Dorf-Blitz November 2014

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Monatsinterview

Dorf-Blitz

11/2014

Schulsozialarbeit hat Scharnierfunktion zwischen Schule und Familie

«Wir schauen immer auch über den Tellerrand» Die Schulsozialarbeit (SSA) ist in vielen Schulen aktiver Bestandteil, so wie in Bassersdorf. Auch wenn dies hinlänglich bekannt ist, ist es schwierig, sich darunter etwas vorzustellen. Unbekanntes kann verunsichern. Der Dorf-Blitz hat sich deshalb mit den drei Bassersdorfern Schulsozialarbeitern unterhalten. von Annamaria Ress An den drei Bassersdorfer Schuleinheiten Mösli, Steinlig und Geeren arbeiten im Auftrag der Gemeinde Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter. Susan Krausse, Ursula Reinhardt (am Gespräch konnte sie jedoch nicht teilnehmen) und Roger Speck sind ausgebildete Sozialarbeiter. Ihr Vorgesetzter ist Andreas Roth, Bereichsleiter Jugend bei der Gemeindeverwaltung. Die Bassersdorfer Schulsozialarbeiter sind Fachpersonen, die teils über Umwege zu ihrem heutigen Beruf kamen und verfügen neben guten fachlichen Kenntnissen auch über menschliche Lebenserfahrung. An Ihrer letzten Stelle waren Sie am Aufbau der Schulsozialarbeit beteiligt. War dies der Grund für die Übernahme in Bassersdorf? Andreas Roth: Es passte halt genau in mein Wunschprofil. Einerseits leite ich hier die Jugendarbeit und andererseits die Schulsozialarbeit. Dies sind zwar sehr unterschiedliche Bereiche, jedoch idealerweise sind beide der Gemeinde unterstellt. So sind auch Synergien optimal nutzbar, denn grundsätzlich arbeiten wir ja mit den gleichen Kindern und Jugendlichen. Wie genau umschreibt sich Schulsozialarbeit (SSA) in Bassersdorf? A.R.: Mit Einzelgesprächen, Gruppenoder Klasseninterventionen unterstützen die drei Schulsozialarbeiter in den Schulen Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung von persönlichen, sozialen oder familiären Herausforderungen - wie etwa Mobbing, Krisensituationen, Hausaufgaben, Streit / Gewalt, Sexualität, Sucht und Drogen. Im Weiteren beraten sie die Lehrpersonen bei sozialen Fragestellungen und Projekten im sozialen

Schulsozialarbeit als tägliche Aufgabe: (v.l.) Andreas Roth, Ursula Reinhardt, Susan Krausse, Roger Speck. (Bilder: zvg)

Bereich. Den Eltern wiederum stehen die Schulsozialarbeiter mit Rat bei Schulschwierigkeiten ihrer Kinder und Jugendlichen zur Seite sowie auch bei Erziehungsfragen. An der Oberstufen­schule Mösli leitet die Schulsozialarbeit zudem das Projekt «Lift» für Schülerinnen und Schüler, die frühzeitig erste Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln.

«Die Gemeinde ­Bassersdorf hat sich als Arbeitgeber der SSA bewährt» Weshalb sind die Schulsozialarbeiter in Bassersdorf von der Gemeindeverwaltung und nicht von der Schule angestellt? A.R.: Susan Krausse (Geeren), Ursula Reinhardt (Steinlig) und Roger Speck (Mösli) unterstehen als zuständige Schulsozialarbeiter nicht der Schule selbst, sondern der Gemeinde. Als Bereichsleiter Jugend bin ich damit ihr Vorgesetzter. Es gibt verschiedene Anstellungsmöglichkeiten im Kanton

Zürich. Die Gemeinde Bassersdorf hat sich als Arbeitgeber der SSA bewährt, und die eigene Rolle im «System Schule» kann besser positioniert werden. Was genau beinhalten die Aufgaben der SSA? Roger Speck: Alle drei Schulsozialarbeiter bieten eine niederschwellige Hilfe in einfachen Lebensbereichen an. Das können allgemeine Alltagssorgen sein, wie auch Probleme, die darüber hinausgehen. Auch unglückliche Familiensituationen oder familiäre Gewalt, kulturelle Hintergründe, die das Zusammenleben erschweren und ähnliches. Viele Gespräche entstehen – besonders in der Oberstufe – auf Anraten der Schulleitung oder Lehrpersonen. Eine Regelverletzung oder besondere Verhaltensform kann der Auslöser sein. Natürlich melden sich – wenn auch seltener – Eltern bei uns. Da geht es dann um Fragen um abendliche Ausgangszeiten, Umgang mit Suchtmitteln oder auch um Probleme mit Besuchsrechten. Susan Krausse: In der Primarschule arbeiten wir schon eher aktiv mit ­Eltern und Familien zusammen. Die betreffenden Kinder sind viel jünger, vom

Kindergartenalter bis zur sechsten Primarklasse. Auch die Themen sind natürlich andere. Zum Beispiel wenn ein Haustier krank ist, kann sich das Kind in der Schule ganz schlecht konzentrie-

«In der Primarschule arbeiten wir schon eher aktiv mit Eltern und Familien» ren. Oder es geht um Streitereien zwischen Kindern, bis hin zu Mobbing. Eltern melden sich dann zum Teil bei uns, um Unterstützung bei der Lösung von Problemen zu erhalten. Häufiger melden sich die Kinder aber selbst, denn wir sind im Schulbetrieb bekannte Vertrauenspersonen. In Bas­ sersdorf herrscht eine grosse kulturelle Vielfalt, damit sind auch die Probleme oder Anliegen der Kinder und ihrer Eltern ganz verschieden. Was sind aktuell die Probleme, die anstehen? R.S.: Soziale Ausgrenzungen sind bis in die Oberstufe ein Thema. Zum Teil so-


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