IDEAS FOR A BETTER FUTURE INNOVATOR BY THE RED BULLETIN 02/2020
Love, Life and Robots Wie uns Maschinen das Fühlen lehren
02/20
Die C0² -Zauberer
Zwei helle Köpfe filtern Kohlendioxid aus der Luf t.
Wir sind die Zukunft Acht österreichische Ideen, die unser Leben besser machen
AUSGABE ÖSTERREICH EURO 3,50
M A RS MIS SION M A DE IN AUS TRI A Das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) plant die gewagteste Expedition aller Zeiten.
GERNOT GRÖMER ÖWF-DIREKTOR BETTER FUTURE EDITION
A B 1 2 . N OV E M B E R I M K I N O
JA M E S B O N D ’ S CHOICE
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OHNE ZUCKER ZUSATZ
EDITORIAL CONTRIBUTORS
Alex Lisetz fieberte bereits als Kind Mond siedlungen und Mars-Charter flügen entgegen – und wird bis heute hingehalten. Doch jetzt gibt es neue Hoffnung. Wie man am Österreichischen Weltraum Forum für bemannte Mars-Missionen trainiert und wie nahe wir der Reise bereits sind, beschreibt der Wiener Autor ab SEITE 32 .
Pleo
FLORIAN VOGGENEDER (COVER)
Beim Fotoshooting mit RoboticsForscherin Kate Darling war der lebensechte Dino-Roboter ein Hauptdarsteller. Auch wenn Pleo die Session ohne seine Plastikhaut erdulden musste – wegen der beeindruckenden Technik darunter. SEITE 24
I N N O V AT O R
Ab in die Zukunft! Wissen Sie, wie lange es dauert, sich einen 50 Kilo schweren Raumanzug überzuziehen? Drei Stunden. Dabei ist das Ankleiden nur ein Teil der täglichen Routine der Wissenschaftler des Österreichischen Weltraum Forums, die unermüdlich und unter Extrembedingungen – in den Wüsten Israels oder auf Tiroler Gletschern – das Leben auf dem Mars nachstellen. Der Zweck dieser weltweit einzigartigen Pionier arbeit: Training für die Reise zum Roten Planeten. Unsere Coverstory: ab Seite 32. „Biohacking“ ist laut Definition die „mannig faltige Manipulation des Körpers und Geistes zum Zwecke der Selbstoptimierung“. Ab S eite 56 erklärt Ihnen Deutschlands bekanntester Bio hacker Andreas Breitfeld, wie eine Lymph drainage mit Kompressionsstiefeln funktioniert, wie lange die optimale Pause in der Sauerstoff kammer dauert und warum das Essen von blauer Farbe Ihre Konzentration steigert. Viel Spaß beim Lesen! Die Redaktion
INNOVATOR
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INHALT
BULLEVARD 18 10 12 20 14 21 Wasser gibt Stoff
Paradies für Surfer
Wie die Firma voestalpine Wasserstoff auf klima gerechte Weise erzeugt.
So funktioniert die größte Wellenmaschine der Welt in Australien.
Mentale Fitness
Ruf mich an, Fremder!
Diese App trainiert dein Gehirn – und optimiert gleichzeitig deinen Alltag.
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So schläfst du dich gesund
Mit Moos viel los
Unruhiger Schlaf? Diese geniale Anwendung löst das Problem.
Wie ein verblüffender Biotech-Baum die Berliner Luft filtert.
In der Schmalspur Ein faltbares Auto könnte die Zukunft des Stadt verkehrs revolutionieren.
GUIDE 90 93 94 6
Einsam? Eine Handy-App findet den richtigen Gesprächspartner für dich.
E- MOBILIT Y
Im Strom der Zeit Du planst einen Elektroauto-Kauf? Wir stellen vier geniale Modelle vor. VISIONÄRE
Red Bull Basement So könnte unsere Welt 2030 aussehen. P OD CAST
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Power-Walking Nur durch Gehen Strom erzeugen? Das geht! Mit dieser Erfindung.
KOLU MNE
Besinne dich! Innovator Andi Gall weckt deine analogen Fähigkeiten. TECH - HIGHLIGHT
Das Tor zu den Sternen Dieses Teleskop schaut in die Urzeit des Universums.
Innovator Sessions Was wir von Pionieren von heute lernen können.
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32 COVERSTORY
Willkommen auf dem Mars! Zu Gast bei AnalogAstronauten, die in Israel das Überleben auf dem Roten Planeten proben.
FEATURES
KATJA ZANELLA-KUX
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ROBOTICS
Das Lächeln der Roboter US-Forscherin Kate Darling erklärt, warum ausgerechnet Maschinen uns Gefühle neu erkennen lassen. K ARRIERE
Philipp Maderthaner Der „Kanzlermacher“ von Sebastian Kurz verrät, wie du im Job nicht nur Erfolg, sondern auch Erfüllung findest. BIOHACKING
So lebst du besser Der deutsche Biohacker Andreas Breitfeld zeigt seine Optimierungsmaschinen für Körper und Geist. NACHHALTIGKEIT
Die Klimaretter Das Schweizer Unternehmen Climeworks saugt CO² aus der Luft – und verwandelt es in Treibstoff. R ATGEBER
„Denke wie ein Mönch“ Der britische Motivationsredner und Buchautor Jay Shetty gibt dir zwölf Tipps – für mehr Sinn im Leben. START- UP-SECTION
Heimat großer Ideen Wir präsentieren die zurzeit spannendsten heimischen Jungunternehmen.
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BULLEVARD
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JOHANNES LANG
IDEEN FÜR EINE BESSERE WELT
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GRÜNE ENERGIE
WASSER GIBT STOFF D I P L .-I N G . HERBERT EIBENSTEINER VO E S TA L P I N EVO R S TA N D S VO R S I T Z E N D E R
„Mit der In betriebnahme an unserem Standort Linz ist ein wesent licher Schritt gelungen, um die Technologie transformation voranzutreiben.“
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Wasserstoff ist das häufigste chemische Element im Universum. Die Idee, daraus Energie gewinnen zu wollen, liegt auf der Hand. Schon der französische Autor Jules Verne legte diese Vision dem Protagonisten seines Romans „Die geheimnisvolle Insel“ (1874) in den Mund. Darin verkündet der fiktive Ingenieur Cyrus Smith: „Ich bin davon überzeugt, Freunde, Wasser ist die Kohle der Zukunft.“ Auch echte Wissenschaftler dieser Zeit wie der ChemieNobelpreisträger von 1909, Wilhelm Ostwald, waren begeistert. Denn der Prozess ist so simpel wie genial: Bei der Elektrolyse wird Wasser durch Strom in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt, die elektrische in chemische Energie umgewandelt und
im Wasserstoff gespeichert. Mithilfe der Brennstoffzelle wird – wie beim Wasserstoffauto – das Prinzip umgekehrt: Die chemisch im Wasserstoff gespeicherte Energie wird nun in elektrische zurück verwandelt. Warum die Technologie nicht weiter verbreitet ist? Wasserstoff ist in der Herstellung sehr teuer, außerdem ist das Gas schwer zu transportieren. Und weil für die Herstellung bislang Strom aus Erdöl und Gas verwendet
wird, ist Wasserstoff das Gegenteil von umweltfreundlich. Hier tritt das Forschungsprojekt H2FUTURE auf den Plan: Am Voestalpine-Gelände in Linz ging 2019 die weltweit größte grüne Wasserstoff pilotanlage in Betrieb. Grün heißt, dass der dafür erforder liche Strom aus erneuerbaren Quellen stammt. Mit dem Pilotprojekt, an dem auch Verbund und Siemens beteiligt sind, will man die Leistung der Technologie in einem Industrie-Umfeld testen, um INNOVATOR
VOESTALPINE FLORIAN OBKIRCHER JOHANNES LANG
Wasserstoff gilt seit mehr als hundert Jahren als Energiequelle der Zukunft. Das Forschungs projekt H2FUTURE in Linz will diese Prognose nun endlich in die Realität holen.
I N N O V AT O R Die CO²-Emissionen sollen bis 2050 um 80 Prozent fallen. Die H²-Pilotanlage in Linz soll der Stahl industrie dabei helfen.
Das Herzstück: Der Silyzer 300 von Siemens produziert pro Stunde 1200 m³ grünen Wasserstoff. INNOVATOR
irgendwann Koks und Kohle durch Wasserstoff zu ersetzen. Um den gesamten Konzern zu dekarbonisieren, müsste die Anlage allerdings 500-mal so groß sein. Doch VoestalpineVorstand Herbert Eibensteiner geht es um langfristige Planung: „Wir wollen den Einsatz von grünem Wasserstoff sukzessive erhöhen und die CO²-Belastung so bis 2050 um mehr als 80 Prozent senken.“ voestalpine.com
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B U L L E VA R D
Nach Sessions gibt’s Glückwünsche von der App: „Gratulation, dein Hirn hat sich gerade vergrößert!“
M E N TA L E F I T N E S S
Der 34-jährige Schwede grün dete das Startup 2018, als ihm ein Freund, der an ADHS leidet, Neurofeed back-Training vorstellte.
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Klingt nach Spielzeug, basiert aber auf Forschung: Mendi arbeitet mit Wissenschaftlern der Universität Stockholm zusammen und wurde von der EU mit 50.000 Euro gefördert. Laut den Start-up-Gründern genügen drei Zehn-MinutenSessions pro Woche, um die Konzentrationsfähigkeit auf Dauer zu steigern. www.mendi.io
JOHANNES LANG
RICKARD EKLÖF CO-GRÜNDER MENDI
Das Befriedigende am Training im Fitnessstudio ist: Je öfter und härter du dich plagst, desto deutlicher siehst du Ergebnisse. Beim Exerzieren der grauen Zellen ist das weniger klar ersichtlich. Wer Gehirnschmalz verbesserung bislang schwarz auf weiß haben wollte, musste zum Neurofeedback-Training. Doch das ist teuer: Eine Sitzung kostet meist mehr als 100 Euro. Das schwedische Start-up Mendi will die Technologie nun für den Heim gebrauch zugänglich machen. Beim Neurofeedback analysiert ein Computer die Gehirnaktivität und bildet sie in
SPIELERISCH SMART
FLORIAN OBKIRCHER
Diese App macht dich schlauer und konzentrierter. Aber nicht nur das: Du kannst die Steigerung deiner Hirn leistung in Echtzeit verfolgen.
Session erhält der User wie bei einem Videospiel seinen Score, der sich aus verschiedenen Komponenten (z. B.: Um wie viel hat sich der Energiewert deines Gehirns während des Trainings verbessert?) zusammensetzt.
Das SchlaumacherStirnband kann man ab Oktober für 266 Euro bestellen. INNOVATOR
MENDI
HANTELN FÜRS HIRN
Echtzeit ab. Der Proband verfolgt seine Hirnstrommuster auf dem Bildschirm und trainiert dadurch wiederum das Gehirn. Genau das tut auch Mendi mit einer App und einem Kunststoff-Stirnband. Das mit drei Sensoren ausgestattete Band misst Werte wie Blutzirkulation und Sauer stoffversorgung im präfron talen Kortex an der Stirnseite des Gehirns. Via Bluetooth werden die Daten aufs Smartphone übertragen und spielerisch dargestellt: Der User konzentriert sich auf einen Ball, der einen Hügel hochrollt. Je stärker der Fokus, desto höher steigt der Ball. Lässt die Konzentration nach, sinkt er ab. Am Ende jeder
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MODERNER AUFTRITT Beim Design setzt Husqvarna E-Bicycles auf Brillanz mit dezenten Highlights oder kontrast reiche Farbkombinationen.
MIXED-BEREIFUNG Das größere Vorderrad (29 Zoll) sorgt für ein besseres Überrollverhalten, das kleinere Hinterrad (27,5 Zoll) ermöglicht schnelle Richtungswechsel und ein agiles Fahrverhalten.
ALLROUND-TALENT Die Mountain Cross Modelle meistern jedes Terrain: Von steilen Passagen bis hin zu flowigen Trails sind sie die perfekten Begleiter.
E WIE EXTREM HUSQVARNA E-BICYCLES / MARTIN ERD
Mit einer komplett neuen Motorengeneration läutet Husqvarna E-Bicycles ein neues Zeitalter ein.
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eine Fahrt gleicht der anderen, jeder Fahrer ist einzigartig, jede Tour besonders. Untergründe wechseln, verschiedene Jahreszeiten beeinflussen zudem das Fahrerlebnis. Und genau diese Besonderheiten im Bikesport stellt Husqvarna E-Bicycles bei seiner neuen Kollektion in den Mittelpunkt. Die Marke liefert für die kommende Saison eine breite Modellvielfalt, die eines verspricht: grenzenlosen Fahrspaß zu jeder Zeit. Individuell wie der Fahrer selbst Shimano war von der ersten Stunde an Partner in Sachen Mittelmotor. Und nun scharrt eine neue Motorengeneration in den Startlöchern:
TRAIL-MODUS Je härter man in die Pedale tritt, umso mehr Power stellt der EP8 zur Verfügung. Die Antriebseinheit passt sich an, damit sich der Fahrer komplett auf das Gelände konzentrieren kann.
In den Topmodellen der Husqvarna E-Bicycles hält der Shimano EP8 Einzug. Dieser bietet direkte P ower bereits beim ersten Pedalschlag und damit eine optimale K ontrolle in jedem Gelände. Mit dem auf 85 Nm erhöhten maximalen Drehmoment lassen sich auch die steilsten Anstiege bezwingen. Für eine optimale Performance abseits der Straße sollten E-Bikes leicht, agil und wendig sein – mit einem Gewicht von 2,6 kg kommt der EP8 dem nach. Unterschiedliche Modi sorgen für ein natürliches Fahrgefühl, das sich je nach Fahrer dank E-TUBE PROJECT App individuell anpassen lässt. Auf den Mix kommt es an Verbaut ist der EP8 unter anderem in den Mountain Cross Modellen. Diese sind echte Allrounder und entsprechen der klassischen Allmountain-Kategorie. Alle MC Modelle wurden in Sachen Geometrie optimiert: Die Vorteile eines flacheren Lenkwinkels werden durch eine Mixed-Bereifung noch zusätzlich unterstützt.
husqvarna-bicycles.com
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GESUNDHEIT
GUTE NACHT!
Wer zu wenig schläft, arbeitet so effektiv wie ein Betrunkener. Die Business-App Shleep soll Firmen deshalb zu ausgeruhten Arbeitnehmern verhelfen.
Das Motto der Schlafexpertin Els van der Helm, 36: „Work hard, play hard and sleep hard.“
SHLEEP WELL!
JOHANNES LANG
Schlaf des Nutzers bewertet. Entsprechend den Ergebnissen gibt die App dann Ratschläge, um die Nachtruhe zu verbessern. Neben Tipps zu Meditations- und Atemübungen kann der User sich im dritten Schritt auch von den Shleep-Schlafexperten coachen lassen. Firmen wie Spotify und Huffington Post verwenden die App bereits. Ein Zuspruch, der wohl selbst die Start-upGründer gut schlafen lässt. shleep.com
FLORIAN OBKIRCHER
schaftliches: Zwei Drittel der Erwachsenen bekommen zu wenig Schlaf. Laut einer USStudie entgehen einer Firma so jährlich bis zu 5.000 Dollar pro Mitarbeiter. „Ein launiger Chef kann seine Mitarbeiter nicht motivieren“, sagt Els van der Helm. „Ein müder Arbeitnehmer leistet weniger. Wer vier Nächte in Folge zwei Stunden weniger schläft als er benötigt, performt wie jemand, der vier Bier intus hat.“
ILSOOVANDIJK
Es gibt ihn noch, den Typus gestresster Manager, der stolz behauptet, nur vier Stunden Schlaf zu benötigen. Auch wenn die Wissenschaft längst belegt hat: Nur ein Prozent der Weltbevölkerung ist mit weniger als sechs Stunden pro Nacht voll leistungsfähig. „Das ist genetisch bedingt“, erklärt die niederländische Neurowissenschaftlerin Els van der Helm. „Niemand kann seinen Körper auf we niger Schlaf hintrainieren.“ Weil dieser Aberglaube aber immer noch weit ver breitet ist, entwickelte sie mit ihrem Kollegen Jöran Albers die App Shleep. Sie hilft Nutzern dabei, besser und genug zu schlafen. Angeboten wird sie Unternehmen, denn das Problem ist ein volkswirt-
Die Schlafcoaching-Plattform hat drei Stufen: Anhand eines Fragenkatalogs wird der 14
INNOVATOR
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#GLAUBANDICH
START-UP-TOUR 9 Pitches, 9 Bundesländer: Die Tour startet am 6. April 2021 durch ganz Österreich.
CHALLENGE 2021 Der österreichweite Start-up-Wettbewerb geht in die nächste Runde!
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PETER RIGAUD
ehr Beachtung für Start-upProjekte in der Öffentlichkeit – das ist die Intention der #glaubandich-CHALLENGE. Erste Bank und Sparkasse engagiert sich seit Jahren für GründerInnen. In ihren Gründercentern wird unter anderem Beratung zu Förderungen, Businessplänen und Finanzierungen angeboten. 2021 wird deshalb wieder die #glaubandich-CHALLENGE stattfinden. Denn gerade Krisen zeiten wie aktuell sind auch immer Gründerzeiten. Gepitcht wird in neun verschiedenen Kategorien, die von „AI & Robotics“ über „Food & Beverage“ bis zu „Umwelt & Klima“ viele Bereiche der Start-up-Szene abdecken. Unter allen Start-ups, die sich bewerben, trifft eine hochrangige Jury die Vorauswahl jener Start-ups, die sich für die neun City-Pitches in den Bundesländern qualifizieren.
BEWERBUNGSPHASE & ABL AUF Ab November 2020 können sich Startups aus ganz Österreich bis zum 14. März 2021 für die #glaubandichCHALLENGE bewerben. Die City- Pitches finden ab 6. April 2021 in jedem Bundesland statt. Die neun besten Start-ups treten beim Finale
am 11. Mai 2021 in Wien gegenein ander an. Auf die GewinnerInnen wartet unter anderem ein Preisgeld von 10.000 Euro, ein Startplatz beim Casting für die Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“ und ein PR-Paket in Höhe von 10.000 Euro bei Trending Topics.
TEILNAHMEKRITERIEN
1. DIE IDEE
2. DIE INNOVATION
3. DIE GRÜNDUNG
Die Start-up-Idee muss ausgereift sein, und es muss zumindest ein funktionierender Prototyp existieren.
Mit dem Produkt muss ein relevantes Problem gelöst werden bzw. muss es eine Innovation darstellen.
Das Start-up bzw. das Produkt darf nicht älter als 5 Jahre sein, und ein plausibler Businessplan muss vorliegen.
glaubandich-challenge.at
B U L L E VA R D
Nutzfläche: Laut City-Transformer-CEO Formoza passen vier Faltautos in den Parkplatz eines „normalen“ Pkws.
M O B I L I TÄT
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E I N PA R K H I L F E
Per Knopfdruck lässt sich der Unterbau des City Trans formers ein- und ausfahren. Ausgefahren ist das Elektro auto – zwei Sitze sind hinter einander angeordnet – 1,40 Meter breit (etwas weniger als ein Smart). Wenn es dar um geht, einen Parkplatz zu finden, werden die Räder und das Fahrwerk eingezogen – die Kabine bleibt unverän dert. In diesem Zustand ist das Fahrzeug nur noch einen Meter breit und passt somit problemlos in einen Motor radparkplatz. Laut Hersteller erreicht der City Transformer eine Höchstgeschwindigkeit
INNOVATOR
JOHANNES LANG
„Ich finde keinen Park platz, ich komm zu spät zu dir, mein Schatz“, klagte Herbert Grönemeyer bereits 1984 in dem Song „Mambo“. Und das Problem hat sich seit her massiv zugespitzt. Eine Studie erhob kürzlich, dass die Parkplatzsuche rund 30 Pro zent des Gesamtverkehrs in Innenstädten ausmacht. Das ist auch in Tel Aviv so: Um das Problem in den Griff zu bekommen, dürfen dort zwar seit kurzem öffentliche Busse auch am Sabbat fahren, dem dreiköpfigen Team des dort situierten Start-ups City Transformer geht dieser Schritt aber nicht weit genug. Deshalb entwickelte es eine Lösung, die auch in anderen Städten Abhilfe schaffen soll: ein faltbares Auto.
FLORIAN OBKIRCHER
Wie schön wäre das Autofahren in der Stadt ohne Parkplatzsuche! Mit dem genialen Faltauto eines israelischen Start-ups passt du locker in jede Motorradparklücke.
Starthilfe: Das Start-up City Transformer wurde von Israels Regierung mit einer halben Million Euro unterstützt.
