Wer ist wer, und wer spielt wen? Nina Siewert und Christoph Luser in Shakespeares Verwirrspiel rund um Identität und Geschlechtszugehörigkeit

Wer ist wer, und wer spielt wen? Nina Siewert und Christoph Luser in Shakespeares Verwirrspiel rund um Identität und Geschlechtszugehörigkeit
Raus aus den Normen, sagt Shakespeare. Wie das geht, erklärt uns das Burgtheater in „Wie es euch gefällt“.
Neulich: Akademietheater, Josefstadt, Volkstheater, Wiener Staatsoper, Volksoper, Ronacher, MusikTheater an der Wien, Rabenhof – alle gut bis ganz voll und ich mittendrin zwischen Menschen, die von „50 Prozent ist das neue Ausverkauft“ schwadronieren. Das ist wie der Witz von den beiden Wienern, die sich im Café treffen: „Navratil, hast an Schnupfen?“
„Ja, das behauptet mein Arzt. Aber ich seh schon das weiße Licht, das immer näher und näher kommt.“
Man muss nichts hochschreiben oder loben, was nicht gut ist. Aber das Totreden wird zum nervigen Re ex, der nicht wahrer wird, je öfter er wiederholt wird. Kritiken werden immer subjektiver, die Freiheit, sich selbst eine zu bilden, sollten wir uns nehmen. Also, ab ins Theater!
Lukas Gansterer, einer der international gefragtesten Fotografen, liefert neue Einblicke in einen „alten“ Event und hat sich ohne Vorgaben am NESTROY-Abend unters Publikum gemischt. Seinen subjektiven Blick auf die wundervolle Gala des Wiener Bühnenvereins sehen Sie ab Seite 88 . Das Programmheft zum NESTROY haben wir aus unserer kleinen Redaktion gestemmt. Ebenso wie eine streng limitierte Sonder ausgabe der BÜHNE für den Destroy des Volkstheaters. Was der Destroy ist? Auch ein Preis. Einer der anderen Art. Alle Infos: ab Seite 70.
Atha Athanasiadis redaktion@buehne-magazin.com
Spielplan Scannen Sie den QR-Code, und planen Sie Ihren Theaterbesuch, oder besuchen Sie uns online: buehne-magazin.com
NESTROY-Programm heft, Sonderausgabe Destroy. Das Magazin zum NESTROY für die Gala und die Sonderausgabe zum Destroy im Volkstheater. Produkte des BÜHNE Teams.
„Müsste ich allein in den Wald gehen, würde ich mich vermutlich auch sicherer fühlen, wenn ich mich dort als Mann ausgäbe.“
COVER: Nina Siewert // Burgtheater
„Ich hätte nie damit gerechnet, einmal Lady Olivia in ‚Was ihr wollt‘ zu spielen. Das stand nicht auf meiner To-do-Liste.“
Martin Niedermair // Theater in der Josefstadt 28
„Das ist wie ein Blutkreis lauf. Man muss schauen, dass in den – meta phorisch gesprochen –städtischen Kulturkörper immer genug kreatives Blut ießt und in alle Körperteile gepumpt wird. Nur so kann er gesund wachsen.“
Veronica Kaup-Hasler // Wiener Kulturstadträtin 34
„Ein Anfänger kann keinen Sachs singen. Man braucht Erfahrung, auch stimm ökonomischer Art.“
Michael Volle // Wiener Staatsoper 40
„Die Musik rockt, man kann nicht sitzen bleiben, sie geht direkt in den Körper.“ Krysztina Winkel // Wiener Staatsoper
„Eine Re exion auf die sozialen, politischen und kulturellen Ent wicklungen ist für den ‚Dinosaurier Oper‘ dringend notwendig, auch um künftige Generationen anzu sprechen.“
Christian Kircher // Geschäftsführer Österreichische Bundestheater
„Ich stehe immer wieder fassungslos vor dem Phänomen, dass die meisten Menschen ihre eigene Kindheit und Jugend einfach vergessen.“
Thomas Birkmeir // Theater der Jugend 62
„Ich genieße meine Stimme auch von innen. Es ist nur schade, dass wir Sänger sie nicht besser kontrollieren können.“
