


44 SEITEN GAMING-SPECIAL




44 SEITEN GAMING-SPECIAL
Entdecke das KTM Museum im Zentrum von Mattighofen und erlebe die Geschichten hinter den Siegen, Technologien und Helden der Marke.
Andrew Rae
Der Londoner Illustrator
(u. a. „The New York Times Magazine“) steht für einen verspielten Stil – ein guter Fit also für unser GamingSpecial. Seine Zeichnungen zieren etwa Cover sowie Coverstory ab Seite 26.
Tin Fischer
Der Berliner Datenjournalist (u. a. „Die Zeit“, „The Guardian“) sucht nach den Geschichten hinter Zahlen. Für diese Ausgabe analysierte er die wechselhafte Beziehung zwischen Hollywood und Gaming – illustriert vom Infographiker Ole Häntzschel. Ab Seite 64
Waltraud Hable
Die Wiener Journalistin und Bestsellerautorin („Mein Date mit der Welt“) sprach mit Sängerin Esther Graf über ihren Mut zu Emotionen und den Weg aus einem 120SeelenDorf bis auf New Yorks Times Square. Das ganze Interview ab Seite 70
Let’s play: So lautet das Motto dieser Ausgabe, denn sie widmet sich in einem 44-seitigen Special dem Thema Gaming. Und tatsächlich finden wir nach der Arbeit an diesem Schwerpunkt mehr denn je, dass Gaming wirklich jedem etwas zu bieten hat. Weil es uns Zugang zu neuen Welten verschaffen kann – und zueinander. So erzählt uns Streaming-Star Papaplatte ab Seite 26, warum ihn am Spielen von Beginn an vor allem die soziale Interaktion reizte. Unser Zukunftsreport ab Seite 40 zeigt fünf faszinierende Technologien auf, die Gaming allen Spielern – auch solchen mit Handicap – bald als neue Möglichkeiten bieten wird. Und ab Seite 58 erzählen Persönlichkeiten wie Rapperin Eli Preiss oder Streamerin Fibii, welches Spiel sie bis heute am meisten geprägt hat. Viel Freude mit dieser Ausgabe, die Redaktion
On Track: Sängerin
Esther Graf und ihr unermüdlicher Drang, nicht aufs Glück zu warten
Heroes
Mirko Bortolotti 20
DTM-Fahrer
Avaion 22
DJ
Jonny Giger 24
Skateboarder
Acht Gadgets aus fünf Jahrzehnten und wie sie das Zocken verändert haben.
Dieses 58 eine Spiel
Menschen aus Kultur, Sport und Streaming über ein Game, das sie geprägt hat.
Gaming und Kino teilen eine lange gemeinsame Geschichte. Eine Datenanalyse.
Musik
Deutschlands Twitch-Größe über Highscores im Alltag und die Freude am Scheitern.
Mehr Gemeinschaft, schlaue Gegner: wie die Welt des Gamings morgen aussieht. Die Legende 46 der
Wie der Spieler „Faker“ aus Südkorea zur E-Sport-Ikone der Gegenwart aufstieg.
Wie es die Sängerin Esther Graf vom 120-Seelen-Dorf auf den New Yorker Times Square schaffte.
81 Reise Schweiz
86 Musik Erda
Aaron Altaras Gaming Special
88 Mindgame Tetris
90 Gear E-Modelle
92 Events
93 Impressum
94 Snap-Fiction von Leif Randt
98 Letzte Seite
Teamplayer: Südkoreas GamingLegende „Faker“ (Mitte) und sein Team T1 im Jahr 2022
Saftige Wiesen, schroffe Felsen, irrwitzige Jumps: Dieses Foto fasst den Spirit von Red Bull Hardline zusammen, dem wohl härtesten Downhill-Mountainbike-Rennen der Welt. Profi Dan Atherton war es, der den Kurs vor über zehn Jahren mitten in Wales schuf. Neben den massiven Sprüngen und Drops warten im Dyfi-Tal viele weitere technische Herausforderungen auf die Fahrer. Hier zeigt Josh Lowe, Mountainbiker aus dem Südosten Englands, einen Sprung über den legendären Road Gap. Instagram:
Wer die schwierigste Big-Wall-Route der Welt erklimmen will, muss ein Ausnahmetalent sein, sowohl was Technik als auch Willenskraft anbelangt; und man muss sich entspannen können. Hier sehen wir Kletterprofi Kevin Jorgeson beim Kräftesammeln an der Dawn Wall. 19 Tage benötigten er und Tommy Caldwell, bis sie – genau vor zehn Jahren –als erste Menschen die Route an der Südostwand des El Capitan im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien gemeistert hatten. Fotograf Corey Rich fing diesen Moment der Ruhe ein. Happy Jubiläum! Instagram: @kjorgeson
Es gibt nur einen Ort, an dem Surf-Pro Leon Glatzer noch lieber ist als in der Welle: über der Welle! Hier ist er vor Hudhuranfushi zu sehen, einer nur 800 Meter langen und 400 Meter breiten Resortinsel vor dem Nord-Malé-Atoll der Malediven. Leon, aufgewachsen in Costa Rica, ist einer der besten deutschen Wellenreiter, trat etwa bei den Olympischen Spielen in Tokio an. Seine hohen und innovativen Airs zählen zu seinen größten Stärken.
Instagram: @leonglatzer
Wie ein Ozean scheint die Vegetation hier in Kenia über die Hügel zu wogen, und das RallyeAuto pflügt auf der Sandpiste mittendurch. Darin sitzen Adrien Fourmaux und Co-Pilot Alexandre Coria aus Frankreich vom deutschen Hyundai Shell Mobis World Rally Team. So spek takulär ihr Auftritt hier wirkt, so unglücklich war ihre Teilnahme bei der World Rally Championship in Kenia. Elektronikschaden und Unfall kosteten die Weltklassefahrer die Chancen auf eine vordere Platzierung. Mit einem Sieg beim sogenannten Super Sunday holten sie immerhin noch zehn WM-Punkte.
Jetzt Code scannen und die FIA World Rallye Championship auf Red Bull TV erleben:
Die britisch-albanische Sängerin einen Rekord nach dem anderen auf. Jetzt wird die Stil-Ikone dreißig. Eine Würdigung in Zahlen.
1
Buch pro Monat präsen tiert die Leseratte Dua Lipa auf ihrer Commu nity-Seite service95.com. Dort führt sie auch Interviews mit den Autorinnen und Autoren.
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Tage dauerte es, bis „New Rules“ 2018 eine Milliarde Mal auf YouTube abgespielt wurde. Mit 22 Jahren hat Dua Lipa diesen Meilenstein als jüngste Sängerin erreicht.
Jahre alt war Dua, als sie in deren Heimat Kosovo übersiedelte. Mit fünfzehn zog sie allein zurück nach London, um Model zu werden.
45.000
bestickte Elemente enthält das –in 2000 Arbeitsstunden hergestellte –Outfit aus dem Hause Chanel, in dem Dua Lipa am roten Teppich der Met Gala 2025 glänzte.
28 4.000
Tickets verkaufte Dua Lipa während der Corona-Pandemie 2020 für ihr „Studio 2054“Konzert, das im Livestream in 150 Länder übertragen wurde – Weltrekord!
Songs von Dua Lipa hören zu den 100 meistgestreamten auf Spotify, darunter „Cold Heart (PNAU Remix)“, ihr Duett mit Elton John. Nur Bruno Mars ist mit Songs populärer.
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Zähne hat Dua Lipa nach eigenen Angaben. Normalerweise haben erwachsene Menschen –inklusive Weisheitszähnen – nur 32. Sie sagt: „Ich bin eben überehrgeizig.“
136,
4
Millionen Euro Vermögen hieven Dua Lipa 2025 auf Rang 34 der Reichsten unter 40“ Großbritanniens. Sie ist die jüngste Person auf dieser jährlich erstellten Liste.
unterschiedliche Farbtöne umfasst die Palette der „YSL Loveshine“-Lippenstifte, die Dua Lipa gemeinsam mit dem Modehaus Yves Saint Laurent auf den Markt bringt.
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Mit E-Skateboards von Onsra kannst du ins Gelände und erreichst bis zu 70 km/h.
Tech-Checker Kirafn dreht eine Runde.
Das Teil
Gefertigt aus Carbon, ist das
Kirafin heißt bürgerlich Jonas Willbold, ist 30 und unterhält seine
1,3 Millionen Follower auf TikTok mit ComedyFormaten. Nebenbei folgt er seiner Faszination für Tech-Produkte und -Trends. Für uns nimmt er aktuelle Hypes unter die Lupe.
Am Rad der Fernbedienung drehen, schon sorgen zwei E-Motoren für Schub – laut Schweizer Hersteller bis zu 70 km/h schnell. Dank stabiler Achsen und robuster Profilräder ist das gezeigte Modell Velar fit für den Asphalt wie fürs Gelände. Kostenpunkt: ab 2.790 Euro.
Der Hype
Wegen des hohen Preises gibt es wenige TikTok-Videos – die aber gehen zuverlässig viral. Vorreiter ist @fabiandoerig mit 15 Millionen Aufrufen.
Der Check
Für mich eine kompakte (und extrem spaßige) Alternative zum E-Scooter. Obacht: In Deutschland darfst du damit nur auf Privatgelände fahren. Ich würde das Teil außerdem nur voll gepanzert benutzen. Wenn du das nötige Kleingeld und Skate-Erfahrung hast: Cool!
MUST-HAVE-FAKTOR
Perfekt für …
… tempo- und techaffine Skater mit Lust auf neue Abenteuer in der Natur.
Ungeeignet für …
… Skate-Puristen, für die das Board vom Ahornbaum und der Schwung aus den Beinen kommen muss.
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sah sich bereits am Ende seiner MotorsportKarriere, dann erfand er sich neu.
2025
fährt er als amtierender DTM-Champ für das Team ABT Sportsline. Sein Weg zeigt:
Zähne zusammenbeißen zahlt sich aus.
Text Werner Jessner
„Es war nie einfach, aber diese Ups and Downs haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Und darauf bin ich stolz.“
Als sich Mirko Bortolotti, 35, letzte Saison endlich seinen ersten Titel in der DTM sichern konnte, nachdem er ihn in den beiden Jahren zuvor erst im letzten Rennen verpasst hatte, fel ein ganzer Steinbruch von ihm ab: Es geht ja doch! Der in Wien aufgewachsene Underdog aus Italien hatte ausgerechnet auf einem italienischen Lamborghini die deutscheste aller Rennserien gewonnen.
Dabei hat er in seiner Karriere einige Rückschläge einstecken müssen: etwa als er nach seinem Titel in der Formel 2 und Formel-1-Testfahrten für Toro Rosso, Williams und Ferrari bereits an die Tür nach ganz oben klopfte und danach froh sein musste, wenigstens in einem RenaultMarkenpokal Unterschlupf zu fnden. Einen bereits ausgehandelten Vertrag als Porsche-Werksfahrer hatte er wiederum für ein potenzielles Audi-Cockpit in der DTM sausen lassen, doch dann wurde prompt auch daraus nichts.
Die frühe Karriere von Mirko Bortolotti war, so sieht er es heute selbst, geprägt von unglücklichen Entscheidungen, Unreife im Auto und abseits davon, nicht den richtigen Menschen an seiner Seite und einer gewissen Gnadenlosigkeit im Rennsport: Wenn dich die Entscheider fallen lassen, fällst du schnell und tief. Mirko: „Ich musste mir damals vieles selbst beibringen. Wäre ich nicht so knapp an der F1-Karriere gestanden oder kein Red Bull- und Ferrari-Junior gewesen, hätte ich mir zu diesem Zeit-
Geboren am 10. Januar 1990 in Trient, Italien; aufgewachsen in Wien; kein Fan von Ferrari, sondern der finnischen Rennfahrer Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen; gewann als erster Fahrer 2018 die 24 Stunden von Daytona in einem Lamborghini; fährt in seiner Freizeit virtuelle Rennen
punkt vermutlich leichter getan. Manche betrachteten mich als Gescheiterten und gaben lieber anderen Fahrern die Chance. Meine Karriere war im Grunde vorbei.“
Doch der in den Augen vieler Experten „verbrannte“ Bortolotti schafte es, sich mit 23 Jahren neu zu erfnden. Womit? Mit einem Renault Mégane. Die Chance in diesem Markenpokal nutzte er souverän und zeigte mit 13 Pole-Positions bei 14 Starts seinen Speed, mit dem überlegenen Titel seine Konstanz. Warum dieser Abstieg richtig war? „Mein Traum war stets, Prof-Rennfahrer zu sein, und das konnte ich hier, ganz ohne fnanzielles Backing. Die Rennserie fand im Rahmen der Renault World Series statt, aus der Leute wie Daniel Ricciardo hervorgingen. In diesem Umfeld sah ich die Chance, wieder sichtbar zu werden.“
Irgendwann meldete sich Lamborghini. Was man wissen muss: 2014 war die Marke im Rennsport alles andere als eine große Nummer, das damals eingesetzte Modell Gallardo ziemlich genau das, was man im Jargon eine „Gurke“ nennt. Aber das Nachfolgemodell, der Huracán, stand vor der Tür. Und anstatt die Arbeit Privatteams zu überlassen, beschloss Lambor-
ghini, eine eigene Rennabteilung zu gründen, genannt Squadra Corse. Gesucht wurde ein Fahrer, der bereit war für die Mühen der Ebene, für Test- und Entwicklungsarbeit anstelle von raschen Erfolgen und Pokalen. Bortolotti grif zu, „und das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Ich wollte immer Teil eines Werksprogramms sein und die andere Seite kennenlernen. Lamborghini hat mir in einer Zeit eine Chance gegeben, in der es schwierig für mich war, faire Chancen zu bekommen. Das hat nicht nur meine Karriere verändert, sondern mein Leben.“
Die Verbindung mit Lamborghini passte umso besser, je länger die Zusammenarbeit währte, und zwar meist mit einem David-gegen-Goliath-Ansatz: Ein einsamer Mirko und sein Lamborghini gegen Hersteller, die bis zu vier Werkswagen einsetzten. Man wuchs zusammen und etablierte sich zuerst bei Langstreckenrennen, um 2022 doch noch in der DTM zu landen – jener Serie, für die er zehn Jahre zuvor den Porsche-Vertrag hatte sausen lassen. „Ich dachte, diese Tür hätte sich 2012 für immer geschlossen. So kann man sich täuschen.“
Mit Thomas Preining und Lucas Auer bildet Mirko Bortolotti heute die erfolgreiche Österreicher-Fraktion in der Serie (selbst wenn er mit italienischer Lizenz startet, aber vor allem das Publikum auf dem österreichischen Red Bull Ring sieht das traditionell ganz anders). Ein Champion – respektiert, geachtet, gefeiert. Fast ganz oben, ziemlich weit unten, nun bei sich angekommen: Für junge Rennfahrer hat Mirko Bortolotti eine Empfehlung. „Nicht aufgeben – aber auch realistische Entscheidungen trefen. Motorsport ist toll – aber es ist nicht das Einzige auf der Welt. Macht auf jeden Fall eine Ausbildung, geht zur Schule. Es gibt keine Garantie, dass es mit der Karriere klappt.“ Wenn doch: umso schöner.
Instagram: @mirkobortolotti
Nächste DTM-Rennen: 22.– 24. August Sachsenring, 12.–14. September Red Bull Ring, 3.– 5. Oktober Hockenheimring
„Ich musste mir viel selbst beibringen und bin stolz auf meine Ups und Downs.“
Mirko Bortolotti empfiehlt jedem, einen Plan B zu haben.
fand seine Bestimmung früh und folgte ihr stur. Heute zählt der DJ zu den spannendsten Szene-Aufsteigern – mit Platinstatus in Südafrika und DJ Marshmello in den DMs.
Wenn man kleine Jungs fragt, was sie werden möchten, wenn sie groß sind, sind die Antworten meist wenig überraschend: Baggerfahrer, Polizist, Pilot. Christopher Stein aus Fürth hätte bereits als Kind eine andere, ungewöhnlichere Antwort gegeben: DJ, keine Frage. Im Alter von sechs fng er an, Klavierunterricht zu nehmen, es folgten Keyboard, Orgel und Gitarre. Eine besondere Faszination übte aber damals schon etwas anderes aus – nur wusste er zu dem Zeitpunkt selbst nicht genau, was das war. „Meine Eltern hatten eine krasse Stereoanlage im Schlafzimmer stehen. Ein riesiges Teil mit elffachem CDWechsler von Grundig, so was sieht man heute im Museum“, erzählt er im Interview kurz vor seinem Auftritt beim diesjährigen Electric Love Festival bei Salzburg. „Sie hatten eine große CDCollection mit viel deutschem Techno und 90erJahreDanceHits. Ich habe mir immer irgendwas rausgesucht und durchgehört. Aber diese elektronischen Sounds, die habe ich nicht kapiert und mich jedes Mal gefragt, welche Instrumente das sein sollen.“ Doch je älter er wurde, desto mehr verstand er.
