ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN ALS DER WINTER FLIEGEN LERNTE Powder, Partys, Pioniere – eine Zeitreise in die wilden Jahre des Snowboardens
SCHWEIZ, CHF 3.80 WINTER 2022/23 JETZT ABONNIEREN getredbulletin.ch
JULIAN ZIGERLI / BJÖRK / SOKRATES / DANITSA & DIMEH / MATHILDE GREMAUD
artiges zu leisten. Es mit dem Unbekannten aufzunehmen, etwas Neues zu wagen und vor nichts zurückzuschrecken? Es ist die Willenskraf, die auch TUDOR hervorbrachte. Eine Kraf, die mit dieser Uhr in jeder Frau und jedem Mann lebendig ist. Ohne diese Menschen gibt es keine Geschichte, keine Legende und keinen Sieg. Es ist die David Beckham Tag inspiriert. Es ist die Energie, für die jede Armbanduhr von TUDOR steht. Das Leben mancher Menschen wird von Kompromissen bestimmt. Andere sind bereit, ein Leben lang et
RANGER
UND WER IST ER?
Freeski-Ass Eileen Gu freut sich über Gold bei den Olympischen Winterspielen 2022. Was der Mann neben ihr damit zu tun hat? Die Auflösung ab Seite 58.
COOL STATT KÜHL WILLKOMMEN
Für diese Ausgabe haben wir coole Leute getroffen –weil wir den Winter feiern. Und alles, was in der kalten Jahreszeit eben so Spass macht. Snowboarden zum Beispiel: Unsere Cover-Strecke spürt den wilden Jahren des Brettsports nach und gibt spektakuläre Einblicke in eine Zeit, in der das Board noch für Revolte gegen das Ski-Establishment stand: Ab sprung ab Seite 22. Passend dazu erzählt uns Wintersport-Pionier Reto Gurtner auf Seite 34, wie er das Boarden in die Schweiz brachte – und was ausgerechnet ein ausgedehnter Trip ins warme Kalifornien damit zu tun hat. Johanna Nordblad hingegen bestaunt den Winter am liebsten von unten: Sie taucht unter der Eisdecke durch zugefrorene Seen und stellt dabei Weltrekorde auf. Warum die 47-jährige Finnin ihren Puls bis auf Zeitlupe runterfährt, zur Tiefenentspan nung friert und uns dabei trotzdem das Herz erwärmt: kalt-warm ab Seite 50!
Gute Unterhaltung
mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin!
Die Redaktion
LIEG DICH FLACH!
Den Winterspeck verlieren, ganz einfach in Rückenlage? Geht! Und zwar auf Seite 84.
PATRICK ARMBRUSTER
Chronist der Stunde null: Als Fotograf tauchte er in den Neunzigern in die Snowboard-Szene ein. Und kaum mehr auf. Nur ab Seite 22.
Kilometer per Kiteski zu den Polarkappen Grönlands: die XXXLReisen der Brüder Hugo und Ross Turner ab Seite 68.
EDITORIAL
2500
THE RED BULLETIN 3 PATRICK ARMBRUSTER (COVER)
BMW M3 Touring, 375 kW (510 PS), 235 g CO2/km*, Energieeffizienzkategorie G. Barkaufpreis CHF 127 400.–* Vorläufige Daten.
THE NEW TOURING
INHALT
COVERSTORY
22 DIE JUNGEN WILDEN
Anfang des Jahrtausends rockten die Snowboarder den Wintersport. Immer dabei: Fotograf Patrick Armbruster.
SNOWBOARDING
34 RETO GURTNER
Der 62-jährige Visionär löste zu Hause in der Schweiz die Snowboard-Bewegung aus.
MUSIK
36 BJÖRK
Die Pop-Ikone ist Isländerin –und ein Troll. Das sind wir aber alle manchmal, sagt sie.
MUSIK
38 PAMELIA STICKNEY
Die amerikanische Musikerin betört die Pop-Welt – mit ihrem Theremin.
FASHION
40 KULT- SCHNEIDER
Julian Zigerli wurde mit nackten Männer-Popos und viel Humor zur Mode-Ikone.
FREEDIVING
50 ATEMLOS
Johanna Nordblad taucht durch zugefrorene Seen –atemlos unterm Eis.
FREESKIING
58 DER GOLDSCHMIED
Misra Torniainen formt die grössten Freeski-Stars der Welt. Aber wie?
ABENTEUER 68 ANS ENDE DER ERDE
SCHRÄG Snowboarder wie Thomas Eberharter surfen durchs verschneite Japan.
G UIDE
Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen
Die Zwillingsbrüder Hugo und Ross Turner erkunden die unzugänglichsten Orte. 79 REISEN. Mit Kajak-Profi Aniol Serrasolses durch Patagonien 84 BIOHACKING. Wir halten die Luft an – und verlieren die Festtagskilos. 86 UHREN. Auf ins Abenteuer – mit der Aquaracer Professional 200 87 PLAYLIST. Was Texas-Frontfrau Sharleen Spiteri privat auflegt 88
EVENT-SPECIAL. Danitsa oder Di-Meh – wer gewinnt das grosse Hip-Hop-Battle? 90 KALENDER. Events, die man auf keinen Fall verpassen sollte 92
BOULEVARD DER HELDEN. Michael Köhlmeier über die mutige Auto-Pionierin Clärenore Stinnes
SCHRILL Knallige Looks und Humor machten Julian Zigerli zum angesagten Designer.
STABIL Coach Misra Torniainen macht die Stars des Freeski. Wo er werkt, geht’s aufwärts.
Red Bulletin
2022/23
The
Winter
16 DAS PHILOSOPHEN-INTERVIEW 18 FUNDSTÜCK 20 MEIN ERSTES
96 IMPRESSUM 98
8 GALLERY 14 ZAHLEN, BITTE!
MAL
CARTOON
58
22
40
6 THE RED BULLETIN
PATRICK ARMBRUSTER, PHILIPP MUELLER, LUKAS MAEDER, ELINA MANNINEN
DAS GEFÜHL KÜHL Johanna Nordblad, tiefenentspannt unter einer Eisdecke im bitterkalten Wasser
50 THE RED BULLETIN 7
Fliessender Übergang
Fährt es? Fliegt es? Es ist ein fliessender Übergang: Das Tragflügel-Einrumpfboot des Typs AC75 gleitet auf einer Testfahrt übers spanische Mittelmeer. Es nennt sich «BoatZero» und ist die Trainingsyacht von Alinghi Red Bull Racing, einem der Herausfor derer beim 37. America’s Cup 2024. Im Jahre 1851 erstmals ausgetragen, ist der Cup das am längsten ununterbrochen laufende Sportereignis der Welt, und Alinghi hat es bereits 2003 und 2007 gewonnen. Nun meldet sich das Schweizer Team gemeinsam mit Red Bull Racing unter dem Banner des Yacht clubs Société Nautique de Genève zurück. Das Testboot kippte zwar auf seiner Jungfernfahrt, doch nun sind die Mängel behoben. Steuermann Arnaud Psarofaghis: «Das Team hat sich extrem weiterent wickelt.» Das Foto dokumentiert den Erfolgskurs. americascup.com
Countdown
AMERICA’S CUP
zum
9 SAMO VIDIC/RED BULL CONTENT POOL TOM GUISE
Nacht, aus Licht gemacht
Wer das Dunkel nuancieren will, braucht –Licht. Und so platzierte Fotograf Andrew Dixon um sein Model – das BMX-Ass Joshny Babu – zehn Stroboskope. Das sind Blitz maschinen, die in regelmässigen Abständen aufzucken. «Wir brauchten unzählige Versuche, bis die Abstimmung passte», sagt Dixon. Seine Schwarzmalerei wurde mit einem Halbfinalplatz im weltweiten Fotowettbewerb Red Bull Illume belohnt. adixonphoto.com; redbullillume.com
WOODWARD, PENNSYLVANIA, USA
Männer, die auf Fliesen fiegen
Eine Skulptur, verfliest mit Plättchen wie Bienenwaben. Und ein kleines Etwas, das – summ, summ – kreuz und quer drüberbrummt. Das Etwas ist ein Er, heisst Diego Alvarez und ist ein Skater bei der Arbeit. Der Einzige, der ihn festzuhalten vermag, ist Luis Arriaga. Denn der wiederum ist Fotograf.
Instagram: @luisarriagaph; redbullillume.com
MEXICO CITY, MEXIKO
11
ANDREW DIXON/RED BULL ILLUME, LUIS ALEJANDRO ARRIAGA OSORIO/RED BULL ILLUME
DAVYDD CHONG
YOSEMITE, KALIFORNIEN
Star-Komet
Seine Besuche fallen nur sehr spärlich aus, und selbst dann wird es nicht allzu intim: Der Komet Neowise – am Nachthorizont links der Bildmitte – zieht nur alle 5000 bis 7000 Jahre an der Erde vorbei. Und kommt dabei gerade einmal auf 103 Millionen Kilometer an uns ran. Vor diesen Dimensionen ist das Nachtpanorama, das die Fotografin Priscilla Mewborne bereits vor gut zwei Jahren im Yosemite-Nationalpark, Kalifornien, einfing, von bleibendem Wert. Zumindest für all jene Menschen, die ihren Fünftausender nicht mehr erleben.
Instagram: @lovealwayspriscilla; redbullillume.com
13
PRISCILLA MEWBORNE/RED BULL ILLUME
DAVYDD CHONG
«AVATAR»
Nun sind sie unter uns!
Am 14. Dezember kommt das 3D-Spektakel «Avatar: The Way of Water» in die Kinos. Die Fortsetzung des erfolgreichsten Films aller Zeiten führt uns in eine mystische Welt unter Wasser. Hier alle Zahlen zu James Camerons Tiefgang.
2154
7Mal wurde der Start von «Avatar: The Way of Water» verschoben. Ursprünglich hätte der Film 2014 in die Kinos kommen sollen.
148
,
6
Millionen Mal ist der Trailer zu «Avatar: The Way of Water» binnen der ersten 24 Stunden aufgerufen worden.
ist das fiktive Jahr, in dem der erste «Avatar»-Film (Premiere: 2009) auf dem Mond Pandora spielt. Die Fortsetzung setzt mehr als zehn Jahre danach ein.
weitere «Avatar»-Filme sollen bis 2028 im Zweijahrestakt ins Kino kommen und andere Mitglieder des Na’vi-Clans in den Mittelpunkt stellen.
25
Jahre nach «Titanic» (1997) ist Kate Winslet in «Avatar: The Way of Water» wieder in einem James-CameronFilm zu sehen.
237
3der kommerziell erfolg reichsten Streifen («Avatar», «Avengers: Endgame», «Avengers: Infinity War») hat Zoe Saldana in ihrer Filmografie stehen.
3 .400.000
Liter Wasser fasst das Spezialbecken, in dem die Unterwasseraufnahmen für «Avatar 2» gedreht wurden.
Millionen Dollar betrug das Budget für den ersten «Avatar»-Film. Die gemein sam gedrehten Teile 2 und 3 kommen auf mehr als 500.
Prozent vom Gewinn von «Avatar: The Way of Water» gehen an Sam Worthington –zu den 10 Millionen Dollar Gage.
1Petabyte (das sind 1.000.000.000.000.000 Byte) an Daten – umgerechnet 500 volle 2-Terabyte-Festplatten – waren 2009 die Basis für die Computer grafiken von «Avatar».
Länder bekamen «Avatar» im Herbst 2022 noch einmal in den Kinos zu sehen – das spülte über 30 Millionen Dollar in die Kassen.
ZAHLEN, BITTE!
2.880.033.102 Dollar hat «Avatar» seit 2009 eingespielt und ist damit der kommerziell erfolgreichste Film, den es je gab.
31
5
3
14 THE RED BULLETIN GETTY IMAGES (3), DISNEY.COM HANNES KROPIK CLAUDIA MEITERT
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SOKRATES SAGT:
«Auch Gedankenmüll muss in die Tonne»
Öko liegt im Trend. Nicht nur, dass uns immer mehr junge Leute immer lauter ins Gewissen reden – auch Politik und Wirtschaft machen zunehmend Ernst mit Umweltschutz. Trotzdem sieht es in manchen Städten übel aus: Müll, Dreck, Abgase. Warum lassen wir uns noch immer so gehen? Darüber spricht der Philosoph Christoph Quarch im fiktiven Interview mit Europas Meisterdenker Sokrates.
the red bulletin: Herr Sokrates, war Athen zu Ihrer Zeit eigentlich auch schon so versifft? sokrates: Was meinst du wohl, mein Freund?
Na ja, wenn ich mir überlege, wie viele Leute da auf engstem Raum gelebt haben, dann nehme ich einmal an, dass es nicht so richtig sauber war. Zumal ihr ja auch noch Esel und andere Tiere hattet. Stimmt genau. In manchen Ecken hat’s bei uns ziemlich gemuffelt. Aber verglichen mit dem, was ich bei euch beobachte, war das harmlos. Im merhin gab’s bei uns kein Plastik, keine Chemie, keine alten Batterien, weder Autoreifen noch Industriemüll. So gesehen war das Leben in der Stadt noch einigermassen erträglich. Trotz dem hätte ich mir gewünscht, dass meine Mitbürger ihren Müll etwas konsequenter entsorgen.
Mitbürger? In Athen war das doch Sklavenarbeit? Vergiss die Sklaven! Davon rede ich nicht. Ich rede von dem Müll, den ihr unter eurer Schädeldecke rum schleppt – den Gedankenmüll, der euer Hirn benebelt. Denn weisst du, was: Solange eure Köpfe nicht aufgeräumt sind, werdet ihr auch mit all dem Müll nicht klarkommen, den ihr inzwischen draussen angehäuft habt. «Denn was innen, das ist aussen», hat einer eurer Klassiker (Goethe; Anm.) gesagt. Recht hat er! Wenn ihr euren Mentalmüll nicht rausschafft, werdet ihr auch euren Restmüll nicht entsorgen.
Geben Sie doch einmal ein Beispiel für diesen «Mentalmüll».
Das sind Sätze, mein Freund. Sätze, die man selten ausspricht, die aber im Hinterstübchen ihr Unwesen treiben. Sätze wie «Ich mach, was mir Spass macht», «Ist mir doch egal, was die Leute denken», «Hey, noch einen Skilift! Business geht vor Umwelt». Oder, ganz perfide: «Ach komm, das haben wir immer so
gemacht. Ist bisher noch immer gut gegangen.» Aber das ist Müüüllllll! Bullshit, wie ihr sagt. In die Tonne und raus damit! Sonst erstickt ihr irgendwann noch in eurem Gedankenkompost.
Aber das ist nicht so einfach. Menschen ändern ihre Gewohnheiten nicht so schnell. Ich glaube, niemand hat das so schmerzlich erfahren wie ich. Immer, wenn ich andere auf ihren Gedankenmüll aufmerksam gemacht habe, wurde ich angefeindet. Dabei – und das ist die Ironie daran – war dieser Kram, den sie mir auftischten, oft gar nicht ihrer. Ihre Glaubenssätze hatten sie irgendwo aufgeschnappt oder sich von irgendeinem Politiker, Promi oder Infuencer aufschwatzen lassen: Sperrmüll, von dem sie glau ben, er sei auf ihrem eigenen Mist gewachsen, und den sie deshalb mit Zähnen und Klauen verteidigten.
Was kann man tun, um Menschen zum Müllentsorgen zu bewegen?
Die Wundermittel heissen Denken und Fragen. Man braucht jemanden, der einem den Spiegel vorhält und einem klarmacht, wie man tickt. Und der einen an der Hand nimmt und auf den Gedankenmüll aufmerksam macht – der einem hilft, überhaupt zu sehen, was da für ein Dreck rumliegt. Dafür kann es übrigens sehr hilfreich sein, draussen anzufangen. Augen auf, Müll wahrnehmen, auflesen, in den Sack stecken und anständig entsorgen! Eine gute Übung. Denn wenn du den Müll da draussen siehst und wegschaffst, wirst du mit der Zeit sensibler für den Müll da drinnen (deutet auf seinen Kopf). Also los, räumen wir auf!
SOKRATES (469–399 v. Chr.) gilt als die Galionsfigur der euro päischen Philosophie. Sein grosses Anliegen war, seine Athener Mitbürger zu selbständigem Denken zu animieren und nicht einfach auf das Gerede der Menge zu vertrauen. Damit machte er sich viele Feinde, die einen Prozess gegen ihn anstrengten, an dessen Ende Sokrates zum Tode verurteilt wurde. Doch sein kritischer Geist lebte weiter. Vor allem in seinem Schüler Platon, der Sokrates mit seinen Dialogen ein Denkmal setzte. CHRISTOPH QUARCH, 58, ist deutscher Philosoph, Gründer der Neuen Platonischen Akademie (akademie-3.org) und Autor zahlreicher philosophischer Bücher. Zuletzt erschien «Kann ich? Darf ich? Soll ich? Philosophische Antworten auf alltägliche Fragen», legenda Q, 2021.
DAS FIKTIVE PHILOSOPHEN INTERVIEW
16 THE RED BULLETIN DR. CHRISTOPH QUARCH YANNICK DE LA PÊCHE
«Räumt im Kopf auf – dann werden auch eure Städte sauber.»
FLU ¨ U ¨ U ¨ GEL FU ¨ R DEN WINTER. MIT DEM GESCHMACK VON FEIGE-APFEL. BELEBT GEIST UND KÖRPE R. NEU
APOLLO 11
Der Moon-Shoot
Neil Armstrongs Fotofilm von der Mondlandung – ein grosser Klick für die Menschheit Der erste Ausflug auf den Mond war 1969 ein grosser Sprung für die Menschheit. Und Neil Armstrong konnte ihn mit einer speziell dafür konstruierten Hasselblad-Kamera mit Zeiss-Objektiv fotografieren. Perfekt patriotische Motive auf dem Spezialfilm von Kodak, der 200 Aufnahmen ermöglichte, waren sein Kollege Buzz Aldrin, die US-Flagge und ein Bein der Landefähre Eagle. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums wurden 2019 dutzende Andenken an die erfolgreiche Apollo-11-Mission versteigert, Armstrongs 70-MillimeterPositivfilmrolle ging um rund 15.000 Euro an einen anonymen Bestbieter.
FUNDSTÜCK
18 THE RED BULLETIN NASA, IMAGO IMAGES/ZUMA PRESS
Astronaut und Foto graf: Neil Armstrong, damals 38, betrat am 20. Juli 1969 als erster Mensch den Mond.
Die elektrifizierten Modelle von Kia. Technologie, die bewegt.
Mehr erfahren.
MARIE MOUROUM
«Ich grub und grub –bis ich meinen Schatz fand»
Heute ist sie Deutschlands erfolgreichste Stuntfrau. Doch vor dem Sprung nach Hollywood stand ihre erste ganz grosse Krise. Hier erzählt Marie, wie sie wieder rausfand.
In den vergangenen Jahren wirkte Marie Mouroum als Stunt-Double in den grössten Hollywood-Filmen mit, darunter «Black Panther», «Avengers: Endgame», «Star Wars: Der Aufstieg Sky walkers». Zum luftigen Job fand sie über Umwege: Von ihrer Mutter zum Kampfsport animiert, um sich im Fall von rassistischen Anfeindungen verteidigen zu können, wurde sie bereits als Fünfzehnjährige Junioren-Weltmeisterin in der indonesischen Kampfkunstvari ante Pencak Silat – weshalb sie als Statistin für den Film «Ninja Assassin» gebucht wurde. Ihre erste Stunt-Rolle hatte sie dann als Achtzehnjährige in dem Film «Hänsel und Gretel: Hexen jäger», gleich im Anschluss dou belte Mouroum ihre Lieblings schauspielerin Halle Berry im Film «Cloud Atlas». Doch nach diesem steilen Start kam der erste grosse Durchhänger. Hier erzählt Marie Mouroum von ihrem Jump aus der Krise:
«Mein Traum war es, in grossen Hollywood-Produktionen mit zuwirken. Doch kaum wer drehte in Berlin, und für die meisten deutschen Filme kam ich wegen meiner Hautfarbe nicht in Frage: ‹Wärst du nur ein bisschen heller, wärst du dabei!› Das war so frus trierend, ich fühlte mich so hilflos. Weil ich damals so hart trainierte, weil ich wusste, dass ich gut bin – und es dennoch keine Jobs gab. Als Plan B fng ich an, Sporttherapie zu studieren. Vor allem aber, um die Turnhalle der Uni nutzen zu können. Jeden Morgen vor den Vorlesungen und in jeder Freistunde war ich dort, um meine Stunts zu trainieren. Ich investierte jede freie Minute in meinen Traum, auch wenn es da mals nicht so aussah, als würde er in Erfüllung gehen. Das Wichtigste in so einer Zeit ist ein Umfeld, das an dich glaubt. Bei mir waren es Freunde, die mich aufmunterten in den Momenten, in denen ich alles
hinschmeissen wollte, die mich immer wieder davon überzeugten, dass es irgendwann aufwärts geht. Dann plötzlich eine Mail. Ein Stunt-Koordinator fragte: ‹Hast du Zeit für einen Dreh? Sechs Monate Amerika?› Ich sagte sofort zu. Ohne zu wissen, wofür eigentlich ganz genau. Drei Wochen Funkstille, dann: ‹Kannst du in drei Tagen in Atlanta sein?› Yes, I could! Beim Casting war ich als Aller erste dran. Ich war nervös, aber zu 100 Prozent ready.
