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Christoph Luser
Er spielt Tennis, weil dort kein Theater gemacht wird. Warum den Darsteller des Teufels im „Jedermann“ seine Skills auf Sand auch am Set weiterbringen.
Neben der Schauspielerei, die ihn sein ganzes Leben begleitet, hat Christoph Luser eine zweite große Leidenschaft: Tennis. Da wie dort zählen die Sätze. Am Tennisplatz zu stehen heißt für Luser aber vor allem, sich freizuspielen. „Das Schöne an diesem Hobby ist“, sagt er, „dass es nichts damit zu tun hat, was ich sonst mache.“ Beim Sport zähle nur seine Leistung am Platz. Das Drama vom Vorabend: spielt keine Rolle.
Zufall ist es also keiner, dass Christoph Luser sich ausgerechnet Tennis als liebste Freizeitbeschäftigung auserkoren hat.
Steht Luser am Platz, kann er seinen Kopf mal ausschalten – er ist dann voll auf den Moment fokussiert. Damit trainiert er seine mentale Stärke, ohne die es auch auf der Bühne nicht geht. Wenn’s zählt, muss Luser voll da sein. Egal wo er gerade spielt.
„Um im Tennis eine Chance zu haben“, sagt er, „solltest du deine Schläge so gut beherrschen, dass du im Spiel nicht mehr über sie nachdenkst.“ Und im Theater? Ist es mit dem Text genau das Gleiche. Eine gute Vorbereitung: Für den 44-Jährigen kann das sowohl beruflich als auch privat der entscheidende Punkt sein. Noch ist er am Set wesentlich treffsicherer als auf Sand, als Schauspieler hat er aber auch viel mehr Übung.
Vorteil Theater
Schon mit acht Jahren spielt Luser zum ersten Mal Theater. Als er sechzehn ist, kann er sich im Schulunterricht kaum konzentrieren, weil er da bereits jeden Abend probt. Luser bricht die Schule ab und beginnt ein Schauspielstudium in seiner Heimatstadt Graz. Selbst seine Eltern halten das für die richtige Entscheidung. Es ist offensichtlich, was ihren Sohn begeistert.
Als Kind hält er auch zum ersten Mal einen Tennisschläger in den Händen. So konsequent wie beim Schauspielen ist er aber nicht. Erst vor fünf Jahren fängt er wieder damit an. Seither spielt der Grazer in einem Tennisverein mitten in Wien, der, so sagt er, sein zweites Zuhause geworden sei. Jeder kennt dort jeden. Auch ihn. Doch dass Luser ein bekannter Schauspieler ist, war noch nie Thema. Im Club macht man sich allein durch gute Matches einen Namen. So oft er kann, steht er hier deshalb am Platz. Fragt man ihn, wie gut er wirklich ist, beschreibt sich Luser als „gutmütigen Hobbyspieler, der nicht an seinen Ansprüchen erstickt“. Ernst ist es ihm aber allemal. Denn egal wo er hinfährt, sein Tennisschläger ist mit von der Partie.
Einfach draufhauen? Nicht sein Stil
Seine Schauspielkarriere wirkt manchmal fast wie ein Grand Slam. Nach dem Studium geht es für ihn Schlag auf Schlag. Er hat Engagements in Düsseldorf, München, Köln, Berlin, Wien. Er spielt Hamlet, Faust und Achilles. Luser bekommt auch Rollen beim Film und im Fernsehen. Neben Josef Hader ist er 2009 im „Knochenmann“ zu sehen, spätestens ab da kennt man ihn in Österreich. Die Rolle als Porsche-Pauli spielt er so überzeugend, dass er seither gerne als tragischer Typ, der vom Leben gebeutelt ist, gecastet wird. Wie auch zuletzt im Landkrimi „Dunkle Wasser“, wo er einen völlig fertigen Kommissar gibt. Eine andere Seite von sich zeigt er in „Vienna Game“, einer Serie, die gerade für Disney+ gedreht wird und in der es um den Wiener Kongress geht. Er spielt darin einen Soldaten, der zwischen den Fronten steht: Pflichterfüllung und Liebesglück.
Auch im echten Leben ist Luser jemand, der seine Verantwortung gegenüber anderen ernst nimmt. Er ist ein Teamplayer, und das selbst im Einzelsport Tennis. „Du spielst immer nur so gut wie dein Partner“, sagt Luser. „Ich will nicht jeden Ball einfach nur ins Feld pfeffern, sondern gemeinsam ein schönes Spiel gestalten.“
Im Doppel bei den Festspielen
Das beste Beispiel sind die Salzburger Festspiele. Als Luser letzten Winter gefragt wird, ob er den Guten Gesellen im „Jedermann“ spielen wolle, lehnt er erst mal ab, obwohl er eigentlich genau auf so eine Chance gewartet hat. „Ich wollte nicht schon wieder den Freund der Hauptfigur spielen“, sagt Luser, in diese Rolle sei er zu der Zeit so oft geschlüpft. Doch in Salzburg möchten sie ihn unbedingt dabeihaben. So entsteht schließlich die Idee einer Doppelrolle. Bei den Festspielen im Sommer verkörpert Luser nicht nur den Guten Gesellen, sondern auch den Teufel. „Eine der herausragenden Einzelperformances“, befindet die österreichische Tageszeitung „Der Standard“. Er kann also auch Doppel. Wie es für Luser nun weitergeht: mal schauen. Sein Vertrag am Burgtheater in Wien, wo er in den vergangenen Jahren festes Ensemblemitglied war, ist nicht verlängert worden. Doch im Gegensatz zu den Figuren, die er oft spielt, hadert Luser nicht mit seinem Schicksal. „Diese Freiheit, jetzt einfach das zu tun, was ich möchte, ohne existenzielle Angst, ist das größte Geschenk überhaupt“, sagt er. Luser wirkt dabei ganz entspannt. Wahrscheinlich hat er noch ein Ass in petto.
Instagram: @cluser