business - Das Finanzmagazin von Raiffeisen OÖ

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Das Finanzmagazin von Raiffeisen Oberösterreich

NR. 1 / 2022

www.raiffeisen-ooe.at/business

MEGATREND GESUNDHEIT

AM PULS DER ZEIT Med Campus Linz // E-Health // Sportindustrie


WIR ENTWICKELN SICHERHEIT. Im Wirtschaftsleben lassen sich manche unliebsamen Ereignisse einfach nicht ausschließen. Daher ist ein Partner an Ihrer Seite besonders wichtig, der diese Gefahrenquellen kennt und mit einem durchdachten System abfedert. Die RVM Versicherungsmakler betrachten Ihre Risikosituation ganzheitlich und entwickeln zukunftsweisende Lösungen. Unsere Kernkompetenzen:

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VORWORT

GESUNDHEIT ALS MEGA­TREND UND WIRTSCHAFTSFAKTOR DER ZUKUNFT

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ.

I

n den letzten zwei Jahren haben wir als Gesellschaft gelernt, uns mit wissenschaftlichen Studien zu beschäftigen. Wir haben über die Funktionsweise von Viren und Impfstoffen gelernt, Einblicke in die herausfordernde Arbeit in Spitälern bekommen, die psychische Gesundheit von Schulkindern thematisiert und Nasenabstriche für Coronatests durchgeführt. Egal ob Medizin, Virologie, Epidemiologie, Ernährung oder Work-Life-Balance: Gesundheit hat sich zu einem Megatrend quer durch alle Lebensbereiche entwickelt. Die Coronapandemie hat auch die damit verbundene Gesundheitswirtschaft zum Topthema gemacht. Medizintechnik birgt enormes Innovationspotenzial Beschleunigt wird dies durch einen enormen Digitalisierungsschub: Mit Apps und smarten Uhren hat man heute nicht nur permanent die eigenen Vitalfunktionen im Blick, wir können uns auch anhand unserer Daten individuelle Wege zu besserer Ernährung, optimalem Schlaf oder effektiven Trainingsmethoden zeigen lassen. Uns stehen damit Analysen und Instrumente zur Verfügung, zu denen lange nur Spitzenathleten Zugang hatten. Die Digitalisierung spielt aber auch in anderen Gesundheitsbereichen wie der Diagnostik, in der Pharmalogistik oder im Operationssaal eine immer wichtigere Rolle. Gerade in Oberösterreich gibt es im Bereich Medizintechnik ein enormes Innovationspotenzial, nicht nur Industrie­ unternehmen, sondern auch KMU, Start-ups und Investoren haben erkannt, dass Gesundheit unabhängig von Corona ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Wachstumsmarkt ist.

seine Anteile kürzlich an das Management sowie an die Invest AG, die Private-Equity-Gesellschaft der Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich, abgegeben hat – ein wichtiger Schritt für die Versorgungssicherheit und Wertschöpfung in Österreich. Moderne Ärzteausbildung in Linz Zum Gesundheitstrend gehört natürlich auch eine adäquate Vorsorge, um im Fall der Fälle die passende Behandlung zu bekommen und ab­ gesichert zu sein. Laut einer aktuellen Studie der Ärztekammer ist in den nächsten zehn Jahren aufgrund der Altersstruktur mit einem Rückgang der besetzten Arztstellen um 5,5 Prozent von aktuell rund 47.000 auf 44.400 im Jahr 2030 zu rechnen. Umso wichtiger ist es, junge Mediziner auch in Oberösterreich auszubilden. Hier geht man am neuen Med Campus der Johannes Kepler Universität in Linz neue Wege, denn schon in der Ausbildung bekommen die Studentinnen und Studenten Zugang zu modernsten digitalen Innovationen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre!

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ Aktiengesellschaft.

© RLB OÖ/Werner Harrer

Spielerischer Zugang zum ökologischen Fußabdruck Auf den folgenden Seiten lesen Sie über einen in Oberösterreich entwickelten Simulator für Neurochirurgen, auf dem Hirn-OPs in Echtzeit trainiert werden können. Sie erfahren, warum die Firma Löffler bei Sportbekleidung auf nachhaltige Materialien setzt und womit Intersport als Sporthändler bei Kunden aktuell besonders erfolgreich agiert. Im Fokus dieses Heftes stehen auch Zukunftsstrategien in der Lebensmittelbranche: GOURMET Kids versorgt jeden Tag 80.000 Kinder in Kindergärten und Schulen und versucht dabei, sie über gesunde Speisen und einen spielerischen Zugang für Ressourcenschonung, Regionalität und den eigenen ökologischen Fußabdruck zu sensibilisieren. Herba Chemosan in heimischer Hand Einen wesentlichen Anteil daran, dass die Versorgung mit Medizinprodukten in Österreich reibungslos abläuft, hat die Herba-ChemosanUnternehmensgruppe. Als Marktführer in Österreich stellt sie die Belieferung von Apotheken mit Arzneimitteln sowie die Auslieferung von Covid-Impfstoffen sicher. Alleiniger Eigentümer des Pharmalogistikunternehmens war bisher der US-amerikanische Konzern McKesson, der

IN OBERÖSTERREICH GIBT ES IN DER MEDIZINTECHNIK ENORMES INNOVATIONSPOTENZIAL. business 03


INHALT/IMPRESSUM

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VORWORT

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LEBENS-TECHNIK

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„RADIKAL NEUE THERAPIEN“

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VERSORGUNGS-SICHERHEIT

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BILDUNGS-OFFENSIVE

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TRAININGS-ERFOLG

Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender.

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Oberösterreich entwickelt sich zum Hotspot für Unternehmen aus den innovativen Lifesciences-Bereichen.

Der weltweit renommierte Genetiker und Unternehmensgründer Josef Penninger im Interview über Zukunft und Grenzen der Medizin.

Herba Chemosan, der heimische Marktführer in der Pharmalogistik, bekommt mit Unterstützung der Invest AG wieder österreichische Eigentümer.

Der Campus der Medizinischen Fakultät der JKU in Linz setzt gleich in mehrfacher Hinsicht neue Benchmarks.

Die Pandemie verhalf der Sportbranche zu neuen Höhenflügen. Handel und Gerätehersteller bejubeln Umsatzrekorde, Fitnesscenter erfanden sich neu.

GENUSS MIT MEHRWERT

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Impressum Medieninhaber: Land Oberösterreich

Impressum

Herausgeber: Impressum Amt der OÖ Landesregierung Amt der Medieninhaber: Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Direktion Land Oberösterreich Herausgeber: Impressum Abteilung Wasserwirtschaft Abteilun Mit der neuen Konzernzentrale im Tiroler Herausgeber: Amt der OÖ Landesregierung Amt der OÖ Landesregierung Kärntnerstraße 12, 4021 Linz Kärntner Medieninhaber: Kirchbichl startet Balmung Medical zur Amt der OÖ Landesregierung Amt der Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Tel.: (+43 732) 7720-12424 Tel.: (+43 Land Oberösterreich Eroberung der Weltmärkte durch. Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Direktion Abteilung Wasserwirtschaft Abteilung Anlagen-, Umwelt- und Wasserrec E-Mail: ww.post@ooe.gv.at E-Mail: a Herausgeber: Abteilung Kärntnerstraße Wasserwirtschaft Abteilun Kärntnerstraße 12, 4021 Linz 12, 4021 Linz Projektleitung: Wie digitale Technologien helfen, Erkrankungen Amt (+43 der OÖ Amt (+43 der OÖ Kärntnerstraße 12, 4021 Linz Kärntner Tel.: 732)Landesregierung 7720-12424 Tel.: 732)Landesregierung 7720-12599 Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) zu verhindern oder Patienten bei der Genesung Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft Tel.: (+43 732) 7720-12424 Tel.: (+43 E-Mail: ww.post@ooe.gv.at E-Mail: auwr.post@ooe.gv.at Buchempfehlungen fürww.post@ooe.gv.at den Businessalltag. Abteilung Wasserwirtschaft Abteilung Anlagen-, Umwelt- und Wasserrec und Rekonvaleszenz zu unterstützen. Projektbegleitung: E-Mail: E-Mail: a Projektleitung: Kärntnerstraße 12, 4021 Linz Kärntnerstraße 12, 4021 Linz Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ISS – Integ Projektleitung: Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) Tel.: (+43 732) 7720-12424 Tel.: (+43 732) 7720-12599 AutorInnen: Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) Projektbegleitung: E-Mail: ww.post@ooe.gv.at E-Mail: auwr.post@ooe.gv.at Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) Projektbegleitung: Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ISS – Integrated Sustainability Solutions) Projektleitung: Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ISS) Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ISS – Integ Impressum/Offenlegung AutorInnen: Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) Dipl.-Ing. Klaus Wachtveitl (Abt. WW) Medieninhaber und Herausgeber: Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktien­gesellschaft, Europaplatz 1a, 4020 Linz. ­Aktionäre der Raiffeisenlandesbank ­Ober­österreich AutorInnen: Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) a Astrid Wagner mit (Abt. AUWR) MMag.­G ­Aktiengesellschaft sind zu rund 98,92 Prozent die RLB Verbund registrierte G ­ enossenschaft und zu rund 1,08 Prozent die RLB Holding registrierte enossenschaft ­beschränkter Projektbegleitung: Dipl.-Ing. Christian Kneidinger (Abt. WW) Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ISS) Haftung OÖ. Nähere Details sind im Internet unter www.rlbooe.at/impressum a ­ brufbar. • Vorstand: Dr. Heinrich Schaller, Mag. Michaela Keplinger-Mitterlehner, Dr. Michael Glaser, Dipl.-Ing. Gerald Steindlegger (Steindlegger ISS – Integrated Sustainability Solutions) Fotos/Illustrationen: Land OÖ/Abt. Wasserwirtschaft Gerald (Steindlegger ISS) Mag. Stefan Sandberger, Mag. Reinhard Schwendtbauer • Konzept und Produktion: PG The C ­ orporateDipl.-Ing. ­PublishingKlaus Group GmbH (CPG), RH 3,Steindlegger 1220 Wien, Tel.: Wachtveitl (Abt. Lavaterstraße WW)Dipl.-Ing. 1, ©Trueffelpix - stock.adobe.com ٠ ©alexandrink1966 - s AutorInnen: a +43/1/405 46 40-762, ­s.wagner@cpg.at • Für den Inhalt ­verantwortlich/Chef­redaktion: Wolfgang Aschenwald (Corporates) und Johannes Grüner (Public Relations) • Bestellung oder Dipl.-Ing. Klaus Wachtveitl (Abt. WW) MMag. Astrid Wagner (Abt. AUWR) stock.adobe.com ٠ ©Olivier Le Moal - stock.adobe.com ­Abbestellung des M ­ agazins: business@rlbooe.at • Beratung: Mag. Stefan Schatz/CPG • Autoren dieser Dipl.-Ing. Ausgabe: Rosi Dorudi, Johannes(Abt. Grüner, Robert Mayer, Markus Christian Kneidinger WW) a Prazak, Susanne Astrid Wagner (Abt. AUWR) MMag. Land OÖ/Abt. Wasserwirtschaft ٠ Bayerisches Landesamt Umwelt Mittermüller, Christian Prenger, Stefan Schatz • Layout­konzept: CPG • ­Art­direction: ­Gerald Fröhlich/CPG •Fotos/Illustrationen: L ­ ektorat:Gerald Mag. Charlotte Babits • Redaktions­ m anage­ ment: Silvia Wagner/CPG • - für Kneschke - stock.adobe.com ٠ ©smolaw11 stock.adob Dipl.-Ing. Steindlegger (Steindlegger ISS) ­Geschäftsführung CPG: M ­ arkus Wagner, Tel.: +43/1/405 46 40-768, m.wagner@cpg.at; Stefan Schatz, Tel.: +43/1/405-46 40-760, s.schatz@cpg.at • Coverbild: -Getty Images / Fotos/Illustrationen: Land OÖ/Abt. Wasserwirtschaft ©Trueffelpix stock.adobe.com ٠ ©alexandrink1966 stock.adobe.com ٠ ©Alex from the Ro Dipl.-Ing. Klaus Wachtveitl (Abt. WW) Grafik/Layout: Julia Tauber Kamil Krawczyk • Druck: Druckerei Haider Manuel e.U., 4274 Schönau i.M. - stock.adobe.com ٠ ©alexandrink1966 -s stock.adobe.com ٠ ©Olivier Le Moal©Trueffelpix - stock.adobe.com ٠ ©Gajus - stock.adobe.com ٠ ©Ro MMag.a Astrid Wagner (Abt. AUWR) Druck:- Druckerei Manuel e.U.- -stock.adobe.com stock.adobe.com ٠Haider ©Olivier Le Moal Kneschke - stock.adobe.com ٠ ©smolaw11 stock.adobe.com ٠ ©fotomek stock.adobe.co Fotos/Illustrationen: Land OÖ/Abt.Kneschke Wasserwirtschaft ٠ Bayerisches Landesamt- für Umwelt stock.adobe.com ٠ ©smolaw11 stock.adob Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: 1. Auflage,-Mai 2021 Grafik/Layout: Julia Tauber nach der Österreichisches ©Trueffelpix ٠ ©alexandrink1966 - stock.adobe.com ٠gedruckt ©Alex from theRic Ro Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: R ­ aiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktien­gesellschaft, ­Europaplatz 1a,- stock.adobe.com 4020 Linz. Julia Tauber des Österreichischen U Umweltzeichen Dank für die Mitarbeit an: - stock.adobe.com Druck: Druckerei Manuel e.U.Grafik/Layout: stock.adobe.com ٠Haider ©Olivier Le Moal - stock.adobe.com ٠ ©Gajus ٠ ©Ro Grundlegende Richtung und Blattlinie: business ist das Finanzmagazin der Raiffeisenlandesbank OÖ und beleuchtet wichtige Druckerei Haider Man UW 1157 Mag. Markus Einberger, Roland Mag.a U Finanz- und ­Wirtschaftsthemen. Das Magazin informiert über interessante C ­ hancen und Entwicklungen, nützliche stock.adobe.com Services Druck: HaiderMag. Manuel e.U. Graspon, Kneschke ٠ ©smolaw11 - Druckerei stock.adobe.com ٠ ©fotomek - stock.adobe.co 1. Auflage,-Mai 2021 gedruckt nach der Josef Richtlinie „Druckerzeugnisse“ und zahlreiche Best-Practice-Beispiele. Es ist politisch unabhängig und b ­ ekennt sich zur sozialen MarktwirtschaftÖsterreichisches und zur Dipl.-Ing. Franz Stiebitzhofer, Mag. Johannes Weic 1. Auflage, Mai 2021 Grafik/Layout: Julia Tauber des Österreichischen Umweltzeichens, Integration in Europa. Im Sinne leichterer Lesbarkeit werden geschlechts­spezifische ­Bezeichnungen meist nur in die ihrer Umweltzeichen Dank für Mitarbeit an: Weitere Informationen zum erhalten Sie u Druckerei Haider Manuel e.U., UWDatenschutz 1157 UW 1157 a männ­lichen Form angeführt. Satz- und Druckfehler ­vorbehalten. Dank für die Mitarbeit an: Ulrike Steinmair, Mag. Markus Einberger, Roland Druck: Druckerei HaiderMag. Manuel e.U. Graspon, Mag. www.land-oberoesterreich.gv.at/datenschutz Mag.Johannes Markus Einberger, Mag. Roland Graspon, Mag.a U Dipl.-Ing. Franz Josef Stiebitzhofer, Mag. Weichselbaumer, Dr. Harald Wimmer 1. Auflage, Mai 2021 Dipl.-Ing. Franz Josef Stiebitzhofer, Mag. Johannes Weic Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie unter: Dank für die Mitarbeit an: 04 business Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie u www.land-oberoesterreich.gv.at/datenschutz Mag. Markus Einberger, Mag. Roland Graspon, Mag.a Ulrike Steinmair, www.land-oberoesterreich.gv.at/datenschutz Dipl.-Ing. Franz Josef Stiebitzhofer, Mag. Johannes Weichselbaumer, Dr. Harald Wimmer Medieninhaber: Land Oberösterreich