„Mit dreizehn, vierzehn Jahren wusste ich, das kann man selbst am Computer machen. Also schaute ich mir YouTubeVideos an, lud Programme runter und legte los. Dabei habe ich schnell gemerkt, dass das genau das ist, was ich will: komplette Songs selbst gestalten und nicht nur mit einem Instrument ein Teil von etwas sein.“
Heute, mit 28, macht er als Avaion genau das. Der Künstlername ist übrigens ein Überbleibsel aus Kindertagen, den er sich beim Spielen ausgedacht hat. Ob er
On point
Kommt aus Fürth im bayerischen Mittelfranken; lebt in Erlangen; liebt Fashion, seine Freunde und Aktivitäten in der Natur; sammelt Parfums (aktueller Lieblingsduft: „Oud Maracujá“ von Maison Crivelli); weiß, wie DJ Marshmello ohne Maske aussieht
den Zwang hat, alles allein machen zu wollen? „Ja, würde ich schon sagen“, sagt er schmunzelnd. Wie sein Sound klingt? „Du kannst dazu tanzen, er ist melancholisch, gleichzeitig aber auch uplifting. So, wie deine Stimmung gerade ist, wird sie verstärkt.“ Am besten könne man sich mit den Songs „Sleepless“ oder „Other Side“ ein Bild davon machen, meint er: „Das ist meine Stimme, meine Produktion, das ist 100 Prozent ich.“
Auch wenn er schon früh wusste, dass er seinen Traumjob gefunden hat, machte er sein Fachabi und eine Ausbildung zum Industriemechaniker. „Ich habe versucht, nicht alles wegen der Musik schleifen zu lassen … habe ich aber natürlich doch. Hätte ich diese Energie woanders reingesteckt, wäre ich vielleicht schon Arzt“, sagt er. Nur um lachend hinzuzufügen: „Dafür spiele ich heute auf der Mainstage, also auch geil!“
„Okay, let’s work!“
2021 setzte er schließlich alles auf eine Karte. „Das war die beste Entscheidung meines Lebens.“ Auch wenn seine Mutter damals wenig erfreut darüber war, dass er nur noch Musik machen wollte. „Ich komme aus einem konservativen Haushalt, da war die Devise sinngemäß: studieren, arbeiten, Haus bauen, sterben. Ich habe mich aber nie in einem normalen Job
gesehen.“ Als sie dann bei den ersten Festivals dabei war und mit eigenen Augen sah, wie 10.000 Leute die Musik ihres Sohnes feiern, ergab das Ganze auch für sie einen Sinn. „Mittlerweile ist sie mein größter Fan“, so Christopher stolz. Mit „Pieces“, seinem ersten Hit, dem er auch seinen Plattenvertrag mit Sony Music verdankt, erreichte er bisher in acht Ländern Gold und Platinstatus – darunter sogar in Südafrika. Zum jetzigen Zeitpunkt hat er mehr als zehn Millionen monatliche Hörer auf Spotify, Tendenz: steigend. Aufgenommen wird nicht mehr im heimischen Kinderzimmer, sondern im eigenen Studio in Erlangen. Und für die aktuelle Single „Save My Love“ hat ihm der sehr erfolgreiche USDJ Marshmello aus dem Nichts eine Nachricht auf Instagram geschickt. „Er hat einfach nur gemeint: ‚Let’s work‘ – und ich dann so: ‚Okay, let’s work!‘“, erzählt Christopher. Nach einem einstündigen FaceTimeCall und mehrmaligem IdeenPingpong stand nur knapp drei Wochen später der fertige Song – mit keiner Geringeren als SingerSongwriterin Ellie Goulding an Bord, die dem Track ihre Stimme leiht.
Arbeit an zweitem Album
Auf die Frage, ob es eher Fluch oder Segen sei, seine Bestimmung schon so früh gefunden zu haben, meint Christopher: „Absoluter Segen! Es ist natürlich ein gewisser Stress, etwas ganz Bestimmtes erreichen zu wollen, für mich war es aber immer ein Antrieb.“
Aktuell sehe er sich auf der Karriereleiter noch im unteren Mittelfeld. „Ich habe viel vor, arbeite am zweiten Album, und ich möchte mich mehr auf meine eigenen Shows konzentrieren. Die Energie im Raum, wenn alle mitgehen – das ist der Wahnsinn.“
Der Vibe sei am Ende auch das, worauf er bei seinen Songs am meisten achte: „Mir geht es weniger um das Lyrische. Die Emotion, die rüberkommt, muss stimmen. Musik ist für mich Liebe. Sie connectet Leute überall auf der Welt. Ich glaube, in Zeiten wie diesen können wir das alle sehr gut brauchen.“
Instagram: @avaion
„Musik ist für mich Liebe. In Zeiten wie diesen können wir das alle brauchen.“
DJ und Produzent Avaion will mit seinen Songs Menschen berühren.
ist für seine technisch anspruchsvollen
Skateboard-Tricks bekannt – und für seine
Tutorials auf Instagram. Seine Social-MediaAktivitäten haben ihm Kritik eingebracht. Wie er damit umgeht? Er meditiert.
Text Saskia Jungnikl-Gossy Foto Jan Decker
Sich selbst etwas zu beweisen, ist oft das Schwierigste. Da reicht kein Applaus, kein Schulterklopfen, keine Likes. Man ist sein eigener härtester Kritiker – und genau diesen Weg hat Jonny Giger gewählt. Der Schweizer wollte nie einfach nur dazugehören, sondern herausfnden, was wirklich in ihm steckt. Giger, ProfSkater seit vielen Jahren, brachte sich seine kreativen Tricks und technischen Skills selbst bei. Nicht, weil er musste –sondern aus innerem Antrieb und Freude an der Sache heraus. Und so schloss er bald zur Weltspitze auf.
Heute beweist er sich nicht nur als Skater, sondern auch als Creator, der in seiner Arbeit alles allein macht, egal ob Edieren, Managen, Filmen, Skaten oder Storys schreiben. Mit Riesenerfolg. Der 32-Jährige betreibt einen YouTube-Kanal mit über 700.000 Followern, auf Instagram folgen ihm fast eine halbe Million Menschen.
Skaten heißt Hinfallen
In seinen Videos zeigt Giger technisch schwierige Tricks und bietet zu einfacheren Tricks Tutorials an. Damit macht er das Skateboarding durchlässig. Das gefällt nicht allen: „Die Szene ist sehr kritisch, und was einen echten Skater ausmacht, da gehen die Meinungen weit auseinander“, erklärt er. „Ich habe früher viel Kritik dafür bekommen, dass ich mich auf Social Media selbst vermarktet habe. Dass ich vom Anfang einer Storyline bis zum Endprodukt eines Videos das meiste selbst gemacht habe, könnte man als Selbstverherrlichung interpretieren, das hat nicht allen geschmeckt. Aber ich verdiene mir so meinen Lebensunterhalt.“
On point
Alter 32; Wohnort Balzers, Liechtenstein; fährt sein eigenes Pro-Modell bei ReVive Skateboards; liebt Fingerboards; Lieblingstrick Impossible; größter Erfolg Street Part „still here“
Giger kam zum Skaten, als er zwölf Jahre alt war. Sein Vater kaufte ihm ein Board, anfangs nutzte er es in erster Linie, um unabhängig und schnell von einem Ort zum anderen zu kommen: „Ich fand es toll, dass ich etwas gefunden hatte, was ich für mich allein machen kann.“ Irgendwann begann der Teenager mit den ersten Tricks, einfach, weil er darauf Lust hatte, und nicht, weil er dachte, dass es besonders cool sei.
Die Struggles, einen Trick zu stehen, das Hinfallen und Immer-wieder-Aufstehen, diesen Kampf, den er jahrelang am eigenen Leib ausgefochten hat, den will er auch in seinen Videos zeigen, sprich: die ganze Komplexität des Skatens – das, was gelingt, aber auch all das, was in die Hose geht.
Fokus statt Show
Zu den technisch besonders anspruchsvollen Tricks, für die Giger bekannt ist, gehört etwa der Giger Flip: ein Switch Frontside Shove-it Late Hardfip. Anders ausgedrückt: Giger lässt das Skateboard zuerst seitlich rotieren und kickt es dann mitten in der Luft noch mal in eine schräge Drehung, bevor er sauber landet. Ein Kunststück in zwei Etappen, wenn man so will. Timing, Koordination und Fußarbeit müssen hier auf höchstem Niveau funktionieren. Dass er diesen Trick perfektioniert hat, dafür erfährt er in der Szene eine
Menge Respekt. Damit angeben würde er hingegen niemals. Jonny Giger hat keinerlei Allüren, ist grundsympathisch und ein angenehmer Gesprächspartner. Er bleibt bei sich, lässt sich Zeit, hört konzentriert zu und refektiert seine Antworten. Er wirkt wie jemand, der konstant an sich arbeitet – und genau das macht er auch.
„Meine digitale Arbeit erfordert viele mentale Ressourcen, eine große Resilienz“, sagt er. „Dieser Druck kommt nicht nur von der Community, sondern auch von den Algorithmen. In den vergangenen Jahren hat sich der digitale Wandel beschleunigt und ist immer efzienter geworden.“ Für seine Arbeit brauche es Fokus. Ruhe. Und Klarheit darüber, wer er sei. Um das herauszufinden, orientiert sich Giger nicht an Trends oder an den Kommentaren zu seinen Videos. Er greift stattdessen zu japanischer Philosophie, meditiert, macht eine Psychotherapie.
Aufgeben ist manchmal Stärke „Früher haben mich bestimmte Tricks fast wahnsinnig gemacht. Ich wollte sie unbedingt können, um Anerkennung zu kriegen und um mir selbst etwas zu beweisen. Heute wäge ich dagegen ab: Ist es mir das wert?“ Die Antwort auf diese Frage, man ahnt es, ist nicht mehr immer ein Ja. Giger hat gelernt, dass es ein Zeichen von Stärke ist, aufzuhören, wenn etwas zu viel wird. Sein Selbstwert, sagt er, hänge nicht mehr davon ab, ob ein Video viral geht oder ein Trick gefeiert wird. „Ich höre auf, wenn ich sehe, dass das Ganze über meine körperlichen und seelischen Ressourcen geht.“
Wie sich jetzt sein Verhältnis zur Skaterszene genau gestalte, diese Frage, sagt er, interessiere ihn heute schlichtweg nicht mehr: „Ich habe bewiesen, dass ich als Mitglied dieser Community wichtig bin. Ich bin nicht von der Anerkennung anderer abhängig. Punkt.“
Ist es das, was er jungen Skaterinnen und Skatern mitgeben möchte?
„Ja“, sagt Giger, „es geht darum, seinen eigenen Weg zu fnden. Du musst nicht für eine Ideologie skaten – aber du darfst. Und du kannst selbst entscheiden, ob du eine sportliche Form wählst oder eine künstlerische oder etwas ganz anderes. Du bist genug!“
Instagram: @jonny_chinaski_giger
„Ich will das zeigen, was gelingt – aber auch all das, was in die Hose geht.“
Jonny Giger hat in der SkateboardCommunity seinen eigenen Weg gefunden.
Hey, Buddy: Seit Papaplatte zockt, tut er das eigentlich immer in Gemeinschaft – früher mit Freunden, heute zusätzlich mit seiner Community.
Das Video geht an: Der Gaming-Stuhl ist noch leer. Im Hintergrund hört man Papaplatte rumräumen. Am Vorabend war der 28-jährige Berliner bis zwei Uhr nachts am Zocken, Labern, Teilen. Heute wollen wir dem vielseitigen TwitchStreamer nicht beim Gaming zuschauen, sondern über die Spiele seines Lebens sprechen. Was ist ein gutes Spiel? Wie verändert es die Menschen? 5 Spiele. 50 Fragen.
Heute hat kaum ein anderer deutscher Streamer mehr Follower (fast drei Millionen) und Zuschauer (über 20.000 im Schnitt) auf Twitch als Papaplatte. Los ging’s mit „Minecraft“, dem meistverkauften Spiel der Welt: Über 300 Millionen bauen sich aus bunten Pixelblöcken die Welt, wie sie ihnen gefällt. Sieht harmlos aus –hat aber unsere Vorstellung davon verändert, was ein Spiel sein kann. Papaplatte setzt sich. Kopfhörer auf, Blick in die Kamera. Let’s play.
the red bulletin: Warum hast du am Anfang auf „Minecraft“ gesetzt? papaplatte: Das ist ja zehn Jahre her: Damals war die „Minecraft“-Szene sehr lebendig – alle haben solche Mini-Games gespielt. Auf YouTube war das populär, aber auf Twitch nicht. Ich hab unbewusst gecheckt, dass es eine unfassbar große Menge an Zuschauern für diese Art von Content gibt. Bei „League of Legends“ hatte ich sechs Zuschauer: meine Mutter und meine vier Freunde. Plötzlich hatte ich 15 Zuschauer, 50, 100. Echte Menschen.
Interessant: Das war also eine strategische Entscheidung? Eigentlich hab mich nur daran orientiert, was mir Spaß gemacht hat. Aber mit dem Spaß kommt ja oft der Erfolg. Ich dachte nicht an das große Geld. Aber ich wollte besser werden – nicht in den GamingSkills, sondern in meiner Unterhaltungssendung. Ich hatte nur einen Bildschirm und hab mir dann einen Hack überlegt, wie ich Game und Chat gleichzeitig sehen
kann. Also: Auf der einen Seite zockt man diese Games – auf der anderen Seite hat man das Social-Media-Game im Blick.
Wie wichtig ist es, dass es bei „Minecraft“ einen Papaplatte-Skin gibt?
Freut mich sehr, weil die Leute es selbst gebaut haben und nicht einfach mit der KI runtergeladen haben. Also: Es gibt tolle KI-Sachen, die total kreativ sind –aber wenn jemand etwas selbst macht und malt und Zeit und Efort reinsteckt, ist das noch eine krassere Wertschätzung.
Was ist für dich das beste Tool bei „Minecraft“?
Die gute alte Eisenaxt – die ist schnell gemacht. Mit der kannst du Holz fällen, aber auch kämpfen.
Verrätst du uns einen „Minecraft“Hack, den kaum einer kennt?
Fuck. Alles, was ich jetzt sage – da schlafen die „Minecraft“-Fans ein … Ich bin nicht so gut in Videospielen.
Interessante Aussage für einen der populärsten Gaming-Creator in Europa. Mein Fokus war nie, ein Game krass zu lernen. Ich wollte schon immer lustige Sachen machen. Okay, ganz zu Beginn hatte ich mal den Ehrgeiz, besser zu werden – bei „League of Legends“, später „Minecraft“. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich zu den 0,01 Prozent der besten Spieler gehöre. Und dann juckt es im Netz niemanden.
Was ist dein Meisterwerk bei „Minecraft“?
Meinen Stream macht ja vor allem aus, dass ich Sachen nicht gut kann. Zum Beispiel habe ich mal einen Leuchtturm oder eine Zitadelle aus „World of Warcraft“ gebaut – da lachen die Leute bis heute drüber, weil die megakacke war. Am Ende haben wir die hochgesprengt.
Was kann man in „Minecraft“ fürs echte Leben lernen?
Ist ein bisschen corny gesagt, aber genau darum geht’s im Leben: Man muss nicht überall der Beste sein, um Spaß zu haben.
Weißt du noch, wo du zum ersten Mal mit Videospielen in Kontakt gekommen bist?
Neue Perspektiven: Auf Reisen liebt es Papaplatte, den Alltag der Menschen vor Ort zu erleben – hier verlässt er einen Blumenladen in seinem Viertel in Barcelona.
Das war auf so einem Game Boy Color –Dr. Mario. Tetris, aber mit Pillen. So richtig losgegangen ist es dann mit Strategiespielen: Am besten fand ich Warcraft, weil man da auf Community-Maps mit Freunden zocken konnte. Es gab zwar einen Highscore, aber eigentlich war’s komplett scheißegal, ob man den knackt. Wir hatten das Festnetztelefon auf Lautsprecher, saßen jeden Nachmittag in Kinderzimmern – und haben den räudigsten Eistee gesofen.
Videospiele werden immer wegen ihrer Vereinzelung gegeißelt –aber sind sie nicht eigentlich ein soziales Medium? Bis heute spiele ich Singleplayer-Games wie „Elden Ring“ nicht ohne meinen Stream. Hab noch nie so richtig drüber nachgedacht, aber ja: Diese soziale Interaktion im Spiel war immer mein Ding.
Papaplatte hat und macht überall Spaß. Auf Twitch, bei seinem Podcast Edeltalk mit Co-Host Reeze, im TV bei Joko und Klaas. Mit „Minecraft“-Pixelmännchen und HD-Gangstern. Und darum geht es jetzt: „GTA V“. Du kannst ziellos durch L. A. fahren oder in ein Gangster-Biopic eintauchen und moralische Grenzen austesten. These: Wie du „GTA“ spielst, zeigt, was für ein Mensch du bist – NPC oder Hero?
Bist du bei „GTA“ eher Taxifahrer oder Bankräuber?
Defnitiv Bankräuber! Das Coole an dem Spiel ist ja, dass man Dinge machen kann, die in anderen Games nicht gehen. Und es gibt ja schon ’nen TaxifahrerSimulator.
Warum wartet die Videospielwelt so geduldig auf die nächste „GTA“Folge? Was ist an dieser Gangsterwelt so faszinierend?
Ich glaub, es geht um Freiheit. Die Leute feiern das einfach, dass sie da alles machen können. Kids kommen dann in die Schule und sagen: „Alter, übelst geil –ich bin auf ’nen Heli gesprungen und hab mit dem Raketenwerfer rumgeschossen.“ Du kannst einfach superviel Scheiße bauen. Und es macht übelst Spaß, in dieser Stadt rumzufahren.
Hattest du bei „GTA“ je ein schlechtes Gewissen? Ich meine: Autos klauen, Leute verprügeln, einfach so. Nee, ich trenne das komplett. Für mich sind das einfach Videospiele. Ich mach da irgendeinen Blödsinn, aber das hat null Verbindung zum Real Life. Ich seh keinen Grund, irgendwas zu fühlen.
Gibt es für dich eine Grenze, wo du sagst: Das ist kein Spiel mehr? „GTA“ ist ofensichtlich Satire. Klar, es gab in der Vergangenheit auch Games, die zum Glück gebannt wurden, wo etwa sexuelle Belästigung das Spielziel war. Aber: Wo zieht man die Grenze? Das ist ’ne interessante Frage. Eine sehr interessante Frage, ehrlich gesagt. Ich bin froh, dass ich nicht in einer Medienaufsichtsbehörde arbeite.
Wir brauchen leider trotzdem eine Antwort …
Einerseits denke ich, Gamer sollten selbst entscheiden dürfen, was sie zocken. Andererseits will natürlich auch niemand, dass komplett kranke Sachen auftauchen.
„Payday 2“ ist cool, weil’s taktisch ist –du raubst eine Bank aus und musst vielleicht einen Wachmann umnieten. Aber wenn ich eine Leiche in zwölf Teile zersägen soll, denk ich schon: Bro … ist ein bisschen komisch.
Wie gehst du damit um, wenn der Chat sagt: „Hey, fahr mal den Typen um?“ Musst du dann moderieren oder zügeln?
Wir müssen unterscheiden: Geht’s um das Videospiel? Dann niete ich jemanden um, wenn’s lustig ist oder mich im Spiel weiter
bringt. Aber wenn’s die echte Welt betrift – zum Beispiel wenn zu viel Hate gegen eine echte Person kommt –, dann zügle ich. Ich hab da ein gutes Gefühl, was geht. Dank dem Chat. Seit zehn Jahren bekomme ich acht Stunden am Tag direkt Feedback auf alles, was ich sage und mache. Das schärft deinen Kompass.
Die Leute verbringen viel Zeit mit dir, schauen zu dir auf. Wie gehst du mit dieser Verantwortung um?
