306. Genossenschaftsbrief

Genossenschaftsbrief Die Mitgliederinformation des Raiffeisenverbandes Oberösterreich

1/2018

NR. 306

Geburtstag . Gedenktag . Genossenschaftstag Am 30. März 2018 jährte sich der Geburtstag von unserem Ideen- und Namensgeber Friedrich Wilhelm Raiffeisen zum 200. Mal. Dieser besondere Gedenktag soll Anlass bieten, sich der Bedeutung seines Wirkens für unser Leben und Wirtschaften (wieder) bewusst zu werden und die Besonderheiten von Genossenschaften vor den Vorhang zu holen. Der diesjährige OÖ. Landesgenossenschaftstag bot dazu eine gute Gelegenheit.

Inhalt 03

Genossenschaft am Puls der Zeit

04

72. OÖ. Landesgenossenschaftstag

06

Zwei Jahrzehnte Währungsunion: wie weiter?

08

Raiffeisen! Wer?

10

Im Wandel der Zeit

13

Wirtschaftsmotor Genossenschaften

14

Rückblick

16

Termine

4 6

10 14

2

Raiffeisenverband OÖ.

LEITARTI K EL

Genossenschaft am Puls der Zeit

Verbandsdirektor Dr. Norman Eichinger

D

Das Jahr 2018 steht auch beim Raiffeisenverband OÖ. vielfach im Zeichen des 200. Geburtstages von Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Dabei werden wir – auch angesichts der damit zum Ausdruck gebrachten langen Geschichte der Raiffeisenidee – oft mit der Frage konfrontiert: „Ist denn die Genossenschaftsidee noch zeitgemäß?“

iese Frage – teils von Menschen

Selbstverwaltung vor Ort in der Region

zeitnah zum 200. Geburtstag Friedrich

ohne Genossenschaftsbezug,

anstatt Fremdbestimmung aus fernen

Wilhelm Raiffeisens auf sehr gute

teils aber auch von langjährigen Mit-

Konzernzentralen. Genossenschaften

Resonanz gestoßen ist.

gliedern der Raiffeisenfamilie – zeigt,

sichern wichtige Wertschöpfung in den

dass Bewusstseinsbildung geboten

Regionen, sind sicherer Arbeitgeber

ist. „Genossenschaft“ ist viel mehr

für tausende Mitarbeiter, bedeuten-

Lange Tradition mit Zukunft

als ein historisches Relikt mit rundem

der Investor sowie Förderer lokaler

Gleichzeitig richtet der Raiffeisen-

Geburtstag. Das sollten wir insbeson-

Einrichtungen und Vereine. Kombi-

verband OÖ. auch im Jubiläums-

dere im Jubiläumsjahr 2018 bewusst

niert mit nachhaltigem Agieren, mit

jahr den Blick in die Zukunft. Von

machen. Viele Unternehmen stellen in

Solidarität und vielem mehr ergeben

besonderer Bedeutung für unsere

ihrer Kommunikation nach außen die

sich sehr viele Besonderheiten der

Mitgliedsgenossenschaften sind

Bedürfnisse des Kunden ins Zentrum.

„Genossenschaft“, die auch im 21.

vielfach die aktuellen Entwicklungen

„Alles wird auf das Wohl des Kunden

Jahrhundert unverändert Bedeutung

im europäischen Umfeld. Dazu konn-

ausgerichtet, dieses steht im Mittel-

und Strahlkraft haben.

ten wir mit Dr. Thomas Wieser einen

punkt des gesamten Unternehmens.“

Der Raiffeisenverband OÖ. stellt diese

hochkarätigen Gastreferenten für

Bei näherer Betrachtung entpuppen

Grundsätze bewusst im Jubiläumsjahr

unseren Genossenschaftstag gewin-

sich diese Aussagen vielfach als

2018 in den Vordergrund. Beispiels-

nen, welcher spannende Einblicke in

Werbung. Denn letztlich verfolgen die

weise bei vielen Informationsveran-

„den Maschinenraum der Eurozone“

meisten Unternehmen die Interessen

staltungen und eigenen Workshops

eröffnet hat.

der Eigentümer. Bei Genossenschaften

für Funktionäre, Führungskräfte

Genossenschaft – lange Tradition mit

hingegen sind die Kunden die Eigen-

und Mitarbeiter der oö. Raiffeisen-

Zukunft. Auch unser Genossenschafts-

tümer. Wer kann das sonst von sich

genossenschaften, die als wichtige

brief weist mit seiner Erstausgabe

behaupten? Dadurch gibt es keinen

Multiplikatoren und Vertreter der

vom 1. Juli 1945 eine lange Tradition

Interessenskonflikt zwischen Kunden

Raiffeisenidee vor Ort eine wesentliche

und seit 35 Jahren ein unverändertes

und Eigentümer und somit auch keine

Stärke des Genossenschaftswesens

Layout auf. Insofern war es an der Zeit,

Gewinnmaximierung der Eigentümer

darstellen. Beispielsweise mittels eines

dieser Tradition ein neues Erschei-

auf Kosten der Kunden.

neuen vom Raiffeisenverband OÖ.

nungsbild zu geben.

erstellten Imagefilms, der die breite

Kunden sind Eigentümer

Vielfalt des Genossenschaftswesens

Wir hoffen, Sie finden Gefallen am

395.000 Mitglieder als Eigentümer

in unserem Bundesland zum Ausdruck

neuen Layout und wünschen eine

der oö. Raiffeisengenossenschaf-

bringt. Und natürlich auch im Rahmen

anregende Lektüre!

ten stehen für demokratische

unseres Genossenschaftstages, der Raiffeisenverband OÖ.

3

G E N O S S E N S C H A F T S TAG

Die Genossenschaftsidee im Fokus Das Motto „Raiffeisen200“ stand im Mittelpunkt des diesjährigen OÖ. Landesgenossenschaftstages, der am 21. März 2018 – besonders zeitnah zum 200. Geburtstag von F.W. Raiffeisen – abgehalten wurde.