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Fleischalternativen, bequeme Convenience, minimaler ökologischer Fußabdruck – die Zukunftsstrategien der Lebensmittelbranche.


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INNOVATIVER

LEBEN Leiden mindern, Krankheiten heilen, Leben retten – Lifesciences sind als innovativer Kernbereich der Gesundheitswirtschaft ein wichtiges Zukunftsfeld in Österreich. Mit seinen vielen Unternehmen und Kompetenzen in Medizintechnik, Pharma und Biotechnologie hat sich vor allem der Standort Oberösterreich als guter Boden für wichtige Player entwickelt. Text: Rosi Dorudi • Foto: stock.adobe.com / chokniti


MEDIZINTECHNIK

Die Verschmelzung von Medizin und Robotik Ein Aneurysma im Gehirn ist gefährlich. Es kann zu einem Schlaganfall oder einer Gehirnblutung und damit auch zum Tod führen. Medusa, das

MEDIZINTECHNIK UND IT WACHSEN ZUSAMMEN. DA BRAUCHT ES INNOVATIONEN. FRAUKE WURMBÖCK, MEDIZINTECHNIK-CLUSTER OÖ

Frauke Wurmböck Managerin MedizintechnikCluster in der Standortagentur Business Upper Austria.

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Dr. Michael Giretzlehner Projektleiter RISC Software GmbH: entwickelt Trainingsplatt­ form für Neurochirurgie.

DER WELTMARKT FÜR MEDIZINTECHNIK WÄCHST PRO JAHR UM SECHS PROZENT. STEFAN GRAFENHORST, GREINER AG

Forschungsprojekt unter Beteiligung von 13 oberösterreichischen Einrichtungen und Unternehmen, soll die komplizierten chirurgischen Eingriffe am Gehirn mithilfe ausgeklügelter Medizintechnik revolutionieren. Konsortialführerin ist die Forschungsabteilung Medizin-Informatik der RISC Software, die sich seit Jahren erfolgreich mit der systematischen Verarbeitung von Daten, Informationen und Wissen in der Medizin und im Gesundheitswesen befasst. Leiter Dr. Michael Giretzlehner über das Projekt: „Medusa, ein Akronym aus dem Projektnamen Medical EDU­ cation in Surgical Aneurysm Clipping, ist die Entwicklung einer Trainingsund Planungsplattform für Neurochirurgen, um komplexe Eingriffe am Gehirn detailreich und ganzheitlich simulieren zu können.“ Nach rund zwei Jahren Laufzeit wurde nun mit „Stheno v1.0“ der erste Prototyp erfolgreich fertiggestellt. Der Simulator basiert auf einem hybriden Ansatz, der zum einen aus einem künstlich gefertigten Schädel samt künstlichem Gehirngewebe besteht und zum anderen aus virtuell überlagerten Bildern, welche die Simulationsumgebung in Echtzeit erweitern. „Chirurgen können so den künstlich gefertigten Patienten haptisch fühlen und innere, ansonsten nicht sichtbare anatomische Strukturen in Form von virtuell erzeugten Hologrammen sehen“, erläutert Giretzlehner. Mittelfristig soll das Projekt zur Etablierung eines Simulations- und Kooperationszentrums in Oberösterreich führen. Das ambitionierte Projekt unterstreicht die hohe Attraktivität der Region als Medtech-Standort, an dem auch echte Global Player und Weltmarktführer beheimatet sind. Wie etwa Greiner Bio-One, die auf den Medizinbereich spezialisierte Tochter des Kunst- und Schaumstoffriesen Greiner AG. Sicher unter Verschluss Täglich landen literweise Speichel für das Coronatesten mittels PCR-Verfahren in den PET-Röhrchen von Greiner Bio-One. Die Tochter des Kunstund Schaumstoffriesen Greiner AG ist auf Entwicklung, Produk­tion und Vertrieb von Kunststoffartikeln für den Laborbedarf spezialisiert. Ihre Vacuette-Virusstabilisierungsröhrchen wurden in kürzester Zeit entwickelt und im März 2020 am Markt eingeführt. „Der enorme Zeitdruck, der Qualitätsanspruch und der Nachweis der Produktperformance stellten dabei die größten Herausforderungen dar“, erzählt Stefan Grafenhorst, Global Head of Sustainability & Corporate Affairs der Greiner AG. Probenentnahmesysteme für Blut, Urin und Speichel zählen zu den vielen innovativen Produkten des Konzerns, der mit über 11.000 Mitarbeitern an 139 Standorten in 34 Ländern längst zum Global Player herangewachsen ist.

MIT MEDUSA KANN MAN KOMPLEXE EINGRIFFE AM GEHIRN SIMULIEREN. MICHAEL GIRETZLEHNER, PROJEKTLEITER RISC SOFTWARE

© BusinessUpperAustria, RISC Software GmbH, Greiner Holding AG, www.pov.at, Thomas Lerch

K

aum eine andere Branche in Österreich verzeichnet eine so hohe Investition in Forschung und Entwicklung wie die Lifesciences: 982 Unternehmen mit rund 60.000 Mitarbeitern erwirtschafteten im Jahr 2021 einen Umsatz von 25,1 Milliarden Euro. Nicht zuletzt die Coronapandemie, die in den vergangenen zwei Jahren das Gesundheitssystem an seine Grenzen brachte, hat weltweit die Nachfrage nach spezifischen Medizintechnikprodukten steigen lassen. Mit dem unternehmerischen Know-how von über 80 innovativen Firmen und deren rund 11.000 hoch qualifizierten Beschäftigten hat sich allen voran der Standort Oberösterreich zu einer Kompetenzregion in der Medizintechnik etabliert. „Oberösterreich ist ein starkes Industrieland und verfügt über eine Branchenstruktur mit hervorragenden Netzwerken und durchdachten Entwicklungsinstrumenten, die durch eine enorme politische Unterstützung untermauert werden“, sagt Frauke Wurmböck, Managerin des Medizintechnik-Clusters der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria. Seit 2002 fördert der Cluster als zentrale Schnittstelle Know-how-Transfer und das Zusammenspiel der heimischen Akteure. „Die technischen Entwicklungen in der Medizin sind äußerst dynamisch“, so Wurmböck. Nanotechnologien seien ebenso auf dem Vormarsch wie Biotechnolo­ gien. „Zudem wachsen Medizintechnik und IT stetig zusammen. Diese Herausforderungen verlangen nach innovativen Lösungen. Wir bieten hier eine enge Zusammenarbeit über Ländergrenzen und Branchen hinweg.“ Dazu zählt auch die Initiative „MED UP – Medical Upper Austria“. Mit 6,4 Millionen Euro fördert sie die Entwicklung neuer Technologien, darunter das Forschungsprojekt Medusa, das im Rahmen des strategischen Wirtschafts- und Forschungsprogramms des Landes Oberösterreich als Leitprojekt ausgewählt wurde.


MEDIZINTECHNIK

Stefan Grafenhorst Global Head of Sustainability & Corporate Affairs der Greiner AG.

Werner Trenker Geschäftsführer der MED TRUST Handelsges.m.b.H.: liefert in 80 Länder.

WIR HABEN IM VORJAHR EINEN SIEBENSTELLIGEN BETRAG IN F&E INVESTIERT. WERNER TRENKER, GESCHÄFTSFÜHRER MED TRUST

Der Gesamtkonzern wächst, besonders dynamisch entwickelt sich Greiner Bio-One. Dem Technologiepartner für Krankenhäuser sowie diagnostische und pharmazeutische Einrichtungen bescherten vor allem die Covid-19-relevanten Produkte 2020 ein Umsatzplus von 36 Prozent. „Natürlich haben sich durch das verstärkte Testvolumen weltweit neue Chancen in der Mikrobiologie ergeben“, sagt Grafenhorst. „Medizintechnik ist eine Zukunftsbranche, und wie die letzten beiden Jahre zeigen, hat sie sich als krisensicher erwiesen.“ Eine Aussicht, die den Trend zum Einstieg in die Medizinbranche bei anderen Unternehmen verstärkt. „Der Weltmarkt wird laut Marktforschung jährlich um gut sechs Prozent wachsen“, konstatiert Grafenhorst. „Dies mag einige Unternehmen dazu bewegen, in die Branche zu investieren. Allerdings sind die Eintrittsbarrieren für den weltweit größten Markt, die USA, aber auch für den europäischen Markt mit seiner neuen Medizinprodukterichtlinie gestiegen.“ Lebensqualität bei Diabetes Die neue EU-Verordnung für Medizinprodukte und In-vitro-Diagnostika zu erfüllen, ist auch für das etablierte Familienunternehmen MED TRUST herausfordernd. Als Hersteller von Diabetesprodukten wie Blutzuckermessgeräten vertreibt MED TRUST die Eigenmarke „Wellion“ seit 25 Jahren über Distributionspartner in 80 Ländern. „Das ist in unserem Business eine kleine Ewigkeit, es gab zahlreiche Änderungen am Markt“, sagt Geschäftsführer Werner Trenker. „Bei Firmengründung gab es noch nicht einmal ein CE-Zeichen für Medizinprodukte.“ Heute müsse ein Start-up in diesem Bereich von Anbeginn ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem unterhalten, was mit erheblichen Kosten verbunden sei. „Wir haben im vergangenen Jahr im Bereich Forschung & Entwicklung einen siebenstelligen Betrag investiert, um die Qualität der Wellion-Produkte sicherzustellen und neue zu entwickeln“, berichtet Trenker. Zum Leistungsportfolio des Unternehmens zählen zudem Logistik und bedarfsorientierte Administration sowie Marketing- und Vertriebskonzepte

