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Jan Hulsen

Jan Hulsen

Dries Aerden

Dries Aerden

Fütterungssignale

Praxisleitfaden zur gesunden Fütterung von Milchkühen

Fütterungssignale

Autoren

Jan Hulsen

Dries Aerden

Deutsche Redaktion: Dr. Marion Tischer, vet-consult

Übersetzung

Dr Katharina Traulsen, vet-consult

Fotos

Jan Hulsen (sofern nicht anders angegeben)

Anneke Hallebeek (31)

Broer Hulsen 7, 9 (2x), 31 (2x), 50, 78)

Bertjan Westerlaan (28)

Illustrationen

Trudy Michels, Studio Michels

Herman Roozen

Gestaltung

Varwig Design

In Zusammenarbeit mit Joep Driessen, Dick de Lange, Bert van Niejenhuis, Pieter Paschyn, Nico Vreeburg, Bertjan Westerlaan, Jaap van Zwieten

Ein besonderer Dank an Owen Atkinson, Jack Rodenburg , Freek van Essen, Kees Haanstra, Paul Hulsen, René Knook, Roel Koolen, Adri Maas, Aart Malestein, Niek Mangelaars, Ria und Ronald Raats, Kees Simons, Lucas Talsma und an die vielen Landwirte, Berater, Tierärzte und anderen, die mit Milchkühen und Milchwirtschaft zu tun haben.

Für Bücher und maßgeschneiderte Ausgaben:

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Vetvice bietet Milchviehhaltern und deren Beratern und Zulieferbetrieben praktisches und zuverlässiges Wissen über die Rinderhaltung aus Wissenschaft und Praxis. Dadurch streben wir ein maximales Wohlbefinden und maximale Gesundheit bei Tier und Mensch im Rahmen einer ökonomisch erfolgreichen Produktion an, die Lebensmittel in Spitzenqualität liefert.

Für Workshops und Präsentationen:

Fütterungssignale gehört zu der erfolgreichen Reihe Kuhsignale®, Kuhsignale® ist eine eingetragene Marke der Vetvice® Group.

©Jan Hulsen, 2019

Kein Teil dieser Ausgabe darf ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Herausgebers durch Druck, Fotokopie oder in anderer Form vervielfältigt und/ oder veröffentlicht werden.

Autor und Herausgeber haben den Inhalt dieser Ausgabe mit größter Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt Autor und Herausgeber übernehmen jedoch keine Haftung für jegliche Art von Schäden, die durch Handlungen oder Entscheidungen aufgrund der Informationen in diesem Buch entstehen.

Der Herausgeber hat sich bemüht, die Besitzer des Bildmaterials zu ermitteln. Falls eine Quelle nicht genannt wird, können sich deren Besitzer an den Herausgeber wenden.

ISBN 978-3-7843-5367-8

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Impressum
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Inhalt Einleitung: Verhaltensansprüche und Fressverhalten 4 Verhaltensansprüche 5 Fütterung und Verdauung bei der Kuh 6 Pansenfunktion: Durchmischung und Passage 8 Verdauung von Futtermitteln 10 Energie und Eiweiß treiben die Fermentation an 11 Futteraufnahme, Milchleistung und Pansen-pH 12 Pansen-pH 13 1: Fressen 14 Optimales Fressen 15 Wasseraufnahme 16 Viel Zeit zum Fressen 17 In Ruhe fressen 18 Platz, Ruhe und Frieden 20 Komfortabel laufen und liegen 21 Hitzestress 22 Grasen 23 2: Lagerung, Beladung und Fütterung 24 Optimales Füttern 25 Beladen, Vermischen, Füttern 26 Beladen des Futtermischwagens 27 Wiegen= Wissen was wirklich passiert 28 Kontrolle und Eichung 29 Der Futtertisch 30 Verwendung der Schüttelbox 31 Silieren 32 Optimales Grasen 34 3: Rationsberechnung 36 Pansenfermentationsrate 37 Struktur 38 Bewertung der Futtermittelanalyse 39 Futterbewertung 40 Bestandsaufnahme Futtermittel 42 Managen der Futtermittelbestandsaufnahme 43 TMR: Totale Mischration 44 PMR: Partielle Mischration 45 Futtermittelanalyse: Begriffserklärungen 46 4: Kuhparameter messen und managen 48 Erkennen und Verringerung Futterselektion 50 Bewertung der individuellen Futteraufnahme 51 Pansenfüllung 52 Pansenfüllung und Funktion 53 Probleme ansprechen, Verbesserungen einleiten 54 Kotbewertung 55 Beurteilungskarte Kotkonsistenz 56 Beurteilungskarte Kot: Verdauung 57 Anleitungskarte Kotsieben 58 Schema zur Bewertung von gesiebtem Kot 59 5: Messen und managen als Betriebsleiter 60 Messen und analysieren, nicht raten und spekulieren 61 Zielorientierte Wirtschaftlichkeit: Einkommen nach Abzug der Futterkosten 62 Gezielte Futterumwandlungseffizienz 63 Gezielte Milchproduktion 64 Trockenstehzeit 66 Erfolgreiche Trockenstehzeit und Transitphase 67 6: Fütterungsbedingte Kuhprobleme 68 Verhaltensauffälligkeiten und Fütterung 69 Ketose und Fettleber 70 Milchfieber 71 Zu starke Säurebildung im Pansen 72 Links- oder rechtsseitige Labmagenverlagerung 73 Management des BCS 74 Ernährungsstatus, Leistung und Fruchtbarkeit 75 Klauenprobleme 76 Mineralstoffe: zu wenig oder zu viel 77 Fremdkörpererkrankung 78 Inhaltsverzeichnis 79 copyrightprotected