A

us Anlass des Jubiläumsjahres hat

Neben der Rückschau auf das abgelaufene Geschäftsjahr wurde auch der

Wirken der oberösterreichischen Raiffei-

Erfolgsmodell – der Kunde als Eigentümer

sengenossenschaften ganz besonders

Verbandsdirektor Dr. Norman Eichinger

reich stets entscheidende Blick in die

in den Vordergrund gestellt. So wurde

ging in seinem Bericht auf die überaus

Zukunft geworfen.

ein neuer Imagefilm über das Genos-

sympathischen Alleinstellungsmerk-

senschaftswesen in Oberösterreich

male von Genossenschaften ein und

Die Zukunft des Euro

produziert, der im Rahmen des Genos-

stellte die sehr erfreuliche Entwicklung

So konnte als Festreferent Dr. Thomas

senschaftstages von Genossenschafts-

der geschäftlichen und wirtschaftli-

Wieser – „Mister Euro aus Öster-

anwalt ÖR Ing. Franz Reisecker erstmals

chen Situation der oö. Raiffeisenge-

reich“ – gewonnen werden, der als

präsentiert wurde. „Wir müssen die

nossenschaften im Jahr 2017 dar. Er

langjähriger Vorsitzender der Euro-

Genossenschaftsidee den jungen Men-

betonte dabei ganz besonders, dass es

Arbeits­gruppe einen sehr profunden

schen vermitteln und den Menschen vor

bei Genossenschaften „eben nicht um

Zukunftsblick auf die Entwicklung des

Ort – den Funktionären, Mitarbeitern und

Gewinnmaximierung der Eigentümer

Euro und der Währungsunion gezeich-

Kunden – verstärkt in Erinnerung rufen“,

zu Lasten der Kunden geht, denn die

net hat. Ein ausführlicher Bericht dazu

appellierte der Genossenschaftsanwalt.

Kunden sind die Eigentümer“.

im nächsten Artikel.

der Raiffeisenverband OÖ. das

Verbandsdirektor Dr. Norman Eichinger

4

Raiffeisenverband OÖ.

Teilnehmer am 72. OÖ. Landesgenossenschaftstag

für den Raiffeisenverband Oberöster-

Genossenschaftsanwalt ÖR Ing. Franz Reisecker

© Strobl

G E N O S S E N S C H A F T S TAG

Am OÖ. Landesgenossenschaftstag wurde auch heuer wieder die Gelegenheit genutzt, besonders verdienstvollen Genossenschaftern für ihre wertvolle Arbeit zu danken und ihnen die Goldene bzw.

Silberne Raiffeisen-Plakette zu überreichen.

Mit der Goldenen Raiffeisen-Plakette wurde

Krems, Josef Heidlmayr/ARV RB Weißkirchen

ARV RB Wartberg an der Krems, ÖR Heinrich

Ing. Rudolf Rogl/ehem. GF ARGE Rind und

a.d. Traun, Rudolf Hinterberger/ehem. ARV

Schützeneder, ehem. Obm. LG Pregarten-

Österreichische Rinderbörse ausgezeichnet.

RB Prambachkirchen, Johann Hochstöger/

Gallneukirchen,

Die Silberne Raiffeisen-Plakette wurde ver-

ehem. ARV RB Pabneukirchen, Mag. Heinz

Obm. RB Tarsdorf, Dir. Siegfried Stockinger/

liehen an: Dir. Ing. Karl Grasserbauer/1. GL

Illetschko/Obm.

Kleinmünchen/Linz,

ehem. GF Vöcklakäserei, Dir. Johann Traun-

RB

RB

Johann

Sommerauer/ehem.

Grünzweil/ehem.

Franz Jacksch/ehem. Obm. RB Pichl bei Wels,

wieser/ehem. 1. GL RB Peuerbach, ÖR Franz

Obm. RB Helfenberg-St. Stefan a.W., Franz

Josef Reinthaler/ARV RB Niederwaldkirchen,

Wiesbauer/ehem.

Hartl/Obm.

Alfred

Dir. Johannes Riedlecker/1. GL RB Weißkir-

Dir. Bernhard Winkelmayer/ehem. 1. GL RB

Hauer, MBA/ehem. Obm. RB Wartberg an der

chen a.d. Traun, Ing. Heinz Schodl/ehem.

Großraming.

Schwertberg, RB

Erhard

Niederwaldkirchen,

Grußworte von Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (oben) und Bischof Dr. Manfred Scheuer (unten)

Obm.

RB

Gunskirchen,

Verbandsdirektor Dr. Norman Eichinger und Genossenschaftsanwalt ÖR Ing. Franz Reisecker mit Funktionärinnen im Vorstand und Aufsichtsrat des Raiffeisenverbandes OÖ.: (v.l.) Susanne Kreinecker, Waltraud Derflinger, Anneliese Holly-Schiemer, LKR Anita Straßmayr, LKR Margit Mayr-Steffeldemel, Margareta Teufl

Raiffeisenverband OÖ.

5

F E S T R E F E R AT

Zwei Jahrzehnte Währungsunion: wie weiter?

Mag. Sandra Kriechbaum-Gruber – DW 29350

Dr. Thomas Wieser, von 2012 bis 2018 Vorsitzender der Eurogruppe in Brüssel, gab beim diesjährigen OÖ. Landesgenossenschaftstag als Festreferent Einblicke in zwei Jahrzehnte Währungsunion.

I

n seinen einleitenden Worten

Im Rückblick waren die ersten zehn

die anderen zu einer vernünftigen

übertrug Dr. Wieser das Prinzip der

Jahre der Währungsunion jedenfalls

Fiskalpolitik aufgefordert. Zum

Genossenschaften „Was einer allein

positiv. Die Eurozone ist insgesamt

bestehenden Regelwerk des „Stabili-

nicht schafft, vermag man besser

mit durchschnittlich 1,3 %, Österreich

täts- und Wachstumspaktes“ kritisiert

gemeinsam …“ auf das System der

sogar noch stärker mit durchschnitt-

Dr. Wieser die fehlende Konzeption

Währungsunion.

lich 1,7 %, gewachsen. Deutschland

zur Durchsetzbarkeit. Die Durchset-

hingegen wuchs in diesem Zeitraum

zungsfähigkeit einer vernünftigen

– auch aufgrund der Nachwehen der

und soliden Finanz- und Fiskalpolitik

Wiedervereinigung - nur um 0,8 %.

stellt eine der zentralen wirtschafts-

Der Euro: Eine sinnvolle Ergänzung zum Binnenmarkt Den Euro sieht Dr. Wieser als sinnvolle

politischen Herausforderungen der

Ergänzung zum Binnenmarkt. Der Euro

Ursachen für Turbulenzen

Währungsunion dar. Eine europäische

ermöglicht insbesondere das Betreiben

Im zweiten Jahrzehnt der Wäh-

Fiskalunion sieht Dr. Wieser als Illusion,

eines besseren Handels aufgrund des

rungsunion hingegen hat sich das

solange es keine politische Union gibt.