CITY TRANSFORMER
SCHMALSPURCASANOVA
I N N O V AT O R
Bei der Entwicklung wirkte auch der japanische Groß konzern Yamaha mit.
von 90 km/h, mit voll ge ladener Batterie kommt er 150 Kilometer weit. Die Vorbestellungsphase läuft bereits (11.360 Euro inklusive Batterie), die ersten Modelle sollen Ende 2020 ausgeliefert werden. Neben der Normalvariante soll eine weitere auch Platz für zwei Kinder bieten. In einer dritten Version, die speziell für Unter nehmen vorgesehen ist, gibt es Stauraum für Pakete (maximales Liefergewicht: 1000 Kilogramm). Natürlich sind sich die Hersteller bewusst, dass man das innerstädtische Parkplatz problem nicht löst, indem man noch mehr Autos in den Verkehr bringt. Deshalb ist das Faltauto neben dem Privat gebrauch auch für Carsharing vorgesehen. Zunächst in Tel Aviv – und hoffentlich bald auch im Rest der Welt. citytransformer.com
D R . A S A F FORMOZ A CEO CIT Y TRANSFORMER
„Die Idee zu dem Faltauto kam uns, nach dem wir zu viel unserer Zeit mit der Parkplatz suche in Tel Aviv verschwendet hatten.“
INNOVATOR
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SPORT
DIE PERFEKTE WELLE
AARON TREVIS GRÜNDER S U R F L A K E S
„Unser System bietet fünf verschiedene Wellenarten – per Knopfdruck, Tag und Nacht. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt.“
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Vor fünfzehn Jahren saß Bergbauingenieur und Hobby-Surfer Aaron Trevis mit seinen Kindern an einem See und warf Steine ins Wasser. Ein unscheinbarer Moment, aber dennoch einer, der Trevis’ Leben für immer verändern sollte. „Ich fragte mich, wie groß wohl der Stein sein müsste, um eine Welle zu schlagen, die man surfen könnte“, erinnert er sich. Heute ist Trevis mit Surf Lakes Betreiber eines der weltgrößten Wellenbecken (mit 80.000 m³ Wasser) in seinem Heimatort Yeppoon an der australischen Ostküste.
Die Wellen erzeugt er nicht mit einem Stein, sondern mit einem Stahlring in der Mitte des Sees, der wie ein Requisit aus einem „Mad Max“-Film aussieht und satte 1400 Tonnen wiegt, etwa so viel wie drei Boeings. Per Luftdruck angehoben, schickt dieser in einem getakteten Rhythmus 2,4 Meter hohe konzentrische Wellen übers Wasser. Der Clou dabei: Mithilfe künstlicher Riffe am See
„WIE GROSS MÜSSTE DER STEIN SEIN, UM EINE WELLE ZU SCHLAGEN, DIE MAN SURFEN KÖNNTE?“ Diese Frage machte Aaron Trevis zu einem gefragten Mann. Seine Anlage gilt in der Surfszene als visionär.
INNOVATOR
SURF LAKES FLORIAN OBKIRCHER JOHANNES LANG
Was aussieht wie ein Filmrequisit aus „Mad Max“, ist in Wahrheit die geilste Wellenmaschine der Welt: 360-GradPower und 2400 Wellen pro Stunde!
I N N O V AT O R
Aaron Trevis’ Wellenbecken in Yeppoon, Queensland, verspricht Surfspaß mit bis zu 2400 Wellen pro Stunde.
boden ist es möglich, die Wellen an gewissen Stellen unterschiedlich schnell, steil und hoch zu formen. So lässt sich der Surf-See in fünf Schwierig keitsstufen einteilen und von Anfängern und Pros gleichermaßen nutzen – daher auch der Name der einzigartigen Technologie: „5 Waves“. Bis zu 200 Surfer können damit gleichzeitig surfen. Der Wermutstropfen: Trevis’ Prototyp in Yeppoon
ist noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Aber das Interesse, die Technologie zu lizenzieren, ist groß: Über 300 Anfragen aus aller Welt sind bereits eingegangen, Anfang 2021 soll der Bau des ersten Surfparks mit 5-WavesTechnologie an der austra lischen Gold Coast beginnen. surf-lakes.com.au
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Neben ihrer Arbeit an Ahoyly coacht Ania Krol, 32, andere Start-ups und Freelancer.
Die Vorstellung, Freunde und Familie wochenlang nicht sehen zu können, schien vor einem halben Jahr noch absurd. Dann kam Corona. Und vielen von uns wurde bewusst, wie wichtig der Austausch mit anderen Menschen für unser eigenes Wohlbefinden ist. Aus diesem Grund starteten Ania Krol und Fabian Henze im April 2020 Ahoyly. Eine kostenlose Online-Plattform, mittels derer man sich mit Gleichgesinnten verbin-
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innovator: Wie kam euch die Idee zu Ahoyly? ania krol: Die Corona-Ausgangssperre war der Auslöser. Obwohl wir uns gut kennen, gingen mir und Fabian irgendwann die Gesprächsthemen aus. Wir wollten uns mit neuen Menschen unterhalten – und andere Menschen mit einander vernetzen. Ist Telefonieren nicht out? Bei anregenden Unterhaltungen bauen wir Stress ab, beim
Texten fehlt es oft an tieferen Verbindungen. Deshalb ermutigen wir Nutzer zu Telefon- oder Videoanrufen. Wer verwendet Ahoyly? Männer und Frauen halten sich in etwa die Waage. Der Altersdurchschnitt liegt zwischen 20 und 55 Jahren. Der älteste mir bekannte Nutzer ist 89 Jahre alt! Das am häufigsten diskutierte Thema war bislang das Reisen. Wie sieht die Zukunft für Ahoyly nach der CoronaKrise aus? Viele von uns haben Interessen, die niemand im näheren Umfeld teilt. Was tun, wenn du dein Portugiesisch auf frischen willst, aber kein Portugiese in Sicht ist? Deshalb ist es unser Ziel, mehr internationale Dialoge zu fördern. ahoyly.com
INNOVATOR
JOHANNES LANG
Du fühlst dich einsam? Oder möchtest einfach mit jemandem über dein ausgefallenes Hobby plaudern? Die Online-Plattform Ahoyly findet den richtigen Partner für dich.
det. Die Anmeldung dauert zwei Minuten: Du gibst deine Interessen an (anhand dieser schlägt der Algorithmus Gesprächspartner vor) und deinen bevorzugten Kommunikationskanal (Skype, Zoom etc.). Wirkt eine Person interessant, schickst du ihr eine Anfrage – und los geht’s! Warum das deutsche Start-up auch nach der Ausgangssperre relevant ist, erklärt Krol hier.
FLORIAN OBKIRCHER
SO BLEIBST DU IM GESPRÄCH
GETTY IMAGES
K O M M U N I K AT I O N
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U M W E LT
MIT MOOS VIEL LOS
GREEN CITY SOLUTIONS
FLORIAN OBKIRCHER
JOHANNES LANG
Ein Berliner Start-up stellt den ersten serienreifen BiotechBaum her. Und der hat Power: In einer Stunde filtert er die Atemluft für 7000 Menschen.
P E T E R SÄ N G E R , CEO, LIANG W U , C I O VO N GREEN CIT Y SOLUTIONS
Seit Anfang des Jahres tingeln drei hölzerne Riesen durch Berlin. Alle zwei Monate tauchen sie an einem neuen Ort auf – und sorgen für neugierige Blicke. Die vier Meter hohen Türme heißen CityTrees und tun im Prinzip das Gleiche wie ihre Artgenos sen im Wald – sie filtern Luft. Allerdings mit Extra-Power: Ein CityTree reinigt in nur einer Stunde die Atemluft für 7000 Menschen, jede der mo bilen Filteranlagen reduziert Luftverschmutzung im Um kreis von fünf Metern um bis zu 82 Prozent. Darüber hinaus beherbergen die Türme Mess sensoren, um Umweltdaten zu sammeln. Das Geheimnis des Biotech-Baums: Die Filter unter den Lüftungsschlitzen bestehen aus verschiedenen
CityTrees auf Berlin-Tour: Im April standen drei Exemplare vor dem Einkaufszentrum Bikini.
Moosarten (12 m² Grünfläche pro Turm). Sie binden Umwelt gifte wie Stickoxide und Fein staub, während sie Sauerstoff produzieren und ihre Um gebungstemperatur um bis zu sieben Grad kühlen, weil auf ihrer Oberfläche Feuchtigkeit verdunstet. MOBILE EINHEIT
Entwickelt hat den grünen Koloss – ausgestattet mit Solarzellen und Regenwasser auffangsystemen, versorgt er sich selbst mit Energie und Wasser – das Berliner Startup Green City Solutions in siebenjähriger Arbeit. Nach Pilotprojekten in Zentren von Städten wie London, Paris und Hongkong, sollen die City Trees demnächst auch in zwei Schulhöfen in Berlin landen. Denn neben der Luftreinigung nehmen die Betreiber auch ihren Bildungsauftrag ernst. „Wir wollen die Schüler vor schlechter Luft schützen und darüber aufklären, wie ge fährlich Luftverschmutzung sein kann“, sagt Liang Wu, CIO des Start-ups. greencitysolutions.de
Im März 2014 von vier Studenten gegründet, wird das Startup 2020 im Rahmen des EU-Förderprogramms Horizon mit 1,9 Millionen Euro unterstützt. INNOVATOR
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Geniale Energie erzeugung: Die Fliesen wandeln die Gewichtskraft der Personen in Strom um. NANDHIKA V E N K AT E S WA R A N , L A J I N BHASKAR LAL RED BULL B A S E M E N T- GEWINNER
Die Gewinner der Red Bull Basement University 2019 überzeugten mit einer erstaunlichen Idee. Sie wollen aus der Energie, die gehende Studenten er zeugen, Strom gewinnen.
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Aktuell arbeiten Lajin und Nandhika an einem neuen Prototyp und sind auf der Suche nach Investoren. Die Red Bull Basement University geht gerade in eine neue Runde. Bis zum 25. Oktober 2020 kannst du dich dafür noch bewerben. Lade ein maximal 60-sekündiges Video mit deiner Idee für eine bes sere Welt hoch. Schaffst du es per Voting in den „Global Workshop“, kannst du mit hilfe von Experten an deiner Vision weiterarbeiten. basement.redbull.com
INNOVATOR
WOLFGANG WIESER
JEDER SCHRITT LIEFERT STROM
BASEMENT ALS BASIS
SHUTTERSTOCK, LAJIN BHASKAR LAL, JAISOORYA H N
ENERGIE
Geht es nach den beiden indischen Studenten La jin Bhaskar Lal und Nandhika Venkateswaran, bekommt der ökologische Fußabdruck eine neue, zusätzliche Bedeutung. Ihre Idee: Strom mithilfe gehender Kommilitonen ge winnen. Mit diesem erstaunli chen Plan kürte sich das Duo im Vorjahr zu den Gewinnern der Red Bull Basement Uni versity. Diese Idee stieß auf so großen Anklang, dass Lajin vom Internet-Giganten Google zu einem Bootcamp im indi schen Bangalore eingeladen wurde, um weiter am Projekt „Energybrid“ zu arbeiten. Die Idee erscheint eigent lich denkbar einfach: Was wäre, wenn wir die Energie, die beim Gehen erzeugt wird, nutzen könnten?, fragten sich die beiden Studenten. Ihr Plan: Spezielle Fliesen (im
Format 45 mal 35 Zenti meter) sollten die Energie der Fußtritte in Strom um wandeln und speichern. Auf viel begangenen Wegen würde das bedeuten, dass in nur 30 Minuten bis zu 75.000 Schritte auf jede einzelne Fliese treffen würden. Um gerechnet könnte mit der er zeugten Energie ein Raum für immerhin 20 Minuten hell erleuchtet werden.
JOHANNES LANG
Die beiden indischen Stu denten wollen Mithilfe von Fuß gängern Energie gewinnen.
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gelöst. Mit der Zahlungsmethode wird Verbrauchern ermöglicht, sicher und einfach Finanzdienstleistungen, Rechnungen, Einkäufe und vieles mehr online abzuwickeln und mit Bargeld zu bezahlen. Sichere Bezahlung ohne Risiko Laut einer Studie von Paysafe haben 18 % der Konsumenten seit Beginn der Corona-Krise zum ersten Mal Online-Shopping betrieben. Die Weitergabe finanzieller Details an OnlineHändler löst hier oftmals Bedenken aus. Um diese Hemmschwellen und Sicherheitsbedenken abzubauen, ist Paysafecash die optimale Methode – denn die Integration von Bargeld in digitale Finanzdienstleistungen führt zur finanziellen Inklusion aller.
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argeld spielt keine Rolle mehr? Stimmt so nicht! Denn für viele Menschen ist Bargeld nach wie vor eine wichtige und zuverlässige Zahlungsmethode. Doch wie kann man Bargeld digitalisieren? Genau dieses Problem wird mit Paysafecash
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ROBO-SCIENTIST „Durch Maschinen lernen wir Über raschendes – über uns selbst“, sagt Kate Darling, 38, vom renommierten Massa chusetts Institute of Technology (MIT).
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INNOVATOR
DAS LÄCHELN DER ROBOTER TEXT Arek Piatek
FOTOS Gian Paul Lozza
STYLING Robyn V. Fernandes
DIE SCHWEIZERIN KATE DARLING ERFORSCHT DIE INTERAKTION ZWISCHEN MENSCH UND MASCHINE – AUF DER EMOTIONALEN EBENE. IHRE ERKENNTNIS: ROBOTER KÖNNEN IN UNS ECHTE GEFÜHLE WECKEN. UND UNS DAMIT ZU BESSEREN MENSCHEN MACHEN. INNOVATOR
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ROBO-ETHIKERIN Frau Darling, eine typische Wissenschaftlerin sind Sie ja nicht gerade. kate darling: Wieso? Sie sind am Arm tätowiert, Sie forschten einst in der Pornobranche – und aktuell lassen Sie Probanden mit einem Hammer die Köpfe von Spielzeugrobotern einschlagen. Haha! Letztgenanntes aber zum Zwecke der Forschung, ja. Welchen wissenschaftlichen Mehrwert hat das Zerkloppen von Robotern? Ich untersuche so die emotionale Ebene zwischen Mensch und Maschine. Anhand derartiger Studien sehen wir etwa, inwiefern Menschen in der Lage sind, Gefühle für Tier-Roboter zu entwickeln. Beispiel: Wenn jemand kein Problem damit hat, ein Plastikauto zu zerstören, aber bei einem Roboter plötzlich zögert, so ist das ein Indiz für Mitgefühl dem Roboter gegenüber. Ein Indiz für Mit gefühl an sich – weil er ihn als etwas Lebendiges sieht. Ich untersuche, wie weit diese Gefühle gehen. Und welche Konsequenzen eine emotionale Beziehung zwischen Mensch und Maschine in der Welt haben könnte.
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„Ich bin gelernte Juristin, war aber immer schon von Robotern fasziniert. Ich erforsche, wie die Technologie unsere Ethik positiv beeinflussen kann.“
Wie kann man sich Letzteres konkret vorstellen? Das ist bereits konkret – und sogar Realität. Nehmen wir zum Beispiel den Roboter Paro: ein interaktives Robbenbaby, das auf Demenzstationen in Spitälern bereits eingesetzt wird. Die Ergebnisse sind auch hier unglaublich: Patienten, die jahrelang mit niemandem gesprochen haben, sagen plötzlich: „Ja, wer bist denn du?“, wenn man ihnen Paro in die Hand drückt. Sie beginnen, ihn zu streicheln und mit ihm zu reden – und der Roboter reagiert mit Bewegungen und Geräuschen. Es ist, als würde er die Menschen ins Leben zurückholen – als emotionaler Türöffner. Und man sieht hier wieder das Potenzial von Robotics: Paro und seine Kollegen könnten in Zukunft etwa die Tiertherapie ersetzen, die in Spitälern ja unmöglich ist. Und was bringt uns Ihr DinosaurierBaby Pleo? Forscher haben zurzeit einige Studien am Laufen, etwa mit Pleo und autistischen Kindern. Die ersten Erkenntnisse sind schon atemberaubend, denn wir merken: Autistische Kinder öffnen sich dem Roboter signifikant mehr als Menschen. Das ist eine kleine Sensation. Aber es geht noch weiter: Die Studien ergaben, dass sich autistische Kinder den Menschen viel mehr öffnen, wenn ein Roboter im Raum ist: Sie haben plötzlich mehr Augenkontakt zu den Personen und geben bereitwilliger Antworten …
„ WENN SICH EIN ROBOTER EIGENSTÄNDIG BEWEGT UND AUF UNS REAGIERT, BEGINNEN WIR, IHN ALS ETWAS LEBENDIGES ZU BETRACHTEN.“ INNOVATOR
Hat man eine Erklärung dafür? Noch nicht. Wir vermuten aber, dass Roboter in den Augen der Kinder un beschwerter sind als Menschen. Kinder könnten das spüren … Wichtiger scheint aber: Roboter könnten in Zukunft die horrenden Therapiekosten für Autisten drastisch senken. Wie geht das überhaupt, dass leblose Roboter in uns Gefühle auslösen? Unser Hirn lässt sich leicht austricksen. Denn wir haben bestimmte biologische Trigger. Babys etwa reagieren auf Men schen, die sie anlachen – und sie lächeln zurück, sie freuen sich. Doch zeigen Sie dem Baby eine Zeichnung von einem lachenden Gesicht, reagiert es genauso.
HAIR AND MAKEUP: ERICA GOMES/ENNIS INC
KATE DARLING, 38 — ROBOTICS RESEARCH SPECIALIST Kate Darling ist eine der weltweit führenden Experten in der Wissenschaft der Roboter-Ethik. Ihre bemerkenswerte Kar riere in Meilensteinen: — ETH Darling wächst in Basel auf, wo sie Jus studiert. Es folgt ein Doktorat an der ETH Zürich. In dieser Zeit publiziert Darling Studien über geistiges Eigentum – in der Pornobranche. — MIT Weil sie sich auf Twitter als Roboter-Fan outet, wird im Jahr 2011 das Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston auf sie aufmerksam. Seither
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forscht Darling dort an der Interaktion zwischen Menschen und Robotern –und sich daraus ergebenden Rechtsfragen. — AWARD 2017 wird Darling vom juristischen Berufsverband, der American Bar Association, mit dem Mark T. Banner Award ausgezeichnet – für beruf liche Exzellenz und Respekt vor dem Recht. — PRESSE Ihre Arbeiten wurden im „New Y orker“, im „Guardian“, auf BBC, im „Forbes“, in der „Zeit“ und der „Japan Times“ publiziert. Sie tritt in TV- Shows und TED-Talks auf.
Na gut, das sind ja noch Babys. Das gilt auch für Sie. Menschen haben die Tendenz, die eigenen Gefühle und Eigenschaften auf alles zu projizieren: andere Menschen, Tiere, Objekte und so weiter. Haben Sie schon mal einen Hund lächeln gesehen? Wahrscheinlich haben Sie sich gedacht, er freut sich. In Wirk lichkeit wissen Sie nicht, was er fühlt. Als soziale Kreaturen versuchen wir ständig, unsere Umgebung zu interpretieren. Vor allem, wenn sich etwas bewegt. Pleo löst aber bei Menschen nicht nur Emotionen aus – man hält ihn für lebendig. Wie ist das möglich? Es gibt verschiedene Schlüsselreize, da mit man ein O bjekt nicht mehr als Objekt wahrnimmt, es „humanisiert“, wie wir sagen: Der Roboter kann ein Gesicht haben, sich autonom bewegen oder auf irgendeine Weise auf uns reagieren. So wie eben Pleo. Dann löste er bei Ihnen beim ersten Mal auch Gefühle aus? Na klar! Ich erinnere mich noch genau, als ich ihn das erste Mal in der Hand hielt. Ich ließ ihn spaßhalber kopfüber in der Luft baumeln. Pleo mag das aber nicht, so ist er nun mal programmiert.
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„ MENSCHEN, DIE JAHRELANG KEIN WORT SPRACHEN, SAGEN PLÖTZLICH: ‚ JA, WER BIST DENN DU?‘, WENN MAN IHNEN PARO IN DIE HAND DRÜCKT.“ ließen zunächst eine Gruppe mit den Pleos spielen, sich mit ihnen anfreunden. Der Pleo bewegt sich ja recht eigen ständig im Raum, zugleich ist er aber sehr zutraulich. Sodass man ihn gleich knuddeln will. Und beschützen. Die Gruppe liebte ihre Robos sofort und hatte anfangs großen Spaß.
Er begann zu jammern und den Kopf hin- und herzubewegen, als hätte er Schmerzen. Ich war erschrocken, wie sehr mich das berührte. Er tat mir richtig leid. Bis heute lässt mich diese Reaktion nicht kalt. Darf ich eine provokante Frage stellen? Ja.
Und dann? Wir gaben den Probanden die Werk zeuge und verlangten von ihnen, damit alle Pleos zu zerschlagen.
Das ist doch alles Selbstbetrug. Selbst demente Menschen wissen, dass der Paro in ihren Armen ein nicht lebendes Ding ist. Und Selbstbetrug ist schlecht. Schauen Sie gerne Filme? Ja. Dann sympathisieren Sie mit den Haupt darstellern und leiden mit ihnen mit. Sie sehen: Sie betrügen sich genauso. Aber Sie machen sich damit eine Freude, tun sich etwas Gutes! Was soll daran schlecht sein? Und apropos Film: Tom Hanks hat in „Cast Away“ einen Volley ball zu seinem Freund gemacht, ihm den Namen Wilson gegeben und mit ihm gesprochen. Warum? Weil er sonst an der Einsamkeit zugrunde gegangen wäre. Hier war der Selbstbetrug sogar überlebenswichtig. Wissenschaftlich gesehen übrigens ein r ationales und menschliches Verhalten. Menschliches Verhalten untersuchten Sie im eingangs erwähnten „HammerExperiment“ mit Probanden und Pleos. Das war keine wissenschaftliche Studie, sondern ein Empathie-Workshop. Wir
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VORDENKERIN „Künftig sollten wir Roboter rechtlich schützen. Um uns selbst zu schützen. Denn wer Gewalt an ihnen ausübt, könnte auch für uns zur Gefahr werden.“
Was passierte? Sie konnten es nicht. Keiner. Keiner brachte es übers Herz. Erst als wir ihnen sagten, dass wir alle Pleos zerstören würden, falls nicht sie zumindest einen selbst kaputtmachten, taten sie es. Sie opferten ihn – um wenigstens die anderen zu retten. Was war die Erkenntnis, die dabei herauskam? Der Workshop hat meine späteren Studi en am MIT inspiriert. Wir können über Roboter einen Zugang zur menschlichen Gefühlswelt finden, sie sind ein Spiegel unseres Ichs. Durch sie können wir unser Verhalten, unsere Art besser verstehen. Das ist neu. Und es eröffnet viele Mög lichkeiten: Wie Sie sich denken können, zögerten empathische Menschen länger mit dem Zuschlagen als weniger empa thische … Wir können jetzt also mensch liches Mitgefühl konkret erforschen und vergleichen.
