321. Genossenschaftsbrief

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Genossenschaftsbrief

diesjährigen

zentrales

mit dem „Green Deal“ der

gewohnt

Die Mitgliederinformation des Raiffeisenverbandes Oberösterreich NR. 3213/2022 Bei der
Funktionärstagung des Raiffeisenverbandes OÖ. stand
EU-Kommission ein
europäisches Zukunftsthema im Mittelpunkt. Die dabei diskutierten Themen und deren teils weitreichenden Auswirkungen für unsere Mitgliedsgenossenschaften beleuchtet der aktuelle Genossenschaftsbrief neben wie
generellen News aus der Genossenschaftsfamilie. Green Deal iStock-487325385-RomoloTavani
2 Raiffeisenverband OÖ. 08 06 09 Inhalt Regulatorik gegen den Klimawandel?03 Green Deal - Was kommt auf die Agrarwirtschaft zu? 04 Sustainable Finance06 Grüne Energie aus Vorchdorf08 Ausgezeichnete Genossenschaften09 Learning by seeing: Genossenschaft erleben10 Personelles11 Termine12 10

Regulatorik gegen den Klimawandel?

Nach der COVID-19-Pandemie dominiert seit Februar 2022 der Krieg in der Ukraine mit seinen weitreichenden Folgen das Tagesgeschehen. Gleichzeitig gibt es wesentliche Weiterentwicklungen auch in anderen für unsere Mitgliedsgenossenschaften zentralen Themenbereichen wie der Frage des Klimawandels und dessen Bekämpfung, die die EU-Kommission unter Ursula von der Leyen mit dem „Green Deal“ in den Mittelpunkt ihrer politischen Agenda für die aktuelle Amtsperiode gestellt hat.

In der jährlichen Funktionärstagung für die Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder des Raiffeisenverbandes OÖ. stehen traditionell derartige zentrale Zukunftshemen im Mittelpunkt. Dabei profitieren die Spitzenvertreter des oö. Genossenschaftswesens von Informationen aus erster Hand von namhaften Gastreferenten. Zu dem im Jahr 2022 im Rahmen der Tagung beleuchteten „Green Deal“ konnten als externe Experten einerseits Direktor Dr. Marcel Haag von der EU-Kommission und Univ.-Prof. Dr. Rainer Kühl von der Justus-Liebig-Universität Gießen gewonnen werden.

Neue Regeln für die Agrarwirtschaft Rainer Kühl war einer der ersten Wissenschaftler, der die zwar klaren Ziele aber völlig offenen Umsetzungsschritte zur Zielerreichung des Green Deals in der Agrarwirtschaft fundiert wissenschaftlich aufgearbeitet hat. Als Ergebnis lässt sich zusammenfassen, dass die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft die ambitionierten Umweltziele des Green Deals erreichen

kann. Jedoch nur mit hohen Investitionen bei gleichzeitiger Inkaufnahme niedrigerer Erträge, reduzierten Exportchancen aufgrund der höheren Kosten und dem Risiko einer Substitution heimischer Produkte durch billigere Produkte von Drittstaaten, falls keine entsprechenden Importbarrieren gelingen. Dabei stellt sich die große politisch zu beantwortende Frage, wer den daraus resultierenden Preis des Green Deals in der Agrarwirtschaft bezahlen soll – Landwirte, Steuerzahler, Konsumenten?

Neue Regeln für die Finanzwirtschaft

Marcel Haag leitet den Bereich „Horizontale Angelegenheiten“ in der EU-Kommission/Generaldirektion für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion und verantwortet dabei unter anderem die Themen Kapitalmarktunion, Digitaler Euro und eben auch „Nachhaltige Finanzen“. Im Zuge des Green Deals soll die Finanzwirtschaft ihren Beitrag dazu leisten, dass die immensen Investitionen, die zur Erreichung der

Umweltziele notwendig sind, entsprechend finanziert werden. Diesbezüglich verfolgt die EU einen stark regulatorischen Ansatz, der mit hohen Verwaltungsaufwendungen verbunden ist. Dabei darf man die Grundfrage stellen, ob nicht die Zielerreichung durch marktwirtschaftliche Lösungen in Form beispielsweise einer entsprechenden Bepreisung von klimaschädlichem CO2-Ausstoß der effizientere Weg wäre.