Andreas Grassauer Geschäftsführer Marinomed Biotech AG: schaffte es vom Start-up an die Börse.

für Partnerunternehmen. „Durch neue und innovative Produkte und Versorgungswege konnten wir unseren Marktanteil 2021 in Europa signifikant steigern“, berichtet Trenker. „Ich bin zuversichtlich, dass wir unsere Position als Global Player auch weiterhin ausbauen können.“ Biotechnologie im Aufwind Vom Start-up zum internationalen F&E-Unternehmen schaffte es auch Marinomed. Die Niederösterreicher setzen bei ihren Produkten gegen Atemwegs- und Augenerkrankungen auch auf Rohstoffe aus dem Meer. „Unser erster Wirkstoff stammt aus einer Rotalge, manchmal werden wir als blaue Biotechfirma bezeichnet“, sagt Geschäftsführer Andreas Grassauer. „Heute entwickeln wir auch Wirkstoffe, die nicht aus dem Meer kommen.“ 2006 gegründet, ging Marinomed 2019 erfolgreich an die ­Börse – ein Meilenstein. „Während große Unternehmen die Entwicklung von Medikamenten aus laufenden Einnahmen finanzieren, benötigen kleinere wie wir Kapital, das zumeist von Investoren kommt“, so Grassauer. Innovative Pharmaunternehmen wie Marinomed böten Investoren erhebliche Chancen. Bereits ein einziges erfolgreich entwickeltes Medikament könne ein Unternehmen hochprofitabel machen. Marinomed konnte im vergangenen Jahr mit dem Virusblocker „Carragelose“ bereits einen großen Erfolg erzielen und verzeichnete ein Umsatzwachstum von 40 Prozent mit diesen Produkten. „2021 konnten wir außerdem erstmals Umsätze aus unserer MarinosolvTechnologie generieren“, schildert Grassauer. „Natürlich hoffen wir, dass wir daran anknüpfen können. Unser Ziel ist es, mit unserem Know-how Medikamente für bisher nicht behandelbare Krankheiten zu entwickeln.“ Die Coronapandemie habe das Bewusstsein für die Biotechnologiebranche in Ö ­ sterreich gesteigert. „Sie ist eine Schlüsseltechnologie dieses Jahr­hunderts und wird eine zentrale Rolle bei den großen Themen wie Klima und Nachhaltigkeit spielen“, ist Grassauer überzeugt. ••

BIOTECHNOLOGIE IST EINE SCHLÜSSELTECHNOLOGIE DIESES JAHRHUNDERTS. ANDREAS GRASSAUER, GESCHÄFTSFÜHRER MARINOMED

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INTERVIEW

„DIE VIRUSFORSCHUNG WIRD EXPLODIEREN“ Josef Penninger (57) zählt zu den renommiertesten Genetikern der Welt. Derzeit leitet der Forscher und Unternehmensgründer das Life Sciences Institute an der University of British Columbia. Interview: Stefan Schatz

business: COVID hat die Wissenschaft in den Fokus der Medien gerückt. Steigt das Interesse an medizinischer Forschung? Josef Penninger: Das Interesse an der Wissenschaft ist merklich gestiegen, in Österreich ist die Arbeitssituation für junge Wissenschaftler aber oft schwierig. Doch in der Forschung – vor allem der Grundlagenforschung – zu arbeiten, kann eine spannende Herausforderung sein. In der Pandemie haben wir gesehen: Wenn wir uns auf ein Thema fokussieren, können schnell viele Lösungen gefunden werden – weil schon lange Grundlagenforschung auf diesem Gebiet betrieben wurde, das war zuvor ein eher vernachlässigter Forschungsbereich. Ich denke, dass die Virusforschung explodieren wird. Sie haben selbst eine Reihe von hochinteressanten Unternehmen gegründet: Ist es für Start-ups im medizinisch-pharmazeutischen Bereich leichter geworden, Investoren zu finden? Penninger: Ich habe schon immer Firmen gegründet, da ich als Mediziner meine Forschung für Menschen anwendbar machen will. Die Coronakrise hat die Aufmerksamkeit von Investoren in diese Richtung gelenkt. Etliche Biotechunternehmen haben unglaublich an Wert gewonnen, andere wichtige Bereiche bezüglich Biotechnologie oder Klimawandel kommen aber zu kurz. Der Vorteil bei Investitionen in Biotechunternehmen ist, dass der technologische Fortschritt und damit der Output dieser Unternehmen extrem vorangeschritten ist. Biotech ist sicherlich die Leittechnologie dieses Jahrhunderts. Was werden aus Ihrer Sicht die interessantesten medizinischen Durchbrüche in der Zeit nach der Pandemie werden? Penninger: Es ist toll, dass Wissenschaft endlich den Stellenwert bekommt, den sie verdient. Trotzdem wurde andere Forschung teilweise zurückgefahren, sogar klinische Krebsstudien oder Feldversuche – ein enormer Schaden für alle Betroffenen! Wir haben vor zwei Jahren ein Gen entdeckt, das schlank machen könnte – das ALK-Gen. Wir fragten uns: „Warum gibt es Leute, die essen können, was sie wollen, und dennoch nicht zunehmen?“ Evolution ist resilient und adaptiert sich an die gegebenen Umweltfaktoren, auch an Klimaänderungen. Ich versuche, die Welt mit den Augen der Evolution zu sehen und medizinische Probleme und Erfordernisse alternder Gesellschaften aus neuen Blickwinkeln zu studieren. Daher suchen wir nach Schlankheitsgenen, um Fetthaushalt und Zuckerkrankheit besser zu verstehen.

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Kann die Forschung dazu beitragen, Krankheiten wie Krebs zu „besiegen“? Penninger: Krebs wird es leider immer geben, trotz all unserer Fortschritte. Der Alterungsprozess bringt auch Erkrankungen wie Knochenschwund, Alzheimer oder Zuckerkrankheit mit sich. Schon vor einigen Jahren konnten wir – viele Wissenschaftler gemeinsam – einen Durchbruch mit den völlig neuen Ansätzen in der Krebsimmuntherapie erzielen. Früher war etwa ein metastasierendes M ­ elanom tödlich – heute überleben bis zu 40 Prozent der Betroffenen. Ich selbst habe in den 90er-Jahren zu dem grundlegenden Verständnis dieser Immunaktivierung gegen Krebs beigetragen. Dass dies zu einem Paradigmenwechsel in der Krebstherapie führte, konnte von uns natürlich niemand ahnen. Gegenwärtig arbeiten Sie mit dem Unternehmen Angios GmbH an der Möglichkeit, aus Stammzellen neue Adern zu züchten. Was steckt dahinter? Penninger: Wir können heute nicht alle Folgen von Bewegungsmangel und Fehlernährung reparieren. Doch wir können die Genome von mehr oder weniger allen Lebewesen lesen und die biologische Zeit durch sogenannte induzierbare pluripotente Stammzellen (iPSC) zurückdrehen. Daraus können menschliche Organoide gezüchtet ­ werden, die menschlichen Organen ähnlich sind. Meine Laborgruppe hat selbstorganisierende 3D-Organoide menschlicher Blutgefäße aus diesen Stammzellen entwickelt. In Versuchen konnten wir beweisen, dass in Mäuse transplantierte menschliche Blutgefäß-Organoide einen sta­bilen durch­bluteten Gefäßbaum bilden. Langfristig hoffen wir, mit solchen Modellen Behandlungs­methoden für Krankheiten wie Diabetes zu finden. Um das voranzutreiben, habe ich die Biotech-Firma Angios gegründet ­(https://www.angios-bio.com/). Wir möchten radikal neue Therapien entwickeln und geschädigte Blutgefäße durch neue ersetzen, etwa bei Verbrennungen oder nicht heilenden Wunden. Selbstoptimierung wurde zum Trend. Wird es bald Pharmazeutika geben, die uns schlanker, intelligenter und fitter machen? Penninger: Wir haben vieles durch Genetik gelernt und unser genetischer Bauplan ist in ständiger Interaktion mit unserer Umwelt. Sogar bei der Körpergröße, welche genetisch stark determiniert ist, sind


INTERVIEW

v­ iele Gene beteiligt. Daher sind sogar so einfache Dinge derzeit kaum überwindbare Hürden. Das ist aber auch die Stärke von Evolution, Menschen oder Tiere so verschieden und variabel wie möglich zu machen. Altern und Sterben sind dabei ein essenzieller Teil. Altersforschung ist sehr interessant. Vor Kurzem wurden drei Milliarden Dollar in die neue Altersforschungsinitiative Altos investiert. Das sollte auch unsere bekannten und derzeit gelebten Modelle von Forschungsfinanzierung, die großteils obsolet und absurd sind, radikal ändern, zumindest hoffe ich das. Mein Mentor Georg Wick hat das erste österreichische Altersforschungsinstitut gegründet und ich leite das Advisory Board für eine französische Initiative, wie man es schaffen könnte, dass Menschen so lange wie möglich ein selbstständiges Leben führen. Es geht also nicht um Altersre­ korde, sondern darum, wie man in Würde gesund und alt wird. Wie wichtig sind digitale Hilfsmittel? Penninger: Biomedizinische Forschung generiert enorme Datenmengen, die man lesen und interpretieren muss. Die digitalen Technologien sind daher in der medizinischen Forschung enorm wichtig. Vor allem auch bei der Behandlung von Patienten können wir heute viel mehr erreichen. Beispielsweise bietet IBM das Computerprogramm „Watson“ an. Es wertet bestehende Kranken­ akten aus und hilft bei der Auswahl von Behandlungsmethoden. Computer und AI helfen auch, Insulin viel besser einzustellen bei Diabetikern oder etwa Medikamentenwirkungen besser an bestimmte Populationen anzupassen. Das ist erst der Beginn dieser Revolution.

© Penninger

In der Pandemie hat die internationale Zusammenarbeit von Pharmaunternehmen überrascht. Ist diese Zusammenarbeit ­tatsächlich so unüblich oder ist das Aufgabengebiet mittlerweile so komplex, dass es ohne Kooperationen nicht mehr geht? Penninger: Ich denke, das kommt auf den Forschungsbereich an. Am Life Sciences Institute (University of British Columbia), dessen Leitung ich zurzeit innehabe, haben wir zahlreiche Kooperationen, wie etwa mit der Harvard Medical School, dem IMBA in Wien oder der Chinese Academy of Sciences. Generell ist und war meine Philosophie immer, dass man zusammenarbeiten muss, besonders heute in einer hoch technologisierten Welt, in der man als einzelnes Labor oder Firma viele Sachen nicht mehr allein machen kann. Jedoch ist das System der Forschungsförderung noch immer veraltet und eigentlich ein „broken business model“ und die Anreize für Wissenschaft müssen sich ändern. Außerdem macht es viel mehr Spaß, wenn man etwas gemeinsam macht und junge Wissenschaftler fördert. Zum Abschluss noch die unvermeidliche Frage: Wird ­COVID endemisch und holt man sich aus der Apotheke Medikamente dagegen wie gegen einen grippalen Infekt? Penninger: Ja, das war von Anfang an klar. Nur hat die Politik nicht gut zugehört und plötzlich gab es zu viele Experten, die es schon immer besser wussten. Viren leben seit Hunderten Millionen von Jahren auf unserem Planeten – und zwar sehr erfolgreich. Es gibt so etwa 1,5 Millionen verschiedene Virenarten, von denen wir die meisten noch gar nicht kennen. In unseren Meeren leben zehnmal mehr Viruspartikel als alle anderen Lebewesen, inklusive Bakterien, und mehr als alle Planeten im

Universum, ­soweit wir dies wissen. Und noch eine kleine Annahme: Wenn man alle Viruspartikel aneinanderlegen würde, käme man etwa 200.000 Lichtjahre weit! Eine faszinierende Welt, an deren Oberfläche wir erst kratzen. Was wir tun können, ist, durch unsere neuen Technologien krank machende Viren besser verstehen zu lernen und dann etwas dagegen zu tun. Das machen wir auch bei der JLP Health. Und ACE2, das ich mitentdeckt habe und an dem ich seit 24 Jahren arbeite, ist die Tür, die das SARS-CoV-2-Virus braucht, um uns zu infizieren. Diese Tür zu schließen, ist das Ziel fast aller Impfstoffwirkungen und vieler Medikamente, jedoch ändert sich das Virus, wie wir von Omikron wissen. Aber alle Varianten werden immer ACE2 als Tür verwenden. Dadurch haben wir eine Universalmedizin und Universalprävention gegen alle derzeitigen und zukünftigen SARS-CoV-2-Virusvarianten, nämlich ACE2 selber. Dadurch bricht die Infektionskette zusammen. Je früher man dies gibt, desto besser. Wir haben also eine Lösung, die man nur noch weiterentwickeln muss. ••

QR-Code scannen und mehr über die Forschung an künstlichen Blutgefäßen erfahren..