Verhaltensansprüche und Fressverhalten

Kühe sind soziale, grasende, wiederkauende Tiere. Das Wiederkauen unterscheidet Kühe von anderen Tieren: Dank der Fermentation (Vergärung) im Pansen kann die Kuh Futter von geringem Nährwert in Lebensmittel hoher Qualität umwandeln – Milch und Fleisch.

Die Anpassung Ihrer Fütterung, Unterbringung und Pflege an die Bedürfnisse und Eigenschaften der Kuh und ihr Verdauungssystem ermöglicht es Ihnen, Leistung, Gesundheit und Wohlbefinden zu optimieren. Dies führt zu Nachhaltigkeit und einem guten Verdienst.

Sozialverhalten und gemeinsames Fressen

Kühe fressen, liegen und laufen zusammen in Gruppen. Stress und Futterneid entstehen, wenn nicht alle Tiere einer Gruppe zur gleichen Zeit fressen können. Ein Tier, das nicht zur gleichen Zeit wie der Rest der Gruppe fressen kann, wird weniger und schneller fressen.

Durch das Fressen sichern Rinder Beziehungen und Dominanz in einer Gruppe. Dies wird gewöhnlich durch kurze, schnelle Signale demonstriert. Dominante Kühe machen klar, dass sie der Boss sind und rangniedere Kühe zeigen, dass sie wissen, wo ihr Platz ist. Genauso läuft dies auch bei den Tränken ab. Es ist essentiell für die Tiere.

Weidende Kühe füllen ihren Pansen mit Gras und legen sich dann an einen trockenen, sicheren Platz zum Wiederkauen. Sie machen alles in Gruppen, und alle Tiere einer Gruppe fressen und liegen zur gleichen Zeit.

Die Pansenflora macht die Speisekarte Pflanzliches Futter enthält viel Zellulose. Tiere können diese nicht verdauen, aber Mikroorganismen wie Bakterien können das. Wiederkäuer haben zwei Mägen, in denen Mikroorganismen das gefressene Futter aufspalten. Dieser Prozess ist die Fermentation, die Mägen werden Pansen und Netzmagen genannt. Die Mikroorganismen heißen in ihrer Gesamtheit Pansenflora.

Genügend Kauen

Ausreichendes Kauen, und insbesondere das Wiederkauen, sind Anzeichen einer gesunden Ration, in der der Strukturgehalt stimmt. Gutes Kauen sorgt für einen gesunden Pansen und ermöglicht eine hohe Pansenaktivität. Enthält das Futter zu wenig Struktur, treten mehr Verhaltensauffälligkeiten bei Kälbern wie gegenseitiges Besaugen von Euter und Nabel und Harntrinken auf, es werden Haarballen im Pansen gebildet. Bei älteren Kühen kann es zu Pansenstörungen, Magengeschwüren, Darmproblemen, Pica (Fressen von Nicht-Futtermitteln) und Durchfall führen.

Eine hochleistende laktierende Kuh kaut durchschnittlich für 14 bis 16 Stunden am Tag wieder. Bei einer Stallration frisst sie 4 bis 6 Stunden und kaut 9 bis 11 Stunden wieder. Bei 100 % Weidegang ist es ungefähr andersherum.

