The Red Bulletin INNOVATOR CD 22/02

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ZukunaufLustft02/2022BULLETINREDTHEBYINNOVATORFUTUREBETTERAFORIDEAS Ideas for a better future wohnenGrüner mitKaufenSinnEssen mitGewissengutem reisenNachhaltig Wieso fliegeninSonnezukünftigFlugzeugemitbetanktdenUrlaubwerden. Wie Start-ups natürliche Ressourcen schützen und dabei Produkte besser und günstiger machen. Warum uns Fleisch ohne Tierleid gesund macht und das Klima schützt. Weshalb Tiny Houses und undunsereHolz-HochhäuserStädtesmartersauberermachen. 3,80 CHF02 2022 AUSGABE SCHWEIZ

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WORLDTIMER GMT Seit 1848 hat OMEGA auf der ganzen Welt die Zeitmessung an historischen Ereignissen und Höchstleistungen übernommen. Die Worldtimer verkörpert diesen Pioniergeist, mit einem Zifferblatt, das auf einen Blick eine genaue Übersicht der Weltzeitzonen bietet.

Die Co-Axial Master Chronometer Modelle von heute führen diese Tradition fort und wer den vom Eidgenössischen Institut für Metrologie (METAS) auf höchstem Niveau getestet und zertifiziert. Dies garantiert noch mehr Präzision, Verlässlichkeit und höchste Wider standskraft gegen Magnetismus von elektronischen Geräten wie Mobiltelefonen und Laptops – so ist sichergestellt, dass die Worldtimer stets bereit für neue Abenteuer ist.

Wusstet ihr, dass wir bereits mit heutiger Tech nologie unsere Gebäude so umrüsten können, dass sie bis zu 90 Prozent weniger Energie verbrauchen? Oder dass noch in diesem Jahr zehnt Fleisch ganz ohne Tierleid auf unseren Tellern landen könnte – und Flugzeuge uns mit Sonnenenergie in den Urlaub fiegen …? Wenn man die Nachrichten verfolgt, könnte man meinen, unsere Welt stehe kurz vor dem Untergang. Doch das ist ein Zerrbild! Unzählige Menschen arbeiten täglich daran, sie zu einem besseren, schöneren, gesünderen Ort zu machen. Und ihr Mut, ihr Erfndergeist, ihre Kreativität bestimmen, wie wir künftig leben werden.

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Die Zukunft gehört den Zuversichtlichen. Und genau ihnen – den Macherinnen und Denkern, den Visionärinnen und Erfndern – ist dieses Heft gewidmet. Und natürlich euch.

LUST AUF ZUKUNFT EDITORIAL INNOVATOR 3

STOLLEFRANKSANSONE,CATERINAPROPOSTO,DELFEDERICACOVER:

CONTRIBUTORS

DelFedericaProposto ist eine preisgekrönte italienische Illustratorin, Cartoonistin und bildende Künstlerin, die in Rom lebt. Ihr von Pop-Art beeinflusster Stil hat bereits die Seiten von «The Wall Street Journal», «The New York Times» und «Financial Times» geziert und wird die Olympischen Spiele 2024 in Paris in Szene setzen. – So wie unser aktuelles COVER

Viel Vergnügen und Zuversicht beim Lesen des neuen The Red Bulletin Innovator! Pauline Krätzig ist für das Interview mit den beiden Gründern des Schweizer Start-ups Synhelion mit dem Zug angereist. In Jülich, wo die Schweizer Kerosin aus Sonnen energie herstellen, hat sie sich für uns erklären lassen, wie wir in nicht allzu ferner Zukunft nach haltig fliegen könnten.

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BMW iX M60, 455 kW (619 PS), 24,5 kWh/100 km, 0 g CO2/km, Energieeffizienzkategorie A. Barkaufpreis CHF 161 180.–.

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Wohnen61 Kerosin aus Sonne Nachhaltiger Flugkraftstoff von Synhelion, mit gutem KlimaGewissen reisen dank TeamClimate und im Camper von myvanture einmal um die Welt. AB SEITE Reisen25

SPECIAL

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Fleisch ohne Tiere Die besten Alternativen zu Fleisch und die spannendsten neuen Lebensmittel technologien. Plus: Denkanstösse zu einer nachhaltigeren Ernährung.

SuchmaschineGrüne Die BäumeEcosiaÖko-Suchmaschinehat100Millionengepflanzt.

Wie wir mit unserem Erfndungsreichtum die Welt retten und dabei auch noch Spass haben.

Die Herbst­Events Vom Swiss Innovation Forum bis zu immersiven ArtTech Spaces – hier geht es rund. 96 Insider Tipp Philipp Westermeyer teilt mit uns, warum Firmen in Zukunft besonders kreativ sein müssen.

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22 Kork statt Leder Volvo verzichtet künftig auf Leder und hat ein eigenes Material dafür entwickelt.

Das AutoklimaneutralederZukunft Bis 2030 will Polestar ein komplett klimaneutrales Auto bauen. 16 Küche & Kraftwerk Das beliebte Gourmet lokal Steirereck macht sich energieautark.

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Enorm erneuert Nachhaltiger einkaufen mit Refurbed, Laufschuhsohlen aus Kohlenstoffmonoxid von On und was die Schweizerinnen und Schweizer am liebsten aus zweiter Hand kaufen.

AB SEITE

INNOVATOR

Die Sonnenfänger Swimsol bringt Solar anlagen auf den Malediven zum Schwimmen.

BULLEVARDINHALT

AB SEITE Essen77 Kleine grosse Häuser Leben in Tiny Houses von Wohn wagon, Gemeinschaftsbüros inmitten der Natur von Emma Wanderer, Häuser aus gesunden Materialien –und Tipps zum besseren Wohnen.

20 Im waschgangSeelenIn Australien bringen Vans voller ObdachloseWaschmaschinenzusammen.

GUIDE 92 fürInnovationdieGesundheit Der Health Innovation Hub des Unispitals Zürich fördert Start-ups im medizinischen Bereich.

Kreislaufwirtschaft

94 Die StangeFitmacherBiohacker Andreas Breitfeld zeigt uns, wie wir unser Workout aufs nächste Level bringen.

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AB SEITE Kaufen43

Zukunft in ihrer schönsten Form. Der rein elektrische Audi RS e-tron GT. Audi RS e-tron GT, 598 PS, 24,2 kWh/100 km, 0 g CO₂/km, Kat. AFuture is an attitude

Staffel 4 Wie Neustart?geht

INNOVATOR FUTUR E - CODE

Space Die Kleidung, die im All wärmt All inclusive! Die Brüder Nick und Steve Tidball produzieren Outfits für das Leben im All. Wie und warum, erklären sie im spacigen Video. INNOVATOR Sessions –zu hören auf allen gängigen Podcast Plattformen Gute Technik, gute Tipps und gutes Leben: Handy-Cam einfach über die gelben Kästchen halten –und schon geht’s online zurück in die Zukunft!

Begleite Laura Larsson (Bild oben) auf ihrer Suche nach Antworten auf die spannenden Fragen: Was ist eigentlich Kreativität? Und – wie werde ich kreativ?

PODCAST

Tra∞c Das Taxi, das auch Flügel hat Pionier Andreas Fürlinger spricht über seine Ver kehrs-Vision, den Jung fernflug seines Lufttaxis und seine Rolle als Startup-Underdog. Health Gadgets, die gesund machen Wir begleiteten Andreas Breitfeld auf den Health Optimisation Summit beim Testen Gesundheits-Gadgetsneuer –und hörten zu, wenn er mit Experten plaudert.

gründungUnternehmensimNamenderNachhaltigkeit.Staffel3Wie geht kreativ?

Staffel 5 (ab Oktober) Wie geht öko? Was bedeutet Kreislaufwirtschaft? Wie nachhaltig kann man wirklich leben? Autorin Nina Dias da Silva geht diesen Fragen auf den Grund.

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POOLCONTENTBULLKRAMER/REDNIKA

VIDEOS

Für alle, die den Event im Juli verpasst haben: ChefTreff Founder Henni Kalinowski im Talk mit den wichtigsten Keynote Speakern: So gelingt

Digimoji #05, Kabelrolle digitec.ch

WELCHE FLU¨U¨U¨GEL DU¨RFEN‘S SEIN?

BULLEVARD

Weltbessereeinefür INNOVATOR INNOVATOR 11 IMAGESGETTY

Teamarbeit: Ecosia arbeitet mit Partnern auf der ganzen Welt. Insgesamt wurden bereits an 13.000 Orten Bäume gepflanzt. Mit ein paar Mausklicks die Welt verbessern? Geht! Die ökologische Suchmaschine Ecosia pflanzt mit ihren Gewinnen Bäume. Ein Besuch bei den neuen Waldmachern. INTERNET

Gewinne komplett in Lösun gen für die Klimakrise zu investieren, und das sind: Bäume. Bäume speichern CO², stabilisieren den Wasserhaus halt, sind Einnahmequelle für ganze Gemeinden – und wer den trotzdem abgeholzt, als gäbe es kein Morgen. Weltweit werden im Jahr etwa 13 Millionen Hektar Wald gerodet.

Bullevard

grün!dichGoogle1 12 INNOVATOR STOCKADOBEMCMILLAN,THOMASSHANE MITTERERJOHANNES

E s war Google, der Mega Internetkonzern, der Christian Kroll, 38, dazu anregte, eine eigene Suchmaschine zu bauen. Als Student hatte er eine Vergleichswebsite für Onlinebroker betrieben. «Ich hab damit ein bisschen Geld verdient», erinnert sich Kroll, «aber das meiste Geld hat Google lukriert, weil ich dort Werbung bezahlen musste.» Suchmaschinen, bemerkte er, sind ein hochproftables Geschäft. So kam Kroll auf die Idee, Ecosia zu gründen. Zeit zu handeln Profte bedeuten Kroll aller dings nicht viel. Der Fort bestand unserer Erde ist ihm wichtiger. «Wir sind an einem Punkt, an dem jede Organisation einen maximalen Bei trag leisten muss, um unseren Planeten zu retten», sagt er. «Nur klimaneutral zu sein reicht nicht mehr.» Deswegen hat er entschieden, Ecosias

Ecosia unterstützt Baumprojekte in mehr als 35 Ländern und hat bereits über 900 verschiedene Baumarten ausgesetzt.

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Ecosia ist eine der meistgenutzten Suchmaschinen in Deutschland – und eine der diskretesten: Sie sam melt keine Nutzerdaten. DIE EMPFIEHLTREDAKTION Warum nicht selbst einen Baum pflanzen? Samen gibt es für wenig Geld im Handel. Ungeduldige können auch direkt einen Baum kaufen. Und wer kein Grundstück hat, kann einen PrimaklimaOrganisationenspenden.wiepflanzen ihn für ein paar Franken.

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Neuer Algorithmus Christian Krolls Suchmaschine Ecosia funktioniert so: Der Nutzer gibt eine Frage ein. Die Suchergebnisse und auch die Werbung, die ihm darauf hin angezeigt werden, liefert Microsofts Suchmaschine Bing. «Einen eigenen Algorithmus zu entwickeln hätte Milliarden gekostet», sagt Kroll, «die hatte ich leider nicht.» Klickt nun jemand auf so eine Werbung, bekommt Microsoft Geld, das es zum grossen Teil an Ecosia weiter leitet. Die Gewinne gibt Ecosia zu 80 Prozent an Baumpfanz projekte auf der ganzen Welt weiter. 153 Millionen Bäume wurden damit bis heute ge pfanzt. Der Rest des Gewinns geht in erneuerbare Energien. Privatsache Ecosia unterscheidet sich aber noch in anderen Punkten von Google. Zum Beispiel sammelt man keine Nutzerdaten. Und Unternehmen, die besonders viele fossile Rohstoffe verbrennen, werden mit einem qualmenden Schornstein mar kiert. Sehr grüne Unterneh men bekommen dagegen ein grünes Blatt. «Suchmaschinen bestimmen, wer Aufmerksamkeit bekommt, und sind die Basis für viele Entscheidun gen», sagt Kroll. Und wenn Ecosia damit dazu beiträgt, dass diese Entscheidungen helfen, das Klima zu retten, gewinnen am Ende alle. ecosia.org Christian Kroll gründete 2009 Ecosia. Der Name entspringt übrigens den beiden Wörtern «Eco» und «Utopia».

Die lückenlose Einsehbarkeit von CO² Emissionen und die Verwendung von Risiko materialien wie Kobalt oder Lithium sind zentral, um den Konsumenten klare Daten zur Kaufentscheidung zu liefern.

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Das Chassis des O² ist aus verschiedenen Aluminiumsorten hergestellt, die wegen ihrer Steifigkeit ein dynamisches Fahrerlebnis ermöglichen. Die unterschiedlichen Materialien sind gekennzeichnet, sodass das Aluminium effektiv recycelt werden kann.

Schon heute weist Polestar über eine Lebenszyklus Ana lyse die Werte des Polestar 2 aus und wird das bei den weiteren Modellen ihres Port folios fortsetzen. CEO Thomas Ingenlath: «Konsumenten sind die grösste Antriebskraft auf dem Weg in eine umwelt schonende Wirtschaft. Sie benötigen wahre Messwerte, um ethische und gut infor mierte Entscheidungen tref fen zu können.»

Der Polestar O² Electric Roadster Concept soll zeigen, dass ein elektrischer Sport wagen nachhaltig sein kann, ohne an Schönheit, Qualität oder Fahrspass zu verlieren.

Bis 2030 will der PlanungaufkomplettAutomobilherstellerschwedischePolestareinklimaneutralesFahrzeugdenMarktbringenvonderbiszurAnlieferung.

AUTOMOBIL neutralitätfürLeitsternKlima­

N achhaltigkeit steht zur zeit ganz oben auf der Prio ritätenliste jedes Unterneh mens. Fast könnte man von einem Wettkampf sprechen, in dem es darum geht, wel che Firma umweltbewusster agiert als ihre Konkurrenz. Insofern kann man schon nachvollziehen, dass Green washing (das Anpreisen von sauberen, grünen Produkten und Dienstleistungen, die ei gentlich alles andere als grün und sauber sind) so weit ver breitet ist: Klimawandel und Umweltverschmutzung sind das Problem, und niemand will Teil des Problems sein. Die schwedische Automarke Polestar hat sich vorgenommen, Teil der Lösung zu sein. Vor allem, indem das Unternehmen nicht nur auf hundertprozentige CO² Neutralität setzt, sondern auch auf geschöntenmit,Transparenz.hundertprozentigeDasbeginntdadassesbeiPolestarkeineNachhaltigkeitsberichte gibt, die Kundinnen und Kunden in gutem Gewis sen wiegen sollen. fürCO²-MesswertedenKaufentscheid

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SCHREYERSIMON

In diesem Sinne peilt das Unternehmen den «plus 1,5 °C» Weg in die Zukunft an – statt des «plus 2 °C» Ziels. Letzteres ist das Ziel der inter nationalen Klimapolitik, die globale Erwärmung auf weni ger als zwei Grad Celsius bis zum Jahr 2100 zu begrenzen.

Das Interieur des O² wird ebenfalls aus nur einem Material hergestellt: hoch recycelbarem Thermoplastik. greenstyle/weissearena.com/unternehmen/

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Polestar hilft der Weissen Arena Gruppe, ihr BereichsparpotenzialEnergieimMobilitätauszuschöpfen.

DIE EMPFIEHLTREDAKTION

Hat man zu Hause oder auf der Arbeit keinen Zugang zu einem Ladeplatz, heisst es nicht, dass man kein E-Auto fahren kann. Mittler weile gibt es in der Schweiz mehr als 2000 öffentliche Stromtankstellen.Laax

LAAX POLESTAR+ Gemeinsam mit dem PremiumPartner Weisse Arena Gruppe Laax möchte Polestar das The ma Nachhaltigkeit auch in der Schweiz gross auf den Tisch bringen. Parallel zu Polestar hat sich Laax das Ziel gesetzt, die erste selbstversorgende alpine Destination der Welt zu werden und seinen gesamten Energiebedarf durch regionale, zu 100 Prozent erneuerbare Energien abzudecken. ShuttleServices und Food-Deliverys werden seit vergangenem Winter elektrisch durch geführt. Markus Wolf, CEO Weisse Arena Gruppe: «Bei der Elektrifizierung der Mobilität liegt ein aufgeladenSolarstromsiewerden,nalenemissionsfreibetriebeneAusserdemalszentfahrzeugeEnergiesparpotenzial.grossesElektrosparenrund60ProEnergieauf100KilometergleichwertigeVerbrenner.könnenbatterieElektrofahrzeugemitderregioBergsonnebetriebenbeispielsweiseindemdurchüberschüssigenvonGebäudenwerden.»

Bis 2030 soll jegliches CO² verschwinden Und statt Kompensationen für seine Emissionen zu zahlen, fokussiert Polestar auf deren maximale Verminderung. «Ein klimaneutrales Fahrzeug, cradle to gate, also von der Planung bis zur Auslieferung, ist eine spannende, aber auch riesige Herausforderung», sagt Sascha Heiniger, Mana ging Director von Polestar Schweiz. «Entlang der gesam ten Wertschöpfungskette wol len wir bis 2030 jegliches CO² eliminieren. Das heisst auch, dass unsere Zulieferer CO² neutral werden müssen.» sustainability/polestar.com/de-ch/

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STROM KraftwerkKücheZwischenund

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Das Steirereck kann seinen Strombedarf aber nur des wegen fast gänzlich aus vor Ort erzeugten erneuerbaren Energiequellen decken, weil diese effzient verteilt werden. Vollautomatisch. Die beteilig ten Firmen, u. a. Siemens, TBH Ingenieur GmbH, AEE INTEC, nennen Energy²POG deshalb ein «smartes Gesamtenergie system». Georg Wusser, 36, Projektleiter von Siemens, er

Strom wie frisch gemacht und selbst gekocht! Das österreichische Wirtshaus Steirereck am Pogusch wird bald nahezu energieautark sein. Die Idee dahinter ist ebenso simpel wie smart.

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Mit «Energy²POG» will das Steirereck am Pogusch nachhaltig werden. Dieses moderne Baumhaus ist daher energieautark.

A ls wäre das Steirereck am Pogusch nicht an sich schon einzigartig, wie es sich auf 1059 Höhenmetern an den Alpenpass schmiegt: Das Restaurant gilt als eines der besten Österreichs, viele Zu taten kommen direkt aus dem eigenen Gewächshaus. Die Hotelgäste schlafen mit Blick auf das Tal ein, mitten in der Natur in Baum- oder Glas häusern und ehemaligen Jagd hütten. Und schon bald ist auch die Energiegewinnung aufDasHaubenniveau!Projektdahinter heisst Energy²POG und hat das Potenzial, nicht nur die Gastronomie und Hotellerie zu verändern, sondern ganze Dörfer und Städte. Energieautark zu sein be deutet Unabhängigkeit in der Energieversorgung. Beim Steirereck ist die Basis dafür eine Kombination aus Photo voltaik, Solarthermie sowie einer Hackgut- und Biomasse anlage, in der Holz aus der Region verheizt wird. Um Schwankungen auszuglei chen, gibt es einen Energie speicher. Futuristisch schaut das Ganze auch noch aus!

Das Projekt soll aber auch noch ganz Grosses bewirken, mit erhoffter Strahlwirkung weit über die Grenzen der Steiermark hinaus. Gästen aus internationaler Politik, Wirt schaft und Wissenschaft sollen das Projekt sowie die Daten aus dem laufenden Betrieb auf einem HotelsProzentnahegebrachtEnergielehrpfadwerden.ZwischenvierundsechsderGesamtkostenvonundRestaurantsentfal

klärt das so: «Wir verschieben Energie zwischen den Gebäu den – und nur dorthin, wo sie wirklich gebraucht wird.»

Das beginnt im Kleinen: Wenn etwa Brot im Ofen gebacken wird, fiesst die Ab wärme nicht in die Luft ab, sondern zurück in den Wärmezwischenspeicher. Wusser: «Es geht darum, immer das Maximum herauszuholen.»

narischsorgenSeineGaultwurdeÖsterreicher2016von&Millauals«KochdesJahrzehnts»tituliert.RestaurantsnichtnurkulifürAufsehen.

DIE EMPFIEHLTREDAKTION

Wer auch im Alltag nach haltig essen möchte, kann mit der App «Too Good To Go» köstliches über schüssiges Essen retten.MARIJA-MKANIZAJSTUKHARD,CATHRINE HOGGERMARTIN

Der

REITBAUERHEINZ

len auf den Energieverbrauch, der Gebäudesektor insgesamt ist für über ein Drittel imverwirklichtgutkönntenProjektebeinaheImmerhineinWusserLeuchtturmprojekt,mithäuserninnachbarenVersorgungthermischermitlebtauchantwortlich.TreibhausgasemissionenallerverDeshalbistaberdasPotenzialimmens.DasProjektEnergy²POGvor,wieesgehenkann:Niedrigstenergiestandard,undelektrischerauserneuer­EnergieträgernsowiehaltigerPfanzenzuchtgebäudeintegriertenGlas­zurSelbstversorgungNahrungsmitteln.DerPoguschistbishereindochfüristesganzallgemeinModellfürdieZukunft.seiderPoguschwieeinkleinesDorf.wieEnergy²POGdaherkünftigauchingrösserenKontextenwerden.SowieKraftwerkSteirereck! steirereck.at

lokal

Grüner Leuchtturm

Gäste

Die des Steirerecks können sogar direkt im Glashaus in zehn Kabanen Imübernachten.Glashauswächst heran, was im Restaurant nebenan verkocht wird – und nachhaltig.

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Swimsol baut schwimmende Solaranlagen. Damit macht das österreichische Unternehmen die Energieversorgung auf Tropen inseln nachhaltig.

Die Versiegelung,sollenSolarpaneeleschwimmendenSolarSea30JahrelangaufdemOzeangegenWindundWetterbestehen.RoofSolar-SonnenkollektorenhabeneinediespeziellfürtropischeLänderentwickeltwurde.

D ie Malediven, tropisches Paradies im Indischen Ozean, Heimat von über 500.000 Menschen und gesegnet mit über 2700 Sonnenstunden pro Jahr. Zum Vergleich: Deutschland und die Schweiz haben derer circa 1630 pro Jahr, Österreich ungefähr 1900. Die Sonne lockt jedes Jahr über eine halbe Million Touristen in den südasiatischen Inselstaat. Auf den 1196 Inseln wird sie allerdings noch wenig genutzt. Millionen Liter von Treibstoff werden aktuell in kleinen, KaprunPumpvielzu600umGeneratorenineffzientenverbrannt,dieInselweltmitüberGigawattstundenStromversorgen(dasistetwasowiedasösterreichischespeicherkraftwerkjährlichproduziert).

Im Indischen Ozean scheint die Sonne über 2700 Stunden im Jahr. Trotzdem wird Strom aktuell meist noch mit Diesel erzeugt.

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SONNENSTROM Der Schein, der trügtniemals

SOLARSEA heissen resilientderSolarschwimmendendiekollektorenFirmaSwimsolausWien.SiesindgegenSalz,WindundWetter. 4

Platzmangel Im Jahresschnitt scheint die Sonne auf den Malediven neun Stunden am Tag – perfekt, um Solarstrom zu produzieren. Doch dafür ist noch etwas anderes nötig: Platz, um Sonnenkollektoren aufzustellen. Da von den Inseln aber nur wenige grösser als einen Quadratkilometer sind, geschah das bisher kaum. Warum also nicht Sonnen kollektoren entwickeln, die wie Inseln in den Lagunen der Malediven schwimmen? Das dachten sich Martin und Wolfgang Putschek 2009 nach einem Besuch auf den Malediven – und gründeten die Firma Swimsol in Wien. Vier Jahre lang entwickelte das österreichische Unternehmen daraufhin zusammen mit der Technischen Universi tät Wien und dem deutschen Fraunhofer Institut Solarplattformen. 30 Jahre lang sollten sie halten. Das bedeu tet, sie müssen auch 30 Jahre lang die Wellen tropischer Lagunen, die Strömungen und Gezeiten, die extreme UV Strahlung und die hohe Feuchtigkeit aushalten.

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Meer«DiegiedenLebensqualitätsoMenschenDieselpreiseAuchnurerläutertSwimsolderbiologezuabhängigkeit«UnserSolaranlagen.Zielist,dieDiesel­derMaledivenbeenden»,sagtMeeres­VaidotasKirsys,seitsiebenJahrenfürarbeitet.Dennso,er,würdemannichtdieKlimakrisebekämpfen.dieSchwankungenderkönntendenvorOrtnichtmehrstarkschaden.DennihreisthäufganDieselpreisgebunden.SwimsolwillseineIdeeaufdieMegacitysSüdostasiensausweiten,alsoüberalldort,woPlatzknappistundEnergebrauchtwird.Kirsys:Möglichkeitenaufdemsindfastendlos.»

Nach etlichen Computersimulationen, Tests und Versuchen brachte Swimsol im Jahr 2014 die weltweit ersten schwimmenden Solar anlagen für das Meer auf den Markt: SolarSea. Die Solar paneele werden von einer durchlässigen Metallkonstruktion gehalten, die auf der Meeresoberfäche schwimmt. So scheinen die Solarpaneele zwei Meter über dem Meer zu schweben.Swimsolbietet auch die Anbindung der Solaranlagen mit Microgrids. Seit kurzem bietet Swimsol noch ein wei teres Produkt namens Roof Solar an. Für diese Solarkol lektoren fürs Dach wurde eine spezielle Versiegelung entwi ckelt, die Wind und Wetter in tropischen Ländern über drei Jahrzehnte lang standhalten kann. Mit über 50 Mitarbei tern und mehreren fertig angeschlossenen Projekten auf den Malediven ist die österreichische Firma globa ler Marktführer bei marinen Offshore

EMPFIEHLTDIEswimsol.comREDAKTION Auf der Website Global Solar Atlas kann man das Potenzial von Solarenergie für alle Regionen der Welt vorgelagert.MinikraftwerkeschwimmendeSonneninselnwerdenMalediven:PatchworkDasglobalsolaratlas.infoSpannendsondieren.undnützlich!paradiesischederNundenkleinen

WOLFBENJAMINSWIMSOL.COM

Die zwei Freunde Nic Marchesi und Lucas Patchett haben 2014 begonnen, mit einem Waschmaschinen-Bus durch Australien zu touren. D ie Maslowsche Bedürfnispyramide veranschaulicht, was ein Mensch benötigt, um ein glückliches und funktionierendes Mitglied der Gesellschaft zu sein. Die erste Ebene umfasst unsere Grund bedürfnisse wie Unterkunft, Nahrung, Kleidung und Ge sundheit. Gleich danach kom men unsere emotionalen Be dürfnisse, darunter Liebe und Zugehörigkeit, persönliches Potenzial und Selbstverwirklichung sowie Würde, Leistung und vonPlatz,Zugehörigkeitscheneinenleistung,nurWäscheservicezuWäscheservicedenhatundMischungEbendieseUnabhängigkeit.elementareausgrundlegendenemotionalenBedürfnissenOrangeSkyinspiriert,weltweiterstenmobilenfürObdachloseinitiieren.DerkostenloseistdabeinichteinegrundlegendeDienstsondernschafftauchRaum,indemMeneineGemeinschaftundfnden–einenwosiehingehören.OrangeSkywurde2014zweidamals20jährigen

zwei junge Australier

SOZIALE UNTERNEHMER Im Seelen 5waschgang20 INNOVATOR

Während die Menschen auf ihre Wäsche plaudernwarten,sieoft mit den Freiwilligen von Orange Sky oder miteinander.