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PHARMALOGISTIK

ÖSTERREICHISCHE LÖSUNG FÜR

HERBA CHEMOSAN Erfolgreiches Management-Buy-out: Der bisherige Vorstand der Herba Chemosan übernimmt den Pharmadienstleister mit Unterstützung der Invest AG.

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er heimische Marktführer in der Pharmalogistik firmiert wieder in Rot-Weiß-Rot. Die Rede ist von Herba Chemosan, die in ­Österreich fast alle der 1.400 öffentlichen Apotheken sowie 800 Hausapotheken beliefert und seit dem Jahr 2014 Teil des US-amerikanischen Konzerns McKesson war. Die Vorstände des Pharmagroßhändlers, ­Andreas Windischbauer, Andreas Janka und Maximi­ lian von Künsberg Sarre, übernehmen in einem Management-Buy-out zu gleichen Teilen 51 Prozent der Herba. 49 Prozent sichert sich die Private-­ Equity-Gesellschaft der Raiffeisenbankengruppe OÖ, Invest AG. Rasches Handeln Dass dieses Management-Buy-out so reibungslos abgelaufen ist, hat mehrere Gründe. Einer davon liegt im raschen Handeln des Vorstands. „Als wir im Jahr 2020 die ersten Signale gehört haben, dass sich

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McKesson aus Europa zurückziehen will, haben wir sofort Kontakt zu unserem Boss in den USA aufgenommen und gesagt, dass wir als Vorstand das Unternehmen kaufen wollen“, sagt Windischbauer. Warum der Vorstand sich selbst als besten Käufer erachtete, ist durchaus nachvollziehbar: „Wir kennen das Unternehmen seit 20 Jahren und konnten damit auch einen schnellen Verkaufsprozess garantieren.“ Österreichische Lösung favorisiert Auf der Suche nach einem Finanzierungs- und Equity-Partner war Windischbauer vom großen Interesse überrascht. Welche Kriterien haben die zukünftigen Eigentümer angelegt, um die passenden Partner ­auszuwählen? Neben dem Ziel, den Prozess schnell durchziehen zu können, war es für den Vorstand essenziell, die Mehrheit im Unternehmen zu haben. „Im Best Case haben wir eine österreichische Lösung

© Strobl, SPA Resort Therme Geinberg

Text: Markus Mittermüller


WELLNESS

V.l.n.r.: Reinhard Schwendtbauer, RLB-OÖ-Beteiligungsvorstand und ­ Aufsichtsrat der Invest AG, Gernot Hofer (Vorstand Invest AG), Andreas Windischbauer, V­ orstandsvorsitzender der Herba Chemosan Gruppe, ­ Maximilian Künsberg Sarre, Vorstand Herba ­C hemosan Gruppe, ­ Andreas Janka, Vorstand Herba Chemosan Gruppe, Heinrich Schaller, General­d irektor der RLB OÖ, Andreas Szigmund ­( Vorstand Invest AG).

fa­vorisiert, da Ö ­ sterreich auch unser Kernmarkt ist“, so Windisch­ bauer. Somit ist die Entscheidung auf die Invest AG gefallen. „Die Herba-Chemosan-Unternehmensgruppe spielt in Österreich eine sehr wichtige Rolle bei der Versorgung mit Medikamenten, medizinischen Produkten und jetzt in der Pandemie auch bei der Verteilung von Covid-Impfstoffen. Im sensiblen Bereich, wo es um die medizinische Versorgungssicherheit in Österreich geht, sind natürlich auch die Eigentümerverhältnisse ein wichtiger Punkt. Daher freut es uns ganz besonders, dass wir dazu beitragen können, dass sich dieses Unternehmen künftig in heimischer Hand befindet“, sagt dazu Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Invest AG überzeugt Neben der Gesamtlösung zur Finanzierung schätzt Windischbauer vor ­allem auch das weitreichende Netzwerk der Invest AG. „Hier erwarte ich mir auch wertvolle Akquisitions-Inputs“, sagt Windischbauer. „Das ­Management der Herba Gruppe hat im Rahmen seiner Partnerwahl auf unsere langjährige Erfahrung und Professionalität gesetzt. Die Raiffeisenbankengruppe Oberösterreich konnte in einem raschen Prozess eine Gesamtlösung aus Eigen- und Fremdkapital darstellen, die umfangreichen Freiraum für Expansion und Entwicklung bringt“, sagt Reinhard Schwendtbauer, Raiffeisenlandesbank-OÖ-Beteiligungsvorstand und Aufsichtsrat der Invest AG. Die Raiffeisenlandesbank OÖ bringt in die Partnerschaft auch wertvolles Know-how, Erfahrung und vor allem rasche Entscheidungswege bei komplexen Finanzierungsfragen ein. So konnte etwa erfolgreich eine Langfristfinanzierung auf den Weg gebracht werden, bei der die Raiffeisenlandesbank OÖ federführend als sogenannter Underwriter agiert. In welche Richtung steuert die Herba Chemosan in Zukunft? Das Unternehmen möchte sich noch stärker als umfassender Gesundheitsdienstleister positionieren. Windischbauer: „Neben dem pharmazeu­ tischen Großhandel möchten wir den Fokus auf Wachstumsmärkte richten und strategisch auf mehreren Beinen stehen.“ So sind künftig etwa Inves­titionen in digitale Gesundheitsanwendungen geplant. ••

SPA RESORT THERME GEINBERG: BERGHAMMER FOLGT KALCHER

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arl Berghammer hat Anfang des Jahres die Geschäftsleitung vom Spa Resort Therme Geinberg und damit auch die Führung des angeschlossenen 4*S Vitalhotels, der Geinberg5 Private Spa Villas und des Haubenrestaurants Aqarium übernommen. Der gebürtige Gurtener ist in dem seit 1998 bestehenden ­ersten und somit besonders bedeutenden Thermenresort der VAMED Vitality World kein Unbekannter. Er war von 1998 bis 2010 im Spa Resort Therme Geinberg beschäftigt – zuletzt als Hoteldirektor. „Ich freue mich ausgesprochen, zurückzukehren und diesen beeindruckenden Betrieb zu übernehmen, der in der Zwischenzeit eine unglaubliche Entwicklung hingelegt hat. Das ist die Handschrift eines groß­ artigen Geschäftsführers und eine Leistung des gesamten Teams“, so Berghammer bei der Übergabe. Nach zehn erfolgreichen Jahren im Resort kehrte sein Vorgänger Manfred Kalcher zurück nach Wien und hat dort interimistisch als COO die operative Leitung der VAMED Vitality World übernommen. Auch in der Zukunft wird Kalcher das Spa Resort Therme Geinberg bei Investitionsvorhaben und Projektentwicklungen begleiten und unterstützen. ••

Herba Chemosan Apotheker-AG Die 1916 gegründete Herba Chemosan Apotheker-AG ist mit einem Markt­ anteil von 45 Prozent und Lieferbeziehungen zu mehr als 90 Prozent aller österreichischen Apotheken der führende Pharmagroßhändler und Pharmadienstleister in Österreich. Gemeinsam mit den Töchtern Sanova (Logistik- und Marketingspezialist) und Aewige (spezialisiert auf ­ä rzt­l iche Hausapotheken) bildet die Herba Chemosan Apotheker-AG die ­H erba Gruppe, die insgesamt 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, acht Betriebsstätten unterhält und im Jahr 2020 insgesamt 1,5 Milliarden Euro umsetzte.

Manfred Kalcher (l.) übergibt die Geschäftsführung an Karl Berghammer.

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NEUE IMPULSE

IN LINZ Der neue Campus der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz ist gleich in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. Text: Robert Prazak • Foto: JKU



AUSBILDUNG

Campus für alle Dieser JKU medSPACE ist ein Teil des neuen Campus der Medizinischen ­Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz (JKU), der im September vorigen Jahres offiziell eröffnet wurde. Vor dreieinhalb Jahren war mit dessen Bau begonnen worden; mehr als 105 Millionen Euro wurden investiert. Konkret besteht der neue Campus aus vier Bauteilen: Verwaltungsgebäude, Labor- und Forschungsgebäude, Lehrgebäude mit Aula,

BEIM MEDCAMPUS GEHT ES UM MEDIZIN, DIE BEIM MENSCHEN ANKOMMT. CHRISTINE HABERLANDER, LH-STV. OÖ

Christine Haberlander LH-Stv. OÖ: „Investitionen in die Gesundheit sind Standortinvestitionen.“

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Franz Harnoncourt Chef des Kepler Universitäts­ klinikums: schwärmt vom bau­ lich markanten Leuchtturm.

105 Millionen Euro wurden in den Campus der Medizinischen ­Fakultät der JKU investiert und damit völlig neue Ausbildungskonzepte ermöglicht.

zwei Hörsälen und Seminarräumen sowie eine Bibliothek mit einem Lernzentrum. Zu der Infrastruktur des Campus zählt unter anderem auch eine Filiale der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Das Bankstellenkonzept sieht den verstärkten Einsatz digitaler Medien vor: Terminvereinbarungen zu einem persönlichen Beratungsgespräch können Kunden vor Ort über ein Tablet erledigen – unabhängig von Schalteröffnungszeiten. Neben dieser Bankstelle umfasst die Infrastruktur des neuen Campus etwa auch einen Supermarkt und eine Bäckerei – nicht nur Studierende sollen hier also die nötigen Einrichtungen für das tägliche Leben vorfinden. Es handle sich um einen „auch baulich markanten Leuchtturm und eine animierende Begegnungszone in der gemeinsamen Weiterentwicklung der Fakultät“, schwärmt Franz Harnoncourt, Chef des Kepler Universitätsklinikums, das sich gleich nebenan befindet. Wichtig für den Standort ist nämlich das Zusammenspiel zwischen Forschung, Lehre und ­gesundheitlicher Versorgung. Diese drei Kernaufgaben würden auch der gelebten Realität entsprechen, sagt Harnoncourt. Mit dem neuen Campus gibt es direkt am Gelände des Universitätsklinikums einen ­attraktiven Ort, an dem diese Aufgaben und die Inhalte des Universitätsklinikums auf einen Nenner gebracht werden. „Wenige Universitäts­­kli­

MANCHE FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE WERDEN NUR IN LINZ ANGEBOTEN. FRANZ HARNONCOURT, KEPLER UNIVERSITÄTSKLINIKUM

© JKU, www.fotokerschi.at, Volker Weihbold, Kepler Universitätsklinikum

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ie Studierenden tragen 3D-Brillen und blicken auf Knochen, Organe und Muskeln. Sie sitzen in einem dunklen Raum und sehen die riesigen Bilder in höchster Auflösung. Auf diese Weise können die zukünftigen Mediziner Scans des menschlichen Körpers virtuell erkunden und bekommen damit ganz neue ­Einblicke – es wird Anatomie sozusagen in einer anderen Dimension dargestellt. Wir befinden uns in dem JKU medSPACE in Linz, einer neuartigen Einrichtung für Medizinstudierende. Durch die Zusammenarbeit ­zwischen Johannes Kepler Universität Linz, Siemens und Ars Electronica wurde es möglich, dass solche neuen Technologien ab sofort für das Medizinstudium in Oberösterreich genutzt werden können. „Für Siemens Healthineers stellt der JKU medSPACE als Pionierprojekt einen Meilenstein in der Realisierung innovativer Lernkonzepte dar, und wir freuen uns, die Medizinische Fakultät auf diesem Weg unterstützen zu dürfen. Aber auch für die Anwendung innerhalb des Klinikalltags sehen wir großes Potenzial, mit Cinematic Anatomy die Zusammen­ arbeit in den interdisziplinären Teams zu verbessern“, sagt Wolfgang Heimsch, Leiter Customer Services bei Siemens Healthineers. Auch Horst Hörtner, Ars Electronica Futurelab Director, kommt ins Schwärmen: „Das ­Besondere an dieser ‚virtuellen Anatomie‘ ist, dass die Studierenden in ihren Lehrveranstaltungen Daten von Patientinnen und Patienten bearbeiten können, die mit den eigenen CT- und MRT-Geräten aufgenommen wurden – dargestellt in einer nie da gewesenen, fast fotografischen Qualität in 8K, in Stereografik und in Echtzeit navigierbar.“