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MASCHINELLE FREUNDE Aber was bringt uns das generell? Stellen Sie sich einen aggressiven Menschen vor, der eine Gefahr für andere darstellt. Wenn der Mensch nun seine Aggressivität an einem lebendig reagierenden Roboter auslässt, indem er ihn vermöbelt und dadurch Dampf ablässt, könnte das für uns sehr wertvoll sein. Wir wären in der Lage, die Gesellschaft zu schützen, sie friedlicher und besser zu machen. Allerdings könnte – ganz im Gegenteil – Gewalt gegenüber Robotern die Gewalt normalisieren und diese Menschen noch aggressiver machen. Wir wissen nicht, in welche Richtung das geht. Deshalb ist in diesem Bereich die Forschung heute so immens wichtig. Vor dem MIT haben Sie in der Schweiz Recht studiert. Sie sagten: „Roboter sollten in Zukunft Rechte bekommen.“ Das ist verrückt. Das war provokant gesagt – es soll aber anregen. Denn: Was, wenn jemand einen lebensechten Roboter misshandelt – und selbst dabei abstumpft? Und zur Gefahr für Menschen wird? In dem Fall bräuchte der Roboter in Zukunft Rechte. Das Recht, nicht misshandelt zu werden. Man sollte ihn juristisch gegen Gewalt schützen. Nun verstehe ich: Mit den Rechten, die Sie einem Roboter zugestehen würden, schützen wir letzten Endes uns selbst, die Menschen? Es geht also um uns? Genau. Die Roboter-Ethik wird ein großes Thema werden. Aber es wird immer um den Menschen gehen. Auch in Zukunft.
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Sie therapieren dich, heben deine L aune und redu zieren das Gefühl der Einsamkeit – diese drei sozialen R oboter sind bereits im Einsatz .
PARO In der interaktiven Kuschelrobbe stecken Licht-, Berührungs- und Geräuschsensoren. Zudem machen ihre Bewegungen und ein Fiepen unterschiedlicher Intensität sie besonders lebensecht. Kommt bei Demenzkranken erstaunlich gut an.
I-QUE Per App mit dem Internet verbunden, kann I-Que Kindern Spaßfragen stellen, Mathe-Aufgaben lösen und gibt bereitwillig Antworten (denkt dabei aber oft lange nach). Zurzeit steht der Robo in der Kritik der Verbraucher schützer. Der Grund: eine Sicherheitslücke. Fremde könnten sich unbemerkt per BluetoothFunk mit I-Que verbinden und so das Kind abhören und mit ihm reden.
ZORA Vom 56 Zentimeter großen humanoiden Roboter sind weltweit schon 400 im Einsatz – vorwiegend in der Kranken- und Altenpflege. Zora kann Menschen gut aufmuntern und verrichtet auf Befehl Bringdienste.
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PICTUREDESK.COM, GETTY IMAGES
… oder Aggression. Oder Aggression.
NIEDLICHE TECHNIK Ein Pleo ohne Plastikhaut. Dank künst licher Intelligenz kann der Robo sogar von seiner Umgebung lernen – und sein Verhalten anpassen.
DER HIGH-END-DINOSAURIER PLEO gehört zur Klasse der „Life Form Robots“ (lebensechten Roboter) und vollbringt Erstaunliches: Er kann hören, sehen, fühlen und Objekte erkennen. Er überlegt und handelt unabhängig wie ein echtes Tier – zudem orientiert er sich mühelos in seiner Umgebung. Kein Wunder: Im Inneren des 50-Zentimeter-Dino
sauriers stecken schließlich 14 Motoren, zwei Mikrofone, acht Sensoren im Kopf und vier in seinen Füßen. Dank 14 Bewegungsmeldern reagiert Pleo durchwegs realistisch auf menschliche Bewegungen. Schwäche: Nach nur einer Stunde Spielzeit macht er schlapp – und muss dann für vier Stunden ans Stromnetz.
„ WIR KÖNNTEN UNS EINES TAGES WIRKLICH IN HUMANOIDE ROBOTER VERLIEBEN. DOCH U NSERE LIEBE ERWIDERN WERDEN SIE NIEMALS.“ INNOVATOR
Ein Blick in die ferne Zukunft: Humanoide Roboter sind so hoch entwickelt, dass man sie von Menschen nicht unterscheiden kann. Werden wir in der Lage sein, sie zu lieben? So wie Harrison Ford in dem Klassiker „Blade Runner“, der sich als Detective Deckard in die betörende Rachael verliebt – und ihm egal ist, dass sie eine Replikantin ist? Das ist Hollywood. Kennen Sie die Buchvorlage? (Philip K. Dick: „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“; Anm.) Nein. Die ist realistischer als der Film. Dort muss Rick Deckard feststellen, dass Rachael seine Liebe nicht erwidert – weil sie es als Roboter gar nicht kann. Und das ist auch die Antwort: Wir werden uns vielleicht mal wirklich in Roboter verlieben können. Ist ja auch okay. Nur werden wir immer wissen müssen, dass uns die Maschine nie lieben wird. Denn sie hat keine Gefühle. Ein Roboter kann einen Menschen nicht ersetzen.
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F Ü R
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KATJA ZANELLA-KUX
M A R S R
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F Ä N G E R
ÖS TERREI CHISCH E WIS SENSCHAF TLER PL AN EN
D IE AM BITIO NIERTE S TE E XPED ITI O N ALLER Z EITEN : D EN ERS TEN BEMAN NTEN MARS - FLU G .
GREGOR KUNTSCHER
R AUMEINSATZ IN TIROL Zwei „Analog- Astronauten“ beim Training auf der Erde: Sie verhalten sich, als wären sie auf dem Mars – deshalb der Zusatz „analog“.
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Mit le b e n s e c hte n Te s t mis sio n e n . Mit un ko nve ntio n e lle n E x p e rim e n te n . U n d m it e in e m ü b e rr as c h e n d e n Cre d o: M a c h je d e n Ta g s o v ie le Fe h le r, w ie d u ka n n s t .
Text ALEX LISETZ
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Für jeden Außen einsatz legen die Analog-Astronauten ihre volle Aus rüstung an.
Noch läuft in der Druckkammer alles nach Plan. Die Raum anzüge: versiegelt. Die Sauerstofftanks: voll. Dann der große Moment: Die Schleuse öffnet sich, und die Astronauten b et reten zum ersten Mal die Mars-Ober fläche. Der Komman dant geht voran. Er dreht sich zur Raumstation um – und da passiert es.
Er löst einen Wackelkontakt in seinem Headset aus. Ein hochfrequenter Ton fährt ihm bis ins Mark. Eine Fehlfunk tion des Lautsprechers. Ein ohren betäubendes Pfeifen, das sich nicht abstellen lässt. Es wird sein Trommel fell zerreißen, wenn er nicht gleich … Er löst die Not-Entriegelung aus, schleudert seinen Helm in den Sand. Endlich Stille. Seine Ohren klingeln noch, aber sein Trommelfell scheint ohne Schäden geblieben zu sein. Erst jetzt bemerkt er die betroffe nen Gesichter seiner Teamkollegen. Wäre diese Mars-Mission nicht nur ein Test und wäre das hier nicht in 36
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LEHRBERUF ASTRONAUT Wirklichkeit die Wüste Utahs, dann wäre er jetzt tot. Wieder einmal. Gernot Grömer, 45, starb schon viele Heldentode. Der Astrophysiker aus St. Florian in Oberösterreich ist Direktor des ÖWF, des Österreichischen Weltraum Forums. Diese Forschungseinrichtung ist ein ThinkTank von 200 Wissenschaftlern aus 25 Nationen, die über die Grenzen unseres Planeten hinausblinzeln. Ihre spannendste Aufgabe: simulierte Mars-Missionen. Diese aufwendigen Forschungs-Camps stellen die realen Bedingungen auf dem Mars möglichst originalgetreu in irdischer Umgebung nach. Das bedeutet: Die Crewmitglieder müssen wochenlang auf engstem Raum in einer von der Außenwelt abgeschotteten Station leben, die irgendwo in einer menschenleeren Steinwüste ab gestellt wurde. Ins Freie dürfen sie nur in Raumanzügen, um Gesteinsproben zu sammeln oder Messungen vorzunehmen. Das Ziel dieser Praxistests: Mit Hilfe der dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen künftige Mars-Expeditionen sicherer, effizienter und erfolgreicher werden.
Damit die Wissenschaft bei jeder Testexpedition so viel wie möglich
FLORIAN VOGGENEDER
für die Zukunft lernt, wenden Grömer und sein Team eine unkonventionelle Methode an. Fehler sind nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. „Alles, was schiefgeht, bringt uns weiter“, sagt Grömer. Dasselbe Prinzip hat schon vor 140 Jahren ein gewisser Thomas A. Edison ausprobiert. „Ich bin nicht gescheitert – ich kenne jetzt 10.000 Wege, wie man eine Glüh birne nicht baut“, soll er vor seinem diesbezüglichen Durchbruch gesagt haben. Grömers Version klingt noch ein bisschen knackiger: „Wir kennen schon 1000 Wege, wie man am Mars sterben kann.“
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Jahre alt muss mindestens sein, wer sich um die Ausbildung als Analog-Astro naut bewirbt. Maximalalter: 45; Größe: 165 bis 190 cm; Mindest gewicht 55 kg.
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Monate dauert die Vor bereitung für die Mars-Simulation. Sie umfasst Theorieseminare, Sportprogramme und praktische Übungen.
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Bewerber wurden 2019 zur Ausbildung zu gelassen. 6 davon nehmen an der Simulation 2021 teil, der Rest kommt in anderen Einsätzen zum Zug.
Der Mars ist kein besonders ge mütliches Reiseziel. Die Tempera turen sinken an kühlen Tagen auf minus 110 Grad Celsius. Die Atmosphäre b esteht zu 95 Prozent aus Kohlenstoffdioxid. Und sie ist so dünn, dass die kosmische Strahlung fast ungefiltert durchdringt. Auf lange Spaziergänge möchte man da lieber verzichten. „Unser Job ist, paranoid zu sein“, sagt Grömer, „weil jeder winzige Fehler am Mars kata strophale Auswirkungen haben kann.“ Darum denken Grömer und sein Team jeden Tag darüber nach, was am Mars alles schiefgehen könnte und wie man darauf reagieren soll. Was tun, wenn ein Dichtungsring am Raumanzug porös wird? Wenn der Funkkontakt zur Erde abbricht? Wenn nicht irgendein Crewmitglied krank wird, sondern der Arzt?
Grömers Paranoia ist die Lebensversicherung jener Entdecker,
die eines Tages wirklich zum Mars fliegen werden. „Wir wissen nicht, welche Über raschungen uns da oben erwarten“, sagt Grömer. „Darum müssen wir zumindest auf die Probleme vorbereitet sein, die wir uns schon jetzt vor stellen können.“ Aus diesem Grund verwenden die Wissenschaftler des ÖWF nicht nur Computersimulationen oder gehen ins Labor, sondern in die Wüsten Utahs und des Oman, auf Tiroler Gletscher und in die Dachstein-Eishöhlen. Dort leben und forschen Sechserteams so genannter „Analog-Astronauten“ bis zu vier Wochen lang in nachgebauten Raumstationen. Diese dürfen sie nur für konkrete Forschungsaufträge verlassen: zum Beispiel, um Bodenproben zu sammeln und zu analysieren – und dann nur im Raumanzug. Sich nach dem Essen schnell einmal die Beine zu vertreten ist dabei keine Option. Allein das Anlegen des 30 bis 50 Kilogramm schweren Anzugs
DIE FAKTEN
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Die ÖWF-Wissenschaftler lieben Probleme nicht, weil ihnen ohne
langweilig wäre, sondern weil jeder Irrtum und jede Verzögerung, jeder technische Defekt und jedes menschliche Versagen die Wissenschaft ein bisschen schlauer machen. „Jeder Fehler, den wir jetzt machen, rettet einem Astronauten in Zukunft das Leben – weil er ihn nicht mehr machen muss“, sagt Grömer. Deshalb sind Fehlleistungen bei den simulierten Mars-Missionen nicht nur erlaubt. Sie werden sogar pro voziert. „Wir möchten die Konsequenzen von jedem Fehler kennen. Denn nur dann können wir uns da gegen wappnen.“ Manchmal begeben sich die Analog-Astronauten dafür nicht nur virtuell in Lebensgefahr, sondern auch real. Beispiel: „Wir glauben, dass es auf dem Mars regelmäßig zu heftigen Windhosen mit starken Entladungen kommt“, sagt Grömer. „Darum haben wir mit einer 6-Megavolt-Teslaspule die Schutzwirkung unserer Raumanzüge gegen Blitzschlag getestet.“ Fazit: Der Anzug schützte wie erhofft. „Der Kollege mit dem Defibrillator, der daneben wartete, durfte untätig bleiben.“
B
ei den Test-Missionen des ÖWF geht es aber nicht nur darum, Gefahren zu erkennen – sondern auch darum, Chancen besser zu nützen. Der erste bemannte Mars-Flug ist unsere Chance, riesige Mengen von neuem Wissen zu erwerben. Denn die ersten Menschen auf dem Mars werden nicht nur stur Daten sammeln wie die unbemannten Sonden vor ihnen. Sie werden diese
„Unser Job ist es, paranoid zu sein, weil j eder winzige Fehler am Mars katastrophale Auswirkungen haben kann.“ GERN OT GRÖ M ER , LEITER D E S ÖS TER REICHISCH EN WELTR AU M FO RU MS (ÖWF )
Daten auch gleich vor Ort interpretie ren und daraus Entscheidungen ab leiten. Vielleicht erweist sich zum Beispiel ein zufällig entdecktes Seitental als geologisch besonders inter essant. Dann werden die Astronauten vom ursprünglichen Plan abweichen und dort gezielt nach bestimmten Gesteinsproben suchen. Doch wie erkennt man Strukturen? Wie interpretiert man Zusammenhänge in einer öden Landschaft, in der alles gleich auszusehen scheint? Genau das werden die Analog-Astronauten 2020 in der Wüste Negev in Israel trainieren. Die Methoden, die sie sich dabei aneignen, sollen der ersten realen Mars-Mission helfen, effizienter zu arbeiten. Denn Zeit ist auf dem Mars kostbar – für mehr als ein paar Wochen werden die mitgeführten Ressourcen nämlich nicht reichen.
Um produktiver arbeiten zu können, entwickeln die ÖWF-Wissen
schaftler nicht nur intelligentere Analysemethoden – sie setzen auch neue technologische Meilensteine. Einer von ihnen ist der Raum anzug-Simulator „Serenity“.
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FLORIAN VOGGENEDER, CLAUDIA STIX, PAUL SANTEK
beschäftigt zwei Crewmitglieder für drei Stunden. Seit 2006 fanden zwölf Missionen statt. „Jede einzelne war eine logistische Kapriole“, sagt Grömer. Kurze Kunstpause, dann: „Gott sei Dank.“
3 Ein Raumanzug wird in einer Messkammer der Universität Innsbruck getestet, um seine Funkanlage zu überprüfen. INNOVATOR
1 Der ÖWF-Direktor Gernot Grömer prä sentiert die Sendung „P. M. Wissen“ auf ServusTV. Er nahm an bisher allen MarsSimulationen teil.
2 Das Mission Support Center in Innsbruck ist die Kommandozentrale der Mars-Simulation. Die Analog-Astronauten treffen aber auch viele Entscheidungen selbst.
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4 Analog-Astronauten suchen beim L.I.F.E.-Experiment mithilfe laserinduzierter Fluoreszenz-Emission nach mikrobiellem Leben. INNOVATOR
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„In ihrer Nische sind die österreichischen Wissenschaftler inzwischen so anerkannt, dass sogar die NASA gern auf ihre Expertise zurückgreift.“
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TESTFAHRT AUF QUAD - BIKES Zwei Analog- Astronauten loten bei einem Außen einsatz aus, was Staub an einem Raumanzug anrichten kann.
VIER FAQs ZUM MARS WANN
wird der erste bemannte MarsFlug stattfinden? Vermutlich zwischen 2040 und 2050 – je nach politischer und technischer Entwicklung.
WIE
lange wird man zum Mars unterwegs sein? Man rechnet mit einer Reise dauer von etwa 200 Tagen – in einer Richtung.
WAS
macht den Mars für uns so interessant? Er hat eine Atmosphäre und ist der Erde von allen Planeten am ähnlichsten.
WARUM
FLORIAN VOGGENEDER
war die Ent deckung von flüssigem Wasser am Mars so eine Sensation? Weil wir Wasser für die Voraussetzung von Leben halten. Wir vermuten, dass dort, wo flüssiges Wasser existiert, einfaches Leben entstanden sein könnte.
Der gemeinsam mit internationa len Universitäten entwickelte Schutz anzug schützt vor Staub, Kälte und Kontaminierung und versorgt mit Sauerstoff. Zusätzlich kommuniziert er aber auch mit seinem Träger (siehe Kasten auf Seite 46). Der Anzug ist nicht die einzige Neuentwicklung, bei der die ÖWF- Forscher quasi Geburtshilfe geleistet haben. Einige Technologien, die sie bei den bisherigen Mars-Simulatio nen getestet haben, sind sogar schon im Alltag angekommen – zum Bei spiel ein Instrument, das Neurologen der Uni Innsbruck zum Erkennen von gefährlicher Übermüdung entwickelt haben. Dieses Messgerät analysiert die Tätigkeit der Gehirnwellen an hand von Pupillendurchmesser- Schwankungen – und hilft nun der Polizei in mehreren osteuropäischen Ländern, fahruntüchtige Lkw-Fahrer aus dem Verkehr zu ziehen.
I
nzwischen genießen die ÖWF-Missionen inter national einen solch guten Ruf, dass vor jeder Mission Forscher aus aller Welt ihre Projekte dafür ein reichen. Ein paar Dutzend dieser Projekte werden ausgewählt und in die Mission integriert. Bei der Israel- Mission 2021 testen die AnalogAstronauten zum Beispiel Fluggeräte und fahrende Roboter mit künstlicher Intelligenz. Ein anderes Experiment soll die Veränderung der Darmflora der Crew infolge einseitiger Ernäh rung in i solierter Umgebung unter großer Stressbelastung untersuchen. In ihrer Nische sind die österrei chischen Wissenschaftler inzwischen so anerkannt, dass sogar die NASA gern auf ihre Expertise zurückgreift. „Bei einem kniffligen Problem“, sagt Grömer, „hieß es schon ein paarmal: ‚Ask the Austrians.‘“ Eine größere Anerkennung kann man sich gar nicht vorstellen.“
Doch wie real sind die Science- Fiction-Fantasien des ÖWF? Und
wie wahrscheinlich ist es, dass all die gewonnenen Erkenntnisse tatsäch lich irgendwann von echten MarsAstronauten angewendet werden?
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DIE FAKTEN
WO GEHT’S HIER ZUM MARS? Der Mars ist nach dem gleich namigen römischen Kriegs gott benannt und zwischen 54,5 und 401,3 Millionen Kilo meter von der Erde entfernt. Er gilt als erdähnlichster Planet und rotiert in 24 Stun den und 37 Minuten einmal um die eigene Achse. Für seine rote Färbung ist Eisen oxid-Staub verantwortlich.
ERDE VS. MARS
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3QUARKS/GETTY IMAGES, NASA
Der Mars ist rund eineinhalbmal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde. Sein Durch messer beträgt gut die Hälfte jenes der Erde, seine Masse nur ein Neuntel von ihr. Der Mars hat wie die Erde polare Eiskappen, aller dings einen Mond mehr als wir.
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600 km/h STAUBSTÜRME Die Staubstürme auf dem Mars erreichen bis zu 600 km/h, richten aber wegen des schwachen Luftdrucks keine Schäden an – der einzige gravierende Regiefehler im Hollywood-Blockbuster „Der Marsianer“ (2015).
3,711 m/s² GRAVITATION Die Mars-Schwere beschleunigung beträgt nur ein Drittel jener der Erde. Für Riesen sprünge wie auf dem Mond reicht das nicht – aber für einhändige Klimmzüge.
PLANET DER ROBOTER Wenn man so will, ist der Mars der einzige von Robotern bewohnte Planet: Seit den 1970er-Jahren landeten dort Sonden. Aber noch keine einzige konnte wieder zurückkehren.