Freunden, Nic Marchesi und Lucas Patchett, in Australien gegründet. Die Grundidee ist simpel: Die beiden Australier fahren mit VW Bussen und Mercedes Sprintern – aus gestattet mit Waschmaschi nen, Trocknern, Duschen, Wassertanks, Generatoren und Pumpen – durch lokale Parks und bieten benutzenleben,nenSpendendasReinigungsdienstekostenlosean.DaProjektvollständigdurchfinanziertwird,könalle,dieaufderStraßedieWaschmaschinenundeinewarme

daraus

Mit Anfang 20 gingen mit zwei Waschmaschinen Jahre später hat sich ein Projekt für sozialen Zusammenhalt entwickelt.

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auf Tour. Acht

Orange Sky hat mehr als 1,9 Millionen Kilo saubere Wäsche, 20.000 ermöglicht.Gespräche330.000DuschenwarmeundStunden

20000 Duschen Acht Jahre später ist Orange Sky auf ein Team von über 2000 Freiwilligen in ganz Australien und Neuseeland angewachsen, hat mehr als 1,9 Millionen Kilogramm Wäsche kostenlos gewaschen und 20.000 Duschen ange boten. Positiver Nebeneffekt: Während des Waschgangs setzen sich die Menschen auf die orangefarbenen Stühle vor den Transportern – und unter halten sich ganz ungezwungen über Alltägliches: Mehr als 330.000 Plauderstündchen kamen bislang zusammen. Die Gespräche, die jeden Tag vor den Orange-Sky-Wagen stattfnden, können darauf abzielen, jemandem in einer schwierigen Situation zu helfen, aber oft sind sie auch einfach nur ein netter Aus tausch. «Es geht nicht darum, etwas zu predigen, zu lehren oder zu reparieren, sondern einfach nur darum, eine echte Verbindung herzustellen», sagt Marchesi. «Bei den Ge sprächen kann es ums Wetter oder um Sport gehen, aber auch darum, was man am Wochenende gemacht hat.» Die nächsten Schritte? «Das Trocknen von Wäsche verbraucht viel Energie. Wir wollen schon bald einen eigens entwickelten Trockner anbieten, der die Umwelt weniger belastet und gleich zeitig zuverlässiger ist», so Marchesi. Schmutzwäsche waschen war gestern – nun wird auch das Gewissen rein. orangesky.org.au Die Mitarbeiter von Orange Sky sind vor allem eines –einfühlsame Zuhörer und gute Gesprächs partner.

DIE EMPFIEHLTREDAKTION

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In den Lebensrealität.eineundinklusiveangebotenderMenschen,Stadttouren,gibteuropäischenmeistenStädtenesmittlerweiledievondieaufStrasselebten,werden–GesprächenEinblickeninganzeigene

INNOVATOR 21 BOYDLOUBYFORDJOSEPH

Orange Sky betreibt 33 mobile Wäscherei- und Duschdienste in Australien und Neuseeland, mit über 2000 freiwilligen Helfern. Dusche nehmen. «Die Leute hielten uns für verrückt, als wir unsere ersten Liefer wagen mit zwei alten Wasch maschinen ausstatteten und auf öffentlichen Plätzen und in Parks in Brisbane parkten», erinnert sich Marchesi. «Aber wir hatten das Gefühl, dass wir etwas tun, was das Poten zial hatte, Menschen wirklich zu helfen.»

In zwei bis fünf Wochen ist ein Van umgebaut, dann können 40 Kilo Wäsche pro Stunde gewaschen und getrocknet werden.

D ie schwedische Automarke Volvo ist bekannt für ihre behaglichen Interieurs, in denen bislang Leder als Material für Sitzbezüge und Lenkräder vorherrschte. Doch wieso Leder, wenn es auch ganz untierisch geht? «Als progressiver Automo bilhersteller müssen wir uns mit allen Bereichen der Nach haltigkeit befassen, nicht nur mit CO² Emissionen», erklärt Stuart Templar, bei Volvo weltweit für Nachhaltigkeit zuständig. «Eine verantwor tungsvolle Beschaffung, auch unter Achtung des Tierschut zes, ist ein wichtiger Teil die ser Arbeit. In unseren Elektro autos auf Leder zu verzichten ist ein guter nächster Schritt.» Deshalb hat Volvo für das Interieur Nordico entwickelt. Es besteht aus Textilien, die aus recycelten Materialien wie PET Flaschen, biobasier tem Material aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern in Schweden und Finnland so wie aus recycelten Korken aus der Weinindustrie hergestellt werden.Nordico hat einen deutlich geringeren CO² Fussabdruck (2,4 kg/m²) im Vergleich zu anderen Materialien, nämlich 74 % weniger als jener von Leder und 27 % weniger als jener von Vinylmaterialien.fossilbasierten

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AUTOMOBIL

STATTKORKENTIERHAUT Für das Interieur seiner Elektroautos hat Volvo Nordico entwickelt. Das Material wird aus recycelten Materialien wie PET Flaschen oder Weinkorken hergestellt und hat einen um 74 % geringeren CO² Fussabdruck als Leder.

Der schwedische Automobilhersteller Volvo verzichtet künftig auf Lederinterieurs und hat stattdessen eigens ein nachhaltiges Material entwickelt: Nordico.

Im Volvo Concept Recharge wurde das Material Nordico zum ersten Mal vorgestellt.

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Weitere Initiativen folgen Nordico wird für die Rücksitze, die Kopfstützen sowie das Lenkrad und die Kofferraumauskleidung verwendet. Das Lenkrad besteht aus Flachs. Neben dem geschmeidigen Nordico werden Tencel Fasern, ein Flachs

Das Auto, das Ledervomzieht

SCHREYERSIMONIMAGESGETTYVOLVO,

INNOVATOR verbund, sowie schwedische Wolle zurückgeben.»einsteigenindieHerstellungweitendieserbesteht«DieChefdesignerrecycelterhaltiger,bestehtwollen.lederfrei2022VolvoDenohneautosausschliesslichzeugeFamiliedasInvolleWeitereverwendet.verantwortungsInitiativensollenfolgen:dennächstenJahrenbautUnternehmenseinevollelektrischerFahraus:Ab2030werdenreineElektro­angeboten,diealleLederauskommen.AnfangmachtderneueC40Recharge,dernochalserstesVolvoModellaufdieStrasserollt.«Wirwissen,wowirhin­DerersteSchrittinderNutzungnach­natürlicherundMaterialien»,soRobinPage.nächsteHerausforderungdarin,dieVerwendungMaterialienauszu­–zumBeispielfürdievonAutoteilen,entwederewighalten,dieKreislaufwirtschaftoderRessourcen volvocars.com Robin Page, Chefdesigner bei Volvo: «Wir wissen, wo wir hinwollen. Der erste Schritt besteht in der Nutzung strategiederRechargewieDerLenkradunterRechargeImternatürlichernachhaltiger,undrecycelMaterialien.»VolvoConceptwirdNordicoanderemfürdaseingesetzt.VerzichtaufLederimVolvoConceptistTeilNachhaltigkeits­vonVolvo. DIE EMPFIEHLTREDAKTION Auch in der Modewelt setzen viele Labels auf Kork statt Echtleder. Korkleder wird aus der abergeschält,Tierhaut.sogewonnenKorkeichenrindeundistgenaustrapazierfähigwieDerBaumwirdnimmtdabeikeinenSchaden.AlsprogressiverAutoherstellerwillsichVolvomitallenBereichenderNach­haltigkeitbefassen,nichtnurmitdenCO²Emissionen. INNOVATOR 23

Main-Partner Jetzt anmelden WWW.SWISS-INNOVATION.COM Sc hw eiz er isc he E d g eno ss en sch af t C onf éd é r at io n s u iss e C onf ed e r a zio ne S vizz er a C onf ed e r a ziu n svizr a Innosuisse – Schweizerische Agentur für Innovationsförderung DOSE INSPIRATIONOF Mit kreativen Köpfen neue Visionen und Ideen entwickeln. Am 23. November 2022 in Basel Sei auch du mit dabei.

Ferien machen, die Welt sehen – und zwar so, dass auch sie ein wenig Urlaub hat. Die besten Tipps, der sonnigste Sprit. Und ein Fussabdruck im Sand, nicht in der Ökologie.

SEITE 40 Damit du nicht auf der Strasse stehst: Die cools ten Camping-Vans kannst du jetzt abonnieren.

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Reisen

PROPOSTODELFEDERICA

SEITE 41 Die Langsamkeit des Seins: Eine Expertin er klärt, wie Slow Travel deine Erholung beschleunigt. SEITE 28 Ökonomie-Class! Du schwebst in den Urlaub –und auch dein Flugzeug tankt Sonne (statt Kerosin). SEITE 36 Ja, du darfst! Du fliegst –und bleibst klimaneutral. Denn für jede Meile wächst ein Bäumchen. SEITE 37 Abonnieren statt kaufen: So kann man weniger Auto fahren, ohne ganz darauf zu verzichten! SEITE 38 Lounge statt Tankstelle: Wer sein E-Auto hier lädt, bekommt nicht nur Strom, sondern auch Stil.

Mit dem Zug zu reisen zulicherklimafreund­dreissigmalistalsfliegen. Facts & Figures REISEN— Ein einziges modernes Containerschiff transportiert dreimal so viele Güter wie die gesamte englische Flotte im Jahr 1582. Elektromobilität revolutioniert unsere Städte. Das ist auch nötig: Noch ist der Transportsektor global für 36 % des Energieverbrauchs und 25 % des CO² verantwortlich. ¹⁄³ DES BODENSBEBAUTENMENSCHENVON sind häfennen,Parkplätze,Strassen,flächenVerkehrs­–alsoBrücken,SchieBahnhöfe,FlugoderHäfen. 75 % der Schweizerinnen und Schweizer haben im Jahr 2020 zu mindest eine private Reise gemacht. TRANSPORTEWAREN­ALLER in der EU finden auf Strassen statt. Dabei sind ein Drittel aller Lkw Fahrten Leerfahrten, also ohne Fracht. 75 % 290:1 So viel mehr Platz braucht ein durchschnittlichPkw in der Stadt im Vergleich zu einem Fussgänger.* * Das inkludiert Standflächen, Strassen, Parkplätze sowie Trottoirs. 26 INNOVATOR

1,5 MILLIONEN FASS So viel Öl sparen E-Fahrzeuge (EV) mittlerweile jeden Tag weltweit –das ist sechsmal mehr, als die Schweiz täglich an Erdöl verbraucht. Global gibt es mittlerweile über 17,4 Millionen Elektroautos. Allein im Jahr 2021 wurden über 6,6 Millionen neue EV zugelassen. 50 % davon in China, 35 % in Europa.

Sommer lang mit der Bahn in alle 25 europäischen Länder reisen. 3.730 10-mal weniger Platz als ein Auto braucht ein Fahrrad pro Person und Tag; Strassenbahnen und Busse brauchen bis zu 100-mal weniger Fläche als Autos. 3.730 kg 3.730 kg

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COKILOGRAMM²PROKOPF zeigte die Emissionsbilanz der Schweizer im Jahr 2020 – ein Drittel weniger als noch vor einem Jahrzehnt. Allerdings betragen die so genannten «grauen Emissi onen» – also inklusive Emis sionen von importierten Produkten und Rohstoffen – über 13 Tonnen pro Kopf.

PROPOSTODELFEDERICAWOLFBENJAMINSTOCKADOBE

Im Jahr 1582 konnte die gesamte englische Flotte mit alles in allem 16.000 See leuten 22eineran200.000transportiert«OOCLteimtransportieren.TonneninsgesamtBesatzung68.000anGüternDasJahr2017getaufContainerschiffHongKong»alleinTonnenFracht–mitCrewvonMenschen.

Für das einzigenCFlugs von Zürich nach London könnte man einen ganzen

EIN KÖNIGREICH FÜR SCHIFFCONTAINEREIN-

TREIBSTOFF tanken!SonneeinmalBitte TEXT Pauline Luisa Krätzig Reisen Können spanische Sonne und Schweizer Erfindergeist das Klima retten? Das Zürcher Start-up Synhelion meint ja –mit Kerosin aus Sonnenenergie. 28 INNOVATOR LTDLINESAIRINTERNATIONALSWISS

Ein Airbus A220 der Swiss: Ab 2023 wird die Schweizer Airline die erste weltweit sein, die mit Solarkerosin von Synhelion fliegt. INNOVATOR 29

Nur: Bündelt man das Sonnenlicht durch Spiegel, wird der Solex Agitator zur tödlichen Superwaffe, die in etwa so funktio niert, wie mit einer Lupe Ameisen zu rösten. Mies, aber wirksam.

Hat sich wie sein Kollege der Klimarettung aufPhilippSynhelion-Mitgründerverschrieben:undCEOFurlerbeimRundgangderAnlageinJülich.

Im Jahr 1974 lehrte James Bond die Menschheit, dass nicht nur Atom bomben und Frauen mächtige Waffen sein können, sondern auch die Sonne. «The Man with the Golden Gun» handelt neben den üblichen Sex- und Welteroberungsfantasien von einer neuen Solartechnik, die aus Sonnen energie Strom erzeugt.

Reisen 30

Das Drehbuch des neunten 007Streifens entstand unter dem Schock der Ölkrise, als die Entwicklung alternativer, möglichst autonomer Energiequellen Fahrt aufnahm. Erste Wissenschaftler warnten zeitgleich vor Emissionen, wenngleich noch nicht sicher war, in welche Richtung es abwärtsgehen würde – global warming oder global cooling.

Der Film foppte radikal, einen «grund sätzlichen Mangel an Intelligenz» be scheinigte ihm die «New York Times». Welch ein Fehlurteil: Rein zufällig antizipierte dies eine Technologie, die jetzt, fast fünfzig Jahre später, zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen könnte. Die futuristische Superwaffe dazu entsteht in einer kleinen Kreisstadt in NordrheinWestfalen. Das Schweizer Start-up Synhelion stellt mit der geballten Kraft der Sonne – und in rein fried licher Mission – nachhaltige synthe tische Treibstoffe her. Sonne tanken für Fortgeschrittene. Erst imGianlucaMitgründerdannJazzsaxofonist,Physiker:Synhelion-undCEOAmbrosettiSolarturminJülich.

I

Wir treffen die beiden am Rand von Jülich, auf dem Gelände eines still gelegten Kraftwerks für Solarstrom. Hier richten sie gerade die weltweit erste industrielle Anlage für die Herstellung von Solartreibstoff ein.

Kohle und Sonne Es scheint, Gianluca Ambrosetti und Philipp Furler beweisen, wie prägend die Kindheit ist. Die Gründer und CEOs von Synhelion wuchsen be einfusst von 007 und unter dem Eindruck der Energiekrise auf. «Als ich klein war, hiess es schon: Verbrennung ist schmutzig», erzählt Ambrosetti, der sich wie Furler der Klimarettung verschrieben hat.

INNOVATOR 31 SYNHELION

Dieser Ort im Ruhrpott, zwischen rauchenden Kohlekraftwerken und stillstehenden Windrädern, illustriert die aktuelle Klimapolitik: Obwohl die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger eine der dringendsten globalen Herausfor derungen ist, läuft deren bisherige Umsetzung darauf hinaus, dass sich das Pariser Abkommen in der Hitze selbst entzündet. Zwar stieg etwa der Anteil von Wind und Solarstrom an der globalen elektrischen Energieversorgung 2021 zum ersten Mal über zehn Prozent und hängte damit Atomkraft ab. Dafür verfeuern wir wieder mehr Kohle. Und während es für Strom, Wärme, Industrie und Strassenverkehr klimafreundliche Alternativen gibt, ändert sich im Luftverkehr nur, dass wir in Zukunft mehr statt weniger fiegen werden.

Fliegen, Ferien und Fernweh Bis 2040 wird sich die Anzahl an Passagieren weltweit mehr als verdoppelt haben. Dabei ist Fliegen die klimaschädlichste Art der Fort bewegung. Ein Flug von Deutsch land nach Teneriffa und zurück verursacht Dreck wie ein Jahr Auto fahren (etwa 14.000 km). Freitag zur Klimademo, Samstag im Urlaubs fieger – so weit, so kritisch. Aber eben menschlich: nicht verzichten zu wollen, wenn Ferien und Fernweh winken – nachdem uns zwei Jahre

Pro Passagier brauchen moderne Flugzeuge drei bis acht Liter auf 100 Kilometer –das entspricht etwa dem Verbrauch eines Autos. Allerdings sind die Entfernungen beim Fliegen meist grösser.

Auf der TestanlageIMDEA-Energy-inMóstoles bei Madrid wird Synhelion-Treib stoff in mittelgrossem Um fang entwickelt und getestet. Das Spiegelfeld umfasst tausend Quadratmeter.

3 SONNE MethanolKerosinBenzinDiesel 5 TREIBSTOFFE6TREIBSTOFFwirdverbranntaus der Luft, aus Biomasse oder recyceltes CO² 1 CO² Wasser2H²O 4 SYNGAS H² + CO Reisen 32 INNOVATOR

lang die Decke auf den Kopf gefallen ist. Synhelion will dafür sorgen, dass wir alle in Zukunft entspannt in den Flieger steigen können, ohne dass das schlechte Gewissen einschiesst.

Die Schweizer sind auf dem Luftweg aus Zürich angereist, von Flugscham keine Spur. «Wir wissen ja, dass wir gerade etwas tun, um effzienter und damit nachhaltiger zu fiegen», sagt Furler. Was nun genau? Flüssiges Sonnenlicht Sonne und Luft – that’s it. Daraus stellt Synhelion Treibstoffe her. Was nach Alchemie und Utopie klingt, nennt sich «Sun to Liquid»-Verfahren und funktioniert tatsächlich: 2019 gelang es an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zü rich erstmals, in einer Mini-Raffnerie aus Luft und Sonnenlicht füssigen Kraftstoff, Sustainable Aviation Fuel (SAF), zu gewinnen. Furler war Dok torand im Forschungsteam um Aldo Steinfeld, Professor für erneuerbare Energieträger, und gründete aus dem Pilotprojekt zusammen mit Ambro setti 2016 das Spin-off Synhelion, das nun alle technischen Komponenten, die im kleinen Massstab laufen, schrittweise auf industrielle Grösse skaliert, erst auf einer mittleren Anlage in Spanien, nun auf der Gross anlage in Jülich. Die chemischen Prozesse der Technologie erklären wir an dieser Stelle nicht in allen Einzelheiten (Details siehe Kasten). Nur so viel: Bei der SAF-Produk tion wird CO² aus der Luft verwendet, und bei der Verbrennung des Solar treibstoffs wird nur so viel davon freigesetzt, wie zuvor zur Herstellung nötig war. Synhelion ermöglicht CO² neutrales und beinahe klima neutrales Fliegen.

Verbrennung rückwärts so produziert Synhelion den Solartreibstoff: – Wie funktioniert das? Wenn Treibstoff verbrannt wird, entsteht grösstenteils Kohlenstoffdioxid (CO²), ausserdem Wasserdampf und Hitze. Synhelion macht diesen Prozess zur Herstellung von Sustainable Aviation Fuel (SAF) rückgängig – nimmt 1 CO² und 2 Wasser, erhitzt es mit konzentriertem Sonnenlicht 3 , das durch Spiegelanlagen reflektiert wird, und wandelt es in Treibstoff um. Das sind die 180 Grad, die das Ruder zur Trend wende herumreissen könnten. Das CO² wird zum Beispiel mithilfe der «Carbon Dioxide Air Capture» Technologie der ETH Spin off Schwester Climeworks aus der Luft gefiltert und zusammen mit Wasser (H²O) unter einer Prozess wärme von bis zu 1500 Grad Celsius in 4 Synthesegas umgewandelt. Aus dem Gasgemisch wird mittels eines altbekannten Verfahrens, der Fischer Tropsch Synthese, synthetisches Rohöl gebildet. Daraus lassen sich beliebige flüssige 5 Treibstoffe wie Benzin, Diesel oder Kerosin herstellen. Anschliessend wird der Treibstoff beim Flugverkehr verbrannt, in CO² umgewandelt und wieder in den 6 Kreislauf eingeführt.

Für den Produktionsprozess wol len die Schweizer weder zusätzlich Ressourcen anbauen noch Raubbau betreiben, sondern verwerten, was ohnehin lokal anfällt. «Das Verfahren, CO² in grossen Mengen aus der Luft zu fltern, ist noch in der Ent wicklung und sehr teuer, deshalb könnten wir das Kohlendioxid zum Beispiel Zementwerken abnehmen, deren CO²-Bilanz bekanntlich mise rabel ist. Oder wir verwenden Kohlen stoff, der in Biomasse-Abfällen ent halten ist.» Derzeit verhandeln sie mit einer Papierfabrik über Abfälle. Schrauben an der Energiewende Echter Fortschritt oder oberfäch liches Greenwashing? Die Gründer sind jedenfalls von ihrer Sache über zeugt. Furler und Ambrosetti lotsen Besuch mit geradezu kindlicher Be geisterung in den achten Stock des 60 Meter hohen Solarturms. Dort stehen die Schlüsselinnovationen ihres Unternehmens: etwa der thermische Energiespeicher, der den Reaktor rund um die Uhr, auch nachts und bei Bewölkung, am Laufen hält und damit Unmengen Geld ein spart; und der Solar Receiver, der Sonne und Luft –that’s it. Daraus stellt Synhelion Treibstoff her. Was nach Utopie klingt, nennt sich «Sun to tioniertVerfahrenLiquid»-undfunk-wirklich.

Auf der Testanlage in Móstoles, Spanien, reflektieren die Spiegel das konzentrierte Sonnenlicht auf den Solarturm. Bis 2025 soll in Spanien die erste kommerzielle Anlage in Betrieb gehen.

Solartreibstoffe haben viele Vorteile. «Sie haben dieselben che mischen Eigenschaften wie fossile Energieträger», erklärt Furler. «Das heisst, sie sind mit der bestehenden Infrastruktur kompatibel, eignen sich für klassische Motoren und Trieb werke, Lagerungs- und Transport kapazitäten müssen also nicht neu geschaffen oder umgerüstet werden.»

Ambrosetti geht mit und erhöht: «Solar wärme ist die preiswerteste der erneuerbaren Energiequellen. Sie steht im Gegensatz zu Erdöl prak tisch unerschöpflich zur Verfügung und ist auf jedem Kontinent nutzbar.» Am besten in sonnenreichen Wüsten gebieten, weshalb Synhelion nicht um Ackerland konkurriert.

Der Solar Receiver befindet sich im Solarturm. Dieser absorbiert die Sonnenstrahlen, die das umliegende Spiegelfeld reflektiert.

die Sonnenstrahlen absorbiert, die das umliegende Spiegelfeld refek tiert. Die enorme Hitze, die dabei entsteht und chemische Reaktionen antreibt, war bisher nur mit fossiler Energie erreichbar. «Die heisseste Prozesswärme auf dem Markt!», betont Synhelion gern stolz. «Die Energiewende schaffen wir nicht mit Öko-Apps – nur mit grossen Schrau ben», sagt Ambrosetti und zeigt auf eine davon, in Tennisballgrösse. Solares Kerosin Vielleicht hat es genau dieses Duos bedurft, um dieses Projekt erfolg reich umzusetzen: des Improvisators und des Exakten. Ambrosettis Karriere begann als Jazzsaxofonist, danach studierte er Physik, wollte erst mit Strom arbeiten, kam dann zur Sonne. «Ich habe mir schon mit sieben Jahren einen Ofen gebaut, um Kupfermünzen zu schmelzen.» Furler studierte Maschinenbau und wusste von An fang an, was er will – oder vielmehr,

INNOVATOR 33 HEIDUKMANFRED

Die Fabrik des Verfahren2024IndustriekonsortiumsnorwegischensollinBetriebgehenundab2026jährlichviaPTL-25MillionenLiterE-Fuelsproduzieren.

Das Wort «Impact» fällt heute häu fg – der ist vor allem im Flugverkehr nötig. «Flüssige Treibstoffe beinhal ten 20 bis 60 mal so viel Energie wie Batterien, entsprechend wären die nötigen Akkus für ein Flugzeug riesig und viel zu schwer», erklärt Ambro setti. CO² neutral hergestelltes Kerosin sei aktuell die einzige Chance, den Flugverkehr grüner fortzufahren, sagen Experten. Deshalb legt Synhe lion seinen Fokus auf die Betankung der Aviatik, vor allem auf grosse Maschinen und Langstreckenfüge.

Die Luftfahrt verbraucht jähr lich rund 300 Millionen Tonnen Treibstoff. «Theoretisch könnten wir mit einer Anlage auf der Fläche der Schweiz den gesamten Kerosinbedarf klimafreundlich decken», sagen die Gründer. Theoretisch. Synhelion ver folgt ambitionierte, aber realistische Ziele. «Es braucht Zeit, diese Prototypen zu entwickeln und sie im Zu sammenspiel zu testen», so Ambrosetti. «Wer schnell, aber unsauber arbeitet und dann noch Zahlen und Werte schönt – das holt einen ein.»

