücksichtigen. Die Trend-Überwachung der transkutanen Messunge kann wichtiger sein als einzelne Werte. Eine regelmässige Bewertung des Patienten und eine Korrelation mit der Blutgasanalyse wird empfohlen, um ein angemessenes Patientenmanagement sicherzustellen.

Ödeme

Ein Ödem ist durch eine Zunahme des Volumens der interstitiellen Flüssigkeit und einer Schwellung des Gewebes gekennzeichnet, die lokalisiert oder generalisiert sein kann. Es tritt auf, wenn das lymphatische System nicht richtig funktioniert und die kapillare Hämodynamik verändert ist, z. B. bei Herzinsuffizienz des Neugeborenen, die zu einem erhöhten Venendruck aufgrund von Wasser-

und Natriumretention führt, sowie bei Nierenversagen. Bei Säuglingen mit Ödemen und erhöhtem intravaskulärem Volumen kann eine diuretische Therapie hilfreich sein. Wenn Diuretika bei Patienten mit ausreichendem oder reduziertem intravaskulärem Volumen eingesetzt werden, besteht jedoch die Gefahr von akuten Nierenschäden und einer Verringerung der peripheren Durchblutung.

(!) Bei der Auswahl der Messstelle für den Sensor wird empfohlen, einen zentral gelegenen, flachen, gut durchbluteten Bereich intakter Haut zu wählen. Vermeiden Sie die Sensorplatzierung über grossen, oberflächlichen Venen oder Bereichen mit Defek-ten oder erheblichen Ödemen.

Unreife Haut

Die Hauptfunktion der Haut besteht darin, als Barriere zu fungieren, die von der äussersten Hautschicht, dem Stratum corneum, aufrechterhalten wird.48 Studien zum transepidermalen Wasserverlust und zur perkutanen Wasseraufnahme haben gezeigt, dass das Stratum corneum zwischen der 30. und 37. Schwangerschaftswoche ausreift.49 Transku-tane CO2Messungen sind zuverlässiger und genauer, wenn das Hautgewebe unter der Messstelle auf eine konstante Temperatur über der normalen Körperoberflächentemperatur erwärmt wird, um den kapillaren Blutfluss zu erhöhen und die Kapillaren zu arterialisieren.

Die Erwärmung der Haut kann jedoch auch zu Hautverletzungen oder Rötungen führen. Dieses Risiko steigt mit höheren Temperaturen und längerer Expositionszeit. In einem Bericht wurden keine Hinweise auf Hautverbrennungen bei Verwendung von Sensortemperaturen unter 42 °C gefunden.26

Für Neugeborene und Säuglinge bis zum Alter von termingeboren bis +12 Monate liegt die empfohlene Sensortemperatur bei 41°C und die maximale Messdauer bei 8 Stunden.

Bei Patienten mit einem höheren Risiko von Hautverletzungen, wie z. B. bei Patienten mit unreifer oder empfindlicher Haut, wird empfohlen, zunächst eine kurze Probemessung in der gewählten Sensortemperatur durchzuführen. Im Anschluss daran sollte Messstelle untersucht werden. Die Dauer, die der Sensor bei der gewählten Sensortemperatur auf derselben Messstelle verbleiben kann, sollte dann individuell bestimmt werden.

Bei steigender Sensortemperatur wird empfohlen, die Messdauer zu überprüfen und anzupassen, um das Risiko von Hautverletzungen zu verringern, insbesondere bei Neugeborenen mit empfindlicher Haut an der Messstelle. Es ist zu beachten, dass die transkutanen PCO2-Messwerte bei einer hypoperfundierten Messstelle im Vergleich zu den arteriellen PCO2-Werten in der Regel ungenau sind. In solchen Situationen kann der Trend des tcPCO2 wichtiger sein als die einzelnen Werte. Weicht der Trend deutlich ab, sollten Sie den Patienten untersuchen und eine Blutgasanalyse durchführen, um eine Korrelation herzustellen.

ACHTUNG: Für die Inspektion und/oder Kalibrierung der Messstelle kann der MultiSite-Befestigungsring bis zu 24 Stunden lang an derselben Stelle verbleiben und für eine andere Sensoranwendung wiederverwendet werden. Es wird empfohlen, den Multi-Site-Befestigungsring nach 24 Stunden zu entfernen und zu entsorgen und die Messstelle für 8 bis 12 Stunden frei von Klebstoff zu halten.

