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Auf dem Mississippi Country Music Trail
Der “Vater der Country Music” Jimmie Rodgers kam aus Mississippi – und viele andere aus dem Südstaat der USA folgten ihm an die Spitze der Charts. Der Mississippi Country Music Trail führt zu legendären Orten des Country: zu dessen Begründern, wie auch zu lebenden Ikonen.
Der Trail zählt schon 35 seiner roten Infotafeln, der „Markers“, und ist auch im Netz gut abgebildet. Wer sich nun unter „Trail“ eine zusammenhängende Reisestraße vorstellt, liegt daneben. Es handelt sich vielmehr um einen Wegweiser zu den Songs und Stars, zu Songs und Geschichten.
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Nach dem Ol‘ Man River benannt, der seine Westgrenze bildet, hat der Staat Mississippi nicht nur Dutzende Stars des Country hervorgebracht. Hier stand dessen Wiege. Da wird mancher aufhorchen und sagen: Mississippi war doch der Ursprung des Blues! Ja, das auch, wie der Mississippi Blues Trail mit mehr als 200 Markern eindrucksvoll belegt. Aber: Der „Vater der Country Music“, Jimmie Rodgers, kam in Meridian, Mississippi zur Welt. Anno 1927 spielte der Eisenbahner beim New Yorker Schallplatten-Produzenten Ralph Peer die Single Blue Yodel ein. Knapp eine halbe Million Mal verkaufte sich der Song des „singenden Bremsers“ und half, die damals noch ländliche Musik aus dem Süden populär zu machen, weshalb Rodgers‘ Marker des Mississippi Country Music Trail in Meridian Ehrensache ist. Und Peer sammelte dann auch viele weitere Songs bei Musikexpeditionen durch Mississippi ein. Spätestens seit damals gilt Mississippi eben als die Wiege der Country Music. Ein Marker für Elvis Presley steht in dessen Geburtsort Tupelo, Mississippi, im Elvis Presley Birthplace Museum. Der King of Rock ‘n‘ Roll hat nämlich auch eine großartige Country-Karriere hingelegt. Songs wie Always On My Mind und There Goes My Everything sichern ihm einen ewigen Platz in der Country Music Hall of Fame in Nashville, Tennessee.
In Sledge erinnert der Trail an Charley Pride. Ursprünglich war Pride Baseball-Spieler. Doch dann fand er, genährt von den Songs der Country-Radioshow Grand Ole Opry, die er schon als Kind hörte, seine wahre Bestimmung in der Musik. Die meisten seiner 50 Singles zwischen 1966 und 1984 kamen in die Top Ten, 28 schafften es zur Nummer eins. Darunter Kiss an Angel Good Morning, All I Have to Offer You Is Me und Someone Loves You Honey. Charley Pride, der im Dezember 2020 verstorben ist, hat bewiesen, dass auch Afroamerikaner den Olymp des Country besteigen können.
Ebenfalls von der Grand Ole Opry inspiriert wurde Tammy Wynette. Ihr Marker steht in ihrem Heimatort Tremont. Ihre Musik war geprägt von der Stärke, die ihr ein hartes Leben abverlangte. Sie heiratete sehr jung und bekam drei Kinder, mit denen ihr Ehemann sie dann sitzen ließ. Neben ihrem Job im Schönheitssalon sang und kellnerte sie in Memphis. Erste Versuche als Studiosängerin schlugen fehl. Produzenten erkannten dann aber doch ihr Talent, und sie schrieb von harten Zeiten inspirierte Hits wie Your Good Girl’s Gonna Go Bad, Stand By Your Man und D-I-V-O-R-C-E. In Greenwood steht der Marker für Bobbie Gentry. Geboren in Woodland, wuchs sie hier im Baumwoll-Land des Mississippi Delta auf. Sie brachte sich selbst das Klavierspielen bei, schrieb ihre ersten Songs, bis sie mit 13 nach Kalifornien zog. Ihre Kindheit in Mississippi blieb für sie prägend, wie man in ihrem Klassiker Ode to Billie Joe hört, der die Atmosphäre des Delta greifbar vermittelt.
Auch Johnny Cash hat seit dem letzten Mai seinen Marker, SALOON Magazin hat darüber berichtet. Er aber ausnahmsweise nicht, weil er in Mississippi geboren wäre, denn er kam aus Arkansas. Nein, weil er 1965 für eine Nacht in Starkville hinter Gittern saß. Die Nacht im Knast inspirierte seinen Klassiker Starkville City Jail.
Kein anderer Bundesstaat der USA hat so viele GRAMMY-Gewinner hervorgebracht wie Mississippi. Deshalb steht in Cleveland das GRAMMY Museum Mississippi, einziger Ableger des Originals in Los Angeles. Die Stadt Meridian hat nicht nur ein Jimmie Rodgers Museum und ein Musikfestival für den Vater der Country Music im Frühjahr zu bieten. Das Museum Mississippi Arts+Entertainment Experience, „The MAX“, zeigt alle Künste aus dem Staat, darunter natürlich auch Country Music und seine Geschichte in Mississippi.
Der Trail führt auch zu lebenden Legenden des Country aus Mississippi, darunter Faith Hill und Marty Stuart, der in Philadelphia, Mississippi geboren wurde und dessen Songs Tempted, Now That’s Country und Little Things zu Hits wurden. Er war auch Produzent für Johnny Cash und ist ein begnadeter Portrait-Fotograf. In Philadelphia baut er gerade an einem neuen Museum für seine riesige Sammlung von allem, was mit Country zu tun hat.

→ Das GRAMMY Museum Mississippi in Cleveland, Mississippi

→ Das Elvis Presley Birthplace Museum in Tupelo → Ein Marker des Mississippi Country Music Trail

Die bisher 35 faszinierenden Geschichten, die der Mississippi Country Music Trail erzählt, liest man online auf Englisch unter www.mscountrymusictrail.org und auf Deutsch unter www.memphis-mississippi.de nach. Am besten, um sie dann alle selbst zu besuchen.