CLIMEWORKS4 Das ETH-Spin-off filtert mittels «Carbon Dioxide Air Capture»-Technologie CO² zur Treibstoffsynthese aus der Umgebungsluft. – Wer sonst noch klimafreundlicherKraftstoffe macht Auch andere Technologien gewinnen nachhaltige synthetische Treibstoffe: Das «Power to Liquid»(PTL-)Verfahren nutzt Strom aus erneuerbaren Energien. Bio-Fuels entstehen mit Biomasse aus Abfällen. Vier Vorreiterfirmen.

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BELLADELLAETH/ALESSANDROSYNHELION,

Flugzeuge mit umwelt freundlichen Energien zu betreiben galt bisher als fast unmöglich. Die Aussicht auf Solarsprit verbreitet Hoffnung.

NORSK2E-FUEL

was nicht: «Strom hat mich nie interessiert.» Dass Synhelion die Kraft der Sonne direkt nutzt, nicht zuerst in Strom umwandelt und damit einen energieaufwendigen Prozessschritt überspringt, unterscheidet sie von an deren aufkommenden synthetischen Treibstoffen wie Bio und E Fuels (siehe Kasten rechts). «Die geringere Anzahl an Umwandlungsschritten macht unsere Technologie in der Produktion günstiger und noch nach haltiger», so Furler. Denn jede einzel ne Komponente in einem Prozess hat Einfuss auf die Klimabilanz. Die Verbrennung von solarem Kerosin stösst ausserdem nicht nur deutlich weniger CO² aus als die von fossilem, sondern auch weniger andere anfallende Substanzen wie Stickoxide und Russpartikel, die die meisten Studien zu wenig berück sichtigen. Das Konzept von Synhelion ist weit gedacht. «Wir sind Wissen schaftler, wir suchen Lösungen», sagen sie. Die zwei Brains im Brainergy Park Jülich. Zwei Nerds. «Das ist aber nicht negativ gemeint?» –Nein, Herr Furler, alles andere als das. Nerds sind die neuen Coolen. Vielleicht die Heldinnen und Helden von morgen? Die richtige Mischung Ambrosetti und Furler sind offen sichtlich nicht die Art CEOs, die in einer klimatisierten Chefetage darauf warten, Reibach zu machen. Sie sind nicht gierig, aber auch nicht naiv. «Natürlich muss man mit der Technologie Geld verdienen können», sagt Furler. «Um sich unabhängig fnan zieren zu können, aber auch als An reiz für andere, mit aufzuspringen.»

Und um den Wettbewerb anzuhei zen. «Es ist wichtig, dass es auch andere Player auf dem Markt gibt. Mitstreiter, die diese neuen Technologien vorantreiben. Wir haben keine Zeit für Dogmatismus.» Zum ersten Mal klingt er ernst. Ambrosetti eben falls: «Der Klimawandel ist eine mas sive Challenge, er geht uns alle an. Es gibt keine The-winner-takes-it-allTechnologie in der Energiebranche, es braucht einen Mix, um die Wende zu schaffen, und wir wollen einen Beitrag dazu leisten.»

Das finnische Unternehmen ist derzeit der grösste Produzent von Biodiesel und SAF. Verarbeitet werden unter anderem alte Speiseöle und tierische Fette.

SUNFIRE3

Das Unternehmen aus Dresden erzeugt vor(E-Fuels)ElektrokraftstoffemithilfedesPTL-AnsatzesundstehtkurzderKommerzialisierung.

Think bigger Die gesamte Anlage in Jülich soll ab 2023 in Betrieb gehen, ist für eine Massenproduktion aber zu klein. Dazu herrschen in Jülich an einem sonnigen Tag zwar dieselben Bedingungen wie in der Sahara, es gibt aber zu wenige von diesen Tagen.«Die Anlage muss mindestens 80 Prozent des Jahres betrieben werden, um wirtschaftlich zu sein», so Furler. «Wir konnten die Effzienz steigern und die Produktionskosten minimieren, damit unsere syntheti schen Treibstoffe in Zukunft preislich konkurrenzfähig sind. Jetzt müssen

NESTE1

Eine Solaranlage von einem Quadratkilometer Fläche könnte pro Tag 200.000 Liter Kerosin produzieren. Die Anlage in Jülich ist 80.000 Quadratmeter gross.

Inspiration

Um den Solarturm zirpen Grillen. Am Abend wird das ganze Team grillen. BBQ-Saucen stehen bereit. Ambrosetti hat sein Saxofon dabei. Zukunftsmusik.

Wie alles begann: 2019 gelang es erstmals, mittels Sonnenlicht auf dem Dach der ETH Zürich in einer SustainableMini-RaffinerieAviationFuelzugewinnen.

AufNeutralisierendenWebsites Klimaschutzprojektenvon wie Atmosfair und Primaklima ermittelt man die freigesetzte Treibhausgasmenge seines Flugs und was deren Ausgleich kosten würde.

NiemandUmpackenbraucht fünf Paar Schuhe im Urlaub, und Surf bretter kann man vor Ort aus leihen. Je leichter der Flieger, desto weniger Emissionen.

Über den Wolken 1973 drehten Scheichs dem Westen Gas- und Ölhahn zu. Im Jahr 2022 zeigt der russische Angriffskrieg in der Ukraine einmal mehr, wie abhängig wir von Energielieferanten sind. Nur stehen wir dieses Mal nicht blank da. Synhelion steht noch am Anfang – die Schweizer Airline Swiss will 2023 als erste Fluglinie weltweit mit Solarkerosin abheben, auch die Lufthansa Group ist bei der Markt einführung an Bord. Das mag momentan noch mehr symbolische als ökologische Auswir kungen haben, nichtsdestoweniger: Flugzeuge mit umweltfreundlichen Energien zu betreiben galt bisher als fast unmöglich. Die Aussicht auf Solarsprit verbreitet neue Hoffnung auf eine Versöhnung mit der Natur.

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wir grösser denken.» Vor allem gilt es, neue Standorte für Produktions stätten zu fnden. Die Atacama-Wüste in Chile ist ein Hotspot. Vorerst je doch wird Europa reichen. Bis 2025 soll die erste kommerzielle Anlage in Spanien in Betrieb gehen. Bisher hat Synhelion Unterstützung von privaten Investoren, aber auch aus der Schweizer und deutschen Politik erhalten: Knapp vier Millionen Euro steuerte zum Beispiel das deutsche Ministerium für Wirtschaft und Ener gie 2021 dem Projekt in Jülich bei.

Die Klimadiskussion ist hitzig, trotzdem wollen die wenigsten auf ihren Urlaubs flug verzichten. Wer das ohne schlechtes Gewissen tun will, muss sich noch gedulden, bis CO²-neutrales Kerosin den Markt flutet. Bis dahin lassen sich die Flugscham lindern und der Umweltschaden etwas in Grenzen halten:

JeUmplanenseltener wir fliegen, desto besser – und wenn, dann möglichst nur Langstrecken und für lange Reiseaufent halte statt vieler Kurztrips.

ReGreen, das Unternehmen hinter TeamClimate, wurde 2015, im letzten Schuljahr der Gründer Karim und Christoph, ins Leben gerufen. Die Plattform selbst ist seit August 2020 online und heute eines der grössten Portale zur Berechnung und Kompensation des persönlichen Fussabdrucks. teamclimate.com Das von Wiener Schülern gegründete deineTeamClimateStart-upmachtReiseCO²-neutral.

KLIMANEUTRAL REISEN Dein ReisenwalddenschütztHandyRegen-mit gutem Gewissen Neues entdecken, Freunde und Familie besuchen, die Welt sehen – Mobilität ist ein menschliches Grundbedürfnis. So geht’s nachhaltig.

Die Idee für TeamClimate kam den Gründern Christoph Rebernig (links) und Karim Abdel Baky bereits 2015, als beide noch Schüler waren.

Mit seinen Einnahmen unterstützt TeamClimate unter anderem ein Klimaschutz-Projekt in Peru, wo besserer Waldschutz der Umwelt und der lokalen Bevölkerung hilft.

36 INNOVATOR SIEVERSDAVIDTEAMCLIMATE.COM

ReisenE s gibt Menschen, die sagen, dass der Klimawandel nicht mit dem Smartphone gestoppt wer den kann. Und dann gibt es Pro jekte wie TeamClimate, die mit dem Handy einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Mit einem Klima-Algorithmus näm lich, der es ermöglicht, den per sönlichen CO²-Fussabdruck durch die Unterstützung weltweiter Klimaprojekte auszugleichen und zu verkleinern. Kompensation per Handy Wie das funktioniert? Man schliesst bei TeamClimate ein Abo ab. Dort wird der individuelle ökologische Fussabdruck be rechnet – und durch Spenden an zertifzierte Klimaprojekte in aller Welt ausgeglichen. Dazu wurden Projekte in besonders stark von der Klimakrise betrof fenen Ländern ausgewählt, die so auch für Arbeitsplätze sorgen und die Gesundheit der dort lebenden Menschen verbessern. So fördert TeamClimate – sprich die Schulfreunde Karim Abdel Baky und Christoph Rebernig –die Klimaneutralität. Der Erfolg spricht für das Konzept: Bis heute wurden mit TeamClimate über zehn Millionen Quadratmeter Regenwald geschützt und er neuerbare Energie für knapp 24.000 Haushalte erzeugt.

Das Unternehmen kauft Autos, Reifen und Versicherungsleistun gen in grossen Mengen und prof tiert von starken Rabatten, die di rekt an die Kunden weitergegeben werden. Gleichzeitig gibt es keine Zwischenhändler, dafür aber eine schlanke hochdigitalisierte On line-Organisation. Zur Auswahl stehen alle gängigen Marken und Typen – vom Kleinwagen über SUV und ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit ein grosses Angebot an E-Fahrzeugen. Hat man ein Gefährt gewählt, wird es innerhalb von zwei Wochen über all in der Schweiz vor die Haustür geliefert. Dank der Flexibilität bei den Kilometern und der Laufzeit zahlt man auch immer nur das, was man tatsächlich braucht. Was ist im All-inclusive-Paket enthalten? Alles: Versicherung, Zulassung im Wohnkanton, Steuern, Service und Wartung, Bereifung, Erstvignette und Tankoder Ladekarte. Nur betanken muss man das Fahrzeug selbst. carvolution.ch Seine Vision ist fürE-FahrzeugenüberVomvoninOlivierCarvolution-CEOgeworden:WirklichkeitKoflerderGarageCarvolution.KleinwagenSUVszuistalleetwasdabei.

SCHREYERSIMONDOMENICODIVALERIANO

E s ist gar nicht so einfach, ein Auto zu fnden, das zur Dynamik des eigenen Lebens passt. Denn was, wenn man beschliesst, mehr im Homeoffce zu arbeiten und weniger Auto zu fahren, ohne ganz darauf zu verzichten?

Carvolution hat damit einen Nerv bei den Konsumentinnen und Konsumenten getroffen: Das Auto wird weder gekauft noch gemietet oder geleast, sondern vergleichsweise kostengünstig abonniert.

INNOVATOR 37

Keine Verpflichtungenlangjährigen Das gestattet den Lenkerinnen und Lenkern, das Auto zu einem monatlichen Fixpreis zu fahren und sein Kilometerpaket monat lich selbst anzupassen. Zudem kann man es nur für drei Monate fahren oder bis zu vier Jahren. Ein System, das gut ankommt, wie CEO Olivier Kofler sagt: «Unsere Kundinnen und Kunden schätzen die Einfachheit und Flexibilität sowie unsere niedri gen und transparenten Preise.» Seit seiner Gründung 2018 in Bannwil hat sich das Start-up zur grössten Auto-Abo-Plattform der Schweiz entwickelt und beschäf tigt rund achtzig Mitarbeiterin nen und Mitarbeiter.

Die Gründer um das Schwei zer Start-up Carvolution beschäf tigten sich mit genau diesen Fra gen und setzten 2018 ihre Vision um: Jede und jeder soll einfacher, preiswerter und fexibler als bis her zu «seinem» Auto kommen.

MOBILITÄT Mein Auto im Abo Was, wenn man beschliesst, weniger Auto zu fahren, ohne ganz darauf zu verzich ten? Das Auto-Abo bietet eine Alternative zum teuren Kauf oder Leasing.

Einfache Onlineabwicklung: Mit wenigen Klicks kommt man bei Carvolution zum passenden Auto. Ein Auto muss nicht eine jahrelange Verpflichtung sein, das zeigt uns das Start-up Carvolution.

Reisen 38 INNOVATOR

mitLadenStil

als citynahe Ergänzung für heimische Wallboxes. Das Pilotprojekt in Nürn berg gilt in der Branche schon jetzt als Vorbild: 60 Prozent der Kunden und Kundinnen kamen wieder, im ersten Jahresdrittel 2022 wurden mehr als 3100 Ladevorgänge verzeichnet. Über 50 Prozent der Klientel sind Audi-Fahrer, aber auch E-Modelle anderer Hersteller können in den Als Speicher für die charging hubs dienen gebrauchte Second-LifeBatterien aus vonErprobungsfahrzeugenzerlegtenAudi.

Ein Premium-LadeerlebnisinmittenderStadtundmiteigenerLounge:derAudicharginghub,hierinNürnberg.

Bei Audi kann man sein E-Fahrzeug in Nürnberg und bald auch in Zürich direkt in der Stadt laden. E-MOBILITÄT

Was die globale Erwär mung betrifft, ist es ja ver einfacht gesagt so: Während wöchentlich

genanntenstationenvonsolcherterenBeitragnenDerWirtriebsstrangVerständniswovonfürVertrieb:ständin2050bilitätfastdeutschezeugung.Kalkül,sicherlichquellensichAutomobilherstellersoimmerdieStrassenFuture-DemosFridays-for-durchdieziehen,gebensichmeistenRegierungennochmacht-undratlos.Undsindesimmermehrdieselbst,dieaufalternativeEnergieumstellen.EinerseitsausökonomischemaberauchausÜberSowieAudi.DerKonzerninvestiertleidenschaftlichinE-MoundhatdasZiel,bisCO²-neutralzusein.HildegardWortmann,VorfürMarketingund«NachhaltigkeitistAudieinzentralesZiel,wireinganzheitlichesüberdenAnhinaushaben.müssenjetzthandeln:KlimaschutzduldetkeiAufschub.AudiwilleinenzueinerlebenswerZukunftleisten.»EinistdieEntwicklunggrossangelegtenLadefürE-Autos,so«charginghubs»,

In Zürich Oerlikon kann man ab Herbst 2022 sein Elektroauto beim neuen Audi charging hub aufladen.

DIE EMPFIEHLTREDAKTION

Ist man sich noch nicht sicher, ob man für die Beschaffung eines E Autos bereit ist oder ob die finanzielle Lage eine solche Investition ermöglicht, findet man online nützliche Tipps rund um den Kauf. Etwa unter: elektroauto/kostentcs.ch/ Hildegard Automobilindustrie.NachhaltigkeitundVorständinWortmann,fürVertriebMarketing,setztaufinder

Und die Preisfrage? Mit einem e tron Charging Service Vertrag lädt man in Deutschland für derzeit 31 Cent pro Kilowattstunde, einen vergleichbaren Preis würde man an einer heimi schen Box bezahlen. Die Ladeplätze lassen sich mittels App reservieren. Bei einem Audi e tron GT dauert eine Ladung von 5 auf 80 Prozent rund 23 Minuten. Die Zeit während des Ladevorgangs kann man in der zugehörigen Lounge verbringen.

INNOVATOR 39 SCHREYERSIMONAGAUDI stilvoll designten Hubs aufgeladen werden.

Charging hub neu auch in Zürich Nun kommen die Audi charging hubs auch in die Schweiz: Bei der Messe im neuen Bankenviertel von Zürich Oerlikon wird im Herbst 2022 ein charging hub mit zwei Power­Cubes zu je zwei überdachten Ladepunkten eröffnet. Der Strom für die Audi charging hubs wird mehrheitlich aus Was serkraft bezogen, aber auch aus Wind und Sonnenener gie. Durch Solarzellen auf dem Dach des charging hubs in Nürnberg werden zusätzli che 30 Kilowatt Peak erzeugt, in Zürich sind es 20.

Projektleiterten,städtischenSchnellladeunsertiveherigeneinundServicelandschaftumfangreichegibt:FoodFitnessangebotesowieEBikeSharing.«DiebisZahlenunddasposi­Feedbackzeigen,dassKonzept,einefexibleInfrastrukturimRaumanzubievollaufgeht»,freutsichRalphHollmig. audi.chAUDI

Eine Lounge wie in Nürn berg ist dort nicht nötig, weil es rundum eine

Der fürchargingstationen,angelegtenzu2050setzt,sichE-MobilitätinvestiertAutomobilherstellerdeutschestarkinundhatzumZielgebiszumJahrCO²-neutralsein.DiegrossLadediehubs,EAutosinden Grossstädten Nürn berg und Zürich die nen als Wallboxes.nen,mischenAlternativenstadtnahezuheiLadestatiosogenannten

Als Speicher dienen gebrauchte Lithium IonenBatterien (sogenannte Second Life Batterien), die aus zerlegten Erpro bungsfahrzeugen von Audi stammen.

E inen Camper mieten, ein steigen und losfahren: Nie war es einfacher, sich diesen Freiheits traum zu erfüllen. Und doch –die Wunschvorstellung deckt sich nicht immer mit der Realität.

Vier Modelle Nach einem misslungenen Cam per-Urlaub in Portugal wollte Eder, damals Student an Wiens Wirtschaftsuniversität, die Ver mietung von Campingbussen auch in Kärnten etablieren. Und zwar nicht als Zusatzangebot neben herkömmlichen Pkw, son dern tatsächlich ausgerichtet und spezialisiert auf die Bedürfnisse von campingfreudiger Klientel. Für den Abenteuerurlaub auf

Ein schlecht durchdachtes Bu chungssystem kann vor Urlaubs antritt die Nerven strapazieren, und wenn der Wagen nicht so läuft, wie er soll, kann das gar den Urlaub ruinieren.

Einmal um die Welt: myvanture bietet Camper-Abos an, falls die Reise dann doch länger dauert.

VINZENZ EDER ist mit Camping gross geworden und möchte auch andere dafür begeistern. Dafür will er vor allem Buchung, Abholung und Rückgabe von Mietvanskomfortabelmöglichstgestalten. vier Rädern stellt myvanture vier neue Modelle von VW zur Aus wahl, vom Multivan für zwei Per sonen bis zum Grand California für die ganze Familie – und Vans mit Zelt am Dach gibt es auch. Dabei kann zwischen einer Tages miete und einem Abo für mehrere Monate gewählt werden. Klassi sches Langzeit-Leasing ist dafür nicht nötig.

Vinzenz Eder, der 26-jährige Gründer von myvanture, möchte da auf räumen – und dem eher kon ventionellen Autoverleihgeschäft neues Leben einhauchen.

Nenn ihn nicht Wohnwagen! myvanture geht neue Wege in der Camper-Vermietung – und zwar mit einem Abo-Modell.

Ausstattung und Tipps Mittlerweile vermietet myvanture Camper in Österreich, Deutsch land und der Schweiz und stellt bei Bedarf auch Campingstühle, Bettwäsche oder einen Fahrrad träger zur Verfügung. Auf dem Blog des Unternehmens fnden sich spannende Reiserouten oder Tipps für Camping-Novizen. myvanture.com

CAMPER Das Haus, das um die Welt fährt 40 INNOVATOR SIEVERSDAVIDGOODLIFELUKE

Die Menschen wollen jetzt flexibler verreisen –und das möglichst ohne dass ihnen jemand auf die Füsse tritt. Camping bedient diese neue Freiheit auf vier Rädern.

TIPP 3 Ins Tun kommen und weitermachen Neue Reiseformen auszupro bieren ist wichtig, um von der Theorie in die Praxis zu kom men. Dabei hilft das Mantra im Hinterkopf: Was wir jetzt tun, ist später Zukunft. Klappt die Anreise mit dem Zug oder die Weitwanderung, motiviert das fürs nächste Mal. Aber auch Scheitern ist erlaubt –es geht darum, aktiv etwas anders zu machen als sonst.

Urlaub bedeutet viel zu oft: Konsum, Klischee und Konventionen. Das muss sich dringend ändern, meint die Travel-Expertin Maria Kapeller. Die grosse Ferienfrage lautet hier: Was will ich finden? Und nicht: Wohin und wie weit muss ich fahren? «Lovely Planet. Mit dem Herzen reisen und die Welt 224Kremayrbewahren»&Scheriau,Seiten,CHF37 Maria Kapeller ist langsameseinSlow-TravelundReiseautorinsetztsichfürein–achtsamesundReisen.

TIPP 4 Entspannen und logisch denken Verträglich zu reisen ist kein Hexenwerk. Man muss nur logisch denken. Mit der klugen Wahl des Verkehrsmittels ist für die Umwelt am meisten ge tan. Und vor Ort: Meerwasser statt Poollandschaft, HotelAltbestand statt Neubau, Familienbetrieb statt Hotel konzern, lokales Essen statt Importware.

TIPP 5 mittragenfordernTransformation–und Werden Mobilitätswende, Klimagerechtigkeit und soziale Gleichheit realisiert, wird ver trägliches Reisen automatisch einfacher und zur neuen Nor malität. Auch wer diesen Som mer nicht selbst verreist, kann also aktiv die Zukunft des Rei sens mitgestalten, indem er sich für einen Systemwandel engagiert. Oder, anders ge sagt: Die nachhaltigste Reise ist die Velofahrt zur nächsten Klima-Demo.

TIPP 2 Die Kraft der inneren Prinzipien nutzen Eine Absicht nur schwammig zu formulieren («In Zukunft reise ich nachhaltiger») ist aus sichtslos. Viel mehr bringt es, bei der nächsten Reise ganz konkret anzusetzen («Diesmal reise ich ohne Flugzeug»). Das führt dazu, sich mit Alter nativen zu beschäftigen. Wo hin komme ich ohne Flugzeug – und wie? Wie viel Zeit habe ich – und was ist in diesem Rahmen sinnvoll? Reise selbst

HOW-TO INNOVATOR 41 WALTERJASMIN

TIPP 1 Weg vom Reiseziel – hin Bedürfniszum

Wir richten unsere Reise planung stark nach Wunsch destinationen aus und erfüllen damit unsere wahren, inneren Bedürfnisse oft gar nicht. Also sollte man die Reiseplanung mal andersherum angehen und sich fragen: Was würde mir im tieferen Sinn guttun? Ruhe oder Trubel? Bewegung oder Faulenzen? Austausch oder Rückzug?

Die

zu dir

SO KANN EINE DOSE RED BULL IMMER WIEDER FLU¨U¨U¨GEL VERLEIHEN. DANKE FU¨RS RECYCELN! Dank des richtigen Wurfs liegt die Rücklaufquote von Aludosen in der Schweiz bei über 90%. Die neuengiebrauchtWiederverwertung95%wenigerEneralsdieHerstellungeinerDose.DerAnteilerneuerbarer Energie in unserer Produktion liegt bei rund 80%, Tendenz steigend. Beim Transport brauchen unsere Aludosen 20% weniger Platz als Plastikfaschen.Weitere Infos zum Thema Nachhaltigkeit und Recycling: redbull.com/recyclingDurch die Produktion der Dose und Abfüllung am gleichen Ort („Wallto-Wall“ Prinzip) sparen wir rund 13‘000 Tonnen CO2 pro Jahr.

Reparieren, recyceln und retten, was geht! So kaufst du richtig, so zahlst du wenig –und die Rechnung geht trotzdem nicht zu Lasten der Umwelt.

