Servus AT 05/25

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Wie werde ich glücklich?

Das Gespräch zum Wonnemonat: Katharina Mühl weiß, wie’s gehen kann

Heimat im Quadrat Unser Bauernkaro weckt vertraute Erinnerungen

Wohnen im Dreiseithof Cornelia und Mathias in ihrem urigen Zuhause im Waldviertel Die Zuckerseite des Lebens: Selbst gemachtes Eis, Millirahmstrudel und Hochzeitskekserl

Süßer die Liebe nie schmeckt

Zu einer traditionellen Hochzeit im Burgenland gehören viele Mehlspeisen, vor allem aber Kekse – am besten ganze Berge davon. Ihre Herstellung hält die ganze Familie schon Tage davor in Atem. Besuch in einer Hochzeitsbackstube.

TEXT: SILVIA PFAFFENWIMMER FOTOS: JULIA ROTTER

In einer burgenländischen Hochzeitsbackstube braucht es viele helfende Hände und einen gut gehüteten Schatz an Rezepten. Dazu: mehrere Tage Zeit und eine ordentliche Prise gute Laune. Dann sollte eigentlich nichts mehr schiefgehen. Und falls doch: Naschen hilft!

Große Klassiker, süß verkleinert

Im Mai schrumpfen wir Klassiker zu neuer Größe. Wir servieren zum Beispiel einen Millirahmstrudel im Häferl, knusprige Polsterzipf und flaumige Würfel.

TEXT: USCHI KORDA REZEPTE: ALEXANDER RIEDER FOTOS: INGO EISENHUT

Brandteigkrapferl mit

Erdbeeren

Filigran mögen andere Köstlichkeiten sein, das Krapferl aus Brandteig aber ist herrlich bunkert. Damit verspricht es auf den ersten Blick große Flaumigkeit bei gleichzeitig knuspriger Luftigkeit. Damit der Teig im Rohr so flockig aufgeht, muss man besser seine Neugierde zähmen. Wer die Ofentür zu früh öffnet, dem bleiben nur kleine feste Klumpen.

Rezept auf Seite 54

Aus unserem wunderbaren Eissalon

Manchmal darf es auch beim Eismachen etwas aufwendiger sein. Deshalb haben wir ein paar süße Mehlspeisklassiker eisig kalt neu interpretiert und sogar aus dem Honigbrot eine frostige Köstlichkeit gezaubert.

REZEPTE: ALEXANDER HÖSS-KNAKAL FOTOS: MAYER MIT HUT

Maiwipferl-Eis mit Rhabarber

Zarte Fichtenspitzen, leicht harzig und süß – wie ein Spaziergang durch den Frühlingswald. Überraschend erfrischend und tief verwurzelt in der alpinen Hausmitteltradition.

Rezept auf Seite 72

Mmmh, wie betörend! Man möchte eintauchen in diese tausend kleinen Sternchen und ihren himmlischen Duft inhalieren. Ob blasslila, weiß oder violett – Flieder raubt uns in jeder Farbe die Sinne.

Servus

Da liegt was in der Luft

Warum das Ölbaumgewächs aus dem Orient gar so verführerisch duftet, wie man Flieder hegt und pflegt und wieso sich seinetwegen in der Wiener Innenstadt einst eine lange Schlange Schaulustiger bildete.

TEXT: CAROLIN GIERMINDL

Flüchtige Schönheit: Ein Zweig purpurfarbener Flieder schmückt jedes Gedeck – seine Pracht währt ohne Wasser allerdings nur kurz. Ganz oben rechts: ein Schwalbenschwanz in den Blüten des Edelflieders „Sensation“.

Man kann eigentlich ohne große Bedenken behaupten, dass der Flieder, dieses betörend duftende, einzigartige Gehölz aus der Familie der Ölbaumgewächse, im Grunde genommen ein halber Wiener ist. Warum? Weil es ein Gesandter aus der heutigen Donaumetropole war, der den ersten Flieder von Konstantinopel nach Mitteleuropa mitbrachte.

Ein Mann mit dem langen Namen Augerius Ghislain von Busbeck – gebürtiger Belgier, Gelehrter und Diplomat – reiste seinerzeit 1554 im Namen des habsburgischen Herrschers Ferdinand I. in die türkische Hauptstadt, um mit dem Sultan des Osmanischen Reichs einen Waffenstillstand zwischen beiden Imperien auszuverhandeln. Dort, in den Gärten Konstantinopels, geschah es, dass Herr Busbeck nicht nur zum ersten Mal prachtvolle Tulpen und pastellfarbene Hyazinthen erblickte – der botanisch Interessierte entdeckte bei seinen Spaziergängen auch ein in langen Rispen lila blühendes Gehölz, das betörend duftete und zeitlebens seine

Lieblingspflanze bleiben sollte: Flieder. Lilak nannten die Menschen in Konstantinopel, dem einstigen Byzanz, den hochgewachsenen Strauch. Aus dem türkischen „Lilak“ soll sich auch das Wort „Lila“ ableiten, das bis zum 16. Jahrhundert als Bezeichnung eines Farbtons nicht existiert hatte.

