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TRAININGS-ERFOLG

ES LEBE DER SPORT

Sport ist gesund, steigert die Lebensfreude und ermöglicht Begegnungen und Freundschaften – Attribute, die zu Zeiten der Coronapandemie stärker denn je in den Fokus gerückt sind. Trotzdem mussten sich Fitnessclubs neu erfinden, andererseits bescherte der boomende Outdoortrend der Sportindustrie volle Auftragsbücher. Einblick in eine Branche voller Herausforderungen und Chancen.

Text: Rosi Dorudi • Foto: Lorenz Masser / Löffler

„DIE PANDEMIE BRACHTE HOME-FITNESS EINEN MASSIVEN SCHUB. ES WURDEN 55 PROZENT MEHR GERÄTE VERKAUFT ALS DAVOR.“

THORSTEN SCHMITZ, GESCHÄFTSFÜHRER INTERSPORT AUSTRIA

„EIN FITNESSCLUB IST AUCH EIN WOHLFÜHLORT, UM DEN KOPF FREIZUBEKOMMEN UND UM SOZIALKONTAKTE ZU PFLEGEN.“

SVEN DECKER, GRÜNDER, INHABER UND GESCHÄFTSFÜHRER HAPPYFIT

„DIE CORONAKRISE HAT DEN STELLENWERT VON GESUNDHEIT UND BEWEGUNG ENORM GESTEIGERT.“

GOTTFRIED WURPES, GRÜNDER VON THE FITNESS COMPANY

Geschlossene Fitnessstudios, keine öffentlichen Sportangebote, Bewegungsmangel durch Homeoffice und Lockdown-Einschränkungen: Die Coronakrise rückte auch das Thema Fitness und Bewegung in den Mitttelpunkt. „Im ersten Lockdown entstand eine regelrechte Radsporteuphorie“, erzählt Otto Leodolter, Geschäftsführer des Innviertler Unternehmens Löffler, das funktionelle Sportbekleidung für die Bereiche Nordic Sports, Skitouring, Running, Bike, Outdoor sowie Unterwäsche herstellt. „Radsport war ein richtiger Treiber, und die Nachfrage nach Radbekleidung hat bisher auch nicht nachgelassen.“ Generell habe sich der Outdoortrend während der Pandemie für Löffler sehr positiv entwickelt. Vor allem die schwankende Lieferfähigkeit ausländischer Konkurrenten bescherte dem Unternehmen einen Wachstumsschub von gut 20 Prozent. „Seit der Gründung im Jahr 1947 hält Löffler am Produktionsstandort Österreich fest“, so Leodolter. Rund 70 Prozent der Stoffe kämen aus der eigenen Strickerei. „Dadurch sparen wir eine Menge CO2 ein, da die Ware nicht rund um den Globus transportiert werden muss.“ Der schonende Umgang mit den Ressourcen ist dem Sportmodehersteller ein großes Anliegen. „Nachhaltigkeit entwickelt sich aktuell zu einem der bedeutendsten Themen im Sport“, konstatiert er. Neben der Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit der Ware fokussiert das Unternehmen daher vermehrt auf nachwachsende Rohstoffe. „Wir setzen auf die Entwicklung neuer Materialien, die funktional, nachhaltig und regional produziert werden können.“ Das Thema Recycling gewinne ebenfalls an Bedeutung. „Unser Ziel ist es, in Zukunft einen Kreislauf im Produktionsprozess herzustellen, um aus Altkleidern wieder Werkstoff zu machen“, erklärt Leodolter. Hier stünde man allerdings noch am Anfang. „Bis wir Materialien wiederverwenden können, die ein sehr ähnliches Tragegefühl wie neue Stoffe haben, wird es noch einige Zeit brauchen. Ich bin aber zuversichtlich, dass es uns gelingen wird.“

Onlineshopping regional

Die regionale Wertschöpfung zu stärken, ist auch Hauptaugenmerk der Verbundgruppe Intersport Austria, deren Mitglieder in der Coronakrise von dem gemeinsamen Onlinehandel profitierten. „Der besondere Benefit vom Shoppingportal intersport.at ist die Tatsache, dass es sich hier nicht um einen typischen Onlineshop handelt, sondern um eine Plattform, auf der alle angebundenen regionalen Händler ihre Ware aus dem stationären Handel anbieten können“, so Intersport-Austria-Geschäftsführer Thorsten Schmitz. „Das sind zumeist in der Region stark verwurzelte Familienbetriebe.“ Die Kunden würden dadurch zwar online kaufen, aber dennoch regional beim Intersport-Händler ihres Vertrauens die Ware beziehen. „Aktuell sind über 90 Standorte in ganz Österreich an dieser Plattform angeschlossen“, so Schmitz. Das sei zwar während der Lock-

downs von großem Vorteil gewesen, dennoch sei der Sportartikelhandel sehr beratungsintensiv und könne langfristig nicht auf den stationären Handel mit seinen fachkundigen Mitarbeitern verzichten. Ergänzend zu den mehr als 280 Intersport-Shops, die auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse vor Ort eingehen können, setzen die Intersport-Flagship-Stores in städtischen Toplagen neue Maßstäbe in Sachen Einkaufserlebnis und Service. Mit überdurchschnittlich großen Verkaufsflächen und zahlreichen Erlebnisbereichen wie einer eigenen Alm-Bar, Kletterwänden, Spielbereichen oder Skisimulatoren kann der Kunde viel an- und ausprobieren – von gängigen Sportmarken bis hin zu High-End-Produkten. Rückenwind gibt auch eine neue Eigentümerstruktur: Ende Mai 2021 ging Intersport Austria mit Unterstützung des Finanzpartners Raiffeisenlandesbank OÖ zurück in die Hände der österreichischen Händler. „Die Pandemie hat auch dem Home-Fitness-Sektor einen massiven Schub gebracht“, so Schmitz. „Von Ergometern, Crosstrainern, Laufbändern, Rudergeräten oder Kraftstationen wurden 55 Prozent mehr abgesetzt als vor Corona.“ Eine Tendenz, die anhält.