Anett Fritsch // Volksoper Wien 72
„Da antworte ich mit einem alten nieder ländischen Sprichwort: Dat hangt als een schijthuis boven de gracht!“
Bonnie van Klompp // Volkstheater
„Der Enthusiasmus des Publikums hier ist wirk lich speziell. Manchmal fühlt es sich an wie bei einem Rockkonzert, nach fast jedem Song gibt es frenetischen Applaus.“
Willemijn Verkaik // Raimund Theater
„Da bei ‚Amahl‘ ein Kind im Mittelpunkt steht, das an das Kind in jedem von uns appelliert, muss ich umso mehr dem Kind in mir freien Lauf lassen.“
Stefan Herheim // MusikTheater an der Wien
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Editorial
Kolumne von Angelika Hager
In Zahlen: Ava Gardner
Impressum
Monolog: Annelie Sophie Müller
Vier Fragen an: Roger Díaz-Cajamarca
Eine Frage – eine ausführliche Antwort: Rubén Dubrovsky 96 Rätsel 98 Ausklang von Daniel Jokesch
Coverfoto: Lukas Gansterer Styling: Simon Winkelmüller Haare / Make-up: Sabine Reiter
Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 14. November 2022
„Natürlich war das Singen vor Publikum für mich die größte Überwindung. Davor war ich eine ‚Zimmersängerin‘, die in ihren eigenen geschützten vier Wänden gesungen hat.“
Hauer // Theater der Jugend
Shakespeares „Wie es euch gefällt“ ist eine Komödie über Spielfreude und Spieltrieb – und die Möglichkeit, sich außerhalb bestehender Normen auf die Suche nach sich selbst zu machen. Ein kluges Stück über den Zauber des Theaters, sind sich Nina Siewert und Christoph Luser einig.
Wie kriegt man den Kopf frei, wenn sich gesell schaftliche Normen wie ein alter, zu heiß gewa schener Rollkragenpullover um den eigenen Hals schnüren? Wie entkommt man der ständigen Ein engung durch Strukturen, die sich paradoxerweise in innerer Verlorenheit ausdrückt? Und wo fängt die Suche nach sich selbst eigentlich an? Foren, Artikel und Werbetexte für sogenannte Retreats beantworten diese Fragen gerne mit der mystischen Kraft des Waldes. Bei ersten Anzeichen innerer Verlorenheit wird empfohlen: „Rein in die Funktionskleidung und raus in die Natur.“ Waldbaden, Waldyoga und die sporadische Umarmung von Bäumen sind prächtig gedeihende Auswüchse dieses Ansatzes.
Doch auch hier gibt es ein Paradoxon: Um die Suche nach sich selbst möglichst erfolgversprechend zu gestalten, scheint es zunächst notwendig zu sein,
sich in der Schönheit der Natur zu verlieren. Ein bisschen zumindest. Also wie jetzt? Sich verlieren, um sich zu nden? Und wie viele Waldyoga-Ein heiten liegen eigentlich zwischen Selbst ndung und Selbster ndung?
Alles ist Behauptung Sehr viel wichtiger ist jedoch die folgende Frage: Was hat das alles mit Shakespeares Komödie „Wie es euch gefällt“ zu tun? Setzt man sich ein wenig mit dem Stück auseinander, hat man die Antwort schnell parat: Der Ardenner Wald, durch den sich Shakespeares – mit sehr viel Witz und Tiefgründig keit ausgestattete – Figuren in dieser Komödie be wegen, ist ein Ort, an dem es keine Unterscheidung zwischen Selbst ndung und Selbster ndung gibt. Auch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten
Text: Sarah Wetzlmayr Fotos: Lukas GanstererWer ist wer, und wer spielt wen? Shakespeares Verwirrspiel rund um die Themen Identität und Geschlechtszugehörigkeit ist in „Wie es euch gefällt“ sehr viel mehr als nur komisches Element.
