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jeder Uniform steckt ein Mensch»

Polizei-Dienstchef Thomas Rutz hört nach 40 Jahren Dienst Ende Juni auf

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von Susanne Gutknecht

Thomas Rutz: 40 Jahre Polizeidienst, davon alleine 36 Jahre in Bassersdorf – gibt es einen Winkel, den Sie nicht kennen?

Eine lange Zeit, wenn ich das so überlege. Knapp fünf Jahre war ich in Wallisellen, nachher wurde ich nach Bassersdorf berufen. Vierzehn Jahre versah ich einen Einmann-Posten. Ab 2001 habe ich kontinuierlich die Kommunalpolizei aufgebaut. Ich kenne fast alles und bin mit jedem grösseren Stein und Grashalm per Du.

Ist man als Polizist mit den Leuten per Du?

Ich bin nicht mit jedem per Du, sondern biete das gezielt den Personen an, mit denen ich per Du sein will. In der Polizeischule haben sie uns bereits eingebläut, man kann trotz eines gewissen Abstands mit dem Gegenüber freundlich sein. Das Vis-à-vis sei schneller bereit, einem zu beschimpfen, wenn man per Du ist. Manche Menschen verlieren beim ‹Du› oft die natürliche Distanz. Zudem bin ich preussisch aufgewachsen – meine Mutter war Deutsche und wir wurden dazu angehalten, eine gewisse Distanz zu wahren.

Gilt die Distanz für Arbeitskollegen ebenso wie für Klienten?

Da ist eine natürliche Grenze, die eben durch meine Erziehung geprägt ist. Daher strahle ich das sicher auch aus und einige Personen legen mir das als Arroganz aus. Weit gefehlt! Ich habe Leute gern und unterhalte mich gerne mit ihnen. Mit Abstand ist es einfacher, irgendwo einzugreifen, man tappt nicht in die Falle des Kumpelhaften. Ich zitiere wieder die Polizeischule: Polizisten sind Schiedsrichter des Spiels, das Leben heisst. So brachte man es uns bei. Wenn ich das vergleiche mit einem Schiedsrichter auf einem Fussballplatz, dann sind sie dort auch nicht per Du mit- einander. Abstand kann hilfreich sein.

Unterstützt die Uniform die Ausübung Ihres Berufes?

Definitiv! Grundsätzlich ist bereits das Aussenbild des Polizisten eine gewisse Schranke. Eine Uniform verkörpert immer noch etwas in den Köpfen der Leute – früher war das stärker vorhanden. Der Herr Doktor, der Herr Pfarrer oder Lehrer, sie alle hatten als Funktion einen Stellenwert, den nehme ich als Polizist immer noch wahr. Nach 36 Jahren ist es natürlich so, dass viele Leute wissen, wer Rutz ist – es gibt Personen, die mich schätzen und andere, die das weniger tun. Aber es ist einfacher in meiner Position, Standpunkte zu vertreten, wenn man nicht zu nahbar ist.

«Polizisten sind Schiedsrichter des Spiels, das Leben heisst»

Nach so vielen Jahren haben Sie viele aufwachsen sehen. Haben Sie heute noch Kontakt zu früheren «Sündern»?

Das kommt in der Tat vor. Da ich schon so lange im Dienst bin und draussen präsent bin, kennen mich viele. Gerade neulich hat mich eine Person beim Einkauf in Wallisellen spontan angesprochen und hat dem Verkäufer, mit dem ich im Gespräch war, begeistert über mich erzählt. Da denke ich dann, ok, die Aussensicht kann nicht so schlecht gewesen sein. Solche Situationen freuen mich sehr, ebenso wie Ansichtskarten aus den Ferien, die mir Personen senden, weil sie sich an mich erinnern und sich zuweilen auch bedanken wollen.

Wie erklären Sie jeweils Personen, dass es Regeln gibt, die man einhalten muss?

Mein Oberstufenlehrer – die wohl prägendste Figur in meinem Leben – hat mir diese Maxime vorgelebt. Das Leben ist eine Autobahn, diese ist megabreit und auf deren Fahrspuren dürfe man sich frei bewegen. Schlägt man an die Leitplanken der Autobahn, tue es weh. Dieses Bild finde ich sehr aussagekräftig und gehört zu meiner Lebensphilosophie.

Waren Sie Zeit Ihres Lebens ein Musterknabe?

Weit gefehlt (lacht). Ich war definitiv kein Musterknabe und habe mitnichten dem Bild eines Polizisten entsprochen: lange Haare, Batikhemden und Schlaghose und ich war in der Schule ein stinkfauler Typ. Ich habe nichts ausgelassen – vielleicht habe ich darum auch immer viel Verständnis für die Jugend gehabt.

Polizist als Ihr verborgener Traumjob?