Es fühlte sich so an, als hätte ich all die Monate zuvor auf diesen einen Moment hingearbeitet. Beim Casting performte ich so gut wie noch nie. Es wurde mir dann auch gesagt, dass es um den Film ‹Black Panther› geht. Krass! Denn der war schon immer mein Lieblingsheld aus dem Marvel-Comics-Universum. Drei Tage nach dem Casting hatte ich dann meinen Job – als Kämpferin in der Leibgarde des Black Panther.
Stuntfrau Marie Mouroum, 30, über ihren Salto zwischen Feuereifer und Frust
Auf Instagram kursiert dieses Bild von einem Schatzsucher, der sich mit einem Bohrhammer in die Tiefe gräbt. Beharrlich weiter und weiter, Meter um Meter. Ausgerechnet als er, ohne es zu wissen, nur noch ganz, ganz knapp über dem Schatz ist, gibt er auf. Ich habe weitergebohrt – und meinen Schatz gefunden.»
«MEIN ERSTES MAL» IST DIE RED BULLETIN-PODCAST-SERIE, in der Athleten über ihre Anfänge sprechen. Die Folge mit Marie Mouroum, in der sie erzählt, welche Stunts sie beim «James Bond»-Dreh zum Schwitzen gebracht haben, gibt’s im Podcast-Kanal von The Red Bulletin – auf Plattformen wie Spotify und auf redbulletin.com/podcast
0:00 –50:11
MEIN ERSTES MAL
Marie Mouroum Mein erstes Mal – der Podcast
«Ich trainierte so hart, denn ich wusste, ich bin gut. Aber da war weit und breit kein Job …»
20 THE RED BULLETIN EA PHOTOGRAPHIE
Und die Pointe sitzt im Auto
Braunwald, 1995
Eine von Patrick Armbrusters früheren Aufnahmen. Das Auto wurde extra besorgt, um den Obstacle-Park auf zupeppen. Der Fliegende ist Andy Weber, eine frühe Boarder-Ikone. Der Sitzende ist Oliver. Er wurde später Pilot.
Wild wie der Winter
Text DAVID PESENDORFER
PORTFOLIO
In der Snowboard - Szene ist der Schweizer Patrick Armbruster eine Fixgrösse: Als Fotograf dokumentierte er, wie junge Wilde um die Jahrtausendwende den Wintersport rockten –hier sein Album des Aufbruchs. Und Abflugs.
23
Big in Japan
Tokio, 2001
Das ist Jonas Emery, einer der ersten Schweizer WinterRockstars im Konzert der ganz Grossen. Soeben hat er vor 75.000 Zuschauern den X-Trail Jam ge wonnen – bis heute der grösste Snow board-Event weltweit.
Zillertaler Pulverjäger
Tenjin, Japan, 2000
Das Bild zeigt Thomas «Beckna» Eberharter aus dem Tiroler Zillertal – und zwar ein paar Schwünge von daheim entfernt: in Tenjindaira, kurz Tenjin. Frei übersetzt bedeutet das «Pulver-Paradies».
Patrick Armbruster: «Und glaubt mir, die Destination macht ihrem Namen alle Ehre.»
PORTFOLIO
THE RED BULLETIN 25
Sommer am Gletscher
Saas Fee, 1998
Hand ohne Schuhe, Winter mit Sommer: Hier springt der coole Schwede Marius Sommer barhändig am Gletscher. Man beachte den doch eher legeren Zustand der Halfpipe über dem unteren Bildrand.
Auf die harte Tour Prag, 2013
17 Top-Snowboarder auf ihrer Reise durch die Berge Europas und Nordamerikas – das ist der Plot des Films «Dopamine». Links Sylvain Bourbousson, rechts Manuel Diaz, in der Mitte Fotograf Silvano Zeiter auf Promo-Tour im Bus.
PORTFOLIO
26 THE RED BULLETIN
Ultraviolett
Zillertal, Tirol, 2000
Das ist Camus – nicht Albert, der Absurde, sondern Sebastian, der Abgefahrene, SnowboardProfi aus Chile. In Mayr hofen im österreichischen Zillertal ist er schwer gestürzt. Die Folge: ein grossflächiges Hämatom am Oberschenkel – zum Glück war er nicht gebro chen, nur absurd violett.
Müller wechselt die Seiten Lappland, 2000 Es war am 25. April, und Nicolas Müller aus Laax feierte an diesem Tag in Riksgränsen in Schwe disch Lappland seinen 18. Geburtstag. Und wie! Es passierte nach den letzten Aufnahmen für den Snowboardfilm «Tribal» auf dem Heimweg ins Hotel, als Nicolas die Strassenseite wechselte.
PORTFOLIO
28
«Snowboarden war für mich die Strasse zur Freiheit und zum Abenteuer.»
Patrick Armbruster, 46, über die Reise seines Lebens
PORTFOLIO 30 THE RED BULLETIN
Nachtflug, ganz ohne Schnee
Hawaii, 2003
Was macht der Schnee mann im Sommer? Er legt, wie hier US-Profi Travis Rice, den Overall ab und boardet einen Pick-upTruck. Travis und ein paar andere Fahrer besuchten Armbruster und seine Kollegen, als sie die Filme des vergangenen Winters schnitten. Da zog man nachts ein paar Runden.
THE RED BULLETIN 31
Das Coverbild dieser Ausgabe entstand im Jahr 1996 in Saas-Fee und zeigt den Schweizer Boarder Martin Rutz.
Sie sehen was, was du nicht siehst Saas Fee, 1996
Da wollen die Schweizer Nils Frei, am obersten Bild links, und sein Kumpel Philipp Merz ihr Equipment fürs Gletscher-Sommercamp ausladen – als plötzlich ein paar holpernde, stolpernde Inlineskater ihre Aura crashen. Fürs Boarder-Auge eine Beleidigung!
DER FOTOGRAF
PATRICK ARMBRUSTER
«Der Geruch von verdunstetem Regen auf heissem Beton in der Sommerhitze …» Auf einem Brett zu stehen, das hatte für Patrick Armbruster schon etwas zutiefst Sinnliches, als er – damals in den frühen Neunzigern –noch ein Teenager in Dietikon unweit von Zürich war. «Das Skateboard war für mich mehr als ein Fahrzeug, es war ein Lebens stil.» Und dann sah er wenig später seinen ersten Snowboard-Film: «Das war wie Skateboarding, halt auf Schnee», erinnert sich Armbruster, heute 46, an die Verlage rung seiner Leidenschaft. Vom verdunsteten Regen zum gefrierenden, von der Hitze zum Eis. Er schmiss seine Elektroniker lehre, tauchte ganz in die rasant wachsende Snowboard-Szene ein und produzierte legendäre Reportagen mit seiner Firma Absinthe Films. In seinem Buch zieht der Grandseigneur der Snowboard-Fotografe nun Bilanz über die wilden Anfangsjahre.
Der 340 Seiten starke Fotoband «Barely Made It» (31 × 24 cm) ist über Patricks Website erhältlich. patrickarmbruster.com
PORTFOLIO
32 THE RED BULLETIN
Der Auftakt zum Abschied Laax, 1995
Hier hebt der Schwede Ingemar Backman ab – es war der Auftakt zur Tour der International Snow board Federation (ISF).
Im Hintergrund schwelte bereits der Streit mit der FIS, die sich den cooleren Wintersport wegen dessen wachsender Beliebtheit einverleiben wollte – und es am Ende auch scha≠te.
Berg- Beach- Boy
Mitte der 1990er-Jahre eröffnete Reto eines der ersten Internet-Cafés Europas in Laax. Für die Adresse laax.com fand Reto keinen Provider in der Schweiz, sodass die erste Domain in New York gehostet wurde. 90 Kilometer Glasfaserkabel liess er am Berg verlegen und zahlte alles aus eigener Tasche. Eine Investition, die den Hipness-Faktor von Laax nach oben schnellen liess wie die perfekte Schanze einen Freestyler.
Reto Gurtner bewegt Berge. Wenigs tens sprichwörtlich und zumindest in seinem Wintersportgebiet «Weisse Arena Flims, Laax, Falera». Hier gehören ihm 28 Bahnanlagen, fünf Hotels, Ski- und Snowboardschulen und mehr als zwanzig Restaurants. Aufgebaut hat sich der 62-jährige Schweizer dieses Reich in Pionier arbeit und gegen die Skepsis der einheimischen Dorfkaiser. «Ich war immer schon ein Rebell und ein Reisender», sagt er.
Seine erste Reise führte ihn 1973 nach Los Angeles, wo er Betriebs wirtschaft und Jurisprudenz studier te. Dort lernte er surfen und sog den Lifestyle der Westcoast auf: sexy, grün und freiheitsliebend. In Unter nehmern wie Jake Burton, Gründer von Burton Snowboards, oder Yvon Chouinard, Gründer der OutdoorKleidermarke Patagonia, entdeckte er naturverbundene und eigen willige Geistesverwandte. Den Soundtrack für jene Jahre lieferten ihm die Beach Boys, Pink Floyd und Grateful Dead.
Erfüllt von diesem Freigeist, kam Reto zurück nach Europa – und wur de in der Schweiz der späten 1970erJahre mit der bunkerhaften RéduitMentalität konfrontiert, die dem Lebensgefühl Kaliforniens diametral gegenüberstand. «Vonseiten der Be hörden und der Hotellerie hiess es dauernd: ‹So macht man das nicht!› Das waren Reizworte für mich, denn mein Antrieb ist es, Widerstände zu überwinden», sagt Reto. «Nie wollte
ich ein strammer Soldat der Wirt schaft sein. Und polarisierend zu sein war auch kein Problem für mich.» Schon sein Vater, der Flimser Metzger Walter Gurtner, war polari sierend. Und genau wie Reto mit dem richtigen Riecher für den Zeit geist gesegnet.
1962 pachtete Walter in Laax 100 Quadratkilometer Boden auf 99 Jahre, errichtete Lifte und Gast stuben. Dafür zog er den Widerstand vieler Einheimischer auf sich. Doch sein Sohn Reto setzte diesen Weg fort und verwandelte das Skigebiet 1992 in eine Oase für einen neuen Sport: das Snowboarden. «Was mich an Boardsportarten so faszinierte, war einerseits der Flow – und ande rerseits, dass sich Surfer und Snow boarder gegenseitig anfeuerten», sagt Reto. «Das Miteinander in der Natur hat mir immer besser gefallen als die Kampfstimmung bei den Ski rennen.»
Jagd und Jumps
Während in anderen Regionen Snowboarder von den Liften verjagt wurden, schuf Reto einen Ort, der in der Szene schnell internationalen Ruf genoss. Mit den Laax Open, den Spring Sessions und dem Hotel Riders Palace importierte Reto den Surf-Spirit in die Alpen – und liess ihn gefrieren: Es gibt mehrere Snow parks, eine Pro-Kickerline (mehrere Sprünge hintereinander; Anm.) mit einer Länge von 600 Metern, bestehend aus vier Schanzen und maschinell gesteuerten Halfpipes, die den Freestylern mehr Zeit in der Luft gewähren.
Bürger und Freaks
Was Reto Gurtner sehr gut kann, ist, unterschiedliche Leute an einen Tisch zu bringen: den bürgerlichen Hotelier genauso wie den snowboard fahrenden Freak. Was er noch gut kann: reden. Wer ihn interviewt, muss damit rechnen, erst nach zehn Minuten mit einer Zwischenfrage in seinen Redefuss grätschen zu können. Wie viele CEOs hat er sich Schlagwörter wie «Emotionalität» und «Alignment» auf die mentale Festplatte geladen. Doch aus Retos Mund wirken sie nicht bloss wie Worthülsen, sondern auch wie ver innerlichte Werte. Bis 2030 soll die Weisse Arena energieautark und CO²-neutral sein. Auch dieses Ziel entspricht den Werten, die Reto seinerzeit in Kalifornien kennen lernen durfte.
Obwohl viele der rebellischen Rider von damals heute selbst Eltern sind, hat die Weisse Arena noch immer einen Snowboarder-Anteil von einem Drittel, während in anderen Skigebieten der Alpen durchschnitt lich 13 Prozent auf einem Brett unterwegs sind. Aber die Frage nach der touristischen DNA von Laax geht tiefer als die, ob man nun auf einem oder zwei Brettern unterwegs ist. Es geht ums Lebensgefühl. Und in dieser Hinsicht, ist sich Reto Gurtner sicher, «stimmt in Laax ganz einfach der Groove».
Laax Open: 16. 1. bis 22. 1. 2023, live auf Red Bull TV, redbull.com/laaxopen23
Snowboarding
Interview SIMON SCHREYER Foto ANDREA BRUNNER
Reto Gurtner ist Mastermind der Laax Open, des größten Snowboard-Events der Welt, und auch sonst ein Global Player: Er liebt kalifornischen Flow und alpinen Fight.
34 THE RED BULLETIN
Reto Gurtner, 62, über seinen inneren Motor «Bürokratische Hürden überwinden –
mein Antrieb.» THE RED BULLETIN 35
das ist
Ich, der Voll -Troll
In der isländischen Mythologie sind Trolle kleine, unberechenbare Fabelwesen. Pop-Ikone Björk ist Isländerin. Hier verrät sie, warum sie auch ein Troll ist.
Es geht um Wurzeln, um Pilze und um Schokopudding. Aber alles der Reihe nach: Es ist falsch, dass Björk während der Pandemie einen Schokopudding pro Tag ass. «Da habe ich mich in meinem holprigen Englisch schlecht ausgedrückt», kom mentiert sie ihr viral verbreitetes Interviewzitat. «Ich meinte eher, dass sich das viele Daheimsein so wohlig angefühlt hat, als würde man in Schokopudding versinken.»
Daheim, das ist für die 56-jährige Isländerin ihr Haus in Reykjavík, wo sie die Ideen für ihr neues Album «Fossora» entwickelte. Der Titel soll die weibliche Entsprechung des la teinischen Wortes «fossor, fossōris» (dt. der Gräber) sein, also so viel be deuten wie «die, die tief gräbt». Des wegen nennt Björk ihr neues Werk manchmal auch «mein Pilz-Album».
Es entstand in der LockdownZeit, als wir alle, so sieht das Björk, daheim Wurzeln schlugen – und da bei in zähfüssiger Schoko versanken. Und es ist so innovativ und mutig, wie man es von einer Künstlerin erwartet, die ihre ganze Karriere auf kompromissloser Kreativität auf gebaut hat. Und Pudding. Und Pilzen.
the red bulletin: Dein zehntes Studioalbum strotzt vor kreativen Einfällen. Der Track «Trölla-Gabba» (dt. «Troll-Streiche», Anm.) zum Beispiel: Stellst du dir so eine Party von Trollen vor, von kleinen, unkontrollierbaren Fabelwesen?
björk: Solche Songs höre ich mir an, wenn ich selbst ein Troll bin.
Wenn du ein Troll bist?
Wir alle sind manchmal Trolle. In diesem Zustand ist uns nach Herum springen und wildem Tanzen, das wirkt wie eine innere Reinigung. Man sollte es sich zur Gewohnheit machen, regelmässig zu tanzen, von klein auf bis ins hohe Alter.
Tanzt du im Wohnzimmer zu deinen eigenen Songs? Nie. Aber ich habe während der Pandemie, als die Massnahmen schon ein wenig gelockert waren, viel Deejaying gemacht. Meist im kleinen Kreis, kaum mehr als fünf zig Leute. Mein bevorzugtes Set ist vier Stunden lang: Es geht mit einer Stunde klassischem Pop oder World Music los, in der zweiten Stunde wird es etwas schneller, in der drit ten noch schneller, und die letzte Stunde ist nur noch brutaler Techno und Gabber mit bis zu 190 Beats pro Minute. Das spiegelt ziemlich genau meinen Musikgeschmack wider.
Irgendwie bist du immer auf Forschungsreise ins Unbekannte. Warum?
Ja, alles Neue fnde ich wahnsinnig spannend. Die Natur hat es so ein gerichtet, dass wir uns alle sieben Jahre völlig verwandeln. Jede Zelle ist dann anders, wir sind eine völlig neue Person. Darum fnde ich es wichtig, dass wir unsere emotionale und psychologische Entwicklung pushen, solange wir leben, dass wir immer offen bleiben, dass wir
uns von dem Müll befreien, der uns am Wachsen hindert. Hirnforscher haben etwas Tolles herausgefunden: Wenn du dir zum ersten Mal einen neuen Song anhörst, schafft dein Gehirn dafür extra neuen Platz. Hörst du aber immer nur deine alten Lieblingssongs, stagniert die Musik abteilung deines Gehirns.
Daher also deine Vorliebe für elektronische Musik: Hier gibt’s keine Grenzen … Keine Art von Musik hat Grenzen. Die geben nur deine Vorstellungs kraft und dein Mindset vor. Du kannst in jedem Genre auf der Stelle treten, und du kannst jedes Genre weiterdenken. Vielleicht geht es also nicht so sehr um das Genre als um das gewisse Etwas, das du in einen Song packst. Wenn du das nicht hin zufügst, fehlt etwas.
Kannst du als etablierte Künstlerin wirklich ganz frei arbeiten?
Das tue ich seit meiner Teenagerzeit. Zuerst in Punkbands, da haben wir auf einem Indie-Label veröffentlicht. Keiner von uns musste damals seine Seele an eine Firma verkaufen, um Musiker sein zu können. Es gibt zwar diesen Mythos von der Platten frma, deren Bosse am weissen Pferd dahergeritten kommen und dich mit ihrem Vertrag aus der Gosse retten – und sobald sie dich rauswerfen, bist du ein Loser. Aber dieser Mythos ist einfach nicht wahr. Das ist ein künstliches Drama, das nichts mit Musik zu tun hat. Zum Glück hatte ich schon mit vierzehn ältere Leute an meiner Seite, denen ich meine Lebensphilosophie verdanke: Es ist besser, du hast die komplette kreative Kontrolle und verkaufst nur drei Alben, als du gehst Kompromisse ein.
Björks neues Album «Fossora» ist ab sofort im Handel; björk.com
Text MARCEL ANDERS Foto VIDAR LOGI
Musik 36 THE RED BULLETIN
Björk, 56, über den Unterschied zwischen Erfolg und Einkommen
«Besser nur drei verkaufte Alben als künstlerische Kompromisse»
THE RED BULLETIN 37
Die Theremitin
Text MARIETTA STEINHART Foto PHILIPP HORAK
«Was macht die da?» ist keine unge wöhnliche Reaktion, wenn Pamelia Stickney mit ihren Händen die Luft dirigiert und um zwei Antennen herum elektromagnetische Felder manipuliert. Da steht sie fast wie in Trance, steuert mit einer Hand die Lautstärke, die Finger der anderen streckt und spreizt sie, um die Noten zu treffen. Ihr Theremin sieht aus wie ein Rednerpult – ist aber das älteste elektronische Instrument und Vorläufer des Synthesizers. Pamelia vergleicht das Spielen mit einem Drahtseilakt. «Es ist, als würde ich versuchen, mit verbundenen Augen zu balancieren, und mit meinen an deren Sinnen aufpassen, das Gleich gewicht zu halten.» Es habe viel mit Risikobereitschaft zu tun, sagt sie.