Wegfalls von Währungsschwankungen

Wachstum der Eurozone halbiert und

oder deren Vermutung sowie geringere

einige Länder sind in eine Rezession

Transaktionskosten. Durch den Eintritt

gerutscht. Als Ursache für die Tur-

Bankenunion – eine besondere Herausforderung

in die Währungsunion ist aber auch

bulenzen der Währungsunion nennt

Seit 2016 sind die ökonomischen Aus-

eine Mitverantwortung der teilneh-

Dr. Wieser neben einem stark finanz-

sichten wieder positiv, jedoch gibt es

menden Länder für eine gemeinsame

getriebenen Wachstum die jahrelang

innerhalb der Währungsunion unverän-

Geldpolitik entstanden.

verfehlte amerikanische Geldpolitik,

dert Ungleichgewichte, die auch durch

eine massive Deregulierung im Finanz-

Schieflagen im Finanzsektor hervorge-

Fehler in einer Währungsunion schneller spürbar

bereich sowie eine innerhalb Europas

rufen wurden. Für Dr. Wieser ist dazu

nachlässige Bankenaufsicht. Griechen-

ein Zusammenhang mit Problemen im

Für Österreich war der Eintritt in die

land sieht Dr. Wieser nur als Auslöser,

Risikomanagementsystem der Banken

Währungsunion aus ökonomischer

welcher als Fiskalproblem das Fehlde-

und in der Bankenaufsicht gegeben.

Sicht in sehr vielen Bereichen lediglich

sign der Währungsunion verdeutlicht

Unbestritten ist, dass sich unter dem

eine Fortsetzung der bewährten

hat. Der Referent vergleicht die

Dach der EZB unglaublich viel geän-

österreichischen Hartwährungspolitik,

Währungsunion mit einem Trampolin,

dert hat. Unbestritten ist aber auch,

die zum Wohl der Volkswirtschaft und

das einen durch das Springen stärken

dass in Bezug auf die Europäische

der Bevölkerung durchgeführt wurde.

kann. Gleichzeitig kann sie jedoch

Bankenunion mit der Zielsetzung eines

Dr. Wieser kehrte jedoch nicht nur die

auch eine Hängematte sein, in welche

einheitlichen Aufsichtsmechanismus,

Vorteile einer Währungsunion hervor,

sich manche Länder gelegt hätten.

eines einheitlichen Abwicklungsme-

sondern stellte klar, dass Fehler in

Die Mitglieder der Währungsunion

chanismus und einer harmonisierten

einer Währungsunion deutlich schneller

sind zur Vermeidung des Übertritts

Einlagensicherung in den kommenden

und intensiver spürbar werden.

negativer Begleiterscheinungen auf

Jahren noch viel zu tun ist.

6

Raiffeisenverband OÖ.

F E S T R E F E R AT

© Strobl

Durch den Eintritt in die Währungsunion ist auch eine Mitverantwortung für eine gemeinsame Geldpolitik entstanden.

Dr. Thomas Wieser

Als wesentlicher Punkt für die Schaf-

ein. Die in Brüssel diskutierten quanti-

vorhanden sein muss, damit dieser

fung gemeinsamer Regeln wurde

tativen Vorbedingungen erinnern den

Staat innerhalb dieser Währungs-

2012 die einheitliche Bankenaufsicht

Referenten an den Eintritt in die Wäh-

union Erfolg hat, aber damit auch die

beschlossen. Dies war einer der ganz

rungsunion nach dem Motto niedrige

anderen mit diesem Erfolg haben.

wesentlichen Schritte zu einer Stabili-

Defizite, rückläufiger Schuldenstand

Das System der Währungsunion ist

sierung und Zukunftsorientierung einer

sowie angenäherte Inflationsraten

durchaus vergleichbar mit dem seit

stabilen Währungsunion. Unter dem

inklusive langfristiges Zinsniveau. Für

Jahrhunderten bewährten und vom

Dach der einheitlichen Bankenaufsicht

das Einlagensicherungssystem schließt

Solidaritätsgedanken geprägten

kam und kommt es zu einer massiveren

Dr. Wieser derartige Vorbedingungen

System der Genossenschaften. „In

Angleichung der Wettbewerbsbedin-

wie z.B. die diskutierte Begrenzung

einer Währungsunion ist es ganz klar,

gungen für die Staaten.

hinsichtlich des Anteiles von Staats-

es gibt Solidarität - aber nur gegen

anleihen bestimmter Emittenten im

Solidität - und wenn die Solidität nicht

Proportionalität gefordert

Portfolio der Banken oder die Reduk-

an den Tag gelegt wird, gibt es keine

Durch die Erhöhung der Eigenkapi-

tion der notleidenden Kredite nicht aus.

Solidarität.“

talvorschriften und die Erneuerung aller möglichen Vorschriften sollte

Solidarität nur gegen Solidität

das Bankensystem deutlich stabiler

Der ganze Themenkomplex - „Wie wird

gemacht werden. Gleichzeitig ergaben

der europäische Bankensektor noch

sich dadurch für kleinere Institute über-

intensiver verflochten sein, wie kann er

proportionale Belastungen. Dr. Wieser

bei all dem noch sicherer werden, wie

beurteilt die diesbezüglichen nationalen

kann man sicherstellen, dass die Wett-

Einwände als Erfolg, einen stärkeren

bewerbsbedingungen zwischen Nord,

Sinn für Proportionalität nach Brüssel

Süd, Ost und West massiv angeglichen

Colorado und in Wien

getragen zu haben. Nach dem Motto

werden, wie kann man auch sicher-

„… ein steter Tropfen und ein stetes

stellen, dass die Qualität des Kapitals

1989-2012 Bundesministerium

Klopfen höhlen den Stein von Brüssel…“

in Süd- und Nordeuropa eine starke

steht Dr. Wieser dem Grundsatz der

Ähnlichkeit hat?“ - all das sind die wirk-

Proportionalität positiv gegenüber und

lich wesentlichen Fragen, an denen im

ist für die Zukunft optimistisch.