Nachhaltigkeit als Chance

Abschließend sei an dieser Stelle hervorgehoben, dass Genossenschaften von ihrer Gründung weg auf ein nachhaltiges Wirtschaften zum Wohle ihrer Mitglieder und Regionen ausgerichtet sind und niemals die kurzfristige Maximierung von Jahresergebnissen auf Kosten sozialer oder ökologischer Aspekte im Vordergrund gestanden ist. Insofern erweist sich die immer stärkere politische und gesellschaftliche Forderung nach „Nachhaltigkeit“ auch als Chance.

Raiffeisenverband OÖ. 3 EDITORIAL
Verbandsdirektor Dr. Norman Eichinger

Es steht alles auf Grün

Bei der diesjährigen Funktionärstagung des Raiffeisenverbandes OÖ. stand alles auf grün und mit dem „GREEN DEAL“ ein europäisches Zukunftsthema im Mittelpunkt. Zwei hochkarätige Gastreferenten – Marcel Haag von der EU-Kommission und Rainer Kühl von der Justus-Liebig-Universität in Deutschland – beleuchteten dieses zentrale Thema zum einen von der finanzwirtschaftlichen und zum anderen von der landwirtschaftlichen Seite. Im Anschluss an die Vorträge blieb genügend Zeit für angeregte Diskussionen und direkte Gespräche mit den Experten.

GASTREFERENT RAINER KÜHL

Green DealWas kommt auf die Agrarwirtschaft zu?

Der Land- und Forstwirtschaft kommt eine zentrale Rolle in der Klimapolitik der Europäischen Union zu. So hat der Green Deal der EU-Kommission auch wesentliche Auswirkungen auf den europäischen Agrarsektor. Der Agrarökonom Rainer Kühl, Universitätsprofessor der renommierten Justus-Liebig-Universität, hat untersucht, ob und wie die Ziele des Green Deal in der Deutschen Agrarwirtschaft zu erreichen sind und mit welchen Folgen die Zielerreichung verbunden ist. So viel sei vorweg gesagt: Auf die Landwirte kommen große Anstrengungen und steigende Kosten zu!

Zielvorgaben bis 2030 2050 soll die EU klimaneutral sein – als ehrgeiziges Zwischenziel sollen bis 2030 die Treibhausgasemissionen um bis zu 55 % reduziert werden. Für den Bereich der Agrarwirtschaft ergeben sich aus der Farm to Fork-Strategie und der Biodiversitätsstrategie insbesondere folgende Zielvorgaben: Erhöhung der biologisch bewirtschafteten Flächen auf 25 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche

Reduktion des Einsatzes von Düngemittel (DM) um mindestens 20 % Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln (PSM) um 50 % Schutz und Erhalt der Biodiversität

So klar diese Ziele formuliert sind, so vage sind die Wege der Zielerreichung ausgestaltet. Die Untersuchung von Rainer Kühl setzt genau hier an und beleuchtet mögliche Maßnahmen der Zielerreichung des Green Deals sowie

die diesbezüglichen Auswirkungen auf die Agrarwirtschaft.

Maßnahmen zur

Zielerreichung

Im Zuge seiner Studie wurden umfangreiche Berechnungen und Ausführungen zu den komplexen Wirkungszusammenhängen und betrieblichen Entscheidungszwängen gemacht und Ansätze aufgezeigt, welche zur Minderung des PSM- und

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Marion Pammer BA - DW 29141

DM-Einsatzes bzw. zum Erhalt der Biodiversität beitragen können. Die Ziele des Green Deals könnten letztlich vorrangig mit nachfolgenden Maßnahmen erreicht werden: Ackerbau: verstärkte mechanische Unkrautbekämpfung, Precision Farming sowie Fruchtfolgemaß nahmen (insbesondere Ausdehnung des Leguminosenanbaus)