Shuntings und niedrige Perfusion

Während andere angeborene kardiale Ano-malien vorhanden sein können, ist ein persistierender Ductus Arteriosus (PDA) ein häufiges Phänomen bei Frühgeborenen, insbesondere bei solchen mit Atemnot-syndrom.

Bei Frühgeborenen mit (PDA) fliesst Blut von der Aorta in die Lungenarterien, was den Blutfluss im Lungenkreislauf erhöht und zu einem verminderten Blutfluss im Körperkreislauf führen kann. Dieser pulmonale Blutfluss kann in Fällen von hämodynamisch signifikantem PDA bis zum Dreifachen des systemischen Blutflusses betragen.50 Je nach Grösse des Shunts und der Reaktion von Herz, Lunge und anderen Organen auf den Shunt kann der PDA den systemischen Kreislauf beein-

Hypothermie

Neugeborene, die bei perinataler hypoxischischämischer-Enzephalopathie (HIE) einem therapeutischen Hypothermie-Protokoll unterzogen werden, werden mithilfe von Kühldecken bei niedrigen Körperkerntemperaturen gehalten. Dies kann zusammen mit anderen Faktoren wie Hypovolämie, verminderter Myokardkontraktilität und Bradykardie zu einer Verringerung des Herzzeitvolumens führen.51 Infolgedessen kann die Korrelation zwischen transkutanem und arteriellem PCO2 aufgrund des hypoperfundierten Hautgewebes unterhalb der Messstelle eingeschränkt sein. Um die Genauigkeit zu verbessern, ist es wichtig, eine konstante Temperatur im Hautgewebe unter dem Sensor

Gemäss den AARC-Standards für die klinische Praxis sollten die Messtelle für die transkutane Überwachung und die arterielle Entnahmestelle bei der tcPCO2Messung auf der gleichen anatomischen Seite des Shunts liegen.31

flussen. Obwohl Frühgeborene mit einer PDA ein höheres Herzzeitvolumen haben, reduziert der Links-Rechts-Shunt den postduktalen Blutfluss, was zu einer verminderten Sauerstoffversorgung und Perfusion der Haut und lebenswichtiger Organe führt.

Es ist zu beachten, dass die transkutanen PCO2-Messwerte bei einer hypoperfundierten Messstelle im Vergleich zu den arteriellen PCO2-Werten in der Regel ungenau sind. In solchen Situationen kann der Trend des tcPCO2 wichtiger sein als die einzelnen Werte. Weicht der Trend signifikant ab, sollten Sie das Neugeborene untersuchen und eine Blutgasanalyse durchführen, um eine Korrelation herzustellen. aufrechtzuerhalten, wodurch der kapilläre Blutfluss und die Gasdiffusion durch die Haut erhöht werden.52 In einer kurzen Review wurde der Zusammenhang zwischen Hypokarbie und nachteiligen Folgen bei Neugeborenen mit HIE untersucht: Selbst bei therapeutischer Hypothermie wurde in der Mehrheit der neun betrachteten Studien festgestellt, dass Hypokarbie das Risiko einer Hirnschädigung, des Todes oder einer neurologischen Entwicklungsstörung erhöht. Die Autoren betonen, wie wichtig es ist, den pCO2-Wert genau zu überwachen und ihn im Normalbereich zu halten, um diese negativen Folgen zu verhindern.53

Klinische Leitlinien für die transkutane Überwachung

American Association for Respiratory Care (AARC)

In den AARC-Leitlinien für die klinische Praxis heisst es, dass die transkutane CO2-Überwachung bei neonatalen und pädiatrischen Patienten eingesetzt werden sollte, um die Reaktion auf diagnostische und therapeutische Massnahmen durch Messung der tcPCO2-

TCM 3.0

EINSTELLUNG

TCM kann von geschultem Personal in einer Vielzahl von Umgebungen durchgeführt werden, unter anderem in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und beim Patiententransport. Sie wird in den folgenden spezifischen klinischen Bereichen eingesetzt, um das Vorhandensein von Hypoventilation oder Atemdepression festzustellen:

3.1 Mechanische Beatmung, einschliesslich konventioneller Beatmungsformen, Hochfrequenzventilation, dauerhafte Hochfrequenz Jet-Ventilation und nicht invasive Beatmung.

und tcPO2-Werte zu quantifizieren, die Angemessenheit der Oxygenierung und Beatmung zu bewerten und Entscheidungen über Entwöhnung und Extubation allein auf der Grundlage der tcPCO2-Werte zu treffen.31

