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80. Geburtstag von Luis Durnwalder: Unser Luis

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ZUM 80. GEBURTSTAG VON LUIS DURNWALDER Unser Luis

War es in den vergangenen Jahren dann doch (medial) etwas ruhiger um den Landeshauptmann a.D. geworden, so ist die Berichterstattung in den Tagen und Wochen rund um seinen runden Geburtstag regelrecht explodiert. Zeitungsartikel, Radio- und Fernsehinterviews, Filmdokumentationen und neu erschienene Bücher, die Auseinandersetzung mit Luis Durnwalders Leben und Schaffen steht gerade hoch im Kurs. Grund genug für uns als PZ, uns dem Hype ebenfalls anzuschließen und das Titelthema unserem Luis zu widmen? Selbstverständlich! Ein Geburtstagsgruß von uns an den mittlerweile 80jährigen Puschtra Bui…

In der Geschichte des Tourismus wird die Anekdote gerne angeführt, als Untermauerung des Pionierstatus und des damit einhergehenden Bekanntheitsgrades: Eine Postkarte mit der lapidaren Anschrift „Frau Emma, Südtirol“ hätte die weit über die Landesgrenzen hinaus legendäre Gastwirtin Emma Hellenstainer ohne Weiteres in ihrem Hotel in Niederdorf erreicht. Ein Experiment, welches durchaus auch mit Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder interessant wäre und vermutlich jeder Wette standhalten würde – beim „Luis“ weiß schließlich im Grunde so ziemlich jede/r der (volljährigen) Südtiroler Bürger*innen wer gemeint ist. 40 Jahre in der Politik, 25 Jahre Landesvater, ein beeindruckend langer Zeitraum, der unweigerlich einem Land einen Stempel aufdrückt.

VON EINEM DER AUSZOG, DAS LAND ZU REGIEREN…

Eigentlich hatte Luis Durnwalder zunächst einen geistlichen Lebensweg ins Auge gefasst, ein Pater Norbert hätte er werden sollen, das aufkeimende Interesse für das andere Geschlecht habe ihm dann, laut eigenen Angaben, doch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er studiert in Wien Agrarwissenschaften und wird, nachdem er in den Lehrerberuf reingeschnuppert hat,

Inmitten der Menschen fühlte er sich stets wohl. Da lief er immer zur Höchstform auf.

Direktor des Bauernbundes. Ab 1969 verschlägt es den Luis dann in die Politik, er wird zum Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Pfalzen gewählt, ab 1973 dann in den Südtiroler Landtag. Der Beginn eines kometenhaften Aufstiegs. Er wird Regionalreferent für das Grundbuchwesen, Vizepräsident des Südtiroler Landtags, Landesrat für Land- und Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei, Obmannstellvertreter der SVP. Im Jahre 1989 dann der große Coup: Er beerbt den allseits geschätzten Landeshauptmann Silvius Magnago – mit einem schon fulminanten Wahlergebnis. Fortan lenkt er die Geschicke des Landes bis zum offiziellen Ende seiner sechsten Legislaturperiode am 14. Jänner 2014. Ein Vierteljahrhundert Landeshauptmann Luis Durnwalder – nicht immer unumstritten, nicht immer unkritisch beäugelt, aber auch viel gepriesen und von einer breiten Mehrheit getragen.