SPIELPLAN
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Die Geschichte des frommen jüdischen Korallenhändlers Nissen Piczenik, der zwar sein galizisches Heimatstädtchen nie verlassen hat, aber am Urgrund des Meeres wach sende Korallen liebt.
Josef Roth: Der Leviathan –15. Dezember – Theater in der Josefstadt
Einer der größten Theater erfolge der jüngeren Ge schichte von Bertolt Brecht und Kurt Weill rund um den Bettlerkönig Peachum und den Gangsterboss Macheath. Schlichtweg ein Muss. Die Dreigroschenoper –13. & 14. Dezember –Kammerspiele
Shakespeares absurder Komödienklassiker –inszeniert als gender uides Geschlechter-Drama. Alle Frauen werden von Männern gespielt, und die einzige Frau gibt einen Mann. Was ihr wollt –17. & 18. Dezember –Kammerspiele
Marika Lichter begibt sich auf Spurensuche in ihre familiäre Vergangenheit, beleuchtet das Gefühl des Fremdseins sowie das Phänomen Heimat und untersucht, was „being jewish“ bedeutet. Ich hab (k)ein Heimatland –22. Dezember –Kammerspiele
Der britische Erfolgsdramatiker und Oscar-Preisträger Tom Stoppard erzählt in seinem aktuellen Stück die Geschichte der jüdischen Familie Merz im zweiten Wiener Gemeindebezirk über vier Generationen hinweg. Ein Großteil des Josefstadt-Ensembles steht dabei auf der Bühne und zeichnet berührend die Untergangschronik von 1899 bis 1955 nach. Herbert Föttinger (li.) spielt Hermann Merz, Roman Schmelzer (re.) den O zier Fritz. Schwer erträglich, aber unverzichtbar. Leopoldstadt – 17. & 18. Dezember –Theater in der Josefstadt
Singspiel. Komödie. Drama. Martin Niedermair ist ein Mann für alle Fälle. Er nimmt sich selbst nicht wichtig, seinen Beruf jedoch sehr ernst: von Bühnenpartnern gerühmt, von Kritikern geschätzt, vom Publikum gefeiert.
ist nicht immer einfach, aber umso be friedigender.“ Kultivierter hätte man es kaum ausdrücken können.
So lautet eine gängige De nition für Zufall. Der spielte in der Berufswahl von Martin Niedermair eine zentrale Rolle. Denn für ihn war die Bühne weder zwingend noch ein lang gehegter Traum.
Der gebürtige Steyrer absolvierte eine Ausbildung zum Marketingassistenten und Gra ker, verspürte aber bald den Drang, sich anderweitig zu verwirklichen. „Nur worin, wusste ich nicht. Ich war in meiner Suche ein wenig verloren und lernte damals eine junge Frau kennen, die am Konservatorium Schauspiel studierte. Sie hat mich animiert, die Aufnahme prüfung zu machen, und man hat mich genommen. Damit war meine Zukunft besiegelt, das war es, und das blieb es.“ Zum Glück für eaterfans, die ihn als Ottone in „Poppea“ am Schauspielhaus, in der Rolle des Rolf Gruber in „Sound of Music“ an der Volksoper oder zwei Jahre lang im Kabarett Simpl erleben konnten.
Wenn Kollegen Lobeshymnen singen, sollte man auch am eater vorsichtig sein. Denn nicht selten steckt hinter dem Gesäusel im Subtext Gezischel, und so manche ö entlichkeitswirksame Um armung endete backstage schon tödlich. Nicht so bei diesem seltenen Exemplar einer Doppelbegabung, die singstimm lich ebenso zu überzeugen weiß wie darstellerisch.