Tierhaltung: Einsatz ressourceneffizienter Futterkomponenten und Erhöhung der Nährstoffver wertung (u.a. Körnermais statt Wintergetreide), Umstellung der Ausbringungstechnik bei Wirtschaftsdünger (Schlepp schuhverfahren bei Grünland und unbestelltem Ackerland, direkte Einarbeitung / Injektion auf bestell tem Ackerland)

Qualitätsbeurteilung bei Weizen: Fokussierung auf bestimmte für Backeigenschaften relevante Proteinfaktoren an Stelle des Rohproteingehalts und Anbau von Qualitätsweizensorten mit gerin gerem Rohproteingehalt aber guten Backeigenschaften Biogasproduktion

Ziele können erreicht werden Jedenfalls werden die Reduktionsstrategien und Bewirtschaftungsänderungen zu veränderten Produktionsintensitäten, Flächennutzungen und damit Produktionsmengen und Verwendungszwecken bei wichtigen Agrarrohstoffen in pflanzlichen und tierischen Wertschöpfungsketten führen. Die Studie zeigt auf, dass die Zielvorgaben des Green Deals grundsätzlich erreicht werden können. Die Frage ist nur, zu welchem Preis?

Auswirkungen für Landwirtschaft

Die Umsetzung des Green Deals mit den in der Studie ausgearbeiteten Maßnahmen gehen mit gravierenden ökonomischen Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Deutschland einher. So würde es zu einer Reduktion der konventionellen pflanzlichen Agrarproduktion um 10 % kommen. Der Grund für den Produktionseinbruch sind die geplante Ausweitung der ökologisch bewirtschafteten Anbauflächen auf einen Anteil von 25 % und die vorgesehene Reduzierung des Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Der Deckungsbeitrag im konventionellen Ackerbau würde unter dieser Voraussetzung über alle Kulturen hinweg um rund 40 Euro pro ha sinken. Zudem wäre ein zusätzlicher Investitionsbedarf von 3,1 Mrd. Euro für Effizienzsteigerungen im Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz nötig.

Export von Umweltproblemen Neben einer Verschlechterung der Exportchancen für die europäische

Agrarwirtschaft auf Märkten außerhalb der EU gibt Professor Kühl zu bedenken, dass mit dem Rückgang der europäischen Produktion ein steigender Importbedarf verbunden sein wird. Wenn es nicht gelingt, die höheren Umweltauflagen auch für ausländische Produzenten durchzusetzen, dann ist mit einer stärkeren Nachfrage der Konsumenten nach dann günstigeren ausländischen Produkten zu rechnen. Dies führt wiederum zu einem weiteren Produktionsrückgang in der europäischen Landwirtschaft und schließlich zum Export von Umweltproblemen.

Frage der Lastenverteilung

Letztlich sind die Maßnahmen zur Erreichung des Green Deals für die Agrarwirtschaft ökonomisch ganz klar nachteilig. Es verbleibt die politisch zu beantwortende Frage, wer die Kosten des Green Deals in der Agrarwirtschaft tragen wird und inwieweit hier auch die Konsumenten durch höhere Produktpreise bzw. der Steuerzahler durch einen entsprechenden Agrarhaushalt ihren Beitrag leisten werden.

Raiffeisenverband OÖ. 5 THEMA
Univ.-Prof. Rainer Kühl beleuchtete die Folgen des Green Deals für die europäische Agrarwirtschaft.

Sustainable Finance

Vor dem Hintergrund eines großen Interesses an umfassender Finanzierung von Maßnahmen zur Umsetzung von Umwelt- und Klimazielen hat die EU mit der Schaffung eines breiten Rahmens für das nachhaltige Finanzwesen begonnen und dabei auch international eine Vorreiterrolle übernommen. Der Kontext für die Entwicklung dieses Programms ist dabei der europäische Green Deal. Marcel Haag, Direktor in der Generaldirektion für Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion der EU-Kommission, gab einen umfassenden Einblick in das Thema „Sustainable Finance“ und erläuterte den aktuellen Stand der Arbeiten der EU-Kommission zu einem nachhaltigen Finanzwesen.