TCM 4.0 INDIKATIONEN

Die Anwendung des TCM ist indiziert bei Patienten, die entweder keinen arteriellen Zugang haben oder bei denen eine kontinuierliche Überwachung von Sauerstoff und Kohlendioxid bei minimalen Blutentnahmen benötigt wird. TCM ermöglicht die Bewertung von:

4.1 Angemessenheit der Sauerstoffzufuhr und/ oder Beatmung

4.2 Ansprechen auf diagnostische und therapeutische Interventionen, nachgewiesen durch PtcO2 und/oder PtcCO2 Werte

4.2.1 Entwöhnung und Entscheidungen zur Extubation können allein auf der Grundlage der PtcCO2-Messung werden.

Laut den Child and Adolescent Health Services der Regierung von Westaustralien sollte die kontinuierliche transkutane CO2-Überwachung in folgenden Fällen eingesetzt werden:54

1. Bei allen Einweisungen, die eine Beatmung erfordern, insbesondere HFV oder HFJV und CPAP in den ersten vier Tagen.

2. Bei allenSäuglinge in den ersten vier Stunden nach chirurgischen Eingriffen, die postoperativ betreut werden.

3. Bei allen Säuglinge, die in den ersten 24 Stunden nach einem chirurgischen Eingriff postoperativ beatmet werden müssen und medizinisch stabil sind (intermittierendes TCM).

Kontraindikationen

In den AARC-Leitlinien für die klinische Praxis heisst es, dass es keine Hinweise auf absolute Kontraindikationen für die Anwendung des TCM gibt. Bei Patienten mit schlechter Hautintegrität und/oder einer Allergie gegen den Klebering sollten alternative Überwachungsmethoden in Betracht gezogen werden.31 Die tcPO2Überwachung ist bei Patienten unter Inhalationsanästhesie kontraindiziert.

4. Bei allenSäuglinge mit einem Pneumothorax.

5. In den ersten vier Stunden nach der Extubation.

6. Bei allen Säuglinge, die nach den ersten vier Stunden mechanischer Beatmung weiterhin Atemunterstützung benötigen

Zusammenfassung

Die transkutane Überwachung (TCM) ermöglicht eine kontinuierliche, nicht-invasive Überwachung des CO2-Wertes und kann dynamische Veränderungen des PCO2-Wertes in Echtzeit anzeigen und somit eine wirksame Beatmungstherapie ermöglichen. In diesem klinischen Leitfaden werden die Technologie, die Anwendung in der klinischen Versorgung von Neugeborenen, Überlegungen zum Management von CO2-Werten, Faktoren und Patientenbedingungen, die besondere Aufmerksamkeit erfordern, sowie Ansätze zur Fehlersuche und zur Gewährleistung zuverlässiger Messungen vorgestellt.

TCM überwindet die Einschränkungen invasiv ermittelter arterieller Blutgase, reduziert die Notwendigkeit häufiger und/oder unnötiger arterieller Blutgasmessungen, kann im Gegensatz zu etCO2 bei Neugeborenen, die NIV und HFV erhalten, auch bei von einer Störung des VentilationsPerfusions (V/Q)-Verhältnisses verwendet werden, und korreliert besser mit dem PaCO2 Frühgeborene reagieren besonders empfindlich auf Veränderungen des arteriellen PCO2Wertes, da sie noch unreif sind und der PCO2-Wert aufgrund der erschwerten Behandlung in schädliche Bereiche abweichen kann. Die transkutane PCO2-Überwachung ermöglicht eine kontinuierliche Analyse der tcPCO2-Trends während des gesamten Überwachungszeitraums und erlaubt es, das Beatmungsgerät so einzustellen, dass der gewünschte Bereich der tcPCO2-Werte aufrechterhalten wird.

Anhang

Fehlersuche und -behebung

Bei der transkutanen CO2-Überwachung kann es Situationen geben, in denen die Korrelation schwierig ist, oder die Messwerte den Zustand des Patienten nicht korrekt wiederzugeben scheinen. Die Ursachen dafür können in der Handhabung der Geräte oder beim Patienten liegen. Beachten Sie beim Vergleich von tcPCO2Werten mit PaCO2-Werten aus Blutgasanaysen die folgenden allgemeinen Richtlinien.

Wenn ein transkutaner Messwert fragwürdig erscheint, kann der folgende einfache “5 S”Check hilfreich sein:

STICHPROBE

Führen Sie Blutentnahmen nach Standardbedingungen und mit Vorsicht durch.

STELLE

Die Sensorgenauigkeit hängt von einer guten Durchblutung an der Messstelle ab.