Man lernt als Streamer, auf unangenehme Situationen zu reagieren. Klar ist es nicht immer perfekt, es ist eben ein Livestream. Gerade in den letzten Jahren, wo Politik so wichtig geworden ist, bin ich vorsichtiger geworden. Ich infor miere mich vorher – und wenn ich überfragt bin, sag ich: „Ich schau’s mir an.“ Meistens guck ich mir ein Video von MrWissen2go an –meinem Lieblingskanal für Politik. Der erklärt Sachen sehr neutral und belegt alles gut. Dann hab ich das Gefühl, ich kann was dazu sagen.
Bei dir sind bis zu 100.000 Leute im Stream, viele chatten mit. Wie kannst du so schnell lesen?
Ich weiß nicht – das ist so ein Skill, den man sich antrainiert. Ich merk’s immer, wenn Leute, die gar keine StreamingErfahrung haben, dabei sind – die sind dann komplett überfordert.
Liest du auch ein Buch an einem Tag?
Ich lese gar keine Bücher, Mann. Ich lese sieben Stunden am Tag den Chat – das reicht.
Auf welche der Tausenden Nachrichten reagierst du?
Manche stechen einfach heraus, da entwickelt man ein Gefühl für. Du siehst direkt: „Die Nachricht muss ich vorlesen – die ist Content, die ist interessant.“ Irgendwie magisch.
Papaplatte sitzt stundenlang vor dem Computer – und liebt die weite Welt. Wenn er nicht gerade verreist, fliegt er mit „GeoGuessr“ um den Globus. In den letzten Monaten hat er regelmäßig das Ratespiel gestreamt –bei dem man an einem zufälligen Punkt der Erde landet und das Land erraten muss. Auch hier kickt der Ehrgeiz: Regelmäßig nimmt er an Wettbewerben teil.
Was war der absurdeste Ort, an dem du bislang ausgesetzt wurdest?
In einem südkoreanischen Zoo – das war sehr weird. Und einmal stand ich plötzlich vor meiner alten Wohnung. Berlin-Mitte. Mein alter Supermarkt. Der Dönerladen. Da war immer dieser Mülleimer – und ein komplett abgerockter Fuchs, der sich regelmäßig die Reste rausgezogen hat.
Was fasziniert dich an „GeoGuessr“?
Auf unserer dritten Edeltour waren wir mit dem Wohnmobil auf dem Balkan unterwegs (mit „Edeltalk“-Podcast-Partner Reeze; Anm.) – und da hab ich so richtig verstanden: Wie sieht Albanien aus?
„GeoGuessr“ hat denselben Efekt, nur digital. Wie sieht Kasachstan aus? Oder die Mongolei? Oder Hawaii? Ich fnde es einfach geil, ein Gefühl für die Welt zu bekommen – und überrascht zu werden. So schön ist Chile? Abgefahren!
Warst du schon immer so ein Kind, das gerne im Atlas geblättert hat?
Boah, nee – also Atlas auf gar keinen Fall. Geo war in der Schule wirklich das Schlimmste. Ich hasse es, Dinge auswendig zu lernen.
Hast du schon mal eine Reise gemacht wegen des Spiels?
Noch nicht. Aber je länger ich das spiele, desto klarer ist: Ich muss nach Südkorea.
Du bist in Königs Wusterhausen in Brandenburg aufgewachsen. Was sieht man bei „GeoGuessr“, wenn man dorthin gebeamt wird – und Glück hat?
Die „Kanalwurst“. Unfassbar schlechter Name – aber eine legendäre Currywurstbude. Ich glaub, das ist wirklich das krasseste Stück Kultur aus meiner Heimat.
Schritt halten: Täglich streamt Papaplatte bis zu zwölf Stunden live – und geht dabei mitunter bis an seine Grenzen.
Können Videospiele Reisen ersetzen?
Auf gar keinen Fall. Bevor wir nicht diese Maschinen aus „Avatar“ haben, muss man raus in die Welt. Diese Kombi – sehen, hören, riechen, fühlen – ist unersetzbar. Ich bin ja gerade in Barcelona; allein mit einem Bäcker zu sprechen … klingt dumm, aber ich fnd das übelst geil. Einfach zu spüren: Wie sind die Leute hier drauf? Wie funktioniert ihr Alltag?
Du hast mal bei einer Reality-TV-Serie in Kanada mitgemacht. Wie war das? Das war die Hölle. Würde ich nie wieder machen. Wenig Essen, wenig Trinken –und jeder Tag hat sich dreimal so lang angefühlt. Das komplette Gegenteil von meinem Alltag, dem Leben auf Speed.
Gestern hast du bis zwei Uhr nachts gestreamt, ununterbrochen gelabert. Wie ist es danach – kannst du noch was sagen, oder bist du komplett still? Ich hab noch nie aufputschende Drogen genommen – aber wenn ich den Stream abschalte, ist das, als würde ein Rausch nachlassen, und der Körper sagt: „Das war gerade richtig anstrengend.“ Und selbst wenn meine Freundin da ist, sitz ich manchmal zwanzig, dreißig Minuten einfach nur da, sag nichts, häng am Handy oder glotz YouTube.
Wie fndet dein Umfeld das?
Es ging schon so weit, dass Freunde meinten: „Das ist gerade ein bisschen viel. Du nimmst gar nicht richtig am Gespräch teil.“ Ich hatte zwei, drei Jahre lang keinen festen Pausentag. Man wird süchtig nach dem Grind, nach den Zahlen. Ich glaube, damit kämpfen viele, die das beruflich machen, ich rede da auch viel in der Therapie drüber. Zu verstehen: Wenn ich durchziehe, gewinne ich kurzfristig ein paar Follower. Aber wenn ich dann in drei Monaten in ein Burnout rutsche, schadet das langfristig meinem Projekt und vor allem meinem Umfeld und mir selbst.
Papaplatte taucht regelmäßig in „Jump King“ ein – einem simplen Turm-aufwärts-Springen, bei dem ein einziger Fehltritt dich komplett runterschmeißt (und die Crowd liebt’s). Er zählt zu den meistgesehenen „Jump King“-Streamern überhaupt, rangierte gemeinsam mit Creator BastiGHG zeitweise sogar unter den Top 30 auf Twitch. Dieses Do-or-die-System –sicherer Boden vs. bodenloser Fall – macht das Ganze richtig aufregend, Drama pur.
Was ist der übelste Fluch, den du jemals bei dem Spiel ausgestoßen hast?
Das könnt ihr nicht drucken. Keinesfalls. Da fiegen Stühle durch den Raum.
Muss ein gutes Spiel schwierig sein?
Nicht zwingend, aber ich lieb so ’ne richtige Challenge. Ein Drahtseilakt wie bei „Jump King“ – du kannst jederzeit bis ganz nach unten fallen. Unfassbare Spannung. Die Leute warten nur darauf, dass du abstürzt und komplett ausrastest. Genau das ist der Witz.
Wollen die Leute, dass du runterfällst oder dass du’s schaffst?
So ein bisschen von beidem. Die ersten paar Stunden safe das Scheitern – aber gegen Ende ist es auch satisfying, wenn man’s packt.
Albert Camus hat geschrieben: „Man muss sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ Er hat eine Aufgabe, scheitert permanent –aber sie erfüllt ihn.
Boah, das gibt’s ja sogar als Videospiel, ne? Hab ich auch gezockt. Da musst du ’ne Kugel ’nen Hügel hochrollen. Ich will am Ende aber auch gewinnen.
Würdest du dich als ehrgeizigen Menschen bezeichnen?
Unfassbar ehrgeizig. Im Beruf oder Sozialleben geb ich immer alles. Ich will ein
guter Freund sein, mich romantisch voll investieren – und im Job will ich ganz oben stehen.
Ist die Follower-Zahl der ultimative Highscore?
Nee, es gibt viele, die 14 Millionen Follower haben – aber trotzdem nur 6000 Views. Wichtiger sind die durchschnittlichen Zuschauer und die Abos. Aber ich will schon, dass die anderen Streamer sehen: Ich hab gerade die meiste Energie, den Drive. Wie bei den Bundesjugendspielen – ich will beim Weitsprung weiter springen als die anderen aus der Schule.
Wer pusht dich am meisten?
Bisschen corny, aber vermutlich ich selbst. Es gibt niemanden, der mir so viel Druck macht wie ich mir selbst. Klar, man schaut auch, was die anderen Großen machen – Trymacs, Eli, Montana. Einfach um einschätzen zu können:
Ist das, was ich mache, gerade geil? Muss ich was ändern? Neues Spiel? Neuer Vibe?
Welche Note gibst du dir gerade? Eine stabile Sieben. Ich hab drei Jahre komplett durchgezogen – und dabei ein bisschen die Natürlichkeit verloren. Diese Leichtigkeit, mit der alles mal angefangen hat. Da kämpfe ich gerade wieder drum.
Wir haben über „Jump King“ geredet –du hast ja auch den Hindernis-Contest Red Bull Jump & Run gewonnen. Wie war das?
Im echten Leben ist Jump & Run unfassbar krass. Hab ich echt gewonnen, und das, obwohl ich voll der Körperklaus bin. Das hat übelst Bock gemacht.
Machst du Sport lieber am Bildschirm oder im echten Leben?
Real Life. Ich mach seit zwei, drei Wochen wieder aktiv Sport. Mehr Spaß macht’s im Videospiel. Aber im echten Leben ist das Gefühl danach schon sehr geil.
Papaplatte ist Superstar –aber im Herzen auch einfach: „Burger Flipper“. Zwischen Streaming-Glam und TwitchCharts liebt er das Banale: Burger wenden. Bus fahren. Finnische Saunahütten simulieren. Hauptsache absurd, möglichst realistisch – und komplett bescheuert. Willkommen in den vielen parallelen Leben.
Warum grillst du gerne Burger auf dem Bildschirm?
Ich mach das gern mit Freunden. Es hat fast schon was von Rollenspiel – wir sind Schauspieler, und das Spiel ist ein richtig guter Playground für guten Content.
Was ist guter Content?
Ein gutes Gefühl. Ein Zusammenspiel aus Creator und Chat. Wenn man merkt, die Leute haben richtig Bock, es passieren lustige Momente in hoher Frequenz – das gibt mir alles.
Welchen Simulator sollte man noch erfnden?
Alter, es gibt wirklich alles. Sogar einen Stein-Simulator: „Just Be a Rock“.
Und? Hat das deinen Blick auf Steine verändert? Oder auf Busfahrer, Burgerbrater …
Ich hatte auch vorher schon ein Gefühl dafür, wie’s ist, bei McDonald’s zu arbeiten. Sollte jeder Mensch mitbringen, fnde ich.
Du hast mal gesagt, dein Stream soll ein Safe Space sein. Neben Jokes und Unterhaltung auch ein Ort für Empathie.
Ich fnd’s einfach schön, wenn Leute schreiben: „Ich bin homosexuell und fühl mich in deiner Community richtig wohl.“ Ich höre von Freunden, die eine andere Sexualität leben, was die für schwere Zeiten hatten – und umso schöner ist es, wenn sie sagen: „Hier werd ich nicht gejudged. Hier kann ich einfach ich sein.“
Findest du es manchmal immer noch crazy, dass du mit Zocken so erfolgreich bist?
Ja, auf der einen Seite versuche ich mir oft vorzustellen, was mein 15-jähriges Ich
Fast life, fast food: Richtig Zeit zum Kochen bleibt Papaplatte selten, Mahlzeiten besorgt er sich deshalb oft auf dem Sprung.
davon halten würde. Auf der anderen Seite ist es aber auch mein Alltag. Ich weiß, was ich dafür mache – und ich weiß auch, was ich besser mache als andere.
Um in der Twitch Champions League zu spielen: schnelle Finger oder schnelles Mundwerk?
Ich könnte dich auch noch drei Stunden weiter vollquatschen. Das liegt bei mir in der Familie, meine Mutter ist auch so.
Muss man sich nicht auch ständig weiterentwickeln?
Klar. Wenn du jeden Tag das Gleiche machst, schaltet irgendwann niemand mehr ein. Du musst die Scheiße wirklich lieben. Es gibt diese krassen Highs – und dann auch extreme Lows. Auch an Tagen, an denen’s dir beschissen geht, musst du live sein, wenn du zu den Top 10 willst. Ich bin durch richtig dunkle Phasen gegangen – und war trotzdem jeden Tag acht Stunden live. Ich weiß bis heute nicht, wie ich das geschaft hab. Niemand darf dir das ansehen – unser Job ist es ja, alles leicht aussehen zu lassen.
Ist das Leben für dich ein Spiel?
Manchmal fühlt es sich so an – ja. Ich glaub, das ist ein Mechanismus, um zu verarbeiten, wie absurd das alles ist.
Diese Summen, diese Dynamik – es fühlt sich an, als knackte man die ganze Zeit Highscores. Ich denk auch im echten Leben oft in Gaming-Begrifen. Wenn ich meine Auslastung beschreiben müsste, würd ich das wie so ein FIFA-PizzaDiagramm machen: Hier ist Beziehung, da sind Freunde, mentale Gesundheit, physische Gesundheit.
Und wie ist dein Score aktuell?
Wie sieht dein Pizzadiagramm aus?
Job: Anschlag. Familie: leider richtig eingebrochen. Der Rest so mittel. Ein guter Freund von mir sagt immer: „Wenn grad alles perfekt läuft, steht die richtige Scheiße noch bevor.“ Deswegen ist’s vielleicht ganz gut, wenn irgendwas grad nicht so geil ist. Dann wird vielleicht alles gut.
Twitch: @papaplatte
Spielen, arbeiten, leben – warum Plattformen wie Roblox die Welt erobern.
Das Leben ist ein Spiel. Noch nie stimmte dieser Satz so sehr wie heute. Warum also nicht mal eine Stadt bauen, ein Haustier adoptieren oder einfach nur angeln gehen? Das sind drei der beliebtesten Aktivitäten auf Roblox – einem Universum mit über 40 Millionen Spielen.
Roblox ist eine der einflussreichsten Plattformen der Welt. Jeden Monat loggen sich hier rund 300 Millionen Menschen ein. Zwei Drittel davon sind unter 16.
Roblox ist kein Spiel, sondern ein Werkzeugkasten. Ein Ort zum Spielen – und zum Erschaffen von Spielen. Die meisten Games stammen von den Usern selbst. Die kanadische Medienwissenschaftlerin Natalie Coulter nennt es „eine völlig neue Kategorie von Unterhaltung und
Kommunikation“. Vielleicht ist das hier das echte Metaverse.
Während Mark Zuckerberg Milliarden in sterile VRLandschaften gesteckt hat – samt Umbenennung seines Konzerns –, ist anderswo längst ein lebendiges, wildes Paralleluniversum entstanden. Roblox sieht aus wie eine Mischung aus „Minecraft“ und JahrmarktsKruschkiste: blockig, bunt, voller Möglichkeiten. Man kann dort Geld verdienen (in Robux). Und es natürlich wieder ausgeben – für Outfits, Items, digitale Erlebnisse.
Marken wie Tommy Hilfiger, Nike, oder Ikea haben Stores. Es gibt virtu
elle Konzerte von Nicki Minaj oder Lil Nas X. Trailer zu Blockbustern laufen zuerst auf Roblox. Man trifft sich mit Freundinnen und Freunden – zum Zocken, aber auch zum Abhängen. Verbessert die Plattform jetzt noch ihren Kinder und Jugendschutz, könnte auf ihr tatsächlich die Zukunft spielen. Etwa in Form eines AugmentedRealityGames, mit dem die bunten Bausteine plötzlich auf den Straßen der eigenen Stadt auftauchen? Würde passen. Denn: Je mehr Menschen mitmachen, desto mehr verschwimmt die Grenze zwischen online und offline. Ausloggen? Wird seltener. Und das ist gar nicht schlimm. Denn dieses Metaverse bietet etwas, das den etablierten sozialen Netzwerken seit langer Zeit fehlt: echte Verbindung.
kann Gaming wirklich noch mitreißender werden? Aber ja!
Diese 5 Trends sind der Beweis
– von Coaches im Ohr bis zu erwachenden
Wie neue Technologien Gaming inklusiver machen – und warum das allen nützt.
Ein Mann sitzt vor dem Bildschirm. Kein Controller. Kein Joystick. Und doch bewegen sich die Spielfiguren.
Noland Arbaugh ist komplett gelähmt. Nur seinen Kopf kann er noch bewegen. Trotzdem spielt er Schach. „Mario Kart“. „Counter-Strike 2“. Gesteuert allein mit Gedanken – über ein Chip-Implantat in seinem Gehirn.
„Ich schlage meine Freunde in Games, in denen ich sie als Tetraplegiker eigentlich gar nicht schlagen können sollte“, sagt Arbaugh. Er ist Testperson bei Neuralink, dem Medizin-Start-up von Elon Musk.
Nach all den Innovationen, die Videospiele in den letzten Jahrzehnten gebracht haben, ist eins erstaunlich gleich geblieben: die Art, wie wir spielen. Maus, Tastatur, Controller –
WASD und Analogstick sind immer noch Standard.
Aber was ist mit Menschen, die genau diese Geräte nicht bedienen können?
Weltweit gibt es schätzungsweise 450 Millionen Gamer mit Handicap. Wie inklusiv kann ein Hobby sein, bei dem hunderte Inputs pro Minute keine Seltenheit sind? Immerhin: Sony und Microsoft haben zuletzt Controller entwickelt, die Menschen mit Einschränkungen besser unterstützen. Tasten lassen sich frei platzieren, das Gerät sogar einhändig bedienen.
Und es geht weiter: Der französische Twitch-Streamer Valentin Squirelo entwickelt zusammen mit seiner Community ein Projekt namens Playability. Eine KI liest dort Kopfbewegungen und Gesichtsausdrücke – und übersetzt sie in Spielbefehle. Ein Zucken des Mundwinkels reicht, ein Naserümpfen genügt. Gesteuert wird per Webcam. Die Software ist kostenlos. In Demos sieht man: rechts oben das Gesicht des Spielers, darunter die Figur im Game – synchronisiert durch minimale Bewegungen.
Squirelo sagt: „Wir sehen so viel Potenzial.“ Und: „Mein Ziel ist, dass wir alle an einem Sonntagnachmittag zusammen spielen können.“
Während Neuralink noch Hightech-Forschung ist, ist Playability schon Realität. Und vielleicht der erste Schritt in eine Zukunft, in der Videospiele barrierefrei sind – und wir alle die Spieler mit unseren Gedanken oder Naserümpfen steuern.