„Maschinenraum“ der Währungsunion

DR. THOMAS WIESER geb. 1954 in Maryland/USA, aufgewachsen in Wien Wirtschaftsstudium in Innsbruck, Postgraduate an University of

für Finanzen, ab 1999 Sektionschef 2012-2018 Vorsitzender der Eurogruppe in Brüssel

im Lauf der nächsten Jahre gearbeitet

daneben Vorsitzender

Europäische Einlagensicherung

werden wird. Dr. Wieser gibt klar seine

des Committee on Financial

Die Chancen für eine grundsätzliche

Meinung zum Ausdruck, dass, wenn

Markets der OECD sowie

politische Einigung über eine europä-

sich jemand in eine Währungsunion

Vorsitzender des Economic and

ische Einlagensicherung im laufenden

begibt, eine wirklich grundvernünf-

Financial Committee der EU

Jahr schätzt Dr. Wieser als relativ hoch

tige heimische Wirtschaftspolitik Raiffeisenverband OÖ.

7

C OV E R S T O RY

Raiffeisen! Wer? Marion Pammer BA – DW 29141

A

m 30. März 1818 erblickt ein

Familie ein Studium nicht leisten kann,

Mann das Licht der Welt, dessen

sucht Raiffeisen nach einem anderen

„Einer für alle, alle für einen“ oder „Was einer allein nicht vermag, das vermögen viele.“

Wirken das Leben und Wirtschaften

Ausbildungsweg und meldet sich mit

der Menschen auch noch 200 Jahre

17 Jahren zum Militär. Ein Augenleiden

später maßgeblich beeinflusst: Friedrich

beendet seine Offizierslaufbahn bereits

Wilhelm Raiffeisen – der Mann, der

nach acht Jahren – Raiffeisen tritt in den

uns vielfach seinen Namen gab. Doch

staatlichen Zivildienst über. Eineinhalb

so bekannt die Marke „Raiffeisen“ ist,

Jahre später im Jahr 1845 wird er zum

so unbekannt ist vielen die Geschichte

Bürgermeister von Weyerbusch bestellt.

des Mannes, der hinter diesem Namen

Kurz darauf heiratet er Emilie Storck, die

steht. Nachfolgend ein kurzer Abriss

ihm sieben Kinder schenkt, von denen

seines Lebens und seines so bedeut-

allerdings drei früh sterben. Drei Jahre

samen Wirkens, gespickt mit Zitaten

später übernimmt Raiffeisen das Bürger-

Raiffeisens, sowie abschließend einige

meisteramt der Gemeinde Flammersfeld

gemeinschaftlichen Zusammen-

Fakten, die man selbst als bekennender

und im Jahr 1852 wird er Bürgermeister

schlüssen macht Raiffeisen bereits in

Genossenschafter über Raiffeisen

der Gemeinde Heddesdorf. 1862 holt

Weyerbusch, wo er nach der schweren

vielleicht noch nicht weiß.

er sich bei der Bekämpfung des Typhus

Missernte von 1846 zusammen mit

ein Nervenleiden – sein Augenlicht

wohlhabenden Bürgern den „Weyerbu-

Sein Leben

verschlechtert sich, weswegen er

scher Brodverein“ gründet. Anfänglich

Friedrich Wilhelm Raiffeisen wird im

im Jahr 1865 im Alter von 47 Jahren

wird die Verteilung von Lebensmitteln,

kleinen Westerwalddorf Hamm an

pensioniert wird. Raiffeisen gründet

später der gemeinschaftliche Bezug

der Sieg als siebtes von neun Kindern

eine eher erfolglose Zigarrenfabrik

von Saatgut organisiert und schließlich

geboren. Aufgrund einer schweren

und später eine etwas ertragreichere

ein Gemeindebackofen errichtet. Der

Krankheit konnte sich der Vater nie um

Weinhandlung. Doch die meiste Zeit

„Brodverein“ wird heute als Keimzelle

die Erziehung des jungen Raiffeisen

widmet Raiffeisen der Hilfe seiner Mit-

der Genossenschaftsidee Raiffeisens

kümmern, diese wird von seiner Mutter

menschen und der Verbreitung seiner

bezeichnet. Die positiven Erfahrungen

Amalie und einem der Taufpaten,

genossenschaftlichen Ideen.

ermuntern Raiffeisen bei seinen

Pfarrer Seipel, bei dem er auch Privat-

Am 11. März 1888, kurz vor seinem

Versetzungen nach Flammersfeld und

unterricht genießt, übernommen. Die

70. Geburtstag, stirbt Raiffeisen.

Heddesdorf weitere karitative Vereine

Erziehung erfolgt streng religiös – der

Seine Idee jedoch bleibt.

zu gründen. Zur Bekämpfung des zu

Glaube und die christliche Nächstenliebe

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

dieser Zeit vorherrschenden Kredit-

Sein Wirken

wuchers – Zinsen von mehr als 30

In seinen Bürgermeisterämtern ist

Prozent waren üblich – ruft Raiffeisen

„Daraus ergibt sich aber, daß wir die

Raiffeisen ständig mit den Nöten und

den „Flammersfelder Hilfsverein zur

Fürsorge ebenso auf die „Nächsten“,

Elend der ländlichen Bevölkerung

Unterstützung unbemittelter Land-

auf die Mitmenschen ausdehnen sol-

konfrontiert. Als tiefreligiöser Mann

wirte“ und den „Heddesdorfer Wohltä-

len, wie auf uns selbst und die eigene

bedeutet ihm die christliche Nächsten-

tigkeitsverein“ ins Leben.

Familie, und dass es Pflicht ist […] auch

liebe alles und so ist er stets bemüht,

der Nebenmenschen zu gedenken.“

die sozialen Probleme seiner Gemein-

„Wie das gierige Raubthier auf das

den zu lösen. Anfangs versucht er sein

gehetzte und abgemattete edle Wild,

Raiffeisen erlebt eine sehr ärmliche,

Ziel durch karitative Vereinigungen

so stürzen sich die gewissenlosen

aber gut behütete Jugend. Weil sich die

zu erreichen. Erste Erfahrungen mit

und habgierigen Blutsauger auf die

prägen Raiffeisen sein ganzes Leben.

8

Raiffeisenverband OÖ.

C OV E R S T O RY

„Wir müssen uns selbst helfen. Alle Bedingungen dazu sind vorhanden, alle Mittel und Kräfte stehen uns reichlich zu Gebote.