1. Stichprobe

2. Stelle

3. Siegel

4. Sensor

5. Status

• Aus der Blutgasanalyse abgeleitete PaCO2-Werte müssen mit dem transkutan ermittelten Wert zum Zeitpunkt der Blutentnahme abgeglichen werden.

• Bei Patienten mit funktionellen Shunts sollten sich die Messtelle für die transkutane Überwachung und die Blutentnahmestelle auf der gleichen anatomischen Seite wie der Shunt befinden.

• Wenn der SeveringhausKorrekturmodus auf ‘Auto’ eingestellt ist, werden die vom transkutanen Monitor angezeigten tcPCO2-Werte automatisch auf 37°C korrigiert (unabhängig von der Körpertemperatur des Patienten). Vergewissern Sie sich bei einer Blutgasanalyse, dass die Körpertemperatur des Patienten korrekt in das Blutgasanalysegerät eingegeben wird. Verwenden Sie für den Vergleich mit der tcPCO2-Messung den PaCO2Wert (bei 37°C) des Blutgasanalysegerätes.

• Überprüfen Sie die ordnungsgemässe Funktion des Blutgasanalysegerätes.

• Prüfen Sie, ob von aussen Druck auf den Sensor ausgeübt wird, da dies zu einem verminderten Blutfluss an der Messstelle und zu verfälscht hohen tcPCO2-Werten führen kann. Stellen Sie sicher, dass kein Druck auf den Sensor ausgeübt wird, etwa durch die Position des Patienten, Verbände, medizinische Geräte, Kleidung oder die Windel. Die relative Heizleistung (RHP) des Sensors kann zur Bewertung potenzieller Veränderungen der Durchblutung an der Messtelle verwendet werden, die durch Druck auf den Sensor verursacht werden.

• Überprüfen Sie die Messstelle. Vergewissern Sie sich, dass die gewählte Messstelle ausreichend durchblutet ist, und wählen Sie ggf. eine andere Messstelle.

• Überprüfen Sie die Durchblutung bei Patienten mit arteriovenösem Shunt. Die Blutentnahmestelle und die Messstelle sollten sich auf der gleichen anatomischen Seite wie der Shunt befinden.

SIEGEL

Eine luftdichte Abdichtung zwischen Haut und Sensor ist entscheidend für die Messgenauigkeit.

• Prüfen Sie, ob der Befestigungsring sicher auf der Haut haftet. Streichen Sie mit dem Finger über den Rand des Rings, während Sie den Sensor anbringen, um sicherzustellen, dass er vollständig anhaftet.

• Überprüfen Sie, wie der Sensor an der Messstelle angelegt ist. Verwenden Sie bei jedem Anbringen des Sensors 1-2 Tropfen Kontaktgel. Um das Gel gleichmässig im Befestigungsring zu verteilen, drehen Sie den Sensor im Ring einmal um sich selbst.

• Überprüfen Sie die Position des Sensors im Befestigungsring. Wenn der Sensor der Umgebungsluft ausgesetzt wird, sinkt der CO2-Wert.

SENSOR

Der gute Zustand des Sensors und der Membran ist für eine genaue Messung entscheidend.

• Überprüfen Sie, ob die Sensortemperatur für den Patienten und die Messparameter geeignet ist. Für die tcPCO2-Messung empfiehlt Sentec eine Sensortemperatur von 41°C für bis zu 8 Stunden.

• Prüfen Sie die Sensormembran auf Zustand und Funktionstüchtigkeit. Wechseln Sie bei Bedarf die Sensormembran und lassen Sie den Sensor mindestens 90 Minuten lang stabilisieren, bevor Sie ihn für eine nächste Messung am Patienten anlegen.

• Überprüfen Sie, wann der Sensor zuletzt kalibriert wurde. Je näher das Ende des Kalibrierungsintervalls rückt, desto instabiler kann der Sensor werden.

STATUS

Der Zustand des Patienten kann Einfluss auf Durchblutung und Korrelation haben.

• Je nach Zustand des Patienten kann die Durchblutung beeinträchtigt sein. Schock, Sepsis oder Ödeme können die lokale Hautdurchblutung beeinträchtigen. Bei Patienten, die gekühlt werden müssen, kann die lokale Durchblutung vermindert sein.

• Berücksichtigen Sie die Wirkung von vasoaktiven Medikamenten auf die lokale Durchblutung, wie z. B. Epinephrin oder Norepinephrin, insbesondere bei kontinuierlicher intravenöser Verabreichung.

• Eine verringerte Durchblutung der Haut kann zu tcPCO2-Werten führen, die höher sind als die Blutgaswerte.

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