Aktionsplan

Mit dem Green Deal hat sich die EU ehrgeizige klima- und umweltpolitische Ziele gesetzt. Der zur Erreichung von Klimaneutralität und Nachhaltigkeit erforderliche Umbau unserer Volkswirtschaften bedarf auch erheblicher privater Finanzströme, die in nachhaltige Investitionen fließen. Laut den Ausführungen von Marcel Haag braucht es eine Investitionssumme von 350 Mrd. Euro pro Jahr allein für den Energiesektor, um das Ziel der Reduktion der Treibhausemissionen bis 2030 erreichen zu können. Darüber hinaus werden weitere 130 Mrd. Euro jährlich für die Erreichung anderer Umweltziele benötigt. Die Entwicklung eines nachhaltigen Finanzwesens am europäischen Kapitalmarkt ist daher ein wichtiges Instrument, um die Vision des Grünen Deals Realität werden zu lassen. Hierfür hat die europäische Kommission 2018 einen Aktionsplan veröffentlicht, der zwei grundlegende Forderungen enthält:

Ein nachhaltiges Finanzwesen soll den Beitrag des Finanzsektors

zum nachhaltigen und integrativen Wachstum vergrößern.

Die Finanzstabilität soll durch die Einbeziehung der Faktoren Umwelt, Soziales und Governance in Investitionsentscheidungen gestärkt werden.

Drei Ziele für nachhaltiges Finanzwesen

Die Kommission legt dem Begriff des nachhaltigen Finanzwesens ein weites Verständnis zugrunde, das die allgemeinen Nachhaltigkeitsaspekte Umwelt, Soziales und Governance miteinschließt und somit umfassender ist, als der eines rein auf umwelt- und klimapolitische Ziele fokussierten „grünen“ Finanzwesens. Diesem weiten Verständnis entsprechend verfolgt die EU drei Ziele:

1. Umlenkung von Kapitalflüssen auf nachhaltige Investitionen zur Förderung eines nachhaltigen und integrativen Wachstums

2. Stärkung des Risikomanagements durch Einbeziehung finanzieller Risiken, die sich aus Klimawandel,

Umweltproblemen und sozialen Problemen ergeben

3. Förderung von Transparenz und Langfristigkeit im Finanzsektor.

Taxonomie

Diese Ziele werden durch die Schaffung eines Rechtsrahmens verfolgt, dessen zentrales Kernelement die Taxonomie-Verordnung bildet. Die Taxonomie ist ein Klassifikationssystem, welches auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse festlegen soll, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als nachhaltig im Sinne von „Sustainable Finance“ gelten können. Dabei muss eine Wirtschaftstätigkeit, die für die Zwecke der Taxonomie als ökologisch nachhaltig gilt, einen wesentlichen Beitrag zu einem oder mehreren Umweltzielen der EU leisten. Gleichzeitig darf sie keines der anderen Umweltziele erheblich beeinträchtigen. Seitens der Teilnehmer heftig diskutiert wurde der damit verbundene immense verwaltungstechnische Aufwand sowie auch die Klassifikation von Atomkraft unter gewissen Kriterien als

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GASTREFERENT MARCEL HAAG

Direktor Marcel Haag gab einen umfassenden Einblick in das Thema „Sustainable Finance“. „nachhaltig“. Marcel Haag hob diesbezüglich hervor, dass die Vereinfachung der Anwendung der Taxonomie vor allem im Hinblick auf die Praktikabilität einen Schwerpunkt in der künftigen Regelgestaltung bildet.

Offenlegung / Nachhaltigkeitsberichterstattung Rund um die Taxonomie-Verordnung sind eine Fülle an weiteren Rechtsakten finalisiert worden beziehungsweise in der Pipeline: Von ganz zentraler Bedeutung sind die diversen Offenlegungsanforderungen, die sowohl Banken als auch Nichtbanken treffen werden. Hier ist in erster Linie die bereits erfolgte Einigung auf Europäischer Ebene zur CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) zu erwähnen, welche hinkünftig für viele große Unternehmen (bei Überschreiten von zwei der nachfolgenden Kriterien: 20 Mio.Euro Bilanzsumme / 40 Mio.Euro Umsatzerlöse / 250 Mitarbeiter) eine erstmalige Pflicht zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichtes mit sich bringen wird

(erstmaliger Nachhaltigkeitsbericht über Geschäftsjahr 2025 im Jahr 2026). Bemerkenswert ist die dazu getätigte Aussage von Marcel Haag, wonach die „Nachhaltigkeitsberichterstattung auf Augenhöhe mit der Finanzberichterstattung erfolgen wird“. Daraus lässt sich der damit verbundene sehr hohe Aufwand entsprechend ableiten.