Wir brauchen dieselben nur zur Anwen-

WUSSTEN SIE, DASS RAIFFEISEN…

den Spitznamen „Miles“

dung zu bringen. Es ist durchaus nicht

(der Krieger, der Soldat) trug?

nötig, nach fremder Hilfe auszuschauen.

So wurde er bei den „Euterpia“,

Dies ist sogar vom Übel und wirkt nur

einer Studentenverbindung mit

lähmend auf die eigenen Kräfte.“

prägendem Einfluss auf sein Leben und Wirken, genannt.

Zur Verbreitung seiner Erfahrungen und Ideen veröffentlicht er mit wesentlicher Unterstützung seiner Tochter Amalie 1866 das Buch „Die Darlehnskassen-Vereine als Mittel zur Abhilfe der Noth der ländlichen Bevölkerung sowie auch der städtihilfsbedürftigen und ihnen gegenüber

schen Handwerker und Arbeiter“. Das

wehrlosen Landleute, deren Unerfah-

Buch wurde ein ungeahnter Erfolg

renheit und Noth ausbeutend, um sich

und war maßgeblich für die Ausbrei-

durch die bekannten wucherischen

tung seines genossenschaftlichen

Händel allmählich in den Besitz ihres

Gedankens. Das Buch erscheint in

gesamten Vermögens zu setzen.“

fünf Auflagen, ständig erweitert um neue Erkenntnisse und Erfahrungen,

von seiner Tochter Amalie, seiner „Geheimsekretärin“ wie er sie nannte, forderte, wegen der Bedeutung ihrer Arbeit für sein Genossenschaftswerk auf eine geplante Ehe zu verzichten? Ein Wunsch, dem Amalie am Ende auch nachkam. in der Zeit des Nationalsozialismus als Antisemit dargestellt wurde?

Grund war sein Kampf gegen das Wuchertum, bei dem oft jüdische Händler die Kreditgeber waren.

Raiffeisens Verhältnis zum Juden-

In den Vereinen geht es vorrangig um

wobei Raiffeisen neben den Darle-

die zinsgünstige Kreditvergabe an

henskassen-Vereinen auch auf andere

Bedürftige. Wieder nimmt Raiffeisen

Genossenschaftsarten eingeht.

die Wohlhabenden in die Pflicht, die als

Weitere wichtige Handlungen für das

Bürgen eintreten und mit ihrem Privat-

heutige Genossenschaftswesen sind

vermögen solidarisch und unbeschränkt

die Gründung von Zentralkassen (für

haften. Raiffeisen muss jedoch bald

den überregionalen Geldausgleich)

erkennen, dass Wohltätigkeit und die

sowie des „Anwaltschaftsverbandes

von ihm immer wieder betonte christ-

ländlicher Genossenschaften“ als

liche Nächstenliebe keine nachhaltige

Spitzenverband. Raiffeisen legt zu

Grundlage für seine Vereine bieten. Er

Lebzeiten den Grundstein für das

selbst als er verliebt war, ein

konzentriert sich zunehmend auf die

heutige Genossenschaftswesen,

„Kopfmensch“ blieb? Die für die

Hilfe zur Selbsthilfe und wandelt den

das sich schließlich in die ganze Welt

Hochzeit seiner geliebten ersten

Wohltätigkeitsverein in den „Heddes-

verbreitet. Sein Name wird dabei

Frau Emilie bereits bestellte Gold-

dorfer Darlehnskassen-Verein“ um, der

zum Synonym für die ländlichen

uhr mit Goldkette hatte er wieder

als erste Genossenschaftsbank nach

Genossenschaften.

abbestellt, weil er „Goldsachen als

unserem heutigen Verständnis gilt, weil

tum bedarf jedoch einer differenzierteren Betrachtung. Er war der Meinung, die Bevölkerung solle die Geldangelegenheiten selbst in die Hand nehmen. Er hat sich aber von der Hetzerei gegen Juden distanziert und sich explizit für die Einstellung jüdischer Angestellter ausgesprochen.

überflüssigen Luxus betrachtete“,

hier erstmals auch die Kreditnehmer

„Man nennt die Vereine nach meinem

und bei der Wahl seines Hoch-

zur Mitgliedschaft verpflichtet wurden.

Namen. Ich habe dieselben indes nicht

zeitsgeschenkes stattdessen die

Nicht Almosen zu empfangen, sondern

erfunden. Der erste Verein war ein Kind

„Nützlichkeit“ in den Vordergrund

„Hilfe zur Selbsthilfe“ zu leisten, ist von

unserer Zeit, aus der Not geboren. Ich

stellen wollte.

nun an das oberste Prinzip.

habe nur Patenstelle dabei vertreten.“ Raiffeisenverband OÖ.

9

ZEITGESCHICHTE

Entwicklung der Raiffeisengenossenschaften in OÖ. – Raiffeisenbanken Dr. Friedrich Binder und Franz Gessl – DW 29500

Das Gedenken an den 200. Geburtstag von F. W. Raiffeisen im heurigen Jahr ist ein willkommener Anlass, einen Blick auf die Entwicklung des Genossenschaftswesens nach dem System Raiffeisen in Oberösterreich zu werfen.

E

s ist vorauszuschicken, dass

Vorschusskassenverein Hohenzell,

sich die wechselvolle

errichtet.

Wirtschaftsgeschichte unseres

Wirtschaftskrisen und NS-Herrschaft Der Erste Weltkrieg und die folgende Inflationsperiode bis Ende 1924

in der Geschichte der oö. Raiffeisen-

Gründung einer Genossenschafts-Zentralkasse

genossenschaften widerspiegelt. Um

Bereits im Jahr 1900 wurde die

Bevölkerung und damit auch für die

die Entwicklung der Hauptsparten

„Oberösterreichische Genossen-

Arbeit der Vorschusskassenvereine.

des oö. Genossenschaftswesens

schafts-Zentralkasse“ für die oö.

Mit der Währungsreform per 1. Jänner

ausreichend darlegen zu können,

Vorschusskassenvereine – im Wesent-

1925 (Wechsel von Kronen auf Schil-

erfolgt diese Darstellung in drei Teilen

lichen als Liquiditätsausgleichsstelle

ling) begannen die wenigen guten Jahre

– beginnend in dieser Ausgabe mit der

– gegründet. Ende 1900 bestanden in

der Zwischenkriegszeit. Allerdings

Entwicklung der Raiffeisenbanken-

Oberösterreich bereits 190 Vorschuss-

wurden ab 1931 alle Teilnehmer am

gruppe in Oberösterreich.

kassenvereine mit rd. 16.500 Mitglie-

Wirtschaftsleben von der allgemeinen

dern. Nach und nach wurden weitere

Wirtschaftskrise erfasst.