AUSBILDUNG

DIE PANDEMIE HAT DIE WICHTIGKEIT VERNETZTER FORSCHUNG GEZEIGT. MEINHARD LUKAS, REKTOR JKU

niken haben eine so kompakte Zusammenführung der verschiedenen ­Aufgaben.“ Das ergebe sich durch die „riesige Chance einer Neugründung und einer architektonischen Gestaltung“. Studentisches Leben im Zentrum Von den Rahmenbedingungen wie am neuen Campus könnten viele ­andere Universitäten nur träumen, meint auch Christine Haberlander, Landeshauptmann-Stellvertreterin von Oberösterreich und unter anderem für den Gesundheitsbereich zuständig. „Eine Investition in die Gesundheit ist eine Investition in den Standort. Das haben wir jetzt immer wieder gesehen.“ Die Medizinische Fakultät ziehe Studierende an und die dort ausgebildeten jungen Mediziner sichern dauerhaft die Gesundheitsversorgung – im Krankenhaus und im niedergelassenen Bereich. Eine Besonderheit des neuen Medizin-Hotspots in Linz ist zudem die Lage direkt in der Stadt. Das sei eine wichtige Bereicherung der ober­ österreichischen Hauptstadt, meint Harnoncourt. „Der Med Campus ­bildet mit dem Platz zwischen den Gebäuden ein innerstädtisches Ensemble, das studentisches Leben und innerstädtische Betriebsamkeit verbindet.“ Und der Weg zum Universitätsklinikum wird dadurch im besten Wortsinn auch gleich gelegt. Dass weiche Faktoren für Gesundheit, Ausbildung und Lehre durchaus wichtig sind, bestätigt JKU-Rektor Meinhard Lukas, denn neben der modernen technischen Ausstattung sei der neue Campus ein „Ort zum Wohlfühlen“. Dem Architekten ­Peter Lorenz sei es gelungen, einen Campus zu schaffen, der über reine Funktionalität ­hinausgeht. „Ein inspirierendes Umfeld für Forschung und Studierende entsteht nicht nur durch die architektonischen Annehmlichkeiten, sondern auch durch das gute Betreuungsverhältnis und die Open-Door-­Policy, die unsere Lehrenden seit jeher pflegen“, erläutert Lukas.

Der neue Campus ist der jüngste Schritt für Linz als Standort für die Ausbildung von Medizinern. Im Oktober 2014 wurde die Medizinische Fakultät der Linzer Universität gegründet. Doch wie kann sich diese Medizinausbildung von anderen Einrichtungen dieser Art abheben? Mit dem Humanmedizinstudium im Bachelor-Master-System will die Johannes Kepler Universität einen neuen Weg in der Medizinausbildung gehen, erläutert Rektor Lukas. „Durch die modulare und organzentrierte Lehre werden unsere Studierenden nahe an den Bedürfnissen der Patienten ausgebildet.“ Und er verweist auf Forschungsschwerpunkte, die es nur hier gibt, zum Beispiel klinische Altersforschung und Versorgungsforschung. Es wird derzeit an insgesamt 66 Instituten und Abteilungen der JKU im medizinischen oder medizinnahen Bereich geforscht. Nicht zuletzt die Coronapandemie hat gezeigt, wie wichtig die Forschung für die Menschheit ist. Daher ist ein Impuls für Wissenschaft und Forschung jetzt besonders wichtig. „Die Pandemie und die rasche Entwicklung hochwirksamer Impfstoffe haben aufgezeigt, wie entscheidend vernetzte Forschung für uns alle ist“, sagt Lukas. Und Christine Haberlander meint, dass die Medizinische Fakultät kein Elfenbeinturm der ­Wissenschaft sein soll. „Ziel ist es, medizinische Forschungsergebnisse ­direkt zu den Patienten zu bringen. Hier geht es um Medizin, die beim Menschen ankommt.“ Eine wichtige Rolle spielen aber auch die Unternehmen: Rund um Wissenschaft und Forschung gibt es ein großes wirtschaftliches Potenzial. „Auch das müssen wir in Oberösterreich nutzen.“ Der neue Campus soll aber nicht nur für Lehre, Forschung und Gesundheitsversorgung ein z­ entraler Treffpunkt sein, sondern auch für die Medizintechnikbranche – diese wird für Oberösterreich immer wichtiger. ••

Forschung in Linz Forschung ist zentraler Bestandteil der Medizinischen Fakultät der ­J ohannes Kepler Universität in Linz. Derzeit stehen Forschern im Zentrum für Medizinische Forschung rund 1.500 Quadratmeter Labor­ fläche zur Verfügung. Acht Forschungsgruppen und eine sogenannte Core Facility (Molekularbiologie und Next Generation Sequencing) sind bereits aktiv oder werden gerade aufgebaut. Zu den aktuellen ­Forschungsthemen zählen unter anderem Netzhautimplantate oder eine Spritze gegen Herzinfarkt. „Mit unseren Forschungsförderungs­ programmen Clinician Scientist Program und Advanced Clinician Scientist Program geben wir unseren Medizinern Raum und Zeit, ihre wissenschaftliche Tätigkeit mit der klinischen Laufbahn vereinbaren zu können“, betont JKU-Rektor Meinhard Lukas.

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ES LEBE DER

SPORT

Sport ist gesund, steigert die Lebensfreude und ermöglicht Begegnungen und Freundschaften – Attribute, die zu Zeiten der Coronapandemie stärker denn je in den Fokus gerückt sind. Trotzdem mussten sich Fitnessclubs neu erfinden, andererseits bescherte der boomende Outdoortrend der Sportindustrie volle Auftragsbücher. Einblick in eine Branche voller Herausforderungen und Chancen. Text: Rosi Dorudi • Foto: Lorenz Masser / Löffler


FITNESS

„DIE PANDEMIE BRACHTE HOME-FITNESS EINEN MASSIVEN SCHUB. ES WURDEN 55 PROZENT MEHR GERÄTE VERKAUFT ALS DAVOR.“ THORSTEN SCHMITZ, GESCHÄFTSFÜHRER INTERSPORT AUSTRIA

„EIN FITNESSCLUB IST AUCH EIN WOHLFÜHLORT, UM DEN KOPF FREIZUBEKOMMEN UND UM ­SOZIALKONTAKTE ZU PFLEGEN.“ SVEN DECKER, GRÜNDER, INHABER UND GESCHÄFTSFÜHRER HAPPYFIT

„DIE CORONAKRISE HAT DEN STELLENWERT VON GESUNDHEIT UND BEWEGUNG ENORM GESTEIGERT.“

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eschlossene Fitnessstudios, keine öffentlichen Sportan­ gebote, Bewegungsmangel durch Homeoffice und Lockdown-Einschränkungen: Die Coronakrise rückte auch das Thema Fitness und Bewegung in den Mitttelpunkt. „Im ersten Lockdown entstand eine regelrechte Radsporteuphorie“, erzählt Otto Leodolter, Geschäftsführer des Innviertler Unternehmens Löffler, das funktionelle Sportbekleidung für die Bereiche Nordic Sports, Skitouring, Running, Bike, Outdoor sowie Unterwäsche herstellt. ­ „Radsport war ein richtiger Treiber, und die Nachfrage nach Radbekleidung hat bisher auch nicht nachgelassen.“ Generell habe sich der Outdoortrend während der Pandemie für Löffler sehr positiv entwickelt. Vor allem die schwankende Lieferfähigkeit ausländischer Konkurrenten bescherte dem Unternehmen einen Wachstumsschub von gut 20 Prozent. „Seit der Gründung im Jahr 1947 hält Löffler am Produktions­ standort Österreich fest“, so Leodolter. Rund 70 Prozent der Stoffe kämen aus der eigenen Strickerei. „Dadurch sparen wir eine Menge CO2 ein, da die Ware nicht rund um den Globus transportiert werden muss.“ Der schonende Umgang mit den Ressourcen ist dem Sportmodehersteller ein großes Anliegen. „Nachhaltigkeit entwickelt sich aktuell zu einem der bedeutendsten Themen im Sport“, konstatiert er. Neben der Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit der Ware fokussiert das Unternehmen daher vermehrt auf nachwachsende Rohstoffe. „Wir setzen

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auf die Entwicklung neuer Materialien, die funktional, nachhaltig und regional produziert werden können.“ Das Thema Recycling gewinne ebenfalls an Bedeutung. „Unser Ziel ist es, in Zukunft einen Kreislauf im Produktionsprozess herzustellen, um aus Altkleidern wieder Werkstoff zu machen“, erklärt Leodolter. Hier stünde man allerdings noch am Anfang. „Bis wir Materialien wiederverwenden können, die ein sehr ähnliches Tragegefühl wie neue Stoffe haben, wird es noch einige Zeit brauchen. Ich bin aber zuversichtlich, dass es uns gelingen wird.“ Onlineshopping regional Die regionale Wertschöpfung zu stärken, ist auch Hauptaugenmerk der Verbundgruppe Intersport Austria, deren Mitglieder in der Coronakrise von dem gemeinsamen Onlinehandel profitierten. „Der besondere Benefit vom Shoppingportal intersport.at ist die Tatsache, dass es sich hier nicht um einen typischen Onlineshop handelt, sondern um eine Plattform, auf der alle angebundenen regionalen Händler ihre Ware aus dem stationären Handel anbieten können“, so Intersport-Austria-Geschäftsführer Thorsten Schmitz. „Das sind zumeist in der Region stark verwurzelte Familienbetriebe.“ Die Kunden würden dadurch zwar online kaufen, aber dennoch regional beim I­ntersport-Händler ihres Vertrauens die Ware beziehen. „Aktuell sind über 90 Standorte in ganz Österreich an dieser Plattform angeschlossen“, so Schmitz. Das sei zwar während der Lock-

© INTERSPORT Austria, HappyFit, www.mirjageh.com, Löffler GmbH

GOTTFRIED WURPES, GRÜNDER VON THE FITNESS COMPANY


FITNESS

downs von großem Vorteil gewesen, dennoch sei der Sportartikelhandel sehr beratungsintensiv und könne langfristig nicht auf den stationären Handel mit seinen fachkundigen Mitarbeitern verzichten. Ergänzend zu den mehr als 280 Intersport-Shops, die auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse vor Ort eingehen können, setzen die Intersport-Flagship-Stores in städtischen Toplagen neue Maßstäbe in Sachen ­Einkaufserlebnis und Service. Mit überdurchschnittlich großen Verkaufs­flächen und zahlreichen Erlebnisbereichen wie einer eigenen Alm-Bar, K ­ letterwänden, Spielbereichen oder Skisimulatoren kann der Kunde viel an- und ausprobieren – von gängigen Sportmarken bis hin zu High-End-Produkten. Rückenwind gibt auch eine neue Eigentümerstruktur: Ende Mai 2021 ging Intersport Austria mit Unterstützung des Finanzpartners Raiffeisenlandesbank OÖ zurück in die Hände der österreichischen Händler. „Die Pandemie hat auch dem Home-Fitness-Sektor einen massiven Schub gebracht“, so Schmitz. „Von Ergometern, Crosstrainern, Laufbändern, Rudergeräten oder Kraftstationen wurden 55 Prozent mehr abgesetzt als vor Corona.“ Eine Tendenz, die anhält. Fitnessclub mit Perspektive Der Home-Gym-Trend löst bei Fitnessclubs gemischte Gefühle aus: Sie hoffen nach den Zwangsschließungen auf eine Erholung der Mitgliederzahlen. „Fitnessclubs und deren Geräteausstattungen sowie gebotene Leistungen sind mit Home-Workouts nicht zu vergleichen“, wirft Sven Decker ein. Der Gründer der Fitnesscenterkette HappyFit betreibt 22 Filialen in ganz Österreich. „Ein Fitnessclub ist nicht nur ein Ort, um sich auszupowern, sondern auch ein ‚Wohlfühlort‘, um den Kopf freizubekommen oder um Sozialkontakte zu pflegen“, erläutert er. Um das Publi­ kum während der Lockdowns zu halten, waren Decker und sein Team via Social Media und Web ständig in Kontakt und Austausch mit den Clubmitgliedern. „Wir haben sie permanent auf dem Laufenden gehalten“, erzählt der Geschäftsführer. „Im ersten längeren Lockdown haben wir zusätzlich eine kostenlose Benützung unseres Outdoorbereichs in Steyr angeboten und keinerlei Mitgliedsbeiträge abgebucht.“ Aktuell ­haben die Fitnessclubs zwar wieder geöffnet, aufgrund der noch anhaltenden Pandemie sei es jedoch nach wie vor schwierig, mittel- bis langfristige Ziele zu setzen. „Wir bieten unseren Kunden Premiumqualität und möchten in erster Linie wieder jenen Stand der Mitgliederzahlen e ­ rreichen, den wir vor der Pandemie hatten“, sagt Decker. Trotz der schwierigen Zeiten eröffnete er im vergangenen Jahr in Enns ein neues Premium-Studio, das auf 1.300 Quadratmetern modernstes Gymerlebnis bietet. „Gerade in der derzeitigen Situation ist der Stellenwert von Gesundheit, Fitness und einem starken Immunsystem weiter gestiegen“, so der Fitnessexperte. „Fitnessstudios sind daher wichtiger denn je.“