Egal wo, egal was – Cloud Gaming macht Spielen mobiler als je zuvor.
In vielen Städten wird gerade die Straße aufgerissen. Nicht für neue U-Bahn-Linien, sondern für das Glasfasernetz. Damit nicht nur BusinessCalls und Videos flüssiger laufen –sondern auch das nächste Game.
Denn die Zukunft des Spielens liegt im Stream. Cloud Gaming heißt das Zauberwort. Alles, was man braucht, ist ein Bildschirm und eine stabile Internetverbindung –20 Mbit/s im Downstream reichen, um flüssig in Full HD zu spielen. Die Rechenarbeit übernehmen Serverfarmen rund um den Globus.
Die Vorteile? Keine Downloads. Keine überfüllten Festplatten. Keine physischen Kopien. Einfach einloggen und loslegen. Früher gab es Konsolenkriege. Nintendo oder Sega, Sony oder Microsoft? Mario oder Sonic? Master Chief oder Kratos? Das spaltete Schulklassen und Freundeskreise. Wer sich einmal entschieden hatte, blieb oft im jeweiligen Ökosystem hängen, ja gefangen.
Doch diese Grabenkämpfe könnten bald Geschichte sein. So wie wir heute Serien auf dem Handy, dem Laptop oder dem Fernseher schauen, könnten wir bald auch Spiele völlig ortsunabhängig zocken. Dienste wie GeForce Now, Amazon Luna oder Xbox Cloud Gaming versprechen schnellen Spaß ohne teure Hardware. Ganze Spielebibliotheken stehen per Abo auf Abruf bereit. Welche genau? Na fast alle.
Braucht es da überhaupt noch ein spezielles Gaming-Set-up? Wohl kaum. „Konsolen sind tot“, schreibt das Branchenportal Aftermath. Was kommt danach? Spielen wird durch die Cloud nicht nur unabhängiger – sondern auch mobiler. Geräte wie das Steam Deck, Sonys Portal oder ROGs Ally X holen das Gameboy-Versprechen ins Jetzt: Spielen, wann und wo man will. Und vor allem: mit allen, die man kennt.
Wie wir dank KI auch noch die letzten Skill Issues überwinden.
Reaktionszeiten im Millisekundenbereich. Hunderte von Inputs pro Minute. Und dazu ein enzyklopädisches Wissen über Taktiken, Ausrüstung und jeden Winkel der aktuellen Spielwelt. Gaming ist längst Hochleistungssport – und das gilt nicht nur in den E-Sports-Ligen.
Die besten Spieler haben mehrköpfige Coaching-Teams. Aber auch ambitionierte Hobby-Gamer müssen in den Online-Multiplayer-Arenen alles geben, um nicht von Grundschülern aus Südkorea weggespielt zu werden.
Wer noch in der Vergangenheit lebt, googelt die „Meta“ – also die „most efficient tactic available“ –oder bucht Einzelstunden bei semiprofessionellen Trainern. Wer zukunftsfähig bleiben will, fragt die KI. Mehrere Hersteller versprechen, dass Künstliche Intelligenz das eigene Spiel auf ein neues Level hebt. „Schalte deine Gaming-Superpower frei“, heißt es etwa bei trophi.ai. Microsoft hat seine Copilot-KI direkt in die Xbox integriert. Sie gibt
vor Ort erste Verbesserungsvorschläge – einfach, schnell, ohne Umweg. Etwas intensiver geht es bei Services wie trophi.ai zu: Hier analysiert die KI Spielverhalten und liefert Tipps, um das persönliche Leistungsplateau zu durchbrechen.
Auch der Peripherie-Hersteller Razer arbeitet an einem KI-Projekt namens Ava. Auf dem Trainingsplan stehen sofortige Walkthroughs, Echtzeit-Tipps und Spielanalysen nach dem Match. „Trainieren. Meistern. Dominieren“, heißt es auf der Website. Der Coach ist immer dabei –als Overlay im Spiel oder als Einflüsterung im Headset.
Zählt das schon als Schummelei? Bald startet der Beta-Test. Und was heißt das für den Alltag, wenn Gaming mal wieder technologische Avantgarde ist? Vielleicht haben wir bald auch im echten Leben einen KI-Coach im Ohr, der uns sagt, was zu tun ist. Beim Sport. Im Job. Oder beim nächsten Date.
Wie
KI kluge Charaktere schafft –und Spiele, die niemals enden.
Videospiele gelten oft als fortschrittlichstes Medium für Storytelling. In Blockbustern wie „Dragon Age“, „GTA“ oder „Red Dead Redemption“ werden hunderttausende Zeilen Dialog geschrieben. Und doch: Gespräche laufen nach Schema F, die Figuren wiederholen sich. Alles folgt einem Skript.
„In allen Medien – ob Buch, Film oder Spiel – sind es die Charaktere, die uns in die Welt hineinziehen“, sagt Kylan Gibbs, Gründer von Inworld AI. „Aber in Games sind diese Charaktere
letztlich tot.“ Das will er ändern. Darum arbeitet Inworld AI daran, große Sprachmodelle wie ChatGPT in Games zu integrieren. Non-Player Characters (NPCs) sollen nicht mehr nur vorprogrammierte Sätze abspulen, sondern individuell reagieren – auf die Entscheidungen, Worte und Stimmungen der Spielerinnen und Spieler.
Die Branche wittert bereits eine Revolution. Start-ups wie Bitpart oder Inworld AI sind bereits mit Hunderten Millionen Dollar bewertet. Erste Kooperationen mit Ubisoft und anderen Studios laufen. Das Ziel: dynamische Welten, bevölkert von Figuren mit eigenem Willen.
Charaktere, die überzeugt, überlistet, motiviert werden können – und deren Haltung sich ändern kann. Entscheidungen sollen den Spielverlauf nicht nur in „gut“ oder „böse“ lenken, sondern Erzählstränge umwerfen. Was wäre, wenn ein Game keine feste Geschichte mehr hätte? Sondern eine Welt, die sich selbst weiterentwickelt – auch wenn der Spieler gerade nicht online ist? An der Stanford University wird das bereits getestet. KIs steuern nicht nur den Dialog, sondern auch Persönlichkeiten. Eine neue Spielform entsteht: keine Hauptfigur, kein klarer Anfang, kein finales Level. Nur du – zu Besuch in einer Welt, die längst ohne dich weiterlebt.
Sie nennen ihn den „Michael Jordan des E-Sports“.
Oder auch den „unsterblichen Dämonen könig“: Faker ist der beste „League of Legends“-Spieler aller Zeiten. Dabei musste der süd koreanische Nationalstar und fünffache Weltmeister einige Rückschläge einstecken. Hier ist die Comeback-Story eines stillen Mannes, zu dem 160 Millionen Spieler aufblicken.
Er braucht nicht viele Worte: „League of Legends“ ist das meistgespielte Game der Welt, und der 29-jährige Koreaner Lee Sang-hyeok, besser bekannt als Faker, ist dessen GOAT (Greatest of All Time).
Die Geschichte seines Games noch etwas früher. Veröfentlicht wurde „League of Legends“ im Jahr 2009, und bereits 2011 fand die erste Weltmeisterschaft statt. Die Zahl der Leute, die „League of Legends“ –kurz: „LoL“ – spielten, wuchs dramatisch schnell (aktuell: rund 160 Millionen; Anm.). Erste Stars kristallisierten sich heraus, aber ihren Hero hatte die Szene noch nicht gefunden. Das änderte sich eben am 6. April 2013 bei einem Turnier in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul.
Favorit auf den Sieg des Champions Spring Tournament war „CJ Blaze“, ein beliebtes lokales Team, dessen bester Spieler war der 20-jährige Kang „Ambition“ Chan-yong.
In „LoL“ kann jeder Gamer aus mehr als 160 SpielCharakteren, den sogenannten Champions, wählen. Bei einem „LoL“-Match kämpfen zwei Fünferteams um die Kontrolle über ein imaginäres Schlachtfeld, dessen Hälften durch drei Wege, die Top-, Middle- und Bottom-Lane, verbunden sind. Ziel ist es, den „Nexus“ (das Hauptgebäude) des gegnerischen Teams zu zerstören. Der Spieler in der mittleren Lane, der „MidLaner“, ist dabei immer einer der Besten seines Teams – und Ambition galt als Koreas stärkster Mid-Laner. Gegen Ambitions Truppe CJ Blaze trat an diesem Tag ein neues Team an, „SK Telecom T1 #2“. Ihr MidLaner gab dabei sein Prof-Debüt, wenngleich er alles andere als ein No-Name war: Monatelang hatte er unter dem Spielernamen GoJeonPa Ranglisten angeführt. Wer sich hinter dem Namen verbarg, wusste niemand, in den Foren wurde lebhaft spekuliert. Die Aufregung war groß, als sich herausstellte, dass hin-
Früher Ruhm: Faker (Mitte) als E-SportNachwuchstalent bei einem Turnier 2013
ter dem Namen ein unscheinbarer Sechzehnjähriger namens Lee Sang-hyeok steckte. Er ging in sein erstes Prof-Match mit einem neuen Namen: Faker. Es dauerte gerade einmal sechs Minuten bis zu dem Moment, der in die „LoL“-Annalen eingehen sollte. Ambition hielt kurz inne, um seinen wichtigsten Champion weiterzuentwickeln (die „LoL“-Spielcharaktere erreichen während einer Partie immer höhere Levels und neue Fähigkeiten; Anm). „Während dieser Evolution gibt es eine kleine Pause“, erklärt einer der Kommentatoren des legendären Abends. „Die Pause ist zu kurz, als dass man sie als Gegner nutzen könnte. Dachte man. Bis es eben Faker an diesem Tag als Erster tat.“ Im Bruchteil dieser einen Sekunde verwandelte Faker seinen eigenen Champion weiter –und konnte Ambition dadurch leicht eliminieren.
Ein Genie-Blitz.
Anschließend schaltete Faker zwei der verbleibenden vier gegnerischen Spieler in weniger als 30 Sekunden aus. Sein Team SKT T1 siegte 2:0 gegen CJ Blaze. „Ich war zornig – und zugleich beeindruckt“, erinnert sich Fakers Gegner Ambition heute. „Fakers 3000ster Kill, sein 4000ster, sein 5000ster … niemand wird sich an sie erinnern. Aber den ersten? Den vergessen die Leute nicht. Danke, dass du mich als Ersten umgebracht hast, Faker!“
Weniger als sechs Monate später gewann SKT T1 das größte aller Turniere, die League of Legends Worlds, die Weltmeisterschaft. Im Staples Center in Los Angeles, vor den Augen von Millionen von Online-Zuschauern. „In diesen Monaten des Jahres 2013 legte Faker den Grundstein für sein Vermächtnis“, sagt Eefje „Sjokz“ Depoortere, die Moderatorin der Worlds 2013. Sie erzählt darüber im Film „T1 Rose Together“, der dieses Jahr anlässlich der Aufnahme von Faker in die Hall of Legends veröfentlicht wurde, das „LoL“-Pendant zur Rock & Roll Hall of Fame.
Triumph vor 17.000 Fans in Berlin: Faker (groß am Screen) und sein Team SKT T1 nach dem Gewinn der „League of Legends“WM im Jahr 2015
Fakers Einfuss auf „LoL“ und den gesamten E‑Sport ist schwer in Worte zu fassen –schlicht aufgrund der Menge und der Di mension seiner Erfolge. Nach den Worlds 2013 gewannen er und SKT T1 auch 2015 und 2016. Sie sind damit das bisher einzige Team in der Ge schichte des Games mit drei Titeln. Faker holte Gold bei den Asienspielen 2022 und gewann den E Sports World Cup 2024. Er ist der erste Spieler mit 1000, 2000 und 3000 Kills in der LCK (der koreanischen Profliga), und er hält den Rekord für die meisten Kills in WM Spielen. 2017 wurde Faker bei The Game Awards zum besten E Sport Athleten gekürt; 2019 reihte ihn „Forbes“ unter die „30 under 30 Asia“. Aber es sind die Titel, die ihm seine Rivalen, Fans und die Medien verliehen haben, die am meisten Eindruck machen: „Michael Jordan des E Sports“ nennen sie ihn, „den unbesiegbaren Dämonenkönig“, sogar „Gott“.
Im Jahr 2020 twitterte ESPN E Sport Autor Tyler Erzberger ein Bild: Oscar Preisträger Bong Joon ho, Premier League Stürmer Son Heung min, die K Pop Gruppe BTS und Faker. Bildunterschrift: „The Elite 4 of South Korea“. „Die anderen Leute in diesem Tweet sind internationale Superstars“, sagte Faker. „Es ist ein gutes Gefühl, in einem Atemzug mit ihnen er wähnt zu werden. Ich bin auch in Übersee ein biss chen berühmt.“
Was Faker so besonders macht, ist seine Fähigkeit, nicht nur zu erkennen, was andere schlicht über sehen, sondern es auch eiskalt und blitzschnell aus zunutzen. Im E Sport gibt es den Begrif „Meta“, most efective tactics available, die efektivste verfügbare Taktik. Die besten „LoL“ Spieler sind Genies im Ein satz dieser Strategien. Aber derjenige zu sein, der sie entdeckt, das erfordert ganz besondere Fähigkeiten.
In „LoL“ gibt es mehr als 160 spielbare Charaktere: Magier, Auftragsmörder, Kämpfer, die in der Nähe gefährlich sind, andere auf Distanz, solche, die brutal austeilen, solche, die massiv einstecken können. Jeder hat seine eigenen, einzigartigen Fähigkeiten, Spielstile, Stärken und Schwächen, und alles wird noch komplexer, wenn der eigene Champion gegen verschiedene gegnerische antritt. „Faker hat 83 einzig artige Champions gespielt – deutlich mehr als jeder andere Mid Laner“, sagt David „Phreak“ Turley, Lead Gameplay Designer von „LoL“. „Dieser Mann spielt praktisch alles. Und oft auch noch als Erster.“
Um Fakers Talent für „LoL“ zu verstehen, hilft es, sich anzusehen, wo er herkommt. Lee Sang hyeok wurde 1996 geboren und wuchs in Seouls Gangseo Distrikt auf, wo er nach der Scheidung seiner Eltern von sei nem Vater Lee Kyung joon und seinen Großeltern großgezogen wurde. Sein Vater beschreibt ihn als introvertiertes Kind. Er lernte schnell, brachte sich selbst Fremdsprachen bei, löste Rubik’s Cube, liebte Videospiele. „Mein Einstieg war der gleiche wie bei allen anderen Kindern: PlayStation und andere Kon solen“, erinnert er sich in einem selbst verfassten Artikel für „The Players’ Tribune“ aus dem Jahr 2016. „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, wettbewerbs mäßig zu spielen.“ 2004, er war damals acht Jahre alt, kaufte ihm sein Vater einen PC, und er wurde ein Fan von „StarCraft“, dem damals populärsten E‑Sport Game in Korea.
2011 entdeckte Faker „LoL“, „das hat mich auf den Weg zum wettbewerbsmäßigen Spielen gebracht“. Er spielte das Game im Format Solo Queue, bei dem ein einzelner Spieler auf Gegner trift, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden. Das zwang ihn dazu, sich an immer wieder neue Herausforderungen anzupassen und unterschiedliche Champions in den verschiedenen Konstellationen zu meistern. „Ich wurde immer besser und besser – und plötzlich hatte ich Matches gegen Koreas beste Spieler“, sagt er.
Ende 2016 war Faker die Nummer eins in der Welt. Zwei Jahre zuvor hatte ihn ein chinesisches Team abwerben wollen, der Vertrag war mit einer Million US Dollar dotiert. Er lehnte ab. „Ich möchte in Korea bleiben und wieder die Weltmeisterschaft
gewinnen“, sagte er. Jedes Jahr wurden die Angebote krasser: Im Jahr 2020 boten ihm die USA zehn Millionen Dollar; 2022 lockte China mit zwanzig Millionen Dollar. Er lehnte ab.
Fakers Aufstieg verlief nicht so geradlinig, wie man das vermuten könnte. Beim Finale der Weltmeisterschaft 2017 traf SKT T1 auf Samsung Galaxy, das Team, das sie im Finale 2016 besiegt hatten, und Ambition – Fakers berühmter DebütKill – war ihr Anführer. Mit drei Siegen in Folge gelang Ambition die Revanche. Es war Fakers erste Niederlage in einem WMFinale, und zum ersten Mal sahen die Fans, dass auch der vermeintlich unsterbliche Dämonenkönig verwundbar ist.
„Ich stand direkt neben ihm“, erinnert sich Teamkollege Bae „Bang“ Junsik. „Er hat nicht nur geweint, er hat geschluchzt, er war am Boden zerstört. Es tat weh, einen Teamkollegen so zu sehen.“
Es war der Beginn einer schwierigen Phase für den Spieler, der eigentlich als unantastbar galt. Nach durchwachsenen Leistungen in den Playofs im Frühjahr 2018 wurde Faker im Sommer auf die Ersatzbank gesetzt. SKT T1 schied bei den LCKFinals aus und schafte es nicht einmal, sich für die Weltmeisterschaft zu qualifzieren. In den folgenden beiden Sommern wurde Faker erneut zugunsten jüngerer Spieler ausgewechselt. Im Jahr 2020 konnte sich das Team, das mittlerweile nur noch T1 hieß, erneut nicht für die Weltmeisterschaft qualifzieren. Faker war damals 24 Jahre alt.
Die Lebenserwartung einer professionellen „LoL“Karriere ist überraschend kurz: Das Durchschnittsalter beim Karriereende sind 23 Jahre. Dafür gibt es mehrere Gründe. Der wichtigste ist die enorme Geschwindigkeit, mit der sich das Game entwickelt: Riot Games aktualisiert etwa alle zwei Wochen den Spielcode, fügt neue Charaktere hinzu und ändert
Linke Seite: in Action – SKT T1 während der Gruppenphase des „League of Legends“ Mid-Season Invitational in Busan, Südkorea, im Mai 2022; Bild oben: Team-Posing zwischen den Matches; Bild rechts: eine Drohnenshow über Busans Gwangalli Beach als Tribut an den Superstar
FAKER UND SEINE
JUNGS WAREN
DIE HAUSHOHEN
FAVORITEN BEI DEN WORLDS 2022 IN SAN FRANCISCO. WAS FOLGTE, WAR
EINE LEKTION IN DEMUT.
die Attribute der bereits existierenden. Das zwingt die Spieler zum rasend schnellen Lernen immer neuer Metas.
