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FAMILIENSACHE

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SELFMADE WOMAN

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Elias und Joe Hountondji

sind Brüder und Rivalen auf der Rennstrecke. Und heizen als «Red Bull Driftbrothers» mit 1040 PS durch die Kurven. Was das mit ihrer Beziehung macht, erzählen sie hier.

Text WERNER JESSNER

Driften ist die einzige RennstreckenMotorsportart, bei der es Punkterichter gibt. Ermittelt wird dabei, wer sein Fahrzeug am absoluten Limit am besten beherrscht. Vier Kriterien werden bewertet: Geschwindigkeit, Driftwinkel, Fahrlinie und Style. Zuerst allein, dann im K.-o.-System Mann gegen Mann. Macht der Vordermann einen Fehler, hat der Hintermann ein Problem. Deswegen muss man sich strategisch auf jeden Gegner und dessen Auto einstellen. Je besser man den anderen Fahrer einschätzen kann, desto aggressiver kann man ihn verfolgen, ohne zu riskieren, dass das Auto nachher zerbeult ist. Seit über zehn Jahren betreiben Elias und Joe Hountondji ihren Sport und haben sich gemeinsam an die Weltspitze gekämpft. Ein Doppel-Interview über Geschwisterliebe und -rivalität.

the red bulletin: Ihr übt beide denselben Sport aus. Macht ihr euch dabei auch besser?

elias: Wir sind völlig verschiedene Typen. Ich gehe Dingen gerne auf den Grund, während Joe vieles aus dem Bauch macht. Diese unterschiedlichen Ansätze helfen uns, wenn wir auf neue Strecken kommen. Ich versuche mir die sinnvollste Linie analytisch zu erarbeiten. Dann schaue ich, wie Joe es macht. joe: Wir haben zwei Toolsets – das eigene und das des Bruders. Ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz.

Und wenn ihr in der K.-o.-Phase aufeinandertrefft?

joe: Da freut man sich. Da geht es nicht darum, dem anderen zu beweisen, dass man besser ist, sondern es ist cool, weil das ein geiler Battle wird. Da kann man ans Limit gehen, weil man sicher ist, dass der andere keine schmutzigen Tricks auspackt. elias: Wenn ich gegen Joe fahre, habe ich in meinem Kopf mehr Kapazitäten frei, um mich nur aufs Fahren zu konzentrieren. Daher fahre ich gegen ihn auch immer am besten. Bei anderen Fahrern riskiert man nicht immer alles. Bei ihm habe ich totales Vertrauen. Daher waren unsere Battles immer toll.

Ist ein Sieg gegen den Bruder etwas Besonderes?

joe: Das Fahren ist besonders. Daher treffe ich am liebsten erst im Finale auf Eli. Da soll einmal er gewinnen, das andere Mal ich. Das wäre der Idealzustand. elias: Das Gute, wenn wir gegeneinander fahren: Am Ende ist immer einer von uns eine Runde weiter.

Habt ihr euch als Kinder schon so gut verstanden wie heute?

elias: Joe ist fünf Jahre älter als ich. Er war lange Zeit mein Vorbild. Durch den Altersunterschied haben wir nicht so viel gemeinsam gemacht, da sind die Interessen einfach zu unterschiedlich. Das Driften hat uns zusammengeschweisst. joe: Eli wollte den Dingen immer auf den Grund gehen, gerade in technischen Belangen. Das bedeutete: Er hat zum Beispiel meine ferngesteuerten Autos zerlegt. Das Zusammenbauen hat er erst viel später erlernt (lacht). Das barg einige Zeit Konfiktpotenzial.

Ihr habt in den letzten Jahren viel gearbeitet und zusammen mit BMW M ein komplett neues Auto entwickelt. Gab es da nie Zoff zwischen euch?

joe: Die letzten Jahre waren hart. Da ist Reibung aufgekommen, defnitiv. Wir mussten uns zusammenraufen, um unsere Qualitäten als Brüderpaar zu erhalten. Druck, Risiko, unsere unterschiedlichen Charaktere: Das hat zwischendurch ziemlich durchgeschlagen.

Wie habt ihr das gelöst?

elias: Miteinander reden. Im Alltagswahnsinn hat manchmal Raum gefehlt, um diese Gespräche zu führen. joe: Unser Vater ist ein toller Mediator.

Wären die Driftbrothers für euch ohne den anderen vorstellbar?

elias: Wenn ich es nicht mit Joe mache, dann mit niemandem. joe: Meine Rede.

Joe und Elias Hountondji in ihren neuen, 1040 PS starken BMW M4 Drift Builds

«Das Gute, wenn wir gegeneinander fahren: Einer von uns kommt immer weiter.»

Drift-Sportler Elias Hountondji (re.), 35, über die entspannte Konkurrenz zu Bruder Joe, 41

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