„Die vergangenen beiden Jahre waren aufgrund der Lockdowns für die Branche natürlich nicht einfach“, so Wurpes. „Doch die Krise hat den Stellenwert von Gesundheit und Bewegung enorm gesteigert. Das haben wir aufgrund des starken Interesses an Technogym-Geräten deutlich gespürt.“ Für viele Menschen sei Fitness mittlerweile fester Bestandteil ihres Alltags, Wurpes ist überzeugt, dass sich der europäische Fitnessmarkt noch verdoppeln, wenn nicht gar verdreifachen wird. Sein Unternehmen ist deshalb auf Expansionskurs: „Wir planen, Ende 2022 bzw. Anfang 2023 einen weiteren Flagship-Store in Innsbruck zu eröffnen“, ­erzählt er. Großes Thema sei auch die Digitalisierung, die längst auch ­Fitnessgeräte erfasst hat. „Technogym hat seit vielen Jahren mit der ‚Mywellness Cloud‘ ganz neue Maßstäbe gesetzt“, so Wurpes. Mithilfe von Apps, Sensoren und Chips sei nicht nur ein völlig neues Fitnesserlebnis sichergestellt, auch maßgeschneiderte Sportprogramme und enge Interaktion mit Trainern seien unabhängig vom Aufenthaltsort möglich. Die Trainingsdaten etwa werden automatisch aufgezeichnet und dienen zur gezielten Verfolgung und Verbesserung der sportlichen Aktivitäten. „Der aktuelle Technologieansatz bringt hier sowohl Wettkampfsportler als auch den Hobbysportler auf ein nie da gewesenes Niveau an digitalen Statistiken von Trainingseinheiten, Körperanalyse und Gesundheits­ daten“, erklärt der Unternehmer. Technogym habe all diese Technologien seit Jahren in den aktuellen Produktserien integriert und setze auch in Zukunft auf ein Produktportfolio, das Funktionalität, Digitalisierung und Design optimal miteinander verbindet. Und damit Sport und Fitness noch fester im Alltag einer gesundheitsbewussten Bevölkerung verankert. ••

Smarte Lösungen für Fitnessclubs Diese Meinung teilt auch Gottfried Wurpes. Der Gründer von The Fitness Company ist seit mehr als 30 Jahren als Partner der italienischen Marke Technogym Marktführer bei der Ausstattung von Fitnessclubs, Hotels, Gesundheitseinrichtungen und Privathaushalten in Österreich.

„NACHHALTIGKEIT WIRD EIN BEDEUTENDES THEMA IM SPORT.“ OTTO LEODOLTER, GESCHÄFTSFÜHRER LÖFFLER

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DIE ZUKUNFT AUF DEM TELLER Wer heute in der Lebensmittelindustrie hoch hinauswill, sollte lokale Rohstoffe von Blatt bis Wurzel und Nose to Tail verarbeiten, Energiequellen und Verpackungen neu denken und nachhaltige Convenienceprodukte entwickeln. Was auch nie schaden kann: Toparbeitskräfte aus der Region. GOURMET Kids und Co. zeigen vor, wie das geht. Text: Susi Mayer • Foto: PX


ERNÄHRUNG

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DER ROHSTOFF AN SICH ENTSCHEIDET, WIE NACH­HALTIG EIN PRODUKT IST. HENRY JÄGER, BOKU WIEN

Univ. Prof. Henry Jäger leitet das Institut für Lebensmitteltechnologie an der BOKU Wien.

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Peter Weidinger Geschäftsführer der Hoch­reiter Group: baut ein Ausbildungszentrum.

Besteht die Verpackung zudem noch aus abbaubaren Materialien, landen Unternehmen den Nachhaltigkeitshattrick. Leicht ist das beileibe nicht. Günstig ebenso wenig. Aber schon heute gibt es österreichische Player, die kritische Erfolgsfaktoren erkannt haben. Mit der Kraft der Son­ne(nblume): Regionalität in aller Munde Wie etwa Daniel Pichler. Seine Genuino GmbH stellt vegane Proteinprodukte und Öle her. Unter dem Markennamen Etadoro launcht Pichler im Frühjahr 2022 proteinreiche, vegane Fleischersatzprodukte auf Basis von Sonnenblumenprotein. Mit der weltweit agierenden Gustav Hees Gruppe hat er Experten aus der Ölproduktion als Partner, die A ­ hnung vom Einkauf und gute Beziehungen zu Landwirten mitbringen. Der Rohstoff für die Produkte wird unter anderem aus Pressrückständen von Sonnenblumenöl gewonnen. Pichler misst der regionalen Herkunft besondere Bedeutung bei: „Nachhaltige Lebensmittel sind per Definition regionale Lebensmittel. Denn: Was habe ich von der Bioerbse, wenn sie einmal um die ganze Welt geschickt werden muss?“ Die Produkte sollen den Gaumen begeistern und praktisch in den Alltag integrierbar sein: „Die Gruppe ‚Hardcore vegan, egal wie’s schmeckt‘ sprechen wir nicht an“, sagt Pichler. Konkret geht es um fixfertige Produkte aus der Convenience-Ecke: vegane Burger, Laibchen, Shakes. „Bolognese muss nicht aus Fleisch bestehen, um köstlich zu sein. Die Textur der Sonnen-

FLEISCH MUSS MEHR WERT UND EINEN ANGEMESSENEN PREIS BEKOMMEN. PETER WEIDINGER, HOCHREITER GROUP

© PX, Hermann Fleischlos, Monika Aigner, BOKU Wien, Genuino Organic, Kurt Keinrath

hia, Algen, Urban Farming: Henry Jäger hat viele Trends kommen und gehen sehen. An der BOKU in Wien leitet er das Institut für Lebensmitteltechnologie und bekommt hautnah mit, was die Branche umtreibt: „Früher war das Lebensmittel ein Energielieferant. Dann ein Vitaminlieferant. Dann kam der Wellnessaspekt. Heute werden sowohl die Schattenseiten als auch die positiven Eigenschaften einzelner Stoffe viel mehr herausgekehrt. Es wird alles viel mehr schwarz-weiß kommuniziert als früher“, sagt er. Das führe zu Unsicherheit bei Verbrauchern. Sicher ist nur: Potenzial für die Zukunft haben vor allem Strategien für nachhaltigeres Wirtschaften. Etwa durch die Reduktion von Lebensmittelabfällen. Der Schlüssel dafür ist laut Jäger die 360-Grad-Verarbeitung von möglichst regionalen Rohstoffen: „Der Rohstoff an sich ist immer noch der entscheidende Faktor dafür, wie nachhaltig ein Produkt ist. Nur Teile zu verwenden und den Rest wegzuwerfen, weil gerade ein neuer Ernährungstrend aufgetaucht ist, ist nicht der richtige Weg.“ Gleichzeitig beeinflusst der ungebrochene Run auf Convenienceprodukte die Zukunft der Ernährung. Aus dem Einkaufssackerl in die Pfanne, auf den Teller, in den Mund, fertig. Kein Schnippeln, kein stundenlanges ­Kochen. Selbst Suppengemüse kommt vorgeschnitten. Und Fleisch? Das ist immer noch begehrt und wird nie ganz verschwinden. Aber: Die tatsächlichen Kosten für Umwelt und Gesundheit spiegeln sich in Billigprodukten aus dicht bestückten Tierfabriken nicht ­wider. Pflanzliche Proteinquellen aus regionalem Anbau sind dagegen in aller Munde. Die Entwicklung von Fleischersatzprodukten, die nicht nur Umwelt und Gewissen entlasten, sondern auch schmecken, gleicht zurzeit der Suche nach dem Heiligen Gral. Unternehmen, die dieses Segment vernünftig bespielen, freuen sich über enormes Wachstum. Experte Jäger zum Ausgangsstoff: „Um tierische Proteine zu ersetzen, braucht es eiweißreiche Rohstoffe wie Erbsen, Soja oder Weizen. Will man den Biss von Fleisch nachahmen, kann man auch mit Pilzen arbeiten.“


ERNÄHRUNG

NUR REGIONALE LEBENSMITTEL SIND NACHHALTIGE LEBENSMITTEL. DANIEL PICHLER, GENUINO GMBH

an die Schulen und bringen Kindern spielerisch Rezepte und Restlver­ wertung näher. Auch die Selbstermächtigung bei der Auswahl der angebotenen Gerichte soll den Blick über den Tellerrand ermöglichen. „Die Kinder nehmen sich selbst, was und so viel sie wollen. So probieren sie viel eher etwas Neues und lernen unterschiedliche Geschmäcker ­kennen“, sagt Ertl-Huemer. Neue Produkte testen die Kleinen selbst, die Bewertung erfolgt mit S ­ miley-Pickerl. Dem Nachwuchs einfach etwas auf den Teller zu klatschen, sei nicht mehr zeitgemäß, so die Expertin. Und die Buffetform reduziere zudem Lebensmittelabfälle.

Wer tierische Proteine ersetzen will, braucht eiweißreiche Rohstoffe wie Sojabohnen.

blume ermöglicht die Herstellung von vegetarischen Produkten mit richtig gutem Biss.“ Das kommt gut an und schmeckt. Schulverpflegung mit Impact GOURMET Kids versorgt jeden Tag 80.000 Kinder in Kindergärten und Schulen. „Wir bieten nachhaltiges, gesundes Essen an und achten auf den ökologischen Fußabdruck“, sagt Claudia Ertl-Huemer, Geschäftsfeldleiterin bei der Vivatis-Tochter GMS GOURMET GmbH, dem Marktführer bei Gemeinschaftsverpflegung. „In der Gemeinschaftsverpflegung haben wir einen riesigen Hebel und können viel bewegen.“ So sind 50 Prozent der Kinderspeisen bio – mehr als viermal so viel wie im Durchschnittshaushalt. Für Ertl-Huemer ist Bewusstseinsbildung essenziell: „Wir möchten Kindern früh zeigen, welchen Einfluss sie über die Ernährung auf das Klima nehmen können. Bio und Regionalität sind wichtige Faktoren. Und Fleischreduktion. Das berücksichtigen wir bei der Speise­planung.“ Gelingen soll das unter anderem auch über die ­Klimakochwerkstatt: ­Köche und Ernährungswissenschaftler kommen

WIR BIETEN NACHHALTIGES, GESUNDES ESSEN MIT KLEINEM ÖKOLOGISCHEM FUSSABDRUCK. CLAUDIA ERTL-HUEMER, GMS GOURMET GMBH

Wenn Ausbildung nicht „wurst“ ist In Bad Leonfelden entstand 2021 um sieben Millionen Euro ein Ausbildungszentrum für Köche, Fleischer und Lebensmitteltechniker. Der Bauherr? Die Hochreiter Group, Produzent von Fleisch-, Wurst- und Convenienceprodukten sowie Hotelinvestor. Warum? „Weil wir gute Leute wollen, die bei uns das Handwerk von der Pike auf gelernt haben“, sagt Geschäftsführer Peter Weidinger. „Das geht in Industriebetrieben nicht so leicht.“ Am Hochreiter-Campus werden jährlich 40 Lehrlinge ausgebildet, mit Jobgarantie nach Abschluss. Wer hier lernt, erwirbt technisches Know-how, ein gutes Netzwerk und kann sich danach zwischen Lebensmittelherstellung, Hotellerie und Produktentwicklung entscheiden. Mit Geschick und Fleiß winken über die Jahre Positionen im Management, sagt Weidinger. Nachhaltige Mitarbeiterentwicklung nennt sich das. Nachhaltig weiterentwickeln will Weidinger aber nicht nur zukünftige Mitarbeiter. Auch am CO2-Fußabdruck schraubt man. Fotovoltaik, Windkraft, Biogas – all das werde bereits umgesetzt oder diskutiert. Das Ziel: möglichst große Autonomie in Sachen Energie. In die Zukunft der Pro­dukte gedacht, sieht Weidinger in hybriden Lebensmitteln, die aus Fleisch und pflanzlichen Rohstoffen bestehen, viel Potenzial. „Es muss nicht immer alles zu hundert Prozent aus Fleisch sein. So könnte man den Fleischkonsum reduzieren und vernünftig und gesund leben. Wichtig ist, dass Fleisch wieder mehr Wert und einen angemessenen Preis bekommt.“ ••

Daniel Pichler Gründer von Genuino GmbH: will im Frühjahr die VeggieMarke Etadoro launchen.

Mag. a Claudia Ertl-Huemer Geschäftsfeldleiterin bei ­G OURMET, Biovorreiter in der Gemeinschaftsverpflegung.