Weitere Folgen

Weitere wesentliche Auswirkungen hat „Sustainable Finance“ unter anderem auch auf die Risikomanagementsysteme im Bankbereich. Diese müssen Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsrisiken entsprechend in das Risikomanagement integrieren und in ihre Strategien und Prozesse zur Bewertung des internen Kapitalbedarfs (ICAAP) einbeziehen sowie mit Stresstests adressieren. Gleichzeitig haben Kreditinstitute beispielsweise auch in der Anlageberatung die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden zu erheben und entsprechend bei der Beratung zu berücksichtigen.

Green Supporting Factor?

Besonders spannend sowohl für Kreditgeber als auch für Kreditnehmer ist die Frage, ob „grüne“ Finanzierungen im Sinne der Taxonomie-Verordnung hinkünftig auch beispielsweise mit günstigeren Eigenmittelvorschriften im Bankwesen gefördert werden („green supporting factor“). Beziehungsweise ob im Gegenzug die Finanzierung von „braunen Vorhaben“ durch ungünstigere Eigenmittelregelungen pönalisiert wird („brown penalising factor“). Hier ist derzeit die EBA aufgefordert, einen Bericht vorzulegen, ob eine spezielle aufsichtsrechtliche Behandlung von Finanzierungen, die mit ökologischen und/oder sozialen Zielen verbunden sind, gerechtfertigt wäre. Ein dazu von der EBA 2022 publiziertes Diskussionspapier führt aus, dass der Zweck des aufsichtsrechtlichen Rahmens nicht darin besteht, spezifische Umweltziele zu erreichen. Generell wird derzeit nicht damit gerechnet, dass derartige Maßnahmen Einzug in die bankrechtlichen Regelwerke finden.

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Grüne Energie aus Vorchdorf

Seit mittlerweile 15 Jahren beliefert die Nahwärme Vorchdorf die Region mit erneuerbarer Energie aus Holz und Hackgut und leistet einen wichtigen Beitrag für eine grüne Energieversorgung. Gefeiert wurde das 15-jährige Bestehen der Genossenschaft mit der Eröffnung eines neuen Blockheizkraftwerkes, dessen Herzstück eine Kraft-Wärme-Kopplung-Anlage ist, mit der zusätzlich Strom aus Holzgas erzeugt wird.

Neben Wärme nun auch Strom Bereits vor einigen Jahren fiel der Entschluss, die Betriebe im Gewerbegebiet INKOBA primär mit nachhaltiger Nahwärme zu versorgen. Das dazu notwendige Blockheizkraftwerk wurde in den letzten zwei Jahren errichtet und versorgt nun Gewerbebetriebe wie Privathaushalte. So wird neben der Wärmeerzeugung auch Strom mit Holzgas, welches bei der Verglühung der Hackschnitzel entsteht, produziert. Die neue Holzgasanlage ermöglicht die Versorgung von rund 850 Einfamilienhäusern mit Strom und erzeugt nebenbei noch Wärme für das Nahwärmenetz in Vorchdorf. Der Vorteil dieser erneuerbaren Energietechnik liegt darin, dass der Strom rund um die Uhr, unabhängig von Sonne und Wind, erzeugt werden kann.

Auf Erfolgskurs

Die im Jahr 2007 von Vorchdorfer Landwirten gegründete Genossenschaft hat sich zu einem wahren Vorzeigeprojekt in Oberösterreich entwickelt und befindet sich auf Erfolgskurs. Biomasse aus heimischer Land- und Forstwirtschaft erweist sich besonders jetzt als krisensicherer und zuverlässiger Rohstoff. Gleichzeitig bleibt die Wertschöpfung in der Region und den Landwirten entsteht die Möglichkeit, sich über die genossenschaftlich organisierte

Betreiberstruktur ein zusätzliches Standbein als Energiewirt zu schaffen.

