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Die faszinierende Welt der Düfte und ihre Geschichte

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Städtetrip Trier

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Grasse, die Stadt des Parfüms

Lavendel- und Rosenfelder soweit das Auge reicht. Denken wir an die betörende Welt der Düfte, so bringen wir diese unweigerlich mit der französischen Stadt Grasse in Verbindung. Nicht ohne Grund gilt sie als die Welthauptstadt des Parfüms. Auch Coco Chanel zog es einst in die Provence, wo ihr legendäres Parfüm „Chanel No 5“ entstand. Auch große Namen wie Fragonard, Molinard und Galimard sind in der Stadt nördlich von Cannes beheimatet und lassen Besucher in ihre duftenden Welten eintauchen.

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Grasse blickt auf eine lange Tradition der Parfümherstellung zurück, die im Musée International de la Parfumerie anschaulich nachvollzogen werden kann. Die Stadt in den Hügeln wird gerne auch mit dem Roman von Patrick Süskind „Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders“ in Verbindung gebracht. Bedingt durch das überwiegend milde und sonnige Klima gedeihen die Pflanzen in üppiger Pracht. Es hat hier wahrlich den Anschein, als ob der Duft von Lavendel, Rosen, Jasmin und Orangen die Luft der mittelalterlichen

Stadt erfüllt. Mittlerweile kommen für die Parfümherstellung unterschiedliche Blütenrohstoffe zwar aus anderen Ländern nach Grasse, dennoch werden beispielsweise Orangenblüten und Yasmin weiterhin vor Ort destilliert. Die herrliche Pflanzenpracht und die Kulisse des historischen Zentrums der ehemaligen Bischofsresidenz verleihen dieser Stadt ein ganz besonderes Flair.

Parfümierte Handschuhe

Die Geschichte des Parfüms reicht bis in die Antike zurück. Bereits die Ägypter sollen mit Vorliebe parfümierte Öle und Salben aus Pflanzenextrakten verwendet und anlässlich von Räucherritualen Duftstoffe verbrannt haben. Erste Nachweise für die Parfümherstellung in Europa sind seit dem 14. Jahrhundert zu finden. Durch die Heirat von Heinrich II. (1519-1559) mit Katharina von Medici (1519-1589) gelangten im Jahr 1533 erstmalig edle Düfte an den französischen Hof. Die Gemahlin des Königs soll sogar ihren eigenen Parfümeur aus Italien mitgebracht haben. Im 16. Jahrhundert galt es als große Mode, Kleidungsstücke, Gebäck und sogar

Haustiere mit Lavendel oder Bergamotte-Essenzen zu parfümieren. Parfümierte Handschuhe aus Italien waren der letzte Schrei und wurden durch Katharina von Medici unter den Damen des Hofes zum heiß begehrten Modeaccessoire.

Zeitalter der Parfümherstellung

Mit der Eröffnung des Labors im Jahr 1580 durch den Apotheker und Alchimisten Francesco Tombarelli wurde Grasse fortan zum Zentrum der europäischen Parfümindustrie. 1709 wurde zwischen Parfüms unterschieden, die einerseits für den Königshof und anderseits für die Bürger bestimmt waren. Dabei sollten die Duftwässerchen für das Volk lediglich dazu dienen, die Luft zu desinfizieren. Zu dieser Zeit wurde Parfüms eine therapeutische Wirkung nachgesagt, sie sollten Geist und Körper beleben sowie stärken. Auch wurden sie als Mittel gegen die Pest eingesetzt. Zeitgleich etablierten sich Parfüms mehr und mehr zum Zeichen für materiellen Wohlstand. Darüber hinaus waren duftende Essenzen äußerst wichtig und hilfreich, um mit ihnen Körpergerüche zu übertünchen. Statt sich zu waschen, wurde damals einfach zu Parfüms mit einer möglichst schweren Duftnote gegriffen.

Anfang des 18. Jahrhunderts kreierte Giovanni Maria Farina das berühmte Eau de Cologne. Dabei war er der erste, der natürliche und synthetische Substanzen miteinander mischte – die Geburtsstunde des modernen Parfüms. Er war es auch, der sein Parfüm erstmals in eigens angefertigte Glasflaschen abfüllen ließ. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wandelte sich das Parfüm dann nach und nach zu einem Luxusprodukt und als die ersten synthetischen Duftstoffe um die Jahrhundertwende vermehrt auf den Markt kamen, wurde ein neues Zeitalter der modernen Parfümherstellung eingeläutet.

Duft-Pyramide

Grundsätzlich bestehen Parfüms aus einer Kopf-, Herz- und einer Basisnote, die nach dem Prinzip einer Pyramide angeordnet sind. Der Boden der sogenannten Duft-Pyramide besteht meist aus holzig-würzigen Basisnoten, gefolgt von der blumig-aromatischen Herznote in der Mitte und schließlich folgt die erfrischende und belebende Kopfnote. Letztere vermittelt den ersten Eindruck eines Parfüms und verflüchtigt sich schneller als die Herz- oder Basisnote. Sie ist dafür entscheidend, ob ein Duft als angenehm empfunden wird oder nicht. Aus diesem Grund werden gerne Blütenaromen und Essenzen aus Zitrusfrüchten als frische und leichte Duftnote verwendet. Entscheidend für jedes Parfüm ist die langanhaltende Herznote, durch die der jeweilige und unverwechselbare Charakter bestimmt wird. Herznoten können blumig oder würzig im Duft zu sein und machen rund 50 bis 80 Prozent eines Parfüms aus. Die Basisnote entfaltet ihre volle Wirkung, wenn das Parfüm mit der Haut in Verbindung kommt. Sie wird als besonders langanhaltende Duftnote wahrgenommen, die sich mit den Eigenschaften der jeweiligen Haut verbindet. Sie stellt die Basis der jeweiligen Duftkreation dar, in der Regel werden holzige und moschusartige Bestandteile verwendet.

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