Burnout ist Teil der „LoL“-Realität. Während herkömmliche Athleten täglich bis zu acht Stunden trainieren, ergab eine Analyse von Fakers Tagesablauf im Jahr 2019 ein Ausmaß von 13 Stunden – eine Mischung aus Scrims (Trainingsspielen), Solo-QueueSessions und persönlichem Training. Der Rest des Tages? Essen, Schlafen und nur eine einzige Stunde Freizeit. „Er sprach auch beim Essen über das Spiel“, sagt ein ehemaliger Teamkollege. „Sogar im Urlaub hat er gespielt, anstatt einfach abzuhängen.“
Und dann ist da noch der körperliche Aspekt.
E-Sport mag nicht so fordernd erscheinen wie Fußball, Tennis oder Formel 1 – alles Sportarten, bei denen Athleten weit über dreißig in der Weltklasse mithalten können –, aber die Belastungen sind weit größer, als der Laie vermuten würde. Die Hände und Handgelenke von „LoL“-Spielern werden durch eine Vielzahl von Mikrobewegungen belastet. Während eines Spiels führt ein normaler Spieler vielleicht 100 Aktionen pro Minute (APM) aus; bei Faker wurden fast 500 APM gemessen, da er die Maus und die Hotkeys nicht nur benutzt, um seinen Charakter zu bewegen, sondern auch, um mit der Kamera im Spiel herumzuspringen, seine Mitspieler abzuchecken und alles aufzunehmen, was ihm einen Vorteil verschafen könnte. Viele Spieler scheiden wegen chronischer Verletzungen aus – Nacken- und Rückenschmerzen, Probleme mit Sehnen, chronisches Kribbeln oder Taubheit in Gelenken oder Funktionsstörungen von Muskeln, hervorgerufen durch die Kompression von Nerven. Wohl auch aus diesem Grund gibt es keine aktiven „LoL“-Profs, die älter sind als dreißig.
Zu Beginn der Saison 2021 beschloss Faker, sich drei Wochen lang auf die Bank zu setzen – einfach weil er eine Pause brauchte. Er wollte refektieren, zur Ruhe kommen, ein wenig Abstand gewinnen, auch von sich selbst. „Ich hatte ein starkes Ego“, erinnert er sich. „Jetzt bin ich objektiver, fexibler und reifer geworden.“ In diesem Jahr verlor T1 erneut bei den Weltmeisterschaften. Faker war da, aber der weinende Junge von 2017, der war nicht mehr da.
Fans supporten Fakers Team T1 während der Worlds in Seoul 2023. 6,4 Millionen sahen online zu. Ein Jahr später waren es noch ein paar mehr.
Es gibt ein ikonisches Bild vom Finale der Worlds 2022. Es ist so eindrucksvoll, dass es bei den E-Sports Awards als Foto des Jahres ausgezeichnet wurde. Auf der Bühne des Chase Center in San Francisco starrt Faker nach einer Niederlage auf seinen Teamkollegen Ryu „Keria“ Min-seok, der noch immer vor seinem Computer sitzt. Keria, den Kopf in beide Hände gestützt, ist untröstlich.
Dabei war 2022 ein Jubiläumsjahr für Faker: Sein Einstieg in den Prof-E-Sport lag genau ein Jahrzehnt zurück. Zu Beginn der Saison erreichte Faker als erster Spieler in der LCK 2500 Kills, er wurde der zweite in der „LoL“-Geschichte mit mehr als 1000 Profspielen. Um ihn hatte sich ein fester Stamm von Spielern etabliert: Choi „Zeus“ Woo-je, Moon „Oner“ Hyeon-jun, Lee „Gumayusi“ Min-hyeong, Keria. Aus den Initialen der fünf, angeordnet in ihrer Reihenfolge auf der Map, bauten die Fans einen eigenen Namen: ZOFGK, mit dem F für Faker im Mittelpunkt.
Die Frühjahrssaison beendete ZOFGK ungeschlagen: 18:0 Punkte. Vor dem Worlds-Finale erwarteten 76 Prozent der Fans einen Sieg von T1. Gegner war ein koreanisches Außenseiterteam namens DRX. „Wir waren überheblich“, erinnert sich Oner. Was folgte, war eine Lektion in Demut. Als die Niederlage feststand, lehnte sich Faker in seinem Stuhl zurück. Die 14.000 Zuschauer vor Ort und die Millionen an den Streams sahen kurz Ärger in seinem Gesicht auffackern, der aber schnell von Gelassenheit abgelöst
Fünf Mal Weltmeisterdas gab’s noch nie: T1 (in der Mitte Faker, links Zeus und rechts Keria) schlugen im Finale der Worlds 2024 Bilibili Gaming aus China. Und das, obwohl T1 die ganze Saison über geschwächelt hatte.
„MENSCHLICHE
wurde. „Pech gehabt, Jungs, wir haben es gut gemacht“, sagte Faker in sein Mikrofon. Dann blickte er zu seinem Team. Mit 26 Jahren war er der Älteste –Zeus und Oner waren noch Teenager, Gumayusi und Keria waren gerade 20 Jahre alt. Als Keria in Tränen ausbrach, wurden auch Fakers Augen feucht – in diesem Moment entstand das ikonische Foto.
„Meine Mannschaftskameraden waren untröstlich“, erinnert sich Faker. „Ich habe versucht, den Blick auf die nächste Saison zu richten und mich auf die Betreuung unserer Spieler zu konzentrieren.“
Sieben Monate später verschoben sich die Prioritäten. „Es begann im Frühsommer. Ich spürte plötzlich ein Taubheitsgefühl und Kribbeln in meinem Arm und in den Fingern, zuerst nur ein paar Minuten, aber dann immer länger und länger, bald hielten die Taubheit und das Kribbeln den ganzen Tag an.“
Faker unterzog sich einer MRT-Untersuchung seiner Hand. „Es gab keine eindeutige Diagnose“, sagt er. „Also konnte es auch keine zielgerichtete Behandlung geben.“ Faker nahm sich eine Auszeit, um sich zu erholen. Niemand war sich sicher, ob er überhaupt jemals wieder professionell spielen würde.
Die Situation wurde noch schwieriger, weil die überraschende Niederlage gegen DRX innerhalb von T1 nachwirkte. „Wir zweifelten sehr an uns“, berichtet Faker. „Es war kein Vertrauen mehr im Team, keine Kommunikation.“ Als Ersatz für den verletzten Faker wurde ein blutjunger Neuling geholt, Yoon „Poby“ Sung-won. „Poby war erst 17 Jahre alt und besetzte nicht irgendeinen Platz, sondern einen heiligen Gral“, sagt Caster Jun. „Die Mitte von T1 – er saß auf der Position von Faker.“
Poby hatte ofensichtlich mit den enormen Erwartungen zu kämpfen. T1 verlor in der Sommerwertung Platz um Platz, lag auf Rang fünf – hinter Platz sechs zurückzufallen, würde die Höchststrafe bedeuten, das Verpassen der Qualifkation für die Worlds. Die Stimmung innerhalb des Teams war so angespannt, dass Gumayusi sogar therapeutische Unterstützung in Anspruch nehmen musste. Einunddreißig Tage nach seinem Rückzug kehrte Faker zurück in die Mitte
von ZOFGK. Er nahm den Kampf um die Qualifkation für die WM auf – nicht, ohne Poby zu erwähnen, seinen jungen Ersatzmann. „Er wurde in eine extrem schwierige Lage gebracht“, sagte er. „Poby hat alles gegeben. Ich bin ihm sehr dankbar.“
Keine der Worlds seit 2011 wurde mit solcher Bedeutung aufgeladen und mit so viel Spannung erwartet wie die Worlds 2023. Sie fanden in Südkorea statt, der Heimat der besten „LoL“-Spieler. Sieben Mal hatte ein koreanisches Team den Summoner’s Cup gewonnen, China folgte mit drei Titeln. 2014 und 2018 hatten die Worlds in Südkorea stattgefunden, und beide Male hatte sich Faker nicht qualifziert.
Nun war er dabei, nun kämpfte er um den Titel. Im Halbfnale war T1 das einzige koreanische Team unter chinesischen Herausforderern. Am 19. November 2023, im Gocheok Sky Dome in Seoul, vor den Augen von mehr als 6,4 Millionen Fans, cruiste ZOFGK im großen Finale zum Sieg.
Ein Jahrzehnt nach seinem ersten Triumph machte sich Faker zum einzigen Spieler, der den Summoner’s Cup zum vierten Mal in die Höhe stemmen konnte. Im Moment des Triumphs sagte er nur fünf Worte: „Unser Team ist so gut.“
Vier Wochen später trat T1 zum nächsten Contest an, diesmal ging es spielerisch zu. Im Berliner Velodrom fand zu Ehren der Weltmeister eine Exhibition statt, Red Bull League of Its Own. Einige der besten Profmannschaften Europas waren gekommen, um T1 ihren Respekt zu erweisen und gegen sie anzutreten (einem Team gelang es tatsächlich, die Weltmeister zu schlagen).
In einer Pressekonferenz unmittelbar nach den Worlds 2023 hatte Faker schon die Frage beantwortet, die alle interessierte. „Ich habe nicht vor, mich zurückzuziehen. Ich werde weiterhin für T1 spielen“, sagte er. „Meine Karriere ist ein großes Privileg. Sie hat mir die Gelegenheit gegeben, zu lernen und mich als Persönlichkeit weiterzuentwickeln.“
Dieses Durchhaltevermögen machte sich bezahlt: Am 2. November 2024 holten sich Faker und T1 in der O₂ Arena in London gegen jede Wahrscheinlichkeit den fünften Worlds-Titel – und das nach einer mehr als schwierigen Saison und vor der größten Zuschauerzahl der Gaming-Ära: 6,94 Millionen.
Faker ist mittlerweile 29 Jahre alt – doch er prägt den Sport nach wie vor. Was Faker nach seiner aktiven Karriere tun möchte, darüber hat er schon 2017 einmal gesprochen. „Ich werde defnitiv auch danach mit dem E-Sport verbunden bleiben“, sagte er. „Abgesehen davon möchte ich in einem Bereich arbeiten, der mit Wissenschaft und mit Menschen zu tun hat –am liebsten mit den Gehirnen von Menschen. Sie faszinieren mich.“
den Code und erlebe die unglaubliche
Vom Tasten-Handschuh zur Hightech-Brille: Hier kommen acht denkwürdige Gaming-Gadgets aus fünf Jahrzehnten.
NINTENDO POWER GLOVE
Mit diesem futuristischen Controller fühlten sich Gamer wie in einem Science-Fiction-Film. Er wurde in Kinofilmen und als Internet-Meme zum Kult, funktionierte aber nur für zwei Spiele richtig und hatte
XBOX KINECT
Noch vor dem Verkaufsstart verkündete Bill Gates, die Technologie für normale Computer adaptieren zu wollen. Selbst Grenzschützer nutzten die Bewegungssensoren der Kinect. Zocken ging aber auch. Verkaufte sich 35 Millionen Mal.
NINTENDO 64 RUMBLE PAK
Erweiterte das Erlebnis Videospiel um einen weiteren Sinn: Nach sehen und hören konnte man Games nun fühlen. Das Rumble Pak passte unten in den Speichermodul-Steckplatz des Controllers, der je nach Spielszene zu vibrieren begann. 2003 2010 1997
PLAYSTATION 2 EYETOY Sah aus wie ein Diaprojektor, auf dem Onkel Erwin seine cringen Kreuzfahrt-Fotos zeigt. Machte aber Spaß: Mit dem EyeToy wurde man selbst zum Controller. Die 173 Gramm leichte Webcam erlaubte es, mit der PS2 durch Bewegungen zu interagieren.
OCULUS RIFT DK1
Per Crowdfunding baten die Entwickler um 250.000 US-Dollar, die Gamer überschütteten sie mit weit mehr. Alle wollten VR-Games. 2013 kam eine Developer-Version heraus, einige Spieleentwickler sprangen ab, als Meta Oculus kaufte. Ein Meilenstein – bis auf die Motion Sickness.
STEAM CONTROLLER
Für Menschen mit acht Fingern an jeder Hand. Erweiterte klassische Controller um haptische Touchpads. Hatte zudem 14 Buttons. Erlaubte es, Games für Maus und Tastatur mit dem Controller zu spielen.
APPLE VISION PRO (EYETRACKING TECH)
Verwandelt jeden Träger in Ski Aggu. Mit Apples VR-Brille kann man im ICE auf seinem virtuellen Schreibtisch arbeiten oder ins Kinderzimmer eine Kinoleinwand zaubern. Gaming? Geht auch, per virtuellen oder echten Controllern. Echt beeindruckend, echt teuer.
CORSAIR XENEON EDGE
Kategorie Tausendsassa: Der 14,5-ZollLCD-Touchscreen ist ein superpraktischer Zweitmonitor. Darauf kann man sich etwa Discord, Spotify oder Reddit anzeigen lassen – oder am Gaming-PC die Lüftergeschwindigkeit oder Prozessorauslastung. Dank 14 Magneten metallischen Flächen platzierbar.
Nächte auf dem Sofa, Inspiration für neue Songs und Erinnerungen, die für immer bleiben: Hier erzählen Menschen aus Kultur, Sport und Streaming von dem einen Game, das sie am meisten geprägt hat.
Ich kann genau sagen, wie lange ich ‚Red Dead Redemption 2‘ gespielt habe: 13 Tage und 13 Stunden laut Computer – das waren sehr gute Tage! Ich habe mir dafür vier Wochen freigenommen und oft auf dem Sofa vor der Konsole geschlafen. Am Ende hatte ich es durch und alle Sidetasks zu 100 Prozent erledigt, dafür kriegt man die Auszeichnung ,Best in the West‘ und dein Cowboy ein cooles Outfit. Die Grafik ist eh atemberaubend – schon in der ersten Szene, wenn man durch den Schnee läuft. Bei der Story bemerkt man Anleihen bei Quentin-Tarantino-Filmen, die Riesenschießerei in der Villa etwa.
Atemberaubende Grafik und TarantinoVibes: Warum sich der Berliner Schauspieler und Sänger für dieses Spiel vier Wochen freinahm.
Ich liebe es, mit Freunden zu zocken – das ist wie zusammen in der Bar abzuhängen, nur in einer Fantasiewelt. Bei ‚RDR 2‘ ist aber der Singleplayer besser. Seit ich Vater geworden bin, spiele ich den eh öfter, weil mir die Zeit fehlt.“
Instagram: @willywonkaweinhaus
Tolle Musik, neue Tricks: Die BMX-Athletin erklärt, warum sie das Game früher in seinen Bann zog und weshalb sie es heute nicht mehr spielen würde.
B
MX XXX‘ kam 2002 heraus, da war ich zwei Jahre alt. Gespielt habe ich es erst später, als mein Bruder eine PlayStation 3 bekommen hat und ich seine alte geerbt habe – darauf war das Spiel. Ich mochte es, weil ich BMX-Fahren so geliebt habe, die Musik und der ganze Vibe des Games waren super. Im Jahr 2009 habe ich mit BMX angefangen und mir nach ein paar Monaten das Schlüsselbein gebrochen. In der Zeit habe ich es stundenlang gespielt. Dabei habe ich viele Tricks
kennengelernt und die ganzen berühmten Skateparks, die ich damals gar nicht kannte. Ich hab ‚BMX XXX‘ im Alter von 9 bis 13 Jahren gespielt und damals schon gemerkt, dass es ein typisches Jungsspiel war. Es war ziemlich sexistisch, die Fahrerinnen teilweise oben ohne – so was würde es heute nicht mehr geben.“
Instagram: @lara_lessmann
Als ich das erste Mal ‚Super Mario Kart‘ gespielt habe, war ich fünf oder sechs Jahre alt und hatte nicht mal eine eigene Konsole. Das war auf einer Geburtstagsparty, ich weiß gar nicht mehr, welchen Charakter ich gefahren bin, die Jungs hatten sich alle guten geschnappt. Heute fahre ich gerne Princess Peach – nach ihr ist ein Lied auf meinem 2022er-Album ‚LVL UP‘ benannt. Nicht der einzige Song, der vom Spiel inspiriert ist. Ein Lied heißt ‚Glühheiße Wüste‘, ein anderes ‚Regenbogen Boulevard‘, beides
Strecken aus ‚Super Mario Kart‘Spielen. ‚Regenbogen Boulevard‘ ist der erste Track auf dem Album. Dabei mag ich die Bahn gar nicht sooo, weil man oft über den Rand hinausschießt. ‚Super Mario Kart‘ ist eines der stressigsten Spiele überhaupt, wie eine Studie gezeigt hat, dabei mag ich an Videospielen eigentlich, dass sie einem helfen abzuschalten.“ Instagram: @elipreiss911
Stressig, aber inspirierend: Die Wiener Rapperin berichtet, warum sie das Spiel in gleich mehreren Songs thematisiert.
Erschienen 1992; Publisher Nintendo; Genre Fun-Racer; Verkaufte Einheiten über 8 Millionen
Als ich in Barcelona skaten war, stand ich vor einer Brücke und dachte: ‚Krass, die kenne ich doch aus „Tony Hawk’s Underground 2“!‘ Als Kind hatte ich gar nicht gemerkt, dass es reale Spots sind, an denen man im Spiel skatet. Mein älterer Bruder hatte eine Konsole, und ich habe ihn so lange genervt, bis ich auch mal durfte. Wenn man gewisse Aufgaben geschafft hatte, gab es zur Belohnung im Game echte Skate
boardvideos, darum habe ich ‚Underground 2‘ und ‚Pro Skater 2‘ durchgespielt. Die Videospielreihe war extrem prägend für Skateboarding. Es gab immer die angesagtesten Skater zum Auswählen, und der Soundtrack ist auch legendär: Wenn ich Public Enemy oder Bad Religion höre, denke ich sofort an das Spiel.
Man hat auch die Namen aller Tricks gelernt, wobei Skaten übertrieben dargestellt ist. Beim Zocken hat man gesehen, wer wirklich skatet – echte Skater haben realistische Tricks gemacht.“
Instagram: @jostarens
Erschienen 2004; Publisher Activision; Genre Action-Sport; Verkaufte Einheiten
ca. 3,6 Millionen
Echte Spots und Belohnungs-Videos: Der Kölner Skate-Profi erinnert sich, wie er spielend die Welt seines Sports kennenlernte.
Bunter Shooter mit Option auf Wiederbelebung: Die Erfurter Streamerin über ihre Liebe zum TaktikGame – und tief fliegende Computer-Mäuse.