Die Velobrille aus dem 3DDrucker: Sie ist nicht nur langlebig, sondern zu 100 % lokal in der Schweiz hergestellt. SEITE 59 Was brauche ich wirklich? Von der Kunst, richtig zu kaufen: drei Tipps für den gewissen haften Konsum. SEITE 46 Secondhand aus erster Hand: Erneuerte Elektrogeräte erobern den Markt –und schonen dein Budget. SEITE 54 Gebraucht ist das neue Neu: Dieser Mann weiss genau, welche gebrauchten Produkte in der Schweiz begehrt sind SEITE 57 Stell dir vor, aus Industrie abgasen werden nagelneue Joggingschuhe – unglaublich, wie das wirklich läuft

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Kaufen PROPOSTODELFEDERICA

WIR ZAHLEN MIT PAPIER Und wie steht’s bei alldem um unseren -verbrauch?gebrauchPapierund64 % der 66insindinmitkaufenzahlenSchweizerbeimEinvorallemBargeld,Österreiches78%,Deutschland%. 370 Kilogramm zugeführt.deminwurdenlungsabfälleSied­2020derSchweizRecycling

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Facts & Figures 2,5 MAL SECONDHANDHÄUFIGER kaufen die Angehörigen der Generationen Millennial bzw. Y und Z (18- bis 37-Jährige) im Vergleich zu anderen Altersgrup pen. Das ergab eine die meisten westlichen Industriestaaten um fassende Studie von Mastercard. 1,8 Billionen Euro jährlich wiegewinnenKreislaufwirtschaftbisEuropaskönnteWirtschaft2030durch–sovieldasBIPItaliens. KAUFEN— Knapp eine halbe Stunde pro Tag verbringen wir mit Einkaufen. Aber wie ökologisch gestalten wir unsere ganz alltägliche Ökonomie? Bei unserem Umweltbewusstsein gibt’s Luft nach oben. Aber im merhin ist unser liebstes Zahlungs mittel biologisch abbaubar. QUOTERECYCLING­DIE zeigt, welcher Anteil von weg steigend.48diesederverwertetSperrmüll)ständenHaushaltsgegengeworfenen(inklusivewiederwird.InSchweizliegtQuotebei%,Tendenz

In den USA und Europa sind mittlerweile etwa 60 % der verkauften Autos –kleineristGebrauchteGebrauchtwagen.Elektronikmit10%nocheinTeildesMarktesderaberstetigwächst. 238vs.12 NUR EIN SPIEL In Grossbritannien hat ein 10-jähriger Bub im Durchschnitt 238 Spiel zeugartikel, spielt laut einer Umfrage aber nur mit 12 davon täglich. 85 % der Konsumenten in 24 zudiezuKonsumUmfrageeinergabenLändern2021inMastercard-an,ihrenanpassenwollen,umUmweltbesserschützen. 74 PROZENT SCHWEIZERDER meinen, dass die Nachhaltigkeit der Produkte beim Online-Shop ping eine wichtige Rolle spielt. Bei Recycling gibt es siegrenztund10-mvonwerden,6-malPapierLebenszyklen.kannbiszurecyceltPlastikPET-Flaschenal,AluminiumGlasunbe-oftwenngesammeltwerden. INNOVATOR 45 PROPOSTODELFEDERICAWOLFBENJAMINSTOCKADOBE

KREISLAUFWIRTSCHAFT ohneJugendSchrottKaufen TEXT Benjamin Wolf PROJEKT REFURBED: SIE MACHEN GEBRAUCHTE HANDYS WIEDER SMART. PROJEKT UPTRADED: SIE MACHEN KLEIDERTAUSCH MITTELS APP SO EINFACH WIE TINDER. Generation Reparatur – diese jungen Gründer und Unternehmerinnen geben gebrauchter Ware wieder Wert. «Erneuern» heisst das Zauberwort, hinter dem sich völlig neue Märkte entwickeln. 46 INNOVATOR GLASSBERGJULIEMESTROVIC,MARKO

PROJEKT BACK MARKET: SIE GEBEN SCHWACHEN COMPUTERN NEUE POWER. INNOVATOR 47

Der Kauf eines erneuerten Elektronikprodukts spart im Schnitt 70 Prozent an CO² Emissionen im Vergleich zu einem Neukauf. Refurbed geht noch einen Schritt weiter und möchte seine Verkäufe zu 100 Pro zent klimaneutral machen – mittels Aufforstungsprogrammen wie dem «Eden Reforestation Project», bei dem in Madagaskar, Haiti, Mosambik, Nepal und Kenia Bäume ge pfanzt werden.

kaufte sich Windisch hofer ein gebrauchtes iPhone online. Nach wenigen Wochen war es kaputt. Zur selben Zeit versuchte Kaminski, bei Amazon Deutschland die neue Sparte für reparierte Elektronikprodukte aufzubauen. Er bemerkte bald, wie wenig der US Riese an die sem Bereich wirklich interessiert war. Windischhofer und Kaminski er kannten eine Marktlücke: gebrauchte elektronische Produkte, die rund erneuert und dann mit Garantie weiterverkauft werden können. Der dritte Mitgründer, Riedl, entwickelte die technische Infrastruktur, um Anbieter, die Geräte reparieren, mit Kunden zusammenzubringen. Unter nehmen wie Refurbed füllen nicht nur eine Lücke, sondern sie kreieren einen Markt, den es zuvor nicht gegeben hat. Zwischen «neu» und «gebraucht» schiebt sich «erneuert» –gebrauchte Geräte, die repariert oder runderneuert werden. Über Platt formen wie Refurbed – oder in der Schweiz Revendo – werden diese er neuerten Geräte mit Garantie weiter verkauft und sind dabei sowohl güns tiger als auch gut für die Umwelt. Smartphone – extrasmart!

Dabei ist das österreichische Unternehmen nicht der einzige Player auf dem online Secondhand Markt. In der Schweiz gibt es bereits seit 1998 das Internet Auktionshaus Ricardo, in Österreich seit 2006 Willhaben. In Deutschland wurde 2009 das Re Commerce­Unternehmen Rebuy gegründet. Back Market, eine 2014 gegründete französische Onlineplatt form für elektronische Geräte, ist ge rade dabei, stark im deutschsprachi gen Raum zu expandieren. Und erst 2021 gründete ein junges Team aus Tirol Uptraded, eine digitale Platt form für den Kleidertausch. Jürgen Riedl, Kilian Kaminski und Peter Windischhofer (v. li.) gründeten 2017 die Plattform Refurbed.

Kaufen

Ein Smartphoneerneuerteszu kaufen spart global 258 Kilogramm an Rohstoffen und 68.400 Liter Wasser.

Seit der Gründung hat Refurbed mit seinen 140 Mitarbeiter:innen über eine Million elektronische Ge räte erneuert und an Kunden in ganz Europa verkauft. Allein im Jahr 2020 verdreifachte sich der Umsatz im Ver gleich zum Vorjahr auf 100 Millionen Euro, Tendenz: steigend. Wie genau aber funktioniert dieses Business?

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Die Menge an wiederverwendeten und damit eingesparten Ressourcen ist noch beeindruckender. Ein erneu ertes Smartphone zu kaufen spart global 258 Kilogramm an Rohstoffen, 68.400 Liter Wasser und 175 Gramm Elektroschrott. Noch dazu ist es um 15 bis 20 Prozent günstiger.

E Eigentlich könnte Kilian Kaminski alles sein. Bei Amazon, dem welt grössten Onlinehändler, war sein Karriereweg zum Manager schon vorgezeichnet. Stattdessen entschloss sich Kilian, Laptops zu reparieren –und Bäume zu pfanzen. Gemeinsam mit den Österreichern Jürgen Riedl und Peter Windischhofer gründete der gebürtige Hamburger 2017 in Wien das Start up Refurbed. Das Ziel: Europas grössten Online Marktplatz für erneuerte elektroni sche Geräte aufzubauen. «Wir wollen der One Stop Shop für nachhaltigen Konsum in Europa sein – und eines Tages auch global», gibt sich Kaminski selbstbewusst.Diedreigehören zu einer neuen Generation von Gründerinnen und Gründern, die überzeugt sind, dass Marktwirtschaft und Nachhaltig keit keine Gegensätze sind, sondern zusammengehen. Dass ein Unter nehmen, das «einen Sinn erfüllt», den Wandel oft sogar schneller und effektiver vorantreiben kann – und den Menschen dabei auch noch einen Mehrwert bringt.

Die Antwort fndet sich im un scheinbaren Wort «erneuert» und in der Gründungsgeschichte von Refurbed.Ende2016

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Der grosse Wandel «Wir stehen am Anfang einer massi ven Transformation», zeigt sich Mar tin Hügli, General Manager von Back

Was aber unterscheidet die Geschäftsmodelle voneinander –und von US Riesen wie Amazon oderEineBay?Kernanliegen, das die europäischen Upstarts vereint, ist ihr Fokus auf Nachhaltigkeit, ver ringerten Ressourcenverbrauch und die Idee der Kreislaufwirtschaft.

Market in Deutschland, überzeugt.

Bei Essen und Kleidung zahlen Kunden oft höhere Preise für nachhaltige Produkte – erneuerte Elektronik jedoch gibt es sogar günstiger als Neuware.

Die ursprünglich französische Platt form sieht sich als der grösste Markt platz für «refurbished» (also erneuer te) Elektronik in Europa. Neben dem Fokus auf die Umwelt zählen dabei vor allem «Qualität, Sicherheit, Ver trauen, Leistung», betont Hügli. In diesem Geschäft geht es nicht darum, Secondhandprodukte billig unter die Leute zu bringen. «Im Kern unserer Geschäftstätigkeit steht die Qualitätskontrolle», sagt Hügli. Für Plattformen wie Refurbed und Back Market ist das so wichtig, weil sie als Vermittler agieren. Zahlreiche Reparaturservices bieten ihre Waren über die neu entstandenen Plattfor men an, die wiederum ihrerseits den Kunden Qualität garantieren. Dabei werden verlässliche Händler belohnt und andere dabei unterstützt, noch besser zu werden. Dieses Geschäfts modell unterscheidet sich von dem des deutschen Unternehmens Rebuy, wo man selbst Produkte repariert und diese online verkauft, wie es auch etablierte Elektrohändler tun. Gleichwohl sieht Hügli den Trend zum «smarten Konsum», wie er es nennt, erst am Anfang. «Bei Autos bieten bereits jetzt 70 Prozent aller Händler Gebrauchtwaren an, bei Elektronik stehen wir aktuell gerade einmal bei 12 bis 15 Prozent», sagt Hügli. Seiner Meinung nach wird sich der Elektronikmarkt in den nächsten fünf bis zehn Jahren ähnlich entwickeln wie der Automarkt. Woher sollen all diese reparier ten Geräte denn kommen? Grössere Plattformen gibt es mittlerweile einige – und dort sieht Hügli aktuell auch das grösste Wachstumspotenzial. Aber bei Reparaturwerkstätten ist der Markt noch sehr kleinteilig. Hügli erwartet daher eine Konsolidierung.

Kaufen 50 INNOVATOR KRISTENVANTHOMAS

Werkstatt ohne Grenzen Mit 500 Mitarbeiterinnen und Mit arbeiter in Deutschland, Österreich, Frankreich, der Schweiz und der Slowakei ist die AfB eine der grössten Reparaturfrmen. Eine Besonder heit versteckt sich dabei im Namen – AfB steht für «Arbeit für Menschen mit Behinderung», und in der Tat sind 50 Prozent der Beschäftigten kör perlich oder kognitiv beeinträchtigt.

«Die Zusammenarbeit funktioniert grossartig», erzählt Kurt Essler, Ge schäftsführer der AfB in Österreich. «Behinderte Menschen haben oft einen Vorteil, wenn es um stark repetitive und monotone Tätigkeiten geht – eben das, was die Reparatur vieler Elektrogeräte oft beinhaltet. Sie zeigen unglaublichen Stolz, wenn sie sehen, wie sehr ihre Fähigkeiten geschätzt und gebraucht werden.»

In der KleidertauschApp garderobe–DatingwiekannUptradedman«swipen»beiderbeliebten-AppTinderundsoseineTraumfinden.

Ein Beispiel für so eine Entwick lung ist die 2004 in Deutschland gegründete Firma AfB. Sie übernimmt oder kauft gebrauchte elektronische Geräte von Firmen und anderen Grossverbrauchern. Die Daten werden gelöscht, die Geräte getestet, gereinigt und repariert. Schliesslich werden die Geräte erneuert, mit zwölf Monaten Garantie angeboten und weiterverkauft. Die Kunden kommen vor allem über Plattformen wie Refurbed an die Elektrogeräte.

Essler legt Wert darauf, zu betonen, dass die AfB ein Unternehmen ist, das sich am Markt behauptet – und mit diesem Erfolg in den nächsten Jahren auf über tausend Mitarbeite rinnen und Mitarbeiter in ganz Europa anwachsen möchte. Dabei gibt es aber noch recht liche Hürden. So kann gebrauchte Elektronik beispielsweise nur unter gewissen Bedingungen über Gren zen gehandelt werden, sonst gilt sie als Elektroschrott und unterliegt strengeren Bedingungen. Zudem

Wie also dem entgegnen? Gana pini ist überzeugt davon, dass ein gesetzlicher Rahmen nötig ist –national, aber besser noch auf euro päischer Ebene. Right to Repair fordert dies in drei Bereichen:

3. Informierte Konsumenten: Be reits beim Kauf sollte klar sein, ob ein Produkt reparierbar ist und welche Teile für welchen Preis ausgetauscht werden können, falls nötig. Dabei unterstreicht Ganapini, dass die Kreislaufwirtschaft viel breiter gedacht werden sollte. «Natürlich geht es uns um Umwelt und Klima schutz – das nachhaltigste Handy ist jenes, das Sie bereits in der Hand halten», erklärt sie. Aber, so betont sie, «die Kreislaufwirtschaft geht noch weit darüber hinaus. Sie bietet ein riesiges Potenzial für die Wirt schaft, für gut bezahlte Jobs und für die Verbraucher selbst, die langlebige Produkte wollen und schätzen.»

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zu machen, deshalb wird diesem Aspekt auch keine Aufmerksamkeit geschenkt. Das Ergebnis nennt sie eine «Wegwerfwirtschaft», in der wertvolle Produkte nicht mehr be nutzt werden können, nur weil ein einzelnes Teil kaputtgeht und nicht ausgetauscht werden kann.

2. Fairer Zugang zu Reparatur für alle: Ein bestehendes Produkt zu repa rieren soll billiger werden, als ein neu es zu kaufen. Das betrifft Gesetze zur Arbeitszeit und Steuern, aber auch intellektuelle Eigentumsrechte. Nie mand sollte eine Klage vom Hersteller fürchten, wenn man dessen Produkt auseinandernimmt und repariert.

ist das Verhalten in den Ländern unterschiedlich: In Frankreich ver kaufen die Menschen schon enthu siastisch ihre Geräte, während diese in Deutschland, Öster reich und der Schweiz noch in grosser Zahl unge braucht (und unverkauft) in Schub laden oder Schränken liegen. Dafür werden dort immer mehr erneuerte GeräteKreislaufwirtschaftgekauft. ist aber nicht nur ein Buzzword in der Start-upSzene, sondern zunehmend auch in der Politik – und der Zivilgesellschaft.

Die Initiative «Right to Repair» wurde 2019 ins Leben gerufen und vereint hundert Organisationen aus zwanzig Ländern. Im Zentrum steht eine Idee, die auch das Europäische Parlament bereits mehrmals unterstützt hat: ein Recht auf Reparatur. «Wir kaufen Produkte, die dafür designt sind, kaputtzugehen», sagt Cristina Ganapini, Vertreterin der Initiative in Brüssel. Damit meint Ganapini nicht die immer wieder diskutierte «geplante Obsoleszenz» –also die Behauptung, dass Hersteller absichtlich die Lebensdauer verkür zen –, sondern ein Konzept, das sie «programmierte Obsoleszenz» nennt. Laut Ganapini gibt es aktuell für Hersteller keinen Anreiz, ihre Produkte reparierbar oder langlebig

1. Gutes Design: Produkte sollen schon von Beginn ihres Lebenszyklus an dafür designt werden, repariert werden zu können. Dies umfasst sowohl die Zusammensetzung des Produkts (z. B. modular statt aus einem Guss) als auch Reparatur manuals und Zugang zu Ersatzteilen.

Ein Gewinn namens Italien Laut einer Studie aus dem Jahr 2015 der Unternehmensberatung McKinsey – nicht gerade im Verdacht, feel-good hippies zu sein – würde eine Hinwen dung zur Kreislaufwirtschaft allein in Europa bis 2030 bis zu 600 Milli arden Euro an Kosten allein für Rohmaterialien einsparen. Darüber hinausgehende Effzienzgewinne und positive Effekte – mehr lokale Jobs, weniger Energieverbrauch, weniger Müll – würden weitere 1,2 Billionen Euro betragen. Der ökonomische Gewinn in eineinhalb Jahrzehnten würde so viel ausmachen wie die jährliche Wirtschaftsleistung Italiens (ca. 1,8 Billionen Euro im Jahr 2022). Die Ideen von Right to Repair erfreuen sich auch breiter Unter stützung. Laut einer EurobarometerUmfrage aus dem Jahr 2020 sind 79 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger der Meinung, dass Hersteller es erleichtern sollten, elektronische Produkte zu reparieren oder Teile auszutauschen. Ganze 77 Prozent würden Produkte lieber reparieren, als neue zu kaufen. Dabei ist die Herausforderung gross. Im Jahr 2012 verbrauchte der durchschnittliche Europäer für seinen Lebensstandard 16 Tonnen (!) an Rohmaterialien. Über 60 Pro zent des Hausmülls landeten auf einer Mülldeponie oder wurden verbrannt, nur 40 Prozent wurden recycelt oder wiederverwendet. Ein «Right to Repair» will die schaftunddievorantreiben,KreislaufwirtschaftumUmweltzuschützendielokaleWirt-zubeleben.

Das Team von Uptraded will Kleidertausch einfach wie Tinder machen. Von links: Michael Mösl, Thomas Moser, Anna Greil und Tobias Laufersweiler.

Das Reparatur-Manifest

Das Resultat sind wachsende Ber ge Elektroschrott: Weltweit entstehen rund 45 Millionen Tonnen Elektromüll pro Jahr. Allein in Öster reich fallen jährlich über 83.000 Tonnen Elektro schrott an – über acht Kilogramm pro Person –, und davon werden nur rund 25 Prozent recycelt. Die Recy cling-Quote bei Siedlungsabfällen (samt Sperrmüll) liegt in Österreich bei 52 Prozent, in Deutschland bei 51 Prozent und in der Schweiz bei 48 Prozent – darin sind Abfälle von Industrie und Grossgewerbe nicht in kludiert, zudem haben viele europäi sche Länder weit niedrigere Quoten.

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Vor allem aber herrscht viel Über einstimmung mit den Zielen von Initiativen wie Right to Repair und den Ambitionen der Reparaturfrmen. Einige Ideen wurden von der Politik in den letzten Jahren bereits um gesetzt.InÖsterreich existiert seit April 2022 ein staatlicher Reparaturbonus, mit dem Privatpersonen 50 Prozent Kaufen Thibaud Hug de Larauze, Quentin le Brouster und Vianney Vaute (v. li.) gründeten 2014 in Paris Back Market –mittlerweile die grösste Plattform für erneuerte Elektronik in Europa.

Anfang, so könnte man meinen. Be zieht man jedoch auch Industrie, Bausektor und Energieerzeugung mit ein, sieht es noch einmal anders aus. Laut der McKinsey-Studie gehen in Europa wertmässig 95 Prozent des Material- und Energiewertes ver loren, während Materialrecycling und Energierückgewinnung nur fünf Prozent des ursprünglichen Rohstoff wertes einbringen. Dabei erwachsen der europäischen Wirtschaft jährlich Kosten von 7,2 Billionen Euro – eine gewaltige Summe, die auch das enor me Potenzial von Veränderungen widerspiegelt. Warum aber nutzt die Politik diese Chance auf Wachstum, Jobs und Umweltschutz nicht stärker? Zahlen auf Sand «Aktuell haben wir schlicht nicht die Daten, die wir brauchen», sagt Michael Bernhard, Umwelt- und Klimasprecher der österreichischen Partei NEOS und selbst Unternehmer. Dabei ist Bernhard überzeugt davon, dass «Politik dort zuständig ist, wo es nicht Einzelinteressen einzelner Wirtschaftszweige gibt – bei Roh stoffen ist dies klar der Fall». Zwar gebe es viele Studien und Initiativen, die das Potenzial der Kreislaufwirtschaft aufzeigen – kon kret aber noch wenig Aufzeichnungen über die Energie- und Rohstofffüsse, die täglich in rauen Mengen von un serer Wirtschaft und uns Konsumen ten produziert, gekauft, verbraucht und entsorgt werden. In den USA gibt es ein Department für RohstoffKreisläufe, die EU hat sich 2021 eine Strategie für Seltene Erden (zentral für die Herstellung von Batterien und Halbleitern) gegeben. In den meisten europäischen Ländern und praktisch alle weiteren Rohstoffe betreffend –von Sand über Silizium bis Salz – ist jedoch keine Gesamtübersicht vor handen. «Wortwörtlich baut man da alle Annahmen auf Sand – weil keine Daten da sind», sagt Bernhard. Die Debatte fokussiere sich aktuell meist auf Haushalts- und Elektro geräte, sagt Bernhard, gute Gesetz gebung zur Kreislaufwirtschaft sollte aber viel breiter aufgesetzt werden. Industrie, Energiewirtschaft, Bau wirtschaft, Verbraucher sollten ein gebunden werden. Lohnnebenkosten müssten sinken, um Reparieren güns tiger zu machen. Und eine Balance müsste geschaffen werden: zwischen der oft besseren Effzienz neuer Pro dukte und den Kosten, die durch zu häufgen Austausch entstehen.

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Laut Back Market werden in fünf bis zehn Jahren bis zu siebzig Prozent der gekauften Elektronik erneuert sein – mit positivem Effekt auf Wirtschaft und Umwelt.

Einen Vergleich der aktuell AngebotePlattformenverfügbarenundkannman auf imtest.de nachlesen. Wer weitere Tipps für nachhaltigeres Einkaufen möchte, findet die auf Sites wie utopia.de. der Reparaturkosten (bis 200 Euro) rückerstattet bekommen.

Inspiration Erneuerte Elektronik zu kaufen ist gut für die Umwelt, den Geldbeutel und mittlerweile auch verlässlich – dank einer Vielzahl an Start-ups und ambitionierten Firmen.

Das System Gelber Sack für Plastikmüll in Deutschland hat international Schule gemacht, in der Schweiz beträgt die Recyclingquote bei Haus müll und Gewerbe über 53 Prozent, und die EU hat Plastikprodukte für den Einmalgebrauch mit Mitte 2021 verboten. 70 % Gebrauchtwaren bei Ricardo Gründerinnen, Reparateure und Konsumenten treiben indessen den Wandel direkt in unserem All tagsleben voran – ob es nun um gebrauchte, reparierte oder erneu erte Produkte geht. Beim Schweizer Online Marktplatz Ricardo sind mittlerweile 70 Prozent von sieben Millionen Transaktionen jährlich Ge brauchtwaren. Die österreichische App Uptraded verbindet Konsumen ten direkt, um Kleidung zu tauschen. Und Refurbed vertreibt seit kurzem auch 20 nachhaltige Modemarken – Mode aus mindestens 50 Prozent recycelten Produkten. Was sie alle eint, ist, dass sie «einen Beitrag leisten wollen, damit unsere Erde ein besserer Ort wird», wie es Kilian Kaminski von Refurbed for muliert. Ein Ort, an dem «erneu ert» das neue Neu ist.

Mit dem CEO des Online-Markt platzes Ricardo zu reden fühlt sich ein bisschen an wie ein Blick in die Konsumseele der Schweiz – Francesco Vass weiss, welche Fehlkäufe wir ge tätigt haben, wann wir am liebsten online shoppen, welches Status symbol wir uns insgeheim wünschen und welche Sneakers nun wirklich gar niemand mehr haben will. Der 48-Jährige ist Luganese, lebt aber seit seinem Studium der Elektrotechnik an der ETH in Zürich. Vor seinem Wechsel zu Ricardo 2018 war der zweifache Familienvater bei tutti.ch.

Auf die Frage, was es mit ihm und Secondhand genau auf sich hat, ob er vielleicht die Kleider der älteren Brüder auftragen musste und so zum Thema kam, lacht Vass: «Nein, ich habe eine jüngere Schwester, die Kleider hätten mir nicht gepasst. Ehrlicherweise haben mich mehr Grösse und Möglichkeiten der Platt formen gereizt.» Und genau dort tut sich im Moment so viel: Ricardo ist auf rasantem Wachstumskurs. Es ist ein Perfect Storm aus mehreren Faktoren, der den Onlinehandel von Gebrauchtwaren in den letzten Jah ren befügelt hat: einerseits die ge stiegene Awareness in Sachen Nach haltigkeit, die Zeiten der Lockdowns mit Entrümpel-Aktionen und gleich zeitigen Lieferengpässen traditioneller Onlineshops – und natürlich eine stetige Verbesserung des Nutzerinnenund-Nutzer-Erlebnisses auf der Platt form. Vass selber ist, wie er sagt, ein «Nutzer der ersten Stunde» bei Ricardo, seit 2001 ist er registriert. the red bulletin innovator: Was haben Sie damals gekauft oder francescoverkauft?vass: Vor allem Elektro nik, Computerbauteile und so. Und das nicht so sehr aus einem Nach haltigkeitsgedanken heraus, muss ich zugeben, sondern mehr, weil es gewisse Teile halt nur online bezie hungsweise von privaten Verkäufe rinnen und Verkäufern gab. Sie sind also kein in Brockenhäusern stöbernder Alt Hippie? (Lacht.) Nein, gar nicht. Aber der Gedanke, dass es keinen Sinn ergibt, die Sachen im Keller verstauben zu lassen, wenn man sie nicht braucht, war doch schon relativ früh bei mir verankert. Was waren bisher die wichtigsten Entwicklungsschritte bei Ricardo?

About Francesco Vass ist Managing Director von General Market places (dazu zählen Ricardo, anibis.ch und tutti.ch) und in dieser Funktion auch CEO von Ricardo. General Marketplaces gehört seit November 2021 zur SMG Swiss Market place Group, die durch die Fusion von Scout24 Schweiz und TX Markets ins Leben gerufen wurde und ein Netz werk von führenden Schwei zer Online-Marktplätzen in den Bereichen Immobilien, Fahrzeuge und allgemeine Marktplätze unter sich vereint.

Gebraucht ist das neue Neu Interview

Ein perfekter Sturm aus mehreren Faktoren hat den Online-Handel von Gebrauchtwaren in den letzten Jahren beflügelt. Francesco Vass, CEO von Ricardo, erzählt uns im Interview, wie sich das Secondhand-Denken in der Schweiz entwickelt.

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ROTENMICHÈLEOFFICEDROPIN.COM

Ich würde sagen, es waren zwei grosse Phasen. Die Anfangsphase, in den 2000er-Jahren, als Ricardo in der Schweiz Pionier war, war geprägt vom Handel zwischen privaten Nut zerinnen und Nutzern. So ist es sehr gross geworden – so gross, dass eBay, als es 2004 versuchte, in die Schweiz zu kommen, keine wirkliche Chance hatte. In der zweiten Phase ging es um Differenzierung, wo man ver sucht hat, mehr in Richtung Amazon zu gehen, also sich auch als Markt platz für Firmen zu positionieren. Das hat nicht ganz geklappt, aus mehreren Gründen – vor allem aber, weil die Nutzer das nicht wollten. Für sie war Ricardo eine Plattform für Private. Das war ungefähr zu der Zeit, als Sie zur Firma stiessen? Genau. Das war die erste grosse Än derung, die ich verantworte: zurück zu den Anfängen. Wir haben also viele grosse Inserenten von Neuware kontaktiert und ihnen gesagt, dass ihre Produkte nicht zu unserer strate gischen Positionierung passen. So haben wir Millionen von Produkten von Ricardo entfernt. Gleichzeitig haben wir die Marke etwas «auf gepeppt» und die Technologie mo dernisiert, die total veraltet war – am Sonntagabend, während des Peaks, hatten wir regelmässig Probleme.

CEO Francesco Vass im Ricardo-Office in Zug. Er weiss, nach onlineSchweizerSchweizerinnenGebrauchtwarenwelchendieundammeistensuchen.

Die Awareness in Sachen Nachhaltigkeit, Entrümpel Aktionen und Lieferengpässe während der Pandemie: Der Handel mit boomtGebrauchtwareninderSchweiz.

