Programmheft Dracula

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DRACULA

Premiere: 26. April 2025

Tabea Baumann nach Bram Stoker

Vertrauen. Ein Wert, der verdient sein will.

Mit jedem Menschen, der uns vertraut, wächst unsere Verantwortung. Während einem Kinder blind vertrauen, verdienen wir uns das Vertrauen unserer Kunden über Jahrzehnte: mit sinnstiftendem Vermögensmanagement. Weil wir – wie unsere Kunden – Wert darauf legen, dass gutes Geld auch Gutes für Gesellschaft und Umwelt tut und dennoch an Wert gewinnt. Können wir Sie für ein Gespräch gewinnen?

Der

Tod wandelt

leibhaftig unter uns, meine Damen und Herren.

Und auf den Tod hat man noch keine Antwort gefunden.

DRACULA

Tabea Baumann nach Bram Stoker

Mina Harker / Vampirin

Lucy Westenra / Vampirin

Vampirin / Diverse

Dracula

Jonathan Harker

Renfield / Arthur Holmwood

Dr. Seward

Dr. van Helsing

Sophia Fischbacher

Julia Rajsp

Angie Mastoraki

Maëlle Giovanetti

Benjamin Muth

Marvin Rehbock

Rene Eichinger

Olaf Salzer

Premiere: 26. April 2025

Wir danken unserem Kulturpartner Schoellerbank AG für die großzügige Unterstützung.

Regie

Ausstattung

Musik und Sound

Dramaturgie

Assistenz Licht

Susi Weber

Isabel Graf

Wolfi Rainer

Jérôme Junod

Loni Funk

Marcel Busà

Technische Leitung: René Pointner

Licht & Ton: Marcel Busà (Ltg.),

Louisa Brunner, Michael Pucher, Martin Zamazal

Werkstatt & Bühnentechnik: Johannes Öhlböck (Ltg.), Christoph Absmann, Victoria Diaz Varas, Maximilian Maierhofer, Florian Santner, Daniel Staiger, Florian Wacht

Schneiderei: Monika Heigl (Ltg.), Lili Brit Pfeiffer, Valerie Teufl

Maske: Selma Plainer

Von Drăculea...

Eine historische Figur hat für Dracula als Inspiration gedient, selbst wenn diese im Roman nur am Rande erwähnt wird: der Woiwode der Walachei Vlad III.

Wir befinden uns im 15. Jahrhundert an der südöstlichen Grenze der Christenheit. Noch steht Konstantinopel, seit Jahrhunderten Hauptstadt des oströmischen Reiches, doch nicht mehr lange. Die türkischstämmigen Osmanen sind schon bis nach Bulgarien, Belgrad und Albanien eingedrungen und steigen allmählich zur islamischen Großmacht auf. Das walachische Gebiet (heute in Rumänien) unterliegt der ungarischen Krone, liegt aber auch in der Einflusssphäre des Osmanischen Reiches und ist somit permanent gezwungen, zwischen Osten (bzw. Süden) und Westen um sein Überleben zu kämpfen. So setzen die Bojaren (lokale Adelige) der Walachei, die sich auf die Seite des bedrohlichen Osmanischen Reiches schlagen, den Fürsten Vlad II. ab, der darauf im Exil leben muss. Sein Sohn Vlad (später

Vlad III.) wird deswegen nicht in der Walachei, sondern im nördlichen Siebenbürgen oder gar in Nürnberg geboren. Sein Vater wurde in den 1408 gegründeten katholischen Drachenorden (Societas Draconistarum) aufgenommen, einen Ritterorden zum Kampf gegen die Osmanen. Dies beschert ihm den Spitznamen Dracul (und seinem Sohn Vlad dann die Bezeichnung Drăculea, „Sohn von Dracul“) – die Volksetymologie wird aber für drak statt den Drachen auch den Teufel als Namensgeber in Betracht ziehen.

Der christliche Drachenritter Vlad Dracul wird sich dennoch 1437 den Türken unterwerfen, was seinen Söhnen eine Kindheit als türkische Geiseln und die direkte Bekanntschaft zum jungen Sultan Mehmed II. beschert, der 1451 an die Macht kommt und 1453 Konstantinopel einnimmt. Vlad II. wird 1447 von den Bojaren getötet, sein Sohn Mircea geblendet und lebendig begraben. Vlad III. kommt kurz auf den Thron, muss aber bald darauf nach Ungarn fliehen. 1456 kehrt er dafür mit

– Der letzte hat nicht lange Spaß gemacht. – Hat aufgehört zu schreien.
– Hatte keine Stimme mehr.