Fragt man zum Beispiel Alexander Pschill, der gerade in „Der große Dikta tor“ in den Kammerspielen mit Martin Niedermair auf der Bühne steht, ist er kaum zu bremsen: „Martin ist einzig artig. Sowohl Trend als auch Tradition an heimischen eatern setzen oft und bedauerlicherweise eine strikte Trennung zwischen subtiler Eleganz und schriller Komik voraus. Er jedoch setzt sich in jeder Rolle über diese Einschränkungen
und Etikettierungsbedürfnisse hinweg und besitzt die seltene Fähigkeit, uns mit einer Mischung aus Anmut und Juckpulver gleichzeitig zum Staunen und zum Bauchweh-Lachen zu bringen. Als hätten Peter Sellers, David Bowie und Roger Moore beschlossen, ihre DNAStränge miteinander zu verknoten.“
Der so Gehuldigte ist mit Super lativen in der Selbstre exion hingegen sparsam und sieht sein vielseitiges Talent realitätsnah pragmatisch. „Mir hat es sicher etwas gebracht, dass ich breiter aufgestellt bin, und ich möchte weder das eine noch das andere missen“, kommen tiert er den Fakt, dass er Schauspieler und Sänger ist. „Bei uns hat dies aber weniger Tradition als etwa im angelsächsischen Raum, was manchen die Einordnung und die Rezeption erschwert. Man sitzt mitunter zwischen den Genres, und das
Für Barrie Koskys Inszenierung von „Das verräterische Herz“, das in der eng lischen Fassung „ e Tell-Tale Heart“ auch in Melbourne und Sydney gastierte, wurde Martin Niedermair jeweils in der Kategorie „Best Male Actor“ sowohl für den Green Room Award als auch für den Helpmann Award nominiert.
Seit 2008 ist er im Theater in der Josefstadt zu Hause. „Ich erlebe es als lebendiges und wandlungsfähiges Haus mit mutigem Spielplan, das mir die Mög lichkeit bietet, mich in unterschiedlichen Bereichen auszuprobieren. Ich hätte nie damit gerechnet, einmal Lady Olivia in ‚Was ihr wollt‘ zu spielen. Das stand nicht auf meiner To-do-Liste“, lacht er augenzwinkernd. Auf die Frage, ob er denn in der Josefstadt in Pension gehen wolle, schwillt das Lachen ostentativ an. „Schauen wir einmal, was die nächsten Jahre bringen“, lautet die beinahe schon wienerische Antwort, „vor 25 Jahren habe ich mir mein Leben komplett
Text: Klaus Peter Vollmann Fotos: David PayrNach der Ausbildung am Konservatorium der Stadt Wien spielte er u. a. am Schauspielhaus unter Barrie Kosky, im Kabarett Simpl und an der Volksoper. Für das Stück „The Tell-Tale Heart“ wurde er in Australien für zwei Schauspiel preise nominiert, sein Debüt-Spiel lm „Seahorses“ wurde in Dublin ausgezeichnet. Seit 2008 ist der Schauspieler und Sänger regelmäßig im Theater in der Josef stadt zu sehen, wo er seit 2011 Ensemble mitglied ist.
Geschenktipp: Weihnachtszyklus inklusive „La bohème“
Drei ganz besondere Produktionen bietet die Wiener Staatsoper als Weih nachtszyklus an: „La bohème“ am 22. Jänner 2023 mit Tenor-Shootingstar Benjamin Bernheim als Rodolfo, Rachel Willis-Sørensen als Mimì, Boris Pinkhasovich als Marcello, Peter Kellner als Colline und Slávka Zámeční ková als Musetta sowie Eun Sun Kim am Dirigentenpult. „Eugen Onegin“ am 24. März 2023 unter der musikalischen Leitung von Premierendirigent Tomáš Hanus mit Étienne Dupuis in der Titelpartie und Nicole Car als Tatjana sowie die Neuproduktion des Wiener Staatsballetts „GoldbergVariationen“ am 22. Mai 2023 mit Choreogra en von Ohad Naharin und Heinz Spoerli. Praktisch: Die Oper verpackt Ihnen sogar das Geschenk.
