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ERSTEN SCHRITT DER WEG ZUM

Bis ins 20. Jahrhundert konnten Menschen mit Querschnittslähmung nicht behandelt werden. Heute machen erste Patienten dank Rückenmarksforschung wieder Schritte aus eigener Kraft.

TEXT STEFANIE SCHWARZ

1945 Gründung der modernen Rehabilitation

Mit Ludwig Guttmann, einem in Deutschland geborenen britischen Neurologen, nimmt die Lebenserwartung und Lebensqualität von Querschnittsverletzten zu. Er entwickelt Behandlungsmethoden und gilt für viele als Begründer der modernen Rehabilitation von Querschnittsgelähmten.

74 aktuell laufende Forschungsprojekte unterstützt die Wings for Life Stiftung.

3 Jahre Förderung pro Forschungsprojekt ermöglicht die Wings for Life Stiftung.

1981

Nervenwachstum doch möglich

Albert Aguayo und Sam David, ein Arzt und ein Neurowissenschaftler aus Kanada, schreiben Geschichte. Sie zeigen, dass Nervenfasern sich unter bestimmten Voraussetzungen auch im zentralen Nervensystem regenerieren können. Sie transplantieren Ratten einen Teil des Ischiasnervs ins Rückenmark. Dann beobachten sie, wie Axone* von Nervenzellen in dieses Transplantat einwachsen –eine Sensation!

*Axon = Fortsatz der Nervenzelle, der elektrische Impulse vom Zellkörper wegleitet

1998

Erste Elektrostimulation

Der slowenische Arzt und Neurowissenschaftler Milan Dimitrievic zeigt mit seinen Arbeiten in Öster reich, dass eine elektrische Stimulation des Rückenmarks bei gelähmten Menschen eine Gehbewegung auslösen kann.

1990

Wachstumshemmer im Rückenmark entdeckt

Die Schweizer Neurowissenschaftler Lisa Schnell und Martin Schwab fnden heraus, dass bestimmte Eiweiße im Rückenmark das Nervenwachstum verhindern (Wachstumshemmer). Mit einem Antikörper können sie die „Hemmung“ aufheben und eine Erholung erzielen. Diese Arbeit hat großen Einfuss auf das Forschungsfeld und wirkt als Magnet für Wissenschaftler und Förderungen.

2005 Experimente mit Stammzellen

Erstmals werden bei einer Querschnittsverletzung Stammzellen injiziert. Der in Kanada geborene Neurowissenschaftler

Hans Keirstead beweist in einem Experiment mit Ratten, dass Stammzellen die fehlende Myelinschicht wieder aufbauen können. Diese Schicht dient der elektrischen Isolierung und ist für die Signalübertragung entlang der Nervenfasern immens wichtig.

Projekte hat die Wings for Life Stiftung bereits gefördert.

2008

Molekulare Bremse

Der Neurowissenschaftler

Zhigang He von der Harvard Medical School fndet heraus, dass ein Enzym namens PTEN das Wachstum von Zellen unterdrückt. Schaltet man es aus, können Axone regenerieren. Die Herausforderung: Ein komplettes Abschalten birgt die Gefahr von Tumorbildungen.

2010

Erste klinische Studie mit Stammzellen

Eine klinische Studie testet die Wirkung von embryonalen Stammzellen bei Patienten mit Querschnittslähmung. 2015 wird der Ansatz der Stammzelltherapie in einer anderen Studie wieder aufgegriffen.

2015

Neue Wege in der Akutversorgung

Die Neurowissenschaftlerin Samira Saadoun und der Neurochirurg Marios Papadopoulos überwachen den Druck im Rückenmark von frisch verletzten Patienten. Mit den optimalen Druckverhältnissen schaffen sie es, die sogenannte Sekundärschädigung einzudämmen und Nerven vor dem Absterben zu bewahren. So lassen sich die Folgen einer Querschnittslähmung ver ringern.

Wieder gehen dank Elektrostimulation

Die Bilder gehen um die Welt –drei inkomplett querschnittsgelähmte Menschen können willentlich ihre Beine bewegen und wieder gehen. Sie haben an einer klinischen Studie von Grégoire Courtine teilgenommen, die zwei Behandlungen kombiniert: präzise elektrische Stimulation des Rückenmarks, gepaart mit intensivem Bewegungstraining.

2018

Grégoire Courtine beim Rehatraining mit einem seiner Patienten in der Universitätsklinik von Lausanne, kurz CHUV.

Stimulation des Nervus vagus und die Nogo-Falle

Die Forschung hat es geschafft, weitere Ansätze in die klinische Testung zu bringen: Bei der einen klinischen Studie schaffen Forscher in Texas neue Nervenverbindungen, indem sie den Vagusnerv stimulieren. Bei der anderen wird zum ersten Mal chronisch verletzten Patienten ein Molekül ins Nervenwasser verabreicht, um damit direkt die Regeneration zu verbessern. 2022

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