Ludwig van Nepal Allein, das Risiko scheint über schaubar, denn die südkalifornische Künstlerin ist eine der besten There ministinnen der Welt. Und dennoch, sie selbst würde sich nie als solche bezeichnen, weil die 46-Jährige viel zu bescheiden ist. «Ich will nicht wie eine Wichtigmacherin klingen», sagt sie. «Ich weiss nur, dass ich mit diesem Instrument Dinge mache, die noch nie zuvor gemacht wurden.»
Die meisten assoziieren das Theremin, das aktuell eine Renais sance erlebt, mit dem unheimlichen Sound alter Horrorflme. Pamelia Stickney hat vielleicht mehr als jede andere lebende Künstlerin getan, um dieses berührungslose Instru ment auf neue Wege zu bringen –
weg von Klischees. Heute spielt sie mit Chris Janka und Mark Holub in der Avantgarde-Band Blueblut, die vieles mit dem «Horror-Instrument» kombiniert – von Vogelzwitschern über Beethoven bis hin zur nepalesi schen Nationalhymne.
Als Pamelia Mitte der Neunziger das Theremin in Steven Martins Kult-Doku «Theremin – An Electro nic Odyssey» entdeckte, veränderte das ihr Leben. «Mir war sofort klar, dass ich es ausprobieren muss!» Der russische Physiker Leon Theremin mag es vor mehr als hundert Jahren erfunden haben, aber es war eine Frau, die Geigenspielerin Clara Rockmore, die es revolutionierte und die Stickney bis heute als ihre grosse Inspiration zitiert. «Ich dach te mir: Wow, so kann es klingen, so melodisch! Das wollte ich auch, das hat bei mir Eindruck hinter lassen.» Kurz vor Rockmores Tod hat Stickney die Künstlerin getroffen. «Du hast das gewisse Etwas», hat Rockmore zu Pamelia gesagt. Eine schöne Anerkennung.
Besessen & gelangweilt
Stickney hatte sich anfänglich von einem Instrument zum nächsten gehantelt: Klavier, Geige, Bratsche, Flöte und Cello. «Du musst aber auch realistisch sein», betont sie. «Es ist in Ordnung, Grenzen zu haben.» Seit sie denken kann, sei sie von Musik besessen. «Ich habe Bach und Mozart gespielt, und dann wurde mir langweilig», lacht sie. Sie spielte lange Kontrabass in der Band Geggy Tah, die im von Talking-HeadsLegende David Byrne gegründeten
Label Luaka Bop erscheint. Als sie dann im Alter von 23 Jahren mit dem Theremin anfng, übernahm sie quasi die Bassline. Daher ihr Spitz name: «Walking Bass». Sie spielt auf einer Spezialanfertigung von Bob Moog, dem Erfnder des Synthesi zers – und berät dessen Firma heute noch, wie man das Instrument ver bessern kann.
Dinner im Underground
Ihre einzigartige Technik führte zu gemeinsamen Produktionen mit Künstlerinnen und Künstlern wie Lou Reed, Yoko Ono, deren Sohn Sean Lennon, Grace Jones und DJ und Produzent Patrick Pulsinger. Als Rocklegende Lou Reed sie ein mal zum Abendessen einlud, wusste sie nicht, wer er war. «Mir war klar, dass es eine grosse Sache sein musste, aber ich wusste nicht, wie gross.» Sie erzählte es ihrem Freund. «Er ist ausgefippt. Hast du jemals von Velvet Underground gehört?!» Lou hat sie dazu gebracht, in der Comedy-Show «Saturday Night Live» aufzutreten. «Das Theremin war ein Geschenk, weil es mir ermöglichte, mit Menschen zu arbeiten, die ich normaler weise nicht getroffen hätte, und mich mit meinen selbst auf erlegten Hindernissen auseinander zusetzen», erzählt sie.
Ihr Weg hat Stickney schliesslich nach Wien gebracht, wo sie seit 2009 lebt. Früher war es «zu provinziell» für die umtriebige Grenzgängerin. Sie war Adrenalinschübe gewohnt, aber die lässt sie nun lieber aus. «Vielleicht habe ich deshalb das Faultier zu meinem Maskottchen gemacht. Ich will mich auf gesunde Art und Weise pushen und mich von Dingen inspirieren lassen, von denen ich es am wenigsten erwarte.»
Mehr Infos und Tour-Daten zur Künstlerin: pamelia.weebly.com
Klingt wie ein Kopfwehpulver – ist aber ein Art Synthesizer. Pamelia Stickney beherrscht ihn wie keine andere. Und betört damit die Pop-Welt.
Theremin?
Musik 38 THE RED BULLETIN
«Ich spielte Mozart und Bach. Lou Reed? Nie gehört! Bis er mich zum Essen einlud.» Pamelia Stickney, 46, über ihren Appetit auf musikalische Abenteuer THE RED BULLETIN 39
TAPFERES SCHNEIDERLI
Smileys, wilde Prints, mutige Farben und nackte Männerhintern: Mit diesem eigenwilligen Mix hat sich JULIAN ZIGERLI , 38, zu einem der bekanntesten Modedesigner der Schweiz gemacht. Weil er auch seinen Humor mutig nach Mass schneidert – und dafür nur bestes Material verwendet: 100 Prozent Selbstironie.
Text WALTRAUD HABLE Fotos PHILIPP MUELLER
Fashion
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Julian Zigerli posiert für uns in seinem Atelier in Zürich nicht nur als Model, er trägt auch gleich die eigene Mode. Kurz: Mehr Zigerli geht nicht.
Julian Zigerli zeigt (fast) alles. Der Schal ist eine Eigenkreation. Die Hausschuhe mussten sein, die liebt er.
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«Klar, ich mache Klamotten. Aber unser Körper ist doch auch ohne Kleidung schön.»
«Und jetzt … einmal ohne alles», sagt der Fotograf, als wir Julian Zigerli in seinem Zürcher Atelier ab lichten. Das Ganze ist als Mischung aus Frage und Anweisung formuliert. Wie man das eben so macht, wenn man austesten will, wie weit man gehen kann.
Julian Zigerli lässt mit seiner Antwort nicht lange auf sich warten. Der 38-jährige Modedesigner ent ledigt sich seines T-Shirts, der Hose und dessen, was da sonst noch so ist. Dann posiert er nackt vor dem Team – nur mit einem voluminösen LorbeerblattStrickschal aus der eigenen Kollektion behängt, samt roten Filzschlapfen. «Der Schal ist zum Glück gross, fast majestätisch», sagt er später. «Ich dachte in dem Moment bloss: Wird schon gutgehen.»
Wird schon gutgehen. Dieser Satz beschreibt Julian Zigerli gut. Denn der blonde Schweizer mit den deutsch-italienischen Wurzeln ist keiner, der lange fackelt. Er wirft sich mit Bauchplatscher ins Leben und begegnet dem Ungewissen mit der Gelas senheit, die jenen eigen ist, die Grundvertrauen ins Leben und in die eigenen Fähigkeiten haben. Freunde haben ihm nicht ohne Grund den Spitznamen «Susi Sorglos» gegeben. Denn wer sonst käme auf die Idee, gleich nach dem Modestudium ein eigenes Herren mode-Label zu lancieren? Noch dazu in der gerad linigen Schweiz, wo exzentrische Prints, die den Trägern jene Art von Aufmerksamkeit bescheren, die man erst einmal aushalten muss, nicht ganz oben auf der Einkaufsliste stehen? Aber Zigerli hat bewiesen, dass sein Bauchgefühl richtig war.
Die beste Frage: Ist das ein Zigerli? Heute gilt er als einer der bekanntesten Modemacher in der Schweiz: Er hat 2018 einen Laden in der Zürcher Innenstadt eröffnet und verkauft seine Kol lektionen, die mittlerweile unisex sind, via Online shop in alle Welt. Zigerli kooperiert regelmässig mit Künstlerinnen und Künstlern, darunter richtig grosse Namen. Mit der deutschen Malerin Katharina
«Lächle stärker»: Der Spruch im Atelier des Designers in Zürich ist mehr als ein Werbegag. Er steht für seine Lebenseinstellung.
Mit Schirm, Charme und ohne Hose. Beinkleider würde ohnedies nur von Zigerlis Jacken und Strickpullis ablenken.
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Zigerli hängt in Zigerli ab. Das bedeutet: viel Farbe und Muster, in die oft Überraschungen eingebaut sind. Und ein Kleiderhaken.
wie kleine Kirschen aussehen, sowie eindeutigzweideutigen Schmuck, der mit der Form des männ lichen Fortpfanzungsorgans spielt und als «Sausage Ear Stud» gelistet ist. Was allen Stücken gemein ist: Sie bringen einen zum Lächeln – man kann gar nicht anders.
the red bulletin: Auf dem Zigerli-InstagramProfl spielst du regelmässig mit Nacktheit. Man sieht Männerhintern und Strickmützen im Schritt. Wie verträgt sich Provokation mit dem Geschäft? Ist das nicht eher schwierig, bei Bank terminen den Businessplan vorzustellen mit: «Das sind unsere … ähem … Ohrringe.»? julian zigerli (lacht): In diesem Fall würde ich andere Teile aus der Kollektion zeigen, da gibt es ja zum Glück genug. Wobei ich sagen möchte, es geht nicht darum, gezielt etwas Anstössiges zu machen. Vielmehr will ich eine gewisse Selbstverständlich keit schaffen, wie wir den menschlichen Körper sehen. Klar, ich mache Klamotten, aber unser Körper ist auch ohne Kleidung schön. Ich fnde es reizvoll, damit zu spielen. Und oft ist die Spielerei auf den ersten Blick gar nicht erkennbar. In der aktuellen Kollektion gibt es diesen schwarz-weissen Scherenschnitt-Print, der an traditionelle Schweizer Handwerkskunst erinnert. Da haben wir noch kleine Ziegen, Smileys, Palmen und Wanderer eingebaut. Und die Wanderer … nun ja, die sind halt nackt. Nur wer genau hinschaut, erkennt, dass da noch so einer kleiner Piepmatz und Brüste rumhängen. Ich mag diese Twists.
Grosse, deren Werke unter anderem im Centre Pompidou in Paris hängen, hat er Menschen zu lebenden Leinwänden gemacht und die entstande nen Muster dann auf Pullis und Co drucken lassen. Zudem ist er Gastprofessor an der Universität der Künste in Berlin. Zigerli hat eine Kollektion für einen Bettwäsche-Hersteller entworfen, er bringt Accessoires heraus.
Und obwohl sein Label mit vier Mitarbeitern nach wie vor klein ist – der Wiedererkennungswert ist gross. Führt jemand die eigenwilligen bunten Teile aus, kommt oft: «Ist das ein Zigerli?» – «Das ist schon geil», sagt er, lacht und nestelt an seiner Halskette herum. Sie besteht aus vier kleinen Buchstaben, man liest «O-K-A-Y». In seiner eigenen Zigerli-Schmuckkollektion gibt es Kettenanhänger mit Smileys, Herzen und Palmen. Dazu Ohr ringe in Form weiblicher Brüste, die auf den ersten Blick
Überraschungseffekte liefert Julian Zigerli auch im Alltag. Ja, er hat sich einen Namen im Luxussegment gemacht. Aber er ist nah bar geblieben. Seine jüngste Modenschau veranstaltete er in jener Zürcher Wohnsiedlung, in der er selbst auch lebt. Mit Kreide wurde draussen ein Laufsteg gestrichelt, und die internationale Presse mischte sich mit schaulustigen Pensionis ten und Kindern. Seine dreieinhalb Jahre jüngere Schwester, die geistig behindert zur Welt kam, lief in der Vergangenheit für ihn als Model. Und sams tags stellt sich Zigerli meist selbst ins Geschäft. Wenn er zeitlich nicht kann, springt sein Vater, ein früherer Militärpilot, ein. Der hat zwar mit Mode wenig am Hut, «aber er macht das mit so einer non chalanten Lässigkeit, die Leute lieben das».
Dass er ein Gespür für Farben und Formen hat, war Julian Zigerli früh klar. Schon als Kind fel er
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Den Laufsteg für die Show in seiner Wohnsiedlung zeichnet Zigerli mit Kreide auf den Asphalt.
Freunde nennen Julian Zigerli mitunter «Susi Sorglos», weil er sich den Blick durch die rosarote Brille bewahrt hat.
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Julian Zigerli hat früh damit experimentiert, sich von der Masse optisch abzuheben.
«Als Kind hatte ich diesen hässlichen, pinken Pulli. Niemand sonst hat den verstanden.»
Julian Zigerli gilt als König eigenwilliger Prints mit Augenzwinkern. Die Rolle steht ihm.
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Bequem und nützlich: Die Poncho-Jacke aus Julians Kollektion lässt sich zu einer Tasche umfunktionieren.
modisch aus der Reihe. «Es gab da diesen pinken Pulli mit ganz hässlichen Prints drauf. Ich habe den total abgefeiert, aber niemand hat es verstanden.» Doch wenn man ihn fragt, was sein grösstes Talent ist, kommt nicht die Mode als Antwort – sondern dass er mit seiner «Wird schon werden»-Einstellung andere Menschen mitreissen kann.
«Das ist auch der Grund, weshalb ich mich über haupt getraut habe, meinen Traum vom eigenen Label zu verwirklichen. Schon meine Dozenten zu Studienzeiten meinten: ‹Du hast ein Händchen für Menschen› – und dass das eine wichtige Qualität sei. Man kann nicht alles selber ausführen. Die richtigen Charaktere und Talente zusammenzubringen, dar in bin ich gut.» Lachender Nachsatz: «Ich glaube, prinzipiell würde ich mich schon für einen sym pathischen Menschen halten.»
Die Aufforderung zum Lächeln
Was bei anderen anmassend klingt, passt hier. Denn mit Julian Zigerli wird man tatsächlich schnell warm. Nicht nur, weil er frei von der Leber weg plaudert und Dinge sagt wie: «Die besten Ideen entstehen manchmal mit einem Hangover.» Es sind die kleinen Details. Auf seine Einkaufstüten hat er «Smile harder» («Lächle stärker») drucken lassen.
In seinem Logo prangte lange ein Herz, weil er «Mode mit Herz» machen will, obwohl er weiss, dass das uncool klingt. Obendrein spricht Julian Zigerli stets von «wir», auch wenn er der kreative Kopf ist und die alleinige Verantwortung trägt. Und mit diesem Wir-Ansatz plus Grundoptimismus hat er sein Label erfolgreich durch die Pandemie geführt.
«Am Anfang herrschte Ratlosigkeit. Die aktuelle Kollektion liessen wir stoppen. Es gab zwar den Onlineshop, aber warum soll jemand 300 Franken für ein Oberteil ausgeben, das er dann eh nirgend wohin ausführen kann? Die Gelassenheit, zu sagen: ‹Jetzt nutzen wir die Zeit, räumen mal zwei Wochen das Atelier auf und schauen, was passiert›, die war wichtig. Letztendlich hatten wir nie eine Arbeits pause.» Denn eines führte zum anderen. Beim Auf räumen wurde die Idee geboren, aus übrig gebliebe nen Kollektionsstoffen Kissen und Decken zu nähen. Schnell produzierte Zigerli textile Schutzmasken. Er beschloss, anstatt von zwei Kollektionen nur noch eine pro Jahr zu machen – und diese stück weise rauszubringen, abseits des Fashion-WeekWahnsinns.
Warum das bei ihm klappt? Mag sein, dass Julian Zigerli ein Glückskind ist. Wahrscheinlicher aber ist, dass er den Rat, den er anderen geben würde, selbst beherzigt. «Wer etwas Eigenes machen will, braucht Vertrauen in sich selbst und sein Talent. Denn man wird oft genug gezwungen, daran zu zweifeln, was man macht. Man muss wissen, dass man sich wirk lich auf sich selber verlassen kann. Dann schafft man mehr, als man denkt.» Nicht alles todernst zu nehmen helfe auch: «Ich entwickle keine emotionale Bindung zu meinen Entwürfen. Natürlich mag ich alle. Aber ich sage immer: Ich habe zu viele Babys, ich kann nicht eines bevorzugen. Und am Ende sind es nur Klamotten, klar. Aber sie zu machen ist eben aufregend.»
Julian Zigerlis Flagshipstore befindet sich hier: Rindermarkt 14, 8001 Zürich. Seine Mode und Accessoires gibt es online unter julianzigerli.com zu kaufen.
Julian Zigerli ist bekennender Optimist, der andere mit seinem Charme einnimmt. Frei nach dem Motto: Einfach mal machen, es könnte ja gut werden.
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«Ich kann andere mitreissen. Vielleicht ist das sogar mein grösstes Talent.»
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Die Eisbrecherin
Manchmal, wenn ihr Herz nur noch zehnmal pro Minute schlägt, wirkt JOHANNA NORDBLAD, 47, vielleicht ein klein wenig frostig. Doch der Schein trügt. In zugefrorenen Seen unter der Eisdecke zu tauchen ist für sie pure Erholung. Stress kommt nur auf, wenn sie Weltrekorde bricht.
Text KARIN CERNY Fotos ELINA MANNINEN
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UNTER DER DECKE
Johanna Nordblad unter der Eisschicht des Sonnanen-Sees im Süden ihrer Heimat Finnland. Das Wasser hat zwei Grad.
tell dir vor, du sitzt im Badeanzug auf einem zugefrorenen See. Vor dir ein Eisloch, das Wasser ist dunkel, wirkt be drohlich. Du gleitest langsam unter die Eisdecke. Und tauchst mit allem, was in deiner Lunge an Sauerstoff ist, die Länge eines Fussballfeldes.
Im März 2021 stellte die Finnin Johanna Nordblad, heute 47, einen neuen Weltrekord auf. Kein Mann, keine Frau ist bisher ohne Sauerstofffasche weiter unter Eis getaucht: 103 Meter mit nur einem Atemzug. Ohne Flossen, ohne Neoprenanzug. Allein aus eigener Kör perkraft. Bei einer Wassertemperatur von rund zwei Grad Celsius, bei einer Lufttemperatur von minus sieben Grad. Für die 40-minütige Netfix-Doku «Hold Your Breath: The Ice Dive» wurde die Extremtaucherin mehr als ein Jahr lang begleitet, um ihre Selbstzweifel, ihr Training, aber auch ihre Willensstärke in dämmer ungsblauen Bildern in einer Welt aus Eis und Schnee einzufangen.
Bleibt die Frage: Was geht in einem vor, wenn man bis zu drei Minuten unter dem Eis verschwindet? In eine lebens feindliche Welt abtaucht? «Es ist unheim lich, einen solchen Rekord aufzustellen, weil es keine Erfahrungswerte gibt», sagt Nordblad ein Jahr später an einem war men Frühlingstag. Sie wohnt in Helsinki, natürlich nahe am Wasser. «Ich bin an meine absolute Grenze gegangen. Nach 80 Metern fühlte es sich an, als ob mein Herz nur mehr einmal in der Stunde schlagen würde. Die letzten Meter wirk ten wie Tage. Ich dachte, jetzt hört mein Herz gleich ganz auf zu arbeiten.»
SUnd dann kommt dieses typische Nordblad-Lachen, tief und warm, be kräftigt durch das Leuchten der Augen. Vielleicht sei sie ja wie einer dieser Grön landhaie, die dreimal so alt werden wie ihre Artgenossen in wärmeren Gewäs sern. In der Kälte läuft der Stoffwechsel auf Sparfamme, alles wird beängstigend langsam. «Somniosus» nennt man diese gigantische Spezies, den «Schlaftrun kenen». Nordblad musste sich an dieses Leben in Slow Motion erst gewöhnen. An dieses irritierende Gefühl, dass Körper und Geist lethargisch werden.
Im Überlebensmodus
Eistauchen ist eine paradoxe Angelegen heit: Man befndet sich in einer lebens bedrohlichen Extremsituation, muss aber ruhig und entspannt bleiben. Unter Wasser setzt der Tauchrefex ein, der Körper weiss, er muss Sauerstoff sparen, und schaltet auf Überlebensmodus: Die Herzfrequenz sinkt (bei Apnoe-Profs auf unglaubliche zehn Schläge pro Minute), das Blut zieht sich ins Innere zurück, um nur die lebensnotwendigen Organe zu versorgen. Eine Art Trance stellt sich ein. Die schnell in ein tödliches Blackout führen kann.