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wiener-staatsoper.at buehne-magazin.com
Seit Februar 2022 ist die Wiener Staats oper neben ihren sehr erfolgreichen Facebook-, Instagram- und TwitterAccounts auch auf TikTok aktiv und ist seit September 2022 o ziell Teil des Förderprogramms TikTok #OnStage, das Kultureinrichtungen die Möglichkeit bietet, auch auf dieser Plattform eine eigene Community aufzubauen und damit die so wichtige Ö nung des Hau ses weiter voranzutreiben. Der bisher erfolgreichste Staatsopern-Beitrag auf TikTok liegt bei knapp 666.000 Aufrufen – Tendenz steigend. Am Premierentag der Jugendoper „Tschick“ ist der erste TikTok-Live-Einstieg geplant, der durch die Begleitung aller Künstler*innen eine halbe Stunde vor der Premiere ganz spe zielle (Backstage-)Eindrücke geben wird. Siehe Story ab Seite 40
Mit der Wiederaufnahme von Frederick Ashtons unterhaltsamheiterem Stück „La lle mal gardée“ zeigt das Wiener Staats ballett ab 13. Dezember ein Werk für die ganze Familie. Lise liebt Colas, doch ihre Mutter hat einen anderen für sie erwählt: Alain, den einfältigen Sohn des reichen Weinbauern. Das junge Paar muss sich deshalb schon einiges einfallen lassen, um
zusammenzukommen. Choreograf Frederick Ashton gelang mit diesem Werk eine hinreißende Komödie mit sich tänze risch brillant entfaltenden Figuren, die sich mit feinen Soli und Duetten, folkloristisch akzentuierten Ensembleszenen sowie humorvollen Pantomimen ausdrücken.
Termine: 13., 14. und 17. Dezember 2022
Wie übersteht man eine der längsten und schwierigsten Rollen der Operngeschichte – den Hans Sachs in den „Meistersingern“?
Michael Volle und Georg Zeppenfeld über gesungenen Marathon und die Neuinszenierung von Keith Warner an der Staatsoper.
Georg Zeppenfeld (singt den Pogner) und Michael Volle (singt den Hans Sachs) in der Loge 13 im ersten Rang. Beide wurden für ihre Sachs-Rolle an anderen Häusern bereits hymnisch gefeiert.
„Wenn
gut ist, dann ist das Stück nicht zu retten“
Als Wotan hat er gerade in Berlin für Beifallsstürme gesorgt. Jetzt singt der schwäbische Pastorensohn den Hans Sachs in Wien. Erst mit fünfundzwanzig begann er Gesang zu studieren. Erst studierte er Pädagogik und Bratsche. Wunderkind war er keines, wie er sagt. Volle gehört zu den gefragtesten Sängern der Welt. Sein Traum: „Mehr im italienischen Fach singen.“
Er absolvierte das Lehramtsstudium in den Fächern Musik und Germanistik und studierte parallel Operngesang. Sein Repertoire geht quer durch die Operngeschichte: Sarastro, Don Alfonso, Gurnemanz, Gremin, König Heinrich u. v. m. 2019 debütierte Zeppenfeld grandios unter Thielemann (Salzburger Festspiele) als Hans Sachs.
SPIELPLAN
Bradley Chalkers (Robin Jentys, re.) spuckt meisterlich, was ihn nicht gerade zum Klassenliebling macht. Aber das ist ihm egal, denn echte Zuneigung verspürt er nur zu seinen Sto tieren, vor allem zu Kaninchen Kim. Erst als Mitschüler Je und die Schulpsychologin Carla Davis in sein Leben treten – und ihn erst einmal genau so akzeptieren, wie er sich ihnen präsentiert –, gerät sein destruktives Weltbild ins Wanken. Sukzessive ändert sich sein Leben in Folge zum Positiven. Bradley – letzte Reihe, letzter Platz –bis 12. Dezember – Theater im Zentrum
Paul Winkler studiert an der MUK, spielte 2020 im Vestibül des Burgtheaters die Hauptrolle im Stück „Kriegerin“ und ist aktuell im Kino lm „Eismayer“ zu sehen. Im TdJ debütiert er als Rico. „Diese Rolle bedeutet für mich im Kern, zu sich selbst zu stehen und dem Leben mit o enen Armen entgegenzutreten. Ich bin ich, du bist du, und wir sind gut, wie wir sind!“ Rico, Oskar und die Tiefer schatten – ab 6. Dezember – Renaissancetheater
Wer im Dezember einen Aus ug nach Hamburg plant, sollte sich Thomas Birkmeirs Inszenierung von „Alice im Wunderland“ nicht entgehen lassen. Als „knalligen Theatertrip“ und „fantastischen Bilderzauber“ lobte die Kritik diese Arbeit. Und beobachtete folgerichtig: „Jubel am Ende im Parkett und auf allen Rängen“. Alice im Wunderland – Thalia Theater Hamburg
Scannen Sie den QR-Code und planen Sie Ihren Theaterbesuch.Thomas Birkmeir wurde für seine Inszenierung von „Anne of Green Gables“ mit dem Deutschen Musical Theater Preis ausgezeichnet und Victoria Hauer für ihre Darstellung der Titelrolle für den NESTROY nominiert.