Nein, mein Traumberuf war die Seefahrt. Ich war schon angemeldet für die Lehrstelle als Matrose, aber mein Vater fand dies keine gute Idee. Hochseematrose war damals in der Schweiz kein anerkannter Beruf –lerne etwas Richtiges. Da wollte ich weglaufen – habe dann aber gegen mein inneres Herz eine Lehre bei der Migros absolviert. Das war gar nichts für mich. Ich war bequem, aber ich lernte sehr einfach, das hat mich gerettet. Anschliessend ging es ins Militär und dort traf ich einen Kollegen, der sich bei der Polizei beworben hatte und sagte, komm doch mit. Das hat mich ins Grübeln gebracht – das Strukturierte gefällt mir, die Polizei wäre was Neues – ich mach es! Der Rest ist Geschichte.

Ihr Job ist kaum wie in den Fernsehfilmen. Was ist das Wichtigste in Ihrem Alltag? Der Auftrag der Kommunalpolizei ist die Grundversorgung. Der Bereich «Leib und Leben» oder volkstümlich Mord und Totschlag kommt gottseidank weit seltener vor, als dies in den einschlägigen Fernsehfilmen gezeigt wird. Dieser Bereich gehört aber auch nicht zu unseren Aufgaben. Nicht umsonst ist das sogenannte Community Policing ein Prüfungsfach in der Polizeiausbildung. Der freundliche und richtige Umgang mit dem Bürger ist elementar. Das oberste

Gebot ist die Verhältnismässigkeit, nicht zuletzt bei Kontrollen, um Situationen nicht eskalieren zu lassen.

Wann wird Ihre Geduld besonders strapaziert?

Nach so vielen Jahren im Polizeidienst kennt man seine eigenen Triggerpunkte sehr gut. Was mich zur Weissglut treibt, sind Sprüche wie: es hat nichts mit Dir zu tun, aber… Diese Personen vergessen manchmal, dass wir keine Maschinen sind, sondern in jeder Uniform ein Mensch steckt. Wir versuchen zu helfen. Allergisch reagiere ich auch darauf, wenn mein Gegenüber sich im Ton vergreift. Kommt vor, wenn Personen auf den Posten anrufen und zuerst ‹über die unfähige Polizei› herziehen, bevor sie ihr Anliegen erklären.

Hat sich grundlegend etwas verändert im Polizeidienst in den rund 40 Jahren?

Der Respekt ist oft völlig verlorengegangen. Vielleicht sind die Bürger kritischer geworden, aber der Anstand hat deutlich abgenommen. Der Tonfall ist eindeutig rauer geworden. Bei einigen fehlt es schlicht an Verantwortungsbewusstsein. Man ist kritisch gegenüber vielem, aber nicht bereit, sich direkt selbst mit der Person auseinanderzusetzen, das Gespräch zu suchen. Muss ich auf jemanden zugehen, verlasse ich meine Komfortzone – das ist unangenehm. Ich denke, da können viele, die ein Amt bekleiden, ein Lied davon singen. Die Leute haben das Gefühl, mit meinem Steuergeld bezahle ich dafür, also macht mal. Mit dieser Haltung kann ich mich nicht anfreunden.

Wie schätzen Sie Bassersdorf ein – ist es bereits städtisch oder noch ländlich geprägt?

Ganz ehrlich? Bassersdorf ist immer noch ein Dorf! Wir arbeiten als Polizei im Hardwald-Verbund, dieser beinhaltet neben Bassersdorf die Städte Kloten, Opfikon und Wallisellen sowie die Gemeinde Dietlikon. Jede Kommune hat ihre eigene Problematik, die einen haben den Flughafen, andere Einkaufsmeilen, oder neue Stadtteile, wiederum andere Clubszenen mit hektoliterweise Testosteron, das manchmal fehlgeleitet wird. Bassersdorf ist nicht die kleinste, aber eine der ruhigeren Gemeinden, was durchaus gut ist. Unser Hauproblem ist der Verkehr, dem aber auch mit vermehrter Polizeipräsenz kaum beizukommen ist. Dieser Verbund macht die Arbeit interessant und garantiert allen Mitgliedergemeinden eine gute Grundversorgung.

Haben die Fälle, in denen sie intervenieren müssen, zugenommen?

Der Ballungsraum Zürich-Nord, in dem wir leben, ist zusammengewachsen – er ist mittlerweile sehr verdichtet und überfüllt. Dieses kompakte Zusammenleben bringt unweigerlich Probleme mit sich. Man unterschätzt oft, welches Potential das verdichtete Bauen für Konflikte birgt. Jeder hat Bedürfnisse und Wünsche, nur sind die nicht immer kompatibel mit denjenigen der Nachbarn oder den andern Bürgern. Wo viele Leute auf einem Haufen sind, steigt die Chance für Konflikte.