1971
DIE PIONIERE 1965 passiert die erste Sonde den Mars und schießt 22 Fotos, 1971 landet das erste irdische Objekt – das Landemodul der Sowjet-Sonde „Mars 3“. Die erste weiche Landung gelingt 1976 den US- Sonden „Viking 1“ und „Viking 2“, die zusammen über 50.000 Fotos liefern.
2012
–55 ° C 1960
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TEMPERATUR Die durchschnittliche Temperatur auf dem Mars beträgt –55 °C. Je nach Jahreszeit und geo grafischer Lage kann es aber auch +20 °C warm oder –110 °C kalt werden.
NEUGIERIGER ROVER Die Celebrity unter den Mars-Sonden ist „Curiosity“. Der autonome Rover des Mars Science Laboratory landete 2012 im Auftrag der NASA auf dem Mars und führt dort noch immer Untersuchungen durch.
2022 EUROPÄISCHER BEITRAG Die aktuellste Mission: 2022 soll der europäische „ExoMars Rover“ gezielt nach Spuren von Leben suchen. Seine Finan zierung ist aber bis jetzt nicht gesichert. 43
„Der erste Mars-Astronaut ist ereits geboren, die erste bemannte b Mars-Mission wird in zwanzig oder dreißig Jahren stattfinden“, ist Gernot Grömer überzeugt. Dass wir dazu 2020 technisch noch nicht in der Lage sind, ist für ihn kein Gegenargument. „Gut, wir haben heute keine Schwerladerakete in der Garage“, sagt er. „Und wir müssten die Entwicklung von 3D-Druckern voran treiben, weil wir am Mars sicher nicht ohne sie auskommen.“ Doch das, sagt er, seien lösbare Probleme. „Es hakt noch am gesellschaftlichen Willen, die Raumfahrt voranzutreiben. Mit einer gemein samen Kraftanstrengung könnte man die fehlenden Puzzleteile leicht finden.“ Gerade die heimische Politik könnte da ruhig noch ein bisschen ambitionierter sein, findet er – auch weil österreichische Wissenschaftler an vorderster Front aktiv sind. Und die Kosten? Die seien halb so dramatisch, meint Grömer. „Eine reale Mars-Mission würde den durchschnittlichen Europäer pro Jahr ein Big-Mac-Menü kosten“, sagt er.
DAS MARSHABITAT Ein fairer Preis für das größte Abenteuer der Menschheit, die
mbitionierteste Reise der Geschichte a – und vielleicht sogar die faszinierendste Entdeckung aller Zeiten? „Außerirdisches Leben zu finden“, sagt Gernot Grömer, „wäre natürlich die größte Sensation, die man sich vorstellen kann.“ Bereiten sich die Analog-Astro nauten etwa auch auf eine Kon frontation mit kleinen grünen Männchen vor? „Wir werden uns nicht auf Faustkämpfe mit Marsmenschen einlassen müssen“, sagt Grömer, „aber wir werden uns auf die Suche nach Zellen oder Zellfragmenten machen.“ Denn es gibt Indizien dafür, dass auf dem Mars Leben existiert haben könnte. Schließlich ist Leben, wie wir es kennen, von Wasser abhängig. Und Wasser hat es dort einmal in flüssiger Form gegeben – wenn auch
Die „Kepler Station“ in der Negev-Wüste (Israel): Hier werden die Analog- Astronauten im Ok tober 2021 leben und arbeiten.
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FLORIAN VOGGENEDER, CLAUDIA STIX
1 Richtfunkanlage Für die Kommunikation mit der Mission Control.
STEINESAMMLER Der Mars-Rover „Puli Rocks“ sammelte bei der Simulation 2015 Gesteinsproben – ferngesteuert von Puli Space in Ungarn.
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2 Kommandostelle Hier werden auch die Raumanzüge angelegt.
3 Arztpraxis Mit Medikamenten depot und Unter suchungsraum.
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5 Wasserlager 6 Wassertank
4 Wohnbereiche In den Containern dieser Zeile können sich die Analog-Astro nauten zurückziehen.
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9 Science Labs Hier werden Instrumente repariert und wissenschaft liche Geräte gelagert. Auch ein Pflanzenwuchsexperiment wird hier durchgeführt.
8 Aufblasbare Habitat-Strukturen Eigens für diese Mission entwickelt und konstruiert – mit notfallmedi zinischer Station, 3D-Druckbereich, Robotik-Lab, Besprechungsraum.
7 Logistikbereich inkl. Esszimmer und Entspannungsecke.
DIE STATION
nur für einen relativ kurzen Zeit raum von ein paar hundert Millionen Jahren. Möglicherweise sind auf dem Roten Planeten sogar einmal Flüsse und Meere dahingeplätschert – und in denen könnten Bakterien oder andere einfache Lebensformen ent standen sein. Lauern also womöglich gefährliche Aliens auf die Astronauten? „Um gekehrt“, sagt Grömer, „wir müssen INNOVATOR
aufpassen, dass wir kein existieren des Ökosystem zerstören oder für die Forschung verunreinigen – die Menschheit hat da ja schon genug Übung darin.“ In der Negev-Wüste werden die Wissenschaftler nach Wegen suchen, so rücksichtsvoll wie möglich nach Spuren des Lebens zu suchen – und dabei gewiss wieder einen Fehler nach dem anderen machen. 45
DER ANZUG
„MEDIZINISCHE UND PSYCHO LOGISCHE VERSUCHE“
Head-upDisplay
Die deutsche Mikro biologin Anika Mehlis , 3 8 , wird bei der Mars- Simulation 2021 die E xperimente an Mensch und Maschine leiten.
Kamera
Ventilations system
innovator: Bei der Mars-Simulation 2021 verbringen Sie vier Wochen isoliert in der israelischen Wüste. Wie vertreibt man sich da die Zeit? mehlis: Uns wird keine Zeit zum Verschnaufen bleiben. Wir führen eine Vielzahl von Experimenten durch, dazu kommen die alltäg lichen Notwendigkeiten: Essen zubereiten, Reparaturen durch führen.
Display und Keyboard Suitport für den Einstieg von hinten
Exoskelett für die Druck simulation
Ein typischer Tag …? … ist zwei bis drei Tage vorher straff durchorganisiert. Bei un vorhergesehenen Problemen – wenn etwa ein Sturm das Verlas sen der Station gefährlich macht – wird improvisiert. Ansonsten sind die Aufgaben der Astronauten auf 15 Minuten genau festgelegt. „Analog“-Astronauten? So nennen wir Teilnehmer der Mission, weil sie analog zu echten Astronauten die gleichen Aufga ben haben und mit den gleichen Problemen fertig werden müssen.
Mit dem 35 Kilogramm schweren Raumanzug-Simulator „Serenity“ sind bis zu fünf Stunden lange Außen einsätze möglich. Der Anzug misst selbständig Körperkerntemperatur, Sauerstoffversorgung, Herzschlag und Hirnstromaktivität seines Trägers, macht automatisch Audio- und Videoaufnahmen und ist für Temperaturen von 0 bis 60 Grad konzipiert.
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Als Schnittstelle zwischen Mensch und Computer fungiert ein Head-up-Display und ein vereinfachtes Keyboard. So können die AnalogAstronauten unter realen Bedingungen trainieren – auch wenn der Anzug nicht für den tatsächlichen All-Einsatz geeignet ist. Der Einstieg in den Anzug erfolgt von hinten über den inzwischen patentierten „Suitport“.
OEWF-BERNHARD KALIAUER DESIGNSTUDIO
RAUMSCHIFF ZUM ANZIEHEN
Ihre Aufgabe als Mikrobiologin? Wir werden am Mars nach DNA oder Zellfragmenten suchen. Dabei müssen wir verhindern, dass wir selbst die Mars-Ober fläche kontaminieren. Da kann ich als Infektiologie-Expertin wertvolles Wissen einbringen. Sie sind selbst also auch Versuchskaninchen? Wir alle unterziehen uns medizi nischen und psychologischen Ex perimenten. Man weiß einfach nicht, wie ein Mensch damit klar kommt, 200 Millionen Kilometer von der Erde entfernt zu sein. INNOVATOR
VOG.PHOTO
Taschen fixierung
„WIR HABEN STRESSG RENZEN AUSGELOTET“ Cardio -Workout und Reiskörner zählen: So erlebte der Innsbrucker Physiker Rober t Wild, 37, seine Astron auten- Ausbild ung für die Mars-S imulation 2021 .
innovator: Was ist die eine Eigenschaft, die jeder angehende Astronaut mitbringen muss? wild: Man braucht nicht eine Stärke, sondern eine Kombina tion vieler unterschiedlicher Stärken. Die Grundlage sind aber Teamfähigkeit und technischer Background.
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Ihre Stärken? Ich habe in den USA Physik stu diert. Meine Forschungsgebiete sind Materiewellenbeugung und Quantenmechanik ultrakalter Atome. Und ich habe ein gutes Gespür in Field Missions. Was muss ein Astronauten- Lehrling alles lernen? Es gab theoretische Seminare, etwa über Sternenkunde und Geologie. Für jeden ein indi viduell erstelltes Kraft- und Konditionstraining – und viele praktische Übungen. Welche praktischen Übungen? Etwa Glove Exercises. Wir übten, mit klobigen Handschuhen fein mechanische Aufgaben zu be wältigen. Auch das Anziehen des Raumanzugs war eine Heraus forderung. Mit allen Sicherheits checks beschäftigt das zwei Leute für drei Stunden.
1 Robert Wild in der „OPS“ – der Station, an der die Telemetrie daten der Raumanzüge ausgewertet werden.
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2 Anika Mehlis beim Techniktraining: Hier justiert sie im „Trockentraining“ eine Richtfunkantenne.
Ein Geduldstest? Unsere Stressresistenz wurde auch auf andere Weise getestet. Einmal musste ich unter Zeit druck weiße und schwarze Reis körner zählen und sortieren, während ich ständig abgelenkt wurde. So haben wir unsere Stressgrenzen ausgelotet.
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B L I C K I M M E R N A C H V O R N
Berater Philipp Mader thaner b eim Innovator- Fototermin im Schönbrunner Palmenhaus in Wien: „ Mein Konzept heißt anstecken de Begeisterung.“
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SO WÄCHST DU ÜBER DICH HINAUS
FOTOS OLIVER JISZDA
TEXT ANDREAS ROTTENSCHLAGER
HAIR & MAKE-UP SANDRA LANDWERTH
Der Kampagnen - Profi P H I L I P P M A D E R T H A N E R , 39, gilt als „ Kanzlermacher “ von Sebastian Kurz . Mit seiner neuen Firma b erät er
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Menschen , die im J ob nicht nur Er folg, son dern Er füllung suchen . Ein kleiner Guide für Karriere un d mehr Glück im Büro. 49
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eine größte Stärke? Da muss er nicht lange überlegen: „Ich kann Dinge zünden und ihnen eine Richtung geben.“ Philipp Maderthaner, 39, feste Radiosprecher stimme, Stecktuch im himmelblauen Jackett, weiß, wovon er redet. Der ge bürtige Niederösterreicher zählt zu den führenden Kampagnen-Profis im deutsch sprachigen Raum für Kunden aus Wirt schaft und Spitzenpolitik. Mit seinem 2011 gegründeten „Campaigning Bu reau“ hilft er dem Roten Kreuz, für mehr Blutspenden zu werben. Für Sebastian Kurz (der als Nachwuchspolitiker einst bei Maderthaner in der niederösterrei chischen ÖVP hospitierte) gestaltete er die siegreichen Nationalratswahl-Kam pagnen 2017 und 2019. Maderthaner gilt als einer von Kurz’ Kanzlermachern. Türkis als neue Parteifarbe war seine Idee. Seit Beginn des Jahres gibt der Kommunikations-Experte seine Erfah rung aus hunderten Kampagnen und CEO-Coachings mit seiner neuen Unter nehmer-Plattform „Business Gladiators“ weiter. Zielgruppe: Menschen, die im Beruf nicht nur Erfolg, sondern auch Erfüllung suchen. Aber wie geht Glück im Büro? Uns hat Maderthaner dazu neun Strategien verraten.
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DEINE AUFGA BE : WOFÜR BRENNS T DU? „Wer seine wahre Leidenschaft noch nicht gefunden hat, kann sich folgende Frage stellen: ‚Was tue ich, obwohl es mir weder Anerkennung noch Geld bringt?‘ Ich habe früher ehrenamtlich in der Schülervertretung gearbeitet und dachte dauernd: ‚Unfassbar, was die Menschen alles machen, ohne einen Cent dafür zu kriegen.‘ Als Chef ist es mittlerweile mein Ziel, in meiner Firma den Spirit eines ehrenamtlichen Unternehmens zu haben, bei dem das Geld quasi on top dazu kommt. Denn das ist der Idealfall: Men schen, die in dem Bereich arbeiten, der sie erfüllt. Was aber, wenn du für franzö sische Philosophie oder Saxophonspielen brennst und in diesen Bereichen gerade kein Job frei ist? Ganz klarer Tipp: Mach es trotzdem, mach es in deiner Freizeit! Wenn du dranbleibst – das weiß ich aus vielen Gesprächen mit erfolgreichen Menschen –, dann ist die Wahrschein lichkeit hoch, dass du dein Ziel doch erreichst.“
GRÜNDER UND M U LT I - T A S K E R
Neb en seiner Firma b etreibt Mader thaner den „ Business Gladiators Un plug ge d “- Po dc ast . Im Mai erschien sein Ratgeber „Alles wird gut – 1 5 Wege zu Er folg un d Er füllung “. INNOVATOR
„Um Menschen zu begeistern, musst du raus aus deinem Ego-Bunker und für andere Sinn stiften. Das hat auch viel mit Demut zu tun.“
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MADERTHANERS WACHSTUM Von Waidhofen an der Ybbs nach Washing ton , D. C. : Philipp Mader thaners Karrierestationen z wischen O bama , Kurz un d Kaf feeautomaten .
S T RE S S : TRENNE A RB EIT VON FREMD - ERWA RT UNG „Die meisten Leute haben eine falsche Definition von Stress. Es ist nie die Arbeit selbst, die uns fertigmacht – wir sprechen hier von Büros, nicht von Kohlegruben –, sondern die Gedanken, die um unsere Arbeit kreisen. Eine volle Inbox an sich verursacht keinen Stress. Sondern zum Beispiel die Angst, als leistungsschwach zu gelten, wenn ich meine Aufgaben nicht rechtzeitig erledige. Wir fragen uns: Was wird der Chef denken? Bin ich nicht gut genug? Verschlechtern sich meine Aufstiegschancen? Stress ist wie ein Ei. Das Eigelb ist die Arbeit an sich, der job to be done. Rundherum ist das Eiklar, das sind unsere Sorgen und Ängste. Die müssen wir zuerst bewusst wahrnehmen und von der Arbeit trennen, damit wir unsere Aufgaben dann Schritt für Schritt lösen können.“
ZEIT - M A N AGEMENT: DIE EHRLICHE TO - DO - LIS TE „Wenn ich eine To-do-Liste schreibe, passiert mir das Gleiche wie allen anderen: Ich schreibe nicht auf, was ich heute tun werde, sondern was ich tun müsste und sollte. Hier liegt der Fehler. Denn eigentlich müsste ich tausend Dinge tun. Und außerdem sind müsste- und sollte-Gedanken die größten Energiefresser. Besser geht es so: Du schreibst eine To-do-Liste und streichst die meisten Punkte sofort wieder weg. Du unterteilst in Dinge, die du heute tun wirst, komme, was wolle – auch wenn du bis Mitternacht dran sitzt. Und in Dinge, die du heute, morgen und diesen Monat nicht tun wirst. Die streichst du durch und lässt sie los.“
2020 B U S I N E S S - G L A D I AT O R Maderthaner zieht sich aus aus dem operativen Geschäft des Cam paigning Bureaus zurück. Seine neue UnternehmerPlattform startet multimedial mit Buch, Podcast, Coachings und Online-Seminaren.
2019 IBIZA UND DIE FOLGEN Während einer Ayurveda-Kur in Deutschland er fährt Maderthaner vom Ibiza-Skandal. Es folgen die Neu wahl und sein zwei ter siegreicher Kurz-Wahlkampf.
2011 GRÜNDER IN WIEN Schritt in die Selb ständigkeit mit dem „Campaigning Bureau“. Einer der ersten Kunden: Neo-Staatssekretär Sebastian Kurz. Später u. a. Coca- Cola, Ö3 oder das Rote Kreuz.
1998 TESTFELD SCHULE Mit der Forderung nach einem Kaffee automaten für Schüler kämpft der Waidhofner Mader thaner um das Schulsprecher-Amt der Tourismus schule in Krems. Seine erste sieg reiche Kampagne.
2008 H AU T N A H BEI OBAMA Maderthaner studiert den ersten US-Präsident schaftswahlkampf, der via Social Media entschieden wird, vor Ort in den USA. 2012 kooperiert er mit Barack Obamas Firma Blue State Digital in Washing ton, D. C.
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CHEF S : S O ERKENNS T DU EINEN GU TEN L E A DER 2017 TRIUMPH IN TÜRKIS „Die stressigsten Monate meines Lebens“ nennt Maderthaner jenen Wahlkampf, der Sebastian Kurz das Kanzleramt beschert. Der Face book- und Daten- Spezialist färbt dafür die schwarze ÖVP türkis.
2008 DIE ERWIN P R Ö L L - H AU B E Johanna Mikl- Leitner holt Mader thaner 2002 in die Politik. Mit 22 Jahren leitet er die Kommunikation der niederöster reichischen ÖVP. Legendär sein Gimmick zur Landtagswahl 2008: die Erwin-PröllGlatzen-Haube.
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„Viele Führungskräfte glauben, sie müssten alles selber machen. Dabei haben Führungskräfte nur einen Job: sich um ihr Team zu kümmern. Und das Team hat den Job, den Job zu erledigen. Wenn man in diese Konstellation kommt, entfaltet sich unser volles Potenzial. Es gibt ein High-Performance-Umfeld, das mir aufgrund meines Brotberufs sehr nahe ist: die Spitzengastronomie (Mader thaner besuchte vor seinem Studium die Tourismusschule HLF Krems, Anm.). Wie kann das sein, dass ein Drei-Sterne- Restaurant funktioniert, auch wenn der Chefkoch nicht da ist? Weil gut geführte Restaurants funktionierende Teams sind: Der Chef gibt die Richtung vor und kümmert sich darum, dass seine Mitarbeiter Expertise haben. Dann lässt er sie ihr Werk tun.“
„Einer der befreiendsten Momente meines Lebens war, als ich erkannt habe, dass ich nie mit allem fertig werde. Der Moment, in dem du alles erledigt hättest, wäre der Moment, in dem du aufhörst zu wachsen.“
ZIELE: BEI ELON MUSK L ÄUFT NICHT ALLES RUND „Ich bin ein Gegner der Hochglanz darstellung von Erfolg. Vor allem in der Social-Media-Blase. Einer der befreiendsten Momente in meinem Leben war, als ich erkannt habe, dass ich im Leben nie mit allem fertig werde. Das ist gut so: Denn der Moment, in dem du alles erledigt hättest, wäre der Moment, in dem du aufhörst zu wachsen. Außerdem schafft niemand alles. Oder glaubst du, bei Elon Musk läuft alles rund? Oder dass Mark Zuckerberg sich denkt, er hätte alles unter Kontrolle?“
BEGEIS TERUNG: SO INSPIRIERS T DU A NDERE „Du musst selbst für etwas brennen, damit du andere mit deinem Feuer anstecken kannst. Das ist die Grundvoraussetzung, um Begeisterung zu erzeugen. Wir leben in einer Zeit, in der die Ansteckungskraft von Leidenschaft die Menschen auf einer völlig neuen Ebene erreicht. Menschen streben nach Verwirk lichung und Zugehörigkeit. Wer für diese Bedürfnisse eine Heimat darstellt, wird erfolgreich sein – als Firma oder bei der Kommunikation im täglichen Leben. Aber wie erschaffe ich Begeisterung und gebe sie weiter? Auch als Angestellter, der Kollegen oder Chefs überzeugen will? Ich habe ein Konzept definiert, das ich ‚ansteckende Begeisterung‘ nenne.
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AUF DER GROSSEN BÜHNE
Das ist der Schnittpunkt von dem, was wichtig für mich ist und gleichzeitig Bedeutung für andere entfaltet. Um Begeisterung zu entfachen, musst du raus aus deinem Ego-Bunker. Das hat viel mit Demut zu tun. Denn erst wenn das, was ich tue, auch für mein Gegenüber Bedeutung und Sinn stiftet, habe ich das Potenzial für ansteckende Begeisterung.“
Mader thaner b egann seine Karriere als Schulsprecher. 201 8 kür te ihn das Consultingunternehmen Ernst & Young zum „Unternehmer des Jahres“.