Truppen zurück und beginnt mit seiner eigentlichen Herrschaft. Er beschneidet die Macht der Bojaren und bekämpft die reichen sächsischen Städte von Siebenbürgen (wo sich der rivalisierende Zweig der Familie befindet). Vlad III. verfolgt eine Politik der brutalen Repression und inszenierten Grausamkeit, indem er sich eines Mittels bedient, das er in seiner Geiselhaft kennengelernt hatte: der Pfählung. Somit bekommt er den Spitznamen Țepeș („der Pfähler“). 1460 beteiligt er sich an einem späten, von Rom ausgerufenen, Kreuzzug, für den er sich mit dem ungarischen König Matthias Corvinus verbündet. Durch eine Mischung aus List und verbrannter Erde kann er Erfolge gegen die überzähligen Angreifer erzielen. Als die türkische Armee durch einen „Wald“ von Gepfählten (sterbend oder verwesend) durchmarschieren muss, beschließen die demoralisierten Türken den Rückzug.

Vlad III. steht als Sieger da, doch wird er bald von seinem Halbbruder mit Unterstützung der Bojaren

und Osmanen weggejagt. Er flüchtet zu Matthias Corvinus, der ihn nur sparsam unterstützt hat und somit in der Kritik steht, doch der ungarische König lässt den Walachischen Fürsten verhaften. Zwölf Jahre verbringt Vlad daraufhin im Hausarrest in Visegrád. 1474 kommt er (er ist inzwischen zum Katholizismus konvertiert) frei, und wird erneut gegen die Türken in der Walachei eingesetzt, deren Thron er zum dritten Mal kurzfristig besteigt, ehe er erneut gestürzt und ermordet wird.

Der Ruf von Vlad Țepeș war schon früh, besonders im Westen, kein rühmlicher, nicht zuletzt aufgrund seines wenig empathischen Führungsstils, aber auch in Folge konkurrierender politischer Interessen (so war es für Matthias Corvinus wichtig, Vlad als Verräter und Unmensch erscheinen zu lassen, nachdem er ihn im Kampf gegen die Osmanen nahezu fallen gelassen hatte). Im 15. Jahrhundert kursieren zahlreiche Schriften und Flugschriften (die

Das Tier scheint keine Klassenunterscheidungen zu machen.

Druckpresse war gerade erfunden worden), die seine Gräueltaten beschreiben, zum Beispiel das 1563 erschienene Gedicht Von ainem wutrich der hies Trakle waida von der Walachei. Gerne wird Vlad III. mit historischen Gegnern des Christentums wie Herodes oder Nero gleichgesetzt. In der Türkei gilt Kazıklı Voyvoda ("Pfähler Woiwode") nach wie vor als krampusartige Figur, mit der man Kinder ermahnt, wenn sie nicht brav sind. Während man ihn im Westen als sadistischen Tyrann mit zehntausenden Opfern darstellt, wird er aber auch (meistens in Osteuropa) als strenger aber gerechter Beschützer seines Volks gegen korrupte Bojaren und ausländische Aggressoren gerühmt. In der rumänischen Kultur ist Vlad Drăculea bis heute eine ambivalente Figur. Die Nostalgie nach dem starken Mann, der mit den zeitgenössischen Missständen aufräumt, lässt ihn im 19. und 20. Jahrhundert zu einer identitätsstiftenden Widerstandsfigur für das rumänische Nationalbewusstsein werden – ein blutrünstiger Vampir kommt da eher ungelegen.

