Dorf-Blitz Januar 2016

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Dorf-Blitz

01/2016

Hektaren Land. Dazu gehören 14 Parzellen zu je zwei- bis zweieinhalb Hektaren, worauf er Getreide, Konservenerbsen und -bohnen, Raps sowie Raigras- und Rotkleesamen mit Bio-Label produziert. Dazu gehören auch Ökoflächen und zwölf Hektaren Wald, die Knecht im Winter bewirtschaftet. «Wir haben zudem ein Riet, und andere sogenannte Biodiversitätsflächen und Hecken», sagt er. Auf die Frage, wie es mit Direktzahlungen aussehe, erklärt der Fachmann, dass sie seit 2015 gemäss Artikel 104 der Bundesverfassung anhand eines Fünf-Säulen-Systems berechnet würden, das nicht ganz einfach zu verstehen sei. «Glücklicherweise verlieren wir gegenüber dem alten System nur wenig», sagt er. Das Produzenten-Preisniveau sei jedoch vor 20 Jahren bedeutend höher gewesen, als beispielsweise ein Bauer für konventionellen Weizen in Brotqualität 112 Franken pro 100 Kilo bekommen habe, heute seien es noch 52 Franken. Diese Differenz werde von den Direktzahlungen nahezu abgedeckt, sagt er. «Die BioPreise sind zwar besser, aber durch Ertragsunsicherheit und tiefere Erträge nicht garantiert», erklärt Knecht, denn chemische und synthetische Hilfsmittel seien verboten. Zugelassen sind einzig organische

Thema des Monats

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Produkte, wie Steinmehl, eigene Jauche oder Mist. Wer von Direktzahlungen profitiere, werde regelmässig auch unangemeldet kontrolliert und bei Nichteinhalten der Vorschriften seien die Sanktionen hart, betont er. Das alles bringen die Knechts auch ihrer bisher dritten Auszubildenden bei. «Und wie alle Bauern, haben auch wir Zuerwerbe, wie unsere Photovoltaikanlage auf dem Stalldach, die 150 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr produziert, der ins Netz eingespeist wird. Dann arbeite ich in einem Forstteam und bin Feuerwehrkommandant», erklärt Knecht. Auf dem Hof leben zudem ein Pferd, zwei Shetlandponys, zwei Ziegen, Hühner und zwei Katzen. Ob jedoch eines der vier Kinder zwischen 11 und 16 Jahren einst den Hof übernehmen wird, steht zurzeit noch in den Sternen.

Fritz Sägesser Im Schopf neben der Strasse in Hakab/Nürensdorf ist der 63-jährige Landwirt Fritz Sägesser mit dem Unterhalt seiner Landmaschinen beschäftigt. «Der Ladewagen, wie auch alle anderen Maschinen und Traktoren müssen gewartet werden, um im Frühling startklar zu sein», sagt er. Bei seiner Arbeit profitiert er von ei-

Fritz Sägesser wartet seine Landmaschinen.

nem absolvierten Schweisskurs, denn alles zum Landmaschinenmechaniker zu bringen, käme viel zu teuer. Wenn das Wetter im Winter es zulässt, ist Sägesser zudem in seinen Obstkulturen anzutreffen. Rund 70 Hochstammbäume sowie zehn Aren Niederstammbäume müssen für einen guten Ertrag geschnitten werden. Wenn Sägesser von Äpfeln, Birnen, Kirschen und Quitten erzählt, beginnen seine Augen zu leuchten, besonders bei seinen Bühler-Zwetschgen von Hochstammbäumen. «Das sind einfach die Besten», schwärmt er.

Das ganze Jahr am Ball Sägesser kommt nie zur Ruhe, denn kaum sind die Felder abgeerntet, muss er im Wald zum Rechten sehen. Neben den 625 Aren eigenem Wald, bewirtschaftet er auch einen Anteil der Holzkorporation. Und selbstverständlich halten ihn seine 24 Milchkühe aber auch Rinder und Mastkälber der Rasse Swiss-Fleckvieh während 365 Tagen pro Jahr auf Trab. Am Morgen steht er jeweils um sechs Uhr im Stall, füttert alle Tiere, mistet aus und melkt die Kühe. Am Abend wiederholen sich diese Arbeiten. Die Milch wird von der Züger Frischkäse AG in Oberbüren abgeholt.

Urs und Ladina Knecht mit einer der Tiroler Grauvieh Mutterkühe.

Vieles habe sich in all den Jahren verändert, nicht nur der Milchpreis, wo er vor 20 Jahren pro Kilo 106 Rappen erhalten habe, 2015 seien es im Durchschnitt noch 56 Rappen gewesen, sagt er. Als sein Vater starb, war der Landwirt erst 22 Jahre alt. 1975 übernahm er den Betrieb. Im Stall standen neben Kälbern und Rindern zwölf Kühe und zwölf Hektaren Land

gehörten zum Hof. Damals sei es schön gewesen, Bauer zu sein, als Bund und Bauernverband die Preise festgelegt und man jedes Jahr mehr für die Ernten erhalten habe, resümiert er. «Wir waren nicht verpflichtet, eine Buchhaltung und Aufzeichnungen zu führen, die abgeliefert werden mussten – man war noch richtig frei», betont er.

Vergrössern zum Überleben Um zu überleben kaufte und pachtete Sägesser Land dazu und vergrösserte den Stall. Heute werden 38 Hektaren Land für Kartoffeln, Getreide, Raps, Mais, Zuckerrüben oder Gras genutzt. Stroh, das er mit dem Traktor liefert, verkauft er bis ins Toggenburg. «Noch nie habe ich Subventionen wie etwa für die Güllengrube oder Gebäude erhalten», betont Sägesser, «bei den jetzigen Produktepreisen kann man aber ohne Direktzahlungen nicht über längere Zeit existieren», sagt er. Vor drei Jahren hat er mit seinen Söhnen das alte Bauernhaus abgerissen und neu aufgebaut. Sein Grossvater hatte es 1928 aus dem Bernbiet kommend gekauft. Die beiden Söhne arbeiten beide bei einer Zimmerei. Es ist aber geplant, dass Martin, der ältere, der Landwirt gelernt hat, den Hof in zwei Jahren übernehmen wird. Weil beide Söhne auswärts arbeiten und Ehefrau Heidi Sägesser seit zehn Jahren unheilbar krank in einem Heim lebt, wird Sägesser seit ebenso langer Zeit von einer Frau aus Polen in Haus und Hof unterstützt. Rosmarie Schmid


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