4 Fütterungssignale Einleitung
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Einleitung: Verhaltensansprüche und Fressverhalten

Kühe brauchen Ruhe und Frieden Rinder behalten sich gegenseitig und die Umgebung im Auge, sie reagieren sofort auf mögliche Bedrohungen, auf das Verhalten von anderen Tieren und ungewöhnliche Situationen. Eine nervöse Kuh frisst schneller. Das bedeutet aber auch, dass sie weniger frisst. Zusätzlich bleibt sie stehen, anstelle sich hinzulegen. In einer entspannten Herde fressen alle Kühe ungezwungen, was in einer nervösen Herde nicht der Fall ist. Ruhe entsteht, wenn den Kühen ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit gegeben wird. Nervosität kann recht einfach vorgebeugt werden, wenn sich jede Kuh sicher verhalten kann. Nervosität kann durch viele Dinge ausgelöst werden, wie z.B. Konflikte mit anderen Kühen, Angst vor Personen oder Geräten und unerwartete, furchteinflößende Ereignisse. Wenn es unmöglich ist, sich ausreichend lange hinzulegen, entsteht auch eine Menge Nervosität und Stress – dies passiert, wenn es nicht genug Liegeplätze gibt oder diese nicht komfortabel genug sind.

Laufen ist gesund

Kühe haben kein sehr großes Bedürfnis herumzulaufen, für ihre Vitalität ist es aber sehr förderlich. Haben sie genügend Platz zum Herumlaufen, so haben sie auch genügend Platz, um sich aus dem Weg zu gehen. In ihrem natürlichen Lebensraum laufen Kühe täglich 5 bis 15 km, abhängig von der Grasmenge und der Entfernung zum Wasser. In einem Boxenlaufstall läuft eine Kuh, die nicht in Brunst ist, 1,5 bis 2,5 km täglich.

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Verhaltensansprüche
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Junge Kälber, die mit einem oder mehreren Kälbern aufgestallt sind, fressen mehr und wachsen demnach auch besser. Sie haben außerdem weniger soziale Probleme, wenn sie in eine neue Gruppe eingegliedert werden.

Anatomie und Verdauungssystem, Überblick

Enddarm

• absorbiert Wasser, um Flüssigkeitsverlust zu verringern

After und Vagina

• Durchschnittlich

70 Liter Harn und Kot pro Tag mit 8-9 % Trockenmasse

Blinddarm, Dickdarm

• Darmflora fermentiert die verbliebenen Fasern und Nährstoffe

• Absorbieren flüchtige Fettsäuren und Wasser

Wasser und Speichel

Ungefähr 300 bis 400 Liter Wasser durchlaufen bei einer hochleistendenen HF-Kuh jeden Tag den Pansen. Das Futter enthält ungefähr 50 Liter Wasser. Eine Milchkuh nimmt 4-5 Liter Trinkwasser pro gefressenem Kilogramm Trockenmasse auf Das summiert sich auf 80 bis 120 Liter Wasser pro Tag bei einer Umgebungstemperatur unter 22-25 °C. Das Tier produziert 200 bis 250 Liter Speichel am Tag. Dieser Speichel: • feuchtet das Futter an und trägt zur Pansenfüllung bei

• beugt ein zu starkes Absinken des Pansen-pH vor • bringt Stickstoff (Harnstoff) zur Eiweißbildung in Umlauf, sowie Phosphor und Natrium Eine große Menge des Wassers aus dem Futterbrei wird im Blättermagen und Dickdarm wieder absorbiert. Kühe verlieren Wasser über ihre Milch, Harn und Kot sowie über die Atmung.

Bauchspeicheldrüse, Gallenblase, Dünndarm

• erhöhen pH-Wert

• fügen Verdauungsenzyme hinzu

• Dünndarm absorbiert Nährstoffe

Labmagen

• Fügt Magensäure und Enzyme hinzu

• Verdaut Pansenflora und andere Nährstoffe

• Absorbiert Nährstoffe

Die Hälfte ihres Speichels produziert die Kuh beim Kauen, die andere Hälfte wird kontinuierlich gebildet. Wenn eine Kuh nicht schlucken kann oder die Speiseröhre blockiert ist, beginnt der Speichel sofort aus dem Maul zu tropfen.