GEH A LT: DER TES T FÜR DEIN A RBEIT SUMFELD „Wenn du eine Gehaltserhöhung willst, habe ich einen Tipp: Arbeite schon jetzt so, als würdest du mehr verdienen. Und zwar über einen längeren Zeitraum. Auf längere Sicht wird sich der Rest von selbst ergeben. Arbeitest du aber über längere Zeit so, als würdest du mehr verdienen, und deine Chefs schätzen das nicht, bist du im falschen Umfeld.“
„Wenn du am Beginn jedes Meetings Lob und Dankbarkeit mit deinen Kollegen teilst, mag das anfangs peinlich wirken. Aber es ändert die Stimmung im Unternehmen fundamental.“
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W ER T SCH ÄT ZUNG: DIESES RITUA L Ä NDER T A L L ES „Wir leben in einer Gesellschaft, die sich dafür feiert, wie offen sie mit Kritik umgeht. Das Teilen von Wertschätzung, Lob und Dankbarkeit hingegen sehen viele immer noch als Schwäche. Kritisiere ich meinen Chef, gelte ich als mutig. Lobe ich ihn, bin ich ein Schleimer. In meinem Unternehmen habe ich deshalb folgende Regel eingeführt: Du hast die Verantwortung, kritische Dinge anzusprechen, verbunden mit der Pflicht, Wertschätzung und Dankbarkeit zu teilen. Unser Ritual geht so: Am Anfang jedes Meetings gibt es die Möglichkeit, sich bei Kollegen für die Unterstützung zu bedanken. Oder jemand äußert Wertschätzung, zum Beispiel darüber, wie wir in der Corona-Zeit als Team agiert haben. Allein diese Maßnahme – Wertschätzung vor jedem Meeting mit allen anderen zu teilen – ändert die Stimmung im Unternehmen fundamental. Klar, zu Beginn wirkt dieses Ritual fast peinlich. Aber Lob zu teilen ist wie alles im Leben Übung. Irgendwann wird es normal. Mittlerweile wundern sich meine Mitarbeiter, wenn sie in Firmen zu Gast sind, in denen Meetings mit folgendem Satz starten: ‚Beginnen wir mit Tagesordnungspunkt 1.‘“
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VERÄNDERUNG: SO BRICHST DU ALTE MUSTER AUF „Woran merke ich, dass ich in meiner Firma eingefahrene Muster ändern sollte? Wenn irgendwo Reibung entsteht. Reibung verursacht Energieverlust. Ent weder kostet mich etwas Kraft. Oder ich koste anderen Kraft. Dann ist es eine gute Idee, genau hinzusehen und zu fragen, was da los ist. Aber nicht nur Chefs kön nen alte Muster aufbrechen, sondern auch Angestellte. Wichtig dabei: Wenn du auf deine Führungskraft zugehst, um eine Veränderung hervorzurufen, beginne damit, die richtige Träger frequenz herzustellen. Damit ihr klar ist, du greifst sie nicht in ihrer Autorität an. Trägerfrequenz heißt, dass wir eine gute Kommunikationsbasis haben. Fang an mit Wertschätzung und Respekt, ehe du deinen Vorschlag einbringst. Bottom-up-Kommunikation beginnt mit dem Verständnis, dass auch Führungs kräfte dieselben Bedürfnisse haben wie du und ich. Wer glaubt, dass Chefs kein Lob und keine Wertschätzung brauchen, der irrt. Ein wertschätzender Umgang ist die Basis für eine gute Kommunikation im Unternehmen. Und vor allem ist sie die beste Basis, um Änderungen anzu stoßen – auch deinem Chef gegenüber.“
Speaker-Termine, Buch und Podcasts: philippmaderthaner.com
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FOTOS NORMAN KONR AD
MAN ZU
TE XT STEFAN WAGNER
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Andreas Breitfeld, 47, ist Deutschlands Weltklasse-Mann des Biohacking, sprich Selbstoptimierung. Alltag, das heißt für ihn: Eisbad, Infrarotund UV-Bestrahlungen, sekundengetaktetes Intervalltraining, abgebundene Gliedmaßen, Magnetfeldtherapien. Die medizinischen und technischen Geräte in seinem Münchner Lab entsprechen dem Wert eines solide ausgestatteten Tesla. Was Breitfeld für seinen Körper und Geist tut, ist eine aktuelle Bestandsaufnahme der Zukunft unserer Gesundheit, Fitness und Wellness.
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SMART DRUG METHYLENBLAU Blue Cannatine, ca. 50 Euro (4 Stk.) troscriptions.com „Das, was hier aussieht, als hätte ich gerade mit Schlumpfine geknutscht, ist blauer Farbstoff. Man kennt ihn schon lange aus der Industrie, INNOVATOR
man hat früher Fischtanks damit gereinigt. Seit sehr viel kürzerer Zeit verwendet man Methylenblau mikrodosiert als Nootropikum, als Mittel, das deine geistige Leistungsfähigkeit, Wachheit, Konzentration, Ge-
lassenheit verbessert. Kurz gesagt: Methylenblau dreht alle deine Regler auf. Führend in der Forschung ist Troscriptions, das US-Unternehmen des genialen Dr. Ted; das Produkt heißt ‚Blue Cannatine‘.“
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Wie sieht die Morgen routine im Leben eines professionellen Biohackers aus? „Morgens fünf Minuten Eisbad, dann zwölf Minuten Rotlicht, was deswegen gut passt, weil die Haut nach der Kälte die Lichtreize besser aufnimmt. Währenddessen Magnetfeldtherapie, gezielte Atemmedita tion mit binauralen Beats und dem MuseHeadband, das mittels EEG meine Hirnwellen trackt. Dazu Atmen am NanoVi. Und weil das Rotlicht die Durch blutung sehr ver bessert, kann man gleich nachher wunderbar Kraft training machen.“
HIGH-INTENSITY-TRAININGSBIKE CAR.O.L. Bike, ca. 2800 Euro carolfitai.com „CAR.O.L. sieht aus wie ein normaler Ergometer, hat aber die Idee von HIIT auf die Spitze getrieben und steht für das kompakteste HerzKreislauf-Training der Welt: Drei mal wöchentlich radelst du zehn
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inuten vor dich hin und hast dabei M je zweimal 20 Sekunden Höchst belastung, durch einen schlauen Algorithmus exakt auf deinen Fit nesszustand abgestimmt. Dreimal 40 Sekunden wie ein Irrer reintreten pro Woche – das ist alles. Damit hast du den Cardio-Trainings
effekt von dreimal wöchentlich 45 Minuten joggen. Du kommst nicht mal ins Schwitzen, das kannst du alles in Anzug und Krawatte ma chen. Ich konnte es zuerst selbst nicht glauben, ist aber alles durch Studien wasserdicht abgesichert. Ein unglaublich geiles Ding.“ INNOVATOR
KOMPRESSIONSSTIEFEL Rapid Reboot, ca. 1000 Euro rapidreboot.com „Die Boots um meine Beine sind eine Mischung aus Massage und Lymph-
drainage, pushen die Regeneration nach dem Training und setzen, angenehmer Nebeneffekt, das Kuschelhormon Oxytocin frei.“
INFRAROTMATTE Richway Biomat Professional, ca. 1800 Euro, aquacentrum.de „Das orangefarbige Ding ist meine Biomat von Richway. Wenn ich Gäste habe, packe ich sie da drauf; langwelliges Infrarot in Verbindung mit
zusätzlicher Wärme und der Energie der gemahlenen Amethyste und Turmaline in der Matte, dazu 20 Minuten binaurale Beats ins Ohr. Wenn die Leute aufstehen, waren sie grad auf Kurzurlaub in der Karibik.“
MAGNETFELDTHERAPIE Omnium1, ca. 2500 Euro omnium1.com „Auf dem Bild nicht sichtbar, aber unter der orangefarbig gewellten INNOVATOR
Biomat ist mein Omnium1. Dieses Magnetfeldgerät aktiviert den Parasympathicus, fördert also Entspannung und Erholung. In den USA wird
das System bei Knochenbrüchen eingesetzt, die NASA verwendet es bei Astronauten, um Osteoporose vorzubeugen.“
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ie ersten 42 Jahre im Leben von Andreas Breitfeld sind kaum anders zu erzählen als im Fast Forward: Journalist ab 14, Jura-Student, Fitness-Redakteur eines großen deutschen Titels, Ausbilder für Spinning-Trainer in den USA und Europa, Gründer einer PR-Agentur mit internationalen Kunden im Fashion-, Sport- und Lifestylebereich, zwei facher Familienvater, Marathonläufer (Bestzeit 2:48 Stunden). Dann kam der Mann mit dem Hammer, „es war das Jahr mit den 228.000 Flugmeilen, und eines Tages brach alles in mir zusammen, wie ein Kartenhaus in einem Taifun. Ob man es Burnout nennt, Systemkollaps, egal, ich hatte das Energieniveau einer verstaubten Topfpflanze in einem Büro der 1980er.“ Aus dem unkaputtbaren High-Performer war eine Universaldiagnose geworden. Ausgebrannte Neben nieren, durchgeknallte Hormonund entgleiste Entzündungswerte, „leaky gut“ (undichter Darm; Anm.), Schwermetallvergiftungen. „Ich war am Ende. Nullpunkt.“ Was Breitfelds Leben rettete, waren seine Erfahrungen als Journalist („ich wusste, wie man an Informationen
kommt, ich begann, mich in wissenschaftliche, medizinische Unterlagen zu vertiefen, sobald ich wieder genug Kraft hatte, um einen Computer aufzuklappen“), seine Erfahrungen als Fitnesstrainer („ich wusste ein bisschen, worum es im menschlichen Körper geht“) und ein Hausarzt, „der offen genug war, sich Dinge genauer anzuschauen und gemeinsam mit mir auch ungewöhnlichere Dinge zu probieren“. „Wer mich außerdem rettete“, sagt Breitfeld, „war Tim Ferriss. Sein Buch ‚Der 4-Stunden-Körper‘ hat mir eine völlig neue Welt eröffnet. 70 Prozent dessen, was Ferriss da geschrieben hat, ist heute längst überholt. Aber mir hat es damals eine Idee davon gegeben, was möglich ist, wenn man die Verantwortung für seine eigene Gesundheit übernimmt. Er hat mich unglaublich inspiriert.“ Nur ein Dreivierteljahr nach dem Kollaps hatte sich Breitfeld „so halbwegs gefangen“, erzählt er. „Ich hatte mir mein Leben zurückerobert. Das war ein wirklicher Schlüsselmoment für mich, zu sehen, welche unglaub lichen Fortschritte in so kurzer Zeit mit vergleichsweise einfachen Maßnahmen zu erreichen sind. Ernährungsumstellung, richtiger Sport, ein bisschen auf Schlaf und Licht achten. Wenn du so was erlebst, kriegst du Lust, zu schauen, was denn vielleicht alles noch möglich ist.“ Heute, vier Jahre nach dem Zusammenbruch, kriegt man eine un gefähre Ahnung davon, was denn vielleicht möglich ist: Da sitzt ein Schrank von einem Mann, 90 Kilo bei 1,78 Körpergröße, zuletzt gemessener Körperfettanteil irgendwo um sechs Prozent, Energie eines Kleinkraftwerks. Wenn er sagt: „Ich bin mittlerweile wieder auf 80, 85 Prozent von vorher“, dann beginnt man sich vor dem „Vorher“ fast zu fürchten.
BARFUSSSCHUHE GoSt, ca. 300–400 Euro gost-barefoots.com „Die radikalsten Barfußschuhe der Welt, sehen aus wie ein Kettenhemd für die Füße. Du bist in diesen Schuhen sogar geerdet.“
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MEDITATIONSSTIRNBAND Muse Headband, ca. 250 Euro choosemuse.com „Natürlich kannst du auch ohne Headband meditieren. Aber das Feedback ist spannend. Du kannst messen, wie tief du in die Meditation reingekommen bist, du lernst viel über dich selbst. Sehr nützliches Spielzeug.“
EZ-WATERINHALATIONSGERÄT NanoVi, ca. 9.000–14.000 Euro eng3corp.com „EZ-Wasser ist ein gelartiger Wasserzustand in unseren Zellen, Stichwort vierte Phase des Wassers. Junge Menschen bilden EZ-Wasser relativ leicht, alte Säcke wie ich tun sich da schwerer. Das lässt uns altern und macht uns krank. Dieses irre Gerät ermöglicht es – durch Einatmen von speziellem Wasserdampf –, dieses EZ-Wasser selbst zu bilden. Bei mir hatte es unglaubliche Effekte: Die ersten Wochen mit dem Ding habe ich mich gefühlt wie auf Drogen, komplett energiegeladen.“
ROTLICHT HigherQi, pro Stück 1500–2000 Euro (Flexbeam ab ca. 300 Euro) higherqi.com „Als ich mit Biohacking begonnen habe, hat’s beim Licht zum ersten Mal ,Bumm!‘ bei mir gemacht. Du steuerst deinen Tagesrhythmus mit nichts so zuverlässig wie mit UV-, Rot- und Infrarotlicht. Du schläfst INNOVATOR
erholsamer, du meditierst tiefer, du regenerierst schneller, die Collagenbildung der Haut wird verbessert, das Haarwachstum angeregt. Infrarot mit 850 Nanometern aktiviert die Hormonbildung in Schilddrüse und Hoden, wenn du sie direkt bestrahlst. Mach ich natürlich. Ganz neue Studien legen nahe, dass Infra-
rot auch Entzündungen im Darm stark eindämmen kann. Wer mit Licht gut umzugehen weiß, hat das massivste Biohacking-Tool in der Hand, es gibt unzählige gesund heitliche Vorteile. Die beste Lösung für unterwegs ist der Flexbeam, den gibt es schon um 300 Euro“ (bit.ly/flexbeamab).
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HYPERBARE SAUERSTOFFKAMMER Spezialanfertigung (1,8 bar) für Breitfeld Biohacking, ca. 12.000 Euro „Hier treffen zwei Wirkmechanismen aufeinander: Erhöhter atmosphärischer Druck wirkt auf den ganzen
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Körper, du atmest konzentrierten Sauerstoff. 20 Minuten in dieser Kammer stellen alle Systeme auf wach: Du bist zwei, drei Stunden lang kognitiv deutlich leistungsfähiger,
deine VO max ist 60 bis 90 Minuten er² höht. Es unterstützt auch die Bildung neuer Blutgefäße, bringt tolle Erfolge bei Tinnitus, Gehirnerschütterung oder Gehörsturz.“ INNOVATOR
EMF-SCHUTZKLEIDUNG von Breitfeld Biohacking, ca. 600 Euro (Hose), ca. 80 Euro (Kappe), ca. 600 Euro (Schlafsack) breitfeld-biohacking.com „Diese Textilien sind eine Eigen entwicklung von Breitfeld Bio
hacking in Zusammenarbeit mit dem High-End-Produzenten KTC in Fernost. Die Überexposition mit Elektrosmog ist ein unglaublicher Stressor für den Organismus, die Auswirkungen sind durch mehr als 200 Studien
Breitfeld, mittlerweile 47, ist Deutschlands Mann in der Weltklasse des Biohacking, dieser – je nach Perspektive – Kunst, Wissenschaft oder Absurdität des Optimierens der eigenen Gesundheit und Leistungs fähigkeit. Dave Asprey, der ameri kanische Godfather des Biohacking, verkauft die Elektrosmog-Schutz kleidung, die Breitfeld gemeinsam mit chinesischen und österreichischen Partnern entwickelte, die großen Biohacking-Namen wie Luke Storey, Ben Pakulski und Ben Greenfield sprechen von Breitfeld als „the crazy german guy“, und „crazy“ ist in diesen Kreisen ein Adelsprädikat. Breitfeld bringt sich in Russland in einem auf KGB-Grund gebauten Forschungszentrum auf den aktuellen Stand im experimentelleren Teil der Erforschung von Peptiden. „Peptide sind ein extrem spannendes Thema“, sagt er und erzählt wie als Beleg davon, wie er seine vom jahrelangen Lauftraining schulmedizinisch ret tungslos entzündeten Achillessehnen reparierte, indem er sich einen selbst zusammenrecherchierten PeptidCocktail injizierte. Breitfeld hat in den vergangenen Jahren nicht nur seinen Schlaf, seine Ernährung, sein Training und seine Laborwerte auf Levels gebracht, die kaum ein Dreißigjähriger schafft. Er hat das Spiel / das Vergnügen / die Sucht der Optimierung seines Körpers und seines Geistes auch zum Beruf gemacht, er hat alle wesentlichen Biohacking-Konferenzen von Toronto bis Helsinki und von Reykjavík bis Los Angeles besucht, die relevanten Studien und Bücher gelernt, die wirklich spannenden Leute getroffen, die genialsten und verrücktesten Technologien probiert. In seinem Lab in München stehen Geräte im Wert von rund 80.000 Euro herum. Breitfelds Lab ist übrigens gegen Voranmeldung für jedermann kosten los zugänglich – Personal Trainings INNOVATOR
belegt. Ich kann mit gutem Gewissen sagen: Es gibt derzeit keine Textilien, die dich besser schützen. Ich habe sie speziell für Vielreisende ent wickelt, weil die Belastung im Flugzeug am extremsten ist.“
können gebucht werden. „Ich hatte meinen Tim Ferriss als Initialzündung, andere haben vielleicht ihren Andreas Breitfeld“, sagt er. „Ich möchte, dass die Leute selbst erleben, was möglich ist, wenn man die Verantwortung für die eigene Gesundheit übernimmt.“ Man könnte Andreas Breitfeld noch einige Zeit darüber philosophieren lassen, wie viel Spaß das Spiel des Ausbalancierens von oxidativen und antioxidativen Prozessen im Körper macht, das Spiel von Rot- und Blau licht, Kälte und Hitze, aber dann interessieren uns einfach irgend wann diese argen Geräte, die da rumstehen. 63
SCHLAF-ANALYSE Oura, ca. 350 Euro, ouraring.com „Schlaf war meine Einstiegsdroge ins Biohacking, und der Oura Ring war für uns alle in der Szene das
große Ding. Der Ring misst deinen Schlaf genauer als jedes andere Consumer Device derzeit. Du lernst unglaublich viel über deinen Körper
und wie er auf verschiedene Einflüsse reagiert. Einem Biohacker ohne Oura Ring wirst du derzeit weltweit wahrscheinlich nicht begegnen.“
Was isst ein Biohacker? „Ich esse OMAD, also ,one meal a day‘, abends. Wann immer irgendwie möglich, kaufe ich selbst ein und koche selbst, und selbstverständlich alles ausschließlich in höchster Bio-Qualität. Bevor ich etwas esse, dessen Herkunft ich nicht kenne, faste ich lieber. Das macht’s in Restaurants manchmal nicht ganz einfach …“
WIDERSTANDSBANDTRAININGSSYSTEM X3-Bar, ca. 500 Euro jaquishbiomedical.com „Vier Gummibänder, eine Griff stange und eine Basisplatte – was soll daran bitte 500 Euro kosten? Fragen die Leute immer. Ich sage: Das System ist jeden einzelnen Cent
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wert. Denn es ist einfach genial. Du kannst damit alle Basis-Kraftübungen absolvieren, null Ver letzungsgefahr, minimalster Platz bedarf, ideal auch für unterwegs. Wenn ich auf Reisen bin, ist das X3 immer dabei.“ INNOVATOR
BLOODFLOW RESTRICTION B-Strong, ca. 400 Euro jaquishbiomedical.com „Womit ich beim Krafttraining auf dem Bild meine Oberarme ab INNOVATOR
gebunden habe, ist ein spezielles System, das den Blutfluss teilweise unterbindet. Erfunden haben es die Japaner: Krafttraining bei ab
gebundenen Gliedmaßen erzielt alle Effekte von Training mit hohen Gewichten – aber eben ohne Ver letzungsgefahr.“
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Im Mittelpunkt: die Kraft „Ab dem mittleren Lebensalter ist Kraft training eine gesundheit liche Notwendigkeit. Für jeden, egal ob Mann oder Frau. Du baust durchs Altern auf natürliche Weise Muskelmasse ab – und wenn du da nicht gegensteuerst, verlierst du die wichtigste Stabi lisierung und den wichtigsten Schutz deines Körpers. Und was viele nicht wissen: Muskeln sind nicht nur für Kraft und Beweglichkeit nötig, sie wirken ein bisschen wie Organe, erzeugen Adenosintriphosphat, kurz ATP, die Energiewährung unseres Organismus. Training steht für mich im Mittelpunkt. Es ist die Voraussetzung dafür, dass alles andere überhaupt Sinn ergibt. Wer Biohacking macht, ohne zu trainieren, hat etwas missverstanden.“
INFRAROTSAUNA Clearlight, ca. 10.000 Euro clearlightinfrarotkabinen.de „Biohacking und Infrarotkabine, das gehört einfach zusammen. Regeneration, Entgiftung, der Organismus
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bildet Hitzeschockproteine, die die korrekte Faltung von Proteinen im Körper unterstützen. Der Nachteil der meisten Infrarotkabinen ist ihre starke Belastung mit Elektrosmog.
Gerade in diesem Bereich ist Clearlight unglaublich gut. Kaum EMF-Belastung, das bedeutet weniger Stress für den Körper und bessere Entgiftung.“ INNOVATOR
EISBAD Eigenkonstruktion, ca. 1200 Euro „Mit ein wenig handwerklichem Geschick schafft das jeder: eine um gebaute Gefriertruhe ausschlagen und isolieren, mit Filtersystem und UV-Sterilisation ausstatten. Das INNOVATOR
Wasser in meinem Bad ist konstant auf 3 Grad gekühlt, jeden Morgen plansche ich 6:30 Minuten drin. Es ist herrlich. Ein paar tiefe Atemzüge, und ich bin jeden Stress los und zu gleich wirklich hellwach für den Tag.“
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25 Kilometer vor Reykjavík filtert Climeworks – mit der isländischen Firma CarbFix – CO² aus der Luft und deponiert es in 700 Meter Tiefe.
