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Highway 65 im Rattlesnake Saloon

Bericht: Jürgen Stier | Fotos: Karl Hofmann

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Erst seit 2020 gibt es die Band Highway 65, die wir am 12.03.2022 im Münchner Rattlesnake Saloon erleben konnten. Will man es auf einen Nenner bringen, so muss der Untertitel wohl lauten „die etwas andere Countryband“, denn diese fünf spielfreudigen Leute heben sich wohltuend ab von allem, was man sonst hört. Zumeist ist es New Country, gemischt mit etwas Rock & Pop, aber halt auch mit Raritäten, über die man sich richtig freut.

Stellen wir die Musiker kurz vor: Gegründet wurde die Band von der aus Berlin stammenden Sängerin Becky Jay, einer Frau mit tollen Entertainer-Qualitäten. Gitarren und Banjo spielt Andy Dreyer, der auch über eine starke Stimme verfügt. Sein Gitarrenspiel ist einfühlsam bis furios, je nachdem welcher Song gespielt wird. Der junge Eddy Kolb ist ein toller Pianist und am Schlagzeug finden wir einen alten Bekannten: den gebürtigen Ansbacher Earny Covax, den wir schon von Bands wie Custer, Rock‘n Rodeo oder The Wild Ride kannten. Bassist Stefan Telder (Spitzname ‚Tanzbär‘) war an diesem Abend verhindert, doch man fand würdigen Ersatz: Mäc Meierhofer. Der in Forchheim lebende Allgäuer hat schon bei vielen Bands gespielt, wir kannten ihn u.a. von Huckleberry Five und den Lonesome Four, beides sehr gute Bluegrass-Formationen. Bewundernswert, wie harmonisch er sich in das für ihn größtenteils unbekannte Programm einfügte.

Eine Countrynight mit „Some Days You Gotta Dance“ zu eröffnen, ist eine exzellente Wahl, ebenso wie „A Little Bit Of Life“ von Craig Morgan. Von Lady Antebellum stammt der Hit „Looking For A Good Time“. Die Band sorgte durchweg für gute Stimmung und der Beifall war den ganzen Abend enorm. Zwischendurch grub man aber auch mal Songperlen aus, die so richtig ins Herz gehen, z.B. der „Lovesick Blues“, ein über 70 Jahre alter Hit von Hank Williams. Bei diesem Song spielte Andy Dreyer Slide-Gitarre, so schön, dass man feuchte Augen bekam. Schön, dass auch Shania Twain mal wieder zu Ehren kam, ebenso wie Glen Campbell mit „Gentle On My Mind“. Abwechslung ist garantiert bei Highway 65. Dafür sorgen im Rattlesnake Saloon auch die Gäste: Wer einen Songwunsch hat, schreibt ihn an der Bar auf einen Zettel und schickt ihn, zusammen mit einer Runde für die Band, mit der stilechten Western-Eisenbahn zur Bühne. Highway 65 taten ihr Bestes, die teils doch ausgefallenen Wünsche zu erfüllen. Manchmal musste man aber doch passen. Und obwohl die junge Becky Jay manche ältere Titel nicht kannte, z.B. „Route 66“ oder „Burning Love“, rief sie gekonnt die Texte mit dem Handy auf, las sie ab und brachte auch diese Songs erstaunlich gut rüber. Zwei Songs will die Band eigentlich nicht mehr spielen: „Country Roads“ und „Sweet Home Alabama“. Verständlich, weil beide in den letzten 50 Jahren schon viel zu oft gespielt wurden. Aber wenn nun genau diese Titel auf den Zettel stehen, die mit dem Zug kommen? Nun, dann interpretieren Highway 65 beide Songs in einer ganz eigenen, noch nie da gewesenen Version. Auch nicht schlecht! Ansonsten hörte man Songs von Gretchen Wilson, Dolly Parton, Amy McDonald. Es war ein echtes Alternativ-Programm, da durfte auch der „Wellerman“ nicht fehlen. Wer‘s den Titel nicht kennt: Es ist ein aus Neuseeland stammendes Walfängerlied, etwa 150 Jahre alt, kürzlich von Nathan Evans und auch von Santiano neu aufpoliert. Bis ein Uhr nachts haben uns Highway 65 glänzend unterhalten.

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