Wir versuchen, so viel Gebrauchtes wie möglich auf der Plattform zu ha ben. Letztes Jahr waren rund siebzig Prozent von sieben Millionen Trans aktionen Gebrauchtwaren, Tendenz: steigend. Hundert Prozent werden es aber nie sein, weil es Produkte gibt, die zwar neu sind, aber sehr gut zu uns passen – Second Season bei der Mode etwa, Fehlkäufe, die man nicht mehr zurückgeben kann, so was.

Welche Kategorie läuft am besten auf Ricardo? Mode. Dann Sammlerware und Seltenes, also Ansichtskarten, Modell eisenbahnen und so – Dinge, die man nicht mehr in den Läden fndet. An dritter Stelle kommen Haushalt und Wohnen, dann Handwerk- und Gartenartikel sowie Sportgeräte. Die haben vor allem während Corona stark angezogen.

Das ist es auch, was Ihr grosser Vorteil war gegenüber anderen Onlineshops während der Lock

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Am Sonntagabend geht die Schweiz shoppen auf Ricardo? Ja, aber das ist nicht nur bei uns so, das ist der Peak für alle möglichen Online-Tätigkeiten. Die Leute sind zu Hause, haben Zeit, beantworten E Mails, organisieren die nächste Reise und so weiter. Wie ist das Verhältnis von Neu- und Gebrauchtwaren jetzt auf Ricardo?

Ich habe mir während der Pan demie eine Rudermaschine gekauft – und sie eine Woche später wieder verkauft. (Lacht.) Da sind Sie nicht die Einzige. Was auch sehr gefragt war während der Pandemie, waren Grafkkarten, da gab es Lieferengpässe.

Genau. Und die Menschen hatten Zeit, haben ihre Keller ausgemistet – bei uns gab es also einen Angebots nachschub, während andere Shops dort Probleme hatten.

Was ist die häufgste Suchanfrage? Mofas lustigerweise. BMW, Vuitton, Rolex und, eben, PlayStation 5. Ausgehend von diesen Suchbegrif fen, spielt aber auch die Schnäppchenjagd eine Rolle. Also etwas zu fnden, was man sich sonst viel leicht nicht leisten könnte.

Ich habe eine MoonSwatch für einen Kollegen ergattert. Die war zwar kein Schnäppchen, aber ich habe mich doch sehr gefreut. Und meine Tochter wollte unbedingt eines von diesen Stadtvelos aus den Achtziger , Neunzigerjahren, die sind gerade to tal begehrt bei den Teenies, so eines habe ich auch kaufen können.

Kaufen

Das ist abhängig davon, wie schnell ich etwas brauche. Aber grundsätz lich mag ich Auktionen sehr gern.

Ja, das ist neben der Verfügbarkeit wohl das wichtigste Kriterium.

Was bringt die Zukunft bei Ricardo? Die Nutzung wird noch viel einfacher, gezielter, schneller. Die ganze Abwicklung wird sich noch mehr dem Prozess eines Neukaufs an gleichen, so wird die Hemmschwelle noch tiefer. Auch das Einstellen wird noch einfacher werden – irgendwann wird der Algorithmus erkennen, was auf dem Bild, das Sie gemacht haben, zu sehen ist, und wird auch gleich den momentanen Marktpreis vorschlagen. Sie müssen nur noch ein Foto machen, zack, fertig.

Bei den Produkten wird angegeben, wie viel CO² dadurch eingespart wurde, dass man sie nicht neu gekauft hat. Ricardo kam letztes Jahr auf 150 000 Tonnen.

CEO Francesco Vass, 48, kauft und verkauft selber gerne auf der Onlineplattform. Zuletzt gekauft: Tourenskis, zuletzt verkauft: eine GoPro-Kamera.

Was wird nicht gebraucht ge handelt – ich bin da eigentlich nur auf Sextoys gekommen. Oder gibt’s die auch auf Ricardo? Nein. Es gibt gewisse Kategorien, die verboten sind, aus hygienischen oder rechtlichen Gründen, wie etwa Waffen. Was haben Sie zuletzt auf Ricardo gekauft? Tourenskis. Das Letzte, was Sie verkauft haben? Eine GoPro Kamera. Was ist schlauer: mit Festpreis verkaufen oder per Auktion? Mit Auktion, Start bei einem Franken. So kommt man auf den höchsten Verkaufserlös. Sind Sie eher der Auktions- oder der Sofort-kaufen-Typ?

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downs: dass Ricardo nicht von Lieferungen abhängig ist.

Inwiefern ist der gesellschaftliche Trend zur Nachhaltigkeit spürbar bei Ricardo, gibt es eine neue Klientel? Ja, die gibt es, und das entwickelt sich weiterhin. Während es zum Bei spiel früher eher jüngere Menschen waren, kommen jetzt auch ältere dazu. Ich glaube, es hilft auch, dass wir bei den meisten Produkten eine Schätzung angeben, wie viel CO² dadurch eingespart wurde, dass man sie nicht neu gekauft hat. Insgesamt sind wir so letztes Jahr auf 150 000 Tonnen CO² Einsparungen gekom men. Zusammen mit tutti.ch und an ibis.ch sind es rund 300 000 Tonnen, das entspricht etwa dem jährlichen CO² Ausstoss von 20 000 Personen. Eine kleine Stadt also, etwa in der Grösse von Lugano. Was ist die typische Ricardo-Kundin bzw. der typische Ricardo-Kunde? Eher männlich, ländlich – das hat wohl auch damit zu tun, dass auf dem Land die Verfügbarkeit nicht so gegeben ist wie im urbanen Raum – und dreissig plus. Aber eben: Das entwickelt sich laufend. Wo gibt es momentan einen Hype, was ist am schnellsten weg? Gerade ist es die PlayStation 5, die weiterhin schwer zu kriegen ist. Und die MoonSwatch. Tickets für aus verkaufte Konzerte gehen auch sehr schnell.

Gibt es etwas, was Sie nie gebraucht kaufen würden? Na ja, Unterwäsche … (Überlegt lange.) Nein, gibt es eigentlich nicht. Ich versuche sehr bewusst, bei jedem Kaufrefex zu überlegen, ob ich das nicht auch gebraucht bekommen könnte. Das beste Schnäppchen, das Sie auf Ricardo gemacht haben?

Dazu entwickelte On beispiels weise den Cloudneo, einen Lauf schuh aus dem Öl der Rizinusbohne, der nicht nur leicht ist, sondern auch einen kleinen öko logischen Fussabdruck hat. In Zu kunft geht On noch einen Schritt weiter über Recycling und Kreis laufwirtschaft hinaus, denn auch bei seinen Sohlen hat On einen Masterplan: ein Schaummaterial namens CleanCloud, das aus Emissionen hergestellt wird. Das mag unglaublich klingen, ist aber schnell erklärt: Ons Partner LanzaTech fängt Kohlen monoxid aus Stahlwerken und Deponien ab, bevor es in die Luft gelangt. Die Abgase werden von speziellen Bakterien zu füssigem Ethanol fermentiert – ähnlich wie beim Bierbrauen. Durch den Entzug von Wasser entsteht daraus Ethylen, das von der Partnerfrma Borealis zu EVA polymerisiert wird. Doppelter Gewinn «Es ist eine Win win Situation: Wir fangen Emissionen auf, bevor sie unsere Atmosphäre verschmutzen, und entfernen uns gleichzeitig von fossilen Rohstoffen», freut sich Caspar Coppetti, Mitgründer von On. Bis CleanCloud zum Einsatz kommt, wünscht sich Coppetti von seinen Kunden, dass sie ihre durchgelaufenen Cloudneos wieder an On zurückschicken: Damit diese wieder den Weg des Kreises antreten können. Run on! on-running.com David Allemann ist der dritte Mitgründer im Bunde der On‑Innovatoren, die seit 2010 gemeinsam in Zürich wirken. Caspar Coppetti, Mitgründer von On, freut sich über die Distanzierung von fossilen Rohstoffen in der Produktion. Olivier Bernhard, ehemaliger Elite Ausdauersportler, ist ebenfalls Mitgründer der Schweizer Sportmarke.

I m Durchschnitt wirft jeder Mensch etwa 30 Kilo Kleidung und Schuhe pro Jahr weg. Davon werden etwa zwei Prozent recy celt, der Rest wird verbrannt oder unter der Erde «entsorgt».

Und um welchen ökologischen Preis wir uns Markenlaufschuhe leisten, das möchten die meisten Sneaker sammler erst gar nicht so genau wissen. Die Schweizer Sportmarke

Der Cloudneo besteht aus dem Öl abdruckökodieRizinusbohne,dereinenkleinenlogischenFuss‑hat.

Von den Shades aus dem 3D-Drucker bis zur Klimafit-Kleidung: wo du dein Gewissen nicht an der Kasse abgeben musst.

Ökologischer Fussabdruck einmal anders: Aus Kohlenmonoxid werden jetzt Laufschuhsohlen.

RUNNING ausLaufspassAbgas

Nachhaltig shoppen

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SCHREYERSIMONON

On hat dieser betrüblichen Ent wicklung den Kampf angesagt und will die lineare Abfolge von Produktion und Entsorgung in einen Kreislauf umformen.

Der Name ILEVE mag abstrakt klingen, heisst aber nichts anderes als «Velo» in Mattenenglisch, einer alten Berner Geheimsprache. Für die beiden Gründer des Berner Brillen-Start-ups – Silvia Naden bousch und Simon Krähenbühl, beide begeisterte Rennvelofahrer sind die ILEVE-Brillen nicht nur eine Hommage an ihre Leiden schaft, sondern auch an ihre Hei matstadt Bern. Die Velobrillen von ILEVE DISTRICT sind modular aufgebaut und auf das Wesentliche reduziert: ein Glas, eine Front, zwei Bügel, vier Stifte. «Wir vereinen Funktion mit De sign und bieten mit der geringst möglichen Materialkomplexität den grösstmöglichen Komfort», erklärt Simon Krähenbühl, Co Founder und Head of Design & Development. Patent auf das Scharnier Front und Bügel der Brille sind durch Stifte fxiert und einge klickt. Dieses patentierte Click-inScharnier bietet garantiert siche ren Halt: Einerseits gibt es keine Schrauben, die sich mit der Zeit lockern könnten, andererseits können die geöffneten Bügel dank Schnappwiderstand nicht einfach zuklappen, wenn man die Brille während der Velofahrt aufsetzen will. Auf Nasenpads aus kurzlebigem Silikon sowie auf Leim wurde bewusst verzichtet. Ersatzteile können mit wenigen Handgriffen ausgetauscht wer den, was den Produktlebens zyklus erheblich verlängert. 100 % lokale Produktion

LIEBHABERSTÜCK BesteAussichtKaufen 58 INNOVATOR

keit ist für die Gründer ein gros ses Thema: «Aktuell prüfen wir einen biobasierten Rohstoff, der aus Rizinusbohnenöl gewonnen wird», sagt Silvia Nadenbousch, Co-Founderin und Head of Bran ding & Marketing. Rizinusbohnen wachsen in trockenen Gegenden und konkurrieren nicht mit dem Nahrungsmittelanbau. «Unsere Vision ist es, eine kreislauffähige Brille auf den Markt zu bringen.» Abo-Modell wird geprüft Aktuell hat ILEVE drei Modelle auf dem Markt. Das erste Modell bekam grosse Aufmerksamkeit: Das Modelabel Strellson hat es in seine Kollektion rund um die Radlegende Fabian Cancellara aufgenommen. Das zweite Mo dell ist auch für Sehkorrekturen geeignet. Das dritte Modell wur de von SUPLEST, dem Hersteller von Rennveloschuhen aus Burg dorf, mitdesignt. Und ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit wol len die Gründer dieses Jahr auch prüfen, ob sie ihre Brillen künftig im Abo-Modell anbieten werden. ileve-district.com Modulare Brillen: ein Glas, eine Front, zwei Bügel, vier Stifte. Das Click-inScharnier hält Front und Bügel zusammen und ist vergleichsweise stabiler. Ausserdem können Ersatz teile oder Gläser einfach ausgetauscht werden.

26 Gramm Funktionalität und Freude: Die Velobrillen von ILEVE DISTRICT sind langlebig, nachhaltig und komfortabel. Die Velobrillen des Berner Start-ups werden in der Schweiz designt und im 3D-Druck hergestellt.

TELESCASTEFANIAILEVE-DISTRICT.COM

Die Sportbrillen werden nicht nur in der Schweiz entwickelt und designt, sondern auch lokal im 3D-Druck hergestellt. Ausserdem stellt das Start-up mit Printingon-Demand nur die nachgefragte Menge an Brillen her. Nachhaltig

Das mit der guten Laune ist übrigens nachgewiesen: Shop ping verursacht Ausschüttung von Glückshormonen, darum kann man auch süchtig danach werden. Was dabei auf der Strecke bleibt? Die kleine Frage: Brauche ich das wirklich? Doch die sollte man sich konsequent immer stellen – denn sie ver hindert Fehlkäufe. Wenn man ehrlich mit sich selbst ist! Doch neben dem «Wie viel?» ist beim Kaufen natürlich auch das «Was?» entscheidend.

Das Allerwichtigste gleich zu Beginn: Wir kaufen ganz oft gedankenlos. Oder besser gesagt: Wir kaufen emotional.

Der Kollege mobbt? Ab ins Schuhgeschäft, ein neues Paar Sneakers erhellt die Laune. Oder vielleicht ein neues Elek troniktool als Belohnung für die gelungene PowerPoint Präsentation, etwa die neue Smartwatch, die schon so lange im Hinterkopf tickt? Ja, das ist jetzt der Moment dafür. Ein echtes Shopper’s High. «Kauf mich! Auf der Suche nach dem guten Konsum» Kremayr & Scheriau, 240 Seiten, ca. CHF 22

Autorin Nunu Kaller hat ein Jahr KulturunseredabeibetriebenShopping-BoykottlangundvielüberKonsum-gelernt.

HOW-TO INNOVATOR 59 ZOUBEKKALO

Lebensmittel aus Bioproduktion sind auch für die Umwelt besser – und wenn man nicht darauf besteht, täglich Fleisch zu essen, wird der Wocheneinkauf durch Bio nicht zwin gend teurer. Wo kommt es her? Empfehlenswert ist, auf die Transparenz der Produktion zu schauen: Lässt sich heraus finden, wer das Kleidungsstück genäht hat? Wo der Stoff her kommt? Kenne ich vielleicht sogar den Bauern, von dem ich die Kartoffeln kaufe? Je transparenter, desto besser! Was borge ich mir?

Kaufkraft reloaded Brauchst du wirklich alles, was du willst? Und trägst du als Konsumentin oder Konsument Verantwortung gegenüber Mitmenschen und Umwelt? Autorin Nunu Kaller verrät nach einem Jahr «Shopping-Boykott»: So kaufst du richtig ein – ohne deine Prinzipien zu verkaufen!

Was brauche ich?

Der Tag im Büro war nervig?

Es gibt in allen Bereichen des Konsums inzwischen nachhaltigere Alternativen – eine Smartwatch etwa kann man bei Revendo auch gebraucht kaufen, Sneakers gibt es secondhand im Internet auf vielen Plattformen, aber auch in den boomenden Second handläden in den Städten.

Doch nachhaltiges Verhalten geht über Konsum hinaus: Guter Konsum heisst vor allem auch manchmal Konsumverzicht. Die Bohrmaschine etwa vom Nachbarn ausborgen, statt sie zu kaufen. Sich mit der negativen Situation im Büro proaktiv auseinandersetzen, statt sie sich schönzukaufen: Es muss nicht immer die Kauf handlung sein, die uns glücklicher macht. Je weniger man kauft, desto besser für die Umwelt! Eine andere Lösung erfüllt uns manchmal gleicher massen und ist oft auch nach haltiger. Natürlich heisst das nicht komplette Kaufabstinenz – aber je seltener man sich Konsum gönnt, desto glücklicher macht er. Auch das ist biochemisch erwiesen.

BEYOND THE theredbulletin.comORDINARY RICARDO NASCIMENTO / RED BULL CONTENT POOL

Wer das Beste hofft, der klopft auf Holz. Wer das Beste plant, der baut mit Holz. Und wer ins Büro will, der bleibt im Grünen.

Von Öko-Büros und Baum-Häusern …

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Die Frau, die weiss, wie man mit gutem Gewissen baut und wohnt: Lies nach bei Doktor Doris Österreicher! 64 Holzhütte war gestern –die neuen Tiny Houses sind ästhetisch anspruchsvoll. Und ökologisch abbaubar. 72 Mein Büro – irgendwo im Nirgendwo: Coworking Spaces, jetzt nicht nur in der Stadt, sondern auch in der Natur. 73 Der Wald, in dem du wohnen kannst: In Wien entsteht ein Viertel in Bäumig!Holzbauweise.

SEITE 74 Trostloser Büroalltag, ade! Office LAB setzt auf stilvolle und nachhaltige Coworking Spaces. Cool! 75

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Wohnen

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INNOVATOR PROPOSTODELFEDERICA

Bis zu 68 % des verwendet.werdenvonEnergieverbrauchsHaushaltenfürsHeizen

gesunken.umseitGebäudennenEmissiosindSchweizderdie-von200032%40

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1990

Facts & Figures WOHNEN — Die durchschnittliche Wohnfäche in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat sich seit den 1970ern verdoppelt, auf mittlerweile 45 bis 47 Quadratmeter pro Kopf. Die Energieeffzienz ist ebenso deutlich gestiegen. WOHNENNACHHALTIGER Durch höhere Energiestan dards, erneuerbare Energie und hochwertige Bauteile konnten die durchschnittlichen Emissionen im Gebäudesektor im DACH Raum seit den 1990ern % gesenkt werden. ²⁄³ HEIZENFÜRS

* Gesamt

In 53 % In Europa sind Bau und Abbruchabfälle jedes Jahr für mehr als die Hälfte allen Mülls ver antwortlich. Das ist fast viermal so viel, wie jähr lich an Siedlungsabfällen anfällt – sprich alles, was man im Alltag weg schmeisst und entsorgt. Rund errichtet.vorwurdenMitteleuropaGebäudeVierteldreiderin1990* gelten circa 60 % aus energetischer Sicht als sanierungsbedürftig.

38 %

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DER EMISSIONENGLOBALEN Der Gebäudesektor ist für 38 % der globalen CO²-Emissionen ver antwortlich – das sind 9,95 Gigatonnen CO² pro Jahr. Bis 2050 soll dieser Wert auf null fallen. 92 % ABKEHR ENERGIENFOSSILENVON

Bei einer Umfrage der Förderbank KfW im Jahr 2019 gaben 92 Prozent der Haus halte an, die Abkehr von fossilen Ener gieträgern wie Erdöl, Erdgas und Kohle für wichtig oder sehr wichtig zu halten.

Der Heizbedarf moderner Passivhäuser liegt bei circa 10 kWh/m²a – das ist 11- bis 25-mal so effzient wie in unsanierten * Durchschnittswert Altbau: 115–250 kWh/m²a. 1,8 WOHNNUTZUNGGEBÄUDEMILLIONENMIT gab es in der Schweiz im Jahr 2020. Das sind rund ein Drittel mehr als noch im Jahr 1990.

PROPOSTODELFEDERICAWOLFBENJAMINSTOCKADOBE

Durch Sanierung und nach haltiges Bauen können wir auch mit heutiger Technik den Energie verbrauch von Gebäuden um 75 bis 90 % verringern.

Tiny Houses sind seit der Coronapandemie gefragt wie nie. Die österreichische Firma Wohnwagon bietet Wohnen auf kleinstem Raum – und macht unabhängig von Blackouts und Gaspreisen. TINY HOUSES TEXT Nicole Thurn aberKlein,Wohnenoho! ZANGERLDANIEL

Nachhaltigkeit trifft auf Hipstertum: Der Wohnwagon «Fanni» bietet auf 27 Quadratmetern Innenfläche alles, was man zum Leben braucht – und das nachhaltig, ökologisch gebaut, auf Kundenwunsch völlig energieautark.

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vier Wänden richtig lieben. Die natürlichen Baustoffe wie Vollholz und Lehm erzeugen einen unschlag baren Wohlfühleffekt», sagt Sperl.

SCHWARZ-KOENIGKLIMABOHNE,ZANGERL,DANIEL

Ein kleiner Esstisch mit zwei weissen Holzsesseln und ausgeschnittenen Herzen in den Rückenlehnen sorgt für uriges Hüttenfeeling, die Eckbank mit den dicken weissen Sitzpölstern lädt zum Knotzen ein. An der Wand darüber geben drei Bullaugen den Blick in den Wald frei, ums Eck ist das Bett in eine Nische gebaut, und nur wenige Schritte sind es von dort bis zur Küchenzeile in Creme und hellem Holz. Wer den Wohnwagon «Fanni» betritt, fühlt sich ein biss chen wie in einem lebensgrossen schwedischen Puppenhaus – auf 27 Quadratmetern fndet sich alles, was man zum Leben braucht. Von aussen erinnert das Winzighaus aus Lärchenholz an ein Schiff. Andere Varianten des mobilen Tiny House auf Rädern heissen «Mia», «Frieda» oder «Karl». Hipstertum trifft hier auf Nachhaltigkeit, Freiheitsgefühl und VorNostalgie.zweiJahren haben Daniel Sperl und Caro Osorio Rogelis, Besitzer des Cargo Transportunternehmens und Händler des per Segelschiff gelieferten Kaffees «Klimabohne», ein Tiny House des österreichischen Herstellers Wohnwagon gekauft. Schon früher lebten die beiden in einer Wohngemeinschaft auf einem Bauernhof, «danach haben wir tem porär bei einem Freund im Winter garten gewohnt und gemerkt: Auf kleinem Raum lässt es sich zu zweit gut leben», erzählt Sperl. Nach dem Probewohnen in einem Wohnwagon unterschrieben sie den Kaufvertrag im Januar 2021, im Juni 2022 wurde ihr fertiger Wohnwagon geliefert. «Beim Probewohnen haben wir gemerkt, dass wir die Reduktion auf das Wesentliche in den eigenen E

Tiny Houses erfüllen den Wunsch vieler Menschen nach mehr Unabhängigkeit von steigenden Gaspreisen und einem Immobilienmarkt.überhitzten

Wohnen und leben sollen freier und selbstbestimmter sein –«ohne jahrzehntelangen Kredit», findet TheresaWohnwagon-GründerinMai.

Seit 2014 produziert das Unternehmen Wohnwagon Tiny Houses in Österreich – und wurde anfangs dafür belächelt. Heute ist der Traum vom reduzierten Leben zunehmend Realität. Und gefragt wie nie: Die steigenden Gaspreise, die Abhängig keit vom Energie und Immobilien markt lassen immer mehr Menschen nach Alter nativen zu Hausbau und Wohnungskauf suchen. Tiny Houses fallen in das Anforderungsprofl: Im US Baugesetz wird so ein kleines Haus mit bis zu 37 Quadratmetern Wohnfäche – auf Rädern oder stationär – defniert. Der deutsche Mikrohaus Verband versteht darunter Kleinsthäuser zwischen 15 und 45 Quadratmetern Wohnfäche.

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Mit ökologischem Effekt: Laut der Forschung von US-Umweltplanerin Maria Saxton reduzieren Tiny Houses den Energieverbrauch im Schnitt um immerhin 45 Prozent. Die Corona-Pandemie hat die Nach frage nach Kleinsthäusern zusätzlich befeuert. «Wir sehen eine starke Wer 100

Der Traum vom freien Wohnen

Die Idee zu Wohnwagon kam von Handwerksunternehmer Christian Frantal und Theresa Mai im Jahr 2012. Sie unterstützte ihn damals mit ihrer Agentur im Marketing und beschäftigte sich schon länger mit der Zukunft des Wohnens. «Wir wollten Leben und Wohnen selbst bestimmter, freier, unabhängiger und nachhaltiger ermöglichen – ohne jahrzehntelangen Kredit», sagt Mai, heute Geschäftsführerin der Wohn wagon GmbH. Damals scheiterte das visionäre Unternehmen noch fast an der Finanzierung und wurde mittels Crowdfunding gerettet. Heute ist Tiny Living nicht mehr nur für Öko freaks und Aussteiger interessant, sondern auch für Singles, Paare und Rentner: Laut einer Studie des TinyHouse-Beraters Livee in Deutschland im Jahr 2019 entschieden sich vor allem Menschen zwischen 46 und 55 Jahren für das Leben im Tiny House, 83 Prozent der Befragten gaben als Motivation an, sich auf das Wesentliche reduzieren zu wollen.

INNOVATOR 67

sagenzierter«WirwagoneinenRogelisundDanielHolz-Heizung.mitaufPhotokombinierterreichenEnergieautarkieProzentwill,dievoltaikanlagedemDacheinerSolar-SperlCaroOsoriohabenWohngekauft.wollenreduleben»,sie.

Das meistgenannte Motiv für den Kauf eines Tiny House ist, sich auf das Wesent liche reduzieren zu wollen. Kein Problem bei etwa 30 Quadratmetern.

Kombiniert man das Ganze mit einer Solar Holz Heizung, kann hundert Prozent Energieautarkie erreicht werden.

Autarkie auf kleinstem Raum Verkauft werden die Tiny Houses in verschiedenen Ausführungen. Das Besondere: Die mobilen Häuschen sind modulartig aufgebaut, Autarkie grad und Einrichtung können je nach Kundenwunsch angepasst werden. Derzeit würden sich die meisten Kunden eine möglichst unabhängige Versorgung wünschen, «aber Kom fortsicherheit mit warmer Dusche, schnellem WLAN und genügend Strom ist für einen normalen Alltag ebenso wichtig», erklärt Mai. Dazu verwandelt die optionale Wasseraufbereitungsanlage Regen in Trinkwasser, für Wärme und Wasch wasser sorgt die wassergeführte Holzheizung mit dem «Küchen hexen» Holzofen, auf dem gekocht werden kann, und die Bio Toilette mit Kompostfunktion verwandelt Ausscheidungen zu Dünger. Auf dem Dach gibt es eine Photovoltaik Inselanlage plus ein zusätzliches Batteriespeichersystem.

2 STROMAUTARKIE wird durch Sonnenenergie und bei Bedarf Gas erreicht. 3 WÄRME und Warmwasser kommen durch Holzheizung und Solarenergie. 4 REGENWASSER wird zu Trinkwasser aufbereitet, eine Bio-Toilette verwandelt die Ausscheidungen in Dünger. –––BAUSTOFFENATUR3 HOLZ-HEIZUNGSONNEN4 KREISLAUFWASSER- 2 ENERGIESONNEN-

funktioniertWie das? 1

Theresa Mais Businessziel ist mittel fristig «ein solider mittelständischer Betrieb mit sechzig bis achtzig Mit arbeitern».