Aber wie geht das: dahindämmern und zugleich hellwach sein, um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen, aufzutauchen? «Die Kälte ist so mächtig, du empfndest so viele unterschiedliche
Dinge gleichzeitig», sagt Nordblad. «Des halb musst du total im Moment sein, um zu entscheiden: Kann ich bis zum nächs ten Loch tauchen?» Wer zu schnell ist, trifft womöglich falsche Entscheidungen, die tödlich sein können. «Bei Wettkämp fen war ich schon immer die langsamste Taucherin», sagt sie. Mittlerweile ist dieses Handicap zur Stärke geworden. «Die Langsamkeit ist mein persönlicher Weg, um mit dieser lebensbedrohlichen Herausforderung umzugehen.»
Das Eistauchen hat sie eine Lektion fürs Leben gelehrt, sie ruhiger, gelasse ner, aber auch fokussierter gemacht. Wer sich in diese fremde Welt aus Dunkelheit und Kälte wagt, der muss eins mit sich selbst sein, jeder falsche Gedanke kostet wertvollen Sauerstoff. «Das Geheimnis beim Freediven ist, dass es absolut keinen Platz für Angst gibt», sagt Nordblad. «Das macht für mich auch die Schönheit aus. Ich muss all meine Probleme an Land lassen, mein Geist muss beim Tauchen entspannt sein.»
Wenn sie etwas nervös macht, ihr im Kopf herumgeistert oder sie ängstigt, dann trägt sie dafür im Kalender einen Termin ein. «Das gibt mir eine Art von Frieden: Zu diesem späteren Zeitpunkt werde ich versuchen, dieses Problem zu lösen. Aber im Moment muss ich nicht mehr daran denken.» Man kann sich Johanna Nordblad, die freiberuflich als
Johannas Paradox
hellwach und doch wie im Dämmerschlaf
Freediving
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52 THE RED BULLETIN
COOLER ABGANG
Johanna stützt sich mit den Händen an der Eisdecke ab – noch ein Moment, dann wird sie sich abstossen und untertauchen.
THE RED BULLETIN 53
Nordblad bei ihrem Weltrekord im Öllori See in Finnland. Ein waagrecht gespanntes Seil weist ihr den Weg.
«Hier unter der Eisdecke steht die Zeit still.»
RUHIG BLUT
Beim Freediven fühlt sich Johanna als Teil der Natur, alles ist still und friedlich
Grafkdesignerin arbeitet, als glücklichen Menschen vorstellen. Und das Eistauchen ist dafür der beste Coach.
Schon als Kind war sie süchtig nach Wasser. Verbrachte jede freie Minute im Schwimmbad. Im Jahr 2000 entdeckte sie das Freitauchen. Legte sich auf den Boden des Pools und beobachtete die Menschen, die über ihr schwammen. «Sie sahen aus wie Tiere. Alles war so friedlich, ich fühlte mich wie ein Teil der
Natur. Und wusste bald, dass ich süchtig bin nach diesem Gefühl», sagt sie. Bereits 2004 brach sie den Weltrekord der Frau en im Distanztauchen mit Flossen über 158 Meter in 6 Minuten und 39 Sekun den. Sie war Trainerin der Herren-Frei tauch-Nationalmannschaft in Finnland, nahm an Weltmeisterschaften in Serbien und in ihrer Heimat teil.
2006 die erste Krise. «Plötzlich war alles kein Spass mehr, sondern irgendwie ein Job geworden. Ich wollte nicht mehr gegen andere antreten. Ich wollte mich selbst erforschen», sagt sie. Und suchte nach unerprobten Wegen. «Ich habe begonnen, nach eigenen Methoden zu trainieren, bin 20 Minuten so langsam geschwommen, wie es nur ging. Um den Kopf freizubekommen für Ideen.»
Die Kälte war eigentlich nicht Teil ihres Plans. Erst durch einen Unfall lernte sie
LANGE LEINE
54 THE RED BULLETIN
AM Z-Z-ZIEL
Die Frau, die aus der Kälte kam – Johanna Nordblad, frisch aufgetau(ch)t.
Freediving
LEGER GEKLEIDET
trainiert
das Eis lieben: 2010 machte Nordblad eine Downhill-Radtour. Die Piste war rutschig, ihr Bike kippte. Der linke Fuss blieb am Pedal hängen. Ihr Bein war schwerstens lädiert, sah aus wie ein verdrehter Ast. Zehn Tage lang musste es im Krankenhaus offengehalten werden, um eine Nekrose zu vermeiden. Johanna bekam Morphium gegen die unerträglichen Schmerzen. Die Knochen verheilten, aber die Ner venbahnen wollten sich nicht beruhigen. Noch drei Jahre später wachte Nordblad in der Nacht auf und schrie vor Schmerz. «Ich dachte, ich werde verrückt», sagt sie. Bis ein Doktor ihr eine Kaltwasser therapie verschrieb. «Ich fand es am Anfang grauenhaft, sass am Beckenrand, streckte meinen Fuss ins kalte Wasser und weinte.» Nach zwei Minuten aber kam die Erleichterung, der Schmerz verschwand. Die Kälte liess Nordblad innerlich ruhig werden. Sie erfüllte sie mit einer tiefen Zufriedenheit.
Tränen der Entspannung
«Die Verletzung hat mir eine neue Welt eröffnet», sagt sie heute. Sie begann, mit dem ganzen Körper ins kalte Wasser zu gleiten – der Schock machte sie kurz atmig. Doch sie lernte, damit umzugehen – dass die Kälte in den Kopf kriecht, sich im Gehirn festsetzt. Dass sie die Haut wie Nadelstiche malträtiert. Nordblad ver stand: Man kann die Kälte nicht bekämp fen, man muss sie akzeptieren. Die Be lohnung dafür: ein unglaubliches Gefühl der Freiheit. Als würde ein Reset-Knopf gedrückt. «Du kommst in einen medi tativen Zustand, ohne zu meditieren: Eisschwimmen ist Wellness für Faule. Ein paar Minuten im kalten Wasser fühlen sich an wie eine Auszeit von zehn Tagen.» Und das Eistauchen? «Das ist Wellness für Superfaule: 30 Sekunden verändern deine Wahrnehmung komplett. Das Eis
loch ist ein Tor zu einem schönen, ruhi gen Ort, wo die Zeit stillsteht.»
Ihr Weltrekord war kein Spaziergang. Zu viele Hindernisse türmten sich auf. Eigentlich wollte Nordblad ja «nur» 81 Meter unter Eis tauchen, um die Bestmarke der Männer von knapp über 70 Metern zu überbieten. Aber dann kam die Pandemie, ihr Versuch musste verschoben werden. In der Zwischenzeit legte eine Russin einen inoffziellen Re kord von 102 Metern vor. Die Latte lag plötzlich sehr hoch. Erschwerend kam hinzu: Die Pools waren während Covid19 geschlossen, Nordblad hatte das Gefühl, nicht genug trainiert zu haben. Wie geht man mit diesem Druck um?
Einmal mehr rettete sie ihr Galgen humor. «Am Tag vor meinem Rekord versuch habe ich mit einer Freundin telefoniert und ihr erklärt, dass es zwei Möglichkeiten gibt», erzählt die Sport lerin. «Ich höre unter Wasser nicht auf meine innere Stimme, tauche zu lange – und sterbe. Oder ich komme beim ersten Loch wieder hoch. Und sterbe vor Scham.» Innerlich wusste Nordblad, dass es für sie ohnehin nur einen Weg gibt: Sie muss auf ihre Langsamkeit ver trauen. «Wenn ich mir schon am Morgen gedacht hätte, ich muss heute 103 Meter tauchen, dann hätte ich es nie geschafft», sagt sie. «Du kannst nichts vorher planen, du musst im Moment entscheiden.»
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Manchmal
Johanna Nordblad mit Flossen, ihren Weltrekord schaffte sie ohne. Und auch ohne Neoprenanzug.
56 THE RED BULLETIN
«30 Sekunden Eistauchen – das ist wie Wellness für Superfaule.»
Nun hält Nordblad den Rekord für beide Geschlechter. In der Netfix-Doku sagt sie: «Frauen können alles, was Männer können.» Aber eigentlich sei das verkürzt, meint sie heute. «Diese Unter teilung ist kein Ding für mich: Ich habe immer gemacht, was ich wollte. Es war mir dabei nie wichtig, ob ich eine Frau bin.» Sie war die Jüngste in der Fami lie, stets mit ihrem Bruder und dessen Freunden unterwegs. Auch als Kleinste gab es für sie keine Zweifel, beim FunStuff und den Abenteuern dabei zu sein. «Ich habe mir nie gedacht, dass ich an ders wäre, nur weil ich ein Mädchen bin. Es sollte diese Unterscheidung in Boysund Girls-Sachen nicht geben.»
Perfekt ungleich
Für ihre ältere Schwester Elina Manni nen war das nicht immer einfach. «Wir nannten Johanna als Kind einen Affen», sagt sie. «Ich erinnere mich, dass sie immer etwas Seltsames tat.» Die beiden sind grundverschieden: Elina ist ängst licher, keine Abenteurerin. Trotzdem sind die beiden ein perfektes Team. Die ungleichen Schwestern haben eine enge Verbindung: Johanna taucht, Elina ist ihr emotionaler Support. Natürlich wissen beide, dass es sich um eine gefährliche Leidenschaft handelt. Elina ist Foto grafn, macht atemberaubend schöne Unterwasserbilder von ihrer Schwester, auch einige dieser Geschichte. Sie trägt dabei einen Neoprenanzug, verzichtet aber ebenfalls auf ein Sauerstoffgerät. So wie ihre Schwester am Tag ihres Weltrekordversuchs.
«Noch fünf Minuten», sagt eine Män nerstimme. Johanna Nordblad liegt im Skianzug auf einer Yogamatte auf dem zugefrorenen Öllöri-See in Nordfnnland. Ihre Augen sind geschlossen, die Atmung ist ruhig. «Noch eine Minute.» Starr wie eine Statue sitzt sie unter einem wärmen den Bademantel. «Noch 30 Sekunden.» Sie wirft den Mantel ab, noch ein paar Züge Sauerstoff. Und dann taucht sie ab. In eine dunkle, eisige Welt, in der alles in Slow Motion abläuft. Wie ein Grönland hai gleitet sie schwerelos durchs Wasser. Zwei Minuten und 42 Sekunden. Aber für sie waren es Tage.
DURCH SCHNEE ZUM EIS
Johanna auf dem Weg zum Training am nordfinnischen Öllöri-See. So dick vermummt ist sie nur vor dem Workout.
johannanordblad.com, elinamanninen.com Instagram: @johannanordblad, @elinamanninen
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Bei Anruf Gold
Wer im Freeskiing gewinnen will, braucht eine Nummer: die von MISRA TORNIAINEN, 39, dem besten Coach der Branche. Denn der weiss schmerzlich genau, wie es sich anfühlt, wenn man von ganz, ganz unten startet – und dann so richtig abhebt.
Text CHRISTOF GERTSCH Fotos LUKAS MAEDER
Freeskiing 58 THE RED BULLETIN
Mettmenstetten, Kanton Zürich: Misra Torniainen vor der Schanze seiner Jugend
ls Eileen Gu bei den Olympischen Spielen im vergangenen Winter in Peking ungläubig auf die Anzeigetafel blickte und sich – von ihrem Resultat im Big-Air-Wettkampf überwältigt – in den Schnee fallen liess, winkte ihr von oben auf dem Schanzentisch ein Mann zu, der genau diesen Ausgang vorausgesagt hatte: Wenn sie den Leftside Double Cork 1620 wagt, einen Trick, den sie bis dahin noch nie gestanden war, dann gewinnt sie auch Gold.
Doch so recht fassen konnte es der Schweizer Misra Torniainen nun trotz dem nicht. Was war das für eine un erwartete und über alle Massen wilde Reise gewesen!
Für die Freeskierin sowieso, aber auch für ihren Trainer. Ein halbes Jahr lang stand Misra Torniainen an der Seite von Eileen Gu, der gefragtesten Wintersport lerin der Gegenwart. Er dinierte mit dem chinesischen Sportminister, fuhr im SUV der Familie Gu durch Los Angeles, war Tag und Nacht auf Abruf bereit. Er ar beitete, wie er noch nie gearbeitet hatte, er zweifelte und haderte – war aber auch immer wieder tief beeindruckt, weil die Gabe und der Wille dieser chinesischamerikanischen Doppelstaatsbürgerin un vergleichlich sind. Es war ein Geschenk, Eileen Gu trainieren zu dürfen. Aber auch eine Belastung. Noch einmal überliess Misra Torniainen seine Frau und seine zwei kleinen Kinder monatelang sich selbst. Ein letztes Mal? (Die Frage ist wichtig für ihn, aber wir können sie erst später beantworten, wenn wir ihn besser kennengelernt haben.)
AMisra Torniainen, 39 Jahre alt, ist der Freeski-Trainer, den man anruft, wenn man Gold gewinnen will. X-Games, Welt meisterschaften, Olympische Spiele: Es gibt keinen wichtigen Titel, den seine Athletinnen und Athleten nicht schon mehrfach gewonnen hätten. Einige der Grössten seines Sports hat er an die Spitze geführt, darunter die Olympiasiegerin Sarah Hoefflin, die Olympiasiegerin Mat hilde Gremaud, den X-Games-Sieger und Instagram-Star Andri Ragettli. Und jetzt eben Eileen Gu, Stanford-Studentin, Supermodel und Freeski-Überfiegerin. Ein Multitalent, das im Frühling vor einem Jahr nur noch eine Lösung sah: Anruf bei Misra Torniainen.
Eileen Gu brauchte jemanden, der sie zu den Olympischen Spielen begleitet. Also nicht irgendjemanden. Sie brauchte den Besten. Sie – und mit ihr ganz China – wollte Gold. Und sie gewann Gold. Nicht einmal, sondern zweimal. Zuerst auf dem Big Air. Dann in der Halfpipe.
Ihre Geschichte wurde seither oft er zählt. Nicht aber die von Misra Tornia inen. Dem Schweizer mit schweizerischitalienisch-französischen Wurzeln – den Nachnamen hat er von seiner fnnischen Frau – geht es wie vielen Trainern in Einzelsportarten: Sie stehen nicht im Rampenlicht. Und wenn, dann bloss als Experten, die den Leistungssprung ihrer Schützlinge erklären sollen.
Freeskiing
60 THE RED BULLETIN
GLÜCKS-DUETT Eileen Gu (links) und Mathilde Gremaud, die Silber und Gold im Freestyle-Ski-Slopestyle gewannen, jubeln über ihre Podestplätze bei den Olympischen Spielen in Peking 2022.
ZIEMLICH SCHRÄG
Auf die Frage, wie man eine Weltklassesportlerin wie Sarah Hoefflin, Mathilde Gremaud oder eben Eileen Gu wird, gibt es verschiedene Antworten. Und man kann sie alle überall nachlesen. Aber wie wird man ein Weltklassetrainer? Und was zeichnet einen solchen Trainer eigentlich aus?
Unterdrückte Gefühle
Misra Torniainen, geborener Noto, ist der Sohn zweier Menschen, mit denen es das Leben nicht gut meinte. Seine Mutter wuchs im Heim auf, geriet auf Abwege, nahm Drogen. Sie starb an Aids, als er 21 war. Sein ebenfalls süchtiger Vater, den er kaum kannte, starb ein Jahr später.
Er sagt, seine Kindheit habe ihn stark gemacht, ihm aber auch etwas genom men. «Ich kann nicht gut über mich re den, nicht einmal mit meinen Nächsten. Lieber behalte ich meine Gefühle für mich und mache die Dinge mit mir selbst aus.» Er war fünf, als die Behörden ihn
seiner Mutter wegnahmen und ebenfalls in ein Heim steckten, eine christliche Ein richtung in Mettmenstetten im Kanton Zürich. «Es galten strenge Regeln, ständig mussten wir Ämtli erledigen. Der Glaube an Gott wurde uns eingetrichtert, ob wir es wollten oder nicht», erinnert er sich. Was er daraus lernte? Dass er auf sich allein gestellt ist, aber auch alles selbst in der Hand hat. Dass er entscheidet, wo es durchgeht. «In der Schweiz meinen wir immer, nur im Ausland gebe es schlechte Kinderheime. Aber das stimmt nicht. Meine Mutter hatte es nicht gut. Und ich auch nicht besonders.»
In den zehn Jahren im Heim, sagt er, sei er nie gefragt worden, wie er sich
Seine Kindheit hat ihn stark gemacht – und ihm gleichzeitig etwas genommen.
THE RED BULLETIN 61 GETTY IMAGES, CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL CONTENT POOL
Eileen Gu beim Foto shooting im September 2021 beim Red Bull Performance Camp in Saas Fee
TAKE-OFF
fühle. «Ich habe mich durchgeschlängelt, habe gelernt, mich von aussen zu be trachten: Wie wirke ich auf meine Be treuer? Als Heimkind sehnst du dich nach Freiheit.» Er wollte Fussball spielen, doch in ein Vereinstraining zu gehen, erlaubte ihm die Heimleitung erst mit zwölf. Ist es da nicht einfacher, gar nicht um Erlaub nis zu fragen? Als er an einem Mittwoch nachmittag, den er offziell bei einem Freund verbrachte, über den Zaun des Mettmenstetter Freibads kletterte, be gann ein neues Leben.
Hinter dem Zaun, auf einer Wasser schanze, absolvierte eine Gruppe Skiakrobaten ihr Sommertraining, angelei tet von Michel Roth, damals wie heute
Schweizer Nationaltrainer. Auch Misra durfte einmal springen. Und verpasste ab da keinen Mittwochnachmittag mehr auf der Schanze. Mit sechzehn eröffnete er seinem Heimbetreuer beim Austrittsgespräch: «Du hast es nicht mitbekom men, aber ich bin inzwischen Mitglied
des Junioren Nationalteams in der Skiakrobatik.» Das ist Misra Torniainen: einer, der sich durchsetzt, sich für Neues interessiert. Als in den späten Neunziger jahren Freeski aufkam, fühlte er sich sofort angezogen. Ihm gefel, dass es dort freier zuging, weniger exakt und ge normt als in der Skiakrobatik. Er wurde einer der ersten Profs dieses Sports, ge wann EM Gold, verdiente etwas Geld.
Ende mit Fortsetzung
Als er sich mit 24 den Schienbeinkopf brach, war dies das Ende seiner Karriere. Und der Anfang von etwas Neuem. Michel Roth holte ihn als Assistent zu rück in die Skiakrobatik und wurde ein
Die schlechte Nachricht: Er war allein. Die gute: Er hatte alles selbst in der Hand.
Mathilde Gremaud vor monumentaler Kulisse, ebenfalls im Rahmen des Red Bull Performance Camp
62 THE RED BULLETIN
zweites Mal sein Lehrer. Jetzt bildete er ihn nicht mehr zum Sportler aus, son dern zum Trainer. «Schon als er noch Sportler war, hatte ich das Gefühl, dass er ein guter Trainer sein könnte», sagt Roth, selbst eine Trainerlegende. Seit 1994 gewannen drei seiner Athletinnen und Athleten Olympiagold.
Betrachtet Roth die fast zwei Jahr zehnte, die seit Torniainens Einstieg als Assistent vergangen sind, stechen ihm bei seinem Schüler zunächst zwei Qualitäten speziell ins Auge: «Er ist ein guter Be obachter und anderen gegenüber sehr aufmerksam. Und er fndet stets das Gleichgewicht zwischen Spass und Ar beit.» Doch die wichtigste Qualität ist eine andere: Torniainen vertraut sich selbst. Und er verfügt über die besondere Fähigkeit, dieses Vertrauen auf andere zu übertragen. Er traut seinen Sportle rinnen und Sportlern so viel zu, dass sie es irgendwann selbst tun. Klingt banal, ist aber zentral. Freestyle-Sportarten sind jung, wer weiterkommen will, muss – mehr noch als in anderen Disziplinen –Grenzen überschreiten. Muss Dinge tun, die noch niemand getan hat, die man sich von niemandem abschauen kann.