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DER DIGITALE PATIENT Digitale Technologien bringen der Gesundheitsbranche ­einen enormen Schub – vor allem Start-ups überzeugen mit innovativen Ansätzen und wecken Interesse bei Versicherungen und anderen etablierten Playern der Gesundheitsbranche. Text: Robert Prazak • Foto: Getty Images / iStockphoto



DIGITALISIERUNG

Digitale Wachstumskaiser gesucht Aktiv ist in dieser Hinsicht beispielsweise Uniqa Ventures, das ist die Risikokapitalgesellschaft der Uniqa Gruppe. Zu deren inhaltlichen ­ Schwerpunkten zählt der Bereich Digital Health, so wurde unter anderem in ­internationale Unternehmen wie Telemedico, Second Nature oder Bestdoctor investiert. Uniqa Ventures verfügt über ein Investitionsvolumen von 150 Millionen Euro; die CEE-Region steht dabei im Fokus. „Wir suchen europäische Wachstumsunternehmen mit Jahresumsätzen von zumindest einer Million Euro, denen ein digitales Geschäftsmodell zugrunde liegt“, erläutert Investmentmanager Niko Wrabetz. Im Gesundheitsbereich gehe es oftmals um Software-as-a-Service-Lösungen für die wichtigen B2B-Player wie Versicherungen und Krankenhäuser. „Es kommen aber auch Unternehmen, die sich direkt an den Konsumenten und Patienten wenden, für uns in Frage.“ Schwerpunkte sind Start-ups,

DIE BEREITS BEACHTLICHEN INVESTITIONEN IN START-UPS WERDEN SICH ERHÖHEN. NIKO WRABETZ, UNIQA VENTURES

Niko Wrabetz Investmentmanager bei Uniqa Ventures, der Risikokapital­ gruppe der Uniqa.

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Michael Schiemer Geschäftsführer der Lica Life Care GmbH: hilft Pflege­ neulingen mit einer App.

die sich mit mentaler Gesundheit beschäftigen und ein gutes Verständnis von Employer-Benefits-Programmen haben. Denn Wrabetz sieht Interesse von Unternehmen, ihren Mitarbeitern „digital und effizient zu einer besseren Gesundheit zu verhelfen“. Der Markt werde jedenfalls weiter wachsen. „Die bereits jetzt beachtlichen Investmentvolumina werden sich erhöhen.“ Digitale Pflegebegleiter An Innovationen und jungen Firmen mangelt es nicht, nun wird es wichtig sein, wie diese zu bestehenden, teils recht traditionellen Anwendungen passen und wie ein multidisziplinäres Versorgungssystem entstehen kann. Denn die Vorteile von Digitalisierung und Vernetzung liegen auf der Hand, wie etwa auch das junge oberösterreichische Unternehmen Lica beweist, das eine Webapplikation gleichen Namens entwickelt hat. Diese ist für pflegende Angehörige gedacht, die die Basisversion kostenlos nutzen können. Lica-Chef Michael Schiemer verweist auf die Hintergründe: „Menschen rutschen von heute auf morgen und völlig unvorbereitet in die Pflege von Angehörigen hinein. Und die Frage, wer uns betreuen wird, betrifft jeden von uns.“ Die Idee von Lica: einen digitalen Begleiter für solche Laien-Betreuer anbieten, damit diese anhand strukturierter Dokumentation „in die Beobachtungsphase der Betreuung kommen“, wie Schiemer erklärt. „Es handelt sich oft ja nicht um Profis, die schleichend oder plötzlich die Pflege und Betreuung von Angehörigen übernehmen.“ Die App stellt dann Fragen, etwa zur Ernährung oder zur geistigen Verfassung. In weiterer Folge erhalten die Betreuer Tipps, die von Fachkräften erstellt wurden. „Damit unterstützen wir den Laien, die Betreuung zu Hause so lange und qualitativ wie möglich durchzuführen. Somit muss der Laie selbst nicht aktiv im Internet ungesichert nach Informationen googeln.“ Professionelle Betreuung werde indes nicht überflüssig. „Wir beginnen, die Pflege und Betreuung digital zu begleiten, wenn von professioneller Betreuung noch gar keine Rede ist – somit trägt Lica zur Prävention bei!“ Die App empfiehlt dann etwa auch, wenn Kontakt zu Profis wie Gemeindeschwestern, Ergotherapeuten, Diätologen oder Ärzten aufgenommen werden soll. Derzeit verzeichnet Lica rund 100 bis 150 Downloads pro Woche, heuer sollen es insgesamt 10.000 werden. Das Geschäftsmodell sieht vor, dass Sozialversicherungsträger einen Teil der Kosten übernehmen könnten, weitere Möglichkeiten sind personalisierte Werbung bzw. eine kostenpflichtige Variante, die um 20 Euro monatlich etwa von Agenturen genutzt werden kann. Nachhaltige Rehabilitation Ein weiteres Beispiel für den Einsatz digitaler Technologien ist die Zusammenarbeit zwischen dem Berliner Start-up Caspar Health und der auf ambulante Rehabilitation spezialisierten ZAR Nanz medico. Mit dieser wurde die Rehabilitation um Digitalangebote erweitert. Gerd Linke, leiten­ der Therapeut im Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) in Friedrichshafen, erinnert sich an die ersten Anläufe: „Bild und Ton in einer App als Anleitung zum Training anstelle von Stift und Papier für unsere Patienten, das klang gut. Doch einige Filme ruckelten und es war anfangs

DIGITALE BEGLEITUNG STARTET LANGE VOR DER PROFESSIONELLEN PFLEGE. MICHAEL SCHIEMER, LICA LIFE CARE

© Thomas unterberger, Lica Life Care GmbH, Barbara Sommer, Caspar Health

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esundheitsversorgung, aber digital: Das Rezept liegt in elektronischer Form bereits in der Apotheke, der Patient muss dafür nicht extra zum Hausarzt. In mehreren Bundesländern werden Herzpatienten über telemedizinische Programme daheim betreut bzw. überwacht, was das Risiko eines erneuten Krankenhausaufenthalts senkt. Und der elektronische Impfpass war und ist im Zuge der Coronakrise ohnehin ein ständiger Begleiter. Die Digitalisierung der Gesundheitsdienste hat durch Corona einen Schub bekommen, denn damit wurden die Vorzüge von Telemedizin und Co. offensichtlich. Schon davor waren die Möglichkeiten von E-Health unübersehbar. Die Technologien dafür – sowohl Hardware als auch Software – sind längst vorhanden, bisher waren es vor allem f­ inanzielle und rechtliche Hürden, die eine noch zügigere Entwicklung einschränkten. Das ändert sich: E-Health ist ein riesiger Wachstumsmarkt. Von den Gesundheitsapps am Handy über die Auswertung wichtiger Informationen mit Big Data bis zur Betreuung von Menschen in abgelegenen Regionen gibt es viele Chancen.


DIGITALISIERUNG

REHAPATIENTEN KONNTEN DAS GELERNTE OFT NICHT IN DEN ALLTAG INTEGRIEREN. MAX MICHELS, CEO CASPAR HEALTH

Gerd Linke Therapeut im Zentrum für ambulante Rehabilitation Friedrichshafen.

Max Michels CEO Caspar Health: leitete selbst eine Rehaklinik in Deutschland.

DIE AKZEPTANZ DIGITALER ANWENDUNGEN IST BEI PATIENTEN GESTIEGEN. GERD LINKE, ZAR FRIEDRICHSHAFEN

Rehabilitation sowie die Nachsorge zugänglicher machen – auf evidenzbasierter Grundlage und in Partnerschaft mit immer mehr Rehakliniken. Anfangs wurden solche Angebote kritisch beäugt, doch seit Anfang dieses Jahres gibt es mit der unbefristeten Anerkennung der multimodalen Tele-Reha-Nachsorge durch die Deutsche Rentenversicherung (DRV) ­Rückenwind; die digitale Nachsorge von Caspar Health zählt damit in Deutschland zur R ­ egelversorgung. Auch das gesellschaftliche Klima habe sich geändert, ergänzt ZAR-Therapeut Linke: „Die Akzeptanz für wirklich sinnvolle digitale Anwendungen ist quer durch alle Alters- und Patientengruppen gestiegen.“ Auch ältere Menschen würden es inzwischen toll finden, was sie mit ihrem Handy alles machen können. In seiner Rehaeinrichtung werden Trainingspläne für die Patienten weiterhin individuell zusammengestellt – inzwischen aber auf Basis vorkonfigurierter Musterpläne und mit der Möglichkeit, auf eine umfangreiche Bibliothek an Inhalten zuzugreifen: Mehr als tausend Module stehen zur Verfügung. ••

ziemlich mühsam, die Trainingspläne einzustellen.“ Die Kinderkrank­ heiten sind überwunden. Patienten, die in den deutschlandweiten Rehazentren betreut werden, können die Therapie-App begleitend zu ihrer Rehabilitation nutzen. Eine Einführung erhalten sie gleich mit der Aufnahme in die Rehabilitation. So sind sie, wenn sich an die eigentliche Rehabilitation eine Nachsorge mit digitaler Unterstützung anschließen sollte, bereits auf dieses eigenständige Training vorbereitet. Das Nachsorgeprogramm wird im Anschluss an die Rehabilitation berufsbegleitend ein- bis zweimal wöchentlich durchgeführt. „Aufgrund langer Anfahrtswege oder der beruflichen Situation können viele Patienten das Nachsorgeprogramm jedoch nicht nutzen. In diesen Fällen ist die digitale Rehanachsorge per App optimal“, erläutert Linke. Digitale Lösung baut Zugangshürden ab Die digitale Fortsetzung der klassischen Rehabilitation hat sich für die Rehazentren der Nanz medico zu einem eigenen Angebotsfeld entwickelt: In der Tele-Therapie Klinik (TTK) werden die digitalen Angebote gebündelt. Von dieser werden hauptsächlich Patienten in der Tele-RehaNachsorge betreut – eben auf Basis der Software von Caspar Health. Damit kann die Unternehmensgruppe die Nachsorgequote verbessern und auch Patienten versorgen, die mangels Zeit oder Nähe zum Rehazentrum sonst auf das Nachsorgeprogramm verzichten müssten. Eine höhere Nachsorgequote hat positive Auswirkungen: Mit jeder erfolgreich absolvierten Nachsorge steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die in der Therapie erreichten Verbesserungen dauerhaft in Alltag und Beruf gesichert werden können. Dass sich das Start-up Caspar Health aktiv an der Unterstützung der Nachsorgeangebote beteiligt, hängt auch mit der Biografie des Gründers zusammen: „Als Geschäftsführer einer Rehabilitationsklinik habe ich früher selbst immer wieder erlebt, wie schwer es den Patienten gefallen ist, im Anschluss an die Rehabilitation das Gelernte dauerhaft in den Alltag zu integrieren“, erzählt CEO Max Michels. Mit einem zeit- und ortsunabhängigen Angebot will sein Unternehmen nun die

Kostendruck Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Österreich könnte den Kostendruck senken: Laut einer Studie des Beratungsunternehmens McKinsey aus dem Vorjahr können jährlich bis zu 4,7 Milliarden Euro ­e ingespart werden. Dabei wurden sechs Bereiche definiert, in denen digitale Technologien konkret etwas für Patienten bringen und zugleich Kosten senken: Das größte Sparpotenzial bieten demnach Online-­ Interaktionen wie telemedizinische Beratung, außerdem sind Umstellung auf papierlose Datenverarbeitung, Automatisierung von Abläufen wie Medikamentengabe wichtig. Weiters werden Unterstützung bei wichtigen Entscheidungen, Selbstbehandlung der Patienten durch digitale Tools sowie Selfservice-Dienste für Patienten – etwa für Termin­ vereinbarungen – genannt.

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PORTRÄT

Kundennähe, moderne IT, schlanke Strukturen: Balmung Medical spielt in der Oberliga des Gesundheitsmarkts. Die neue Zentrale des Tiroler Großhändlers wird künftig zur Basis für erhöhten Konkurrenzdruck auf globale Konzerne. Text: Christian Prenger

Engelbert Leobacher führt seinen Familienbetrieb Balmung Medical von Tirol aus auf den Weltmarkt. Im Vorjahr wurde der Umsatz mehr als verdoppelt.