Nachfrage von Menschen, die sich über leistbares Wohnen Gedanken machen», sagt Theresa Mai: So stellte Wohnwagon vor der Pandemie pro Jahr rund zwanzig Wohnwagons her, inzwischen sind es dreissig. Beliefert wird international, vor allem aber nach Österreich, Deutschland und in die Schweiz. Ohne grosse Investitio nen könne man die Produktion bei Bedarf auf vierzig Stück hochschrau ben. Auch die Mitarbeiterzahl ist von 25 im Jahr 2018 auf 43 angestiegen.

Derzeit kommen die meisten auf neunzig Prozent Energieautarkie, wobei es die einzelnen Module zum Nachrüsten im Online Shop zu kau fen gibt. Wo der jeweilige Heizungs , Warmwasser, Strom und Energie verbrauch steht, lässt sich über die Wohnwagon App ablesen. Wichtig ist zu Beginn die richtige Planung: «Wir gehen mit dem Kunden den Energieverbrauch im Alltag und Einsparungsmöglichkeiten durch, sodass Autarkie möglich ist», sagt Theresa Mai. Mittlerweile werden die kleinen Häuschen nämlich längst nicht mehr nur als Ferienhäuser oder Was Kunden wollen? Eine möglichst unabhängige Versorgung – und den Komfort einer warmen Dusche, schnelles WLAN und genügend Strom für einen modernen Alltag. Ein Wohnwagon ist eine Kreislaufwirtschaft im Kleinen. Dabei kann der Autarkiegrad je nach Wunsch eingerichtet werden.

Wohnen 68 INNOVATOR

1 BAUWEISE: Vollholzwände, Schafwolle, Lehm, beim Bau werden nur Stoffe aus der Natur genutzt.

Auch das Wohnwagon-Team selbst lebt nachhaltiges Wohnen: Theresa Mai ist im Herbst 2018 mit ihrem 24-köpfgen Team samt Produktion Qualität, die kostet: Je nach Ausstattung legt man für einen Wohnwagon zwischen 130.000 und 200.000 Franken hin. Seit Ende 2018 produziert Wohnwagon in Niederösterreich. Dafür ist das Team sogar privat umgesiedelt.

INNOVATOR 69 ZANGERLDANIEL

zur Airbnb-Vermietung angeschafft wie zu Beginn. «Mittlerweile nutzen 70 Prozent unserer Kunden den Wohnwagon für ganzjähriges Woh nen», sagt Theresa Mai. Daher achte man auf eine Vollholzkonstruktion mit Hölzern aus Österreich mit dicker Schafwolldämmung und Lehmputz für energieschonende Isolierung und gutes Raumklima (siehe Grafk).

Daniel Sperl hat sich für Teilautarkie entschieden: «Uns reicht eine kleine Photovoltaikanlage ohne grossen Batteriespeicher. Wir sind sparsam beim Stromverbrauch», sagt er. Winters wird künftig mit Holz ge heizt, gekocht wird am Gasherd. Derlei hat allerdings seinen Preis. Daniel Sperl hat für den teilautarken Wohnwagon samt Inneneinrichtung umgerechnet rund 160.000 Franken bezahlt. Die Tiny Houses auf Rädern bewegen sich bei der Firma Wohn wagon je nach Ausstattung zwischen 130.000 und 200.000 Franken. Laut der Livee-Studie geben die Kunden im Schnitt 67.000 Franken für ein 28 Quadratmeter grosses Tiny House aus, immer mehr Anbieter wie Wohn wagon haben in den vergangenen fünf Jahren den Markt betreten, doch es gibt auch Billigkonkurrenz. Sogenannte Tiny Houses gibt es in zwischen beim Discounter um weni ge tausend Franken zu kaufen. «Das sind bautechnisch gesehen leider oft Gartenhütten», sagt Theresa Mai. Auch Tischlereien und Fachwerk stätten springen vermehrt auf den Trend auf und bieten Modulhäuser im Kleinformat an. Für Familien produziert Wohnwagon inzwischen auch Vollholzmodulhäuser mit 51 bis 97 Quadratmetern um 250.000 bis 350.000 Franken mit ähnlichen Optionen zum autarken Kreislauf.

EcocapsuleMaxiLibertydotHomeDasLIBERTYDOTHOMELinzerSocialBusinessproduziertMikro-undModulhäuserausHolznichtnurfürPrivatkäufer,sondernauchfürbedürftigePersonen.LibertyHomesgibtesinMini,Midiundab10m²und60.000Franken.libertydothome.atECOCAPSULEDasslowakischeUnternehmenbautfuturistischemobileWohnkapselnfürbiszuzweiPer-sonenauf6,3m².DasvollautarkeModellmitWind-undSolarenergiekommtaufca.99.900,dasgüns-tigsteaufca.69.900Franken.ecocapsule.sk

JUPE Jupe, ein mobiles, 10 m² grosses Gästezimmer – ohne Sanitär –wird von ehemaligen Designern von Tesla, SpaceX und Airbnb verkauft – um 14.300 Franken.

ZAUNER/LIBERTYDOTHOMEKAJETANFOTODESIGN-WINTER,WEISS,BERND

Der Strom für Soundsystem, LEDBeleuchtung und Alexa kommt aus Solarzellen. jupe.com Wohnen 70

MOOBLE HOUSE

Der türkische Tiny-HouseProduzent Mooble House bietet ein vollautarkes und ganzjährig bewohnbares Haus auf Rädern mit Strassenzulassung an. Platz für vier Personen gibt es ab ca. 35.000 mooblehouse.comFranken.

MCTINY

Der McTiny des niederösterreichischen Anbieters McCube bietet 30 m² Wohnfläche ab ca. 110.000 Franken. Geheizt wird mit Infrarotpaneelen, und das zur Couch wandelbare Bett kann im Fussboden mc-cube.at/portfolio/mctinyverschwinden.

Minimal Housing

ein PhänomeninternationalesDieNachfragenachKleinsthäusernwächst gefühlt täglich, mit ein Grund sind die explodierenden Erhaltungskosten wie Gas oder Strom und die Sorge vor einem Blackout. Längst haben Unternehmen diese Lücke erkannt. Wir zeigen hier Beispiele für die Vielfalt der Tiny-House-Branche.

INNOVATOR

Die Suche nach der besten Lage Noch ist Daniel Sperls Vision ein Traum, denn er und seine Lebens gefährtin sind auf der Suche nach einem geeigneten Pachtgrundstück.

Der Vorteil für die Kunden: «Wohn wagon entspricht allen baurechtli chen Bestimmungen für einen festen Wohnsitz – etwa was Raumhöhe, Dämmung und Brandschutz betrifft», sagt Theresa Mai. Sie empfehlt, den Wohnwagon als normales Bauwerk bei der Baubehörde einreichen zu lassen – das Team unterstützt auch mit Beratung und bei der Einrei chung selbst.

In der Gaststube des leer stehenden Dorfwirtshauses Gutensteinerhof richtete das Team ein provisorisches Büro ein, in den Gästezimmern im ersten Stock fanden einige Mitarbeiter Unterschlupf, andere wie Theresa Mai selbst bezogen um liegende Wohnungen. Leerbestand wiederzubeleben ergibt für sie mehr Sinn, als eine eigene Wohnwagon Siedlung zu gründen.

Warum sollte jeder seine eigenen Besitz haben, wenn wir auch teilen können?», sagt er. Der Wohnwagon soll dann in erster Linie als Rück zugsort dienen.

Die unkomplizierteste Lösung für eine Tiny House Siedlung sind aufgelassene Campingplätze. In Deutschland etwa gibt es auf einem ehemaligen Campingplatz im Fichtel gebirge seit 2017 das erste private Tiny House Village Deutschlands mit zwanzig Tiny Houses, einem Gemeinschaftshaus, reichlich Grün land und einem Tiny House Hotel. Ein Modell, das vielleicht überall Zukunft haben könnte. Der Zeitgeist spricht jedenfalls dafür.

von Wien ins eine Autostunde ent fernte Gutenstein im Piestingtal gezogen. «Wir wollten selbst leben, wofür wir stehen: Autarkie in der Gemeinschaft», sagt Theresa Mai.

Auch der Gutensteinerhof wird nach und nach auf Energieautarkie um gerüstet: Eine Hackschnitzel hat die Ölheizung abgelöst, Photovoltaik folgt demnächst. Im ersten Stock fndet man inzwischen ein modernes offenes Büro, die Zimmer wurden in sechs Mini Appartements für die Mitarbeiter von Wohnwagon und die gemeinsam gegründete Genossenschaft Dorfschmiede renoviert. Über die Dorfschmiede wird eine Frühstückspension, ein Restau rant und das Dienstleistungsprojekt Alltagshelfer für die Region betrieben. «Gemeinschaft und Autarkie gehören untrennbar zusammen», meint denn auch Theresa Mai.

Auch kleine Schritte zählen: Das kann das Minihochbeet auf dem Balkon sein oder die Gemüsekiste, die man vom Biobauern holt. Eine Reduktion der Wohnfläche und mehr Aufgeschlossenheit gegenüber Wohnen in Gemeinschaft kann ein Anfang sein – genauso wie der Verzicht auf unnötige Kleidung, auf Konsumartikel oder das eigene Auto.

Ein Tiny House für Aussteiger in der Einsiedelei scheint auch Daniel Sperl wenig sinnvoll. Seine Vision ist, seinen Wohnwagon an eine Gemeinschaft anzudocken – nach dem Motto «Sharing and Caring»: «Wir würden gern ein altes Bauern haus mit Gleichgesinnten in ein Gemeinschaftshaus umbauen –mit Werkstatt und Seminarraum.

Die Crux an der Sache: Ein Tiny House für den festen Wohnsitz braucht ein als Bauland gewidmetes Grundstück. «Und Baugrund zu kaufen kommt für uns angesichts der Tiroler Preise nicht infrage», sagt Sperl. Gerade an der Grundstücks suche und den derzeit hohen Preisen

Am meisten Probleme machen Tiny-House-Fans derzeit die Grundstücksuche und die damit verbundenen hohen Preise.

Inspiration Es muss nicht gleich das energieautarke Tiny House oder der Selbstversorger hof sein: «Der Schritt in ein autarkes Leben beginnt bei der inneren Haltung», schreibt Theresa Mai in ihrem Buch «Wie wir leben könnten».

INNOVATOR 71 SCHWARZ-KOENIG

scheitern viele Tiny Living Verfechter – und auch am bürokratischen Kraftakt, etwa landwirtschaftliche Flächen umwidmen zu lassen. Auch die Wohnwagon GmbH selbst hat hier einige Hürdenläufe hinter sich.

Sanft leben

Ein Wiener Unternehmer schafft Working Space an den besten Adressen: mitten in der Natur! OFFICE Ein Büro amWohnenBerg Arbeit, Urlaub –Firmenchef Andreas Jaritz ist ein Freund fliessender Über gänge.

Rückzug aus der Stadt Emma Wanderer will ein CampusNetzwerk in der Natur aufbauen, quasi offene und vernetzte Ge meinschaftsbüros irgendwo im Nirgendwo. Im Zentrum der Anlagen steht ein CoworkingSpace mit schnellem WLAN, Workshop-Räumen und einer Snackbar. Wer Pause machen oder auch übernachten will, kann eines der Tiny Houses nutzen, die auf wenigen Quadratmetern alles zum Leben Notwendige enthalten.

Das greift auch den Trend der «Workation» – eine Verschmel zung von work (A rbeit) und vacation (Urlaub) – auf, soll aber mehr beinhalten als Vans mit ausklappbaren Schreibtischen.

Europaweite Planung

Den Spatenstich für den ersten Campus gab es im Juni 2022 im Ennstal im Bundesland Steier mark, geplant sind mehrere Lo cations in ganz Europa. Attraktiv ist das nicht nur für Freelancer: Auch Unternehmen können sich für einen mehrtägigen Team Retreat aus ihren Stadtbüros zurückziehen. emmawanderer.com

72 INNOVATOR SIEVERSDAVIDTIMERTL.COM

Designer-Holzhütten, ein Büro im Nirgendwo, wandelbare Modulhäuser: So wohnst du dich wohl. N ach dem letzten Teams-Call schnell mal die Wanderschuhe schnüren und vom Büro aus direkt in den Wald starten? Diese Wunschvorstellung macht das Wiener Unternehmen Emma Wanderer möglich. Das Team rund um CEO Andreas Jaritz plant Coworking-Büros, also fexible Arbeitsplätze, die sich mehrere Menschen teilen kön nen – und zwar nicht wie üblich als Grossraumbüro möglichst zentrumsnah, sondern abseits vom Trubel der Grossstadt. So soll es Unternehmen, vor allem aber auch Freiberuflern gelingen, Arbeit und Urlaub reibungslos miteinander zu verbinden.

Bei den restlichen fünf Prozent handelt es sich um Abfallstoffe wie Leuchtstoffröhren, die, wie gesetzlich vorgeschrieben, deponiert werden müssen.»

Der Abbruch für das LeopoldQuartier (hier das Modell der fünf Bauteile) ist getan: nach dem Prinzip Cradle to Cradle – einem wertvollen Rohstoffkreislauf, der Müll vermeidet.

Cradle to Cradle bedeutet: Das Haus besteht aus gesunden Materialien, die schon recycelt sind oder sich in Zukunft wiederverwerten lassen.

I n der Hamburger HafenCity entsteht ein Wohnhausprojekt, das durch seine begrünte Fassade pro Jahr 42 Tonnen Sauerstoff produzieren und 6,2 Tonnen CO² binden soll. Das Cradle-toCradle-Hochhaus Moringa ist obendrein zu 94 Prozent recycelund kompostierbar. Cradle to Cradle bedeutet: Das Haus be steht aus gesunden Materialien, die entweder schon recycelt sind oder sich in Zukunft recyceln lassen. Dabei wird das Gebäude

Vorbild für das Green Building LeopoldQuartiersdesist der Timber Pioneer, Frankfurts erstes Bürohaus in Holz Hybrid Bauweise.

INNOVATOR 73 KALTENBÖCKNINAARCHITECTSHNP

Die Wiege der Vernunft

als Materiallager verstanden, das am Ende seiner Lebensdauer in die Materialkreisläufe über geht und somit restlos wieder verwertet wird. Solche Land marks sind aber auch in Wien keine Vision mehr. Recycling in Perfektion Authentisches und effzientes Green Building beginnt bereits beim Abbruch. Das LeopoldQuar tier, Europas erstes Stadtquartier in Holzbauweise, dessen Baustart 2023 in Wiens zweitem Bezirk, der Leopoldstadt, erfolgen wird, wurde von der Deutschen Gesell schaft für Nachhaltiges Bauen mit dem Zertifkat in Gold für den nachhaltigen Rückbau von Ge bäuden ausgezeichnet. «Fast alle Materialien, die beim Abriss an fallen, können wiederverwertet werden», so Projektleiter Chris toph Trenner vom Immobilien entwickler UBM Development. «Das sind ungefähr 95 Prozent.

Clever bauen, smart leben Der dritte Erfolgsfaktor neben Holzbau und Recyclingpotenzial ist die konsequente Nutzung von Erdwärme, Erdkälte und Photo voltaik. So werden die 253 Eigen tumswohnungen sowie 45 Büround Geschäftseinheiten im LeopoldQuartier CO²-neutral –mit einer weiteren ressourcen schonenden Finesse: «Das intel ligente Zusammenspiel aus moderner Sensorik und nochDasUBM-CEOnachhaltigziertGebäudeautomatisierungdigitalerreduzudemdenEnergiebedarfunderheblich»,soThomasG.Winkler.wirdindennächstenJahrenGoldwertsein. leopoldquartier.at Grünes Bauen vom Wiener Donaukanal bis zum Hamburger Hafen.

ROHSTOFFKREISLAUF

Die neuen Spaces im alten Postgebäude in Winterthur werden mit CO²-neutralen Materialien ausgebaut.

Im Fall des historischen Post gebäudes am Hauptbahnhof von Winterthur bedeutet das: Back stein, dicke Röhren an der Decke, Industrial Design.» Das Ziel ist, in den CoworkingSpaces von Offce LAB in Zukunft zu hundert Prozent Ökostrom aus Wasserkraft zu verwenden. Aus serdem sollen die Büromöbel in Zukunft nur noch aus Recycling material bestehen. Die Emissio nen des Standorts Winterthur sollen in den kommenden fünf Jahren im Vergleich zu herkömm lichen Büros halbiert werden. Als Transportmittel stehen E-Bikes und E-Carsharing zur Verfügung. So öko muss Büro! officelab.ch

CAMMARDELLAGIAN-ANDREA ist Head of Marketing bei Office LAB. Das Ziel sei nicht nur, Arbeitszeiten zu vermieten, sondern die Mieterinnen und Mieter da bei zu unterstützen, ihre Co working-Spaces nachhaltiger und optimaler zu nutzen. zu erhalten und mit modernen Elementen zu unterstreichen.

Zwei solche Meeting Rooms finden sich am neuen Standort in Winterthur.

K reative und KMUs, die sich nach Coworking-Spaces um sehen, machen oft ernüchternde Erfahrungen: pseudofuturistische Plastik-Oasen in knalligen Farben – noch dazu mit Materialien, die alles andere als nachhaltig und umweltverträglich sind. Diesem Trend stellt sich Offce LAB ent gegen, ein Unternehmen, das sich auf stilvolle Coworking-Spaces in der Schweiz spezialisiert hat. Mittlerweile sind es fünf Stand orte, bei ihrem neuen, sechsten Standort in Winterthur (mit elf Team Offces und zwei Meeting Rooms) hat Offce LAB bis No vember 2022 vor, ein Stockwerk überwiegend mit CO²-neutralen und CO²-positiven Materialien auszubauen. Gian-Andrea Cam mardella von Offce LAB sagt über das Projekt: «Wir wollen nicht nur Spaces anbieten, in denen wir Arbeitszeiten vermieten.» Cammardella und das Team von Offce LAB begleiten Kundinnen und Kunden über die gesamte Mietdauer hinweg und stellt sich die Frage, wie die Stilversucht,Rogerwerden,nissejedochgengerfristigdiedenlerCoworking-Spacesindividuellennochoptimaundnachhaltigergenutztwerkönnen:«WirunterstützenCoworking-Space-MieterlänmitkleinenAnpassunundOptimierungen.»DieGebäudeinfrastruktursollnichtnuraufdieBedürfderMietermassgeschneidertwieOffceLAB-CEOKriegerklärt:«OffceLABdenarchitektonischenderursprünglichenGebäudeOffice LAB setzt auchnurCoworking-SpacesbeinichtaufDesign,sondernaufNachhaltigkeit.

Die Emissionen werden.fünfininCoworking-StandortsdesWinterthursollendenkommendenJahrenhalbiert

COWORKING Büro macht die zwarfrohUmwelt–undso…

74 INNOVATOR SCHREYERSIMON

Wohnen

TIPP 3 Was ist mit Energiebedarf?dem Bei einem Wohnungsumzug sollte man darauf achten, dass das Gebäude einen möglichst niedrigen Energie und Res sourcenbedarf aufweist, also dass das Gebäude möglichst wenig Energie benötigt und ein grosser Anteil aus erneuer baren Quellen stammt. Man kann auch über Ener giegemeinschaften oder Mieterstrommodelle nachdenken: Hierbei schliesst man sich mit anderen Parteien zusammen und implementiert die Erzeugung erneuerbarer Energien im Gebäude.

Für Eigentümer gibt es Zu schüsse für thermische Sanie rung und die Mikroklima.draussenentzogenWärme,brauchentionelleschlossengutAussenverschatten,merundtersparung;wenigeranzuziehen,setzenTemperatursparen:Massnahmen,umbauenwennbautenchern,AnstossEigentümerMietererneuerbarerImplementierungEnergien.AlskannmansichandiewendenundeinengebensowiezusibeiaufwendigerenUmzukooperieren,etwaEigentümerdieHeizungwollen.GenerellgibteseinigeumEnergiezuImWintergiltes,dienichtzuhochzuundliebereineWestedennjedesGradbringtreichlichEinstosslüften,dieFensnichtständigoffenlassenTürenschliessen.ImSomdieInnenräumemöglichstetwadurchjalousien,inderNachtlüftenundamTaggehalten.GanzschlechtsindkonvenKlimaanlagen:SievielStrom,unddiediedemWohnraumwird,verschlechtertdannauchnochdasWahl des Standorts Wo wohne ich, und wie komme ich dorthin? Je dichter der Be reich, desto effizienter sind die Siedlungsstrukturen und desto niedriger wird mein Energiebe darf sein – sei es für Mobilität, Infrastruktur oder Stromver sorgung. Ein Plus Energie Ge bäude auf einer grünen Wiese, das nach allen Öko Standards gebaut wurde, muss nicht das Nachhaltigste sein, wenn es schwer zu erreichen ist. Alles hängt an der gegebenen Infra struktur: Ist die Nah und Ener gieversorgung optimal ausgebaut, spart das Ressourcen.

TIPP 4 Wie klappt das richtige Sparen?

heimisch.DorisÖsterreicheristArchitektinundforschtamInstitutfürRaumplanung,UmweltplanungundBodenordnunganderBOKUWien.TIPP2 Wie viel Platz brauche ich? Das Bemühen um einen möglichst geringen Energieverbrauch führt über eine Bestandsaufnahme: Wie viel Platz benötige ich wirklich? Brauche ich 200 Quadratmeter, oder genügen mir viel leicht auch 70? Je kleiner der Grundriss, desto geringer der oderdemFeaturesalsnungGrundrisssollteBeiEnergiebedarf.derWohnungssuchemanvorallemaufdenachten,gutePlaisthiervielwichtigerschiereGrösse.ThemaderZukunft:Welchekannichmitjemanteilen–etwadenGartenHomeofficePlätze?

HOW-TO INNOVATOR 75 FÜRTHNERBOKU/CHRISTIAN

energieschweiz.ch TIPP 1 Gute

Baustelle Gewissen Wie und wo wir unsere Häuser errichten, macht für die Umwelt einen riesigen Unterschied. Öko-Forscherin Doris Österreicher verrät: So fühlt sich die Natur auch bei dir

INNOVATOR

Die Lebensmittel und Menüs der Zukunft: woher sie kommen, wie sie hergestellt werden –und warum sie auch noch richtig gesund sind.

Doch das ist erst der Anfang –danach wird aus altem Brot knuspriges Müsli SEITE 87 So gesund kann Genuss sein: die besten Vegan-Rezepte, die mit allen Zutaten in deine Küche geliefert werden.

SEITE 84 Steinhart, staubtrocken.

So gut schmeckt gutes Gewissen!

Die kochen ja wie gedruckt! Wie Lachs aus dem 3D-Printer wirklich schmeckt – und warum er so gesund ist. SEITE 84 So ein Käse! Und ganz ohne Beitrag der Kuh –der Mozzarella, der wie Bier gebraut wird.

Essen

SEITE 80 Wiener Schnitzel – ganz ohne Schnitzel, ganz ohne Wiener: das beste Fleisch aus der veganen Küche & dem Labor.

PROPOSTODELFEDERICA

SEITE 83

kilometer landwirtschaftlichwerden genutzt. Das ist die Hälfte allen 100LandesbewohnbarenderErde–über­malsovielwievortausendJahren.

ALLER FLÄCHENSCHAFTLICHENLAND werden für die Herstellung von Fleisch- oder Milch produkten genutzt, ent weder als Weideland oder um Tierfutter anzubauen. 23 % werden für den Anbau von pflanzlichen Nahrungs mitteln genutzt, die vom Menschen verzehrt werden. % ESSEN

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FLÄCHE FÜR EIN STEAK Rinder und Schafe be nötigen viel Weideland und große Anbauflächen für Futtermittel. Bevor ein kleines Rindsteak auf dem Teller landet, braucht es etwa 163 m² an Land; für dieselben g Protein aus gezüch tetem Fisch werden nur m², für jene aus Tofu nur 2,2 m² benötigt.

— Landwirtschaft und Fischerei sind für 37 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gleichzeitig wird aber auch immer effzienter angebaut.

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WAS DIE WELT ISST Pflanzliche Produkte liefern 82 % der Kalorienzufuhr,globalenFleischundMilchjedoch«nur»18dafürallerdings37desglobalenProteins.

Facts & Figures PLASTIK IST GUT FÜR DIE GURKE

Pro Hektar Land wird dreimal so viel geerntet wie noch vor 60 Jahren – und die nächste Revolution steht bereits bevor. 163 m 2

Stark jeeineUmweltbelastung,istRessourcenaufwandDerentsorgtlemLagergerenschnell,GurkenGemüsesortenwasserhältigewieschrumpelnwasbeilänTransport-undzeiteneinProbwird,dafrühzeitigwerdenmuss.damitverbundeneeinevielgrösserealsesdünnePlastikfolieseinkönnte.

SICHERHEITERNÄHRUNGS

0,66HEKTAR–UNGEFÄHREINFUSSBALLFELD

Im globalen

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PROPOSTODELFEDERICAWOLFBENJAMINSTOCKADOBE

denSchweizIndexrungssicherheits-ErnähbelegtedieimJahr20215.Platz.ÖsterreichstehtaufPlatz2,DeutschlandaufPlatz11.DerGlobalFoodSecurityIndex(GFSI)bewertetLeistbarkeit,Verfügbarkeit,QualitätundSicherheitsowienatürlicheRessourcenundResilienzderNahrungsversorgungvon113Ländern.

jenes Fleisch genannt, das im Labor aus Zellkulturen gezüchtet wurde: Der erste Franken.kostete2013MuskelBurgerRindfeisch-aussolchenzellenwurdegegessenund250.000 … die durchschnittliche Jahresernte der Welt: Pro Quadratkilometer können heute mehr als dreimal so vorwerdenLebensmittelvieleerzeugtwienochsechzigJahren. hatVerdreifachtsich…

GEISTERNETZE Plastikflaschen, Stroh halme, Plastiktüten – ohne Zweifel ein Pro blem. Doch bis zu 50 % der Verschmutzung der Meere entsteht durch unseren Appetit auf Fisch – in Form von Fischernetzen, die herrenlos durchs Meer geistern.