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ON POWER/ARNI SAEBERG
HIER WIRD DIE WELT GERETTET INNOVATOR
Die Uhr tickt. Um die Klimakatastrophe zu stoppen, müssen wir aufhören, CO² in die Luft zu blasen. Jan Wurzbacher und Christoph Gebald von der Schweizer Firma Climeworks versuchen es andersrum: Sie filtern das CO² aus der Luft. Ist ihre Methode zu einfach, um die Lösung zu sein? TEXT
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Alex Lisetz
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Christoph Gebald (li.) und Jan Wurzbacher vor der Direct-Air-CaptureAnlage von Climeworks: Hier wird die Umgebungsluft gefiltert.
D Die erste Regel eines Maschinenbau ingenieurs lautet: Es gibt für alles eine Lösung. Die zweite Regel eines Maschinen bauingenieurs lautet: Meist ist die einfachste Lösung zugleich die beste. Jan Wurzbacher, 36, Wahlzürcher, ist studierter Maschinenbauingenieur. Er hat an der ETH in Zürich gelernt, wie man sich auch von einem g roßen Problem nicht einschüchtern lässt. Wie man die Denkrichtung ändert, wenn man in einer intellektuellen Sackgasse steckt. Und warum man sich von einer komplizierten Frage nicht dazu verleiten lassen darf, selber eine komplizierte Antwort zu geben. In der ersten Studienwoche lernte er Christoph Gebald kennen, wie er gebürtiger Deutscher, heute sein bes ter Freund. Am Ende des Studiums dachten sie darüber nach, wie ein Maschinenbauer das drängendste Problem unserer Zeit lösen würde. Den Klimawandel. „Wir wollten keine App entwickeln, keine Plattform gründen. Sondern eine handfeste Maschine bauen, die das Problem löst. Wir wollten das Wissen an wenden, das wir uns im Studium angeeignet haben.“ Jan Wurzbacher und Christoph Gebald sind stille Wasser, im persön lichen Umgang bescheiden bis zur Unauffälligkeit. Doch die Firma, die ihnen vorschwebte, war alles andere als bescheiden. Sie sollte die Welt retten. Nicht mehr und nicht weniger. Warum der Hut brennt, ist in zwischen allgemein bekannt: Der Mensch blies im letzten Jahrhundert so viel CO² in die Luft, dass unser 70
„Wir wollten keine App entwickeln, keine Plattform gründen. Sondern eine handfeste Maschine bauen, die das Problem löst.“ INNOVATOR
lima infolge des Treibhauseffekts K zu kippen droht. Zwar verpflichteten sich 2015 im Klimaabkommen von Paris 197 Staaten zu Maßnahmen, die die Erwärmung deutlich unter zwei Grad halten sollen. Und 2019 beteuerten 77 Staaten bei der New Yorker Klimakonferenz, bis 2050 klimaneutral werden zu wollen. Doch: Im Moment halten sich weltweit nur 16 Staaten an die Pariser Klimaziele (Österreich ist nicht darunter). Und: Die Reduktion unserer CO²-Emissionen wird nicht reichen, um den Klimawandel zu stoppen. Ein unlösbares Problem? Nicht, wenn man wie ein Maschinenbautechniker denkt. „Wenn zu viel CO² in der Luft ist“, sagt Jan Wurzbacher, „dann muss man es aus der Luft herausholen.“
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CLIMEWORKS/JULIA DUNLOP
Climeworks, die Schweizer Direct- Air-Capture-Firma, die Wurzbacher und Gebald 2009 gegründet haben, beweist seit drei Jahren, dass diese scheinbar naive Idee auch tatsächlich umsetzbar ist. Das zugrunde liegende technische Prinzip nennt sich „Zyk lischer Adsorptions-DesorptionsProzess“. In einem „CO²-Kollektor“ von der Größe eines Smart-Autos wird zuerst die Umgebungsluft mit einem Ventilator angesaugt. Ein Filtermaterial – seine genaue Zusammensetzung ist Betriebsgeheimnis – siebt das Kohlendioxid aus der Luft, bis es wie ein Schwamm mit CO²-Molekülen vollgesogen ist. Nun ist die Adsorptionsphase abgeschlossen. Zeit für Phase zwei, die Desorption: Der gesamte Kollektor wird mittels erneuerbarer Energien auf 100 Grad erhitzt. Nun lösen sich die CO²-Moleküle vom Filtermaterial und werden mit Hilfe von Unterdruck aus dem Kollektor gesaugt. Derzeit dauert ein solcher Zyklus drei bis vier Stunden, Tendenz: sinkend. Und derzeit kann jeder Kollektor im Jahr 50 Tonnen CO² filtern – so viel wie 2000 Bäume, Tendenz: steigend.
Basis-Station: Die Anlage in Hinwil filtert seit 2017 jährlich so viel CO² wie 36.000 Bäume. INNOVATOR
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Unmittelbare Verwertung: Das in Hinwil gewonnene CO² wird direkt vor Ort in Gewächshäuser (im Bildvordergrund) geleitet.
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Wie das funktioniert, demonstriert Climeworks an vierzehn Standorten, europaweit. In Hinwil im Schweizer Kanton Zürich filtern seit Mai 2017 achtzehn Kollektoren CO² aus dem Himmel über dem Kanton Zürich. Und im Süden Islands macht eine weitere Anlage seit Oktober 2017 die Umgebungsluft CO²-frei – voll automatisch, von der Firmenzentrale in Zürich-Oerlikon gesteuert. „Wir haben die Maschinen bewusst so einfach konstruiert“, sagt Wurzbacher, „dass sie im Prinzip nur einen Einund einen Ausknopf brauchen.“
D Doch was tun mit dem gewonnenen CO²? Wir erinnern uns: Meist ist die einfachste Lösung die beste. Wir müssen uns also zuerst die Frage stellen, woher das meiste CO² stammt, das wir seit 100 Jahren bedenkenlos in die Atmosphäre blasen. Antwort: Es wurde über Jahrmillionen von Pflanzen gespeichert und lagerte sicher ver siegelt in Form von Erdöl oder Erdgas unter der Oberfläche. Was wäre also ein logischer Platz zum Deponieren von überschüssigem Kohlendioxid? Genau, ein sicher versiegeltes End lager unter der Erde. Weil wir aber nur ungern auf einer unterirdischen Gaswolke sitzen möchten, die beim kleinsten Erdbeben mit unabsehbaren Folgen in die Atmosphäre entweichen könnte, machen sich die Climeworks- Ingenieure zusammen mit der isländischen Firma CarbFix eine chemische Eigenheit von CO² zunutze: Es reagiert mit Mineralien. Sobald das
CLIMEWORKS/JULIA DUNLOP
AUS DER LUF T IN DEN B ODEN Die derzeit effektivste Methode: CO² wird mit Hilfe von Erdwärme aus der Luft gefiltert, erhitzt, konzentriert und unterirdisch gelagert. Hier mineralisiert es zu fester Form.
CO² -HALTIGE UMGEBUNGSLUFT
CO² -FREIE LUFT CLIMEWORKS
KONZENTRIERTES CO²
GEOTHERMALES KRAFTWERK
WASSER
100 °C HITZE
PORÖSES UNTERIRDISCHES BASALTGESTEIN AUS CO² WIRD UNSCHÄDLICHES CALCIT. INNOVATOR
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Die Climeworks-Module lassen sich wie Legosteine kombinieren und unbegrenzt erweitern – und sie arbeiten vollautomatisch.
Kohlendioxid in 700 Meter Tiefe in Kontakt mit den dort befindlichen po rösen Basaltgesteinen kommt, bildet es sogenannte Carbonate. Verständ licher ausgedrückt: Es versteinert. Es wäre schön, wenn die Ge schichte hier zu Ende wäre. Denn nach allem, was wir jetzt erfahren haben, könnte es offenbar doch noch ein Happy End für unser Klima und für den manchmal haarsträubend unvernünftigen, aber doch irgendwie liebenswerten Homo sapiens geben. Doch es ist wie in jedem Katastrophen film. Als das Problem schon fast ge löst scheint, hebt das Monster noch einmal seine Klaue. Was ist der Haken, Herr Wurz bacher? „Es ist fünf nach zwölf“, sagt Wurzbacher, „wir haben jetzt richtig Stress.“ Und dann erklärt er, was das bedeutet: „Um das Ruder noch herumzureißen, müssten wir einer seits unsere Emissionen reduzieren. Und andererseits innerhalb von zwan zig, dreißig Jahren eine völlig neue Industrie aufbauen. Diese Industrie müsste ‚Carbone Dioxide Removal‘ in großem Stil betreiben. Und zwar in richtig großem Stil. Die neue wird vielleicht so viel Rohstoff, Kapital und Fläche benötigen wie die alte Indus trie, die mit fossilen Brennstoffen die Emissionen erzeugt hat.“
CO²
CLIMEWORKS O² -ABGABE in die Atmosphäre 1 . ÖKOLOGISCHE ENERGIEGEWINNUNG H2
Mit Partnern stellt Clime works aus CO² und Wasser klimaneutralen Treibstoff her.
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3. KONVERTIERUNG Aus H ² und CO² entsteht synthet isches Rohöl.
4. AUFBEREITUNG CLIMEWORKS/JULIA DUNLOP
TREIB S TOFF DER ZUKUNF T ?
2. ELEKTROLYSE Wasser wird in H ² und O² aufgespaltet.
KLIMANEUTRALER TREIBSTOFF
INNOVATOR
arbeiter der Firma selbst – sind in ihrer Branche Marktführer. Doch um der guten Sache willen stehen sie auch in engem Kontakt mit ihrem schärfsten Konkurrenten: dem kana dischen Unternehmen Carbon Engi neering, zu dessen Investoren ein gewisser Bill Gates zählt. „Wir sehen uns als friendly competitors“, sagt Wurzbacher, „uns geht es beiden darum, dass eine neue Industrie auf gebaut wird. Dazu braucht es mehr als eine Firma – und CO² gibt es schließlich genug in der Luft.“
W
Was wäre, wenn man aus Autos in Zukunft statt CO²-Schleudern CO²-Fresser m achen könnte?
INNOVATOR
Climeworks aktuelle Direct-AirCapture-Anlagen wären dafür theo retisch geeignet: Als Module kann man sie beliebig erweitern („wie Lego steine“) und überall aufstellen, wo es Versorgung mit und Speicherstätten von erneuerbarer Energie gibt. „Unser Research & Development Depart ment arbeitet permanent daran, die Module effizienter zu machen, sodass sie weniger Material benötigen, weni ger Energie verbrauchen und mehr CO² in kürzerer Zeit filtern können“, sagt er. Darum baut ein Teil der 85 Mitarbeiter bereits die nächste Generation für 2023, während ein weiteres Team schon das übernächste Modell für 2025 designt. Die Clime workers – so nennen sich die Mit
Wovon es noch genug gibt, ist Arbeit: Die Zürcher müssen ihre Effizienz steigern und ihre Kosten senken, um die geniale Idee „Direct Air Capture“ kommerziell zu verwerten. Im Mo ment wird das gefilterte CO² auch als Düngemittel für Treibhäuser ein gesetzt oder als Kohlensäure in Soft drinks gepumpt. Aber im Abfallprodukt CO² steckt vielleicht der Rohstoff der Zukunft. Man muss nur wie ein Maschinen bauer denken: Was wäre, wenn man aus Autos statt CO²-Schleudern CO²Fresser machen könnte? Wenn sich der Verursacher von 18 Prozent der weltweiten CO²-Emissionen zum größten Verbündeten der Klima schützer wandelte? Darum entwickelt Climeworks zusammen mit Audi synthetischen Treibstoff auf CO²-Basis. Dieser Wun der-Treibstoff hat Eigenschaften, die fast zu schön sind, um wahr zu sein: Er verbrennt nahezu klimaneutral, könnte überall auf der Welt mit vor Ort erhältlichen Rohstoffen erzeugt werden und würde uns von fossilen Brennstoffen unabhängig machen. Ach ja, und er würde Unternehmen wie Climeworks zur größten Wachs tumsbranche der Zukunft pushen und damit den Klimaschutz zu einem gigantischen Wirtschaftsmotor machen. Steuert der Katastrophenfilm, in dem wir mitspielen, womöglich doch auf ein Happy End zu? 75
INN OVATOR WIS SEN
WIE DU MEHR SINN IM LEBEN FINDEST E I N E H E M A L I G E R M Ö N C H V E R R ÄT W E G E F Ü R E I N E N E R F Ü L LT E N A L LTA G
Wer kann schon von sich behaupten, dass er ein wirklich erfülltes Leben führt? Der Brite Jay Shetty zum Beispiel. Schon als Kind wollte er anderen Menschen helfen, als Erwachsener lebte er zwei Jahre mit hinduistischen Mönchen, jetzt will er deren WeisJAY SHETTY, 33 Buchautor, Vlogger und Motivationsredner
heit an uns weitergeben. Seine Lebenshilfe-Vlogs wurden im Netz schon mehr als eine Milliarde mal abgerufen, US-Stars wie Ellen DeGeneres oder Oprah Winfrey feiern ihn. Hier verrät uns Internet-Star Shetty, wie man mehr Sinn im Leben findet. STEVE ERLE
Aufgezeichnet von Marc Baumann
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INNOVATOR
Mach ein Check-up deines Lebens
Stelle die richtigen Fragen Der erste Schritt zu einem erfüll teren, glücklicheren, sinnhafteren Leben ist, mehr „Awareness“ für dich selbst zu entwickeln. Also mehr auf dich zu achten, dich zu beobachten, zu hinterfragen und dich damit besser zu verstehen. Das geht, indem du die richtigen Fragen stellst: Wer bin ich? War um bin ich hier? Was ist meine Aufgabe im Leben? Führe ich wirklich das Leben, das ich führen möchte? All diese großen Lebens fragen, die wir uns oft nicht zu stellen trauen, weil unsere Ant wort darauf enttäuschend aus fallen könnte. Diese Fragen sind aber nötig, um zu verstehen, was gut für uns ist. Was magst du? Was magst du nicht? Woran glaubst du? Woran glaubst du nicht? Und warum glaubst oder magst du bestimmte Dinge überhaupt? Weil deine Eltern es so vorleben oder ver langen? Weil Werbung, Social Media oder Filme dir einreden, dass du ein bestimmtes Leben haben solltest? Was sind deine wirklichen Überzeugungen? Vielleicht fragst du dich jetzt: Wo finde ich gute Antworten auf all diese Fragen? Wo immer du kannst! Frage ganz einfach mal Google, finde gute Websites, schlaue Artikel, lies interessante Bücher, höre tolle Podcasts, schau dir Vorträge auf YouTube an, rede mit klugen Menschen. Suche an allen Orten, die dir ein fallen. Hauptsache, du suchst.
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Der zweite Schritt ist eine Inspek tion. Durchleuchte dein Leben so, wie der TÜV dein Auto unter sucht: Leuchte in die dunklen, schwer erreichbaren Ecken und finde die rostigen Stellen. Wofür geht deine ganze Zeit drauf? Wofür geht deine Energie drauf? Wofür gibst du dein Geld aus? Mit wem verbringst du deine Freizeit? Und dann überprüfe: Bin ich glücklich darüber, dass ich mein Leben so verbringe? Gehe ich sinnvoll mit meiner begrenzten Lebenszeit um? Am besten schreibst du dir das alles auf. Schau dir zunächst einmal die letzte Woche an: Was hast du die letzten sieben Tage wirklich gemacht? Bist du glücklich mit dem, was du in der letzten Wo che gemacht hast? Und wenn nicht, was hättest du Sinnvolleres machen können? Mit wem und mit was würdest du deine Zeit
„Frage dich als Allererstes: ‚Wer bin ich?‘ Und: ‚Führe ich wirklich das Leben, das ich führen möchte?‘“
lieber verbringen? Und wenn du eigentlich ganz zufrieden bist, was musst du machen, damit du auch weiterhin glücklich bist und so leben kannst? Du kannst nicht permanent glücklich sein, Traurig keit gehört zum Leben. Aber wenn du sehr oft unzufrieden oder traurig bist, stimmt etwas nicht.
Übernimm das Steuer Die schlechte Nachricht lautet: Es wird keine gute Fee kommen, die deine Wünsche erfüllt. Und du wirst auch nie im Lotto Millio nen gewinnen. Warte nicht auf Wunder, übernimm lieber selber Verantwortung für dein Leben. Denn niemand wird es für dich machen. Niemand wird kommen und dein Leben wunderbar und bedeutsam machen. Das ist dein Job! Der Gedanke kann beängsti gend sein: Das ist alles meine Ver antwortung, ich muss das selbst in die Hand nehmen. Aber keine Sorge, das bedeutet nicht, dass du alles allein schaffen musst. Wenn du erst mal akzeptiert hast, dass du selbst für dein Glück verantwortlich bist, wirst du mehr Verantwortung dafür übernehmen, wen du in dein Leben lässt und wen besser nicht. Wer ausstrahlt, dass er in seinem Leben etwas erreichen möchte, der wird Menschen anziehen, die ihm dabei helfen können. Wer dagegen immer nur Hilfe von außen sucht, wird eher die
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falschen Leute finden. Wenn wir glücklich sein und ein sinnvolles Leben führen wollen, sollten wir uns mit Menschen umgeben, die ebenfalls versuchen, so zu leben.
mehr Sinn in ihrem Leben zu finden, indem ich zeitlose Weis heiten unter die Leute bringe. Darum habe ich zwei Jahre unter vedischen Mönchen (die vedische Religion ist eine Ursprungsform des heutigen Hinduismus; Anm.) nahe Mumbai gelebt und ihre Sicht auf die Welt gelernt.
vor den Stanford-Absolventen so oft angesehen, bis ich sie fast auswendig konnte. 3. Meditiere. Oder verbringe zu mindest etwas Zeit am Tag allein mit dir und deinen Gedanken in Stille. Und, ganz wichtig: offline. 4. Sei aktiv. Treibe Sport, tanze, bewege dich!
Werde ein Gewohnheitstier
Sei kritisch, sei ehrlich
Frage dich nicht nur, wie du an dieses Ziel gelangst, sondern auch, welche Gewohnheiten du entwickeln, einüben und auto matisieren musst, um dorthin zu kommen. Musst du dich dafür in Meditation üben, musst du Programmieren oder eine neue Sprache lernen? Welche Fähig keiten brauchst du, und wie erwirbst du sie? Dieser Schritt ist wohl der schwerste: Gewohn heiten ändern. Hier sind vier Tipps, die dir dabei helfen:
Du musst lernen, dich immer wieder zu hinterfragen. Du musst aufrichtig und selbstkritisch prüfen, wie gut du auf diesem Weg zum Glück vorankommst. Mit einer gesunden, ausbalan cierten Selbstreflexion. Welche Fortschritte machst du? Welche Fortschritte machst du wirklich? Und wo geht es nicht voran? Und warum? So ehrlich zu dir selbst zu sein, notfalls auch dein Schei tern festzustellen, erfordert Mut. Aber du wirst glücklicher sein und ein besseres Leben führen, wenn du spürst, dass du dich selbst erfolgreich hinterfragen und analysieren kannst und dadurch besser vorankommst.
Dream big Du musst ein großes Ziel haben – eine Vision von dem, was du sein und erreichen möchtest. Das kann auch Geld sein. Oder du möchtest dich vor allem einmal um deine Familie kümmern, deine Kinder bestmöglich großziehen. Oder du hast den Traum, die Welt zu verbessern. Moment: Du weißt noch gar nicht, wo ganz genau du hin willst? Keine Sorge, du musst nicht schon am Anfang wissen, wie alles werden soll. Aber du solltest dir jetzt, nachdem du die ersten drei Schritte unserer Liste gemacht hast – und die musst du unbedingt vorher machen –, ein Ziel setzen. Wie schaut deine Vision aus? Keine Sorge, du musst nicht den ganzen Weg schon im Kopf haben, aber die grobe Rich tung solltest du kennen. Höre dabei auf dein Herz und vertraue ruhig auch mal deiner Intuition. Ich wollte den Menschen helfen,
1. Sei dankbar für dein Leben –
und empfinde diese Dankbarkeit nicht nur, drücke sie auch aus, schreibe anderen Menschen, teile ihnen deine Dankbarkeit mit. 2. Lies, höre oder schau jeden Tag etwas, was dich immer wieder neu motiviert. Ich habe mir Steve Jobs’ berühmte Rede
DENKE WIE EIN MÖNCH In dem Buch „Das Think Like a Monk-Prinzip: Finde innere Ruhe und Kraft für ein erfülltes und sinnvolles Leben“ (Rowohlt, 448 S.) schreibt Jay Shetty über seine Erfahrungen unter Mönchen und die Anwendbarkeit alter Weisheiten auf unsere moderne Welt. Die drei Kapitel des Buches sind: „Loslassen“, „Wachsen“ und „Geben“. Dazu gibt es noch „Bonus- Infomaterial“ über Meditation, Atemtechniken bis zum Mantrasingen. jayshetty.me
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JAY SHETTY’S BUCHTIPPS Spirituelles, Rationales und Biografisches – als neue Lebenssinn-Spender
„Bhagavad Gita“ Eine zentrale Schrift des Hinduismus (deutscher Titel: „Der Gesang Gottes“), entstanden vor tausenden von Jahren: zeitlose Weisheiten, die das Grundgerüst allen Wissens bilden.