Text: Klaus Peter Vollmann„Vicki ist einfach sensationell!“ So ein drücklich kurz und bündig und antwortet omas Birkmeir, Direktor des eaters der Jugend, auf die Frage, welche Vorzüge sein Ensemblemitglied denn mitbringe.
„Ihre Unmittelbarkeit, die Sensibilität für szenische Vorgänge und ihre persön liche Bescheidenheit sind berührend und tre en dich mitten ins Herz. Sie strahlt auf der Bühne, und das ist nur wenigen gegeben.“ Hat eigentlich er sie entdeckt?
„Nein“, sagt Victoria Hauer, „das war ganz
klar Gerald Maria Bauer (Chefdramaturg des TdJ; Anm.). Bei ihm habe ich 2019 vorgesprochen, und er hat mich sofort engagiert. omas Birkmeir habe ich erst durch die spätere Arbeit kennengelernt. Wir haben schnell gemerkt, dass wir einander verstehen.“
Dieser stimmt nickend zu. „Gerald Maria Bauer sagte mir: ‚Die ist fabelhaft, schau sie dir mal an!‘ Ich schaute sie mir an, und es war Liebe auf den ersten Blick. Ich bin überzeugt, sie wird ihren
Weg gehen.“ Victoria Hauer schätzt an der erfolgreichen Zusammenarbeit die Sicherheit und das Vertrauen, die der Intendant ausstrahle.
„Wir haben eine ähnliche Energie und Dynamik und sind uns auch in der professionellen Herangehensweise und im Geschmack ähnlich.“ Dass beide mit „Anne of Green Gables“ ihr jeweils erstes Musical gemeinsam auf die Bühne des TdJ brachten, dürfte den kollegialen Zusammenhalt noch gestärkt haben.
Die geborene Wienerin absolvierte ihre Ausbildung an der Schauspielschule Krauss und gab 2019 im Theater der Jugend ihr Bühnendebüt. Daneben spielte sie in Filmen wie „Narziss und Goldmund“ (Stefan Ruzowitzky), „Erik & Erika“ (Reinhold Bilgeri), „Vampire Vienna“ (Mike Lomoz), in der TV-Serie „Schnell ermittelt“ sowie in mehreren Musikvideos.
Wenn Sie hören wollen, was das Volksopern-Orchester und der Chor der Volksoper so können – dann sollten Sie sich jetzt Tickets sichern. Musikdirektor Omer Meir Wellber dirigiert, Anett Fritsch (siehe Interview Seite 62), Mert Süngü und Alexander Fritze singen. Choreinstudierung: Roger Díaz-Cajamarca (siehe Story Seite 68). Die Schöpfung, Konzert Termin: 17. 12. volksoper.at
„My Fair Lady“: das perfekte Stück gegen die nebeligen Dezembertage zur Aufhellung der Stimmung. Publikums lieblinge wie Lisa Habermann und Co verzaubern gleich an sechs Terminen und zeigen, wie Professor Henry Higgins aus dem Blumenmädchen Eliza Doolittle eine Dame der Gesellschaft macht. My Fair Lady Termine: 1., 5., 9., 14., 27. 12. volksoper.at
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Für alle Tanzfans ein Muss: Sechs NachwuchsChoreograph*innen zeigen ihre Stücke. Alle haben eines gemeinsam: Sie zeigen starkes, kluges, packendes Tanztheater und machen Lust auf mehr. László Benedek („Red Riding Hood“), Trevor Hayden („Wanted“), Martin Winter („Traum“), Adi Hanan („Sen“), Tessa Magda („Fall no further“) und Gabriele Aime („Like a dog with two tails“).