Bundeslandes naturgemäß auch

brachten schwierige Zeiten für die

Erster Vorschusskassenverein in OÖ.

Vorschusskassenvereine gegründet, sodass im Jahr 1914 bereits in etwa

Mit dem Anschluss Österreichs an

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun-

jeder zweiten Gemeinde in Ober-

Nazi-Deutschland im Jahr 1938

derts gewann das Geldwesen für die

österreich ein Vorschusskassenverein

wurden die demokratisch gewählten

Bevölkerung als Mittel zur Teilnahme

zu finden war.

und dem NS-Regime nicht genehmen

am Wirtschaftsleben zusehends an Bedeutung. Gleichzeitig wurden die Menschen noch Opfer von Zinswucher skrupelloser Geldverleiher. Die Landesverwaltung forcierte daher die Gründung von Vorschusskassenvereinen nach den Grundsätzen der genossenschaftlichen Selbsthilfe.

Im Jahr 1889 wurden in Oberösterreich insgesamt 24 Vorschusskassenvereine in der Rechtsform der Genossenschaft (auf Basis der Mustersatzung von F. W. Raiffeisen) gegründet. Der erste derartige Vorschusskassenverein wurde am 3. Februar 1889 in Weißkirchen an der Traun, zeitlich knapp gefolgt vom 10

Raiffeisenverband OÖ.

Beitrittserklärungen vor und nach dem Anschluss (Änderung von Schilling auf Reichsmark)

© RB Weißkirchen a. d. Traun

ZEITGESCHICHTE

Der 1. Vorschusskassenverein im Gasthaus Binder in Weißkirchen an der Traun

Funktionäre der Genossenschafts-

Kriegszeit und nach Kriegsende kaum

Ende 1947 brachten für den Geldsektor

Zentralkasse und der Vorschuss-

etwas kaufen oder investieren konnte,

einen großen Arbeitsaufwand mit sich.

kassenvereine aus ihren Funktionen

wiesen die Raiffeisenkassen bzw. die

Mit der schrittweisen Gesundung der

entfernt. In der Folge wurden Mit-

Zentralkasse in dieser Phase einen

Währung normalisierte sich aber auch

glieder der NSDAP als Funktionäre

markanten Geldüberhang aus.

allmählich die Arbeit der Raiffeisen-

bestellt.

kassen und der Genossenschafts-Zen-

Die bisherigen Vorschusskassen

Neuerliche Währungsreform

tralkasse. So bescheiden die Anfänge

wurden nunmehr in „Raiffeisenkassen“

Eine besondere Herausforderung nach

der Raiffeisenkassen und die Phasen

umbenannt und das im Gau „Oberdo-

Kriegsende stellte die Teilung des Bun-

des Aufschwungs bis zu den Jahren

nau“ bis dahin kaum bekannte Giebel-

deslandes in zwei Besatzungszonen

nach dem Zweiten Weltkrieg durch die

kreuz als allgemeines Markenzeichen

dar. Die nach der Reichsmark erfolgte

Rückschläge von Krieg, Wirtschafts-

eingeführt. Da die Bevölkerung in der

Wiedereinführung des Schillings Ende

krise und Inflation waren, so stürmisch

1945 und auch die Währungsreform

setzte danach die Aufwärtsentwicklung ein.

Einführung bargeldloser Zahlungsverkehr Ende 1948 hatten 139 von damals 286 oö. Raiffeisenkassen den bargeldlosen Zahlungsverkehr eingeführt, Ende 1950 waren es bereits 203 Raiffeisenkassen. In Verbindung dazu führten die Raiffeisenkassen zusätzliche Kassentage ein. Die Raiffeisenkassen wurden aber überwiegend noch nebenberuflich geführt. Im Jahr 1955 wurden schon Raiffeisenverband OÖ.

11

ZEITGESCHICHTE

37 oö. Raiffeisenkassen hauptberuflich

Jahren nahmen auch die Sparten des

Raiffeisenkassen/-banken sukzessive

geführt. Im Jahr 1956 ging die damalige

Dienstleistungsgeschäftes einen

auf das Online-System umgestellt. Im

Raiffeisen-Zentralkasse daran, auf ihre

zunehmenden Stellenwert ein.

Jahr 1988 firmierte die Raiffeisen-Zentralkasse OÖ. in die Raiffeisenlandes-

Kosten junge Männer vom Land als

bank OÖ reg.Gen.m.b.H. um, welche im

wurden bereits 255 Raiffeisenkassen

Raiffeisen-Rechenzentrum wurde gegründet

hauptberuflich geführt - es wurden nur

Ab März 1971 lief die Buchhaltung

OÖ AG umgewandelt wurde.

mehr 32 Raiffeisenkassen von einem

der ersten Raiffeisenbank über die per

nebenberuflichen Geschäftsführer

1. Jänner 1971 neu gegründete Raif-

geleitet.

feisen-Rechenzentrum GmbH (dann

Strukturveränderungen bei den Raiffeisenbanken

GRZ IT Center Linz); Ende 1972 war

Bei den Raiffeisenkassen wurde im

Auf die oft zu klein gewordenen

die Umstellung der Buchhaltung auf

Jahr 1988 erstmals ein Verschmel-

Räumlichkeiten reagierten die Raiffei-

EDV bei den meisten Raiffeisenkassen

zungsprojekt nach dem Modell der

senkassen ab Ende der 1950er Jahre

abgeschlossen.

„Verwaltungsgemeinschaft“ (heutige

Kassenführer auszubilden. Ende 1970

Jahr 2004 auf die Raiffeisenlandesbank

Raiffeisenbank Region Grieskirchen)

mit der Errichtung neuer Geschäftsgebäude. Ende 1963 verfügten bereits

Am 18. Oktober 1974 konnte die Raif-

realisiert. Nach diesem Modell wur-

120 Raiffeisenkassen auch über eine

feisen-Zentralkasse ihr Stammhaus

den bis dato viele Raiffeisenbanken

eigene Buchungsmaschine (Umstel-

am heutigen Platz der Bestimmung

verschmolzen. Dadurch verringerte

lung von der Durchschreibe- auf die

übergeben. Die im Jahr 1977 erfolgte

sich die Anzahl der selbstständigen

Maschinenbuchhaltung).