...zu Dracula

Der gebürtige Ire Bram Stoker (1847-1912), der nach Beschäftigungen als Athlet, Beamter, Journalist und Theaterkritiker nach London gezogen war, arbeitete 27 Jahre lang als acting manager (Administrator) am Lyceum Theatre, wo er sich mit dem

berühmten Schauspieler Henry Irving anfreundete. 1897, nach einigen Jahren Recherche, schrieb er Dracula. Es handelt sich dabei nicht um die erste Vampirgeschichte; als solche gilt The Vampyre (1816) von John Polidori, entstanden aus demselben literarischen Wettbewerb unter Freunden am Genfer See wie Mary Shelleys Frankenstein. Stoker war auch beeinflusst von Joseph Sheridan LeFanus Carmilla (1872), in dem der Vampir weiblich ist – und steirisch. Er hatte die Idee, seine Handlung in Transsilvanien (also Siebenbürgen) zu etablieren, nachdem er The

Er ist eben ein Romantiker.

Das sind sie doch alle, bis man sie heiratet.
Vor Naturgewalten kann man sich nicht fürchten, man kann sich nur ducken und hoffen, dass es eine andere Ameise trifft.

Land beyond the Forest. Facts, Figures, and Fancies from Transylvania (1888) der Reiseschriftstellerin Emily Gerard gelesen hatte (hier kam die Thematik der Untoten vor). Auf die historische Figur des Vlad Țepeș soll er von einem befreundeten Orientalisten aufmerksam gemacht worden sein. Stoker reiste nie nach Transsilvanien, sondern bezog sein Wissen ausschließlich aus Büchern und Reiseberichten.

Stoker hoffte von Anfang an auf eine Adaption für das Theater mit Henry Irving in der Titelrolle – doch Irving fand die Geschichte grässlich und weigerte sich. Nichtsdestotrotz fand Dracula bald den Weg auf die Bühne, von da an war es nur mehr ein kleiner Schritt bis auf die Leinwand (Bela Lugosi hatte die Rolle schon im Theater gespielt, ehe er sie im Film verkörperte). Der Stummfilm Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922) von F.W. Murnau übernahm die Intrige des Romans, änderte dafür die Namen und Orte (der Vampir, gespielt von Max Schreck, hieß nun Graf Orlok; diese Variante wurde von Werner Herzog mit Klaus Kinski 1979 und von Robert Eggers 2024 weitergeführt) – Bram Sto-

Die Vampirliteratur hat im 20. und 21. Jahrhundert weiter floriert. Romane wie die Chronik der Vampire von Anne Rice oder die Twilight-Serie von Stephenie Meyer verkauften sich millionenfach, es gibt Vampirgeschichten in zahlreichen Sprachen (z.B. Das Licht kers Witwe klagte erfolgreich gegen die Urheberrechtsverletzung; beinahe wäre Murnaus Meisterwerk komplett vernichtet worden. Mit Bela Lugosi (1931) und Christopher Lee (1958) wurde Dracula zum regelrechten Popphänomen, auch Francis Ford Coppolas Version von 1992 mit Gary Oldman in der Titelrolle führte den Mythos weiter; es kamen auch parodistische Versionen dazu wie Mel Brooks' Dracula – Dead and Loving It (1995) mit Leslie Nielsen.

und der Schlüssel von Adolf Muschg auf Deutsch, die Wächter-Reihe von Sergej Lukjanenko auf Russisch), dennoch bleibt Dracula der Vampir par excellence. Angeblich ist er die literarische Figur, die am meisten verfilmt wurde. Er wurde auch in Comics, Spielen und musikalischen Werken verehrt, in Formen, die nur mehr wenig mit dem einstigen Woiwoden der Walachei zu tun haben. Im kommunistischen Rumänien wurde die Übersetzung des Romans untersagt (Parallelen zwischen dem Vampir Dracula und dem Autokraten Nicolae Ceaușescu waren vom Regime unerwünscht).

In den letzten Jahren versucht die rumänische Tourismusindustrie, den Spagat zwischen lukrativem Draculatourismus und nationaler Geschichtsschreibung zu halten. Das Schloss Bran bei Brașov, auch "Draculaschloss" genannt, zieht jedes Jahr eine halbe Million Besucher*innen an, obwohl Vlad III. Drăculea es ziemlich wahrscheinlich nie betreten hat.

Interview mit der Regie

Wie war Ihre erste Begegnung mit Dracula?

Wie prägend war er für Sie als Erscheinung?