Wie Eileen Gu letzten Winter in Pe king, als sie den Leftside Double Cork 1620 stand, obwohl sie kurz vor den Olympischen Spielen noch einen schwe ren Trainingssturz hatte. Sie war in Trä nen aufgelöst, aber Torniainen sagte ihr: «Das nächste Mal, wenn du weinst, wird es wegen der Goldmedaille im Big Air sein.» Oder wie Mathilde Gremaud im Spätsommer 2020, als ihr auf einem Kicker in Saas-Fee als erster Frau der Switch Double Cork 1440 gelang: rück wärts anfahren, Doppelsalto, zwei Schrauben – ein Wahnsinnssprung.
Realistische Fantasie
Sich etwas vorstellen zu können, was unmöglich scheint, ist die Kunst dieses Sports. Eine Tür aufzustossen, von der man nicht wusste, dass es sie gibt. Den Schritt durch den Türrahmen müssen die Athletinnen und Athleten selbst gehen. Aber Misra Torniainen kann ihnen die Tür zeigen. Dabei hilft ihm, dass er zwar eine sehr genaue Vorstellung davon hat, wie ein Kunststück aussehen soll, aber nicht, wie man es lernt. Das unter
scheidet ihn von vielen Trainern, die immer mit demselben Programm arbei ten. Torniainen kennt das Ziel, aber den Weg macht er von den Eigenheiten jedes Einzelnen abhängig.
Wie die Skiakrobatik ist auch Freeski nur in zweiter Linie ein Sport auf Ski. Ob auf dem Big Air, im Slopestyle-Parcours oder in der Halfpipe: Im Schnee schafft man sich bloss die Grundlage für das, was auf den Absprung folgt. Wer Freeski macht, betreibt eigentlich Luftakrobatik – was an einen Trainer noch einmal ganz andere Herausforderungen stellt.
Das Gesetz der Luft Misra Torniainen rät seinen Athletinnen und Athleten, sich auf alle erdenklichen Arten in der Luft aufzuhalten. Im Stadt park auf dem Skateboard. In der Turn halle auf dem Trampolin. Im Freibad auf dem Sprungbrett. «Überall, wo du fiegen kannst, musst du fiegen», sagt er. «Nur so lernst du, wie sich die Luft anfühlt, wie du dich bewegen, wie du reagieren musst. Tust du es oft genug, entwickelt sich ein Muskelgedächtnis. Irgendwann weiss dein Körper von selbst, was er tun
muss, wenn du abhebst.» Auf Englisch nennt man diese Fähigkeit air awareness, die wie meist miese deutsche Über setzung lautet: Luftbewusstsein.
Dass sich Torniainen darin besonders gut auskennt, hat sich herumgesprochen. So weit, dass ihn kürzlich der Beste aus einer ganz anderen Disziplin kontaktierte. Der Deutsche Sebastian Steudtner ist Weltrekordhalter im Big-Wave-Surfen und möchte Torniainen als Berater hin zuziehen. Die Anfrage kam für Misra Torniainen überraschend, aber nicht un gelegen, denn er befndet sich an einem entscheidenden Punkt seines Lebens. Er will herausfnden, ob er auch ein guter Trainer sein kann, ohne 200 oder 250 Tage pro Jahr auswärts zu übernach ten. So war es, bis er 2018 den Job des Schweizer Freeski-Nationaltrainers kündigte. Und so war es jetzt nochmals, an der Seite von Eileen Gu, einfach weil er glaubte, eine solche Chance komme nicht so schnell wieder.
Gute Nacht mit Rumpfbeugen
In solchen Phasen taucht er völlig ab, ist nur für seine Athletinnen und Athleten da, führt selbst das Leben eines Spitzen sportlers. Am Abend geht er nicht ein fach todmüde ins Bett, sondern trainiert im Hotelzimmer: Rumpfbeugen, Liege stütze und andere Kraftübungen.
Torniainen ist ein Vollgas-Trainer, der gemerkt hat, dass ein Leben im Winter sportzirkus nicht mit einem Leben als Familienvater kompatibel ist. Er will sich nicht immer weiter von seiner Frau und seinen Kindern entfernen, bis er irgend wann aufwacht und erkennt, dass man sich nichts mehr zu sagen hat. Deshalb wird er weiterhin als Berater tätig sein, aber will Athletinnen und Athleten mehr aus der Ferne betreuen mit nur noch ge legentlichen Ausfügen in den Schnee (oder ans Meer zu Sebastian Steudtner). Er will sehen, ob das funktioniert.
Misra Torniainen sagt unverbindlich, er sei für alles offen, aber eigentlich weiss er genauso gut wie wir, die ihn nun ein wenig kennengelernt haben: Wenn er sich etwas vornimmt, wird er auch einen Weg fnden.
Instagram: @misranoto, @mathilde_gremaud, @eileen_gu_
Freeskiing
Im Freestyle muss man Dinge tun, die noch niemand getan hat, die man sich nie abschauen kann.
THE RED BULLETIN 63 LORENZ RICHARD/RED BULL CONTENT POOL
Misra Torniainens Spezialität: Er lehrt die Muskeln denken.
Spektakulärer Blick in die Zukunft: Die Studie eines vollelektrischen BMW M4 kombiniert M-Performance mit Nachhaltigkeit.
Zwei Buchstaben, die vorder gründig nicht zusammen passen: M und E. M steht bei Automobil-Begeisterten auf der ganzen Welt für Freude an der besonderen Performance, an hoch drehenden Motoren, an Heckantrieb, an vierrädrigen Ikonen wie dem BMW M1 oder dem BMW M3. E steht in den Köpfen vieler für Effizienz, für Enthaltsamkeit, im besten Fall für Notwendigkeit – für Elektro mobilität eben. Was aber, so über legte man in München, wenn man die Vorzeichen umkehren könnte?
Wenn E-Mobilität plötzlich für Extra-Performance stünde, für jene Tugenden, die die Autos mit dem M seit jeher auszeichnet?
Wenn man ein E-Auto konstru ieren könnte, das würdig ist, das ikonische M-Badge zu tragen?
Dazu führte BMW einen neuen Buchstaben ins Emotions-Alpha bet ein. Seit 2010 steht das kleine «i» für Elektrifizierung unter dem Logo des blau-weissen Propellers.
Die Krönung: wenn sich kleines i und grosses M treffen. Mit dem BMW i4 M50 oder auch dem BMW iX M60 ist das durchaus schon gelungen – aber da geht noch mehr.
2022, irgendwo in Bayern.
Auf einem Versuchsgelände dreht ein schwarzer Prototyp mit weissblau-roten Tarnstreifen seine Runden – die Farben der M GmbH. Aber was genau wird hier erprobt?
Das Auge des Kenners entdeckt typische M-Zutaten: die weit ausgestellten Radhäuser zum Beispiel. Die markante Front, wie sie BMW M3 und BMW M4 tragen.
Die Zukunft von M ist elektrisch –und das ist eine gute Nachricht.
M GOES E
Seit 1972 steht der Buchstabe M bei BMW für besondere Performance. Und die beste Nachricht: Mit der Elektrifizierung ändert sich nichts, im Gegenteil. Durch neue Technologien eröffnen sich Möglichkeiten, von denen man bisher nur träumen konnte.
Aber die Basis ist ein BMW i4? Korrekt, das wird spätestens beim fehlenden Verbrennungsmotoren geräusch klar.
Tatsächlich steckt unter dem Tarnkleid die Zukunft der M GmbH, und die ist nun einmal elektrisch. Das ist eine gute Nach richt – insbesondere für alle, denen Fahreigenschaften wich tiger sind als Dogmen. Da bei diesem Prototyp jedes Rad von einem eigenen Elektromotor angetrieben wird, konnten die
Ingenieure erstmals einen Allrad antrieb realisieren, der in Milli sekunden jedem einzelnen Rad unabhängig exakt so viel Leistung zumutet, wie es übertragen kann. Dagegen ist jede noch so aus geklügelte mechanische Lösung nun ja: Vergangenheit.
QR-Code scannen und mehr über elektrische BMW M Power erfahren.
BMW
AG
ZUKUNFT
PROMOTION
Visionen und Ansätze für elektrische High-Performance 1
2
3 Vier
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1 2 3 6 4 5
IM DETAIL Lösungen,
Struktur Karosseriestreben-Konzept aus M3/M4 für Präzision und Verwindungssteifigkeit
Ausgestellte Radhäuser bieten Platz für Performance-Fahrwerke.
E-Motoren erlauben eine grenzenlos variable, präzise Verteilung des Antriebs auf alle Räder.
Hochintelligentes Steuergerät vernetzt Fahrer-Input und Fahrzustands-Parameter in Sekunden bruchteilen.
Kühler-Layout hält elektronische Bauteile thermisch stabil und maximal leistungsfähig.
Rekuperation Bremsenergie wird bis in den Grenzbereich genutzt, um die Akkus zu laden.
Niemand sonst hat so viel Er fahrung mit High-PerformanceAutomobilen wie die M GmbH. Auch diese Studie eines elek trischen BMW M4 profitiert davon. Die hohe Torsionssteifig keit für Perfektion im Grenz bereich? Kommt tatsächlich vom aktuellen BMW M4. Die Kon figuration des Kühlsystems? Bei E-Autos mindestens so wichtig wie bei Verbrennern. Die M GmbH hat alle Erfahrung der Welt. Fahr werk, Lenkung, Abstimmung der Elektronik? Kernkompetenz unter dem Buchstaben M.
Schneller, mehr Spass, mehr Reserven: E-Antrieb macht es möglich.
Wohin das führen wird, ist klar: Dank der Kombination aus elektrischem Antrieb und M-Kompetenz werden wir schon in naher Zukunft Autos erleben, die selbst unter widrigen Bedin gungen – Schnee, Eis, Regen – eine Performance bieten, die bislang undenkbar war. Autos, die beim Anbremsen unter verschärf ten Bedingungen massig Energie rekuperieren und auch bei sport licher Fahrweise nachhaltig sind. Die unter dem Strich nicht nur schneller sind als alles, was wir bislang kannten, sondern auch mehr Spass machen und mehr Reserven bieten als alles, was wir bislang auf der Strasse erleben durften. Das liegt auch daran, dass die M GmbH seit ihrer Gründung vor genau 50 Jahren ständig Motorsport betrieben hat. Schon Albert Einstein wusste: E = m × c zum Quadrat. In München übersetzt man das vermutlich so: Elektromobilität ist M GmbH mal Competition hoch zwei.
10 AUS 50
Die spektakulärsten Modelle aus einem halben Jahrhundert BMW M GmbH
BMW 3.0 CSL
Erscheinungsjahr 1972
Motor ReihenSechszylinder
Leistung 200 PS
0 100 km/h 7,1 Sek. Spitze 220 km/h
1972 wurde die BMW M GmbH gegründet. Ihre erste Tat: aus dem Coupé der Reihe E9 einen Tourenwagen für Lauda, Stuck & Co zu bauen.
BMW M1
Erscheinungsjahr 1978
Motor ReihenSechszylinder
Leistung 277 PS
0 100 km/h 6,0 Sek. Spitze 265 km/h
Der erste BMW-Supersportwagen und gleichzeitig der erste BMW, der das «M» tragen durfte. Heute ist der BMW M1 einer der begehrtesten Klassiker überhaupt.
M635 CSi
Erscheinungsjahr 1984
Motor ReihenSechszylinder
Leistung 286 PS
0 100 km/h 6,4 Sek. Spitze 255 km/h
BMW M3
Erscheinungsjahr 1986
Motor ReihenSechszylinder
Leistung 195 PS
0 100 km/h 6,8 Sek. Spitze 230 km/h
BMW
Eleganter Cruiser, erfolgreicher Rennwagen: Marc Surer, Gerhard Berger & Co schätzten beide Seiten dieses grossen Coupés.
PROMOTION BMW i4 M50 Erscheinungsjahr 2021 Motor elektrisch Leistung 625 PS 0 100 km/h 3,9 Sek. Spitze 225 km/h BMW M6 Erscheinungsjahr 2005 Motor V10 Leistung 507 PS 0 100 km/h 4,6 Sek. Spitze 305 km/h BMW M5 Touring Erscheinungsjahr 1992 Motor ReihenSechszylinder Leistung 340 PS 0 100 km/h 5,9 Sek. Spitze 250 km/h BMW 1er M Coupé Erscheinungsjahr 2011 Motor ReihenSechszylinder Leistung 340 PS 0 100 km/h 4,9 Sek. Spitze 250 km/h BMW Z3 M Coupé Erscheinungsjahr 1997 Motor ReihenSechszylinder Leistung 321 PS 0 100 km/h 5,4 Sek. Spitze 250 km/h Erscheinungsjahr 2022 Motor V8 Leistung 625 PS 0 100 km/h 3,2 Sek. Spitze 305 km/h BMW M8 Competition Coupé Das erste elektrische M-Modell der Geschichte verbindet M-Per formance mit Alltagstauglichkeit und Nachhaltigkeit. Leicht, kompakt, stark und limi tiert: Das BMW 1er M Coupé über setzte den Urgedanken des M3 in BMWs kleinste Fahrzeug-Kategorie. Volle Performance, ohne auf Luxus zu verzichten: Das aktuelle BMW M8 Competition Coupé setzt in allen Disziplinen die Benchmark.
Tourenwagen
brilliert
Motor,
Handling
erste M mit Rucksack: Als Touring
BMW M5 Touring
Optik. Reisewagen in Perfektion mit Zehnzylindermotor wie damals in der F1, dazu Carbondach und ausgeklügelte Fahrmodi. BMW GROUP CLASSIC, BMW AG
Der erfolgreichste
der Geschichte
mit grandiosem
balanciertem
und perfekter Übersichtlichkeit. Stil-Ikone! Der
war der souveräne
nicht nur schnell, sondern auch unglaublich praktisch. Als «Turnschuh» in die Geschichte eingegangen, kombiniert das kompakte BMW Z3 M Coupé Heckantrieb, ReihenSechszylinder und spektakuläre
IHR WEG FÜHRT WEIT, WEIT WEG
Als Kinder bauten sie gemeinsam Flösse, kletterten auf Bäume. Sie wuchsen. Und mit ihnen die Abenteuer: Die Zwillinge HUGO und ROSS TURNER suchen die entlegensten Punkte der Welt. Denn dort, sagen sie, macht selbst der grösste Stress noch Spass.
Text MARK BAILEY
Abenteuer
Nachtwache: In der Dunkelheit des Südostatlantiks beobachten Ross (li.) und Hugo Turner den Horizont auf der Suche nach Schiffen, die eine Gefahr für ihre 12-Meter-Yacht darstellen könnten.
69 PKC MEDIA/TURNER TWINS
ber dem Golf von Biskaya im Nordostatlantik hat sich Dunkelheit ausgebreitet. Hugo und Ross Turner – eineiige Zwillinge, beste Freunde, Abenteurer –scannen das düstere Wasser, ihre konzentrierten Gesichter leuchten rot im Nachtlicht des Bootes. Die Brüder halten Ausschau nach grossen Schiffen, die mit ihrer wasserstoffgetriebenen 12-Meter-Yacht kollidieren könnten. War da nicht eine Bewegung? Das CPA-System schlägt Alarm, kaum eine Sekunde später sehen sie es: Ein Koloss von einem Schiff be wegt sich mit beunruhigenden 18 Knoten (33 km/h) direkt auf sie zu, 48 Meter breit, 330 Meter lang, 218.000 Tonnen schwer – als sähest du dich dem 108-stöckigen Willis Tower von Chicago gegenüber, nur ist dieses Monstrum noch ein bisschen schwerer. Das Problem: Um zu wenden, bräuchten die Brüder Windkraft oder Zeit, und beides ist im Moment Mangelware. Bleibt also nur die Möglichkeit, das andere Schiff um eine Kursänderung zu bitten. Ross funkt die Anfrage, fünf Grad nach Backbord zu steu ern. Bange Sekunden vergehen. Es funktioniert. Die Gefahr einer Katastrophe ist gebannt. Vorerst. Denn das war erst der Beginn einer langen, dunklen Nacht.
Die 33-jährigen «Abenteuer-Zwillinge» aus Devon, England, sind an Nervenkitzel wie diesen gewöhnt. Hugo und Ross erforschen seit Jahren gemeinsam die Pole sowie die Berge und Ozeane dazwischen. Dass sie gerade am Atlantik herum schippern, hat mit ihrem mehrjährigen globalen Pro jekt zu tun: Sie sind auf der Jagd nach sogenannten
«Poles of Inaccessibility», kurz POIs. Diese «Pole der Unzugänglichkeit» sind schwer erreichbare, gefährliche Orte an Land, auf Eiskappen oder in Ozeanen, maximal weit von der nächsten Küsten linie entfernt. Neun davon haben sie sich insgesamt vorgenommen, vier bereits erreicht (Übersicht siehe Seite 72), das Ganze ist halb «Indiana Jones»-Aben teuer, halb GPS-gesteuerte „Pokémon GO“-Mission.
Zitterpartie auf der Öko -Yacht
Zwischen 2016 und 2019 hakten die Twins bereits die australischen, südamerikanischen, nordameri kanischen und iberischen POIs ab, und zwar mit motorisierten Paragleitern, Fahrrädern und Elektro motorrädern. Jetzt ist ihr Blue Pole Project an der Reihe. Die Jagd nach dem mittelatlantischen «Blue Pole», einem POI, der von jeder Kontinentalküste mindesten 2033 Kilometer weit entfernt liegt. Die Zwillinge verbinden jedes POI-Abenteuer mit einem konkreten wissenschaftlichen oder ökologischen Ziel. Diesmal haben sie auf einer Segler-Charity ein gebrauchtes Boot gekauft, den Dieselmotor gegen einen Elektromotor getauscht und einen Generator für nachhaltige Wasserstoffzellen eingebaut. So wol len sie das Potenzial einer zu hundert Prozent emissi onsfreien Yacht testen. Der Unsicherheitsfaktor: Ohne Dieselmotor ist die Abhängigkeit vom Wind grösser – und die Begegnung mit Schiffen eine Zitterpartie.
Die gefährlichen Schifffahrtsrouten des Atlantiks sind eine ferne Sorge, als wir die Turners im Yacht
Ü
Abenteuer
70 THE RED BULLETIN PKC MEDIA/TURNER TWINS
«Wir haben ‹extreme Orte auf der Welt› gegoogelt, die Ergebnisse angesehen und uns gedacht: Warum versuchen wir nicht, uns zu jedem einzelnen durchzuschlagen?»
«Blue Pole»: Die Brüder auf ihrer 12-Meter-Yacht unter wegs zum mittelatlantischen «Pole of Inaccessibility» –die nächste Küste wäre bei diesem POI 2033 Kilometer weit entfernt gewesen.
THE RED BULLETIN 71
MISSION: POSSIBLE
Die abgelegenen und oft gefährlichen «Poles of Inaccessibility» (POIs) liegen an Land, auf Eiskappen oder in den Ozeanen und sind weit von umliegenden Küstenlinien entfernt. Die Turner-Zwillinge wollen mindes tens neun dieser abgelegenen Pole erreichen – um unvergessliche Aben teuer zu erleben und wissenschaft liche Erkenntnisse zu gewinnen.
«Bad Pole» (2018)
Die Zwillinge radelten in vier Wochen 2500 Kilometer von Santa Monica durch die bis zu 51 Grad heisse Mojave-Wüste und die Rocky Mountains zum nordameri kanischen POI im Badlands National Park in South Dakota.
Eis Pol (noch offen)
Hugo und Ross planen eine 2500 Kilometer lange Kiteski-Expe dition zum Zentrum der grönländischen Eis kappe, um im Auftrag der Europäischen Welt raumorganisation ESA die Schmelzvorgänge zu dokumentieren.
«Roaring Pole» (noch offen)
Die Brüder wollen beim Rauschenden Pol zum legendären Point Nemo im Südpazifik segeln. Er liegt 2688 Kilometer von der nächsten Küste entfernt und ist damit der isolierteste Ort der Erde.