6 Fütterungssignale Fütterung und Verdauung bei der Kuh
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Öffnung des Blättermagens

• hemmt den Abfluss der Schwimmschicht und lässt verdautes

Futter durch

Der Pansen

• Zieht sich zusammen, um den Inhalt zu durchmischen

• Die Pansenflora spaltet das Futter für eigenen Energiebedarf und Wachstum auf, produziert flüchtige Fettsäuren

• Die Pansenwand absorbiert flüchtige Fettsäuren und Mineralstoffe. Flüchtige Fettsäuren decken 50-70 % des Energiebedarfs der Kuh. Panseninhalt: 180-200 Liter

Schlund, Speiseröhre

• Leiten das Futter in den Pansen

• Würgen das Futter zum Wiederk auen hoch. Futteraufnahme pro Tag: 15-23 kg Trockenmasse = 30-90 kg

Frischgewicht

Maul, Zunge, Zähne

• Zerkleinern und quetschen das Futter

Blättermagen

• Absorbier t eine große Menge an Wasser, flüchtigen Fettsäuren und bestimmten Mineralstoffen

• Pumpt den Futterbrei weiter

Nase, Augen, Zunge, Maul

• Wählen Futter aus und nehmen es auf

Netzmagen

• Würgt das Futter zum Wiederkauen hoch

• Pumpt den Panseninhalt herum und zum Blättermagen

Pansenflora und freie Fettsäuren als Nahrungsquelle Somit ernährt sich eine Kuh von der Pansenflora, den Rückständen aus der Fermentation und den Nährstoffen, die den Pansen und die Pansenflora durchlaufen. Flüchtige Fettsäuren bleiben bei der Fermentation von Kohlenhydraten (Zucker, Stärke, Zellulose) übrig. Die gesamte Produktion von flüchtigen Fettsäuren einer Milchkuh deckt 50-70 % ihres Energiebedarfs. Sie bekommt den Rest aus der Stärke im Dünndarm und aus Fett und Eiweiß. Der Futterbrei wird erneut im Blind- und Dickdarm fermentiert. Die dort produzierten flüchtigen Fettsäuren liefern 10-15 % ihres Energiebedarfs.

• Fügen Speichel hinzu (200-250 Liter/Tag)

Futteraufnahme:

• Beim Weidegang: 1 kg Trockenmasse pro Stunde

• Am Fressgitter: 1,5-2 kg Trockenmasse pro Futteraufnahme von ungefähr einer halben Stunde

Einleitung: Verhaltensansprüche und Fressverhalten

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Fütterung und Verdauung bei der Kuh
Die Wand des Blättermagens ist blätterartig aufgefaltet und gleicht den Seiten eines Buches. Dies bietet eine sehr große Kontaktfläche für die Futtermassen.
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KAPITEL 1

Fressen

Idealerweise sollten Kühe 12 identische Portionen über den Tag verteilt fressen. Sie sollten viel kauen und das Futter nicht selektieren. Das ist umso wichtiger, je mehr Milch sie produzieren. Damit die Kühe viele Portionen fressen und in Ruhe kauen können, müssen die Fressplätze leicht erreichbar sein und sie müssen ohne Stress fressen können. Das Futter muss immer schmackhaft sein, die Tatsache, dass sie oft (≥ 2x) gefüttert werden und das Futter nachgeschoben wird, bedeutet, dass sie niemals extrem große Portionen fressen. Neue Futtervorlagen regen die Kühe stets zum Fressen an. Um viel fressen zu können, müssen sie auch eine große Menge Wasser aufnehmen.

Kleine Portionen, viel Kauen

Eine Kuh sollte viele Portionen gleichmäßig über den Tag verteilt fressen. Auf diese Weise ist jede Portion klein, der Pansen bleibt voll und das Absinken des pH-Werts wird minimiert Bei guten Stallkonditionen fressen Milchkühe ungefähr 10-14 Portionen pro Tag Die höchstleistenden Tiere fressen 14 Mal am Tag

Eine Kuh frisst optimal, wenn:

• sie das schmackhafte Futter leicht erreicht

• sie sich nicht beeilen muss

• sie bequem fressen kann

• sie gesund ist, ohne Stress und Schmerzen

• sie Regelmäßigkeit und Routine hat

• sie zur gleichen Zeit wie die anderen Kühe fressen kann

Zusammen fressen, zusammen liegen

Eine Kuh, die nicht mit den anderen zusammen fressen kann wie der Rest der Gruppe, wird schneller fressen und häufig auch weniger Sie wird weniger liegen, was eine zusätzliche Belastung für ihre Klauen bedeutet Sofern immer genügend schmackhaftes Futter in der korrekten Zusammensetzung erreichbar ist, werden die Auswirkungen von zu wenigen Fressplätzen begrenzt. Aber wenn die Futtermenge begrenzt ist oder schwierig zu erreichen ist, oder wenn Kühe selektieren, dann werden sie beginnen, um die Rangordnung zu kämpfen, die schwächeren oder rangniederen Tiere werden leiden. Das resultiert in mehr Problemtieren, dies wiederum bedeutet mehr Arbeit für Sie, höhere Kosten und eine niedrigere Leistung. Dies hat den höchsten Einfluss auf Trockensteher und die Tiere, die am wenigsten leisten.