Gleich als ‚Valorant‘ 2020 rauskam, habe ich einen Key (Zugangscode für Beta-Version; Anm.) ergattert. Ab der ersten Sekunde fand ich das Spiel geil. Von meinem Lieblingscharakter Reyna habe ich sogar schon Figuren gekauft und auch welche geschenkt bekommen. Die Maps sind sehr gut, und alles ist schön bunt – das gibt’s nicht oft in Shootern. Dass man wiederbelebt
werden kann, ist auch cool. In ‚Fortnite‘ war ich okay, aber bei ‚Valorant‘ habe ich sofort gemerkt: Das kann ich. Heute spiele ich fünf bis sechs Stunden am Tag. ‚Valorant‘ passt zu mir, weil es ein schnelles Spiel ist, ich bin hibbelig, warte nicht gern.
Erschienen 2020; Publisher Riot Games; Genre Taktik-EgoShooter; Monatlich aktive Spieler ca. 25 Millionen
Am liebsten spiele ich morgens, da sind die Leute noch verschlafen und gechillt. Wobei ich auch mal wütend werde, ich habe locker fünf Mäuse kaputtgeschmissen. Sanfte Beleidigungen sind okay, aber wenn Spieler toxic werden, muss ich sagen: Mit euch nicht. Es gibt immer noch Leute, die nicht klarkommen, wenn eine Frau besser spielt. Die schreiben: ‚Geh zurück in die Küche‘ – dann warte ich, bis ich sie besiegt habe, und lache sie aus.“
Twitch: @Fibii
Game on … und Action! Games und Hollywood teilen eine lange gemeinsame Geschichte. Oft inspirieren sie sich gegenseitig. Aber einfach war die Beziehung nie. Eine Datenanalyse.
Erste Versuche wie „Street Fighter“ (1994) geraten zu Flops, woraufhin sich Hersteller zurückziehen. Filme wie „Tomb Raider“ (2001) zeigen wie es geht, sogar „Street Fighter“ kommt als Spin-off zurück (2009), danach sinkt jedoch die Zahl der Verfilmungen.
Ein Filmprojektor entspricht 5 Filmen. In Weiß: Anzahl der Filme in 5-Jahres-Schritten
Das Kino hat einen neuen Superhelden. 1,4 Milliarden Dollar hat sein Film eingespielt. Sein Name: Mario, Super Mario. Der Film: „Der Super Mario Bros. Film“. So reich an Charakteren ist die Spielereihe, dass man mit ihnen locker einen abendfüllenden Kinofilm drehen kann. Es ist nicht die einzige Verfilmung mit großem Erfolg: „Minecraft“, „Borderlands“, „Resident Evil“ – die Liste ist lang. Das ist erstaunlich, lange galten Games als Stoff für Flops. Der erste „Super Mario“Film von 1993 – eine „Ghostbusters“Kopie über zwei Klempner, die, klar: eine Prinzessin retten müssen – ist ein Desaster an der Kasse und bei der Kritik.
Angebandelt haben Filmindustrie und Games bereits in den Achtzigern. Ob Kinderfilme wie „E.T.“ oder Action-Dramen mit Fighter-Jets: Jeder Kinohit wird in ein Game verwandelt. Die junge GamingBranche kann von den Lizenzen nur profitieren. Nur sind die meisten dieser Spiele einfach nicht gut. Mit den Filmen haben sie oft wenig zu tun. Das Game „E. T.“ gilt heute als legendärer Flop: teure Lizenz, programmiert in wenigen Wochen, basierend auf „Pac-Man“. Es ist der Beginn einer „Bad Romance“, wie GamingHistoriker Steven L. Kent schreibt.
Erste Hollywood-Spiele lehnen sich an Blockbuster wie „Der weiße Hai“ an (1975), bald erscheint zu jedem Hit ein Game, etwa „E.T.“ (1982). Danach setzen Hersteller auf Coolness à la „James Bond“ (90er), Games wie „Final Fantasy“ schließen qualitativ zu Filmen auf (00er). Später werden Lizenzen für Hits wie „Avengers“ zu teuer (10er), die Gaming-Branche verliert das Interesse (20er).
Ein Controller entspricht 20 Filmen. In Blau: Anzahl der Games pro Jahrzehnt
In den Neunzigern bricht der KonsolenKrieg zwischen Nintendo, Sony und Sega aus. Jeder Blockbuster wird für ein Spiel lizenziert (von „Titanic“ und „Forrest Gump“ ließ man immerhin die Finger). Die Verbindung zwischen Film und Spiel bleibt aber oft lose: Kevin ist auf dem Gameboy zwar allein zu Hause, aber an den Film erinnert das Spiel nur mit viel Phantasie. Eine Ausnahme war George Lucas, der mit LucasArts eine Firma gründete, die beachtliche „Star Wars“-Spiele entwickelt.
Mit der Begeisterung für Gaming wachsen auch die Einnahmen der Verfilmungen einzelner Spiele. Bisheriger Rekordhalter ist „The Super Mario Bros. Movie“ (2023) mit rund 1,4 Milliarden Dollar, gefolgt vom diesjährigen „A Minecraft Movie“ mit rund 955 Millionen US-Dollar.
Umgekehrt überwiegen auch die Fails: Die Verfilmungen von „Super Mario“ (super düster) oder „Street Fighter“ (alles, nur keine Straßenkämpfe) gelten auch deshalb als Flops, weil sie nicht den Geist der Spiele atmen.
Gaming profitiert noch immer von Filmlizenzen, wird aber gleichzeitig immer größer – finanziell, technisch und kulturell. Soll heißen: Die Popularität von Games pusht den Erfolg von GamingFilmen. 2001 erscheint „Lara Croft: Tomb Raider“ mit Angelina Jolie. Die Figur war da bereits eine PopkulturIkone. Der Film wird ein Hit. Auch zeigt die GamingBranche, was sie technisch draufhat: Die Verfilmungen von „Final Fantasy“ (im Bild rechts eine Spielszene) durch dessen japanische Macher sind technische Meisterleistungen. So realistisch hat man animierte Menschen noch nie zuvor auf einer Kinoleinwand gesehen.
1.400.000.000
Die Beziehung zwischen Film und Gaming ist keine für die Ewigkeit. Im Kino der Zehner dominieren Franchises: „Star Wars“, „Avengers“, „Jurassic World“. Games dazu gibt es kaum noch. Die Lizenzen werden einfach zu teuer. Und warum noch zahlen? „Gute Spiele brauchten nicht mehr Popeye, King Kong oder Dick Tracy auf dem Cover, um sich zu verkaufen“, schreibt Game-Historiker Kent. Ein „Black Panther“-Game wird während der Entwicklung wieder eingestellt.
Die Filmbranche wächst kaum noch. Leute gehen weniger ins Kino – oder können während der Pandemie gar nicht mehr hin. Kein Wunder, dass heute Games die popkulturelle Hoheit haben und dem Kino die Stoffe vorgeben.
Umsätze der Filmindustrie weltweit in Milliarden US-Dollar
Heute hat sich die Situation gedreht. Games basieren kaum noch auf Filmen. Stattdessen werden reihenweise Spiele verfilmt. Unter den hundert erfolgreichsten Filmen der Zwanziger finden sich neben „Super Mario“ und „Minecraft“ auch „Five Nights at Freddy’s“ oder „Uncharted“. Und selbst der wilde Igel Sonic, den Sega in den Neunzigern vergebens auf die Leinwand zu bringen versucht hatte, wirbelt heute durch die Kino-Charts. Hollywood braucht die Games mit ihren Kulturikonen, Erzählsträngen und Technologien. Und natürlich ihrem Publikum.
In den Achtzigern kriselt die GamingBranche, als das Interesse an Arcades schwindet. Mit den Konsolen wächst die Branche, sie bleibt aber die kleine Schwester Hollywoods. Mit PC- und Mobile Games wächst sie in den Nullern über Hollywood hinaus.
Umsätze der Gaming-Branche weltweit in Milliarden US-Dollar In Milliarden Dollar
Lampenfieber?
Kennt Esther nicht. Hier spielt sie im Berliner Nachtclub Cassiopeia.
Vom 120-Seelen-Dorf auf den New Yorker Times Square: Sängerin Esther Graf, 26, ist eine der lautesten Stimmen ihrer Generation. Ihr Geheimnis? Mut zu Emotionen und der unermüdliche Drang, nicht aufs Glück zu warten.
Was, wenn plötzlich alles leicht geht?
Wenn sich Türen öffnen und Chancen bieten, von denen man vorher nicht mal zu träumen gewagt hätte?
Genau das hat Sängerin Esther Graf im vergangenen Jahr erlebt. Da war etwa dieser Moment im Mai 2024, als sie am Times Square in New York City stand und mitten im Lichtermeer ihr eigenes Gesicht in gigantischen Dimensionen von einem Hochhaus leuchten sah – für eine SpotifyKampagne. Oder die riesige Silvestershow am Brandenburger Tor in Berlin: Überall TVKameras, Feuerwerke im Nachthimmel und eine 2,5 Kilometer lange Menschenschlange, 60.000 Besucher standen dicht an dicht. Es war Esther Grafs bisher größter Gig, bei dem sie nicht nur zum Hit „Mama hat gesagt“, der GoldStatus erreichte, über die Bühne wirbelte – die Nummer entstand gemeinsam mit Sido und SDP –, sondern auch Songs aus ihrem Debütalbum „Happy Worstday“ spielte. Kommen die Dinge plötzlich ins Rollen, ist man schnell
versucht, zu sagen: „Na ja, die hat halt Glück gehabt.“
Aber Glück trift es im Fall von Esther Graf – sie mischt PopMelodien mit einer Prise Punkrock und ehrlichrohen Texten – nur bedingt. Denn schaut man genauer hin, dann zeigt sich: Dass es bei der 26jährigen Österreicherin, die Berlin zu ihrer Wahlheimat gemacht hat, momentan so gut läuft, liegt vor allem an der Entschlossenheit, Chancen nicht einfach abzuwarten – sondern sie sich kurzerhand selbst zu schafen.
Zwischen Kühen und Kirchenchor Begonnen hat alles dort, wo man es am wenigsten vermuten würde – in einem 120 EinwohnerDorf namens Altersberg im Bundesland Kärnten: Wiesen, holzgetäfelte Häuser, eine Mühle, ein Brunnen, ein Kreisverkehr und mehr Kühe als Menschen. Nicht unbedingt der Ort, an dem man große ShowbizAmbitionen vermutet. Doch genau in diesem winzigen Nest im Bezirk Spittal an der Drau ist Esther mit vier Geschwistern auf einem Bauernhof aufgewachsen. „Rückblickend bin ich total froh, aus so einem behüteten Umfeld zu kommen“, erzählt Esther. „Kleine Orte geben viel Raum für Kreativität und auch die nötige Naivität, zu denken: Wie schwer kann das schon sein, Musik zu machen?“ Lachender Nachsatz. „Außerdem zählt man in so einem kleinen Dorf bald einmal zu den Besseren. Bei uns daheim wusste jeder: Die Esther singt gerne. Dadurch habe ich für mich schnell die Rolle der Sängerin gefunden.“
Und wenn Esther „schnell“ sagt, dann meint sie das auch so: „Ich war vier oder fünf Jahre alt, als ich zum ersten Mal vor Publikum stand – bei der Hochzeit meiner Patentante. Damals habe ich gemerkt: In mir schlägt ein EntertainerHerz. Ich hab’s geliebt, eine Show abzuziehen und die Leute zum Lachen zu bringen. Meine Mama fand’s jedenfalls ganz weird, dass ich mich auf der Bühne wohler gefühlt habe als im normalen Umfeld.“ Von da an gab’s kein Zurück. Wegen des christlichen Backgrounds der Familie
Model-Jobs finanzierten Esther das letzte Schuljahr und den Traum, weiter Musik zu machen.
Wer Esther hört, dreht lauter.
Warum? Ihre
Stimme hat diesen packenden Mix aus Power und Verletzlichkeit.
sang Esther bei Kinder- und Jugendgottesdiensten. Die Mutter leitete eine Kindermusical-Gruppe. Aber Esther wollte mehr. „Irgendwann habe ich gegoogelt: Wo sind die besten Schulen? Wo geht’s nicht nur um klassische Musik, sondern auch um Pop?“ Kurz: Esther war reif für den nächsten Schritt und zog mit vierzehn von zu Hause aus, um ins BORG Bad Hofgastein zu wechseln, ein Gymnasium mit musischkreativem Schwerpunkt – eine Entscheidung, die sich als richtungsweisend herausstellen sollte. „Ursprünglich habe ich gedacht, etwas in die Musicalrichtung zu machen. Aber plötzlich war ich von Menschen umgeben, die ihre eigene Musik geschrieben haben – und das hat mich total fasziniert. Weil dir das so viel mehr Freiheiten gibt als bloß eine Rolle im Musical.“
Heute schreibt Esther nicht nur ihre eigenen Songs, sondern auch für andere Künstler. Ihre Features mit Sido und SDP („Mama hat gesagt“) oder Alligatoah („Mit dir schlafen“) haben sie in die Charts katapultiert und mit 1,8 Millionen Hörern monatlich zur meistgestreamten österreichischen Künstlerin auf Spotify gemacht. Gerade ist sie von einem Job für Deutschrapper Montez zurückgekommen – und auch für die Schweizer Schlagersängerin Beatrice Egli tüftelt sie an neuen Songs. Kein schlechter Schnitt für jemanden, der die Sache gerade mal seit ein paar Jahren macht.
Erfolg durch Eigeninitiative
Wenn man von Esther Graf eines lernen kann, dann das: Sie fndet Wege und Möglichkeiten, wo andere erst mal nur Hindernisse sehen. Als sie etwa im Musikgymnasium wegen schlechter Noten in Mathematik und Deutsch – der Sprache, mit der sie heute mitten ins Herz trift – nicht versetzt wurde, fackelte sie nicht lange. Eine Klasse wiederholen und Zeit verlieren? Nicht mit ihr.
Also zog sie kurzerhand nach Wien, um dort die Matura per Abendschule zu machen – und tagsüber allein an ihrer Musik zu feilen. „Das Schulsystem schaut eher auf Schwächen statt auf Stärken – das
„Ich habe gefragt: Hättest du Feedback für mich, um auf das nächste Level zu kommen?“
Esther Graf verschickte proaktiv Promo-Demos an Künstler.
hat mich genervt“, sagt sie. „Ich war damals in der Schule sicher nicht die Allerfeißigste. Aber heute sagen die Leute um mich herum, dass ich zu den feißigsten Künstlerinnen überhaupt gehöre. Wenn mir etwas Spaß macht, dann gebe ich alles dafür.“ Auch die Frage „Wie soll ich den Schulwechsel fnanzieren?“ sollte sie nicht bremsen. „Die Zeit in Wien und die Abendschule habe ich mir übers Modeln fnanziert. Ich wurde lustigerweise auf der Mariahilfer Straße gescoutet, wie im Film. Aber ich habe das Ganze nie hundertprozentig ernst genommen, die Branche kann ziemlich abgefuckt sein.“
the red bulletin: Inwiefern abgefuckt? esther graf: Ich war einmal bei einem Casting für ein Möbelhaus. Da waren fünfzehn Mädels, die alle ungefähr so aussahen wie ich. Wer ist am Ende schön genug? Das setzt einem zu, gerade in dem Alter. Ich war heilfroh, noch etwas anderes zu haben, womit ich mich identifzieren konnte.
Die Musik?
Ja. Es ist zwar am Anfang schwieriger, in die Branche reinzukommen. Man muss sich gefühlt alles allein aufbauen – es gibt keine Agentur wie beim Modeln. Aber wenn’s dann mal geklappt hat, dann kann man in der Musik besser planen: Werde ich für ein Festival gebucht, dann ist das fx, es gibt keine fünf Recalls. Außerdem kann ich mich geben, wie ich bin – und werde nicht als jemand anderes inszeniert, als die aus der Kategorie „blonde junge Frau“.
Doch wie schaft man es als No-Name aus einem 120-Seelen-Dorf überhaupt, einen Fuß in die Tür der DeutschpopSzene zu kriegen? Esthers Antwort: indem man zwischen den Zeilen liest und Eigeninitiative zeigt. Ihr selbst hat ein Interview mit der deutschen Rapperin Namika die Augen geöfnet. „Ich bin zufällig über das Gespräch gestolpert. Sie meinte darin: Es geht nicht nur darum, wo die Musiker sind, die ihr gut fndet. Schaut vor allem: Wer ist in ihrem Umfeld? Mit wem arbeiten sie zusammen?“ Also klemmte sich Esther – die seit ihrer Jugend Cro-Fan ist – hinter den Computer. „Ich habe recherchiert: Wer steckt eigentlich hinter Cro? Wer ist in seinem Team? Vielen ist nicht bewusst, dass solche Infos öfentlich zugänglich sind.“ Letztlich schrieb sie jemanden aus dem Umfeld des Musikers an und schickte ihre ersten Demos. „Ich meinte: Hey, ich will gar keinen Vertrag oder so. Aber hättest du Feedback für mich, um auf das nächste Level zu kommen?“
„Angst kann auch was Gutes sein. Sie zwingt einen zu ‚Fake it till you make it‘.“
Auf Spotify hören die Fans Esthers Songs millionenfach: „Ich liebe es, mit meiner Musik Teil ihres Alltags zu sein.“
Auf diesen Schuss ins Blaue ist sie bis heute stolz. Denn es kam tatsächlich eine Antwort: Die Stimme sei toll, bekam sie zu hören, aber in Sachen Produktion gebe es Luft nach oben. Und sie könne ja vielleicht mal zu einer Studiosession kommen. „So habe ich mich langsam rangehangelt und begonnen, ein Netzwerk zu entwickeln. Ich war als Kind schon extrem wissbegierig – das hat mir geholfen. Ich habe tausend Fragen gestellt und bin immer wieder nach Berlin gefahren.“
Alles wichtige Erfahrungen für das große Ganze. „Man denkt ja: Ich nehme was im Studio auf, lade das Ganze auf YouTube hoch, und das war’s dann. Aber es steckt viel mehr dahinter, und man hat mehr in der Hand, als man denkt. Ich habe mit der Zeit gelernt, dass Entscheidungen im Musikbusiness immer langfristig sind. So ein erster Plattenvertrag läuft über Jahre – da sollte man genau wissen, was man unterschreibt und wo die eigenen Grenzen liegen.“
Emotionen als Treibstoff
Was Esther auch schnell begrifen hat: wie sehr man Emotionen als Treibstof nutzen kann. „Das Paradoxe in der Musik ist: Ohne große Emotionen könnte ich meinen Job nicht machen. Jeder Song, der jemanden berührt, ist von einem Menschen geschrieben worden, der das in diesem Moment gefühlt hat. Jeder Artist ist sensibel. Aber um sich durchzusetzen, braucht es dann oft genau das Gegenteil.“ Und weiter: „Neulich hat ein anderer Songwriter zu mir gesagt: Ich hofe, es bricht mir bald wieder jemand das Herz, damit ich wieder richtig intensive Emotionen haben kann, um einen guten Song zu schreiben.“
Das bringt die Frage auf: Welches Gefühl hat dich in deiner Karriere am weitesten getragen, Esther? Ganz klar: Wut.