Die erste Begegnung ist mir konkret gar nicht mehr bewusst. Vampire (und Dracula als der Inbegriff davon) gehören so sehr zu unserem Kulturgut, dass es für mich nicht den genauen ersten Kontakt gab. Eingeprägt haben sich aber die ersten filmischen Begegnungen mit dem Thema, vor allem durch Tanz der Vampire von Roman Polanski, den man als Kind mit den Eltern schauen durfte und der gleichzeitig lustig, aber auch irgendwie sehr gruselig war.

Wieso fühlen wir uns von einem jahrhundertealten Blutsauger angezogen?

Ich glaube, das Anziehende ist das Versprechen, für das er steht: ewiges Leben! Aber zum Glück erfahren wir in allen Erzählungen, dass das auch gleichzeitig

– Sie wollen ihr den Kopf abschneiden… – Und mit Knoblauchzehen füllen.

die größte Tragik für den Vampir ist, die Unendlichkeit. Denn sie bedeutet letztendlich Einsamkeit und ständigen Verlust.

Was reizt Sie am meisten an dieser Geschichte, die die unterschiedlichsten Interpretationen und Nacherzählungen durchgemacht hat?

Mich reizt sehr die Auseinandersetzung mit einem Stoff, der irgendwie jedem vertraut ist, aber im Konkreten dann auch wieder gar nicht. Durch die vielen Interpretationen seit der Veröffentlichung des Romans kennt eigentlich fast niemand die tatsächliche ursprüngliche Erzählung von Bram Stoker. Unsere Version versucht sich relativ nah am Original zu orientieren, aber auch wir haben es nicht ganz geschafft.

Welche Rolle spielt Weiblichkeit (oder gar die Genderfrage) in dieser Produktion?

Unser Dracula ist durch eine weibliche Schauspielerin besetzt, wird in der Inszenierung allerdings männlich/androgyn/neutral gelesen. Das sexuelle Motiv, das ja groß über der Vampir-Thematik schwebt,

bekommt dadurch in meinen Augen eine grundsätzlichere Gültigkeit. Die Abhängigkeiten werden allumfassender und bleiben nicht beim Schema: starker Mann, schwache Frau.

Welche Rolle spielt die Musik? Wie haben Sie Ihre Songauswahl getroffen?

Es gab von Seiten des Hauses die Anregung, sich musikalisch dem Sound der 80er-Jahre anzunähern.

Wir haben den Gedanken aufgegriffen, wollten uns aber nicht ausschließlich in dieser Ära bewegen und haben deshalb für uns einen Soundtrack durch die Zeiten hindurch zusammengestellt und ihn in das Kleid dieses unverkennbaren Sounds gepackt. Auch wollten wir nicht den Versuch starten, ein Musical zu kreieren, sondern eine Form eines live gesungenen Soundtracks finden.

Schade.

Sie wäre eine schöne Ergänzung in meiner Sammlung gewesen.

Songliste

Waiting for the Night – Depeche Mode

Unholy – Sam Smith / Kim Petras

Creep – Radiohead

Love Letters – Edward Heyman / Victor Young

Don’t Stop Believin' – Journey

Chapel of Love –

Jeff Barry / Ellie Greenwich / Phil Spector

One Way or Another – Blondie

Children of the Night –Wolfi Rainer / Tabea Baumann

Like a Prayer – Madonna

Here Comes the Sun – The Beatles

Mit

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TEXTNACHWEISE: Alle Texte sind exklusiv für dieses Programmheft entstanden.

BILDER: Sujetfoto: Chris Rogl | Probenfotos S.7, 10, 14, 20, 23, 26, 31: Isabel Graf | S.8 (Vlad Ţepeş, Schloss Ambras), S.11 (deutscher Holzschnitt, 1499), S.12 (Jesus vor Pilatus, Nationalgalerie Ljubljana), S.16 (Bram Stoker), S.19 (Max Schreck als Graf Orlok), S.21 (Bela Lugosi als Dracula): gemeinfrei

REDAKTION: Jérôme Junod

Für die Unterstützung des Schauspielhauses danken wir Stadt und Land Salzburg, dem Bundeskanzleramt  Sektion Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport und dem „Freundeskreis Schauspielhaus Salzburg“.

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Sterne sind gemacht, um zu fallen, Mina.

Vergessen Sie das nicht.

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Programmheft Dracula by Schauspielhaus Salzburg - Issuu