Fitnessclub mit Perspektive

Der Home-Gym-Trend löst bei Fitnessclubs gemischte Gefühle aus: Sie hoffen nach den Zwangsschließungen auf eine Erholung der Mitgliederzahlen. „Fitnessclubs und deren Geräteausstattungen sowie gebotene Leistungen sind mit Home-Workouts nicht zu vergleichen“, wirft Sven Decker ein. Der Gründer der Fitnesscenterkette HappyFit betreibt 22 Filialen in ganz Österreich. „Ein Fitnessclub ist nicht nur ein Ort, um sich auszupowern, sondern auch ein ‚Wohlfühlort‘, um den Kopf freizubekommen oder um Sozialkontakte zu pflegen“, erläutert er. Um das Publikum während der Lockdowns zu halten, waren Decker und sein Team via Social Media und Web ständig in Kontakt und Austausch mit den Clubmitgliedern. „Wir haben sie permanent auf dem Laufenden gehalten“, erzählt der Geschäftsführer. „Im ersten längeren Lockdown haben wir zusätzlich eine kostenlose Benützung unseres Outdoorbereichs in Steyr angeboten und keinerlei Mitgliedsbeiträge abgebucht.“ Aktuell haben die Fitnessclubs zwar wieder geöffnet, aufgrund der noch anhaltenden Pandemie sei es jedoch nach wie vor schwierig, mittel- bis langfristige Ziele zu setzen. „Wir bieten unseren Kunden Premiumqualität und möchten in erster Linie wieder jenen Stand der Mitgliederzahlen erreichen, den wir vor der Pandemie hatten“, sagt Decker. Trotz der schwierigen Zeiten eröffnete er im vergangenen Jahr in Enns ein neues Premium-Studio, das auf 1.300 Quadratmetern modernstes Gymerlebnis bietet. „Gerade in der derzeitigen Situation ist der Stellenwert von Gesundheit, Fitness und einem starken Immunsystem weiter gestiegen“, so der Fitnessexperte. „Fitnessstudios sind daher wichtiger denn je.“

Smarte Lösungen für Fitnessclubs

Diese Meinung teilt auch Gottfried Wurpes. Der Gründer von The Fitness Company ist seit mehr als 30 Jahren als Partner der italienischen Marke Technogym Marktführer bei der Ausstattung von Fitnessclubs, Hotels, Gesundheitseinrichtungen und Privathaushalten in Österreich. „Die vergangenen beiden Jahre waren aufgrund der Lockdowns für die Branche natürlich nicht einfach“, so Wurpes. „Doch die Krise hat den Stellenwert von Gesundheit und Bewegung enorm gesteigert. Das haben wir aufgrund des starken Interesses an Technogym-Geräten deutlich gespürt.“ Für viele Menschen sei Fitness mittlerweile fester Bestandteil ihres Alltags, Wurpes ist überzeugt, dass sich der europäische Fitnessmarkt noch verdoppeln, wenn nicht gar verdreifachen wird. Sein Unternehmen ist deshalb auf Expansionskurs: „Wir planen, Ende 2022 bzw. Anfang 2023 einen weiteren Flagship-Store in Innsbruck zu eröffnen“, erzählt er. Großes Thema sei auch die Digitalisierung, die längst auch Fitnessgeräte erfasst hat. „Technogym hat seit vielen Jahren mit der ‚Mywellness Cloud‘ ganz neue Maßstäbe gesetzt“, so Wurpes. Mithilfe von Apps, Sensoren und Chips sei nicht nur ein völlig neues Fitnesserlebnis sichergestellt, auch maßgeschneiderte Sportprogramme und enge Interaktion mit Trainern seien unabhängig vom Aufenthaltsort möglich. Die Trainingsdaten etwa werden automatisch aufgezeichnet und dienen zur gezielten Verfolgung und Verbesserung der sportlichen Aktivitäten. „Der aktuelle Technologieansatz bringt hier sowohl Wettkampfsportler als auch den Hobbysportler auf ein nie da gewesenes Niveau an digitalen Statistiken von Trainingseinheiten, Körperanalyse und Gesundheitsdaten“, erklärt der Unternehmer. Technogym habe all diese Technologien seit Jahren in den aktuellen Produktserien integriert und setze auch in Zukunft auf ein Produktportfolio, das Funktionalität, Digitalisierung und Design optimal miteinander verbindet. Und damit Sport und Fitness noch fester im Alltag einer gesundheitsbewussten Bevölkerung verankert. ••

„NACHHALTIGKEIT WIRD EIN BEDEUTENDES THEMA IM SPORT.“

OTTO LEODOLTER, GESCHÄFTSFÜHRER LÖFFLER