Kunden schätzen Nachhaltigkeit

Das Gewerbegebiet INKOBA ist das erste Betriebsbaugebiet in Oberösterreich, das ausschließlich auf Nahwärme setzt. Alle neu angesiedelten Betriebe werden mit Wärme der Nahwärme Vorchdorf versorgt – das diesbezügliche Leitungsnetz erstreckt sich mittlerweile auf mehr als 20 km. Doch nicht nur Firmenkunden schätzen die Verlässlichkeit und sichere Energieversorgung, auch öffentliche Einrichtungen und zahlreiche Privathaushalte

setzen auf die nachhaltige Energie der Nahwärme Vorchdorf.

Gut für das Klima

Durch das Biomasseheizwerk können jährlich 6.700.000 kg CO2 eingespart werden. Die Biomasseverbrennung erfolgt CO2-neutral, da nur so viel Kohlendioxid freigesetzt wird, wie eine Pflanze in ihrem Wachstum aus der Atmosphäre wieder aufnehmen kann. Daneben bewirkt aber auch der Ursprung des Brennstoffs einen nachhaltigen Effekt. Denn das Hackgut wird aus den Wäldern der Region bezogen, was kurze Transportwege und regionale Wertschöpfung bedeutet.

8 Raiffeisenverband OÖ. AUS DEN GENOSSENSCHAFTEN
Marion Pammer BA - DW 29141
Am 13. August 2022 fand die offizielle Eröffnung des neuen Blockheizkraftwerkes statt. Im Bild v.l: LAbg. Reinhard Ammer, Direktor der RB Gunskirchen Hubert Pupeter, Spartenleiter RVOÖ Gerhard Steinkress, Vbgm. Margit Kriechbaum, LR Michaela Langer-Weninger, Obmann Nahwärme Vorchdorf Josef Scherleithner sen, Pater Franz Ackerl, Abg.z.NR Bettina Zopf und Bgm. Johann Mitterlehner © Hitzenberger Willi

Ausgezeichnete Genossenschaften

Unsere Mitgliedsgenossenschaften sind nicht nur in den vielfältigsten Bereichen tätig, sie sind auch innovativ und setzen sich für unsere Gesellschaft ein. Nicht verwunderlich, dass Raiffeisen-Genossenschaften für ihre Arbeit ausgezeichnet werden – so wie dieses Jahr die TRAFOS eGen und die Lebens.mittel.punkt Eferding eGen.

#upperREGION Award

an Giesserei – Haus der Nachhaltigkeit

Der #upperREGION Award wird für die besten und nachhaltigsten Ideen der Revitalisierung leerstehender Gebäude und brachliegender Flächen vergeben. Einer der drei Preise ging an die Giesserei – Haus der Nachhaltigkeit, dessen Eigentümerin die Genossenschaft TRAFOS ist. Die Giesserei ist ein Paradebeispiel für die nachhaltige Sanierung eines Leerstands im Ortskern. Bei der Revitalisierung wurde bewusst darauf geachtet, dass der Charme des 500 Jahre alten Hauses erhalten bleibt. Sehr erfreulich ist das vielfältige geschäftliche

und gesellschaftliche Leben, das mittlerweile in der Giesserei Eingang gefunden hat. Sowohl beim Umbau des Gebäudes als auch beim Betrieb standen und stehen Nachhaltigkeit und Regionalität im Mittelpunkt. Bereits im vergangenen Jahr wurde

der TRAFOS eGen der Denkmalpreis des Landes OÖ. für die Renovierung der „Giesserei“ zugesprochen. Die Jury hat die Zuerkennung mit „der wirklich gelungenen Restaurierung verbunden mit einer hochwertigen und formschönen Adaptierung“ begründet.

