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Mathieu Forget: Bitte abheben!
Der Fotokünstler Mathieu Forget operiert an der Schnittstelle zwischen Hochglanz und Hochleistung. Als Kunstfigur „Forgetmat“ inszeniert er sich selbst in seinen Bildern und treibt dabei schwerelose Akrobatik mit Top-Athleten. Gern mit Humor, garantiert ohne KI.

Mathieu Forget bringt die Sportwelt zum Schweben. Und auch seine Shootings gestaltet der Fotograf schwerelos. Die Versuche, den perfekten Moment einzufangen, beschränkt er auf eine Handvoll. „Danach verliert die Situation für alle Beteiligten an Spontaneität – und somit an Leichtigkeit“, meint Mat. Leichtigkeit ist für den 34-jährigen Franzosen die Lebensmaxime. Deshalb nimmt er auch seinen Drang zur Selbstinszenierung und die mögliche Kritik daran nicht schwer. Woher kommt der Wunsch abzuheben? Mat: „Ich entstamme einer Sport-Dynastie (Opa Pierre und Vater Guy gelten in Frankreich als Tennis-Adel, Bruder Thibault ist aktiver Profi), doch eigentlich komme ich vom Ausdruckstanz, den ich in Los Angeles studierte. Mein Erweckungserlebnis als Teenager war Michael Jacksons Moonwalk. Von da war es nicht mehr weit zur Vision des schwerelosen Körpers.“

Das Musée des Confluences in Lyon ist ein futuristischer Bau der österreichischen Architekten Coop Himmelb(l)au, der trotz Stahl und Panzerglas sehr luftig wirkt. In diesem passenden Setting performen Mat und TennisStar Caroline Garcia eine Mischung aus Tanz und Tennis.

Ideale Bildaufteilung: Der neunfache Flatland-BMX-Weltmeister Matthias Dandois und Mat trotzen am Palais Galliera in Paris der Schwerkraft. Mat: „Ich suchte die perfekte Balance zwischen unseren Körpern und der beeindruckenden Umgebung. Das 16-Millmeter-Weitwinkelobjektiv war mir dafür von großem Nutzen.“

Mat: „Sasha Zhoya ist ein guter Freund von mir und ein spannender Charakter. Er gehört zur Weltspitze im Hürdenlauf, war aber vor seiner Profikarriere Tänzer. So wie ich! Daher versteht er die Verortung meiner Projekte zwischen Elan und Eleganz und weiß sich dementsprechend zu bewegen.“

Dieses Bild entstand in Zusammenarbeit mit dem Stabhochspringer Renaud Lavillenie, und zwar im Hinterhof seines Hauses. Mat: „Ich gab ihm das Jackett meines rosa Anzugs wegen des artistischen Partnerlooks, und wir überkreuzten zwei Stäbe, statt eine Sprunglatte zu verwenden. Das Bild ist ein First Take.“

Ich erzähle mit meinen Bildern Geschichten von Körpern in Zeit und Raum – Geschichten, die verblüffen, unterhalten und Rätsel aufgeben.

Meine erste Leidenschaft war Tennis, danach kamen das Tanzen und die Fotografie. Künstlerisch bin ich jetzt genau dort, wo ich sein möchte.

Mat (li.) und Weltklasse-Schwimmer Florent Manaudou an einem Pool in Antibes: „Luft trifft Wasser. Das war die elementare Idee hinter diesem Shot. Um Florents Muskelmassen zu verschleiern, kleidete ich uns in fließende Gewänder. Somit wirkt der Schwebezustand für das Auge glaubhafter.“

Möglicherweise die fotografische Quintessenz von Mat Forgets Ästhetik: Das Bild vereint seinen Hintergrund im Tennissport, die Grazie seines fliegenden Körpers und eine präzise Komposition: „Hier habe ich in der Nachbearbeitung meine vorsichtigen Tapser im Sand und die Spur des Absprungs wegretuschiert.“