«Green Pole» (2017)
Hugo und Ross radelten 2500 Kilometer weit durch Dschungel, Salzwüsten, über die Anden und durch den weltgrössten Sumpf Pantanal bis zur Stadt Cuiabá, Brasilien. Sie haben in 34 Tagen jeweils 18 Kilo an Körpergewicht verloren.
«Blue Pole» (2022, noch offen)
Die Zwillinge wollten mit einer umweltfreundlichen Yacht zum mittelatlantischen POI segeln. Sie legten mehr als 2600 Kilometer emissionsfrei zurück, mussten aufgrund schwacher Winde jedoch vorzeitig die Heim reise antreten. Beim nächsten Versuch sollte es klappen!
72 THE RED BULLETIN
«Iberian Pole» (2019)
Die Zwillinge legten mit ihren emis sionsfreien Elektromotorrädern vom Londoner Verkehrsmuseum bis zum iberischen POI in Toledo, Spanien, eine Strecke von 2534 Kilometern zurück.
Die Fahrt dauerte sieben Tage und beanspruchte 59 Stunden Ladezeit.
Die
(noch offen)
hafen Saxon Wharf in Southampton treffen, an ei nem freundlichen Nachmittag nur wenige Tage vor ihrem nächsten Aufbruch. Zwischen den glitzernden Yachten ähneln die Jungs in ihren Jeansshorts und schmuddeligen T-Shirts eher Rucksacktouristen als eingefeischten Seemännern. Dabei sind die Turners keineswegs typische Abenteurer.
Das beginnt schon damit, dass sie immer zu zweit unterwegs sind. «Uns bekommt man nur im Doppel pack», sagt Hugo. «Fällt der eine in eine Gletscher spalte, holt ihn der andere raus. Wir streiten nie –das wäre ja, als stritte man mit sich selbst. Wir sind genetisch identisch. Wir haben sogar die gleichen komisch blond-grauen Haare über den Ohren und dieselben seltsamen Eigenheiten an unserem Körper.»
Hugs und Rossy, wie sie sich gegenseitig nennen, sehen einander so ähnlich, dass ihre Eltern ein «H» und ein «R» auf ihre Schulpullover genäht haben, damit die anderen Kinder sie unterscheiden können. Bis zum heutigen Tag sind die beiden unzertrenn lich. Die 1,88 Meter grossen Brüder leben beide im Südwesten Londons – in verschiedenen Wohnungen, aber in unmittelbarer Nachbarschaft. «Wir mögen auch ähnliche Filme: alles, was aus dem echten Leben kommt oder wo Menschen erstaunliche Dinge tun», sagt Ross. «Aber ich bin ehrgeiziger. Und Hugs ver trägt ein oder zwei Bier mehr als ich.»
Ihre Ähnlichkeit stärkt das Band zwischen ihnen, und dank ihrer Unterschiede haben sie doppelt so viel Power und doppelt so viele Ideen. «Ross kommt nicht gut mit grosser Seehöhe klar, ich dafür schlecht mit extremer Hitze. Aber Teamwork erhöht unsere Chancen», sagt Hugo. «Noch ein Unterschied: Ross liebt es, Dinge aus Schrott zu basteln. Er geht kreativ mit Problemen um, während meine Herangehens weise eher – nun ja – durchdacht ist.»
«Island Pole» (noch offen)
Als Nächstes wollen Hugo und Ross beim Insel-Pol 600 Kilometer ins Zentrum Madagaskars wandern und radeln, um die Auswir kungen der Abholzung und die Zerstörung natürlichen Lebensraums zu untersuchen.
Grosses Geschäft, kleiner Eimer Viele Abenteurer sind mürrische, ein wenig ver schrobene Zeitgenossen. Nicht so die etwas verspiel ten Zwillinge. Zur Begrüssung teilen sie ein Video von diesem «echt geilen» Gewitter von letzter Nacht und debattieren im Anschluss darüber, wo auf hoher See der Eimer fürs grosse Geschäft hin soll. Auf die ser Reise werden sie von der Seglerin Lisa Kingston und dem Content Creator Patrick Condy begleitet und kurzzeitig auch von dem Meeresfotografen George Karbus. Privatsphäre? Fehlanzeige!
«Wir blödeln herum, weil wir nie Ahnung haben, was wir da tun», sagt Hugo. «Aber wir lernen alles. Unsere Reisen haben einen roten Faden: Wir haben eine Idee, die Spass macht, kümmern uns um die Finanzierung und überlegen uns dann, wie wir das
«Red Pole» (2016) Ausgerüstet mit motorisierten Paragleitern und 60 Stunden Trainingserfahrung, absolvierten die Zwillinge eine 18-tägige, 1600 Kilometer lange Motorschirm-Expedition von Adelaide bis zum australischen POI im glühenden Outback.
Abenteuer
«Fällt der eine in eine Gletscherspalte, holt ihn der andere wieder raus.»
«True Pole»
Zwillinge wollen Wasserstoff als Treibstoff nutzen, um 3500 Kilometer quer durch China zum eurasischen POI in Xinjiang zu gelangen. Angesichts der Menschenrechts verletzungen in dieser Region erweist sich das Projekt aber als sehr schwierig.
THE RED BULLETIN 73 GETTY IMAGES (3), ALAMY
PKC MEDIA/TURNER TWINS, TURNER TWINS
(1),
Ganze umsetzen können. Wir weichen wirklich von jeder Norm ab. Aber für Abenteuer darf man sich nicht an Regeln halten.» Wobei der Humor auch ein Geheimnis ihrer mentalen Belastbarkeit sein könnte. Das sagt jedenfalls die Wissenschaft, zum Beispiel der Sportpsychologie-Professor Andy Lane von der Uni Wolverhampton. Seine Studien kamen zu dem Schluss, dass Humor in schwierigen Zeiten vom Stress ablenkt und positive und kreative Gedanken weckt. «Klar sind wir auch mal schlecht aufgelegt, aber wenn uns das Wasser bis zum Hals steht, dann lachen wir über uns selbst», sagt Hugo. «Denn mit Erfahrung und Wissen kommen wir da schon wieder raus. Wenn die Situation nicht lebensbedrohlich ist, machen wir einen Witz drüber. Das ist unser Job, da braucht man ein gewisses Gleichgewicht. Wenn man Mordsspass hat und es vermasselt, steht man blöd da, aber wenn man keinen Spass dran hat, kann man es gleich lassen.»
Zwei akademische Tiefstapler
Wobei die beiden auch gerne ein wenig tiefstapeln: Denn sie sind erfahrene Segler und angesehene Mit glieder der Royal Geographical Society, sie haben Sponsoren wie Breitling und Land Rover und seit 2011 einen Abschluss in Industriedesign und -tech nologie. Den Spass stellen sie trotzdem immer in den Vordergrund. «Es gibt einen schmalen Grat zwischen Badass, dem harten Typen, und Dumbass, dem Blödmann», sagt Ross. «Wir versuchen, auf der richtigen Seite zu bleiben.» Ihre Abenteuer verknüp fen die Turner-Zwillinge mit durchaus ernsthaften Zielen: Neben der Förderung nachhaltiger Wasser stoffenergie soll diese Atlantikmission im Auftrag der International Marine Litter Research Unit der Universität Plymouth die Plastikverschmutzung der Meere untersuchen. «Die POIs ziehen uns magisch an», sagt Ross. «Aber der Kern unserer Expeditionen ist die Neugier. Wir wollen etwas über Wissenschaft, unsere Umwelt, Technologie und den menschlichen Körper lernen.» Während sich die meisten Aben teurer auf ein Gebiet spezialisieren, etwa das Berg steigen, wechseln die Zwillinge unbeeindruckt vom Fahrrad aufs Boot, von den Polen auf die Ozeane. Am Rand der eigenen Fähigkeit zu balancieren macht für sie den Reiz aus: «Wir sind weder Hochseesegler noch Bergsteiger. Wir sind ein bisschen von allem», sagt Hugo. «Genau das ist der Riesenspass für uns. Wir können jeden neuen Ort neu erleben. Uns treibt unsere Neugier an, wir wollen das Leben hinter fragen und Unbekanntes entdecken.»
sagt Hugo. Darüber, wie man leben soll, denken die Turners gerne nach. «Ich habe auf YouTube ein Video gesehen, in dem Hundertjährige gefragt wur den, was sie im Leben am meisten bedauern», sagt Ross. «Und die meisten bereuen, ihre Sehnsüchte vernachlässigt zu haben. Sie sagen: ‹Tu, was du tun willst! Niemand wird es für dich tun!›»
Die Unverwüstlichkeit der Turners rührt auch von einer traumatischen Erfahrung her. Mit siebzehn sprang Hugo ins Meer, prallte auf eine Sandbank und brach sich das Genick. Die Querschnittslähmung war nur Millimeter entfernt, sagten die Ärzte. Auf den Unfall folgten sechs Monate mit mehreren OPs und 18 Monate Reha. Danach war er wieder der Alte. «Wir wollen Abenteuer erleben, weil wir es fast nicht mehr gekonnt hätten», sagt Hugo. Aus diesem Grund unterstützen sie auch Wohltätigkeits organisationen zur Erforschung von Rückenmarks verletzungen wie Wings for Life.
Rudernd über den Ozean
Vier Jahre nach dem Unfall, gleich nach der Uni, starteten die Zwillinge ihr erstes Abenteuer. Mit ihren Freunden Adam Wolley und Greg Symondson stellten sie sich der Talisker Whisky Atlantik-RuderChallenge. Die 4300 Kilometer lange Strecke war eine zermürbende Tortur: Ein einziger Zentimeter auf ihrer Atlantikkarte entsprach einer Strecke von 560 Kilometern und bedeutete eine Woche Rudern.
Der Abenteuerstil der Turners entspringt einer Kombination aus Kindheitsträumen, Teenager tragödien und erwachsenem Ehrgeiz: Geboren am 22. Oktober 1988 in Exeter, waren die Zwillinge von klein auf am liebsten in der Natur, bauten Flösse, kletterten auf Bäume und bastelten Schlitten. Jetzt segeln sie in zwölf Meter lange Booten, besteigen schneebedeckte Berge und ziehen Schlitten über die Polkappen. «Die Erfahrungen, die wir als Kinder ge macht haben, prägen unser Leben als Abenteurer», «Red
Abenteuer
«Es gibt einen schmalen Grat zwischen ‹Badass› und ‹Dumbass›. Wir versuchen, auf der richtigen Seite zu bleiben.»
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Pole»: Paramotoring zum australischen POI im unwirtlichen Mid-Outback
Hugos Unfall war die Motivation, von jetzt an das Maximum aus ihrem Leben zu holen. Nach 42 Tagen stellten sie zwei Weltrekorde auf: als jüngstes Viererteam, das je den Atlantik überquert hat, und als ers tes Zwillingspaar, das über einen Ozean gerudert ist.
Nach ihrem ersten Misserfolg, 2014, wo sie auf einer Polarmission mit einem Hubschrauber gerettet werden mussten, hatte sich ihr Mindset geändert. «Bis dahin waren unsere Reisen nur eine persönliche
Ein paar Kilometer Wasser strasse beim «Green Pole»: Die Twins waten Richtung des südamerikanischen POI, die Reise endet bei der Stadt Cuiabá in Brasilien.
Machosache», gesteht Ross. «Von nun an wollten wir aber nicht nur Abenteurer sein, sondern Entdecker. So wie die Entdecker der Vergangenheit wollten wir nicht nur neue Orte fnden, sondern auch neues Wissen erlangen.» Und damit begann das POI Projekt. «Wir haben ‹extreme Orte auf der Welt› gegoogelt, uns die Ergebnisse angesehen und gedacht: Warum versuchen wir nicht, uns zu jedem einzelnen durchzuschlagen? Und warum versuchen wir nicht, unterwegs neue Dinge zu entdecken?»
Zum Glück haben die Turners auch im Meistern kleiner Zwischentiefs reichlich Erfahrung. So wie damals, als sie während ihrer 4300 Kilometer langen Atlantiküberquerung nachts von zwölf Meter hohen Monsterwellen überrascht wurden. «Es klang wie ein Brüllen», erinnert sich Hugo, «und dann traf uns mitten im Dunkeln diese Welle. Mehr Angst als in diesem Moment hatte ich noch nie.» In ihrem Alltag aus Kneipenbesuchen, Fitnessstudios und Fahrrad
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«So wie die Entdecker der Vergangenheit wollen wir nicht nur neue Orte finden, sondern auch neues Wissen erlangen.»
So gleich – und doch so unterschiedlich
Hugo und Ross Turner haben als eineiige Zwillinge eine identische DNA – und doch zuweilen unterschiedliche Merkmale wie etwa Blutzuckerspiegel und Darmflora. Experten der Abteilung für Zwillingsforschung des King’s College London führen an ihnen nun wissenschaftliche Untersuchungen durch und analysieren, wie ihre identischen Körper auf unterschiedliche Reize reagieren.
Training: Geräte vs. Körper In einem zehnwöchi gen Experiment trainierte Hugo mit Gewichten (zum Bei spiel Bankdrücken), während Ross Körper gewichtsübungen (zum Beispiel Liege stütze) machte. Hugo legte sechs Prozent an Muskeln zu, Ross nur zwei Prozent. Trotzdem waren starke Ver besserungen messbar:
«Beim Kreuzheben steigerte ich mich von 90 auf 120 Kilo –ohne Gerätetraining», so Ross. Seine maxi male Sauerstoffauf nahme verbesserte sich um acht Prozent im Vergleich zu Hugos zweiprozentigem Zuwachs – vielleicht, weil Körpergewichts trainings in einem höheren, die Lunge stärkenden Tempo absolviert werden.
Ausrüstung: alt vs. modern Auf einer Expedition zum grönländischen Polareis im Jahr 2014 trug Ross (links) die gleiche Kleidung wie Sir Ernest Shackleton auf seiner Transantark tis-Expedition von 1914 bis 1917: Wollpullover, Jacke aus Gabardine (gewebter Baumwolle), Tweedhose und Leder stiefel. Hugo trug moderne synthetische Stoffe. «Die moderne Ausrüstung war leich ter und hatte einen grösseren Temperatur einsatzbereich, aber die natürlichen Mate rialien boten Wärme, Beweglichkeit und Atmungsaktivität», sagt Hugo.
Ernährung: vegan vs. karnivor 2020 nahm Ross (links) in einem 12-wöchigen Experiment mit fleisch lastiger Ernährung 4,5 Kilo Muskeln und 2,8 Kilo Fett zu, wäh rend Hugo mit pflanzen basiertem Essen nur 1,2 Kilo Muskeln zu legte, aber 1,8 Kilo Fett verlor. Hugo hatte mehr Energie und einen nied rigeren Cholesterin spiegel, doch seine Libido und seine Darm flora litten. «Eine höhere Anzahl von Mikro organismen macht uns weniger anfällig gegen über Krankheiten, also ist vegan nicht zwangs läufig besser», so Ross.
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touren sind solche Momente weit weg. Aber nicht die Planung neuer Abenteuer. Ross’ Freundin Rosie Tapner, eine TV-Moderatorin für Pferdesportver anstaltungen, und Hugos Freundin Amy Poë, eine Lehrerin, unterstützen die wild-verrückten Ambi tionen der zwei. Doch manchmal sehnen sich die Brüder selbst nach einem normaleren Leben. Ihre ältere Schwester Toddy, eine Innenarchitektin, und ihr älterer Bruder Crispin, ein Marketingexperte, leben ihnen vor, dass nicht jeder mit Gleitschirmen über polares Terrain fiegen möchte. «Crispin lebt ein Vorzeigeleben – wir tun, was uns einfällt», lacht Ross. «Aber nach einem 18-Stunden-Tag, den man mit Boot-Zerlegen-und-neu-Zusammenbauen ver bracht hat, denken wir uns auch: ‹Sollten wir uns nicht doch mal lieber einen halbwegs angenehmen Job suchen?›» Diese Frage ging den Zwillingen zum Beispiel durch den Kopf, als der eingangs erwähnte 218.000-Tonner im Atlantik auf sie zusteuerte. «Wir hatten die Hosen voll», gibt Ross unumwunden zu. Seither sind Monate vergangen. Nach ereignis reicher Expedition Mitte August wieder in London, sahen sie – bärtig und sonnenverbrannt, wie sie waren – aus wie Schiffbrüchige.
Die Zwillinge wissen nun jedenfalls, wie man mit der Angst umgeht. «Das Geheimnis ist, möglichst langsam panisch zu werden», sagt Hugo, «denn so bald die Panik da ist, hat man sich nicht mehr unter Kontrolle. Wir planen, denken Pläne durch und passen uns an: Der fexibelste Baum ist meist der stärkste.» Die beiden erzählen auch von den Höhe punkten der Reise: dem schillernden Sternenhimmel in der Nacht; den Delfnen, die um das Boot herum sprangen; dem magischen Moment in der Biskaya, als sie von den grünen Küstengewässern in das leuchtende tiefe Blau des Ozeans glitten. Und von den skurrilen Erkenntnissen, die ein Leben auf See bringt, wie etwa: Hundenäpfe sind das optimale Essgeschirr. «Die sind nicht nur echt praktisch, man kriegt auch eine Menge hinein», lacht Hugo.
Esprit ganz ohne Sprit
Zum Abbruch brachte das Blue Pole Project dann ein unerwartetes Problem: anhaltende Windstille. Nach 1200 Kilometern blieb ihnen nichts anderes übrig, als umzukehren. «Nein, wir haben es nicht bis zum Blauen Pol geschafft», sagt Ross. «Aber wir konnten ein paar nützliche Dinge umsetzen: eine wissenschaftliche Untersuchung zum Plastikmüll im Meer etwa. Wir haben eine Treibboje abgeworfen, die Wassertemperatur, Salzgehalt und biochemische Veränderungen misst und weitersendet. Und wir sind 2400 Kilometer weit 100 Prozent emissionsfrei gesegelt, ganz ohne fossile Brennstoffe. So konnten wir demonstrieren, dass nachhaltiges Reisen mög lich ist. Das war uns wichtiger als der POI.»
Die Turners hoffen, dass sie ihr Experiment in den kommenden Jahren wiederholen können. Aber vorher ist 2023 noch eine 600 Kilometer lange Wan derung zum POI in Madagaskar an der Reihe, um die Abholzung und Zerstörung von Lebensräumen
zu untersuchen. Ihr Interesse an Umweltthemen hilft ihnen, all den Stress und die Rückschläge zu ertragen. Auf ihrer Fahrt durch den Dschungel und die Berge zum südamerikanischen POI im Jahr 2017 erlebten die Brüder die Abholzung und die Umwelt verschmutzung hautnah. «Wir haben die Naturzer störung aus nächster Nähe gesehen, es ist wirklich furchtbar», sagt Hugo. «Für den südamerikanischen POI hatten wir uns Bilder wie aus dem ‹Dschungel buch› ausgemalt, stattdessen war da nur ein Feld nach dem anderen ohne einen einzigen Baum. Und überall Plastiktüten, Flaschen und Windeln, sogar in der Atacama-Wüste. Die Umweltforschung gibt uns eine zusätzliche Motivation.»
Steuermänner ihres eigenen Lebens
Ihre Abenteuer haben die Brüder schon immer mit wissenschaftlichen Entdeckungen verbunden. Als Versuchskaninchen für die Abteilung für Zwillings forschung des King’s College London (siehe Kasten) lassen die genetisch identischen Brüder ihre Reaktio nen auf verschiedene Reize – Kleidung, Bewegung, Ernährung – von Wissenschaftlern testen. Mehr als das interessiert sie aber die Welt da draussen. Je weiter, desto besser. «Unsere Expeditionen sollen langfristig Sinn stiften», sagt Hugo. Mit ihren POIAbenteuern will das Duo andere dazu inspirieren, ihre Denkrichtung zu ändern. «Unser Motto ist: Lasst uns gemeinsam Dinge verändern und erforschen, wie wir grüne Technologie in unser Leben inte grieren können», sagt Ross.
Trotz ihrer Ziele bleiben die Turners im Grunde ihres Herzens staunende Touristen. «Von allen erreichten POIs haben wir Erde oder Wasser in 50-Milliliter-Gläsern mitgenommen», verrät Ross. Sie bergen unzählige Erinnerungen: Freerunning auf den Bergen Südamerikas, Paddeln in den phos phoreszierend schimmernden Wellen des Atlantiks. «Irgendwann kommt immer dieser Moment, für den sich der ganze Mist lohnt», sagt Hugo. «Ich erinnere mich an einen Flug in der Nähe des Uluru (früher: Ayers Rock; Anm.) in Australien, als neben uns die Sonne unterging. Ich weinte in der Luft und dachte: Für solche Momente lebe ich!»