Agrarpreis für Efi Hofladen

Der OÖ Agrarpreis wird alle drei Jahre an Projekte und Projektträger vergeben, die in besonderer Weise ein positives und innovatives Bild der Land- und Forstwirtschaft wiedergeben, Arbeitsplätze und Einkommen im ländlichen Raum ermöglichen, die Produktivität der landwirtschaftlichen Produktion erhöhen und eine nachhaltige und ressourcenschonenden Landwirtschaft weiterentwickeln. Über den zweiten Preis in der Kategorie „Einkommen“ durfte sich die

Lebens.mittel.punkt Eferding eGen für den Aufbau ihres Efi-Hofladens freuen. Die Genossenschaft bietet ihren mehr als 50 bäuerlichen

Mitgliedern die Möglichkeit, deren selbst hergestellten Produkte bei Efi zu verkaufen und ermöglicht so vielen Landwirten in der Region ein wichtiges wirtschaftliches Standbein.

Raiffeisenverband OÖ. 9 AUS DEN GENOSSENSCHAFTEN
Marion Pammer BA - DW 29141
Werner Pamminger (Geschäftsführer Business Upper Austria), Wirtschaftsund Raumordnungs-Landesrat Markus Achleitner, Berta Burghuber und Max Gramberger (Trafos), Markus Brandstetter (Geschäftsführer Regionalmanagement OÖ), Klaus Kumpfmüller (Generaldirektor HYPO Oberösterreich) Stolz nahmen Christa Zeiner (Obfrau, 3.v.r.) und Natalie Eisenhuber (Geschäftsführerin, 4.v.r.) diese Auszeichnung unter anderem von Landesrätin Michaela Langer-Weninger entgegen. © Land OÖ/Daniel Kauder © City-Foto/Roland Pelzl

Learning by seeing: Genossenschaft erleben

Nach einer coronabedingt zweijährigen Pause war es heuer kurz vor Ferienbeginn wieder möglich, Schulveranstaltungen durchzuführen. So wurde die Gelegenheit genutzt, um mit den Schülern des vierten Jahrgangs der HLBLA St. Florian wieder den traditionellen „Genossenschaftstag“ abzuhalten. Dieses Mal ging es zum „Raiffeisen-Hotspot“ nach Geinberg.

Jugend informieren

Die Zielsetzung dieser Exkursion ist, jungen Menschen im Rahmen des Unterrichtes das System einer Genossenschaft näher zu bringen und verständlich zu machen. Nach einer theoretischen Darstellung der Funktionsweise dieser besonderen Rechtsform und dem Blick auf das Leben und Wirken von F.W. Raiffeisen bekommen die Schüler die Gelegenheit, Einblick in den Alltag unterschiedlicher Genossenschaften zu nehmen.

Molkerei und Lagerhaus

Eine Molkerei- und eine Lagerhausgenossenschaft standen am Programm der heurigen Exkursion mit Station in

Geinberg. Zuerst gab es eine Führung durch das Werk Geinberg der Berglandmilch. Dort wurde vor einigen Jahren das zentrale Schärdinger Aufschneide- und Logistikzentrum für Käsestücke, Käsescheiben und Reibkäse errichtet. Jährlich werden in Geinberg mittlerweile mehr als 30.000 Tonnen Käse abgepackt. Anschließend wurde der benachbarte Zentralstandort Geinberg der Lagerhausgenossenschaft Innviertel-Traunviertel-Urfahr besucht. Dabei wurden der sehr attraktive Markt, die leistungsstarken agrarischen Einrichtungen einschließlich der großen Siloanlagen sowie die Landmaschinen- und KFZ-Werkstätte besichtigt.

Jugend begeistern

Die angehenden Maturanten waren von den genossenschaftlichen Einrichtungen beeindruckt. Ein besserer Einblick in das Genossenschaftswesen wie durch „Learning by seeing“ ist fast nicht möglich. Zudem bekommen die besichtigten Unternehmen die Möglichkeit, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Vielleicht wird man den einen oder anderen Exkursionsteilnehmer in Zukunft als Mitarbeiter oder als ehrenamtlichen Funktionär in einer unserer Mitgliedsgenossenschaften wieder sehen.