War Polizist doch Ihr eigentlicher Traumberuf?

Beruf entstammt dem Wort Beru- fung. Ich bin überzeugt, dass mich der Beruf gefunden hat, denn ich bin sehr gerne Polizist und auch stolz drauf – es ist oder bald war es ein Privileg, trotz der manchmal auch unschönen Begebenheiten.

Am 29. Juni ist nun mein letzter

Ich lade alle Personen, die sich verabschieden wollen, von 9.30 bis 11.30 Uhr auf den Karl-HüginPlatz zu Kaffee und Gipfeli ein – es hat, solange es hat!

Infotag «über Demenz reden»

Donnerstag, 8. Juni 2023,15 – 19 Uhr

Franziskuszentrum Bassersdorf

Demenz geht uns alle an! Informieren Sie sich am Infotag über diese vielschichtige Krankheit.

Ausgewiesene Fachpersonen beantworten Ihre Fragen. Das Infomobil von Alzheimer Zürich ist vor Ort und durchgehend betreut.

Programm: www.pfarrei-st-franziskus.ch

Arbeitsgruppe «Gemeinsam bis ins Hohe Alter»

Revisionsbericht Jahresrechnung 2022

Vom 8. bis 10. März erfolgte die Prüfung der Jahresrechnung 2022 durch die externe Revisionsstelle. Gemäss Beurteilung der Revisoren entspricht die Jahresrechnung für das am 31.12.2022 abgeschlossene Rechnungsjahr den für die Organisation geltenden Vorschriften. Der Gemeinderat Bassersdorf nimmt den Revisionsbericht vom 23. März 2023 betreffend Jahresrechnung zur Kenntnis.

Konzept Ffentliche Beleuchtung

Die Beleuchtung des öffentlichen Raums hat bedeutende Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Funktionen des Raums zu Dämmerungsund Nachtzeiten. Das neue Konzept sieht vor, die Beleuchtung gemäss den aktuellen Standards im Bereich Sichtbarkeit und Verkehrssicherheit sowie den aktuellen Anforderungen im Bereich Energieeffizienz und der Vermeidung unerwünschter Licht- emissionen zu handhaben. Auf besondere Anforderungen in sensiblen Bereichen wie Verkehrsknoten, Fussgängerstreifen, Bushaltestellen und naturnahen Bereichen wird Rücksicht genommen. Das Konzept «Öffentliche Beleuchtung Gemeinde Bassersdorf, EKZ/Gemeinde Bassersdorf» vom 30. März wurde durch den Gemeinderat Bassersdorf genehmigt.

Verwertung Von Siedlungsabf Llen

Der Vertrag über die thermische Verwertung von nicht verwertbaren Siedlungsabfällen mit der Stadt Zürich läuft am 31. Dezember 2023 nach einer fünfjährigen Laufzeit aus. Im Herbst 2023 wird der Regierungsrat die Gemeinden auf deren Wunsch entsprechend für die Periode 2024 bis 2028 einer Zürcher Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) zuweisen. Die Anwendung des Submissionsrechts ist nicht erforderlich, da die Wahl der KVA durch die Gesetzgebung eingeschränkt und damit kein freier Wettbewerb vorhanden ist. Da Zürich die

Gemeindeversammlung

wirtschaftlichsten Konditionen anbietet und sich die Lieferung nach Zürich mit Anfahrt über Ausserortsstrassen bewährt hat, werden die nicht verwertbaren Siedlungsabfälle zur thermischen Verwertung weiterhin nach Zürich in die KVA Hagenholz geliefert. Der Gemeinderat Bassersdorf genehmigt den entsprechenden Vertrag.

Vereinsunterst Tzungsbeitr Ge 2023

Der Gemeinderat genehmigte die Vereinsunterstützungsbeiträge für 2023 in der Höhe von 630900 Franken (gerundet). Die gesamte Vereinsunterstützung setzt sich aus den Infrastrukturkosten von 554480 Franken, den Jugendförderbeiträgen von 68300 Franken und für die Benutzung von öffentlichem Grund von 8118.75 Franken zusammen.

Altersberatung In Der Gemeinde Br Tten

Im Sommer 2022 stimmte der Gemeinderat dem Pilotprojekt Altersberatung in der Gemeinde Brütten zu. Dieses umfasst diverse Dienstleistungen der Pflegekoordinatorin der Gemeinde Bassersdorf sowie eine wöchentliche Sprechstunde in Brütten. Das Projekt wurde befristet bis 30. Juni 2023. Aufgrund der per

1. Januar 2024 geplanten Anpassungen der Zusatzleistungsverordnung im Kanton Zürich ist derzeit unklar, welche Dienstleistungen die Gemeinden in der Altersberatung künftig anbieten müssen. Die Pilotphase der Beratung in Brütten wird deshalb vorläufig bis Ende 2023 verlängert.

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