Mit zurückgelegten Ohren und einer leichten Kopfbewegung schickt die schwarze Kuh der weißen Kuh eine „drohende” Nachricht. Die weiße Kuh droht nicht zurück, sodass sie die dominante Position der schwarzen Kuh bestätigt. Die Bestätigung von sozialen Bindungen und Rangordnung ist ein wichtiger Teil der Futter- und Wasseraufnahme.

Tiere, die nicht zusammen mit der Hauptgruppe fressen, werden dann fressen, wenn die Hauptgruppe liegt. Sie werden schneller fressen, was mehr Pansenazidose und eine schlechtere Futterverwertung bedeutet. Sie fressen auch oft etwas weniger, was zu einem größerem Gewichtsverlust und Ketose führen kann.

14 Fütterungssignale Fressen
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Hauptsächlich verwendet die Kuh ihre Nase, um herauszufinden, ob das Futter schmackhaft ist –sprich: Sie riecht es.

Bilderrätsel

Was können Sie sehen und was sollten Sie machen?

Fressen einer Mischration

Wenn die Kühe nicht eine Mischung des gesamten Futters fressen, neigen sie dazu, zu schnell verdauliches Futter aufzunehmen. Das kann einen temporären pH-Wert Abfall im Pansen und eine zu schnelle Passage zum Dünndarm bedeuten. Spätere Portionen werden dann oft langsamer verdaut, da sie weniger schnell-verfügbare Energie und Eiweiß für die Pansenflora enthalten. Selektion erzeugt außerdem mehr Unruhe zwischen den Kühen, insbesondere wenn nicht alle Kühe zur gleichen Zeit fressen können.

Häufigeres Füttern, weniger Selektion

Häufigeres Füttern verringert oft das Auftreten von Selektion. Die Futterbestandteile werden schmackhafter bleiben, da die Kuh sie nicht mit Speichel kontaminiert und es tritt weniger Nacherwärmung auf. Kühe können keine großen Mengen an Konzentratfutter heraussuchen, wenn weniger Futter vorhanden ist. Die Zeitdauer, die Kühe zum Fressen zur Verfügung haben, hat keinen Einfluss auf die Selektion von Futter.

Soviel Trockenmasse wie möglich fressen

Ob eine Kuh die maximale Menge an Trockenmasse aufnimmt, wird bestimmt durch:

1. Die Verdaulichkeit der Ration.

Leichtverdauliches Futter verschwindet schneller aus dem Pansen.

2. Das Futtervolumen

Rationen, die sehr nass oder voluminös sind, wie Trockensteher-Rationen, eine Stallration mit weniger als 30 -35 % Trockenmasse oder tropfnasses Gras, wird den Pansen füllen, bevor die Kuh satt ist.

3. Der Geschmack des Futters

Gutschmeckendes Futter wird die Kuh nicht dazu verleiten, mehr zu fressen, aber nicht-gut schmeckendes Futter wird weniger gefressen. Die Versorgung mit frischem Futter verlockt die Kuh zu fressen.

4. Pansenprobleme, Krankheit und Schmerz

Alle Ursachen von Unbehagen, Stress und Furcht verringern die Futteraufnahme.

Diese Kuh steht mit zu weit nach vorne gestellten Hinterbeinen. Außerdem zeigen sie nach außen und es sieht so aus, als würde sie den rechten Hinterfuß nicht belasten. Dies sind Klauensignale, die deutlich auf Sohlenblutungen (Klauenrehe) hindeuten.

Zugrundeliegende Ursachen sind Pansenazidose und starker Gewichtsverlust (verringerte Klauenhornqualität) im Zusammenhang mit unbequemen Liegeboxen und langen Stehzeiten. Behandeln Sie die Kuh und nehmen Sie die Ursachen in Angriff.