Freigabe der Neugründungen von

Raiffeisenbanken von damals 262

Zweigstellen durch Geldinstitute führte

auf 82 per Ende 2017. Ab dem Jahr

In den Jahren 1967 und 1968 sowie

in diesem Jahr und in den beiden Folge-

1996 wurde im Sinne eines einheitli-

in den Folgejahren sprang die Zahl

jahren zur Errichtung von insgesamt 75

chen Auftretens der Firmenwortlaut

der Lohn- und Gehaltskonten bei den

Zweigstellen durch die Raiffeisenkas-

generell von „Raiffeisenkasse“ auf

Raiffeisenkassen durch Werbemaß-

sen und die Raiffeisen-Zentralkasse.

„Raiffeisenbank“ geändert.

nahmen sprunghaft an. In diesen

In den Jahren 1978 bis 1985

Buchungsautomat aus dem Jahr 1959, Foto aus der Chronik 100 Jahre RB St. Oswald bei Freistadt

wurde das Rechnungswesen der

Marktstellung ausgebaut – Prinzipien unverändert Die oö. Raiffeisenbanken und die Raiffeisenlandesbank OÖ investierten in den vergangenen Jahrzehnten weiter sehr zielstrebig in Mitarbeiter, Gebäude und Betriebs- und Geschäftsausstattung. Die Raiffeisenbankengruppe OÖ., welche seither die Marktanteile bei gleichzeitig soliden betriebswirtschaftlichen Kennzahlen kontinuierlich ausbauen und die Marktführerschaft erobern konnte, stellt sich heute als sehr leistungsfähiger Partner ihrer Mitglieder und Kunden dar. Eine gute und wesentliche Basis für diese Entwicklung seit den Anfängen waren und sind die Prinzipien von F.W. Raiffeisen.

12

Raiffeisenverband OÖ.

© RB Pregarten-Gallneukirchen

AKTUELL

Neubau Filiale Engerwitzdorf

Wirtschaftsmotor Genossenschaften Verbandsdirektor-Stv. Mag. Franz Blaimschein – DW 29400

„Oberösterreich hat sich wegen der offensiven Wirtschaftspolitik in den letzten Jahren hervorragend entwickelt und bringt die besten Voraussetzungen mit, sich nachhaltig unter den Top-Regionen Europas zu platzieren.“ So lautet der Leitsatz auf der

sowie die jährlichen Umsatzerlöse in

Gleichzeitig bieten die oö. Raiffeisen-

Homepage des Landes OÖ zum

Höhe von ca. 2,6 Milliarden Euro.

genossenschaften ca. 9.000 Mitar-

Kapitel Wirtschaft und Tourismus.

beitern (Vollzeitäquivalent!) einen

Das Bruttoinlandsprodukt von

ca. 9.000 Mitarbeiter

sicheren und attraktiven Arbeitsplatz

Oberösterreich hat sich im Zeitraum

(Vollzeitäquivalent)

in der Region und sind ein wichtiger

von 2000 bis 2016 um 70,1 % (Ö-

Investitionen 2016: rd. 121 Mio EUR

Ausbilder der Jugend.

Vergleichswert: +65,4 %) auf knapp 60 Mrd EUR erhöht und bestätigt

Nachdem die Eigentümer der Genos-

diesen erfolgreichen Weg.

senschaften wiederum vielfach die

FAZIT

Oberösterreicherinnen und Oberös-

Die oö. Raiffeisengenossen-

Die über 250 oö. Raiffeisengenossen-

terreicher sind, fließen die Gewinne

schaften sind als starker

schaften sind ein wesentlicher

der oö. Raiffeisengenossenschaften

Wirtschaftsmotor nicht nur

Bestandteil dieses erfolgreichen

nicht an irgendwen ab, sondern

für Ihre Mitglieder und Kunden,

Wirtschaftraumes und tragen spürbar

werden wieder in Oberösterreich

sondern für alle ein Gewinn. Diese

zur Wertschöpfung bei. Die vielen PS

investiert und sichern in Zeiten der

Erfolgsgeschichte will fortgesetzt

des Wirtschaftsmotors Raiffeisens

Globalisierung eine hohe Wert-

werden. Der Raiffeisenverband

zeigen die Bilanzsumme der unter

schöpfung in der Region. Die oö.

OÖ. wird seine Mitgliedsge-

dem Dach des Raiffeisenverbandes

Raiffeisengenossenschaften inves-

nossenschaften dabei kraftvoll

OÖ. vereinten Genossenschaften in

tierten in den Jahren 2012 bis 2016

unterstützen.

Höhe von knapp 23 Millliarden Euro

insgesamt rd. 551 Mio EUR. Raiffeisenverband OÖ.

13

RÜCKBLICK

FUNK TIONÄRE GUT INFORMIERT: Franz Gessl - DW 29500

Molkereigenossenschaften mit Blick über die Grenze In der sehr gut besuchten Informationstagung für die Funktionäre der oö. Molkereigenossenschaften ging Verbandsdirektor Dr. Norman Eichinger unter anderem auf die Genossenschaft als sympathische und moderne Rechtsform ein. Dr. Eichinger erinnerte an den entscheidenden Vorteil der Genossenschaften, keinen „fremden Dritten“ als Eigentümer zu haben, sondern dass die Milchbauern als Lieferanten gleichzeitig die Eigentümer sind. Es gibt somit keinen Interessenskonflikt zwischen Bauer und Eigentü-

v.l.: Verbandsdirektor Dr. Norman Eichinger, Arla-Aufsichtsrat Manfred Graff, Agrarlandesrat Max Hiegelsberger und Genossenschaftsanwalt ÖR Ing. Franz Reisecker

mer und die gesamte Wertschöpfung

Stand der Entwicklungen zur neuen

der Welt und beweist, dass sich die

bleibt nachhaltig in bäuerlicher Hand.

Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2020.