„Schnelles Denken, langsames Denken“ Daniel Kahneman über schnelles (= emotionales) und langsames (= rationales) Denken. Gut fürs Ver ständnis unseres eigenen Verstandes.
„Steve Jobs“ Die autorisierte Biografie von Walter Isaacson gibt einen tiefgehenden Einblick in die Gedanken des AppleGründers, einem der prägendsten Menschen unserer Zeit.
Fordere deine Komfortzone heraus
Glücklich sein ist wie Hände waschen Wenn du ein besseres Leben führen möchtest, musst du jeden Tag die richtigen Dinge machen. So wie du dir jeden Tag die Hände wäschst oder dich duschst oder isst. Tag für Tag musst du deine Glücksrituale wiederholen. Am besten verknüpfst du sie mit einer bestehenden, starken Gewohnheit. Etwa: Nach jedem Frühstück meditierst du kurz. Immer nach dem Mittagessen liest du einige Minuten. Immer nach dem abendlichen Zähneputzen bist du einen Moment bewusst dankbar für etwas, was dir an diesem Tag passiert ist, und du bedankst dich in einer SMS oder WhatsApp bei jemandem.
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Man ist im Flow, wenn man sich weder unter- noch überfordert. Auf jeden Fall sollte man sich aber fordern. Gerade auch dann, wenn man glücklich ist. Du musst dich konstant im richtigen Maß fordern, damit du dich weder langweilst noch zu sehr stresst.
„Überprüfe deine Fortschritte alle drei Monate – so wie Unternehmen ihre Quartalszahlen präsentieren.“
Mach dir einen Zeitplan Nimm dir erst einmal eine Woche Zeit für deinen Selbstcheck. Schreibe jeden Tag auf, was du mit deiner Zeit gemacht hast. Dann frage dich, ob das mit deinen Werten einhergeht. Finde die Dinge, die dich prokrastinieren lassen, für die du sinn- und freud los Zeit verschwendest. Sie zu erkennen macht sie schwächer. Überlege dir dann, wie viel Zeit du dir für jeden weiteren Schritt gibst. Überprüfe deine Fort schritte alle drei Monate – so wie Unternehmen ihre Quartals zahlen präsentieren.
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Bleibe leidenschaftlich Die ewige Quelle von Leiden schaft sind Interesse und Neu gier. Sei wie ein Teenager, sei neugierig auf das Leben. Frage dich immer, was dich gerade be geistert. Wofür brennst du, wofür schwärmst du? Verliere dieses Gefühl nicht – niemals.
Finde deine Talente Ein Weltmeister hat seine Be gabung offensichtlich gefunden. Aber worin bist du am besten? In gar nichts? Dann hast du dein Ta lent noch nicht gefunden. Es kann eine Herausforderung sein, seine Stärken zu entdecken. Woher soll man wissen, ob man ein guter Leh rer wäre oder ein guter K apitän?
„Die ewige Quelle von Leidenschaft ist Neugier. Sei wie ein Teenager, sei immer neugierig auf das Leben!“
Indem man so viel wie möglich ausprobiert. Einfach mal hinge hen, mitmachen, ausprobieren: ein Wochenendseminar, eine Probestunde, einen Anfängerkurs. Und frage dich danach, ob es dir Freude gemacht hat und was du dabei gelernt hast. Dabei musst du verstehen, dass du absoluter An fänger bist. Erlaube dir den BabyStatus. Wer zu schnell zu viel von sich verlangt, hört frustriert auf. Kleine Schritte führen zum Ziel.
Diene anderen Die große letzte Frage auf dem Weg zu einem erfüllten Leben lautet: Wie kannst du andere Menschen glücklicher machen mit allem, was du gelernt hast? Du wirst sehen, welche Befriedi gung und welche Zufriedenheit es einem gibt, anderen zu helfen. Aber wem könntest du am besten helfen? Und wie? Wo wirst du gebraucht? Wo kannst du etwas bewirken?
JAY SHETTY’S APP-TIPPS Von Inspiration und Organisation – hier kommen die digitalen Lieblings-Anwendungen von Jay Shetty
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Podcasts
Blinkist
Google Kalender
„Ermöglichen, faszinierende Ge spräche zwischen klugen Leuten an zuhören – kostenlos. Ich höre gerne ‚Oprah’s SuperSoul Conversations‘, oder ‚The Joe Rogan Experience‘.“
„Fasst Sachbücher konzentriert zusammen. Statt tagelang zu lesen, hört oder liest man sich die Kurz version in 15 Minuten an. Zahlt sich aus, dafür zu bezahlen!“
„Eine genaue Organisation des Alltags ist enorm wichtig! Dieses Tool organisiert mir den Tag und lässt mich meine Aufgaben klar nach Wichtigkeit ordnen.“
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K ANNST DU!
Mentor, Coach und Programmierer: warum Developer heute „more than nerds“ sind.
MANUEL WIESER, 32, leitet die Abteilung Front-End Development bei karriere.at
Entwickler sind menschenscheue Nerds, die sich nur für Einsen und Nullen interessieren? Von wegen! Manuel Wieser, Head of Front-End Development bei Österreichs größtem Karriereportal karriere.at, erzählt im Interview, warum das Developer-Klischee auf ihn und seine Kollegenschaft gar nicht zutrifft und was ihn an seinem Job begeistert.
KARRIERE.AT
Erklär uns bitte deinen Beruf: Was machst du den ganzen Tag? Ich bin Ansprechpartner und technisch Verantwortlicher für alle FrontEnd-Projekte. Das bedeutet: Ich rede, schreibe und lese viel zum Thema und beschäftige mich mit Quellcode. Neben der fachlichen Führung ist es meine Aufgabe, dass sich meine Mitarbeiter laufend weiterentwickeln. Was begeistert dich an deinem Job bei karriere.at? Dass ich technische Herausforderungen „high-level“ aus Architektursicht
angehen und neue Technologien evaluieren kann. Mir gefällt auch, dass unsere Tätigkeiten nah am User sind – Ergebnisse sind daher schnell sichtund fühlbar. Dass ich Mitarbeitern durch Mentoring und Coaching zu ihren eigenen Erfolgserlebnissen verhelfen kann, empfinde ich persönlich als bereichernd.
Mitarbeiter will ich dazu beitragen, dass das so bleibt. Nach über sechs Jahren freue mich immer noch jeden Tag auf meine genialen Kollegen und die spannenden Herausforderungen! Ich finde, dass wir einen sinnvollen Job leisten – immerhin helfen wir Menschen dabei, den richtigen Job zu finden.
Klingt nicht nach dem typischen Nerd-Klischee … Na ja, ein bisschen Nerd sind alle „Devs“ – manchmal unterhalten wir uns in Code. Aber menschenscheu sind wir sicher nicht. Du müsstest uns mal bei unseren Firmen-Events erleben …
Über karriere.at Bei Österreichs größtem Karriere portal (1,5 Millionen Unique Clients und 4,9 Millionen Visits pro Monat) arbeiten mehr als 190 Mitarbeiter in Linz und Wien daran, die passenden Kandidaten und Arbeitgeber mit einander zu verbinden.
Warum hast du dich dafür entschieden, bei karriere.at zu arbeiten? Überzeugt haben mich die lockere Unternehmenskultur und die tech nische Umsetzung der Website. Als
Du willst Teil des karriere. at-Teams werden? Scanne den QR-Code und finde alle aktuellen Jobangebote.
karriere.at | devland.at
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Diese Geschichte beginnt mit einem Anruf mitten in der Nacht. Eine Freundin braucht jemanden zum Reden. Der Oberösterreicher Paul Japek, heute 37, lebt damals in Dänemark, und er zögert nicht, der jungen Dame beizustehen. Er steigt also auf sein Bike, um loszuradeln, wird aber von einem Regenguss überrascht und kommt klitschnass an. „Sie hat gemeint, ich sollte mein T-Shirt ausziehen“, erinnert sich Paul, „der Rest der Geschichte bleibt privat.“ Kein Geheimnis bleibt, dass diese nasse Nacht Paul auf die Idee für sein SharkBike bringt: „Ich habe mich gefragt, warum es kein Rad gibt, das überdacht ist und vielleicht auch noch einen Elektroantrieb hat.“ Die Antwort gibt Paul selbst – er entwickelt sein Shark-Bike: ein Dreirad mit einem Leichtbau-Stahlrahmen und einer futuristischen Abdeckung aus Kunststoff und Plexiglas für die Fenster. Warum ein Dreirad? „Weil man sich damit besser in die Kurven legen kann – das Fahren soll auch Spaß machen.“ Aktueller Stand: Paul arbeitet in der elterlichen Garage in Marchtrenk an seinem Prototyp und verhandelt mit einem Business Angel aus London über eine Finanzierung. shark-bike.com 82
Das Shark-Bike: Unter der futuristischen Abdeckung steckt ein Dreirad aus Stahlrohr.
START INNOVATOR
SHARK-BIKE.COM
SH A RK - BIKE VOM REGEN AUF DAS DREIR A D
ME UP
INNOVATOR
MIT DEM HAIFISCH-BIKE VERREISEN, B L I T Z S C H N E L L M I L L I A R D E N W I R KS T O F F E G E G E N C O R O N A T E S T E N O D E R M AT H E LIEBEN LERNEN: ACHT ÖSTERREICHISCHE I D E E N F Ü R E I N E B E S S E R E Z U K U N F T. T E X T: W O L F G A N G W I E S E R
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L IGHT M AT T ERS SCHNEL L ME S S UNG FÜR PA RTIKEL Wie überprüfe ich etwas, was so klein ist, dass es nicht einmal unterm Mikroskop erkennbar ist? Und warum will ich das überhaupt? Ant wort 1: weil die Größe (auch wenn wir hier von ungefähr einem Milliardstel Meter spre chen) doch Bedeutung hat. Antwort 2: weil diese MiniTeilchen, korrekt Partikel ge nannt, praktisch überall drin stecken: in der Sonnencreme, wo sie dafür sorgen, dass die gefährliche UV-Strahlung unsere Haut nicht malträtiert; in der Milch, der sie das feine Weiß verpassen; in Papier, Lacken, Schmiermitteln fürs Auto, in Augentropfen und vielen weiteren Medizin produkten. Ohne Partikel geht also gar nichts. Um sie zu pro duzieren, braucht es enormes Fachwissen; für uns reicht es, zu wissen, dass viel Physik und Chemie dahinterstecken. Aber: Partikel können bei al
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ler Winzigkeit unterschiedlich groß sein. Sind sie zu groß, lassen sie z. B. die Milch aus flocken. Um die gewünschten Eigenschaften zu erhalten, muss die notwendige Parti kelgröße ständig kontrolliert werden. Üblicherweise ein mühsamer Prozess im Labor. Der Grazer Christian Hill, 38, und sein Team haben mit der Brave Analytics GmbH, einem Spin-off der Med-Uni Graz, eine kontinuierliche Blitzmessung entwickelt, „die 70-mal schneller ist als herkömmliche Methoden“. Und das spart nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld. ffg.at
Das Team um Christian Hill (2. v. l.) von Brave Analytics hat eine Metho de entwickelt, um Partikel sehr rasch und kontinuierlich zu messen.
„Wer wie ich Surfer und Wind surfer ist, weiß, dass die Bedingungen dafür im Herbst und Winter meist am besten sind“, sagt Lukas Schwaiger, 25. Die Temperaturen sind es meist aber nicht. Weshalb der Sportwissenschaftler aus Salzburg immer wieder mit Verspannungen zu kämpfen hatte. Um sie zu lösen, suchte er nach einer Kombination aus Massagerolle und Wärme anwendung – er musste aber feststellen, dass es so etwas nicht gab. „Also habe ich im Studentenheim angefangen, die ersten Prototypen zu ent wickeln.“ Das Ergebnis: eine 30 cm lange Rolle mit einem Durch messer von 15 cm, außen mit einer dünnen Kunststoffmatte überzogen, innen mit einem Heizelement versehen – die erste Faszienrolle mit Wärme funktion. Sie heißt „Swaig“ (eine Kombination aus dem englischen „swag“ für lässig, cool und seinem Familien namen) und ist heiß begehrt. Aktuell ausverkauft, wird es sie ab Anfang Oktober um 79,90 Euro wieder geben. swaig.at
In der 30 Zenti meter langen Faszienrolle be findet sich ein per Akku betriebenes Heizelement, das Wärme erzeugt. INNOVATOR
ALEXANDER LELJAK/LIGHTMATTERS MEDICAL UNIVERSITY OF GRAZ, SWAIG.AT, FAIA-PLACE.COM
SWA IG GA NZ EINFACH ENT SPA NNEN
„WIR WOLLEN U M W E LT SCHÄDLICHE GASÖFEN ABLÖSEN.“
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FAIA PLACE DIE SE S FEUER EN TFACH T FREUDE
Wunderbar anzusehen: Der Terrassenofen made in Austria ist ein herz erwärmender Anblick.
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Ins Feuer starren? Klar, das entspannt: Wir versinken in unseren Sesseln, reiben die klammen Hände und genießen den Anblick der Flammen – ganz besonders, wenn sie so schön züngeln wie im Terrassenofen von Faia Place. Florian Kathan, 25, der von Dornbirn aus für den Vertrieb sorgt: „Wir wol len umweltschädliche Gas öfen auf Terrassen ablösen, indem wir die Menschen für unsere klimafreunlichen Am bientefeuer begeistern.“ Geheizt wird der Faia Place mit handelsüblichen Holzpellets. Mit bis zu fünf Kilogramm kann er befüllt werden, „dann brennt er je nach Pelletsqualität drei bis dreieinhalb Stunden“, sagt Florian Kathan. Der Ofen aus Edelstahl und feuerfestem Borosilikatglas ist exakt 1,27 m hoch, misst 25 cm im Durchmesser und hält dank seinem Standfuß (Durch messer: 55 cm) und seinem Gewicht von 29,5 Kilogramm auch problemlos Herbst stürmen stand. Preis (inklu sive Versand): 990 Euro. faia-place.com 85
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INNOPHORE MILLI A RDEN - TES T IM CORON A - K A MPF
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W URMKIS TE HEIM A RBEIT Die emsigen Helferlein kommen mit der Post und machen sich sofort ans Werk: „Wir schicken 500 mit“, sagt Judith Andlinger. „Nach fünf bis sechs Monaten haben sie sich deutlich vermehrt.“ Um die 2.000 Regenwürmer ma chen sich dann in der Wurm kiste daran, Biomüll in feins ten Humus zu verwandeln. Die Idee für die Wurmkiste hatte David Witzeneder, 31, als er an der Wiener Univer sität für Bodenkultur Agrar wissenschaften studierte. Er lebte damals in einer WG und stellte sich vor knapp einem Jahrzehnt eine ein fache Frage: Wohin mit dem Biomüll? Das Ergebnis war wenig befriedigend, weshalb er nach einigem Nachdenken auf die Idee kam, den allseits bekannten Komposthaufen stadtfit zu machen – und zwar mit seiner Wurmkiste. Mittlerweile beschäftigt das
Unternehmen elf Mitarbeiter; allein in Wien stehen 2.000 Kisten aus Fichtenholz, Be stellungen gibt es vor allem aus Deutschland, aber auch aus Spanien und den USA. Das Prinzip folgt der allseits bekannten Kompostierung: Die eigens gezüchteten Wür mer fressen sich durch den Biomüll, übrig bleibt Humus. Die Kiste kommt übrigens per Post. Preis: ab 120 Euro. wurmkiste.at
Wurmkiste (45 × 35 × 53 cm) aus Fichtenholz – als Hocker mit Rollen. Die Lüftungslöcher sind abgedichtet, die Würmer können nicht raus.
Es ist der weltweit größte Test im Kampf gegen das CoronaVirus: Das Grazer Biotech Start-up Innophore hat ein computerbasiertes Ver fahren entwickelt, mit dem gemeinsam mit der Harvard University zwei Milliarden potenzielle Wirkstoffe gegen Covid-19 getestet werden. Ein Unterfangen, das internatio nal für enormes Aufsehen sorgt. Die Google-Mutter Al phabet hat dafür unbegrenzte Rechenleistung ihrer GoogleCloud zur Verfügung gestellt. Innophore-Geschäftsführer Christian Gruber: „Zuletzt haben wir 4.000 Wirkstoffe vorgeschlagen, 50 stehen auf einer sogenannten Hotlist.“ Bei den Wirkstoffen handelt es sich um organische Mole küle, die sich in Medikamente verpacken lassen, die eine Corona-Infektion verhindern oder abschwächen. Positive „Nebenwirkung“: „Die Nach frage nach unserer Technolo gie ist schlagartig gestiegen“, sagt Gruber. innophore.com
Computermodell eines Schlüsselenzyms von SARS-CoV-2
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BLUE MONDAY PROJECT JEDER K A NN DIE W ELT RE T TEN
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MATT UND GLÄNZEND GBR, INNOPHORE, BLUEMONDAYPROJECT.COM
CL AS SNINJAS W IE DU L ERNS T, M AT HE ZU L IEBEN Diese Geschichte beginnt mit einem Geständnis – auch deshalb, weil es zeigt, was möglich ist: „Ich war wahnsinnig schlecht in Mathe“, sagt Karim Saad. Heute hat der 37-jährige Wiener Mathematik zu seinem Beruf gemacht. Mit seinem Start-up ClassNinjas hat er eine App entwickelt, die Mathe auf coole Art lehrt – mit unterhalt samen Videos, die in wenigen Minuten mathematische Probleme einer Lösung zuführen: Für den Satz des Pythagoras (Wir erinnern uns: a2 + b2 = c2) braucht es genau 2 Minuten und 40 Sekunden. Aufbereitet wird aktuell der Stoff der Unterstufe. Neben den Videos gibt es ab September Mathe-Quizduelle, und es können Schularbeiten simuliert werden. Ziel ist ein lebensnaher Unterricht. Beispiel gefällig? „Der Akku deines Handys ist zu 27 Prozent geladen. Reicht das, um über den Tag zu kommen?“ Besonders erfolgreich sind die ClassNinjas auf TikTok: „Dort sind wir eine der größten Brands im deutschsprachigen Raum“, sagt Karim. classninjas.com INNOVATOR
Mathe-Nachhilfe per Handy-App: Mit diesen Tools ist der Unterricht vielen Jugendlichen deutlich sympathischer.
Die Grundidee ist einfach: „Das Blue Monday Project hat sich zum Ziel gesetzt, die Menschen zu einem nachhaltigeren Lebensstil zu führen“, sagt Dennis Platzl vom gleichnamigen Linzer Start-up. Die entscheidende Frage ist ebenfalls einfach: Aber wie soll das gehen? Die Antwort darauf fällt schon deutlich komplexer aus: „Wissens lücken im Bereich Nachhaltigkeit schließen, um einzelne
Menschen und Unternehmen zu motivieren, nachhaltig zu handeln, um eine klimaneutrale Welt zu schaffen.“ Geschlossen werden sollen die Lücken mit einer App. Sie zeigt, wie viel Kohlen dioxid jede deiner Aktivitäten produziert. Kaufst du allerdings nachhaltig ein oder bewegst dich nachhaltig fort (z. B. mit öffentlichen Verkehrsmitteln), wirst du belohnt – und zwar mit so genannten Blue Points. Diese Blue Points bescheren dir Rabatte bei Partnern des Projekts, sie können aber auch gespendet werden – um nachhaltige Vorhaben zu unterstützen. Aktuell wird an der App gearbeitet, im Februar kommenden Jahres soll sie in allen Stores erhältlich sein. bluemondayproject.com
Der Gründer und CEO des Blue Monday Project Dennis Platzl
„WIR WOLLEN DIE M ENSCH EN MOTIVIEREN , N A C H H A LT I G Z U L E B E N . “ 87
FOTO WETTBEWERB 2020 Auf die Plätze, fertig, klick: Laden Sie Ihre Bilder ab 1. August hoch auf
terramatermagazin.com/fotowettbewerb Kategorien:
MENSCH | TIER | NATUR UNTERWASSER Gesamtsieger und Publikumssieger werden mit wertvollen Preisen prämiert, ebenso das jeweils bestplatzierte Bild in jeder Kategorie. Die Partner des Terra-Mater-Fotowettbewerbs 2020:
GUIDE
I N N O V AT O R
Insider-Infos und Events E-Mobility 2020: Vier geniale Elektroautos für Stadt und Land // Red Bull Basement: Hier verändern Studenten die Welt // Kolumne: Die Schönheit des Analogen im digitalen Zeitalter // Best of Innovator Podcast // Tech-Highlight: Dieses Teleskop schaut in die Vergangenheit
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Schutzengel
Der Spurhalte Assistent des ŠKODA CITIGOe iV warnt den Fahrer vor ungewollten Spurwechseln.
UNTER STROM
Bis vor kurzem sprachen Elektro autos eher den Verstand an als die Herzen. Jetzt ist das anders: Hier sind vier E-Cars, die mit Klasse, coolen Features und neuem Selbstverständnis daherkommen.
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elbst den radikalsten Freunden von Verbrennungsmotoren dämmert es langsam: PS-starke Spritfresser und dicke Limousinen haben als Statussymbole ausgedient. Denn längst setzen sich bei uns – Pionier Elon Musk und seiner Marke Tesla sei Dank – Elektroautos auf immer breiterer Front durch. Umwelttechnisch ist das zweifellos eine gute Sache – doch: Welche Entbehrungen im
lltag muss ein Strom-MobilA Besitzer heute in Kauf nehmen? Die geringe Reichweite? Die Batterien, die ewig zum Aufladen brauchen? Und: Sind Elektroautos nicht doch irgendwie langweilig? Vor allem aber: Sind sie nicht noch immer viel zu teuer? Alles Schnee von gestern: Hier kommen vier rein elek trische Autos – die mit alten Vorurteile aufräumen.