So viel landwirtschaft liche Fläche hatte jeder Mensch im Jahr 2016 im Schnitt zur Verfügung. Das ist halb so viel wie noch vor fünfzig Jahren. Dank dem MenschenwirFortschritttechnologischenernährentrotzdemmehrdennje.

ohneFleischLeid Wurstproduzenten machen mit lutionStehenimwollenneuenmachenundUmsatzErsatzproduktenpflanzenbasiertenmehralsmitWurst,grosseFastfoodkettenPflanzenfleischzum«Normal».Start-upsFleischausdemLaborSupermarktanbieten.wirvoreinerRevo-aufderSpeisekarte? Essen ERNÄHRUNG ILLUSTRATIONEN atipo TEXT Helena Zottmann 80 INNOVATOR

Im Jahr 2020 machte die deutsche Rügenwalder Mühle erstmals mehr Umsatz mit feischlosen Produkten als mit Wurst; und die Fastfoodkette Burger King dreht – zumindest derzeit in Österreich – den Bestellmodus um: «Normal oder mit Fleisch?», fragen dort die Mitarbeiter, wenn jemand einen Whopper bestellt. Das entspricht einem lang jährigen Trend. «Die Menschen überlegen sich heute sehr genau, woher die Produkte kommen und welche Auswirkungen das Konsumverhalten global hat», sagt Inga Bruns vom Münchner Unterneh men Planty of Meat, das seit 2019 Pfanzenfeischprodukte in Öster reich und Deutschland verkauft. Gesunde Ernährung, Planetary Health, Skandale in Schlachtbetrieben und die Auswirkungen der industriellen Tierhaltung auf Boden, Wasser und Landnutzung werden immer stärkere Motive für den Fleischverzicht.

Jährlicher Konsum von Kuhmilch pro Person in der 73.4Schweiz:2007kg201261kg 202051kg (Quelle: de.statista.com, Schweiz / Pro-Kopf-Konsum von Milch, 2021)

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Megatrend Gesundheit «Man muss ja nicht unbedingt den dogmatischen Ansatz wählen und sagen: Du darfst kein Fleisch mehr essen», meint sie. «Aber wir wissen, dass der tägliche Fleisch konsum nicht gut ist – weder für uns noch für den Planeten.» Entsprechend wichtig ist die Zielgruppe der «Flexitarier» ge worden. Auch bei Planted in der Schweiz verortet man den gröss ten Kundenstamm bei Konsu menten, die Fleisch gelegentlich weglassen – aus welchen Grün den auch immer. «Unsere Kunden sind Familien oder Gruppen, die gemeinsam essen wollen. Und in IGründe, UmweltSorge43verfügbarkeiterschwerte41finanzielle15zupflanzlichemehrProduktekonsumieren:%Motive%Produkt­%umGesundheit,undTiere (Quelle: The Vegan Society, 2020)

nach Produkten, die «Planetary Health» und ein «gesünderes Le ben» versprechen, sondern auch für steigende Preise beim Konsu menten. Spürbar ist das auch bei tierischen Produkten. Inga Bruns fndet «es angemessen, dass der Fleischpreis nach oben geht». Die Preise von konventionellem Billigfeisch lägen weit unter einem realen Produktionswert. «Bei elf oder zwölf Euro für das Kilo Biofeisch rücken die Preise langsam ins richtige Verhältnis», meint sie. Auch beim Milchpreis ist das bemerkbar: In Deutschland hob Aldi im Juli 2022 die Milchpreise so stark an, dass Pfanzendrinks nun erstmals günstiger sind als tierische Milch – und das, ob wohl der Umsatzsteuersatz bei Pfanzenmilch gegenüber der tierischen Milch höher ist.

Textur und Geschmack be stimmen die olfaktorischen Er lebnisse der veganen Produkte, die meist auf sehr ähnlichen Basiszutaten beruhen. Planted nahm sich von Beginn an zum Ziel, eine sehr kurze Zutatenliste zu schaffen, deshalb sei die Aus wahl der Basisprodukte zentrales Thema der inzwischen 50 köpf gen Forschungsabteilung. «Beim Chicken starteten wir mit Erbsen protein, Erbsenfaser, Wasser und Rapsöl», so Judith Wemmer. «Für die marinierte Variante kamen noch Kräuter und Gewürze hin zu.» Erbsenfasern und proteine, Sonnenblumen , Weizen oder Haferproteine liest man am häu fgsten auf den Verpackungen der veganen Schnitzel, Fischstäbchen und Nuggets. Sonnenblumen proteine sorgen für die dunklere Farbe des Produkts und eignen sich daher für den Ersatz von Rindfeisch. «Mit diesen Zutaten werden die Lebensmittel so de signt», erklärt Judith Wemmer, «wie andere ein Auto designen.» Naheliegende Herkunft Das Sonnenblumenprotein be zieht Planted über einen Nebenproduktstrom der Sonnenblumenölproduktion, bei der ein sogenannter Presskuchen übrig bleibt. Dieser wird normalerweise an Schweine verfüttert oder als Düngemittel verwendet. Auch Erbsenfasern und proteine könn Gruppen sind immer mehr Leute dabei, die sich teilweise vegeta risch oder fexitarisch ernähren», sagt Judith Wemmer, Geschäfts leiterin bei Planted. Diesen Trend begleiten wach sende Regalmeter, bestplatzierte Pfanzenprodukte im Handel und die steigende Zahl an Playern am Markt. Vegini aus Österreich, LikeMeat und Greenforce aus Deutschland, The Vegetarian Butcher aus den Niederlanden, Impossible Foods aus Kalifornien – waren es vor wenigen Jahren erst eine Handvoll, lässt sich die Zahl der Anbieter heute kaum noch eruieren. «Interessant wird, ob die vielen Player alle am Markt bleiben werden oder ob sich das Wettbewerbsumfeld nach dem gerade stattfndenden Boom langfristig wieder ausdünnen wird», sagt Bruns. Aktuell ist aufgrund des Marktpotenzials genug Platz für viele Anbieter.

Preis & Zutaten

Die Krisen sorgen aber nicht nur für steigende Nachfrage

Wir –JuditheinsoprodukteLebensmittel­unseredesignenwieandereAuto.WemmerPlanted 40fürPrognose2040%Fleisch 35alternativen25geschlachtetenvonTieren%pflanzlicheFleisch%zellbasiertesFleisch (Quelle: AT Kearney, 2019) Essen 82 INNOVATOR

ten als Nebenprodukte der Land wirtschaft einen zusätzlichen wirtschaftlichen Nutzen haben: Leguminosen, also Pfanzen wie Gelberbsen, Soja, Lupinen, aber auch Klee, binden den notwen digen Pfanzennährstoff Stick stoff im Boden. Stark zehrende Pfanzen wie Mais oder Raps, die im Jahr darauf auf denselben Feldern angebaut werden, kön nen auf diesen Nährstoff dann in der Folge zurückgreifen.

Mit ihrer Innovation wollen sie gegen die Überfischung ankämpfen: Dem Start-up Revo Foods gelang mit ihrem pflanz lichen Fisch ein Meilenstein.

Kreative Köpfe und sechs Food Ideen aus der Zukunft

WarDruckfischesbisher bereits möglich, Fisch stäbchen und andere verarbeitete Fisch-Alternativen herzustellen, erfüllt das 3D-gedruckte Filet einen langgehegten Traum der Pflanzen fisch-Produzenten.

ExperimentköstlichesEin1

D ie schmalen Faserstücke, die Far be, der Geschmack: Was hier auf den Tellern liegt, sieht aus wie ein Lachs filet – und das ist es auch, bloss stammt der Fisch nicht aus dem Meer, sondern aus einem 3D-Drucker in Wien. Das Wiener Food-Tech-Startup Revo Foods produzierte das erste Whole-Cut-Lachsfilet auf Pflanzen basis. Geglückt ist dem Unternehmen bereits die Markteinführung von veganem Räucherlachs in 16 Ländern Europas, ein ganzes Stück Filet zu produzieren ist ein Meilenstein.

Robin Simsa, Theresa Rothen bücher & Manuel Lachmayr gründeten Revo Foods.

INNOVATOR 83 FOODSREVO

Derzeit werden diese Schwei zer Erbsen allerdings nicht für die Pfanzenfeischproduktion ver wendet, sondern enden ausnahmslos als Tierfutter. Die Schweizer Förderstruktur fnan ziert ausschliesslich für die Tier nahrung angebaute Leguminosen – ein Schweizer Bauer bekommt also nur dann Subventionen für den Anbau von Körnerlegumi nosen, wenn er sie in der Tier nahrung verwertet. Aus diesem Grund bezieht Planted dieses Rohprodukt beispielsweise aus Westeuropa. «Das sind historisch gewachsene Strukturen, die sich jetzt verändern müssen», fordert Wemmer.Planted hat aus diesem Grund in der Schweiz den Verband für alternative Proteine mitgegründet, in dem auch zwei der grössten Schweizer Fleischverarbeiter Mitglied sind. «Wir beschäftigen uns da gemeinsam mit dem Wandel und wie dieser auf einer politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ebene nach haltig zustande kommen kann», so Wemmer. Fleisch aus dem Labor Während pfanzliche Fleischalter nativen bereits auf den Tellern einer wachsenden Kon sumentenschicht landen, klingt Fleisch aus dem Labor noch wie Science Fiction. Dabei bewertet die Marktforschung das Potenzial als riesig. Die Unternehmens beratung AT Kearney rechnet damit, dass im Jahr 2040 bis zu 35 % alles verzehrten Fleischs zellbasiert sein wird (also in Bioreaktoren gewachsen), verglichen mit einem Anteil von 25 % für pfanzenbasiertes Fleisch und 40 % für Fleisch von geschlachteten Tieren.

«Ein pflanzliches Lachsfilet mit realistischem Geschmack und Textur herzustellen ist die ultimative technische Heraus forderung, und wir sind stolz, dass wir dieses Ziel erreicht haben», sagt Robin Simsa, CEO von Revo Foods. Das Fischfilet besteht aus Erbsenproteinen, Algenextrakten und Pflanzenölen und kann wie ein Lachsfilet zubereitet werden.

Nährwerttechnisch überzeugt es mit einem hohen Proteingehalt sowie einem ähnlich hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren wie seine tierischen Pendants. Ab Anfang 2023 soll das pflanzliche Lachsfilet im Handel erhältlich sein.

Kuh Sandra Wilde, Head of Food Science bei Formo, hat für ihre Doktorarbeit proteinbasierteentwickelt.Milch

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N icht weniger als die Zukunft der tierfreien Milchprodukte will das Berliner Biotechunternehmen Formo herstellen. «Tierische Pro dukte sind ein wesentlicher Be standteil unserer Kultur und Iden tität, Milchprodukte und Fleisch spielen eine grosse Rolle. Meine Lieblingsgerichte als Kind waren alle tierisch», so Raffael Wohlgen singer, Gründer und Käseliebhaber mit löstkonsumsaneinigenWurzeln.schweizerisch-brasilianischenErselbsternährtsichseitJahrentierfrei,wasihndieLimitsgenussvollenKäse-brachte.«DasThemagrosseEmotionenaus,eine

S arah und Michael Lechner gründeten Brüsli 2021 und kooperieren dafür mit Bäckereien und Unter nehmen in Wien und Umgebung. Bereits im Gründungsjahr konnten sie 100 Tonnen Brot vor der Tonne retten. Das Knuspermüsli sei nicht nur CO²-freundlicher als andere Müslis, sondern bekämpfe auch die Lebensmittelverschwendung, so der Ansatz.

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Die Milchbrauerei Die Käseprodukte von Formo ha ben laut Herstellerangaben den gleichen Geschmack, die gleiche Textur und die gleichen funktio nellen Eigenschaften wie Käse tierischen Ursprungs. Der Prozess dahinter heisst Präzisionsfermen tation: Mikroorganismen stellen bei der Fermentation Milchproteine her, ähnlich wie die Mikroorganis men bei der Bierbrauerei Alkohol Dieseproduzieren.Formder Produktion von Milchproteinen sei bis zu 20-mal so effizient wie die herkömmliche Milchproduktion mit Kühen. 2019 gründeten Raffael Wohlgensinger und Britta Winterberg das Start-up. Heute will das Team aus Biologen, Food Scientists und Innovatoren ihr Produktportfolio erweitern und bald Milchspezialitäten wie Mozza rella und Ricotta anbieten.

Mit jedem Kilogramm Brüsli wird 1 Kilogramm Brot gerettet und werden 1400 Liter Wasser gespart.

Das vegane Knuspermüsli besteht aus Brot, Früchten, Gewürzen und Nüssen. Derzeit gibt es das Müsli bei Handelspartnern in Öster reich, Wege in den DACH-Raum sind auch schon geebnet. «In der Schweiz starten wir im Januar ein Pilotprojekt mit dem LebensmittelUnternehmen Migros», so Lechner. Knuspriger Beitrag zu den Sustain able Development Goals (SDGs): 20 % der täglichen Backwaren landen nie auf einem Teller.

Die Käseliebhaber von Formo wollen wieihremintierischendieMilchproduktekünstlichherstellen,demGeschmackvonMilchproduktennichtsnachstehen.InLaborlaufenProzesseineinerBrauerei.

ohneKäse

Vision»,UmgangzuderzierenverschwendungUSATreibhausgasemittenteinLebensmittelverschwendungWäreLand,wäresiederdrittgrösstenachdenundChina.Lebensmittelum50%zureduistdahereinZielderSDGsUNO.«HiereinenBeitragleistenundeinenbewusstenzuschaffenistunseresodieGründervonBrüsli.

70 Tonnen Brot werden jeden Tag weggeworfen –allein in Wien. Damit hartes Brot nicht in der Tonne landet, haben sich zwei Oberösterreicher etwas einfallen lassen. müsliKreislauf-3

Welt ohne Käse ist für viele Men schen nicht vorstellbar. Wir wollen Milchprodukte anbieten, die diesen Genuss ermöglichen, aber ohne Tiere hergestellt werden.»

Sarah Lechner gründete Brüsli, um aus altem Brot frisches Knuspermüsli zu machen.

Das in grössere Massstäbe zu skalieren sei moderne Ingenieurs kunst, wie Silvia Woll, Philo sophin und Forscherin am Karls ruher Institut für Technikfolgen abschätzung und Systemanalyse, zu bedenken gibt: «Der Aspekt, der bei der In-vitro-Produktion oft unterm Tisch gehalten wird, ist der Energieverbrauch.» Und wie gross der sein wird, sei aus 14AlternativeWachsende%derglobalen Produkt neuheiten im Fleischsegment sind bereits auf pflanzlicher Basis. 40 % der Unternehmen in der Alternativen.forschenFleischindustrieanpflanzlichen (Quelle: Mintel, Global Meat News, Innova Market Insights, 2018 / © Vegane Gesellschaft Österreich)

Als 2013 das erste «lab-grown» Steak von Forschenden an der Universität Maastricht präsentiert wurde, lag der Preis des einen vorgestellten Burgerpattys noch bei stolzen 250.000 Euro. Im Jahr 2022 kostet die gleiche Menge zellbasiertes Fleisch etwa zehn Euro. Ausserdem hat die Vielfalt enormMittlerweilezugenommen.kannFleisch von Hühnern, Schweinen, Lämmern, Kängurus und Pferden im Labor gezüchtet werden. Start-ups wie Orbillion, gegründet von einer Österreicherin im Silicon Valley, fokussieren sich auf seltene Fleischsorten. Statt auf Angus zu setzen, eine Rinderrasse, die sich für die Zucht in der konven tionellen Landwirtschaft eignet, kann sich Orbillion ganz auf den Geschmack konzentrieren.

Fleisch brauen? Und wie genau funktioniert das? Zellbasiertes Fleisch, Labor feisch, kultiviertes Fleisch oder auch clean meat – die Begriffe zeigen, wie neu die Technik noch für viele ist. Dabei ist die Idee simpel: Tierische Zellen werden in einem Bioreaktor künstlich vermehrt, bis auf einer Trägerschicht jene Muskelfaser gewachsen ist, die der Mensch so gerne als Steak, Schnitzel oder Filet geniesst. Bubner vergleicht die Methode mit Bierbrauen, wo auch in grossen Stahltanks unter kontrollierten Bedingungen be stimmte Zellen vermehrt werden.

«Dazu müssen wir etwas schaf fen, das besser schmeckt, das klimafreundlicher und idealer weise gesünder ist, sprich: das einfach das bessere Produkt ist.»

«Ziel ist es, dass die Leute unser Produkt wirklich gegen über dem klassischen Rindfeisch bevorzugen», erklärt Patricia Bubner, Gründerin von Orbillion.

Fleisch aus dem Labor ist bis her meist «unstrukturiert» und wird daher in weiterer Folge ge wolft und zu Burger-Pattys oder Nuggets verarbeitet. Filets oder Steaks herzustellen ist derzeit das Ziel der Forschung.

Basis für die Technik ist die Stammzellenforschung. Dabei werden aus dem Gewebe eines Tieres mittels Biopsie Stamm zellen entnommen und mit wachs tumsfördernden Stoffen in eine Nährlösung gelegt. Dort vervielfacht sich die Zelle und entwickelt Muskelfasern. Dabei entsteht Fleisch, dessen Zellen sich nicht von den Zellen eines geschlachteten Tieres unterscheiden lassen. Je nach Zelle dauert dieser Prozess unter schiedlich lang. Moderne Ingenieurskunst

Die Zellzüchtung ist eine zeitund kostenintensive Technologie, denn genau wie jedes unter natür lichen Bedingungen wachsende Lebewesen müssen auch im Bio reaktor Zellen warm gehalten, gepfegt und gefüttert werden. Ausserdem muss alles, was mit diesen Zellen in Berührung kommt, steril gehalten werden.

INNOVATOR 85 BRUESLI.COMFORMO.BIO,

Die Steaks der Zukunft Aber schmeckt das wie Fleisch? Das kommt auf das Verhältnis von Muskelmasse und Fett an. Wird dieses richtig getroffen, steht dem Fleischerlebnis nichts im Wege. Am Geschmack und an der Machbarkeit tüfteln jeden falls gerade zahlreiche Unterneh men weltweit. Die einen, etwa Bluu Seafood aus Berlin, arbeiten an der Herstellung von Lachs. In einem Restaurant in Singapur werden seit 2020 Nuggets aus Laborhühnchen von Eat Just, Inc. aus den USA serviert, und neben Aleph Farms aus Israel gibt es dutzende Firmen, die sich der Königsdisziplin, der Herstellung von Rindfeisch, widmen.

Demgegenüber steht der enorme Verbrauch an Land und Energie, den die konventionelle Landwirtschaft aktuell für die Tierhaltung benötigt. Über 77 % aller landwirtschaftlichen Flächen werden aktuell für die Produktion von Fleisch aus Tie ren oder von Milchprodukten genutzt, entweder als Weideland oder um Tierfutter anzubauen –das ist mehr als die Fläche aller Wälder unserer Erde. Dabei ste hen Fleisch und Milchprodukte nur für 18 % des globalen Kalorienverbrauchs. Und das Tierwohl? Auch die Frage des Tierwohls sei beim clean meat noch nicht ausreichend geklärt. Zwar wer den für die Produktion keine Tiere mehr geschlachtet, für die Entnahme der Stammzellen mit tels Biopsie müssen aber immer noch lebende Spendertiere gehalten werden. Die Biopsie selbst fühle sich lediglich wie ein «Pikser» an und sei für die Tiere unproblematisch. Skaliere man die Technologie allerdings in globalem Massstab, müssten in den Laboren immer noch eine Anzahl an Tieren in unklarem Ausmass gehalten wer den – wofür derzeit noch jegliche RegelnTatsächlichfehlen. könnte die Tech nologie dafür sorgen, dass deut lich weniger Tiere gehalten und geschlachtet werden müssten, womit auch deutlich geringerer Landverbrauch und reduzierter Methanausstoss einhergingen.

heutiger Sicht nicht abzuschätzen, «weil wir diese grossen Bioreaktoren noch gar nicht kennen».

Essen 86

Der Zeitpunkt der Markteinführung von Fleisch aus dem Labor wurde in der Vergangen heit allerdings immer wieder verschoben. Immer wieder hiess es, «in zwei bis fünf Jahren» wolle man die Marktreife erlangt haben. Aktuell sieht es nach grösseren Schritten in der Forschung aus, betrachtet man die veröffentlich ten Zahlen zu diversen Start up Investments und zur Forschungs förderung. Zu erreichen war dazu leider kein einziges Unternehmen, Anfragen blieben unbeantwortet oder wurden aufgrund der «heis sen Fundingphase», die Interviewtermine «kapazitär nicht abbilden» liesse, abgelehnt. Höhere Umsätze Parallel dazu verzeichnen Pfan zenfeischhersteller bereits heute einen deutlichen Wachstumstrend: Waren es bei Planted An fang 2020 erst 15 Mitarbeiter, die im Labor, in der Produktion und im Vertrieb an allen Schrauben 132362Bioethanol/Energie)1inGetreidenutzungEuropa2019%Industrie(davon4%%Tierfutter%Humanernährung%Saatgut%Verluste (Quelle: BLE, 2021)

OmiwieEssenbei4

Marita Gersthofer und ihr Sohn, Jetski-Weltmeister Kevin Reiterer, gründeten gemeinsam NUEA. NUEA.ATVE-COOK,

Zwei Athleten meinen, die ideale Ergänzung für eine gesunde und umweltschonende Ernährung zu kennen: Keimlinge. KeimglasausNährstoffedem5 B olognese, Lasagne, Hackpfanne: Die veganen Cooking-Kits von Ve Cook klingen nach Lieblingsgerich ten aus Omas Küche. Dabei wird kein Tierhaar gekrümmt: Die Selber koch-Kits beinhalten veganen Fleischersatz auf Soja- oder ErbsenBohnen-Basis sowie Gewürze und die dazu passenden Kochanlei tungen. Die Gründer Adriana und Niklas Bubori stammen aus dem schweizerischen Oberengstringen nahe Zürich. Mit ihrem Start-up wollen sie möglichst vielfältige vegane Koch-Kits anbieten, die den Kunden das Kochen vereinfachen. Mahlzeit ohne Mehraufwand Im September 2021 launchte das Schweizer Start-up die vegane Bolognese, die als Testprodukt für einige Monate online verkauft wurde. «Mit den gewonnenen Insights konnten wir 13 Verbesserungen identifizieren, die wir in die neue Produktreihe einfliessen liessen», erzählt Adriana. Seit April 2022 sind fünf Produkte im Handel und online erhältlich, das Team arbeitet bereits an weiteren Mahlzeiten. Damit vegan kochen daheim einfacher wird, haben sich Schweizer Foodies etwas Besonderes einfallen lassen.

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H inter den gekeimten Bio-Pro dukten von NUEA stecken Mutter und Sohn, Marita Gersthofer und Kevin Reiterer aus Bad Fischau nahe Wien. Auf der Suche nach gut verdaulichen, schnell verfügbaren Nährstoffen stiessen die beiden auf die gekeimten Superfoods.

Warum ist gekeimtes Getreide Beimnährstoffreicher?Keimvorgang vermehren sich Vitamine und Nährstoffe, Enzyme werden aktiviert und Mineralstoffe und Nährstoffe umstrukturiert, wodurch sie vom menschlichen Körper besser aufgenommen wer den. Keimung ist nichts Neues, und schon unsere Vor fahren haben ihr Getreide keimen lassen. Durch die Industrialisierung geriet dies leider in Vergessenheit wie so viel altbewährtes Wissen. Könnte man das nicht auch selbst Natürlich.machen?DerKeimprozess dauert etwa vier bis sieben Tage. Das ist aber bei jedem Produkt etwas an ders, weil der Keimprozess je nach Sorte bei der optimalen Nährstoff dichte gestoppt werden soll. Dabei ist wichtig, dass die Keimlinge sehr genau kontrolliert werden, da sich durch die Feuchtigkeit sehr schnell Bakterien oder Pilze bilden können. Das wird bei uns streng kontrolliert.

Wie seid ihr denn auf die Idee Kevin,gekommen?jahrelang Profisportler, musste aufgrund der Wettkämpfe mehrere Wochen in China ver bringen, und wir suchten nach Wegen, auch auf langen Reisen für Top-Leistung zu sorgen. So kamen nach einigen Experimenten mit gekeimten Lebensmitteln dann schonend getrockneter gekeimter Buchweizen, gekeimte Brokkoli samen oder der Vollkornreis mit ins SchmeckenGepäck. gekeimte Lebensmittel anders als ungekeimte? Ja, die Keimung macht die Produkte geschmacksintensiver und ein wenig süsser. Das liegt daran, dass der Keimprozess die Nährstoffe chemisch umstrukturiert. Schwer verdauliche Stärke wird etwa in Einfachzucker umgewandelt, wo durch es dem Körper leichter fällt, die Nährstoffe aufzunehmen.

