Terra Mater 02/22

AUSGABE 02 FRÜHLING 2022 EUR 9,00

Mein Freund Hvaldimir

Die erstaunliche Geschichte eines ungewöhnlich zutraulichen Weißwals vor der Küste Norwegens

HISTORISCH 40 Frauen, die Geschichte schrieben LEMUREN Madagaskars gefährdete Affen QUINOA Die Kraftnahrung aus den Anden ROBOTIK Die wandernde Maschine

FRESSEN UND GEFRESSEN WERDEN JAKARTA, INDONESIEN.

Ochsenfrösche, die in Nord­a me­r i­ ka, Afrika und in Asien heimisch sind, werden bis zu 20 Zentimeter groß – und sie fressen Fleisch. So weit, so gruselig. Immer wieder überraschend ist jedoch die Ag­ gressivität, mit der diese Amphi­ bien auf Beutefang gehen. Dieses Exemplar verputzt hier offenbar mühelos eine unvorsichtige junge Schlange. Doch auch dieser Frosch muss auf der Hut sein: In den USA, in Indonesien und in Indien werden Ochsenfrösche gerne für den Kochtopf gefangen.

FOTO: LISDIYANTO SUHARDJO Der indonesische Fotograf Lisdiyanto Suhardjo, 60, ist ein Spezialist für Momentaufnahmen aus dem Tierreich: „Es ist großartig, diese einmaligen Augenblicke in der tierischen Nahrungskette einzufangen.“

10

11

Foto: HGM-Press/Lisdiyanto Suhardjo

Mein Freund Hvaldimir Ein ungewöhnlich menschenfreundlicher Belugawal vor Norwegens Küste verblüfft Fischer und Forscher. Erst wurde er für einen russischen Spion gehalten, jetzt überwiegen die Sorge um sein Wohlergehen – und die Faszination für seinen Dialekt.

TEXT: KURT DE SWAAF FOTOS: ALEKSANDER NORDAHL

22

Besucher aus einer fernen Welt Die Norweger nennen diesen weißen Wal Hvaldimir. Der Höcker über dem Maul, genannt Melone, enthält Fett. Hvaldimir kann die Form dieses Organs verändern und so jene Laute modulieren, die er in der Nähe seines Blaslochs erzeugt.

23

Die zweite Blüte Quinoa, das traditionsreiche Grundnahrungsmittel der Andenbewohner, wurde im Westen erst zum Superfood hochstilisiert – und verkam dann zum billigen Massenprodukt. Jetzt besinnen sich die Menschen in Peru auf seine wahren Qualitäten.

TEXT: MARIA TAVERNINI FOTOS: ANDREA DE FRANCISCIS

36

Gute Ernte Nach dem Schneiden wird die Bäuerin die Stängel mitsamt den Samenkörnern zum Trocknen in die Sonne legen.

Gelbe Quinoa ist robust, wird am Weltmarkt aber weniger geschätzt.

37

Hedy Lamarr

Erfinderin und Schauspielerin

Amelia Earhart Pilotin

50

Bertha Benz

Automobilpionierin

Marie Curie

Physikerin und Chemikerin

Frauen, die Geschichte schrieben

Fotos: picturedesk.com

Jahrhundertelang galt als ausgemacht: Das Sagen haben die Männer.

Das stimmte freilich nie.

Frauen entschieden über Krieg und Frieden, sie regierten Völker, Reiche und Staaten. Sie brachten Wissenschaft, Kunst und Kultur voran.

Zeit, diese Größen der Geschichte neu zu entdecken.

Ein TERRA MATER-Dossier von Martina Bachler 51

Gemeinsame Mittagsrast Seidensifakas sind tagaktiv, ein Viertel ihrer wachen Zeit verbringen sie mit dem Fressen von Blättern, Früchten und Samen. Daneben bleibt viel Zeit für gegenseitige Fellpflege, gemeinsames Spiel und scheinbar zielloses Herumhängen in den Baumkronen.

92

Die Engel des Waldes Ihre Tarnung ist so lächerlich schlecht, dass sie schon wieder perfekt ist.

