Dorf-Blitz Dezember 2015

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Bassersdorf

Dorf-Blitz

12/2015

Farbenfrohe Filzbänder für einen guten Zweck

Gymnasiasten als Jungunternehmer Sechs Gymnasiasten der Kantonsschule Hottingen haben im Rahmen des «Company Programme Young Enterprise Switzerland» (YES) für ein Jahr eine Miniunternehmung zu führen. Sie verkaufen unter dem Namen «UTurn» ein Schlüsselband für einen guten Zweck. von Susanne Gutknecht Wirtschaftswissen und Rechtsfragen auf dem Papier haben die sechs Jungunternehmer bereits genug gewälzt. Im dritten Jahr ihrer Ausbildung im Kurzzeitgymnasium der Kantonsschule H o t t i n ge n , haben sie sich als Absolventen des Profils Wirtschaft und Recht eingehender mit dem Begriff des Unternehmertums auseinanderzusetzen. Dazu gründen und führen die Gymnasiasten eine Unternehmung. Unter dem Dach des Programmes der Non-Profit Organisation Young Enterprise Switzerland (YES) sollen die Schüler ein Verständnis für die die wirtschaftlichen Zusammenhänge erhalten und vor allem ihr schulisches Wissen in der Praxis einsetzen können.

UTurn Schlüsselbänder Den Anfang haben die sechs Gymnasiasten Gian Schaller, Curdin Schenkel, Joëlle Zindel, Ashling Fäh und die in Bassersdorf wohnhaften Sabrina De Paoli und Patricia Sonderegger mit

Je nach Tageslaune kann das Schlüsselband benutzt werden.

ihrer Idee für ein Schlüsselband gelegt. Im Mai war schweizweit der Start-Up Day für das Projekt, an dem rund 170 Unternehmen teilnehmen. Die sechs Jungunternehmer entschieden sich für ein Schlüsselband in der Form des Buchstabens U: Eine Seite ist aus schwarzem Filz mit einem Spruch, auf der anderen Seite wird ein farbenfroher Stoff appliziert. Durch diese Stoffresten soll das Band eine persönliche Note erhalten, so die Unternehmer. Aber damit nicht genug: Die Schülerinnen und Schüler haben sich zudem dem Leitsatz verschrieben «Gutes tun beginnt zuhause». Will heissen, die Bänder sollen in der Schweiz produziert werden, eine Spende von drei Franken des Verkaufspreises für das rund 15 Franken kostende Band geht anschliessend an die Stiftung für Kinder in der Schweiz. «Die Stoffresten erhalten wir von Stoffläden oder Nähfabriken, die sie sonst fortwerfen würden», sagt Produktionsleiterin Patricia Sonderegger. «Genäht werden die Bänder von sozialen Institutionen.» Was einfach tönt, war in der Realität doch bedeutend aufwendiger.

Schwierige Rundung Patricia Sonderegger als gewählte Produktionsleiterin hatte zu Beginn des Jahres viel Arbeit, schrieb etliche E-Mails und Anfragen an verschiedenste Institutionen. «Wir erfuhren bald, dass die Rundung oben beim Schlüsselring für viele Anbieter schwierig zu produzieren war.» So erhielten sie viele Absagen und mussten sich durchkämpfen, bis sie bei Marktlücke, einer Stiftung, die Frauen beim Wiedereinstieg in den Beruf unterstützt, fündig wurden. «Eine weitere Klippe war dann der Preis, der uns Kopfzerbrechen bereitete.» Mittels Umfragen, Marktforschung und ersten Erfahrungen an Herbstmärkten, stellten die Jungunternehmer bald fest, dass die Käufer bereit sind, mehr zu bezahlen, wenn sie den Hintergrund des Produktes kennen. «Wir mussten die Leute dafür sensibilisieren und ihnen direkt die Geschichte dahinter erzählen», erklärt Sabrina De Paoli, die als CEO im Unternehmen amtet.

CEO Sabrina De Paoli (links) und CPO Patricia Sonderegger, gekleidet in den UTurn-Farben, präsentieren die Schlüsselanhänger. (Bilder: Susanne Gutknecht)

Wirtschaftspaten unter­stützen Für Fragen, bei denen sie untereinander keine Lösung finden, werden die Jungunternehmer von Lehrpersonen unterstützt. Drei Stunden pro Woche sind im Lehrplan für das Projekt reserviert. Zusätzlich amten zwei Eltern als Wirtschaftspaten. «Die Budgets und die Zahlen machen uns schon noch Respekt», sind sie sich einig. Da sei ein klärendes Gespräch mit einer Person, die Erfahrung habe, jeweils sehr hilfreich. Mittlerweile hat sich die Produktion ein wenig eingespielt. Einzelne Rückmeldungen zur Qualität der Schlüsselringe hat CPO Patrica Sonderegger sofort bearbeitet. «Bei einem Schlüsselband ist der Schlüsselring ein wichtiger Faktor. Sind die Schlüsselringe jedoch sehr stark, ist es für die Montage ein Unding.» Solche Fälle schrecken die Jungunternehmer nicht mehr ab. «Es ist eine coole Erfahrung», erklärt Sabrina De Paoli. «Einiges haben wir bereits im Unterricht gelernt, aber bei Vielem müssen wir uns durchkämpfen, da hilft unser Schulwissen wenig.» Auch die soziale Komponente des Projektes gefällt beiden jungen Frauen. «Wir müssen in unserem Gremium Kompromisse finden und miteinander diskutieren. Diese Erfahrungen sind fürs ganze Leben wichtig und nicht nur für dieses Projekt», sagt Patricia Sonderegger. Im Team gäbe es selten Machtkämpfe untereinander. «Ein Zickenkrieg ab und zu gehört dazu – auch unter den

beiden Männern», sagen beide übereinstimmend. Wichtig sei, die Aufgaben gerecht zu verteilen. Zu Beginn gab es für die einen viel Arbeit mit der Ankurbelung der Produktion, Website aufschalten, Werbung in Schwung bringen. Jetzt seien andere Aufgaben wichtig, wie den Businessplan erarbeiten und die Schlüsselbänder absetzen.

Die Zukunft der Unternehmung UTurn ist ungewiss. Beide Bassersdorfer Jungunternehmerinnen können sich nicht vorstellen, das Projekt über das geplante Jahr weiterzuführen, weil dann die Matura ansteht. Zurzeit konzentrieren sie sich auf neue Ideen, wie zum Beispiel verschiedene Editions, wie sie eine für die Brustkrebsorganisation Pink Ribbon Schweiz produzieren durften. 300 Schlüsselbänder wurden mit pinkem Stoff appliziert und mit dem Spruch «Stay strong» bedruckt. Dank bekannter Ambassadoren wie Beatrice Tschanz, Sven Epiney und anderen Prominenten soll die Idee der Editions stärker ins Rampenlicht rücken. «Wir möchten viel verkaufen, damit wir auch genug spenden können», so De Paoli. «Und natürlich wollen wir durch ein gutes Unternehmertum den Projektwettbewerb gewinnen», sagen beide selbstbewusst. ◾


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