Und man mag einen Luis Durnwalder sehen, wie man will, eines kann wohl als unumstritten hingenommen werden: Der AltLandeshauptmann hat das Land geprägt wie kaum ein anderer. Luis der Macher. Der Despot. Der Unermüdliche. Mit Arbeitszeiten von ganz früh bis ganz spät. Fast schon Kult: Sein für Außenstehende nicht entzifferbarer, vollgepferchter Terminkalender, legendär seine morgendlichen Sprechstunden, bei denen sich Gott und die Welt die Klinke in die Hand gaben, vom Bürgermeister bis zur Hausfrau. Ein offenes Ohr für jedermanns Belange, Durnwalders Wort galt als Gesetz, zum Leidwesen womöglich des eigentlich zuständigen Amtes, den Bittstellern war’s vermutlich – Hand aufs Herz – wurscht. Luis, der Mann fürs Volk. Der Gesellige. Der scheinbar Omnipräsente. Gefühlt keine Feier, auf der Durnwalder nicht kurz vorbeischaute, keine Eröffnung oder Einweihung, bei der er nicht ein Band durchschnitt. Und gefühlt keine/r seiner Untertanen, den der Landesfürst nicht kannte oder einzuordnen wusste, wird ihm doch ein phänomenales Gedächtnis beschienen. Und weil er unser aller Luis war, ist, reißt der Gesprächsstoff rund um seine Wenigkeit auch niemals ab. Was der Luis gut, ja einfach besser gemacht hat, was er besser hätte unterlassen sollen, was er noch hätte machen können, seine Frauen, seine Skandale, Erfolge und Misserfolge, irgendwie hat jede/r seine/ihre ganz persönliche Meinung zur Ära Durnwalder und deren Protagonisten.

ÄRA DURNWALDER – EINE PERSÖNLICHE BILANZ

Und wie blickt Luis Durnwalder heute selbst auf seine Ära zurück? Bescheiden, kritisch, überzeugt, von allem ein wenig, wie aus dem anlässlich seines Jubiläums geführten Interview mit unserer Radio Holiday-Redaktion hervorgeht. Er habe zwar den Ruf gehabt ein Macher zu sein, habe aber schlussendlich nur umsetzen können, was andere vorher erarbeitet haben, und das nicht im Al-

Die geistliche Karriere war nichts für ihn...

leingang, sondern in Zusammenarbeit mit anderen politischen Vertreter*innen, Institutionen, Mitarbeiter*innen. Natürlich seien auch Fehler gemacht worden, räumt der Alt-Landeshauptmann ein, aber im Großen und Ganzen „haben wir schon gearbeitet und eben auch etwas Ordentliches daraus gemacht.“ Die Zeiten hätten sich geändert, der Bedarf, die Begeisterung, die zur Verfügung stehenden Geldmittel, um Vieles – gerade was Infrastrukturen in den Dörfern betrifft – auf den Weg zu bringen. O-Ton Durnwalder: „Damals haben wir viel machen können, manchmal vielleicht sogar zu viel und zu schnell, so dass manche gar nicht mehr mitgekommen sind. Die Südtiroler sind wie die Haflinger, du brauchst nur die Stalltür aufzutun, dann laufen sie – allerdings musst du einen Zaun errichten, dass sie nicht zu weit laufen.“ Und heute? „Der Vorteil der aktuellen Regierung besteht darin, dass sie nicht mehr alles neu machen muss, sie kann auf das aufbauen, was schon da ist, sie hat auf der anderen Seite aber auch den Nachteil, dass nicht mehr

Buchsignierung für die Hörer von Radio Holiday.

diese Freude da ist, wenn man etwas macht, weil’s meiste eben schon da ist.“ Quod erat demonstrandum à la Durnwalder!

AD MULTOS ANNOS

Aber mal abgesehen von dem ganzen Geburtstagtrubel geht es dann doch etwas gemächlicher her im Leben des Luis Durnwalder, der seinen Ruhestand dann nicht im Osten des Landes bei uns im Pustertal, sondern in Tschirland bei Naturns genießt, fernab von einem 18-Stunden-Arbeitstag, glücklich mit Ehefrau Angelika und Tochter Greta an seiner Seite. Leiser ist es geworden, aber wenn er etwas zu sagen hat der Luis, dann immer noch mit seiner gewohnt sonoren Stimme, die Botschaften raushauend wie Dogmen: „Ich bin einer aus dem Volk, das wollte ich immer sein, nicht besser und nicht schlechter.“ Ja, schon klar, nicht besser und nicht schlechter, aber mal ehrlich, halt auch nicht der Durchschnitts-Südtiroler, sondern einer, der in die Annalen unseres Landes eingehen wird…. // Judith Steinmair >>

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