Das musst du jetzt erklären. Wut ist ein intensives Gefühl – und leicht vertonbar, es geht in die rockige Richtung. Außerdem ist es super befreiend, dieses Gefühl niederzuschreiben. Ich habe 2020 zum Beispiel einen Song namens „Red Flags“ geschrieben. Er entstand aus Wut nach einer Trennung und hat eine riesige Resonanz bekommen. Dass so etwas Trauriges so viel Positives bewirken kann, das ist schon irgendwie krass.
„Jeder Artist ist sensibel. Aber um sich durchzusetzen, braucht es dann oft genau das Gegenteil.“
Worauf sich
Esther freut?
Auf ihre eigene
Tour und ihr zweites Album, an dem sie aktuell arbeitet.
Styling
Elli Drake
Insta: @ellidrake
Haare & Make-up
Nati Lika
Insta: @soulfeeda
Outfit
Top: Ottolinger
Rock: Tommy Hilfiger
Schuhe: Puma
Kette: minnen. collection
Und was ist mit positiven Emotionen?
Ich versuche immer, dass ein positiver Vibe mitschwingt. Wenn nicht im Text, dann zumindest in der Melodie. Aber Freude ist schwer niederzuschreiben – weil jeder etwas anderes darunter versteht. Und im Deutschen können happy Songs schnell schlagermäßig klingen, da haben viele Angst davor.
Dreht sich deshalb – vor allem bei Deutschrap –so viel um negative Gefühle und toxische Beziehungen?
Ja, und das fnde ich auch nicht gut. Denn es geht meiner Meinung auch anders. Wo ich die Möglichkeit habe, etwas zu sagen, versuche ich das auch zu nutzen. Ich war mal beim Songwriting für einen Rapper und meinte damals zu ihm: „Ey, ich würde es als Frau viel spannender fnden, wenn du Schwäche zeigst und nicht ständig den harten Macker spielst.“ Wir haben dann genau so eine Nummer geschrieben, und das war sein bestfunktionierender Song.
Du sagst, auch Angst und Orientierungslosigkeit können hilfreiche Emotionen sein.
Ja, weil sie einen zu „Fake it till you make it“ zwingen. In Phasen, in denen man sich ein bisschen verloren fühlt, habe ich gelernt, feißig zu sein, auch wenn einem niemand sagt, was der nächste Schritt ist. Da liegt eine echte Chance drin.
Doch komplett abgeschlossen ist das Thema Angst für Esther nicht. Vor allem nicht die Angst vorm Älterwerden. Stichwort: Quarterlife-Crisis, die auch Grund für den Album-Titel „Happy Worstday“ war. Mache ich alles richtig? Habe ich von dem, was die Gesellschaft bis zu einem gewissen Alter an Leistung einfordert, genug erreicht? „Bei Frauen kommt auch der Stress mit der biologischen Uhr dazu. Man denkt: Eigentlich müsste ich in den nächsten fünf Jahren Kinder kriegen. Und wenn ich das nicht mache, dann ist es für immer zu spät.“ Die Frauen in Esthers Team beweisen ihr täglich das Gegenteil. „Dafür bin ich extrem dankbar.“
Dankbar ist übrigens ein Wort, das Esther oft verwendet. Sie ist dankbar für das Aufwachsen am Dorf und dass sie dort so gut Tischtennis spielen gelernt hat, dass sie heute in Berlin andere Künstler bei jedem Match schlägt. Sie ist dankbar für den Herzschmerz, der zwar höllisch weh getan, aber sie eben auch inspiriert hat. Und dafür, dass sie ihren Traum nie aufgegeben hat. Auf ihrem Album ist eine Laudatio auf sich selbst zu fnden, in Form des Songs „Esther“. „Das mit der Selbstliebe kann ich nur jedem empfehlen“, lacht sie. „Eine Laudatio täte jedem Menschen gut. Wenn ich den Song live spiele, lassen wir uns immer ein bisschen Zeit, damit die Leute ihren eigenen Namen singen können.“
Und sonst? Ist sie dankbar für das, was noch kommt. Die nächste Tour ist im Vorverkauf, ein zweites Album in Arbeit. Es läuft. „Aber mir ist klar: Es wird eine Herausforderung, dieses Niveau zu halten und weiter auszubauen“, sagt Esther, die sich selbst als „Overthinker“ bezeichnet, weil sie alles zerdenkt und in stressigen Zeiten Schwierigkeiten hat, einfach nur „Esther privat“ zu sein. Die Esther, die zu Basketballspielen geht und auf der Zuschauertribüne lautstark mitfebert. Die, die gerne kocht oder, wenn’s im Kopf gar zu laut wird, sich mit Trash-TV zurückzieht. Deshalb ist die Prämisse für die nächsten Monate: sich nicht von äußeren Erwartungen verrückt machen zu lassen. „Im Mittelpunkt muss stehen: Wie kann ich nah an der Musik bleiben und die Freude daran nicht verlieren?“
Denn am Ende bedeutet Anerkennung für Esther mehr als nur Streaming-Zahlen oder verkaufte Konzerttickets. Es geht darum, einen Weg zu fnden, bei dem man wachsen kann und Träume wahr macht, die man vielleicht selbst noch gar nicht kennt. Kurz: Wird schon klappen. Denn wenn jemand weiß, wie man sich Chancen selbst schaft, dann sie.
Instagram: @esthergraf
Und live: 15.10. Köln, 16.10. Stuttgart, 17.10. München, 23.10. Frankfurt am Main, 24.10. Hamburg, 25.10. Berlin
Reise / Musik /Mindgame/Mobilität / Events … und jetzt du!
GLETSCHER IN SICHT
Gravelbiken in der Schweiz
REISE/
Die Glacier Bike Tour führt vor atemberaubender Naturkulisse von St. Moritz nach Zermatt. E‑Mountainbike‑Weltmeisterin Nathalie
Schneitter ist die Strecke – in Rekordzeit –für uns abgefahren und hat dabei ihre Heimat von ganz neuen Seiten entdeckt.
Eine Pedalumdrehung nach der anderen kämpfe ich mich den Oberalppass hinauf. Es ist steil, dunkel und kalt, ich spüre Regen und Nebel im Gesicht. Der Gedanke blitzt auf, warum ich mir die Schinderei antue. Die Antwort ist simpel: Im Grenzbereich zwischen dem Ende der Komfortzone und dem Beginn des ängstlichen Unbehagens liegt meine Leidenschaft. Das Fahrrad ist mein Werkzeug, um mich an meine Grenzen zu bringen. Ich bin hier, weil ich es will und es mir guttut. Ich bin Nathalie Schneitter, 39 Jahre alt, und ich glaube, dass Mountainbiken glücklich macht. Ich bin gestartet, um die Glacier Bike Tour mit meinem Gravelbike zu bezwingen. Die Route ist eine E-BikeGenussroute, die in zehn Etappen über 380 Kilometer und 9500 Höhenmeter einmal quer durch die Alpen führt. Mein Ziel ist es, die ganze Strecke am Stück zu fahren – innerhalb von 24 Stunden.
Verstand gegen Emotion
Kurz vor sechs Uhr klingelt der Wecker, und ich zwinge mich, drei Löffel Haferflocken und eine Banane zu essen. Punkt sieben will ich am Bahnhof in St. Moritz starten. Es ist Oktober, und die Tage sind kurz – keine ideale Voraussetzung für die wilde Fahrt quer durch die Schweiz. Es ist dunkel, als ich in St. Moritz auf 1950 Metern über Meereshöhe starte. Meine Fahrt führt durchs Engadin-Hochtal, dem Inn entlang talabwärts. In La Punt wartet mit dem Albulapass die erste Steigung des Tages. Die aufgehende Sonne taucht den Albula in goldenes Licht, und meine Beine drehen schnell und rund.
Vom Talboden des Albulatals steigt die Route bis Lenzerheide und in einer großen Schlaufe bis zur Bergstation des Skigebiets. Ich freue mich auf den bevorstehenden Routenteil, den „alten Schyn“, doch als ich in Muldain die Abzweigung erreiche, ist der Weg gesperrt. Mein Verstand besiegt den emotionalen Impuls, trotz Sperrung der geplanten Route zu folgen. Der Umweg hält sich in Grenzen, aus dem Konzept wirft er mich trotzdem. Als ich den Talboden erreiche, bin ich
FURKAPASS
Auf der Abfahrt wird es kurz nach Sonnenaufgang mit jedem Tiefenmeter etwas wärmer. Ein Genuss!
KURVENREICH Die wohl berühmteste Biegung der Schweiz liegt am Furkapass und führt hinunter ins Wallis.
„Im schmalen Grenzbereich zwischen dem Ende der Komfortzone und dem Beginn des ängstlichen Unbehagens: Genau da liegt meine Leidenschaft.“
OBERGOMS An jedem Dorfbrunnen gibt es Trinkwasser zum Auffüllen.
sechseinhalb Stunden unterwegs, 105 Kilometer und 2090 Höhenmeter habe ich bereits in den Beinen. Ich passiere Thusis und nehme die Steigung quer über den Heinzenberg in Angriff. Unzählige steile Rampen zehren an meinen Kräften, und die Hitze macht es nicht leichter. Als ich von der Alp Razen das einmalige Panorama sehe, habe ich die Strapazen wieder vergessen. Ich genieße die schnell rollenden AsphaltKilometer durch die Rheinschlucht, die Schweizer Version des Grand Canyon. In der Steigung in Richtung Dutjer Alp gehen mir kurzzeitig die Lichter aus, ich fühle mich so schwach, dass ich pausiere, um mir einen Koffein-Shot reinzuhauen. Als ich in Rien beim Hofladen haltmache, bricht die Dämmerung herein. Ich wollte, es wäre länger Tag, passiere Ilanz, die erste Stadt am Rhein, jedoch bereits
„Ich sitze das Gewitter aus und schlafe drei Stunden in einer Scheune.“
MAJESTÄTISCH
Oben: Das Matterhorn beeindruckt in seiner ganzen Pracht. Unten: Auf dem Furkapass treibt mich die Vorfreude der Sonne entgegen.
in der Dunkelheit. Von Ilanz geht es durch die Surselva talaufwärts in Richtung Disentis, Ausgangspunkt des Oberalppasses. Kurz vor Disentis spüre ich Regentropfen, und der Himmel wird von Blitzen erhellt. Ich will den 24 StundenTraum nicht aufgeben, bin jedoch im Timing in Verzug geraten. In Disentis sitze ich das Gewitter aus, schlafe drei Stunden in einer Scheune und begrabe meinen Traum, bei Sonnenaufgang in Zermatt zu sein. Um zwei Uhr fahre ich weiter und kämpfe mich über die steilsten GravelRampen, die ich je gefahren bin, auf den Oberalppass. Dort herrschen vier Grad, ich zittere, und mein einziges Ziel ist es,
Schweiz
Bern Andermatt
Zermatt
DIE STRECKE
Von St. Moritz über Andermatt bis nach Zermatt: Die Glacier Bike Tour führt in zehn Etappen, 370 Kilometern und 9500 Höhenmetern entlang der GlacierExpressBahnroute durch drei Kantone. Sie ist eine der vielseitigsten EBikeTouren der Alpen: Alle Infos zur Route gibt es auf: glacierbiketour.ch
heil in Andermatt anzukommen. Der Furkapass zieht sich in die Länge, doch die Monotonie der Steigung lässt mich in der Dunkelheit fast meditativ in die Ewigkeit abtauchen. Zweieinhalb Stunden später erreiche ich bei null Grad die Passhöhe und bin enttäuscht über den Nebel. Doch dann reißt der Himmel auf, vor mir geht die Sonne auf, und mein Herz ist mit Glück erfüllt. Überhaupt ist die von Einheimischen mit viel Liebe kuratierte Glacier Bike Tour eine Entdeckungsreise durch die Schweizer Alpen, die mich die Liebe zu meiner Schweizer Heimat nochmals neu erkennen lässt. Die Morgenstimmung auf dem Albula und der Sonnenaufgang auf dem Furka rühren mich zu Tränen.
Die Abfahrt ins Goms ist kalt, es läuft gut, und mit jedem Kilometer, den ich hinter mir lasse, wird es ein Stückchen wärmer. Als ich Visp erreiche, fühle ich mich, als ob ich zum Zielsprint ansetze. Doch die verbleibenden 37 Kilometer sind kein Zuckerschlecken. Mit dem Ziel vor Augen rollen die letzten Meter nach Zermatt schließlich wieder rund. Und als ich am Dorfeingang um die Kurve radle, steht das Matterhorn in seiner ganzen Pracht vor mir. Meine Ziellinie liegt beim Bahnhof, und als ich ausklicke und meinen Fuß auf Zermatter Boden stelle, schließe ich kurz meine Augen. 30 Stunden und 30 Minuten hat mein Trip von St. Moritz nach Zermatt gedauert. Die 24StundenMarke habe ich nicht geknackt, stolz bin ich trotzdem.
Instagram: @natuzzchen
Vor zwei Jahren verkaufte Erda noch Eis in der Waffel, jetzt ist sie eine der heißesten Rap-Newcomerinnen. Hier vier Songs, die sie bewegen.
Pon de Replay (2005)
„Ich war acht, als der Song rauskam. Meine Tante hörte ihn in Dauerschleife. Sie ist nur vier Jahre älter als ich, und alles, was sie mochte, fand ich natürlich auch cool. Diese Kombination aus Tanzen, Rappen und Singen gefiel mir schon immer und ist genau das, was ich auch heute anstrebe.“
Aufgewachsen nahe Hannover, jobbte Erda in einer Eisdiele, als ihr 2023 bei „The Voice Rap by CUPRA“ der Durchbruch gelang. Seither begeistert sie mit einer Mischung aus Dancehall, Reggaeton und HipHop, mit Texten auf Deutsch, Englisch und Albanisch. Sie selbst sagt: „Ich mache Musik zum Tanzen und Gutfühlen.“ Wir sagen: Check! Instagram: @erdapossible
Heart Attack (2022)
„Das war das erste Lied, das ich bei ‚The Voice Rap‘ performt habe. Ich weiß noch genau, wie ich auf der Bühne stand, vor den zwei umgedrehten Jury-Stühlen, und keine Ahnung hatte, dass mein Leben bald ganz anders ausschauen würde. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort – mit dem richtigen Song.“
Jetzt den Code scannen und Erda bei Red Bull 64 Bars erleben.
Papa (2025)
„Ich habe eine sehr komplexe Beziehung zu meinem Papa, weil er nie diese typische Vaterrolle eingenommen hat. Die Studiosession und das Songwriting haben mir extrem geholfen, das zu verarbeiten. Viele Fans haben mir geschrieben, dass sie ihre eigenen Emotionen durch den Song besser verstehen können.“
Kein Schlaf (2019) „Letztes und auch dieses Jahr war ich als Vor-Act mit Hava auf Tour. Eines Abends lag ich im Tourbus, als über Snapchat ein Rückblick daherkam: ich vor drei Jahren beim Putzen in der Eisdiele, wie ich diesen Song aus dem Radio mitsinge. So schnell kann’s gehen! Ein Gänsehautmoment.“
Mehr Informationen und Fachberatersuche: www.container.de
Hier kommt eine Rätsel-Challenge samt Kick für deine mentale Fitness. Folge 4: Mit räumlichem Denken Reihen auflösen –und so für Red Bull Tetris® trainieren.
Die Aufgabe
Lös nach dem Tetris-Prinzip: Vollständige Reihen verschwinden. Wie müssen die bunten Steine – genannt: Tetriminos – fallen, damit sie das Spielfeld komplett leeren? Hinweis: Du kannst die Reihenfolge bestimmen, die Tetriminos nach links oder rechts rücken und drehen.
Der Skill
Hier trainierst du das räumliche Sehen, also die Fähigkeit der dreidimensionalen Wahrnehmung, wie sie etwa beim Sport oder Handwerken entscheidend ist. Auch Aufmerksamkeit und Konzentration profitieren.
Bereit für Dubai?
Nimm jetzt an Red Bull Tetris® teil und qualifiziere dich fürs World Final. Dafür zunächst das Game auf dem Smartphone spielen, über Qualifier und National Final den Sprung in die Nahost-Metropole schaffen und dort mit Drohnen den Gewinner ausspielen. Code scannen, und los geht’s.
Der Strom an spannenden Modellen reißt nicht ab: eine kleine Vorschau auf den elektrischen Herbst.
Vom ikonischen Kleinwagen hat sich die Marke – mittlerweile ein Joint-Venture von Mercedes und der chinesischen VolvoMutter Geely – längst emanzipiert. Die Gegenwart hat mehr Platz und Luxus, ist außerdem bei allen Modellen elektrisch.
Das betriebsame Viertel rund um die Ramblas, spanisch „El Raval“, dient als Namensgeber des kleinen elektrischen Cupra. Das passt – denn übersichtlicher und kompakter war noch kaum ein E-Auto. Unter der betont wachen Formensprache steckt die Plattform des künftigen VW ID.2 und Škoda Epiq. Womit man rechnen kann: 226 PS, ziemlich genau 4 Meter Länge. Reichweite bis 448 Kilometer, Preis: ab ca. € 25.000,–
Spätestens 2027 soll der Regelbetrieb, ausgehend Los Angeles und Hamburg, losgehen: VW rüstet seinen schen ID. Buzz zum autonom fahrenden Taxi nach Level 4 auf, also komplett Dazu sind nicht Kameras nötig Radare. betrieb läuft. ReichKilo meter, 49.998,–
Auf Asphalt, auf der Welle oder auf dem Dancefloor – hier kommen Termine für jedes Terrain.