Diese

gleichzeitig drehten, wuchs das junge Unternehmen auf eine Mitarbeiterzahl von mehr als 200 mit einer eigenen Innovationsabteilung mit 50 Forschenden im Bereich Food Technology, Biotechnologie, Tissue Engineering, Data Science und Maschinenbau. Planty of Meat konnte seine Produktionsmenge in den ers ten drei Jahren ihres Bestehens jährlich verdoppeln. Trotz aller Euphorie für das Pfanzenfeisch: Die veganen Ersatzprodukte neh men im Vergleich zu tierischem Fleisch noch einen kleinen Anteil in der Ernährung der Menschen ein. Fleisch oder Fisch, Milch und Eier aus dem Labor stehen gross teils noch vor dem Markteintritt. Der Wandel im Konsum von Fleisch ist jedoch bereits voll in Fahrt. Pro Kopf ist der Fleisch konsum in Mitteleuropa in den letzten zehn Jahren bereits merklich gefallen, wenn auch in absoluten Zahlen immer noch auf hohem Niveau. Glaubt man den Prognosen, werden sich diese Trends weiter fortsetzen – und im kommenden Jahrzehnt Pfanzen feisch und Laborfeisch noch viel öfter und ganz selbstverständ lich auf unseren Tellern landen. Mahlzeit in der neuen Zeit! G emüse da anbauen, wo es gebraucht wird: Das macht Sarah Tuna in ihrer Indoor-Farm. In einem per App gesteuerten undreichenLieferproduzieren.mitunabhängig,ermöglicht,phasestadiumDurchGanzjahres-VitamineNährstoffediePflanzendersieHydroponik-RegalsystemenvertikalenbautdasessbareGrünmitteninStadtan.DabeiwerdendieinTrinkwassergezogen,KeimlingebekommenihrealleinausderSaat.dieErnteimKeimlingsdauertdieWachstumsnurwenigeTage.Dasplatzsparend,wetterganzjährigundgrösstmöglichemErtragzuNebenbeiwerdenwegekurzundderEnergieverbrauchniedriggehalten.Mini-NährstoffbombenDieSuperfoodssindunterschied-licheGemüseartenwieZuckererbsen,RadieschenundBaby-Brokkoli,dieschonalszweiblättrigeKeimlingeeinehoheKonzentrationanVitalstoffenbeinhalten.SuperfoodsamTellerGründerinSarahTunaproduziertdieMicrogreensseit2020ineinerehemaligenLagerhalleimHerzenDüsseldorfs.TunasAbnehmersinddieGastronomieundHotelleriesowiederGrosshandel:DieknackigenSuperfoodslandenaufSpeisetellernjedwederArtinzahlRestaurantsinDüsseldorfUmgebung.

junge Gründerin hat eine Lagerhalle in einen Bauernhof verwandelt. Mitten in Düsseldorf. derGemüseanbauZukunft6 Der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch sinkt –7,4 Österreich%2011: 65,3 kg Österreich 2020: 60,5 kg (Quelle: Statistik Austria) –12,5 Deutschland%2011: 62,83 kg Deutschland 2021: 54,99 kg (Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland) –10 Schweiz%2011: 52,4 kg Schweiz 2020: 47,3 kg (Quelle: Statista) Wir wissen, dass der –IngaPlaneten.nochwedernichtFleischkonsumtäglichegutist–fürunsfürdenBrunsPlantyofMeat Essen 88 INNOVATOR BLATTSACHE.DE

Eat it easy!

Fair Play Bei Produkten aus dem globa len Süden wie Kakao, Kaffee, Tee und tropischen Früchten ist es sehr wichtig, dass man auf einen fairen Handel und das Verbot von Kinderarbeit achtet. Hier beim Einkauf un bedingt die Siegel beachten.

176Moldengibt’s«Nachhaltignicht!»Verlag,Seiten,CHF

TIPP 4

Die Köchin Cornelia Diesenreiter verarbeitet in ihrer Firma überschüssiges Obst und Gemüse aus dem Lebensmittelhandel zu Marmeladen und Chutneys. Hier gibt sie Denkanstösse für eine nachhaltigere Ernährung. Guten Appetit!TIPP 2

Die Sinnfrage Mit allen Sinnen geniessen –manchmal auch, wenn ein Lebensmittel abgelaufen ist. Produkte wie Käse, Butter und Eier sind bis zu 21 Tage nach Ablauf des Mindesthalt barkeitsdatums einwandfrei geniessbar. Einfach mit den eigenen Sinnen prüfen, ob es noch gut ist – und so viel unnötigen Abfall vermeiden!

TIPP 3

Lass pflanzen!dich Tierische Lebensmittel sind besonders ressourcenintensiv. Man muss sich nur vorstellen, wie viel eine Kuh an pflanzlichen Produkten fressen muss, bis ihre Milch zu Käse oder sie selbst zum Steak wird. Spoiler: über 50 Kilogramm Futter pro Tag! Zu viel Fleisch ist ausser dem nicht gesund für den Kör per. Deshalb gilt: Lieber mal eine der vielen köstlichen pflanzlichen Alternativen pro bieren. Die Mischung macht’s!

TIPP 1

TIPP 5

35 HOW-TO INNOVATOR 89 DIESENREITERCORNELIAEISENBERGERHARALD

Essen retten

Cornelia Diesenreiter ist gelernte Köchin und hat unsergeizigesStudien.abgeschlossenedreiIhrehr-Ziel:Klimaretten.

Wir alle konsumieren täglich so viele Produkte, dass es unmöglich ist, sich mit jedem einzelnen bis ins letzte Detail auseinanderzusetzen. Hier schaffen vertrauenswürdige Siegel Abhilfe. Welche Siegel vertrauenswürdig sind und nicht bloss Greenwashing be treiben, steht auf Webseiten von nen.UmweltschutzorganisatioZweiBeispiele: konsumgreenpeace.ch/de/erkunden/label-ratgeberwwf.ch/de/lebensmittel-

Der CheckGewissensSelten, aber doch gibt es auch in der Nachhaltigkeit ganz einfache Regeln: Lebensmittel sind besonders nachhaltig, wenn sie regional, saisonal und biologisch produziert wurden. Erfüllt ein Lebensmittel alle drei Kriterien – oder auch nur zwei davon –, kann man mit gutem Gewissen geniessen.

Die Wegweiserwahren

Wie du mit Kälte Fett verbrennst. Mit welchen Tipps & Tricks du dein Leben verbesserst. ZITTER DICH SCHLANK Der Biohacking-Podcast von The Red Bulletin. Jeden Dienstag neu. STEFANBREITFELDANDREAS(rechts),Prof-Biohacker,imGesprächmitBuchautorWAGNER

INNOVATOR GUIDE Leutengutenrichtigvon INNOVATOR 91 IMAGESGETTY

DIE RÖNTGE NREVOLUTION Mit dem Health Innovation Hub fördert das Universitätsspital Zürich (USZ) Innovationen in der Medizin. Zum Beispiel das Start-up b-rayZ. Das erspart Frauen unangenehme Folgeuntersuchungen bei der Mammografie.

A ls wäre eine schonuntersuchungBrustkrebsnichtunangenehmge nug, sehen sich viele Frauen damit konfrontiert, gleich mehrere hinsichtlichIntelligenzSoftware,werden«bdurchdasbetroffenenAbteilungnochmalsmüssennichtwerdenlichenachtet,tischenwerdenDerwahrnehmenRöntgenterminezumüssen.Grund:Röntgenbildernachihrerdiagnos­BrauchbarkeitbegutbevorsiezurtatsächAnalyseweitergereichtkönnen.Sinddiesehochwertiggenug,diePatientinnenindieradiologischekommen.FürdiePatientinnenisteineBelastung.Diesändertesich2019dasUSZSpinoffrayZ».MammografenvonbrayZmiteinerdieaufkünstlichezurückgreift,derQualitätder

Matthias Herrmann ist der Universitätsspitals

Bereichsleiter Innovation Management und Leiter Health Innovation Hub des

Zürich. « WIR SIND EIN INKUBATOR – UND BIETEN EIN KREISLAUFMODELL FÜR INNOVATION. » 92 INNOVATOR GUIDE USZB-RAYZ,STOCK,ZAPP2PHOTO/ADOBE SCHREYERSIMON

« SIND DIE GEFÖRDERTEN STAR T- UPS ERFOLGREIC H , WERDEN DIE ERLÖSE VOLLSTÄNDIG REINVESTIERT. » INNOVATOR 93 HEALTH

Die Bilder der Mammografie werden durch die Software des Schweizer Start-ups b-rayZ sofort auf ihre Qualität analysiert. Das erspart istWiederholungstermine.allfälligeB-rayZbereitsanüberfünfSpitälern und war eines der ersten Projekte, die vom Health Innovation Hub unterstützt wurden.

Bilder sofort analysiert. Somit ersparen sich Patientinnen das Warten auf die langwierige und kostspielige Auswertung – und eine weitere Mammo grafe, falls das erste Bild nicht aufschlussreich war.

Das Bildanalysegerät des Start-ups, genannt b-box, ist bereits an mehreren Schwei zer Spitälern und bald auch in Skandinavien im Einsatz.

Mit der Gründung des Health Innovation Hub entstand am USZ einer der ersten Spital inkubatoren der Schweiz, der Projekte mit Spin-off-Potenzi al aus der eigenen Forschung in unabhängige Firmen überführt. Mit b-rayZ wurde ein optimales erstes Projekt gefunden – wobei beide Sei ten von der Zusammenarbeit proftieren. Inkubator für Ideen im medizinischen Bereich Gefördert wird die Initiative von privaten Gönnern in Zusammenarbeit mit der USZ Foundation. «Wir ver stehen uns als Inkubator für zukünftige Ideen, aber auch als Kreislaufmodell: Sind die geförderten Start-ups einmal erfolgreich und werden von einer anderen Firma über nommen oder wagen den Schritt an die Börse, fiesst ein einstelliger Prozentbe trag des Erlöses an die USZ Foundation zurück, damit wir weitere Projekte fördern kön nen», so der Bereichsleiter des Innovation Management Matthias Herrmann. Der Inkubator wurde 2019 ins Leben gerufen. Alle der bisher geförderten neun Start-ups kommen direkt aus dem Umfeld des USZ und machten sich auf verschie denen FörderungumvationjederzeittenvonmitErfndungselbständig.ForschungsgebietenWerdenkt,eineamStartzuhaben,derdieLebensqualitätPatientinnenundPatienverbessertwird,kannsichandenHealthInnoHubdesUSZwenden,daseigeneProjektzurvorzustellen. health-innovation-hub/usz.ch/en/ Innovation im Dienst der Gesundheit. Fast alle vom USZ ausStart-upsgefördertensindmittlerweileeigenerKrafttätig.

Andreas Breitfeld nimmt als Biohacker seine Gesundheit selbst in die Hand und in seinem Labor Gadgets auf den Prüfstand. Für uns bewertet er diese Gadgets – hier und in seiner Video-Serie. Code scannen und ansehen: Schnäppchen Luxus Freaks

Biohacker Andreas Breitfeld zeigt uns Gadgets, die unser Leben 20deinmitDiesesverbessern.Mal:wieduderX3BarEliteWorkoutinnurMinutenabspulst.

0 10 für jedermann für

BIOHACKING GADGET

K örpertraining ist auch für Biohacker essenziell. Im Unterschied zu anderen Sportlern versuchen wir nur zudem ständig, beste Ergebnisse noch schneller zu erzielen. Und dabei hilft uns die von Serienunternehmer Dr. John Jaquish ent wickelte X3 Bar Elite sehr. Das Gadget besteht aus einer Standplatte, vier LatexWiderstandsbändern und einer Griff stange und ersetzt meiner Meinung nach die meisten Geräte gewöhnlicher Fitness studios. Die Prinzipien: Training bis zum Muskelversagen (Ziel sind 40 Wieder holungen pro Übung, ein Trainingssatz reicht), progressiver Widerstand (anders als bei Hanteln hängt der Widerstand von der Bewegung ab) und minimaler Zeitaufwand (vier Übungen à 40 Wieder holungen dauern inklusive Pausen nicht länger als 20 Minuten). Darüber hinaus beansprucht die X3 Bar Elite die Gelenke deutlich weniger als klassisches Gewichts training. Wer sich genauer für die Wissen schaft dahinter und aktuelle Studien interessiert, dem sei Dr. Jaquishs Buch («Weight Lifting Is a Waste of Time») ans Herz gelegt. Die Zeit zum Lesen haben wir ja gerade gewonnen. Ca. CHF 700; win.gs/LiveHelfi

0 10 Wissenschaft Esoterik 0 10 GADGET-O-METER derDreifaltigkeitX3BarElite:Standplatte,LatexbänderalsWiderstandundGriffstange « DIESE SCHNELLERMACHTSTANGEDICHFIT» 94 INNOVATOR KONRADNORMANPICHLER,KLAUS

November 2022 Am Swiss Innovation Forum in Basel treffen sich am 23. No vember motivierte Start-ups, mutige Ideengeberinnen und engagierte Investoren, um ge meinsam die Schweizer Innova tionslandschaft voranzutreiben. Keynotes und Best Cases geben alternative Denkanstösse und Inputs zu neuesten Entwicklun gen, Trends, und Technologien. In der interaktiven Experience Zone erlebt man die Schweizer Innovationskultur hautnah. Infos und Anmeldungen unter: Swiss Innovation swiss-innovation.comForum 23.

Nach einer langen Durststrecke steigt die Vorfreude auf reale Treffen und echten Austausch. Hier sind vier Termine, die du nicht verpassen solltest.

November 2022 Der Gaming-Event Red Bull unEversE ist zurück! Am 20. November werden die Zuschauerinnen und Zuschauer in der Red Bull Gaming World im Verkehrs haus in Luzern in eine Welt entführt, die ihnen zwar fremd erscheinen mag, den teilnehmenden Gamern aber nicht unbekannt ist. Vier Persönlichkeiten aus der Szene kämpfen live in ver schiedenen Games um den Sieg über das unEversE. Livestream auf Twitch inklu sive! Infos ab Oktober unter: Red Bull redbull.comunEversE 20. & 4. November 2022 50 Speaker, 2000 Gründerinnen und Gründer und 5000 Teil nehmer an zwei Tagen: Die Start up Nights in den Eulachhallen in Winterthur sind das grösste Start-up-Event der Schweiz. Wer Inspiration sucht, von den Erfahrungen anderer profitieren oder einfach nur networken möchte: Gründer, Investoren oder einfach nur Interessierte können an Keynotes, Panels und sogar an einer Start-up-Pit ching-Session teilnehmen. Alle Infos und Anmeldungen unter: Startup startup-nights.chNights

THESAVEDATE

3. Oktober 2022 Am 8. Oktober eröffnet das Haus der Kallistik im Zentrum von Zürich den ersten ArtTech Space der Schweiz. Am neuen Standort werden digitale, im mersive Kunsterlebnisse in die physische Welt gebracht und die grenzenlosen Möglichkeiten von Technologie, Wissenschaft und Kreativität durch innovative Ausstellungen und Veranstal tungen erlebbar gemacht. ArtTech Space Zürich kallistik.art

8. INNOVATOR 95 EVENTTIPPS WINTERTHURCLUBENTREPRENEURCONNECT,NZZJANESKI.CH,POOL,CONTENTBULLGOLA/REDTOMEK

WORTE WIE WEISSE W Ö LKCHEN AM HIMMEL

Der Unternehmer Philipp Westermeyer erklärt uns an dieser Stelle regelmässig die Gründerszene. Diesmal: warum junge Firmen heute besonders kreativ sein müssen – gerade in der Werbung.

KOLUMNE

96 INNOVATOR OMR

WestermeyerPhilipp

D ie Hotel-Suchmaschine Trivago hat die Werberechte auf dem Trainings trikot des Londoner Fussballklubs FC Chelsea gekauft. Für acht Millionen Euro. Aber warum? Die besten Werbe träger sind doch eigentlich die Spieltags trikots, schliesslich sieht man die im Fernsehen. Trotzdem fnde ich: Das war eine clevere Aktion. Eine, von der Startups lernen können, wie kreatives Marke ting geht. Und kaum etwas ist wichtiger für junge Firmen als Aufmerksamkeit für ihre Produkte. Die fetten Jahre sind vorbei Die Zeiten für Start-ups sind wieder etwas härter geworden. Nach jahrelanger Nullzinspolitik steigen die Zinsen, Start kapital wird teurer – und alles andere auch. Gehälter, Miete, Werbefäche und, und, und. Die Folge? Bei Investoren sitzt das Geld nicht mehr so locker wie früher. Weiterhin ist aber schnelles Wachstum für Start-ups genauso überlebenswichtig wie eine differenzierte Wahrnehmung der Leistung und Produkte. Bei Klamot ten ist das so oder bei Essensliefer diensten, weil sich hier das Grund produkt sehr undeutlich von anderen abhebt. Deshalb ist Bekanntheit hier entscheidend. 10.000 Franken pro Post Die Frage ist also: Wie wird ein Unter nehmen heute schnell bekannt, und zwar ohne viel zu investieren? Wer vor zwanzig Jahren wenig Geld hatte, dem kamen die Internetplattformen zu Hilfe, Google, Facebook, später Instagram. Werbung war dort damals noch günstig, und nur wenige grosse Firmen inter essierten sich dafür, wie man teilweise sogar unbezahlte Aufmerksamkeit auf Google bekam. Heute sind diese Platt formen verstopft. Google-Werbung oder Infuencer-Marketing macht jeder. Und die Plattformen lassen sich teuer dafür bezahlen. Google, Amazon, Meta (Kon zernmutter von Facebook und Insta gram), alle versteigern ihre Werbeplätze in Auktionen: Wer mehr bezahlt, hat grössere Chancen, dass seine Werbung an die Zielgruppe ausgespielt wird. Der indirekte Weg über Infuencer ist meistens nicht günstiger. Ein Infuencer mit einer Million Follower nimmt deutlich über 10.000 Franken für einen einzigen Post. Hacking the Feed Allerdings führt an den grossen Platt formen immer noch kein Weg vorbei. Fast drei Milliarden Menschen sind nach wie vor jeden Monat auf Facebook aktiv. Mehr als eine Milliarde Menschen googelt einmal im Monat. Als Start-up muss man also kreativ werden. Und hier kommen die Trainingstrikots von Trivago wieder ins Spiel. Der Ansatz: Man macht einen Umweg über die Off linewelt, um die Leute in den sozialen Medien zu erreichen. Diese Strategie hat einen Namen: Hacking the Feed. Der Feed, das sind die Posts von anderen, die ein Nutzer angezeigt bekommt. Trivago hat erkannt, dass der FC Chelsea und dessen Spieler zusammen knapp 200 Mil lionen Abonnenten haben, verteilt über alle Plattformen. Dort veröffentlichen sie Fotos von jedem Training. So läuft Trivago fast rund um die Uhr auf allen Kanälen

Der 43-jährige Unternehmer rief 2011 das «OMR Festival» ins Leben, das mit 70.000 Besuchern jedes Jahr zu den grössten Events der Digital-Branche zählt, weltweit.

Stefania Telesca Country Project Management Melissa Stutz Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Deutschland

Gabriele

Sabine

Media Sales & Partnerships Thomas

Länderredaktion Maximilian Reich Country Project Management Lisa Masten Lektorat Hans Fleissner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-Walek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Media Sales & Partnerships

Saskia

Yoldas¸ Yarar Retail & Special Projects Manager Klaus

Monika Spitaler Herstellung & Produktion Veronika

Lektorat

Peter Knehtl (Ltg.), Luana Baumann-Fonseca, Silvia Druml-Shams, Erwin Edtmayer, Simone Fischer, Andreea Gschwandtner, Lisa Jeschko, Araksya Manukjan, Carina Schaittenberger, Julia Schinzel, Florian Solly, Sophie Weidinger, Stephan Zenz

entsprechenden

IMPRESSUM Herausgeber Andreas Kornhofer Gesamtleitung The Red Bulletin Andreas Rottenschlager (Ltg.), Sara Car-Varming Chefredakteur Innovator Benjamin Wolf Textchef David Pesendorfer Creative Director Innovator Kasimir Reimann (Ltg.), Erik Turek Art Direction Marion Bernert-Thomann, Miles English, Tara Thompson Grafik Martina de Carvalho-Hutter, Kevin FaustmannGoll, Cornelia Gleichweit, Barbara Kaiser, Antonia Uhlig Fotoredaktion Eva Kerschbaum (Ltg.), Marion Batty, Susie Forman, Tahira Mirza, Rudi Übelhör Digitalredaktion Christian Eberle-Abasolo (Ltg.), Lou Boyd, Marie-Maxime Dricot, Melissa Gordon, Lisa Hechenberger, Elena Rodriguez Angelina, Julian Vater Editor in Chief Global Content Tom Guise Head of Audio Florian Obkircher Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Publishing Management Melissa Stutz (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Head of Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger Editorial Director Alexander Müller-Macheck Projektmanagement Co-Publishing, B2B-Marketing & Communication Katrin Sigl (Ltg.), Katrin Dollenz, Teresa Kronreif, Eva Pech, Valentina Pierer, Stefan Portenkirchner, Jennifer Silberschneider, Sophia Wahl Creative Services Verena Schörkhuber-Zöhrer (Ltg.), Sara Wonka, Tanja Zimmermann, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Management Co-Publishing Alexandra Ita Editorial Co-Publishing Raffael Fritz (Ltg.), Gundi Bittermann, Michael Hufnagl, Alexander Klein, Irene Olorode, Mariella Reithoffer, Wolfgang Wieser Executive Creative Director Markus Kietreiber Senior Manager Creative Elisabeth Kopanz Art Direction Commercial & Co-Publishing

Direct to Consumer Business Marija Althajm, Schwärzler, Pleninger Brandstätter, Felder (Ltg.), O. Sádaba, Wessig Ragotzky (Ltg.), Heis, Isailovic, Maiko Krutz, Mühlbacher Gerutska (Ltg.), Wolf Country Project Management Bernhard Schmied Mitarbeiter Niko Jilch, Jungnikl-Gossy siehe Eintrag bei Deutschland Hutterer (Markenlead), Vrej Michael Baidinger, Ines Gruber, Wolfgang Kröll, Matijevic-Beisteiner, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes WahrmannSchär, Ellen Wittmann-Sochor, Ute Wolker, Christian Wörndle, Sabine anzeigen@at.redbulletin.comZölss Sales Operations & Development Anna Schönauer (Ltg.), David Mühlbacher Offenlegung gemäss § 25 Mediengesetz Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: redbull.com/im/de_AT Kontakt redaktion@at.redbulletin.com

Finanzen Mariia

Lithografie Clemens

Josef

Franz Fellner,

Media Sales & Brand Partnerships Christian Bürgi marco.nicoli@goldbach.comGoldbachmichael.wipraechtiger@redbull.comMichaeljessica.puenchera@redbull.comJessicamarcel.bannwart@redbull.comMarcelchristian.buergi@redbull.com(Ltg.),Bannwart,Pünchera,Wipraechtiger,Publishing,MarcoNicoli,

abo@ch.redbulletin.com

INNOVATOR 97

Minassian,

Elisabeth Maier MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler IT Service Desk Maximilian Auerbach Operations Alice Gafitanu, Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Thomas Platzer, Raphaela Pucher Projekt Management Dominik Debriacher Assistant to General Management Sandra Artacker Geschäftsführung Red Bull Media House Publishing Andreas Kornhofer, Stefan Ebner Verlagsanschrift Am Grünen Prater 3, A-1020 Wien Telefon +43 1 90221-0, Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-LepperdingerStrasse 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber INNOVATOR BY THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Benjamin

Freie

Sandra

Head of Direct to Consumer Business Peter Schiffer

Claudia

Alfred

Nenad

Victoria

Martin Brandhofer, Walter

Thomas Hutterer (Markenlead), Alfred Vrej Minassian, Franz Fellner, Ines Gruber, Thomas Gubier, Wolfgang Kröll, Gabriele Matijevic-Beisteiner, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes WahrmannSchär, Ellen Wittmann-Sochor, Ute Wolker, Christian Wörndle, Sabine Zölss

Abonnements et courrier des lecteurs und erzielt eine massive Reichweite. Hätte Trivago dieselbe Reichweite bei Instagram gekauft – zum Beispiel über bezahlte Werbung –, hätte man dafür geschätzt 30 bis 40 Millionen Euro hin blättern müssen.

INNOVATOR BY THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258

Der FC Chelsea hat für das Trainingstrikot nur acht Millionen Euro verlangt. Zugegeben, immer noch ein Haufen Geld. Aber Hacking the Feed geht auch günstiger. Man muss nur etwas Unge wöhnliches machen, dass die Leute ihr Handy rausholen und ein Foto auf Insta gram posten. Die Modefrma Young Poets Society hat grob 30.000 Franken dafür bezahlt, dass ein Flugzeug ihren Namen in weissen Wölkchen in den blauen Him mel schreibt. Die Leute fanden das cool und posteten Fotos davon. So wurde das Ganze in kürzester Zeit zwei Millionen Mal im Internet gesehen. Humor aus regionalem Anbau Ein anderes Beispiel für kreative SocialMedia-Werbung sind Meme-Seiten mit regionalem Schwerpunkt: Profle, be trieben von Leuten, die lustige Bilder mit Sprüchen für eine bestimmte Region erschaffen; Hamburg, Köln, Düsseldorf, überall. Einige E-Roller-Firmen haben die Chance erkannt und integrieren dort ihre Werbung. Felyx hat zum Beispiel auf der Seite «duesselmeme» einen Post veröffentlichen lassen, in dem der Roller verleih über ein lustiges Meme vorgestellt wird – und damit 575 Nutzer aus Düssel dorf dazu gebracht, die Felyx-App zu installieren. Umgerechnet hat jede dieser Installationen nur zwei Franken gekos tet. Günstiger geht kaum. Wer nun meh rere solcher regionalen Meme-Profle koordiniert, hat schnell eine nationale Reichweite. Man muss also nicht unbe dingt viel Geld haben, um seine Bekannt heit zu steigern. Eine gute Idee, ein neuer Ansatz reicht.

Anzeigenservice Manuela

INNOVATOR BY THE RED BULLETIN Schweiz, ISSN Länderredaktion2308-5886

COMIC DER LETZTERWEISHEITSCHLUSS

Reparieren statt wegwerfen (Story Seite 46) –ein Trend mit unerwarteter Nebenwirkung. La Razzia (Doris Schamp) ist Designerin und Cartoonistin. Sie gewann 2013 den Internationalen Cartoonpreis von Aachen. Schamp, 39, liebt die Abgründe des Humors – und Los Angeles, wo sie einst für Red Bull Cartoonfiguren entwickelte. Wenn sie nicht auf dem Windsurfbrett steht, lebt und zeichnet sie zwischen Salzburg, dem Burgenland und Wien. Einen Toast auf Doris!

98 INNOVATOR SCHAMPRAZZIA/DORISLA

Bis zu 444 Kilometer Reichweite. Lederfreies Interieur. Und integrierte Google Services. Entdecken Sie die Zukunft der Mobilität: der vollelektrische Volvo C40 Recharge. So sieht die Zukunft aus. Der Volvo C40 Recharge Pure Electric. Online erhältlich unter volvocars.ch/C40Recharge Volvo C40 Recharge, P8 AWD Pure Electric 204+204 PS/150+150 kW. Stromverbrauch gesamt: 19,8–22,3 kWh/100 km, CO 2-Emissionen: 0 g/km. Energieeffizienz-Kategorie: A. Google ist eine Marke von Google LLC. A B C D E F G A

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