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Monatsinterview
Dorf-Blitz
04/2016
Ueli Kümmerli hat während 30 Jahren auf der Poststelle Nürensdorf gearbeitet
Freut sich auf ruhige und gemütliche Stunden zu Hause Ueli Kümmerli aus Birchwil ist mit 64 Jahren in den verdienten Ruhestand getreten. Nach exakt 30 Jahren hat er am 1. April 2016 im ehemaligen Postlokal im Schloss Nürensdorf seinen Abschied gefeiert. Eingeladen war die gesamte Kundschaft, welche ihm während seiner Arbeitszeit treu geblieben ist. Anwesend waren über 250 Personen. von Marianne Flotron Ueli Kümmerli, wie sind Sie zu Ihrer Arbeit bei der Post gelangt? Ich begann bei der Firma Sulzer eine kaufmännische Lehre und musste tagelang nur mit Zahlen jonglieren. Irgendwann merkte ich, dass mir der Kontakt zu den Menschen fehlte. Meine Mutter putzte damals bei der Post und hat mich auf die gute Ausbildung dort aufmerksam gemacht. So schmiss ich die KV-Lehre hin und bewarb mich bei der Post. Wie sah diese Ausbildung genau aus? Die ersten zwölf Monate verbrachte ich in Effretikon in der alten Holz baracke und das zweite Ausbildungsjahr absolvierte ich in Zürich-Seebach im Lehrlings-Postamt. Nach der Abschlussprüfung war ich diplomierter Postbeamter. Ich durchlief einige Wanderjahre in diversen Postämtern, bis ich mich für eine fixe Stelle entscheiden musste. So landete ich auf dem Flughafen Zürich und arbeitete für mehrere Jahre im Auswechslungsamt. Auf den Tag genau nach 30 Jahren haben Sie Ihre Arbeitsstelle in Nürensdorf verlassen. War das so geplant oder reiner Zufall? Ende November 1985 wurde die Stelle des Posthalters in Nürensdorf ausgeschrieben. Damals herrschte noch Wohnungszwang, das heisst, der Posthalter musste in derselben Gemeinde wohnen. Dies war mein Glück, lebte ich doch bereits zu diesem Zeitpunkt in Nürensdorf. So b ekam ich die Stelle. Dass es exakt 30 Jahre danach zur Frühpensionierung kam, war von mir persönlich geplant. Nach Absprache mit meiner
Ueli Kümmerli geniesst die freie Zeit gerne in seinem Haus in Birchwil. (mf)
Lebenspartnerin beschloss ich bereits im letzten Sommer, mich frühzeitig in den Ruhestand versetzen zu lassen. Somit erhielt der Betrieb die Möglichkeit, einen geeigneten Nachfolger zu finden und ich konnte langsam und ohne Stress meinen Abgang vorbereiten.
«Der Posthalter war ein Unternehmer, der für seine Poststelle zum grössten Teil selber verantwortlich war» Sie waren 34 Jahre jung, als Sie die Poststelle Nürensdorf im Jahr 1986 übernahmen. Hatten Sie keine Angst, den Anforderungen nicht standhalten zu können? Nein (lacht), ich hatte ja eine solide Ausbildung hinter mir und viel Wissen mit auf den Weg bekommen. Ich durchlief die obligaten Stationen der Post und arbeitete mich konsequent
nach oben: Bürochef, Dienstchef, das war der normale Weg zum Leiter einer Poststelle. Die Abwechslung und Vielseitigkeit der Arbeit wie Anstellung des Personals, Arbeitszeitplanung, Buchhaltung, Kundenbetreuung waren eine grosse Herausforderung. Der Posthalter war ein Unternehmer, der für seine Poststelle zum grössten Teil selber verantwortlich war. Was hier gleich die Frage aufwirft, wie stehen Sie zu den Neben produkten, welche in der Poststelle angeboten werden? Ich finde es in Ordnung, wenn auf der Post Produkte verkauft werden, welche im Zusammenhang mit den Postdienstleistungen Sinn machen. Es hilft doch, wenn der Kunde gleich hier eine für sein Bedürfnis passende Verpackung kaufen kann und seine Ware direkt am Schalter einpacken und abschicken kann. Es erspart der Kundschaft unnötige Einkaufsgänge. Eher unnötig finde ich, dass wir Kaugummis und andere Süssigkeiten
auflegen mussten. Aber ich hatte auch irgendwie Verständnis für diese Art von Verkaufsstrategie. Weshalb? Als die Aufsplittung in die verschiedenen Geschäftsbereiche vollzogen wurde, mussten sich Poststellen und Verkauf, dem die Poststellen angegliedert sind, Überlegungen machen, wie der Umsatz gleichbehalten oder sogar gesteigert werden kann. Es gibt die Postfinance, hier laufen alle Geldbewegungen durch. Also Kontoeröffnungen, Kreditkarten, quasi die Bank in der Post. Klar deckt die Poststelle Nürensdorf auch Teile dieser Kundenbedürfnisse ab, aber die speziellen Geschäfte gibt man weiter an die Fachleute. Somit entfällt hier ein Teil des Umsatzes. Die gesamte Paketpost wird vom Bereich Postlogistic abgewickelt. Sämtliche Briefe, welche im Einzugsgebiet verteilt werden, sind in Zürich-Mülligen sortiert worden und werden zentral von PostMail aus Wallisellen zugestellt. Die Poststellen werden für die Arbeiten, die sie für