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E - M O B I L I T Y
Genialer City-Flitzer
ŠKODA CITIGOe iV E-Autos sind teuer? Falsch! Den rein elektrischen ŠKODA CITIGOe iV gibt es schon für 21.350 Euro (vor Abzug aller Beihilfen!). Und für den Preis hat er unerwartet viele geniale Features: Man kann etwa aus der Ferne mit dem Handy die Klimaanlage anwerfen oder den Ladevorgang der Batterie starten und beenden. Einmal in Fahrt – der Antritt ist lebhaft –, schafft es der 83 PS starke und 1.235 kg leichte CityFlitzer auf eine Reichweite bis zu 274 Kilometern; das entspricht der Strecke Wien – Budapest. Die Bat terie lädt man dann in nur einer Stunde wieder auf 80 Prozent auf. Apropos: 2021 bringt ŠKODA den E-SUV ENYAQ iV auf den Markt, dessen leistungsstärkste Version die 500-km-Reichweite knacken soll. skoda.at
Sparsam
Mit einer Länge von nur 3,59 Metern erleichtert der rein elektrische CITIGOe iV die Parkplatzsuche.
Eine Batterie ladung des CITIGOe iV reicht für die Strecke Wien – Budapest.
Sprinter mit langem Atem
Opel Corsa-e Elektroautos sind langweilig? Dann am besten den Opel Corsa-e Probe fahren – und seine Beschleunigung am eigenen Körper spüren. Denn mit seinem 136-PS-E-Motor braucht er bloß 2,8 Sekunden, um StadtTempo 50 km/h zu erreichen (dazu muss man ihn nicht einmal in den „Sportmodus“ schalten). Und die Reichweite? Mit 335 Kilo metern ebenso beeindruckend wie die Batterie-Aufladezeit von 30 Minuten an der Gleichstrom-Säule. Preis: ab 29.999 Euro. opel.at
SKODA, OPEL AUTOMOBILE GMBH
Das relativ geringe Leergewicht von 1.530 Kilo sorgt beim Opel Corsa-e für einen geringen Stromverbrauch.
Stadt-affin
INNOVATOR
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DO IT
E - M O B I L I T Y
Langstreckenwunder
BMW iX3 Elektroautos haben eine geringe Reichweite? Wer das denkt, den könnten die 460 Kilometer eines Besseren belehren – diese Strecke kann der BMW iX3 heutzutage schon am Stück zurücklegen. Nicht weniger imposant ist der Antritt des 2,2 Tonnen schweren Elektro-SUV (der vom bekannten SUV X3 abstammt): In nur 6,8 Sekunden ist er auf Tempo 100. Als Höchstgeschwindigkeit gibt der Hersteller 180 km/h an. Preis: 70.450 Euro. bmw.at
Schnelllader
Fiat 500 „la Prima“ E-Autobatterien laden zu lange? Wir stellen vor: Fiat 500 „la Prima“. Seine leere Batterie benötigt – im Schnelllademodus – nur fünf Minuten, um für weitere 50 Kilometer fit zu sein. Und sie ist in 35 Minuten wieder auf 80 Prozent aufgeladen. Was das Auto sonst noch drauf hat? 320 Kilometer Reichweite und „teilautonomes“ Fahren. Dabei werden Spurhalten, Beschleunigen und Bremsen von Assistenzsystemen übernommen. Preis: ab 34.900 Euro (vor Abzug aller Förderungen). fiat.at BMW,MAX SAROTTO/FCAGROUP.COM
Elektroautos haben eine geringe Reichweite? Der BMW iX3 schafft 460 Kilometer am Stück.
Tolle Technik
Die neu entwickel ten „Aero-Räder“ verbessern die Aerodynamik des BMW iX3.
Amico mio
Der Fiat 500 „la Prima“ erkennt Ver kehrsschilder und warnt den Fahrer vor Müdigkeit.
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INNOVATOR
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BASEMENT
Neue Impulse: Red Bull Basement fördert den Austausch zwischen jungen Erfindern aus der ganzen Welt.
Finalisten
WAS BISHER GESCHAH
Red Bull Basement
MAGGIE STEPHENSON/RED BULL CONTENT POOL, RYAN BOLTON/RED BULL CONTENT POOL
WO STUDENTEN DIE WELT RETTEN Top-Mentoren, Chancen zum Netzwerken und jede Menge Erfindergeist: Diese Initiative lässt deine Idee durchstarten.
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in Sharing-System für Lasten fahrräder in der Nachbarschaft, ein Konzept für lokale Energieversorgung, eine Strategie gegen Plastikmüll auf Grünflächen: Viele junge Menschen haben geniale Einfälle, wie sie die Welt um sich herum verbessern könnten – doch manch mal fehlt ihnen das Know-how zur Umsetzung. Deshalb will die weltweite Initiative Red Bull Basement Studierenden dabei helfen, ihre Ideen mit Leben zu erfüllen. Interessierte können ihre Idee bis zum
INNOVATOR
Bei Red Bull Basement geht es darum, unseren Planeten ein klei nes bisschen besser zu machen. Hier sind drei Teams aus den ver gangenen Jahren, die dieses Ziel mit ihren Ideen bereits anpacken.
25. Oktober in einem maximal 60 Sekunden langen Video erklären und hochladen. Infrage kommt jeder Ansatz, der das Leben an ihrer Hochschule oder in der Nachbarschaft verbessert. Ob die Idee aus dem Fachbereich der Studierenden kommt, spielt keine Rolle. In jedem Land stimmt die Community über die interessantesten Konzepte ab, aus dieser Vorauswahl kürt eine Jury die Finalisten für den „Global Workshop“.
Smarte Starthilfe
Unterstützt durch ein internationales Mentoren-Netzwerk, können die Finalisten fünf Wochen an ihrer Idee feilen. Beim „Global Workshop“ treffen alle Teams auf internationale Vordenker, sie vernetzen sich und treten zum finalen Pitch an. Die Sieger erhalten ein umfassendes Support-Paket für die Umsetzung ihrer Idee. Alle Infos: redbullbasement.com
Schlauer lernen
Wer Wissen einspricht, abhört und wiederholt, steigert seine Merkfähig keit auf bis zu 80 %. Sophie Bolzer und Nadine Szentivanyi bieten ein entsprechendes Tool. audvice.com
Einfacher vernetzen
Senseblock, eine Erfindung von Louis Rose und Sakander Zirai aus Deutschland, ist ein Werkzeug, das es selbst Laien erlaubt, ein Internet der Dinge aufzubauen.
Selbstsicherer auftreten
Per VR-Training souveränes Präsen tieren vor Gruppen oder Small Talk üben und so Ängste abbauen: Die Software von Kelly Curry aus Kanada macht’s möglich. trysightly.com
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LISTEN
Geniale Gastgeber: Journalistin Laura Lewandowski und Gründer Flemming Pinck moderieren die „INNOVATOR Sessions“.
JASON PAUL
Entdecken, wofür man brennt Der Freerunner erklärt, wie du deine Leidenschaft erfolgreich mit deinem Beruf verbinden kannst.
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JASONS STÄRKE
Selbstverwirklichung Als Jugendlicher bildete sich Jason selbst zum Freerunner aus, heute verdient er mit seiner Passion sein Geld. JASONS TOP-TIPP
„Beobachte, was dich wirklich fasziniert“
Podcast
WAS WIR VON PIONIEREN LERNEN KÖNNEN In den „INNOVATOR Sessions“ verraten Gründer und Vordenker ihre Erfolgsgeheimnisse. Hier kommen ihre besten Tipps bisher.
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arum erobern manche Menschen mit ihren Ideen die Welt? Sie kennen ihre größte Stärke und setzen sie konsequent ein. Darum fragen wir in der Hauptfolge unseres Podcasts „INNOVATOR Sessions“ Forscher, Gründer, Sportler oder Künstler nach drei Dingen, die wir von ihren Stärken lernen können. In der Bonusfolge „Toolbox“ verraten sie ihre Werkzeuge. Hier ist das Best-of der Talks.
Jeden Montag – überall, wo es Podcasts gibt; redbulletininnovator.com
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Manche Dinge begeistern uns schon lange. Für Jason waren das bereits als Kind der Sport und die Kamera seines Vaters – heute produziert er Freerunning-Clips. Sein Rat: Überlege, wofür du schon immer brennst, und greif diese Leidenschaft wieder auf. Mal sehen, wohin sie dich führt. JASONS TOP-TOOL
Die Handy-Kamera Ob bei neuen Freerunning- Stunts oder beim Sprechen vor Menschen: Am schnellsten verbessert sich Jason, wenn er seine eigenen Videos anschaut. Instagram: @thejasonpaul
INNOVATOR
I N N O V AT O R S E S S I O N S
AIMIE-SARAH CARSTENSEN
LOUISA DELLERT
DAVID ALLEMANN
NIKO WOISCHNIK
Mit Struktur Ziele besser erreichen
Andere Menschen mitreißen
Kreativität gezielt fördern
Innere Harmonie finden
Die Mitgründerin der Online-Plattform Artnight erläutert, wie Disziplin auch dir Spaß machen kann.
Die Digital-Aktivistin bringt dir näher, wie du Menschen für deine Anliegen motivierst.
Der Mitgründer der Laufschuh-Marke ON erklärt, wie du Ideen findest, mit denen du Großes erreichst.
Der Tech-Visionär eröffnet dir, wie du Arbeit und Leben miteinander in Einklang bringen kannst.
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AIMIES STÄRKE
LOUISAS STÄRKE
DAVIDS STÄRKE
NIKOS STÄRKE
Disziplin
Überzeugung
Innovationskraft
Work-Life-Harmony
Jeden Morgen Sport, jeden Abend um 22.30 Uhr ins Bett. Dazwischen: konsequente Erweiterung ihrer Plattform. Aimie erreicht ihre Ziele dank klarer Struktur.
Früher empfahl sie auf Insta gram Fitnessübungen, heute teilt sie dort Tipps für mehr Nachhaltigkeit – und mehr als 393.000 Menschen folgen ihr dabei.
Dank neuartiger Technologie und progressivem Marketing eroberten Allemann und seine Mitstreiter aus dem Nichts den Laufschuh-Markt.
Unter anderem betreibt Niko Co-Working-Offices, leitet eine Agentur und veranstaltet weltweit Konferenzen wie die TOA Berlin. Wie das geht? Nicht obwohl, sondern weil er so ausgeglichen ist.
AIMIES TOP-TIPP
LOUISAS TOP-TIPP
„Verwandle deine Vorsätze in Routinen“
„Zeige, was du tust“
DAVIDS TOP-TIPP
LUKAS WENTZKE, STEFAN WIELAND/TECH OPEN AIR, FARINA DEUTSCHMANN, JAANUS REE/RED BULL CONTENT POOL, LAURA HOFFMANN, GIAN PAUL LOZZA
FOLGE
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Du willst Sport machen, hast aber eigentlich keine Lust? Überleg dir, wie viel Training realistisch ist, und reserviere einen festen Platz im Kalender, etwa fünfmal die Woche morgens um 6 Uhr, rät Aimie. Durch die Regelmäßigkeit wird das Training zur Gewohnheit, und der Schweinehund hat keine Chance mehr.
Wenig bewegt Menschen mehr als die Leidenschaft anderer, meint Louisa. Deshalb zeigt sie auf Instagram etwa, wie viel Spaß ihr das Herstellen nachhaltiger Seife macht. Auch wichtig: mensch lich bleiben. Darum zeigt sie auch, wie sie eine Plastik flasche kauft, wenn sie ihr Wasser vergessen hat. LOUISAS TOP-TOOL
„Füttere deinen Innovationsgeist“ Je mehr Neues David erfährt, desto leichter fällt es ihm, Ideen zu entwickeln. Darum nimmt er sich morgens nach dem Sport 30 Minuten Zeit, um auf seinem iPad zu lesen. Besonders interessante Texte speichert er in der Organisations-App Evernote ab. DAVIDS TOP-TOOL
Die Landkarte
Buch des Autors David Allen mit Hacks, wie du deine Woche bestmöglich planst.
Buch von Lina Jachmann zum Thema Nachhaltigkeit: „Je mehr du liest“, sagt Louisa, „desto mehr verstehst du.“
Du suchst dir ein Ziel aus, stellst es dir vor, überlegst, welcher Weg der sinnvollste sein könnte – Wandern wie früher ist das perfekte Innovationstraining.
artnight.com
Instagram: @louisadellert
on-running.com
AIMIES TOP-TOOL
„Getting Things Done“
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„Einfach leben“
NIKOS TOP-TIPP
„Finde deinen Flow“ Wer Glück im Job sucht, kann laut Niko seinen Energie spiegel prüfen. Das Ziel: eine Tätigkeit, in der du Eustress empfindest, also Stress, der dir neue Energie schenkt. NIKOS TOP-TOOL
Ikigai So lautet eine japanische Bezeichnung für „Lebenssinn“ nach dem die Japaner mit gezielten Fragen suchen (etwa: Was lieben Sie? Was können Sie am besten?). Auf diese Weise fand auch Niko seine persönlichen Prioritäten. toa.berlin
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REAKTIVIERT UNSERE ANALOGEN STÄRKEN! Wieso unser Gehirn bei dem ganzen Digitalisierungs-Hype immer noch der zuverlässigste Partner für all die komplexen Herausforderungen ist.
schirm und aus den Lautsprechern mit meinen analogen Sinnen, bekomme Gänsehaut, bin unendlich glücklich.
Allzu menschlicher Stolz
Und weil ich diesen schönen Zustand mit meinen Freunden teilen möchte, nutze ich auch gleich wieder meinen digitalen Buddy, den Computer, der für mich die Verteilung des Clips an mein menschliches Netzwerk übernimmt. Sekunden später erreichen mich schon die ersten positiven Rückmeldungen in Form von Emoticons und motivierenden Worten. Ich bin jetzt nicht nur glücklich, sondern auch ein bisschen stolz. Stolz ist übrigens auch ein typisch menschliches, analoges und einzigartiges Gefühl, das mir Lust auf mehr macht, das aber mein digitaler Freund, die Maschine, leider (noch?) nicht kennt.
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Diese kleine Anekdote über „Mensch und Maschine“ aus meinem Alltag brachte mich zum Nachdenken. Wir leben in einer komplexen Welt, die uns enorme Anstrengungen abverlangt, globale Pro blemstellungen zu bewältigen. Beispiel Virenangriffe – ob analoge wie Corona oder digitale wie Cyber-Attacken. Dabei entsteht bei mir der Eindruck, dass wir oft motiviert sind, möglichst viele Pro zesse an das Digitale zu delegieren. Aber vielleicht sind gerade die aktu ellen Herausforderungen ein deutliches
INNOVATOR
CARLOTTA ZANICOTTI
56, spürt als Chief Innovation Officer im Red Bull Media House Neuerungen auf, die die Zukunft der Medien und der Consumer Technology gestalten.
Digital hält die Drohne analoge Genussmomente fest.
MICHAEL PRESCHL
Andreas Gall
erade befinde ich mich an einem wunderschönen Ort irgendwo auf dieser realen Welt, den ich mit all meinen Sinnen genieße … und die ser schöne Augenblick inspiriert mich, motiviert mich und führt dazu, dass ich meine kleine Filmflugdrohne aus packe, um den herrlichen – analogen – Moment digital einzufangen. Dank Hightech-Sensoren und mithilfe von künstlicher Intelligenz in der Drohne wird das von mir erhoffte Rohbild er staunlich gut, denn es entspricht genau meiner erlebten „Sehnsucht“. Ich sitze derart begeistert vor dem Bildschirm, dass ich umgehend beginne, den Clip mit meinen Werkzeugen im Computer zu bearbeiten – mit dem Ziel, durch das digitale Ergebnis am Ende wie der meine analogen Sinne, „Augen“ und „Ohren“, so zu stimulieren, dass ein emo tionales Feuerwerk im Gehirn entsteht. Genau so ist es dann auch passiert: Wenig später genieße ich das digital pro duzierte „Meisterstück“ auf dem Bild
KOLUMNE
„ICH SPRINGE VON DER ANALOGEN IN DIE DIGITALE WELT, ABER MIT DEM ZIEL, EMO TIONEN ZU SCH A FFEN.“
IMPRESSUM
INNOVATOR BY THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Chefredakteur The Red Bulletin Alexander Macheck Chefredakteur Innovator Arek Piatek Art Director Kasimir Reimann Photo Director Eva Kerschbaum Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Textchefs Jakob Hübner, Andreas Wollinger
Zeichen an uns alle, dass wir vor lauter Digital- und Technologie-Hype ein bisschen das Analoge vergessen haben. Es stimmt zwar: Die Sinne des Menschen sind oft nicht so performant und schnell wie ihr digitaler Konkurrent. Aber: Unser Gehirn besitzt einzigartige Fähigkeiten, analoge Informationen zu verarbeiten, kreativ zu kombinieren, auf neue Situa tionen zu übertragen. Nach meiner Überzeugung wird diese Eigenschaft noch sehr lange dazu beitragen, dass der Mensch zum Beispiel in Bezug auf emotionale und empathische Intelligenz der Gewinner gegenüber der digitalen, künstlichen Intelligenz bleiben wird.
Zwischen zwei Welten
Selbstverständlich helfen uns die digitalen Werkzeuge sehr. Aber ohne das menschliche Gehirn und dessen einzigartige Kombinationsfähigkeit wären es Werkzeuge ohne jeglichen Nutzen. Ich finde eine „Rückkehr“ beziehungsweise eine „Rückbesinnung“ auf unsere analoge Superpower sehr wichtig, emotio nal ausgedrückt sogar „megacool“. Mich begeistert, wie das Wechselspiel zwischen der analogen „menschlichen“ und der digitalen „maschinellen“ Welt funktionieren kann. In meinem Alltag spiele ich pausenlos damit, springe von der einen Welt in die andere, immer mit dem Ziel, am Ende analoge Emotionen zu schaffen. Sei es beruflich ein mediales Erlebnis „beyond the ordinary“ oder privat eine unvergessliche Situation und Erinnerung. Fazit: Der Mensch, Mutter Natur, unsere Welt werden immer analog bleiben, werden uns aber mindestens genauso herausfordern wie das technische Gegenüber, das digitale Universum. Deshalb sind innovative digitale Technologien im perfekt aufeinander abgestimmten Wechselspiel mit den analogen mensch lichen Sinnen und unserer emotionalen Intelligenz in meiner Wahrnehmung das grundlegende Rezept für eine erfolgreiche und „menschinelle“ Zukunft. INNOVATOR
Redaktion Florian Obkircher, Andreas Rottenschlager, Wolfgang Wieser Freie Mitarbeiter Alexander Lisetz, Stefan Wagner Grafik Miriam Bloching, Judith Heimhilcher, Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Marion Batty, Ellen Haas, Tahira Mirza, Rudi Übelhör Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Global Project Management Melissa Stutz Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz B2B-Marketing & -Kommunikation Katrin Sigl (Ltg.), Alexandra Ita, Teresa Kronreif, Stefan Portenkirchner Executive Creative Director Markus Kietreiber
Länderredaktion Christian Eberle-Abasolo Publishing Management Bernhard Schmied Sales Management The Red Bulletin Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer, Stefanie Krallinger Media Sales Franz Fellner, Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Johannes Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-Sochor, Sabine Zölß; Kristina Krizmanic (Assistant), anzeigen@at.redbulletin.com Sales Operations & Development Anna Schönauer (Ltg.), David Mühlbacher Druck Quad/Graphics Europe Sp. z o.o., Pułtuska 120, 07-200 Wyszków, Polen Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: www.redbulletin.at/impressum Redaktionsadresse Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43/1/90 221-0 Fax +43/1/90 221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com
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DESIGN-HIGHLIGHT Das Teleskop wird auf minus 266 Grad gekühlt, damit es funktioniert. Ein tennisplatzgroßer Sonnenschild hilft dabei.
DIESES TELESKOP SCHAUT IN DIE FRÜHE URZEIT UNSERES UNIVERSUMS 98
Fast dreißig Jahre lieferte das legendäre Weltraumteleskop Hubble Aufnahmen entfernter Galaxien. Demnächst hat es ausgedient. Sein Nachfolger: das James Webb Space Telescope (JWST; Bild), benannt nach James E. Webb, der von 1961 bis 1968 die US-Raumfahrtbehörde NASA leitete. Mit dem JWST werden die Forscher bald noch weiter ins All schauen und damit auch tiefer in dessen Ver gangenheit eintauchen können. Denn die wichtigste JWST-Aufgabe wird es sein, nach dem Licht von ersten Galaxien nach dem Urknall zu suchen. Die NASA hofft außerdem, Hinweise auf außerirdisches Leben zu finden. Geplanter Start des Zehn-Milliarden-Dollar-Teleskops: 2021. webbtelescope.org
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NASA/CHRIS GUNN
Webb sucht nach Außerirdischen
3 TIPPS VON JEDEM GAST FÜR DEINEN ALLTAG
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The best lines happen offline. Just like surfing the web has nothing to do with the ocean, you will never Feel the thrill of twisting the throttle from behind a desk.
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i t p i l e n
Photo: R. Schedl
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