Wiener Staatsballett Volksoper Wien Termine: 16. 12., 19 Uhr, 18. 12., 11 Uhr
Am Volkstheater wird gespielt, bis die Welt untergeht. Schließlich gilt es, den wohl wichtigsten Theaterpreis der Welt, den Destroy, zu verleihen. „Apokalypse Miau“ ist eine Preisverleihung im Gewand einer Screwball-Komödie.
It’s award season. Nicht nur in Holly wood, sondern auch in Wien. Nur zwei Wochen nach dem Nestroy geht mit dem Destroy schon der nächste eaterpreis über die Bühne. Die Besonderheit: Der Destroy ist der erste in ein ea terstück verpackte eaterpreis. Klingt verwirrend und irgendwie „meta“? Ist es gar nicht. „Apokalypse Miau“ lautet der Name des Stücks, das aus der Feder des isländisch deutschen Autors Kristof Magnusson stammt. Wie im Übrigen auch die in diesen Text eingebundenen Wortlaute der ktiven Charaktere des Stücks.
Seine temporeiche Komödie über den Destroy Theaterpreis, die unter Mitarbeit des Autors und Architekten Gunnar Klack entstand, ist eine Persi age auf die eaterwelt, ihre Rituale
und Preise. Allerdings steckt hinter jeder auf den ersten Blick vielleicht gar zu spitzzüngigen Überhöhung immer auch eine liebevolle Umarmung des großen eaterzaubers.
Der verbale Schlagabtausch in „Apo kalypse Miau“ ähnelt einem Pingpong spiel im Zeitra ermodus und dauert so lange an, bis ein Meteorit einschlägt und die Welt – und mit ihr auch das eater – untergeht. Vulkane brechen aus, und das Schwarze Loch hat zum Zeitpunkt der Gala bereits die Stadt Genf verschluckt.
Allen konzeptuellen und ideolo gischen Unterschieden trotzend, sind sich die Nominierten und Moderato rin Bonnie van Klompp einig: e
Text: Sarah Wetzlmayr Fotos: Marcel UrlaubAuf dem roten Teppich. Schauspielerin und Destroy-Modera torin Bonnie van Klompp präsentiert den Destroy. Gespielt wird die ktive Figur von Volkstheater-Ensemble mitglied Evi Kehrstephan.
Scannen Sie den QR-Code und planen Sie Ihren Theaterbesuch. musicalvienna.at theater-wien.at buehne magazin.com
MusikTheater an der Wien Musikalische Einstimmung
Festliche Adventmusik kurz vor Weihnachten lässt René Jacobs (Bild) gemein sam mit der Zürcher Sing-Akademie, dem Kammerorchester Basel und fünf Solist*innen in der Halle E erklingen. Johann Sebastian Bachs Kantate „Herz und Mund und Tat und Leben“ begrüßt mit Trompetenklängen die nahende Geburt Jesu, während sein „Magni cat“ auf dem Lobgesang Marias aus dem Lukas-Evangelium beruht. Domenico Scarlattis „Salve Regina“ bietet indes eine innige Vertonung der Marienhymne. Magni cat – 19. Dezember – MuseumsQuartier / Halle E
Der Musical-Thriller rund um die Vorkommnisse auf dem mondänen Anwesen der Familie de Winter ist im Raimund Theater auch in der neuen Wiener Fas sung wieder ein großer Erfolg. Nun gibt es die spektakuläre Show mit Ana Milva Gomes (li.), Nienke Latten (re.), Mark Seibert, Willemijn Ver kaik, Annemieke van Dam u.v.m. auch als Live-Auf nahme in CD-Form. Macht sich als Geschenk für Fans und solche, die es werden wollen, auch ganz gut unter dem Christbaum … Rebecca –Raimund Theater
Rätselhaft und intrigant. Als unnahbare Mrs. Danvers spielt Willemijn Verkaik das Bad Girl im Musical „Rebecca“. Für die Niederländerin, die schon am Broadway und im West End auf der Bühne stand, ist Wien eine O enbarung.
