2016 04 DE

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DIE CANNABISZEITSCHRIFT SEIT 1985

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Kanada legalisiert Cannabis AMSTERDAM

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Wer soll die Produktion und das Angebot von Drogen kontrollieren: der Staat oder Gangsterbanden? Das ist die Wahl, vor der Politiker stehen - eine dritte Option mit nicht existenten Drogen gibt es nicht. Im Gegensatz zu Deutschland hat Kanada diese Realität anerkannt. Die Gesundheitsministerin des Landes hatte im vergangenen Mai angekündigt, die kanadische Regierung werde durch Legalisierung und Regulierung im Frühjahr nächsten Jahres den Cannabishandel unter ihre Kontrolle bringen. Diese Ankündigung von kanadischer Seite wurde während der wichtigsten Tagung über Drogen seit zwanzig Jahren bei den Vereinten Nationen in New York gemacht. Leider wurde bei dieser Veranstaltung - obwohl sich die meisten Experten darin einig sind, dass der globale Krieg gegen Drogen, der länger als ein halbes Jahrhundert wütet, sich als ein Desaster erwiesen hat - der Status Quo erneut bekräftigt. Aber bei all den abgedroschenen Phrasen über die Notwendigkeit, gegen Drogen mit aller Härte vorzugehen, widersetzte sich Kanada dem Trend und legte der Welt dar, wenn man wirklich hart gegen Drogen vorgehen wolle, die Regierung die Kontrolle über sie übernehmen müsse. Dieser Vorschlag kam nicht aus heiterem Himmel. Uruguay und vier US-Bundesstaaten kurbelten den sich verstärkenden Trend in Richtung Legalisierung vor ein paar Jahren an. Und Kanadas

OG KUSH

neuer Premierminister und Vorsitzender der Liberal Party, Justin Trudeau, wurde vergangenen November gewählt, nachdem er sich im Wahlkampf für die Legalisierung von Cannabis eingesetzt hatte. Und nun macht er sich daran, sein vor der Wahl gegebenes Versprechen einzulösen. Dabei wird dieses Vorhaben von einer Mehrheit im Land befürwortet. Meinungsumfragen zeigen, dass die Cannabislegalisierung von 68% der Bevölkerung unterstützt wird. Die Kanadier halten im Hinblick auf die Legalisierung nichts von verzerrenden Darstellungen, die sie als "unverantwortlich" oder "radikal" hinstellen wollen. Sie verstehen, was die kanadische Gesundheitsministerin meinte, als sie der UN mitteilte, "sie (die Legalisierung) ist der beste Weg, unsere Jugend zu schützen und gleichzeitig die öffentliche Sicherheit zu verbessern". Die Legalisierung ist auch die klügste Vorgehensweise, um die Kriminalität zu senken. Cannabis ist die weltweit am meisten konsumierte verbotene Droge, Milliarden Dollar werden mit ihr umgesetzt. Gegenwärtig geht all die-

ses Geld an organisierte Kriminelle. Außer dass es eingesetzt wird, um Institutionen zu korrumpieren und andere Formen organisierter Kriminalität zu finanzieren, heizt dieses Geld Gewalt und Konflikte an, da rivalisierende Banden um größere Marktanteile kämpfen und mit der Polizei zusammenstoßen. Cannabis wäre sogar gefahrloser, wenn es durch staatliche Behörden reguliert würde. So wie die Alkoholprohibition in den USA Gangster wie Al Capone hervorbrachte, hat das Verbot von Cannabis Drogenkartelle und andere kriminelle Netzwerke gestärkt und reich gemacht. Der gegenwärtige Ansatz hat faktisch die Kontrolle eines lukrativen und risikoreichen Marktes jenen überlassen, die ihn höchstwahrscheinlich ohne jegliches Verantwortungsbewußtsein organisieren. Dabei könnte es so anders ein. Optimistischen Schätzungen zufolge könnte Kanada nach einer Legalisierung des Cannabishandels mehr als zwei Milliarden Pfund an Steuergeldern einnehmen. Cannabis ist eine relativ risikoarme Droge - aber keine Droge ist völlig gefahrlos. Und gerade wegen dieser Risiken ist eine gesetzliche Regulierung notwendig. Keine Droge wird dadurch sicherer, dass sie von organisierten Kriminellen produziert und verkauft wird; das Wohlergehen und die Gesundheit eines Konsumenten wird auch nicht gefördert, wenn ihm eine Haftstrafe aufgebrummt wird. Justin Trudeau zeigt Führungsstärke, modernisiert den Ansatz seines Landes, um die Gefahren, die von Cannabis ausgehen können, zu vermindern. Deutschen Politiker scheinen im Gegensatz dazu völlig daneben zu liegen, da sie an einem harten Vorgehen festhalten. Sie müssen endlich aufwachen, denn immer mehr Spitzenpolitiker beginnen die Vorteile einer Reform zu erkennen. Die in zunehmendem Maße diskutierte Frage lautet nicht, ob Cannabis gesetzlich reguliert werden sollte, sondern Wann und Wie.


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