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Optimales Fressen
Kapitel 1: Fressen
Automatische Futtervorlagesysteme sorgen für Ruhe und Routine bei den Kühen, da immer Futter vorhanden ist.
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KAPITEL 4

und managen und Kuhparameter messen

Die Kühe erzählen Ihnen jeden Tag genau, wie gut ihr Futter, ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden sind. Überprüfen Sie deshalb jeden Tag ihre Leistung: Ob alle genug fressen, ob alle jeden Tag die bestmögliche Ration fressen und ob Sie Anpassungen vornehmen müssen. Kontrollieren Sie zusätzlich zu den Kuhsignalen Ihre gemessenen Daten wie die Milchleistungskurve, Milchbestandteile, Wachstum, Gesundheit und Fütterungseffizienz. Methanausstoß und Stickstoffverwertung können auch miteinbezogen werden.

Durchschnitt und Streuung

Bestimmen Sie bei der Beurteilung von Tieren den Durchschnitt und kontrollieren Sie, ob es zwischen den Tieren große Unterschiede gibt. Rationen werden immer für die Durchschnittskuh berechnet. Große Unterschiede zwischen den Kühen können für schlechter werdende Ergebnisse verantwortlich sein, sie können aber auch von Problemen bei der Futteraufnahme herrühren.

Ungewöhnliche Kühe, Risikokühe

Bestimmen Sie, wie viele Kühe vom Durchschnitt abweichen, wie z.B. die mit zu leerem Pansen oder zu niedriger oder zu hoher Körperkondition. Das sind Risikokühe, die besondere Aufmerksamkeit brauchen. Versuchen Sie immer, den Grund zu finden und das Problem zu lösen. Notieren Sie diese Fälle und überprüfen Sie, ob sie miteinander verbunden sein könnten. Sind das beispielsweise alles Färsen oder leicht lahme Tiere?

Wenn die Färsen in einer Herde deutlich zu klein sind, wissen Sie, dass sie etwas mehr wachsen müssen und beim Füttern leicht abgedrängt werden. Lassen Sie sie länger Milch geben, indem Sie sie erst nach 90 Tagen in Milch (days in milk, DIM) besamen. Überlegen Sie, eine Färsengruppe zu bilden. Sind sie beim Trockenstellen zu dünn, wird ihre Leistung in der zweiten Laktation oftmals enttäuschend sein. Kleine Färsen bedeuten auch, dass Sie Ihre Jungtieraufzucht verbessern müssen.

Jeder, der die Tiere kontrolliert, muss ein Thermometer dabei haben, außerdem ein Notizbuch oder ähnliches, um die Informationen aufzuzeichnen und weiterzugeben.

48 Fütterungssignale Kuhparameter messen und managen
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Bilderrätsel

Die Leistung ist niedriger als erwartet. Was machen Sie?

Für ein effektives Tiermanagement müssen Sie in die Herde gehen und zwischen den Tieren stehen, um jedes Tier von Nahem zu begutachten. Beachten Sie dabei ihr Laktationsstadium und bewerten Sie jedes Risiko-Tier besonders.

Risiken erkennen und managen

Risiko-Tiere werden durch bestimmte Risiken als erste betroffen. Wenn Sie diese Tiere kennen, können Sie sie als Kontrolltiere verwenden. Sofern es diesen Tieren gut geht, verursacht ein zusätzliches Risiko keine Probleme. Beispiel: Frischabkalber und hochleistende Kühe sind sehr empfänglich für Pansenazidose; Färsen, schwache und lahme Kühe gelangen schwerer zum Futter.

Die Kühe wissen es genau und haben immer Recht. Beginnen Sie deshalb damit, die Kühe zu untersuchen und arbeiten Sie sich bis zum Futter, der Rationszusammensetzung und den Futtermitteln zurück. Frisst jedes Tier über den Tag genug? Frisst jedes Tier die richtige, gesunde Ration?

Risiko-Zeiten bei der Fütterung sind Perioden, in denen die Aufnahme von Wasser oder Futter unter Druck stattfindet. Es kann sein, dass die Tiere den ganzen Tag oder zu bestimmten Zeiten zu wenig fressen. Risiko-Zeiten können einzelne Kühe betreffen, wie z.B. bei der Abkalbung oder in der Brunst. Aber auch eine gesamte Gruppe kann betroffen sein, wie z.B. bei Hitzeperioden oder bei Rationsveränderungen. Bewerten Sie in Risiko-Zeiten das Futteraufnahmeverhalten und die Pansenfüllung und anschließend den Kot.