Und ihre Gehirne sind so klein, dass sie wunderbar friedlich miteinander auskommen.

Ein Besuch bei den Seidensifakas, einer raren Lemuren-Art auf Madagaskar.

TEXT: GOTTFRIED DERKA FOTOS: UGO MELLONE

93

Johannes Preiser-Kapeller Der gebürtige Waldviertler forscht an der Akademie der Wissenschaften in Wien, wo er die Arbeitsgruppe Byzanz leitet. Hier analysiert er – ganz klassisch – überlieferte Depeschen, integriert aber auch – weniger klassisch – Netzwerkanalysen, Klimadaten und Befunde aus der Paläogenetik in seine Studien.

118

Im Gespräch mit dem Historiker Johannes Preiser-Kapeller

Wie Hong Hao 90.000 Leben rettete Der Wissenschaftler untersucht, wie sich Menschen gegen Krankheiten und Klimaänderungen gewehrt haben.

Er findet: Welser Bauholzlager, Wiener Flugblätter und einen heldenhaften Beamten in China.

INTERVIEW: GOTTFRIED DERKA FOTOS: GREGOR KUNTSCHER

ES IST GERADE VIEL LOS IM LEBEN DES FORSCHERS: Kurz vor Weihnachten

hat er seinen Habilitationsvortrag präsen­ tiert, umständehalber per Videoschaltung; im April wird eine Ausstellung über Reiter­ nomaden in Europa auf der niederöster­ reichischen Schallaburg eröffnet, zu deren Katalog er beigetragen hat. Nebenbei unter­ richtet er an der Universität Wien, leitet Kurse am Jüdischen Institut für Erwach­se­ nenbildung und unterhält seine Follower auf Twitter mit Nachrichten aus Vergan­ genheit und Gegenwart. Dennoch wirkt er gelassen, gesammelt und bestens organi­ siert. Seine Argumente untermauert er mü­ helos mit einer wohlsortierten Auswahl an

histo­r ischen Fakten und naturwissenschaft­ lichen Daten, die ihm allesamt präsenter sind als manch anderem der eigene Ban­ komat-Code. Und so wird ein Gespräch über die jüngere Menschheitsgeschichte zur leichtfüßigen, aufschlussreichen Reise durch die Jahrtausende.

wurde von China bis Irland beobachtet.

Im Jahr 540 gab es dann eine weitere ­g roße Eruption. Das führte in den Jahren 541 und 542 indirekt zu einer ersten gro­ ßen Pestpandemie, die den Mittelmeer­ raum und den Nahen Osten heimsuchte – für die nächsten 200 Jahre.

Sie untersuchen, wie Naturereignisse den Lauf der Geschichte verändern. Beginnen wir also im Jahr 536, das mitunter als das „schlimmste Jahr der Geschichte“ bezeichnet wird. Was ist damals passiert?

536 gab es einen großen Vulkanausbruch, die Aerosole in der Atmosphäre verdunkel­ ten für mehrere Monate die Sonne – das

Wie das?

Die vulkanischen Aerosole trugen zu einer Abkühlung der Nordhalbkugel bei, und es gab eine Häufung von Extremregen-Ereig­ nissen, mehr Stürme, mehr Dürren, das alles in schneller Folge. Auch in Zentral­ asien und in Ostafrika, wo der Pesterreger endemisch war, gab es zunächst mehr

119

Der Roboter, der selbst seinen Weg findet Schweizer Ingenieure haben eine intelligente Maschine entwickelt, die ihre Umwelt fast so vielschichtig wahrnimmt wie ein Mensch.

Dank dieser Technik können Roboter immer mehr gefährliche Aufgaben übernehmen, etwa im Bergbau oder auf Hochsee-Plattformen.

Zum Ausgleich gehen sie wandern.

TEXT: ROBERT PRAZAK FOTOS: CHRISTIAN GRUND

126

Orientierung im Raum Sensoren scannen die Umgebung, zusätzlich verrechnet der Roboter Impulse, die er durch die Beine empfängt.

So ermittelt der Computer – laufend – mit welchem Fuß er auf welche Treppe den nächsten Schritt setzen soll.

127