Genossenschaft als Rechtsform

Über die aktuellen agrarpolitischen

Als Gastreferent trat im heurigen Jahr

auch für sehr große Unternehmen

Entwicklungen informierten die Spit-

Manfred Graff, Aufsichtsratsmitglied

bestens eignet. Arla Foods stellt die

zenreferenten Genossenschaftsanwalt

von Arla Foods, auf. Arla Foods ist

genossenschaftliche Rechtsform auch

ÖR Ing. Franz Reisecker und Agrar-

eine Genossenschaft mit über 11.000

werbemäßig zum Kunden hin stark in

landesrat Max Hiegelsberger. Diese

Mitgliedern aus sieben Ländern und

den Vordergrund und ist damit sehr

erläuterten im Besonderen auch den

das viertgrößte Molkereiunternehmen

erfolgreich.

„Die gesamte Wertschöpfung bleibt nachhaltig in bäuerlicher Hand.“ Dr. Norman Eichinger

14

Raiffeisenverband OÖ.

RÜCKBLICK

Impulstag der oö. Lagerhausgenossenschaften Am 5. Februar 2018 fand im Bildungshaus Sankt Magdalena wieder ein Funktionärsimpulstag statt. Zahlreiche Funktionäre und Delegierte der oö. Lagerhausgenossenschaften folgen jährlich der Einladung von Raiffeisen Ware Austria und Raiffeisenverband OÖ., um spannenden Vorträgen aus dem Agrarbereich beizuwohnen.

Bei dieser Veranstaltung wurde

v.l. Verbandsdirektor Dr. Norman Eichinger, Genossenschaftsanwalt ÖR Ing. Franz Reisecker, Stv.AR-Vorsitzender der RWA ÖR Ludwig Hubauer und RWA-Generaldirektor DI Reinhard Wolf

besonders auf das Jubiläumsjahr 2018

auch von RWA-Generaldirektor DI

anlässlich des 200. Geburtstags von F.W.

Reinhard Wolf einen Überblick über das

Raiffeisen hingewiesen. Darüber hinaus

abgelaufene Geschäftsjahr 2017 der RWA

erfolgten Inputs zu aktuellen agrarpo-

sowie über die anstehenden Aktivitäten

litischen Themen und den Vorteilen der

und Projekte in der Lagerhausgruppe. Auf

Rechtsform Genossenschaft. Außerdem

Workshop-Basis wurden die Bereiche

bekamen die Teilnehmer von der Raiffei-

Landtechnik, Futtermittel sowie die

senverbandsspitze und im Besonderen

Aufgaben von Funktionären bearbeitet.

Moderator Mag. Georg Gruber, Raiffeisen Campus

Informationstag für Biomassegenossenschaften Oberösterreichs Biomassegenossen-

Liter Heizöl eingespart werden.

Entwicklungen informieren. Genossen-

schaften sind sowohl ökologisch als

Die oö. Biomassegenossenschaften

schaftsanwalt ÖR Ing. Franz Reisecker

auch ökonomisch ein Gewinn. Dies

erwirtschaften insgesamt jährlich

und Verbandsdirektor Dr. Norman

wurde anlässlich der diesjährigen

Gewinne und stehen mit einer Eigen­­

Eichinger berichteten über genossen-

Informationstagung des Raiffeisen-

kapital­ausstattung in Höhe von rd. 57 %

schaftliche und agrar­­politische The-

verbandes OÖ. für die Funktionäre und

auf einem sehr soliden wirtschaftli-

men. Neben weiteren Fach­referenten

Geschäftsführer wieder mit Zahlen

chen Fundament. Bei der traditionellen

informierte Agrarlandesrat Max

untermauert. Mit der von den 83 oö.

Informations­tagung konnten sich die

Hiegelsberger über die für Biomasse­

Biomassegenossenschaften erzeugten

Funktionäre und Geschäftsführer aus

genossenschaften maßge­­blichen Teile

Energie können jährlich 27 Millionen

erster Hand über aktuelle Themen und

des Regierungsprogrammes.

Funktionäre von oö. Biomassegenossenschaften

v.l.: OÖ. Biomasseverbandsobmann Ludwig Mayrhofer, Genossenschaftsanwalt ÖR Ing. Franz Reisecker, Agrarlandesrat Max Hiegelsberger und Verbandsdirektor Dr. Norman Eichinger

Raiffeisenverband OÖ.

15

Veranstaltungstermine Mai bis September 2018 Sa. 5.05.2018

Fachlich fit – Bank-Betriebswirtschaft für den Funktionär, Raiffeisenbanken

Revital Aspach

Mo. 7.05.2018

Fachlich fit – Aufsichtsrecht im Überblick, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Schloss Puchberg

Mi. 16.05.2018

Fachlich fit – Aufsichtsrecht – Vertiefung, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Schloss Puchberg

Mi. 6.06.2018

Arbeitsrecht für Führungskräfte, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Sankt Magdalena

Mo. 11.06.2018

Der Betriebsrat im Aufsichtsrat, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Sankt Magdalena

Mi. 27.06.2018

Fresh-up im Aufsichtsrecht für Geschäftsleiter, Raiffeisenbanken

Bildungshaus Sankt Magdalena

Di. 18.09.2018

Fachlich fit – Bank-Betriebswirtschaft für den Funktionär, Raiffeisenbanken

Raiffeisenbank in Grieskirchen

Mi. 26.09.2018

Fachlich fit – Volkswirtschaft für den Funktionär, Raiffeisenbanken

Raiffeisenbank in Grieskirchen

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Raiffeisenverband OÖ.,

Österreichische Post AG, Info.Mail Entgelt bezahlt Erscheinungsort Linz, Verlagspostamt 4020 Linz

4021 Linz, Starhembergstraße 49. Redaktion: Franz Gessl, Marion Pammer BA . Konzept/Layout NEUDESIGN GmbH; Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Grundlegende Richtung: Information der dem Raiffeisenverband OÖ. angeschlossenen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften über grundsätzliche Fragen und über Themen aus den Fachabteilungen des Raiffeisenverbandes OÖ. Hinweis: Der Genossenschaftsbrief richtet sich an Frauen und Männer gleichermaßen. Zur besseren Lesbarkeit wird auf geschlechts spezifische Doppelnennungen verzichtet.

Raiffeisenverband Oberösterreich

Raiffeisenverband Oberösterreich Starhembergstraße 49, 4021 Linz

Tel.: +43 732 66 92 01 Fax: +43 732 66 92 01-29 08 0

E-Mail: direktion@rvooe.raiffeisen.at www.rvooe.at