Jeder Ort, der einen negativen Einfluss auf die Futteraufnahme hat, ist ein Risiko-Ort. Beispiele sind unpassende Fressgitter, Sackgassen und enge Laufgänge.

49 Kapitel 4: Kuhparameter
Kuhparameter messen und managen
messen und managen
Risiko-Tiere = Kontrolltiere Risiko-Zeiten Risiko-Orte
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KAPITEL 6

Fütterungsbedingte Kuhprobleme

Wenn die Kuh so viel wie möglich von der richtigen Ration in der Trockenstehzeit, während des Abkalbezeitraums und in der Frühlaktation frisst, vermeiden Sie die meisten fütterungsbedingten Probleme. Fokussieren Sie deshalb Ihre Aufmerksamkeit auf die Erfolgsfaktoren für eine gesunde Transitphase (die sechs Wochen vor und nach dem Kalben). Versuchen Sie auch, eine optimale Gesundheit zu erreichen. Versuchen Sie frei von ansteckenden Krankheiten zu sein, impfen Sie und erreichen Sie einen hohen Hygienestandard. Gesundheit ist die Grundlage für Vitalität, Widerstandsfähigkeit und nachhaltige Gesundheit. Aber manchmal geht trotzdem etwas schief. Dann sollten Sie fähig sein, das Problem schnell zu erkennen, sich sorgfältig um die Kuh zu kümmern und sie richtig zu behandeln.

Trockensteher, kalbende Kühe und Frischabkalber müssen weiterfressen!

Tuen Sie alles, um sicherzustellen, dass Trockensteher, kalbende Kühe und Frischabkalber genug fressen. Eine verringerte Futteraufnahme während der Trockenstehzeit ist ein Hauptgrund für Probleme, die nach dem Kalben auftreten. Jedes kg an Trockenmasse, dass die Transitkuh vor dem Kalben weniger frisst, setzt sie einem 3x größerem Risiko einer Gebärmutterinfektion nach dem Kalben aus. Ein Tag mit schlechter Futteraufnahme kann der frischabgekalbten Kuh große Probleme bereiten, z.B. am Kalbetag.

Setzen Sie nach dem Kalben die Energieaufnahme und optimale Futteraufnahme fest. Eine ungenügende, unregelmäßige oder falsche Futteraufnahme stellt nun ein großes Risiko für eine übermäßig negative Energiebilanz, Labmagenverlagerung und Pansenazidose dar.

Negative Energiebilanz, Fettsäuremobilisation und Ketose

Jede frisch abgekalbte Kuh geht durch eine Zeit, wo sie mehr Energie über die Milch verliert, als sie durch das Futter aufnehmen kann. Dies kompensiert sie hauptsächlich durch die Verwendung ihres Körperfetts (Fettsäuremobilisation). Wenn dies alle ist, beginnt sie Muskelmasse abzubauen. Der niedrige Blutzuckerspiegel aufgrund des Glukoseverbrauchs im Euter löst die Fettsäuremobilisation aus. Während dieses Prozesses erscheinen freie Fettsäuren im Blut. Die Leber baut diese ab oder wandelt

Kontrollieren Sie jede frisch abgekalbte Kuh intensiv, indem Sie zweimal täglich die Pansenfüllung, Aktivität, Fieber und Kot untersuchen. Analysieren Sie Probleme mit einem Entscheidungsbaum und behandln Sie entsprechend Ihres Betriebsbehandlungsplans.

sie in Ketonkörper um.

Ein niedriger Eiweißgehalt der Milch (< 3,0 %) und ein hoher Fett/Eiweiß-Quotient sind Indikatoren für das Ausmaß der negativen Energiebilanz. Bis zu einem gewissen Ausmaß ist die negative Energiebilanz ein normaler Prozess.

Wenn aber die Konzentration an freien Fettsäuren einen bestimmten Wert überschreitet, nennen wir es eine subklinische Ketose. Wenn die Kuh sichtbare Probleme zeigt, hat sie eine klinische Ketose oder Azetonämie.

Bei fütterungsbedingten Problemen ist die kranke Kuh ein Signal dafür, dass bestimmte Aspekte Ihres Managements verbessert werden müssen.