Frau ohne Vornamen. Sie ist distanziert, zuweilen schro , manipulativ und emotional streng limitiert. Und dennoch eine jener Musical-Rollen, die es ge rade ob dieses nicht alle Welt einnehmenden Pro ls scha en, Begeisterung auszulösen.
Mrs. Danvers, einen Vornamen braucht sie nicht, ist längst zum Synonym geworden für ambivalente Charaktere. Bis obenhin verschlossen tiefschwarz gewandet, eine Gothic-Erscheinung mit zeitweilig perfiden Absichten, der neuen Mrs. de Winter, „Ich“, in größtmöglicher Abneigung verbunden. Eine Mobberin. Oder – in anderer Lesart – eine grenzenlos Liebende.
So sieht sie Willemijn Verkaik, die ihr in der aktuellen Saison im Raimund eater ihre starke Stimme leiht und eine leidenschaftliche Persönlich keit kreiert hat. „Ich habe den Roman von Daphne du Maurier gelesen, beide Ver lmungen gesehen
und mir dann meine eigene Interpretation überlegt. Rebecca war alles für Mrs. Danvers, die sich als ihre engste Vertraute gesehen hat. Die beiden kannten einander von früher Jugend an, sie sind gemeinsam erwachsen geworden und standen füreinander ein. Ich als Mrs. Danvers habe Rebecca geliebt, sie war alles für mich, und als sie dann plötzlich vermisst wird, kann ich das nicht akzeptieren“, erklärt sie das Psychogramm dieser widersprüchlichen Figur. Mit Romantik habe das allerdings nichts zu tun.
Das Spannende sei tatsächlich gewesen, sich eine Biogra e zurechtzulegen, die Hintergründe zu verstehen, zu begreifen, warum sie ist, wie sie ist. „Einfach nur böse zu sein wäre uninteressant, diese Rolle macht gerade ihre Vielschichtigkeit aus.“ Willemijn Verkaik kannte das Stück bereits aus Stuttgart, wo sie es 2012 mit Pia Douwes – „für mich das Highlight der Produktion“ – in der
Text: Klaus Peter Vollmann Foto: Andreas JakwerthGeboren im nieder ländischen Son en Breugel, absolvierte sie ein Studium in Pop- und Jazzgesang, war zehn Jahre lang als Sängerin in Bands aktiv, ehe sie 2000 in „Elisabeth“ ihr Musical-Debüt gab. Sie spielte u. a. in „We Will Rock You“ (Köln), „Mamma Mia!“ (Stuttgart), „Ghost“ (Berlin) und feierte als Elphaba in „Wicked –Die Hexen von Oz“ in Deutschland, den Niederlanden, in London und am New Yorker Broad way große Erfolge. Am 22. September 2022 gab sie als Mrs. Danvers im Musical-Thriller „Rebecca“ ihr WienDebüt.
Ausgelassen, berührend, komisch. Bei der NESTROY-Gala wurde nach zwei Jahren Pause erstmals wieder live und vor Publikum gefeiert. Wir waren vorher, währenddessen und nachher mit der Kamera und ganzem Ohr dabei.
Lukas Gansterer
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1. Beschwingt: Claudius von Stolzmann und Kimberly Rydell
2. Beliebt: Anita Vulesica mit dem NESTROY für die beste Bundesländer-Au ührung – „Garland“ am Schauspielhaus Graz
3. Berührend: Noam Brusilovsky gewann den NESTROY Spezialpreis für „Nicht sehen“ am Stadttheater Klagenfurt.
4. Befreundet: Mavie Hörbiger war selbst nominiert und nahm den NESTROY in der Kategorie „Beste Schauspielerin“ für „Kumpel“ Sarah Viktoria Frick entgegen.
5. Beeindruckt: Christiane Huemer-Strobele (Marketingdirektorin Theater in der Josefstadt) und Sona MacDonald