WIR WOLLEN NÄHER AM KUNDEN SEIN UND DURCH KURZE ENTSCHEIDUNGSWEGE EINEN VORSPRUNG IM WETT­ BEWERB GENERIEREN. © Balmung Medical

ENGELBERT LEOBACHER, BALMUNG MEDICAL

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PORTRÄT

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roße Vorhaben erfordern starke planerische Kondition. Schließlich geht es um gewaltige 50.000 Quadratmeter, die der neu zu errichtende und hypermoderne Firmenkomplex im Tiroler Kirchbichl umfassen soll. Bis jetzt läuft es gut: Die Abbrucharbeiten auf dem früheren Gelände der Perlmoser Zement­ fabrik sollen schon im Juni 2022 ihr Finale erreichen. 18 Monate Bauzeit später ist die feierliche Eröffnung geplant: Balmung Medical kann dann sein neues Headquarter beziehen, es wird das Herzstück des Global Players mit der rasanten Wachstumsstory. Der 2004 gegründete Großhändler im Bereich Medizin und Gesundheit wird in Kirchbichl nicht bloß sein Europa-Logistikzentrum mit automatisiertem Hochregallager und Gleisanschluss betreiben, sondern auch die noch viel wichtigere Abteilung für Forschung und Entwicklung. Sie

gen ihren Job dann im Rahmen ­bewusst schlank gehaltener Strukturen. Während Konzerne oft schweren administrativen Ballast mitschleppen müssen, kann Balmung auf ­Be­dürfnisse seiner Klientel schneller und individueller eingehen. Diese Tugend, unterstützt durch IT-Kraftstoff, soll den Konkurrenzdruck auf alteingesessene Branchenriesen noch erhöhen. Als smarter Herausforderer mit optimierter Organisation, der trotzdem oder gerade deshalb jene Wendigkeit aufweist, die Überholmanöver im Business erlaubt. Zusätzliche Kraft wird in diesem volatilen Geschäftszweig auch dringend benötigt. Denn: Die Zeichen stehen auf Konsolidierung. In den USA betreuen nur mehr vier bis fünf Händler 90 Prozent des Marktes. In Europa werken 650 kleinere Retailer, einen Stock darüber Big Player mit Umsätzen von fünf bis 30 Milliarden Euro. „Dazwischen ist sehr viel Luft vorhanden. Unser

SMART UND GUT VERNETZT ist das Herzstück des Unternehmens, hier werden neue Ideen in Innovationen umgewandelt, die den Spitzenplatz in der internationalen Oberliga festigen. „Wir wollen uns weiter am Weltmarkt positionieren“, definiert Engelbert Leobacher, Eigentümer des inhabergeführten Betriebs. Sparpotenzial durch Big Data „Committed to Healthcare“ lautet das Leitmotiv des Aufsteigers mit dem Umsatz von 330 Millionen Euro im Vorjahr. 2020 waren es erst 157 Millionen Euro – derartige Wachstumsraten kommen selten aus heiterem Himmel. Balmung versteht sich als datengetriebenes Unternehmen, das einfache Lösungen primär über Big Data realisiert. Dabei werden Warenwirtschaftssysteme von Kunden mit dem eigenen Data Warehouse v­ ernetzt. Das Resultat ist eine umfassende Marktübersicht via Echtzeitinformation. Durch diese Methodik gelangen viele Sparpotenziale bei Produkten oder Verbrauch ans Tageslicht. Digitale Technologie ist nur ein Treiber für funktionierende Geschäftsbeziehungen. Offene Ohren garantieren auch im realen Leben ebenso gute Verbindungen. „Wir wollen näher am Kunden sein und durch kurze Entscheidungs­ wege einen Vorsprung im Wettbewerb generieren. Nur wer in diesem Umfeld individuell auf Zielgruppen reagiert, verbucht nachhaltige Erfolge“, betont Leobacher, der noch auf einen weiteren menschlichen Faktor verweist: Stetiges Aufspüren von qualifizierten Fachkräften schafft eine innere Kraftreserve. Die aktuell rund 85 Mitarbeiter erledi-

Vorteil liegt im Umgang mit Partnern“, vermerkt Leobacher. Er spielt damit auch auf die strategischen Qualitäten seines Unternehmens an, das trotz logistischer Probleme im Gefolge der Pandemie dafür sorgt, dass medizinische Produkte nicht knapp werden. Und das sind nur einige der vielen Herausforderungen, die auf Leobacher warten. Eine andere ist die richtige Einschätzung des langfristigen Entwicklungspotenzials von Regionen. Derzeit agiert Balmung in Europa, Nordamerika, Asien, im Mittleren Osten und in Afrika. Das größte Potenzial für dynamische Expansion orten die Tiroler in den USA, Deutschland und Großbritannien. Um dieses zu heben, gilt es auch, die Marke selbst zu vitalisieren, also Balmung bekannter zu machen. Leobacher: „Wir werden die Anstrengungen für ein breiter diversifiziertes Portfolio intensivieren: durch gezielten Ausbau von bestehenden Bereichen wie Diagnostik ebenso wie durch kontinuierliche Erweiterung von Produkt­linien.“ Im neuen Headquarter in Kirchbichl wird also schon bald reger Betrieb herrschen, damit die rasante Wachstumsstory fortgesetzt werden kann. ••

QR-Code scannen und mehr über einen spektakulären Charterflug im Auftrag von Balmung Medical erfahren.

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DIE SIEGERGENE: TALENT, ÜBUNG UND DIE WAHRHEIT ÜBER ERFOLG

NEUSTART! FÜR DIE ZUKUNFT UNSERES GESUNDHEITSWESENS

Usain Bolt, Serena Williams und Michael Phelps – Ausnahmesportler, die jeder kennt, ganz gleich, ob sportbegeistert oder nicht. Doch was befähigt diese Menschen zu ihren Höchstleistungen? Gene­ tische Besonderheit oder eiserne Willenskraft und knallhartes Training? Oder die Kombination aus allen dreien? David Epstein geht dieser kontroversen Frage um Erfolgsfaktoren und die sogenannte 10.000-Stunden-Regel nach, die besagt, man müsse nur so lange üben, um etwas zu beherrschen. Der investigative Reporter für „ProPublica“ und leitende Autor bei „Sports Illustrated“ führt Gespräche mit Wissenschaftlern, Olympiasiegern und Athleten und zwingt nicht nur Sportler dazu, die Natur des Erfolgs in allen Bereichen neu zu überdenken. Klar zeigt er mit vielen Beispielen auf, was uns tatsächlich zum Erfolg führt, viele faszinierende Studien untermauern seine Theorien, geschickt und kurzweilig erklärt der geübte Bestsellerautor wichtige Erkenntnisse aus Genetik, Physiologie und Sportmedizin. Nach dem Zuklappen des Buches stellt sich die Erkenntnis ein: Wir können eigentlich viel mehr, als wir glauben. Und das gilt nicht nur im Bereich Sport. ••

Gesundheit ist ein hohes Gut – für jeden Einzelnen und für die Gesellschaft. Wir können uns glücklich schätzen, ein im internationalen Vergleich leistungsfähiges Gesundheitssystem zu haben. Dennoch: Die aktuelle Coronapandemie überschattet die gesundheitspolitischen Debatten und richtet das Vergrößerungsglas auf neue und alte Probleme. Die Robert Bosch Stiftung hat bereits im Jahr 2018 die Initiative „Neustart! Reformwerkstatt für unser Gesundheits­ wesen“ gestartet, um im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern und in der Zusammenarbeit mit Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis Anforderungen für ein zukünftiges Gesundheitssystem zu skizzieren. „Neustart!“ ist der Versuch, aus der Mitte der Gesellschaft heraus Orientierung zu finden, Perspektiven für eine Gesundheitspolitik der langen Linien zu entwickeln und Mut zu machen für tiefgreifende Veränderungen. „Neustart!“ will Auslöser für einen großen Entwicklungsschritt des Gesundheitssystems sein. Für ein Gesundheitssystem, das diesen Namen zu Recht trägt. Das Buch präsentiert die Ergebnisse der Initiative „Neustart! Reformwerkstatt für unser Gesundheitswesen“. ••

Autor: Verlag: ISBN:

Autor: Verlag: ISBN:

David Epstein Redline Verlag 978-3868817980

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Bernadette Klapper, Irina Cichon (Hrsg.) MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 978-3954666522

© (Symbolbilder), Redline Verlag, MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Plassen Verlag, Campus Verlag

BUCHTIPPS


BUCHTIPPS

GEHEILT STATT BEHANDELT: ­WARUM DIE MEDIZIN AM ENDE IST

DIE DIGITALE PILLE: DIE ZUKUNFT DES GESUNDHEITSSYSTEMS

Die Medizin ist ratlos. Die meisten Erkrankungen verstehen wir nicht und behandeln nur die Symptome, nicht die Ursachen. Der international renommierte Mediziner Prof. Dr. Harald Schmidt – Medizinprofessor und Chair der Abteilung für Pharmakologie und personali­ sierte Medizin an der Univer­sität Maastricht – sagt daher das Ende der Medizin, wie wir sie kennen, voraus. Stattdessen wird Digitalisierung die Medizin radikal verändern. Dr. Schmidt ist einer der Pioniere der „Systemmedizin“, einer kompletten Neudefinition dessen, was wir überhaupt eine „Krankheit“ nennen, wie wir Medizin organisieren und Big Data nutzen, um zu heilen und vorzubeugen. Er profilierte sich als international anerkannter Forscher auf den Gebieten Arzneimittel­therapie und Aufklärung von Krankheitsursachen und ist ein gefragter Speaker und Podcaster. Er ist sich mittler­weile sicher: Die Digitalisierung wird die Medizin radikal verändern. Diagnostik wird durch künstliche Intelligenz übernommen, dadurch sicherer und präziser. Ärzte werden zu Patienten-Coaches. Wenn wir uns all dem öffnen, warten schon jetzt ungeahnte Möglichkeiten auf uns, Gesundheit ganz neu zu denken. ••

Unser Gesundheitssystem steht unter hohem Veränderungsdruck: Wir leben aufgrund bahnbrechender medizinischer Fortschritte immer länger, jedoch führt unser zunehmend ungesunder Lebensstil dazu, dass wir immer häufiger an chronischen Krankheiten leiden. Dies treibt die Kosten im Gesundheitswesen in die Höhe und bringt unser erfolgreiches System ins Wanken. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen zu forcieren, ist ein möglicher Weg, den Kostensteigerungen zu begegnen und gleichzeitig Kranke besser zu versorgen. Am Beispiel von fünf chronischen Erkrankungen zeigen uns die vier Autoren, was digitale Innovationen schon heute leisten können, und nehmen uns mit auf eine spannende Reise in die digitale Zukunft unseres Gesundheitssystems. „Ausgehend von ihrer Analyse und der teilweise verblüffenden Schilderung, was bereits heute möglich ist, erhält der Leser einen Einblick in Medizin und Gesundheitswesen der (nahen) Zukunft, in der es individuelle Therapien – die „Pille für mich“ im reinsten Wortsinn – geben wird, aber der Gedanke der Vorsorge einen immer größeren Stellenwert haben wird“, schreibt das deutsche „Management-Journal“. ••

Autor: Verlag: ISBN:

Autor: Verlag: ISBN:

Harald H. H. W. Schmidt Plassen Verlag 978-3864707414

Elgar Fleisch, Christoph Franz et al. Campus Verlag 978-3593513690

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VORSCHAU

In der nächsten Ausgabe von business lesen Sie über den Megatrend Sicherheit. Risiken sind im 21. Jahrhundert komplex und dynamisch. Sicherheit ist keine Selbstverständlichkeit und kein fixer Zustand, sondern vielmehr ein Prozess. Nicht nur Cybersecurity, sondern auch Klimarisiken, eine sichere Energieversorgung und die Risikoabsicherung von Exportgeschäften stehen heute ganz oben auf der Agenda vieler Unternehmen.

Erscheinungstermin: Sommer 2022

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FONDS

KEPLER FONDS

GLEICHER MARKT, BESSERE LÖSUNG. Mit größter Aufmerksamkeit alles im Blick. Wir betreiben bewusst aktives Fondsmanagement und sind damit den Tick aufgeweckter und schneller beim Erkennen neuer Anlagetrends. Durch klare Kernkompetenzen heben wir uns ab und stehen für eine Geldanlage abseits der bekannten Investmentpfade. www.kepler.at

Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Fonds oder unabhängige Finanzanalyse dar. Sie ersetzt nicht die Beratung und Risikoaufklärung durch den Kundenberater. Angaben über die Wertentwicklung beziehen sich auf die Vergangenheit und stellen keinen verlässlichen Indikator für die zukünftige Entwicklung dar. Aktuelle Prospekte (für OGAW) sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen – Kundeninformationsdokument (KID) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS Kapitalanlagegesellschaft m.b.H., Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Vertriebsstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich.


WIRTSCHAFT Wenn Sie Wirtschaft hören, woran denken Sie? An heimliche Weltmarktführer, regionale Familienunternehmen oder talentierte Einzelkämpfer? Wenn wir an Wirtschaft denken, denken wir an Sie! Wir macht’s möglich!

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