68 Fütterungssignale Fütterungsbedingte Kuhprobleme
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Kühe entwickeln die Angewohnheit des gegenseitigen Besaugens in der Phase vor dem Entwöhnen. Das kommt daher, weil ihr Saugbedürfniss nicht befriedigt wird während sie trinken und sie nach dem Trinken hungrig sind. Deshalb besaugen sie sich gegenseitig, gewöhnlich am Nabel oder den Zitzen. Geben Sie mehr Milch zu jeder Fütterungszeit und lassen Sie die Kälber mit einem Sauger trinken. Stellen Sie außerdem sicher, dass die Kälber uneingeschränkt Kraftfutter und schmackhaftes Grundfutter fressen können.

Stereotypien

Stereotypien sind abweichende Verhaltensmuster, die wiederholt von der Kuh ausgeführt werden. Es kommt daher, weil ein Tier ein bestimmtes Verhalten, für das es eine zwingende Notwendigkeit hat, nicht ausüben kann. Bei Wiederkäuern sind die Hauptverhaltensweisen Kauen und Saugen bei milchtrinkenden Kälbern. Da alle Tiere den gleichen Umständen ausgesetzt sind, entwickeln mehrere Tiere einer Gruppe das gleiche unerwünschte Verhalten. Es kann auch im gleichen Stall passieren, aber zu einer früheren oder späteren Zeit.

Tiere, die ein unerwünschtes Verhalten für eine gewisse Zeit gezeigt haben, werden es nie mehr verlernen. Daher müssen Sie den Grund herausfinden und entfernen.

Zungenrollen ist eine Verhaltensauffälligkeit, die wahrscheinlich im jungen Alter beginnt, wenn ein Kalb nicht ordentlich saugen oder kauen kann. Geben Sie den Kälbern früher Grundfutter und stellen Sie die Milch über einen Sauger bereit. Bestimmte Rassen sind anfälliger (z.B. Jersey, Fleckvieh und Montbeliarde).

Ein flacher, zu hoher Futtertisch ist ein Risikofaktor für Futterwerfen. Das Problem könnte bei den Jungtieren begonnen haben, obwohl die meisten Futterwerfer bei den laktierenden Kühen zu finden sind. Es ist bisher nicht bekannt, ob es auch andere Gründe dafür gibt. Nachahmung kann eine Rolle spielen, ebenso wie die Genetik.

69 Kapitel 6:
Kuhprobleme Verhaltensauffälligkeiten und Fütterung
Fütterungsbedingte
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Fütterungssignale

„Du fütterst mit deinen Augen“

Ein a ltes, holländisches Sprichwort

Eine gute Fütterung ist die Basis Ihres Betriebserfolges, nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf die Leistung, Tiergesundheit und Fruchtbarkeit. Wussten Sie, dass fast 50% der Unterschiede in der Milchleistung zwischen Betrieben durch die Rationszusammensetzung bestimmt wird? Und das der Rest von anderen Dingen wie Stall, Tiergesundheit und Kuhmanagement abhängt?

Fütterungssignale beantwortet die vier praktischen Fragen, die jeden Tag von allen Landwirten und ihren Mitarbeitern auf jedem Milchkuhbetrieb gestellt werden:

1. Was soll ich füttern und wie viel?

2. Was ist der beste Weg, um sicherzustellen, dass jedes Tier die richtige Ration bekommt?

3. Wie überprüfe ich, ob jedes Tier das frisst, was es soll?

4. Wie mache ich Anpassungen und löse besondere Probleme?

Dieses Buch enthält ein faszinierendes Spektrum an praktischen Tipps und wertvollen Richtlinien über das Wesentliche einer gesunden, ökonomischen Fütterung. Wussten Sie, dass eine Kuh, die nicht zusammen mit der Gruppe fressen kann, schneller frisst und weniger Futter aufnimmt? Dass eine Milchkuh ungefähr 200 Liter Speichel pro Tag produziert und ungefähr 15.000 Liter Blut durch ihr Euter pumpt? Und dass die meisten Landwirte es vorziehen, nicht früh am morgen zu füttern?

Zusätzlich zeigt Ihnen Fütterungssignale, was Sie als Landwirt heute machen können, um Ihr Futtermanagement zu verbessern. Mit zuverlässigen Informationen, kurzen Erklärungen und vielen Bildern, die von landwirtschaftlichen Betrieben stammen. www.roodbont.com

Fütterungssignale ist ein Teil der Reihe Kuhsignale®. Diese Bücher präsentieren auf zugängliche Art und Weise höchst praktisches Wissen über eine tiergerechte Milchkuhhaltung.

€ 29,90

ISBN 978-3-7843-5367-8

9783784353678

www.vetvice.com www.liba.be www.cowsignals.com
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