10 Raiffeisenverband OÖ. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Franz Gessl - DW 29500
Die Schüler der HLBLA St. Florian bei der Besichtigung des Werkes Geinberg der Berglandmilch (li) und vor dem modernen Markt der Lagerhausgenossenschaft Innviertel-Traunviertel-Urfahr in Geinberg. Zusätzlich durften sich die Jugendlichen über coole Sonnenbrillen als Gastgeschenk vom Lagerhaus freuen (Bild oben).

NEUE WIRTSCHAFTSPRÜFERIN

Das Prüfungsteam des Raiffeisenverbandes Oberösterreich darf sich über eine weitere fachliche Verstärkung freuen – Kerstin Gruber hat ihre Ausbildung zur Wirtschaftsprüferin erfolgreich abgeschlossen und wurde vom Landeshauptmann beeidigt.

Nach ihrem Bachelor-Studium „Rechts- und Wirtschaftswissenschaften“ und einem kurzen Stopp in einem anderen Wirtschaftsprüfungsunternehmen ist Kerstin Gruber 2016 in die Revisionsabteilung des Raiffeisenverbandes OÖ. eingetreten. Von Beginn an in der Prüfung der oö. Raiffeisenbanken eingesetzt, entwickelte sich

Kerstin Gruber schnell zu einer kompetenten und fachlich versierten Mitarbeiterin in der Bankprüfung. Als Mentorin steht sie hier auch neuen Kollegen zur Seite. Zusätzlich hat sie die Leitung der Facharbeitsgruppe „Passivgeschäft“ inne und stellt ihr Fachwissen als Trainerin beim Spezialseminar für Geldwäsche und Compliance zur Verfügung. Darüber hinaus setzt sie sich

ABSCHIED NACH 40 JAHREN

Ende August verabschiedete sich nach 40jähriger Betriebszugehörigkeit eine "Institution" des Innendienstes in den wohlverdienten Ruhestand: Margit Jaworsky.

Im Jahr 1982 ist Margit Jaworsky beim Raiffeisenverband OÖ. als Assistentin des damaligen Direktionssekretärs Dr. Josef Weissenböck eingetreten. Mit dessen Übernahme der Funktion als Revisionsdienstleiter wechselte auch sie in die Revisionsabteilung, der sie bis zu ihrer Pensionierung treu blieb.

Genauigkeit, Sinn für Ordnung, Loyalität und vernetztes bzw. gesamtbetriebliches Denken waren das Markenzeichen von Margit Jaworsky. Auch ihre Art, Dinge kritisch zu hinterfragen, wurde

im Sinne einer positiven Weiterentwicklung sehr geschätzt. Aber nicht nur für ihre fachlichen Qualifikationen, sondern auch für ihre Geselligkeit und ihren Teamgeist war sie bekannt. Nicht selten war sie auch jene Person, die bei Betriebsveranstaltungen „das Licht abdrehte“. Ihre Wertehaltung betreffend Zusammenarbeit wird auch dadurch untermauert, dass Margit Jaworsky jahrzehntelang im Betriebsrat aktiv und gestaltend mitarbeitete und dort als Kassierin die Finanzen fest im Griff hatte.

Mit Margit Jaworsky verabschiedete sich nicht nur eine wertvolle Assistentin,

seit 2019 als Betriebsratsvorsitzende für die Anliegen der Belegschaft ein.

Wir gratulieren unserer Betriebsratsvorsitzenden und jungen Wirtschaftsprüferin aufs Herzlichste.

sondern auch ein wertevoller Mensch in den Ruhestand. Wir wünschen für den neuen Lebensabschnitt alles Gute und vor allem viel Gesundheit.

Mit Edith Kirchmayr wurde eine würdige Nachfolgerin gefunden, die alle Agenden von Margit Jaworsky weiterführen wird.

Raiffeisenverband OÖ. 11 PERSONELLES
Feierliche Beeidigung durch Landeshauptmann Thomas Stelzer Verbandsdirektor Norman Eichinger mit der Jungpensionistin Margit Jaworsky
Franz Gessl - DW 29500
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