Seit wann jener Gemeine Flieder (Syringa vulgaris), der sich ab Anfang des 17. Jahrhunderts von Wien aus in ganz Europa verbreitete, nicht nur in Lila, sondern auch in Hellrosa, Weiß oder dunklem Purpur blüht? Vermutlich erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Denn um diese Zeit begannen die ersten Gärtner in Frankreich und England mit Flieder zu experimentieren.

Victor Lemoine zum Beispiel, ein bekannter französischer Pflanzenzüchter, widmete sich ab 1870 intensiv der Kultivierung dieses Ölbaumgewächses und schuf rund hundert neue Fliedersorten. Der Gärtner aus Nancy züchtete auch die berühmte „Mme Lemoine“, die erste gefüllt blühende weiße Fliedersorte. Sie gilt als Klassiker und ist für viele bis heute überhaupt die

Gesundes Gift

Aus ihrem Garten verbannt Carmen Randolph das Schöllkraut – und sucht es doch mit Hingabe in den Ritzen alter Mauern. Aus dem bitteren Saft der ungeliebten Pflanze rührt sie im bayerischen Wittelshofen eine Salbe gegen Warzen.

TEXT & FOTOS: ANGELIKA JAKOB

Das Schöllkraut (Chelidonium majus) blüht von Mai bis Oktober und erreicht Wuchshöhen von bis zu 70 Zentimetern.

Paula, die kleine Mischlingshündin, schlüpft mit einem Stück Brot unter den Tisch. Vermutlich hat sie es in der Küche stibitzt. Carmen Randolph streckt sich und blickt in den weißblauen Himmel. Mehr Idylle geht kaum.

Seit fünfzehn Jahren lebt die 60-Jährige in der ehemaligen Zimmerei von Manfred Fuchshuber, direkt an der Sulzach im mittelfränkischen Wittelshofen. Nach einigem Hin und Her hat sie hier ihren Platz gefunden. Täglich arbeitet sie im rund tausend Quadratmeter großen Garten – oder „zähmt ihn“, wie sie es nennt. Carmen hat ein Herz für wilde Wucherer. Sogar Giersch, ein kaum zu bändigendes Kraut, darf zwischen Engelwurz, Beifuß, Katzenminze, Eberraute und Beinwell sprießen. Nur das Schöllkraut kommt ihr nicht ins Beet.

Der Fuchshuber, den alle nur beim Nachnamen nennen – sogar seine Kinder –, hat für Carmen seinen alten Motorradschuppen in ein kleines Idyll verwandelt: Küche, Bad, Schlafzimmer und ein Freisitz direkt am Fluss – alles ist da.

Nach und nach entfernte er den Zementboden, legte Hochbeete an, steckte Wege ab, baute Zäune für den Kräutergarten. „Hier lebe ich auf“, sagt Carmen, „alles ist bunt und strebt zur Sonne.“ Das gelbe Schöllkraut sucht man in ihrem Garten jedenfalls wie gesagt vergeblich; stattdessen pflückt Carmen es auf dem Gelände der alten Zimmerei – auf Schuttplätzen, in Mauerritzen, an Wegesrändern.

Hoffnungskraut für Zauberer

Unter Holzstapeln im Gänsepferch wuchert eine ganze Menge, doch Emil, der Gänserich, hat schlechte Laune und faucht am Gatter. Kein Problem: Das zähe Kraut gedeiht auch in einem überdachten Holzlager, zwischen Brennnesseln, Hackstöcken und alten Ziegeln. Mit seiner intensiven goldgelben Farbe und dem bitteren Milchsaft hat das Schöllkraut seit Jahrhunderten die Aufmerksamkeit von Heilkundigen auf sich gezogen. Auch Alchemisten waren fasziniert von der unscheinbaren Pflanze.

Illustration:

Träge fließt die Sulzach am Lieblingsplatz von Carmen Randolph vorbei. Hier fühlt sie sich nach einigen biografischen Umwegen angekommen. Im Korb liegt frisch gepflücktes Schöllkraut.

Heimat im Quadrat

Ob als Buchhülle oder Bluse, als Tischtuch oder Tasche – das Bauernkaro ist mehr als ein Muster: Es weckt Erinnerungen und erzählt von Vertrautheit.

TEXT & STYLING: ALICE FERNAU FOTOS: MICHAELA GABLER

SO GROSSARTIG IST KLEIN KARIERT

Einfache Notizbücher oder Mappen lassen sich im Handumdrehen mit Hemdenstoff beziehen: Die Außenkanten abmessen, 1½ cm für den Umschlag dazurechnen und den Stoff zuschneiden.

Anschließend über den Umschlag spannen und an der Innenseite festkleben. Zum Abschluss ein Blatt Naturpapier über die Innenseite kleben. Nicht vergessen: den Buchrücken mit einplanen!

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