Hätten die Zwillinge nicht ihre Träume verfolgt, wären daraus nie Erinnerungen wie diese geworden. «Unser Alltag kann echt stressig sein», sagt Ross. «Aber wir sind Steuermänner unseres eigenen Lebens, und dafür lohnt sich alles andere.»
Scannen Sie den QR-Code, und sehen Sie die Turner Twins in ihrem Film «Double or Nothing» auf ihrer Mission zu den «Poles of Inaccessibility».
Abenteuer
«Hundenäpfe sind unser liebstes Essgeschirr – die sind so praktisch, und man bekommt jede Menge hinein.»
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Natürlich erfrischend.
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Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen GUIDE LIVE STREAM Eine Kajak- Reise durch Patagonien mit Profi - Paddler Aniol Serrasolses 79 @MATIASMONDACAPHOTO
Kajak-Profi Aniol Serrasolses, 30, über seine Wahlheimat am chilenischen Fluss Futaleufú
Wer an den Río Futaleufú reist, erlebt ein Paradies. Und Wildwasser-Fans wähnen sich am südlichsten Zipfel Südamerikas –75 Kilometer östlich der berühmten Fern strasse «Carretera Austral» und hart an der Grenze zu Argentinien – überhaupt im Himmel. Es gibt wohl nur wenige Flecken auf der Welt, an denen man sich so drin gend ein Boot und ein Paddel wünscht. Und ganz viel Zeit, um die Stromschnel len zu erkunden. Einer hat das gründlich gemacht, ist an den Futaleufú («grosser Fluss») ausgewandert und hat sogar sein Haus dort gebaut: Der gebürtige Spanier Aniol Serrasolses lebt in Patagonien und zeigt sein Zuhause den Gästen auf dem Trip der Reise-Plattform Destination Red Bull (das gesamte Programm: Hin weis auf S. 82). Aniol als einen der besten Kajakfahrer der Welt zu bezeichnen wird dem Dreissigjährigen kaum gerecht. Klar hat er alle wichtigen Szene-Bewerbe ge wonnen, aber mehr noch: Er ist ein Pio nier. Einer, der Erstbefahrungen wagt, die anderen eine Nummer zu gross sind – wie zum Beispiel die Keyhole Falls in Kanada.
Generationen von Athleten waren vor ihm an dieser Stelle gestanden und hat ten davon geträumt, den 35 Meter hohen Wasserfall zu befahren. Einer hat es dann durchgezogen: Aniol selbst. Über seine aktuelle Heimat sagt er: «Der Futaleufú macht einen anderen Menschen aus dir. Ich war 2009 zum ersten Mal hier. Seit her ist die Zeit für mich stehen geblieben. So wie hier muss es in Europa früher ein mal gewesen sein: ungeteerte Strassen, entspannte Menschen, uralte Bäume. Die Einheimischen nennen das Land ‹die Gegend, die Gott gemalt hat›.»
Entlang der Lebensader
Der Futaleufú ist die Lebensader der Region. Die patagonische Art zu leben hat sich hier dem Tempo des Flusses an gepasst, so scheint es. Beständig zieht er dahin, Überraschungen gibt es kaum. Das prädestiniert ihn fürs Kajakfahren. Klar gibt es aufregendere Passagen und
ruhigere, aber das ist ja auch im Leben nicht anders. Aniol: «Ich empfehle, Futa leufú mehr als Abenteuer- denn als Sport urlaub zu sehen. Dazu gehört auch, sich auf die Einheimischen einzulassen. Wir werden Menschen treffen, die viel von Chile erzählen können.» Der Reichtum der Region ist die Schönheit der Natur – und ihre Vielfalt. In einer Weltgegend ohne Flughafen ums Eck fällt es leicht, Gas raus zunehmen und tatsächlich anzukommen, wenn man endlich angekommen ist. Kein Highspeed-Internet, keine gesichtslosen Restaurantketten. Stattdessen: selbst gefangene Fische, am offenen Feuer zu bereitet; oder ein Asado, die patagonische Version eines Grillabends. Schlafen in urigen Hütten bei offenem Fenster, und draussen rauscht der Fluss. Die Destina tion Red Bull-Reise mit Aniol Serrasolses geht zurück an den Ursprung mensch licher Bedürfnisse und Wünsche. Was es vor Ort noch braucht, um glücklich und
«Die Einheimischen nennen das Land ‹die Gegend, die Gott gemalt hat›, und da ist absolut was dran.»
GUIDE
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Manche Stellen des Futaleufú erreicht man nur zu Fuss. «Sie sind es wert», sagt der Reise-Guide.
Reisen
Zusatz-Tipp: Carretera Austral
Unterwegs entlang Südamerikas Kult-Fernstrasse
GESCHICHTE
Der Bau der 1350 Kilometer langen Strasse in Chile geht auf Diktator Pinochet zurück. Die «südliche Landstrasse», so die Übersetzung, sollte Teile Chiles auf dem Landweg erreichbar machen, die davor auf Fähren angewiesen waren. Derzeit endet sie im Dorf Villa O’Higgins. Weitere 935 Kilometer sollen dazukommen –bis zur Magellan-Region in der Antarktis.
TOURISMUS
Ausser bei Kajakfahrern ist die Gegend unter Motorradfahrern als Offroadpiste beliebt. Endu ro-Piloten schwärmen von der abwechslungs reichen Landschaft und freuen sich, dass der Grossteil der Piste noch immer nicht asphaltiert ist. Seen entlang der Route laden zu erfrischen den Zwischenstopps. Je südlicher, desto mehr Fjorde durchschneiden die Landschaft.
ANREISE
Der nächstgelegene Flughafen ist Puerto Montt im Süden Chiles. Er wird von drei regionalen Fluglinien angeflogen. Alternative: mit Auto, Campervan oder Motorrad über die Carrera Panamericana von Santiago de Chile Richtung Süden und das Abenteuer schon in der chile nischen Hauptstadt beginnen lassen.
Der Fluss Futaleufú hat auch ruhige Abschnitte – wie hier im Bild. Voraussetzung, um auf der Kajak-Reise Spass zu haben: Könnensstufe 3 bis 4 auf der fünfteiligen Wildwasser-Skala.
Santiago Buenos Aires Argentinien
Chile
Punta Arenas
THE RED BULLETIN 81 @MATIASMONDACAPHOTO
Reisebegleiter und Wasser-Artist: Aniol Serrasolses ist einer der weltbesten Kajakfahrer.
WERNER JESSNER
zufrieden zu sein? Einen Neoprenanzug –wegen der durchschnittlich 20 Grad Aussentemperatur im südamerikanischen Hochsommer, also im Januar. Der Fluss ist selbstredend entsprechend kühler. Generell ist Patagonien eine Weltregion, in der es jedes erdenkliche Wetter gibt, und zwar an ein und demselben Tag.
Entschleunigt am Ufer
Auch die Unterkunft auf dieser Destina tion Red Bull-Reise spiegelt den natur belassenen Charakter wider. Aniol: «Der Platz, an dem wir wohnen werden, heisst ‹Cara del Indio›, was man mit ‹Indianer antlitz› übersetzen kann. Wer das Ge sicht einmal in der Felswand gefunden hat, weiss genau, was gemeint ist. Die Wand sieht tatsächlich aus wie ein natür licher Mount Rushmore. Es ist eindeutig das Gesicht eines Ureinwohners, das über den Ort wacht.» Natürlich hätte Aniol sei ne Gäste auch im recht beschaulichen Ort Futaleufú selbst in einem Hotel unterbrin gen können, aber das würde das Erleb nis bloss verwässern: «In unseren Holz häusern sind wir nur wenige Meter vom Futaleufú entfernt. Das ist erstens natür lich praktisch, zweitens schafft es eine intensivere Verbindung zum Fluss.» Auf
Aniol Serrasolses hat den Futaleufú zu seinem Zuhause gemacht.
der Reise ans andere Ende der Welt geht es auch darum, sich selbst zu verlieren – um dann zu sich zu finden. Aniol: «Klar werden wir jeden Tag im Kajak sitzen und den Fluss befahren. Aber wir werden auch Orte erleben, die nur zu Fuss erreich bar sind und die man ein Leben lang nicht mehr vergisst. Und es wird Momente ge ben, an denen wir einfach nur am Ufer sitzen und auf den Futaleufú schauen.»
Perfekte Bedingungen für das Kajak, unberührte Landschaft, ehrliche Gast freundschaft und eine Umgebung, die ganz von selbst entschleunigt: Das klingt nach guten Zutaten für eine Reise ans andere Ende der Welt. Oder um ein altes patagonisches Sprichwort zu bemühen: «Zeit verliert der, der sich beeilt.»
Diese Destination Red Bull-Reise von 6. bis 14. Januar 2023 ist ab sofort buchbar. Infos: destination.redbull.com
Noch mehr Reisen abseits des Alltäglichen mit Red Bull-Athleten als Begleitern gibt’s im neuen Destination Red Bull-Magazin. Alle Infos zum Programm: destination.redbull.com
GUIDE Reisen
Kajak-Gruppe mit Guide: Aniol Serrasolses (2. v. re.) bittet im Januar 2023 zum Natur- und Kajak-Erlebnis an den Futaleufú nach Chile.
«Wir werden Plätze sehen, die man ein Leben lang nicht mehr vergisst.»
REIN INS ABENTEUER! Mit Rallye-Superstar Cyril Despres über die Dünen donnern 82 THE RED BULLETIN @MATIASMONDACAPHOTO
RED BULL VERLEIHT FLU ¨ U ¨ U ¨ GEL. AUF DEM SPRUNG IN DIE SELBSTSTA ¨ NDIGKEIT? F R EE ASSESSM E NT Wie Sie alle Hürden meistern: www.wingfinder.com
Atme dich schlank
Profi-Biohacker Andreas Breitfeld verrät uns jeden Monat einen Trick, der dein Leben verbessert. Dieses Mal: So wirst du mit der richtigen Atmung ein paar überschüssige Kilo los.
Übung für den Alltag: sich hinlegen, Hände auf den Bauch legen, atmen. Ziel ist es, durch den Druck der Hände die Atembewegung zu reduzieren.
Beim Einatmen den Bauch sanft nach aussen wölben
Beim Ausatmen den Bauch einziehen und mit den Händen leicht Druck ausüben
Leicht und tief durch die Nase einatmen
Langsam durch die Nase ausatmen
Wenn dir nach den Feiertagen der Blick auf die Waage den Atem verschlägt, ist das einmal ein guter Beginn. Tatsächlich! Denn weniger zu atmen und regelmässig den Atem an zuhalten ist erstaunlich hilfreich bei der Fett verbrennung. Genauso, wie durch die Nase statt durch den Mund zu atmen, wonach wir Biohacker grundsätzlich immer trachten (ausgenommen beim Sprechen oder Singen – weil’s da einfach nicht anders geht).
Die Mini - Entsäuerung
Die dahinterliegenden Regelkreisläufe sind reichlich komplex, lassen sich aber im Wesentlichen auf drei Bereiche redu zieren. Erstens: Cortisol – das Stresshormon ist leider eine Abnehm Bremse. Durch flache, leichte Atmung und regel mässiges Luftanhalten entspannst du dein System, senkst den Cortisolspiegel und pushst die Fettverbrennung. Zwei tens erhöht das Anhalten des Atems den pH Wert des Bluts kurzfristig leicht
in die basische Richtung. (Wirklich leicht, denn unser Körper puffert den pH Wert des Blutes sehr schnell und wirkungsvoll.) Diese Mini Entsäuerung unterstützt den Stoff wechsel. Drittens verbraucht dein Körper infolge des Sauerstoffmangels beim Luftanhalten mehr Energie.
Atemlos durch den Tag
Training 1: Nimm dir drei bis viermal täg lich zehn Minuten Zeit für eine einfache Atemübung im Liegen (siehe oben). Ziel ist, so wenig und so leicht wie möglich zu atmen – man sollte gar nicht sehen, dass du atmest. Dabei entsteht das, was man «Lufthunger» nennt. Ich muss den Begriff nicht erklären, du wirst ihn verstehen. Training 2: Lufthunger Drill. Damit ver besserst du die Fähigkeit deines Körpers,
CO² im System zu tolerieren. Lässt sich gut beim Spazierengehen üben: Tempo beibehalten, aber 10 Schritte nicht atmen, dann 15 Schritte, dann einmal vielleicht 20 oder 30 Schritte. Experten schaffen atemlos 60 bis 80 Schritte.
BIOHACKING umfasst, vereinfacht gesagt, alles, was Menschen eigenverantwortlich tun können, um Gesundheit, Lebensqualität und Langlebigkeit zu verbessern.
DIE BIOHACKING-PRAXIS
Der Performance-Lifestyle-Podcast für alle, die mehr über Biohacking (und sich selbst) erfahren wollen. QR-Code scannen und reinhören.
GUIDE
Biohacking LUFT DIÄT
ANDREAS BREITFELD, 49, ist Deutschlands bekanntester Biohacker. Er forscht in seinem speziellen Lab in München.
84 THE RED BULLETIN PRIVAT ANDREAS BREITFELD SASCHA BIERL
TAG HEUER
Mach dich nass!
Die TAG Heuer Aquaracer Professional 200 ist die flotte Schwester der grossen 300er: eine Uhr von robuster Leichtigkeit.
Gemacht fürs Wasser, und zwar in all seinen Aggregatzuständen: fürs Schnorcheln im Meer, fürs Klettern im Eis und fürs Abheben beim Speed Flying (Extrem-Ski fahren mit Mini-Fallschirm). Die Aquaracer Professional 200 ist ein Kraftpaket von 40 Millimetern im Durchmesser und einer Höhe von elf Millimetern – sie ist also einen Hauch schlanker als ihre Vorgängerin. Dieses TAG HeuerModell gibt es in einer Quarzund einer Automatik-Variante.
Preis: 2 100 CHF (Quarz), 2 800 Euro (Automatik); tagheuer.com
FEINER KONTRAST
Gebürstete Aussenglieder, polierte Mittelglieder
GUIDE Uhren
ROBUST UND ELEGANT Edelstahlgehäuse mit drehbarer Lünette mit zwölf Facetten
LIEST SICH GUT!
86 THE RED BULLETIN WOLFGANG WIESER
Klassische Merkmale: trapezförmige Indizes, schwertförmige Zeiger, dank Super-LumiNova bestens ablesbar
TEXAS
Magie der Harmonie
Hier präsentiert Sharleen Spiteri, die Sängerin der Band Texas, jene vier Songs, die ihr Leben und ihre Musik nachhaltig prägten.
Sharleen Spiteri weiss ganz genau, wie man grosse Platten macht. Die schottische Singer-Songwriterin, die in den 1980er-Jahren als Sängerin von Texas auf der Bildfläche erschien, hat eine ganze Diskografie voll davon. Die Single «Say What You Want» aus dem Jahr 1997 begründete den Erfolg ihres von der Kritik gefeierten vierten Albums «White on Blonde». Weitere Hits folgten – wie auch ein GreatestHits-Album mit ihrer Glasgower Band Texas, das sich mehr als zwei Millio nen Mal verkauft hat. Spiteri ist für ihre akribische Liebe zum Detail be kannt. «Wenn ich über Musik spreche, kann ich richtig nerdy werden», sagt sie. «Als Kind habe ich mich stunden lang im Schlafzimmer eingeschlossen und Platten gehört, die Lieder richtig gehend seziert.» Dabei fand sie ihre vier All-Time-Lieblingssongs. Und die perfekten Harmonien.
Der QR-Code führt zur PodcastPlaylist mit Sharleen Spiteri auf Spotify. texas.uk.com
THE BEATLES HELP (1965)
«Was wirklich ungewöhnlich ist: die Tatsache, dass die Gegenmelodie noch vor dem Leadgesang einsetzt. Ausserdem gibt es da ein ganz spezi elles, unerklärliches Detail, das nur Bands aus Liverpool beherrschen. Es ist nicht der Akzent, nicht die Diktion, sondern die Art und Weise, wie sie ihre Harmonien setzen – das gibt es nur an der Merseyside, das ist kaum zu imitieren.»
MARVIN
YOU’RE ALL I NEED TO GET BY (1968)
«Marvin und Tammi sind für mich die ultimative Combo. Der Klang ihrer Stimmen zusammen ist die reinste Wonne. Die Harmonien der beiden haben eine Wärme und einen hypno tischen Klang, den kaum wer hin bekommt. Man könnte die grössten Stars der Welt zu einem Duett ver pflichten, aber wenn ihre Stimmen nicht harmonieren, ist es sinnlos.»
BOB MARLEY STIR IT UP (1973)
«Wenn du wirklich etwas über Har monien lernen willst, würde ich hier beginnen. Die Klarheit des Gesangs ist einfach phänomenal und die Produktion total am Punkt. Es gibt eine wirklich gute, absolut klare Auf nahme aus der legendären BBCUnterhaltungssendung ‹The Old Grey Whistle Test›, die Bob mit Peter Tosh und Bunny Wailer als Background sängern gemacht hat. Fantastisch!»
THE RONETTES
BREAKIN’ UP (1964)
«The Ronettes haben ein punkiges Element, das ich immer geliebt habe. Es ist zwar nicht alles sauber und schön, aber es gibt eine Rauheit und eine Art Stampfen in der Musik, was mir immer gefallen hat. Die von Phil Spector geschaffene Produktion ist wirklich aussergewöhnlich, und wenn du eine Meisterklasse in Sachen ‹Aaaahs› haben willst, hör dir den Mittelteil genauer an.»
GAYE UND TAMMI TERRELL
GUIDE Playlist
THE RED BULLETIN 87 JULIAN BROAD WILL LAVIN
RED BULL SOUNDCLASH
Die Mutter aller Battles
Beim Red Bull SoundClash treffen die Schweizer Hip-Hop-Grössen Danitsa und Di-Meh aufeinander. Sie sind Freunde, gute Freunde – doch in dieser einen Nacht ist alles anders.
Der Red Bull Sound Clash, das musikalische Duell der Superlative, hat vor 17 Jahren zum ersten Mal stattgefunden und ist immer noch für eine Premiere gut: Nie zuvor war das Live Battle in der Romandie, im Westen der Schweiz, zu Gast. Nun ist es am 11. Februar 2023 so weit. Logisch, dass für das musikalische Wortgefecht in der Arena de Genève nur die
zwei grössten Hip Hop Stars der Westschweiz in Frage kommen: Danitsa und Di Meh. Gemeinsam haben sie die Schweizer Musikszene in den vergangenen Jahren massgeblich geprägt. Danitsa, die unter anderem mit dem Kollektiv Little Lion Sound zusammenarbeitet, wurde 2018 sowie 2022 bei den Swiss Music Awards als «Best Act Romandie» ausgezeich net. Ihr Gegenüber Di Meh,
Teil der Superwak Clique mit Makala, Slimka und Varnish La Piscine, zählt zu den Rap Grössen der Schweiz. Mit sei nen energiegeladenen Shows hat er sich auch ausserhalb des Landes einen Namen gemacht. Während beide Ausnahmetalente sonst gerne gemeinsam auftreten, werden sie sich beim Red Bull Sound Clash auf zwei sich vis à vis liegenden Bühnen gegenüber stehen und an ihr absolutes Limit gehen (siehe Kasten rechts oben). Künstlerische Kreativität ohne Grenzen garantiert. redbull.com/ soundclash-switzerland
GUIDE Event-Special
88 THE RED BULLETIN
Volles Haus beim Red Bull SoundClash 2014 in der Maag Halle in Zürich
JEAN CHRISTOPHE DUPASQUIER/RED BULL CONTENT POOL, CLEMENT ARDIN, ALAMY
Vier gewinnt
Was den Red Bull Sound Clash einzigartig macht: Die Artists liefern sich nicht nur ein gigantisches Battle, sie treten auch in vier aussergewöhnlichen Duellen gegeneinander an. Erst danach stellt sich her aus, wer den Rap-Kampf für sich entscheiden kann. «Cover», «Takeover», «Clash» und «Wildcard» heissen die Runden, in denen es darum geht, eigene Songs sowie Hits des Gegners neu zu inter pretieren und die Crowd mit dem eigenen Auftritt sowie Überraschungs gästen aus der Szene zu verblüffen. Die Siegerin oder den Sieger beim Red Bull SoundClash be stimmt nämlich einzig der Applaus des Publikums.