5. Oktober
Bist du schneller als die NordseeFlut? Bei diesem Run kannst du es herausfinden. Alle Teilnehmenden laufen bei Ebbe vom Festland bei Cuxhaven durch das Watt zur Insel Neuwerk und wieder zurück –eine Strecke von insgesamt 24 Kilometern auf weichem Untergrund. Schwimmen muss aber niemand. An einem Kontrollpunkt muss eine festgelegte Cut-Off-Zeit erreicht werden. Wer darüber liegt, scheidet aus. Infos: redbull.com/wattlauf
Das aufregendste Rennen kommt zum Schluss: An ihrem letzten Wochenende gastiert die DTM am Hockenheimring. Spätestens hier entscheidet sich, wer den Gesamtsieg holt. Schon die Strecke verspricht Action. Die lange Parabolika mit anschließender Spitzkehre bietet wohl eine der besten Überholmöglichkeiten im Motorsport. Der stadionartige Abschnitt Motodrom verwandelt sich regelmäßig in einen Hexenkessel. Tickets gibt’s auf: hockenheimring.de Oder scan den Code und verfolg das Rennen auf Red Bull TV.
Einmal im Jahr schlägt das Herz der Gaming-Welt in Köln: 2025 erwartet die Gamescom mehr als 350.000 Besucher aus über 100 Ländern. Auf dem Gelände der Kölnmesse können sie neue Spiele und Gadgets entdecken, Zeit im Cosplay Village verbringen und ihre Helden aus der Streaming-Welt erleben. Los geht’s traditionell schon am Vorabend mit der im Stream verfolgbaren Opening Night Live. Infos und Tickets unter: gamescom.global
13. September
Von wegen Atlantik: Im September messen sich Deutschlands beste Amateur-Wellenreiter in München –auf den künstlichen Wellen im Surfpool der O₂ SURFTOWN MUC. Die Jury beurteilt Kreativität, Flow und Risiko der Surfenden. Auf eine gemeinsame Jam-Session folgen Head-to-Head-Duelle, in denen sich je ein Talent durchsetzt. Erleb die Surf-Action live vor Ort, Infos unter: redbull.com/poolclash
18. bis 21. September EBS Krump World Championship
Es ist die energiegeladenste Disziplin im Street Dance, deren WM-Finale 2025 in Düsseldorf stattfindet. Vier Tage lang tanzen die besten KrumpArtists um den Titel. Teilnehmende und Fans aus über 45 Ländern besuchen neben den Battles auch Workshops und Creative Nights rund um das globale Phänomen Krump. ebskrump.com
11. bis 14. September
Es ist eines der global bedeutendsten Turniere im E-Sport, und es steigt 2025 in Hamburg: In der Barclays Arena spielen die weltbesten Teams um den WM-Titel in „Dota 2“ – einem sogenannten Multiplayer-Online-Battle-Arena-Game (MOBA). Sei dabei, wenn Mannschaften wie Team Spirit oder Natus Vincere zum ersten Mal seit dem letzten Gastspiel in Köln vor 15 Jahren wieder in Deutschland um den Sieg und das millionenschwere Preisgeld kämpfen. Infos und Tickets unter: barclays-arena.de
11.
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Dieser Street-Dance-Contest verschreibt sich ganz der Magie des Moments. Ein DJ überrascht die Tänzerinnen und Tänzer mit einem Song – und diese performen spontan dazu auf dem Dancefloor. Das Publikum bestimmt, wer in die nächste Runde kommt. Beim World Final in Los Angeles treten nach den nationalen Vorrunden nun die weltbesten Talente aus Disziplinen wie Popping, House oder Voguing an. Scan den Code und erleb die Entscheidung live auf Red Bull TV.
26.
bis 28. August
Was, wenn Beethoven einen Laptop hätte? Drei Tage lang suchen Profi-Artists und aufstrebende Produzenten nach Antworten auf diese Frage. Produzent Berky und DJ Clara Cuvé leiten die Sessions mit Talenten, in einer Lecture diskutieren die Künstler mit klassischen Musikern über Gemeinsamkeiten ihrer Welten, bevor die Arbeit am 28. August in einer großen gemeinsamen Club-Nacht im Fidelio mündet. Infos: redbull.com
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Als Ausgangspunkt jeder Story ver wendet
Leif Randt ein Handyfoto von seinen Reisen. Aktuelles Motiv:
Abendverkehr vor der Copa Cabana in Rio de Janeiro –für uns kunstvoll gestaltet von Fotograf Klaus Pichler.
Die Angst vor Rio de Janeiro war enorm gewesen. Ben hatte tagelang schlecht geträumt, sich tief in der Nacht immer wieder am Stadtstrand der Copa Cabana gesehen, ohne Kenny-Shades und -Headphones, ohne Reisepass – ausgeraubt bis auf die Unterwäsche. Zu allem Überfuss schämte sich Ben für seine Unterwäsche, die aus abgetragenen Boxershorts und einem T-Shirt mit Comic-Aufdruck bestand, über das seine Exfreundin Luna mal gesagt hatte: „Solche T-Shirts stehen nur Kindern und Senioren. Aber du bist 37 Jahre alt. Du machst mir Angst in diesem Shirt.“ Ben hatte das Shirt, auf dem ein Hund mit Sonnenbrille zu sehen war, unmittelbar nach Lunas Anmerkung in den Keller geräumt und erst nach der Trennung wieder aus dem Keller hervorgeholt. Um sich erstens von Luna zu emanzipieren und weil er es zweitens gerne zum Schlafen trug.
Kenny-Systems hatte versucht, Ben zu beruhigen. Die KI erklärte, dass man auch beängstigende Kriminalstatistiken richtig lesen müsse. Fakt sei, dass die allermeisten Menschen in Rio nicht ausgeraubt würden, dass die Zahl jener Touristen, die am Zuckerhut einfach eine schöne Zeit erlebten, sehr viel höher liege als die Zahl derer, die Opfer einer Straftat würden. Zudem werde Rio von Woche zu Woche sicherer, Kenny habe sich mit befreundeten brasilianischen KI-Systemen dazu ausgetauscht. Dennoch empfehle es sich, nachts keine Wertgegenstände mit an den Strand zu nehmen.
Am Frankfurter Airport überlegte Ben, seiner Exfreundin Luna eine Sprachnachricht zu senden: Alle seine Fernreisen hatte er bisher mit ihr unternommen, und Ben fand, dass Sprachnachrichten letztlich lässiger wirkten als Textbotschaften. Kurz vorm Boarding setzte Ben dreimal an: „Hi Luna, lange nichts gehört. Weißt du, wo ich heute hinfiege?“ Dann: „Hey Luna, rate mal, wer für den Kenny-Movie-Award in Brasilien nominiert ist!“ Dann: „Bin gerade auf dem Weg nach Rio und musste an dich denken. Wie geht es dir denn so?“ Keine dieser Nachrichten fühlte sich organisch an. Ben verwarf sie alle. Lieber wollte er ihr – das dachte er ein wenig trotzig –am Sonntagabend ein Selfe von sich mit einem Kenny-Movie-Award schicken.
Nominiert waren zwölf Artists aus zwölf verschiedenen Ländern – vier Frauen, vier Nonbinäre, vier Männer –, die gemeinsam in einem
Vier-Sterne-Hotel auf der Copa Cabana untergebracht waren, in dessen Keller sich das KennyAward-Kino befand. Die Veranstaltung wurde auf drei Abende gestreckt, im Stile eines Festivals, mit jeweils vier Filmen, die zwischen acht und vierzehn Minuten lang waren. Sämtliche Produktionen mussten zu mindestens 80 Prozent mit Kenny-Shades – einer auffälligen Sonnenbrille mit Kamerafunktion – geflmt worden sein. Bens Dokumentation über seinen Besuch auf der Kunstbiennale in Venedig sollte erst zum großen Finale am Sonntagabend gezeigt werden, was in ihm die Hofnung weckte, hinter den Kulissen bereits für einen der drei Hauptpreise vorgesehen zu sein. Entsprechend erwartungsfroh betrat er das Meet & Greet auf der Dachterrasse des Hotels. Die KI hatte ihm im Vorfeld geraten, den anderen Artists möglichst viele interessierte Fragen zu stellen. Woher kamen sie? Wie lange nutzten sie bereits Kenny-Systems zum Erstellen von Kurzflmen und Clips? Und welches Genre hatten sie eingereicht? Auf der Dachterrasse kam Ben bei tief stehender Sonne dann kaum dazu, diese Fragen zu stellen, da er sie zuvor immer schon von den anderen gestellt bekam. Viele Nominierte hatten ihre Partnerinnen und Partner mit dabei, Ben zählte und kam zu dem Ergebnis, dass er eine von nur drei Single-Personen war. Zur Auflockerung der Gesprächsatmosphäre standen große Mengen Caipirinha bereit. Ben wurde schon nach einem halben Becher ungeahnt euphorisch und redete sich auf Englisch mit leicht hessischem Akzent fast ein bisschen in Rage, denn er mochte es, Englisch zu sprechen, so wie es auch die anderen zu mögen schienen, außer der geheimnisvolle Typ aus Argentinien, der sich alles von KennyLingo übersetzen ließ. Sie kamen aus allen Winkeln der Welt, aber sie hatten als Kenny-SystemsMovie-Makers doch spürbar viel gemeinsam.
Im Anschluss an das Meet & Greet ging Ben in seinem Hotelzimmer kalt duschen, ihm war jetzt fast ein bisschen schwindelig, doch kurz darauf wurde er bereits im Kinosaal zur Eröfnungszeremonie erwartet. Der junge Moderator der Awards – ein bekanntes brasilianisches Unterwäschemodel, das auf den Awards jedoch einen glänzenden blauen Anzug trug – rief mit einem strahlend weißen Lächeln ins Publikum: „Give Kenny-Systems a great round of applause!“ Und dann wurde im gar nicht mal so großen, aber dafür voll besetzten Kinosaal tosend applaudiert. Ben saß neben den anderen sichtlich angetrunkenen Award-Nominierten in der ersten Reihe. Eine
LEIF RANDT Geboren 1983 in Frankfurt am Main. Er gilt als Vertreter einer neuen Generation der Popliteratur. Sein neuer Roman „Let’s Talk about Feelings“ erscheint am 4. September, 2026 kommt die Verfilmung seines Bestsellers „Allegro Pastell“ ins Kino.
Ben saß neben den anderen angetrunkenen
Award-Nominierten in der ersten Reihe.
Eine hochgewachsene Norwegerin neben ihm flüsterte: „I’ve got goosebumps.“
hochgewachsene Norwegerin neben ihm füsterte: „I’ve got goosebumps“, klang dabei aber so trocken und wenig angefasst, dass Ben unsicher war, ob sie es ernst oder als Witz gemeint hatte. Die Awards wurden mit einer Produktion aus Brasilien eröfnet. Ben fand den Film, der die Geschichte eines Fallschirmsprungs erzählte, ziemlich beeindruckend. Bis zum Ende blieb unklar, ob die Protagonistin wirklich springen würde. Aber dann sprang sie, und der Film endete im freien Fall mit Blick auf den Amazonas. Es folgte ein stark von Musik getragenes Roadmovie aus Nigeria, ein von Musik getragener TrailrunningFilm aus Norwegen und eine zwölfminütige Coming-of-Age-Geschichte aus Frankreich – zwei Jugendliche fahren auf einem Scooter durch einen Vorort, geraten in einen Streit mit einem Rentnerpaar, versöhnen sich am Folgetag und streichen dann deren Garage, während ihnen die Hausdame Eistee serviert. Ben gratulierte allen vier Filmschafenden und empfand seinen eigenen Dokumentarflm als durchaus konkurrenzfähig. Die sportliche Norwegerin, deren TrailrunningFilm gut angekommen war, aber sicherlich keinen Award gewinnen würde, schlug daraufhin vor, dass sie doch alle gemeinsam außerhalb des Hotels noch etwas trinken gehen sollten. Ben erzählte etwas von seinem Jetlag, wenngleich wohl spürbar war, dass er sich in Wahrheit nur davor fürchtete, an der Copa Cabana so spät abends nach draußen zu gehen.
Auf der Sightseeing-Busreise, die am Samstagvormittag für alle Nominierten angeboten wurde, fehlten neben der Teilnehmerin aus Brasilien (die kannte Rio wahrscheinlich schon zu gut) auch der schüchterne Schweizer, die große Norwegerin und die nonbinäre Person aus Island. Ben machte sich in der letzten Reihe des touristischen Busses ein wenig Sorgen um die vier, von denen er wusste, dass sie am Abend zuvor noch losgezogen waren. Als er sie später alle in der ersten Reihe des Kinosaals wiedersah, herrschte dort bereits ein beinahe familiäres Gefühl. Ben war sehr erleichtert.
„We’re like family“, sagte er, und die Norwegerin lachte ein Lachen, das er überhaupt nicht zu lesen wusste. Thematisch lag der Fokus am Festivalsamstag auf romantischen Beiträgen. Eine lesbische Liebesgeschichte aus Litauen, deren hochsommerliche Atmosphäre Ben sehr positiv für sich einnahm, gefolgt von einer Uni-Romanze aus England, die viel Campusfair verströmte, gefolgt von einem extrem schnell geschnittenen, fast schon abstrakten Musikvideo aus Argentinien.
„We’re like family“, sagte Ben, und die Norwegerin lachte ein Lachen, das er überhaupt nicht zu lesen wusste.
Der zweite Festivalabend, fand Ben, war deutlich stärker als der erste, und er endete mit dem vorläufgen Höhepunkt, einem minimalistischen Beitrag aus der Schweiz, der aus einem einzigen siebenminütigen Monolog bestand. Eine alte Dame stand auf einer grünen Wiese in den Bergen und schwärmte davon, welch schönes Leben ihr mit ihrem erst vor kurzem verstorbenen Partner vergönnt gewesen war. Ben verstand etwas Schweizerdeutsch und konnte gut folgen. Die meisten anderen im Kinosaal ließen sich den Text von Kenny-Lingo in ihre jeweilige Muttersprache übersetzen – alle hörten gebannt zu. Als die alte Dame in den blauen Himmel blickte, um sich dort bei ihrem Willy für das schöne geteilte Leben zu bedanken, war Ben nicht der Einzige, der im Kellerkino auf der Copa Cabana in Tränen ausbrach. „I have goosebumps“, sagte die hochgewachsene Norwegerin abermals sehr trocken, aber Ben war nun sicher, dass sie es ernst meinte.
Das Frühstücksbufet, das im fünften Stock bereitgestellt war, hatte Ben am ersten Tag noch verschlafen, um nun am Festivalsonntag festzustellen, dass er dort wenig verpasst hatte. Das Brot war blass, die Cornfakes übersüß, der Kafee zu stark. Nur die Ananasscheiben mochte er sehr. Die anderen Nominierten verabredeten sich für den Beach, sie fragten Ben, ob er nicht mitkommen wolle, aber er gab vor, zu nervös für den Strand zu sein, dabei hatte er doch vor allem Angst vor Diebstahl. Die Präsentation seines Venedig-Dokumentarflms, der indirekt den Weg seines gutes Freundes Pascale zurück in die Welt der Kunst erzählte, verlief gut, es gab warmen Applaus, doch wenn Ben ehrlich war, gefelen ihm die anderen beiden Reiseflme sowie das aberwitzige Musikvideo aus Island ein gutes Stück besser. Und so gingen die drei KennyAwards und die damit verbundenen kostenlosen Kenny-Premium-Abonnements am späten Abend fair und wenig überraschend an die nonbinäre Person aus Island (Musikvideo), an die Frau aus Brasilien (Fallschirm-Suspense-Movie) und an den schüchternen Schweizer, in dessen Heimatdorf eine Frau lebte, die unglaublich berührend erzählen konnte.
„You look sad“, sagte die Norwegerin kurz darauf in der Hotellobby, einen Becher Caipirinha in der Hand, „don’t be! We’re all winners!“ Und als sie Ben dann fragte, ob er nicht doch einmal mit raus in die Stadt kommen wolle, da sagte Ben nach kurzem Zögern: „Why not!“ Sie verließen die Lobby gemeinsam mit den Gewinnern, die Norwegerin und der Schweizer gingen nun Hand in Hand, und alle besuchten eine Bar, in der sie Shots tranken. Als die Bar zumachte, zogen sie weiter an den Strand und machten Blitzlichtfotos von allen Beteiligten, mit den goldenen Kenny-Awards in den Armen, und niemand wurde ausgeraubt. Wohlbehalten zurück in seinem Hotelzimmer, zog Ben sich zum Schlafen sein Comic-T-Shirt an, fotograferte sich mit glasigen Augen und schickte dieses Selfe an seine Ex.
Filme, Serien, Musik, Hörbücher: Der multitalentierte Schauspieler ist ein Meister vieler Disziplinen. Hier erklärt er, was er bisher vom Leben gelernt hat.
Ein Film kann dein Leben verändern. In meinem Fall war das „La Haine“ aus dem Jahr 1995: Todesmodern, und es geht um alles – Jugend, Freundschaft, Polizeigewalt.
Im Leben kann man vielen Interessen gleichzeitig nachgehen. Beruflich ist es aber besser, sich einer Sache zu verschreiben. In meinem Fall ist das der Film.
Mein Trick bei schlechter Laune oder einer sich ankündigenden Erkältung: Solarium. Ansonsten tut’s auch eine Hühnersuppe.
Meine Mutter hat mir beigebracht, bei allem beide Hände zu benutzen. Wenn man das tut und sich konzentriert, wird das Ergebnis immer besser aussehen.
About Aaron Altaras Geboren 1995 in Berlin, wurde er 2020 mit der NetflixSerie „Unorthodox“ international bekannt. 2024 gewann er als Hauptdarsteller der ARDSerie „Die Zweiflers“ den Deutschen Fernsehpreis. Mit Bruder Leo betreibt er das Musikprojekt Alcatraz. Im Hörspiel „Stolz und Vorurteil“ (erscheint am 9. September auf Audible) spricht er Mr. Darcy.
Die eigenen Haare sehen immer dann am besten aus, wenn man sie nicht anfasst.
Frei nach Mario Basler
Wer mehr kann, kann sich auch mehr erlauben.
Gegen einen Kater helfen magnesiumreiches Wasser und ein Sprung ins nächste Gewässer.
Von Mr. Darcy, dem Protagonisten aus „Stolz und Vorurteil“, habe ich gelernt, dass es wichtig ist, zu seiner Meinung zu stehen. Aber genauso wichtig ist es, sich einzugestehen, wenn man im Unrecht ist.