GELIEBTER GEGNER – DAS DUELL
Normalerweise treten Danitsa und Di-Meh gemeinsam auf. Beim Red Bull SoundClash setzt ihre Freundschaft aber aus: Hier sprechen die Hip-Hop-Stars über ihre kreative Rivalität.
THE RED BULLETIN: Ihr seid seit Jahren be freundet. Wie kommt es, dass ihr beim Red Bull SoundClash gegeneinander antretet?
DANITSA: Ich war mir, ehrlich gesagt, anfangs nicht sicher, ob ich überhaupt mitmachen soll. Ich bin eine positive Person und dachte mir des halb immer, Battles sind nichts für mich. Di-Meh meinte dann aber, lass es uns doch auf unsere Art machen – stellen wir nicht den Wettkampf in den Vordergrund, sondern die Show an sich.
DI-MEH: Beim Red Bull SoundClash kann ich meine Vorstellungen, wie eine Bühne für mich aussehen soll, in die Realität umsetzen. Will ich Tänzer, eine Live-Band und so weiter? Das gefällt mir. Es ist eine neue Art, mich selbst zu verwirklichen.
Das heisst, ihr wollt beide gar nicht gewinnen?
DI-MEH: Für mich steht zwar der Spass an erster Stelle, aber ich will das Duell schon gewinnen. Ich hab da das eine oder andere Ass im Ärmel, deshalb bin ich mir sicher, ich werde auch gewinnen.
DANITSA: Auch ich hab einige verrückte Dinge geplant, da wird Di-Meh überrascht sein.
Ich glaube, wir beide stecken so viel Arbeit in unsere Shows, dass wir in jedem Fall einen Grund haben werden, am Ende zu feiern – egal wer gewinnt. Aber ich plane natürlich eine Show, die mir zum Sieg verhilft.
Wo seht ihr eure Stärken?
DI-MEH: Definitiv meine Energie auf der Bühne! Live-Auftritte liegen mir. Dafür bin ich bekannt.
DANITSA: Selbst wenn ich Druck spüre und es stressig wird, bleibe ich selbstbewusst, weil ich weiss, wie hart ich arbeite.
DI-MEH: Mir ist bewusst, dass sich Danitsa extrem gut vorbereiten wird. Sie ist eine starke Frau, es wird schwer gegen sie.
Wo wir gerade davon reden: Wo seht ihr Vorteile für euer Gegenüber?
DI-MEH: Danitsa ist es gewohnt, mit Band auf zutreten. Das könnte ihr zugute kommen.
DANITSA: Di-Meh kennt einfach unglaublich viele Künstler und hat viele Kontakte im Musik business. Die Kollegen, die er zum SoundClash einladen wird, sind seine Freunde. Ich hab in meiner Karriere nicht so viele Features gemacht, aber ich bin mir sicher, er wird erstaunt darüber sein, was ich mir überlegt habe.
Mit welchen Erwartungen geht ihr also ins Duell des Jahres?
DANITSA: Ich hab keine Erwartungen, ich ver suche, eine ganz besondere Show abzuliefern. Am Ende wird es auf das Publikum ankommen. Selbst wenn ich etwas Aussergewöhnliches schaffe, könnte die Community von Di-Meh viel grösser sein und ihm zum Sieg verhelfen.
Di-Meh über seinen Spagat zwischen Selbstbewusstsein und Demut
Danitsa über die Gratwanderung ihrer Live-Performance
DI-MEH: Das wäre toll. Auch wenn nicht alle für mich da sind, wünsche ich mir, dass es richtig voll wird. Die Show lebt von den Leuten.
Macht euch das nervös?
DI-MEH: Ich gehe quasi jeden Tag auf die Bühne. So ein Auftritt, auch wenn der beim SoundClash etwas anderes ist, macht mich nicht nervös. Das kann ich gut ausblenden. Es wird aber eine Her ausforderung für mich, die Tracks neu und an ders zu performen. Mein Plan deshalb: viel üben.
DANITSA: Noch nicht. Ich hab 2022 über 60 Shows mit meiner Live-Band gespielt, das gibt mir etwas Gelassenheit. Und selbst wenn beim Red Bull SoundClash nicht alles perfekt läuft, ist das nicht so schlimm. Was ich vorberei tet habe, all diese einzigartigen Arrangements meiner Songs, werde ich auch bei anderen Auf tritten 2023 beibehalten. Für mich ist der SoundClash also in jedem Fall ein Gewinn.
«Ich bleibe selbstbewusst – auch wenn ich Druck spüre.»
«Ja, Danitsa ist gut. Aber ich habe einige Asse im Ärmel.»
THE RED BULLETIN 89
27und 28. Januar ICE, ICE, BABY
Schon mal eisklettern gewesen? Das ist ein biss chen wie klassisches Klet tern, bloss dass man dabei kurze Eispickel in die Wand schlägt. Beim Ice Climbing World Cup in Saas-Fee treten die Besten in dieser Disziplin an. Über 100 Ath letinnen und Athleten aus 20 Ländern stellen hier im 32 Meter hohen «IceDome» ihr Können unter Beweis. Und wer mag, kann es dann auch gleich selbst ausprobieren. iceandsound.com
März bis 2. April
DER BERG RUFT …
... zum Saisonabschluss. Die Freeride World Tour feiert ihr Finale: beim «Xtreme Verbier» an der legendären Nordseite des Bec des Rosses. Kein anderer Berg wird von den Fahrern und Fahrerinnen mehr gefürchtet als das Massiv in den Walliser Alpen. Der Kurs führt vom Start auf 3223 Höhenmetern ins 500 Meter tiefer liegende Ziel und hat dabei teilweise ein Gefälle von 60 Grad. Das macht den Hang zu einer der schwierigsten Abfahrten der Welt. freerideworldtour.com
12Januar DIE MISCHUNG
MACHT’S
Der Unterschied zwischen Freeride und Freestyle?
Die einen tummeln sich im Powder, die anderen im Fun-Park. Backcountry Freestyle ist quasi der Hy brid davon: spektakuläre Tricks im Tiefschnee. Die besten Performer treten an beim «The Backcountry Invitational». Der Contest findet zwischen dem 12. Januar und 10. Februar statt. Wann genau, wird 48 Stunden vorher bekannt gegeben. nendaz.ch
bis 22. Januar WILLKOMMEN AM BOARD
Die Laax Open sind das prestigeträchtigste Snowboard-Event Europas. 300 Snowboarder wie Leon Vockensperger (Bild) –und erstmals auch Freeskifahrer – messen sich hier auf dem Crap Sogn Gion in den Disziplinen Halfpipe und Slopestyle. Live auf Red Bull TV: redbull.com/laaxopen23
Februar
DIE HOHE KUNST DER STRASSE
Die Slopestyle-Elite kommt nach Bad Gastein – und verwandelt den österreichischen Kurort in einen Funpark. Bei Red Bull PlayStreets zeigen die Freeski-Stars in den schmalen Gassen an den Rails, Drops und an einem Kicker ihre besten Tricks. Der Eintritt ist frei. Wem der Weg zu weit ist, der kann sich das ActionSpektakel ab 19 Uhr live auf Red Bull TV ansehen. redbull.com/playstreets
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CLÄRENORE STINNES
EINMAL UM DIE WELT
Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die aussergewöhnlichen Geschichten inspirierender Figuren faktentreu, aber mit literarischer Freiheit.
Folge 15: Wie eine Frau im frühen Autozeitalter Geschichte schrieb.
Als Clärenore Stinnes in einem «stinknormalen» – ihre Bezeich nung! –, serienmässig produzierten Personenkraftwagen als erster Mensch die Erde umrundete, das hiess: in einer Fahrt von zwei Jahren Dauer 40.000 Kilometer zurücklegte, war meine Mutter vierzehn Jahre alt. Ihr Vater, mein Grossvater, war Automechaniker, damals ein seltener, ein wenig mit Argwohn hochangesehener Beruf. Meine Mutter sammelte alle Zeitungsartikel über das «Fräulein Stinnes», sie legte ein Album an, und über Beziehungen ihres Vaters gelang es ihr, ein Bild der Verehrten zu bekommen, mit Autogramm. Das Album mit den Artikeln und die Autogrammkarte habe ich geerbt. Auf dem Bild ist Clärenore Stinnes zu sehen, wie sie neben ihrem Adler Standard 6 steht – Sechs Zylinder Reihen Ottomotor, 50 PS, Hinterradantrieb, hydraulische Bremsanlage, Drei Gang Getriebe, Hochbettrahmen Konstruktion, Starrachsen vorne und hinten. Sie hält eine Zigarette mit langer Spitze zwischen den Fingern der rechten Hand, in der linken ein Paar Lederhandschuhe, auf dem Kopf trägt sie eine Lederhaube, gekleidet ist sie wie ein Mann, Anzug und Krawatte, sie lächelt, wie mir scheint, geistesabwesend.
MICHAEL KÖHLMEIER
Der Vorarlberger Bestsellerautor gilt als bester Erzähler deutscher Zunge. Zuletzt erschienen: der Roman «Matou», 960 Seiten, Hanser Verlag.
Ich glaube, mehr als hundertmal hat mir meine Mutter die Geschichte von Clärenore Stinnes erzählt.
Clärenore Stinnes wurde 1901 in Mühl heim an der Ruhr geboren. Ihr Vater war ein Grossindustrieller, sie war sein Liebling, von ihren Brüdern hielt er nicht viel. Er brachte ihr persönlich das Autofahren bei. Immer wieder habe er gesagt, der Zweck dieser Erfndung sei es nicht, Personen oder Dinge von A nach B zu trans portieren, sondern schnell zu fahren, und zwar so schnell wie möglich. Damals gab es noch Stimmen, wissenschaftliche Stim men, wie sie sich selbst bezeichneten, die behaupteten mit erhobenem Zeigefnger, der Mensch könne eine Geschwindigkeit von über 50 Kilometern in der Stunde auf die Dauer nicht ohne psychische Deformationen überstehen.
Clärenore und ihr Vater waren nicht dieser Meinung. «Und wenn es so ist», pfegte ihr Vater zu sagen, «dann überstehen wir halt die psychischen Deformationen.» Clärenore war seine Vertraute, auch und vor allem in geschäftlichen Dingen. Nach ihrem Schulabschluss machte er sie zu seiner ersten Sekretärin, sie weihte er als Einzige in alle Firmengeheimnisse ein.
In der Jugend meiner Mutter war das «Fräulein Stinnes» ihr unangefochtenes Vorbild gewesen. Meine Mutter stammte aus Coburg im oberfränkischen Teil Bayerns. Sie war – das ist verbürgt – die erste Frau der Stadt, die den Führerschein machte, was nur möglich war, weil sich mein Grossvater tüchtig ins Zeug ge legt hatte. Eine Frau hinter dem Steuer wurde damals als noch bizarrer empfunden als eine Frau auf einem universitären Lehrstuhl.
Der Vater starb, als Clärenore dreiundzwanzig Jahre alt war. Im selben Jahr nahm sie zum ersten Mal an einem Autorennen teil, ihm zu Ehren. Sie war die erste Frau in Europa, die so etwas tat. Nicht einmal entschlossene Suffragetten fanden das «geziemend». In den folgenden drei Jahren feierte sie siebzehn Siege, immer war sie die einzige Frau am Start.
Und dann der grosse Plan: im Auto um die ganze Welt fahren!
BOULEVARD DER HELDEN
92 THE RED BULLETIN MICHAEL KÖHLMEIER BELICTA CASTELBARCO, CLAUDIA MEITERT GETTY IMAGES (3)
THE RED BULLETIN 93
Alles habe sie selber gemacht, sagte meine Mutter. Sie habe sich die besten Karten aller Erdteile be sorgt, habe wochenlang telefoniert und gekabelt mit diversen Missionschefs, Diplomaten und Handelsstationen, habe sich Empfehlungsschreiben und offzielle Genehmigungen für britische, französische und andere Kolonien gesichert. Sie besorgte sich einen Lastwagen, der mit Treibstoff und Ersatzteilen beladen werden und sie begleiten sollte. Strenge Befragungen habe sie abgehalten, sie brauchte zwei Mechaniker und einen Fah rer, starke, verlässliche, unerschrockene Männer. Eine Konstruktion habe sie gezeichnet und in Auftrag gegeben: dass die Sitze zurückgeklappt und als Liegen verwendet werden können. Wegen des grösseren Energiegewinns sollte der Wagen nicht mit Benzin, sondern mit Benzol fahren. Eine ordentliche Waffensammlung wurde auch aufgeladen, Gewehre, Pistolen, Revolver, Bowiemesser. Es gab Strecken, von denen hiess es, sie seien so gefähr lich wie der Weg in die Hölle. Ausserdem nahm sie zu ihrem «persönlichen Schutz» zwei scharf abgerichtete Terrier mit, Billy und Lilly. Finanziert habe sie ihr Aben teuer weitgehend selbst, Kosten: 100.000 Reichsmark. Sie liess sich ihren Anteil des Erbes auszahlen. Und natürlich wollte sie, dass die Welt von ihrem Unternehmen erfahre. Zwei Tage bevor sie ihre Reise antrat, lernte sie bei einer Tanzveranstaltung, die in Frankfurt zu ihrem Abschied gegeben wurde, den schwedischen Fotografen Carl Axel Söderström kennen. Sie sei auf ihn zugegangen, habe mit dem Zündschlüssel ihres Adler Standard auf ihn gezeigt – so erzählte mir meine Mutter – und habe ihm auf den Kopf zugesagt: «Kommen Sie mit!» Und Herr Söderström? Er habe gesagt: «Erlauben Sie mir, dass ich mich zuvor noch umziehe?» Und sie: «Aber beeilen Sie sich!»
Ich fragte meine Mutter: «Hat es damals schon Zünd schlüssel gegeben?»
Sie sagte: «Das ist typisch für dich, du hältst dich immer mit Nebensächlichkeiten auf!»
«Entschuldige», sagte ich. «Erzähl weiter!»
Die Fahrstrecke hatte Clärenore Stinnes so präzise wie nur möglich geplant. Sie war darauf vorbereitet, dass sie immer wieder würde improvisieren müssen. Die Reise führte zunächst über den Balkan hinein nach Russland, nach Moskau, und sollte weiter gehen über die russischen Weiten durch die Wüste Gobi nach Peking. Bereits wenige Tage nach der Abfahrt in Moskau gaben die beiden Techniker auf. Das Gelände war unwegsam, sie blieben im Dreck stecken, zweimal mussten sie Überfälle von marodierenden Horden ab wehren. Gestandene Männer, die beiden Mechaniker,
weinend sassen sie im Schlamm, den Rücken an je ein Rad des Lastwagens gelehnt.
Clärenore liess sich nicht beirren. «Dann mache ich es eben allein», sagte sie.
Allein war sie nicht. Der Fahrer des Lkw hielt ihr die Treue – ebenso Carl Axel Söderström.
Der Fotograf war verheiratet, und zu Beginn der Reise wäre ihm «um alles in der Welt» nicht in den Sinn gekommen, seine Familie zu verlassen. Aber dann Carl Axel und Clärenore verliebten sich ineinander.
«Es war », erzählte sie viel später, da war sie eine alte Frau, fast neunzig, und Carl Axel Söderström schon seit über zehn Jahren tot, «es war, als wären wir beide, Mann und Frau, die letzten Menschen auf der Welt.»
«Natürlich mussten sich die beiden verlieben», kommentierte meine Mutter. «Was sollen die letzten Menschen denn anderes tun?»
Ich gab ihr recht.
Von Moskau ging die Reise weiter durch Sibirien, Kasan, Omsk, Nowosibirsk, Irkutsk – bei unter minus 30 Grad überquerten sie den zugefrorenen Baikalsee –, dann, wie erwähnt, durch die Gobi nach Peking. Mit dem Schiff setzten sie nach Japan über, wo sie auf der Insel «ein paar Runden drehten». Dann ging es weiter, wieder mit dem Schiff, nach Hawaii und von dort nach Südamerika. Eigentlich wollten sie über die Anden fahren bis Buenos Aires, aber diese Strecke war auch mit unverantwortlicher Verwegenheit nicht zu schaffen. Mit Dynamit mussten sie sich Wege freisprengen, schliesslich gaben sie diesen Plan auf. Sie fuhren durch Mittelamerika und an der Westküste der USA nach Vancouver.
Dort versprachen sich die beiden ein gemeinsames Leben bis zum Tod. Carl Axel Söderström kabelte seiner Frau in Schweden, sie solle sich auf die Scheidung vor bereiten. Die Fahrt quer durch Nordamerika bezeichneten sie als ihre Hochzeitsreise.
In Detroit, der Stahl und Autostadt, besuchten sie Henry Ford – der sich sehr interessiert an den Liegesitzen zeigte.
Immer wieder hatten Carl Axel und Clärenore von unterwegs Reiseberichte in die Welt hinaus versandt. Sie waren inzwischen berühmt, viel berühmter, als sie selbst glaubten zu sein. Das wurde ihnen bewusst, als sie in Washington eine Einladung des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Herbert Hoover, er reichte. Er gab ein Abendessen im Weissen Haus für die beiden Abenteurer.
Schliesslich, am 24. Juni 1929, ging ihre Reise nach zwei Jahren zu Ende. Mit dem Schiff fuhren sie von New York nach Le Havre. Von dort bis Berlin war die Fahrt ein einziger Siegeszug, der in einer feierlichen Parade auf der Rennstrecke Avus endete. Gesamtstrecke: 46.758 Kilometer.
«Und dann?», fragte ich meine Mutter. «Was dann?»
«Was haben die beiden dann gemacht? «Geheiratet. Was sonst.»
BOULEVARD DER HELDEN
94 THE RED BULLETIN
Ihre Mechaniker gaben bereits kurz nach Moskau auf. Weinend sassen sie im Schlamm.
In Detroit besuchte Stinnes
eine Frage. Die Frage lautet: Wozu sind Vorbilder da? Die falsche Antwort ist: Vorbilder sind dazu da, damit wir angespornt werden, etwas Ähnliches zu tun, wie sie getan haben.»
Ich wusste, sie wollte, dass ich frage: «Und was ist die richtige Antwort?»
«Sind sie noch einmal losgefahren? In Australien waren sie ja nicht und in Afrika auch nicht. Also haben sie nicht die ganze Erde bereist.»
Das hörte meine Mutter nicht gern. Diese beiden Kontinente seien eben nicht am Weg gelegen, sagte sie. Man könne nicht alles haben.
«Und du?», fragte ich.
«Was ist mit mir?»
«Hat es dich gejuckt? Ich meine … du warst die erste und lange die einzige Frau in Coburg, die den Führer schein hatte … hast du nie daran gedacht, es deinem Vorbild irgendwie nachzumachen?»
«Ach», sagte sie – und dann liess sie sich Zeit. Ich wusste ja, wozu sie diese Zeit nutzte, nämlich um von Frustration zu Ironie und von Ironie zu Fröhlichkeit überzuwechseln. Schliesslich fuhr sie fort: «Weisst du, ich habe etwas gelernt. Nämlich Antwort zu geben auf
Nun war sie bei der Fröhlichkeit angelangt: «Die rich tige Antwort ist: damit wir es nicht mehr tun müssen. Sie haben es getan. Also ist es getan. Also braucht es ein anderer nicht mehr zu tun.»
Clärenore Stinnes und Carl-Axel Söderström zogen nach ihrem grossen Abenteuer nach Schweden, dort bewirtschafteten sie einen Gutshof, bekamen drei Kinder und lebten glücklich und zufrieden. Carl-Axel Söder ström starb 1976, Clärenore Stinnes-Söderström 1990.
BEYOND THE ORDINARY
theredbulletin.com
LORENZ HOLDER/RED BULL CONTENT POOL
Henry Ford, Präsident Hoover lud sie zum Abendessen ein.
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