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Librika: Homemade – Literatur auf der Terrasse

STADTBIBLIOTHEK BRUNECK Homemade – Literatur auf der Terrasse

Nach dem großen Erfolg im Vorjahr hat sich die Stadtbibliothek Bruneck auch heuer wieder dazu entschieden, ihre Terrasse mit Literatur und Musik zu füllen. Man nehme also einen lauen Sommerabend oder wahlweise einen warmen Regenschauer, mindestens zwei Sessel, einen Tisch, ein gutes Buch, noch bessere Musik, ein paar Häppchen, ein Glas Holundersaft und das beste Publikum der Welt – und starte durch! Michaela Grüner präsentiert an 4 Sommerabenden jeweils für plusminus 50 Minuten Geschriebenes aus Südtirol und aus der ganzen Welt auf der Terrasse der Stadtbibliothek Bruneck hoch oben im vierten Stock.

FREITAG, 01.07.2022, 18.00 UHR

Sonja Hartner & Michaela Grüner: Hinter eines Baumes Rinde wohnt die Made mit

dem… allerlei interaktive Gedichte

Musik: Simon Hopfgartner

Als einige der wenigen Bibliotheken in Südtirol hat die Stadtbibliothek Bruneck eine eigene Lyrik-Abteilung. Altmodisch? Mitnichten. Sonja Hartner und Michaela Grüner haben aus dieser Abteilung Gedichte gewählt, die unter die Haut gehen. Das Publikum hat die Möglichkeit, den Abend selber mitzugestalten. Wer möchte, kann sein Lieblingsgedicht mitbringen und vorlesen lassen.

FREITAG, 08.07.2022, 18.00 UHR

Johann Agstner vulgo Rainegg Hons: A Tiroler Hiotabiobl Musik: Theresia Rienzner

Wenn ein 9jähriges Halbwaisenkind als Hiotabiobl am Bergbauernhof in Südtirol die ersten Tiefschläge des Lebens erhält und gut verarbeiten will, so ist ein warmes Nest in einem intakten Elternhaus Voraussetzung. Dank des täglichen Beistandes des Schutzengels, aber auch wohlwollender Frauen-Ratschläge, wurden, entlang eines länderübergreifenden Weges als Koch, unweigerlich auftretende Gefahren gut gemeistert. Johann Agstner vulgo Rainegg Hons hat in seiner Biographie ein nicht nur bergbäuerlichen Leben beschrieben, gespickt mit originalen Südtiroler Leibgerichten, Lebenserfahrungen und Erkenntnissen über ein erfüllendes Dasein, die Gründung der Familie auf dem familieneigenen Bauernhof … im Tal und vieles mehr.

FREITAG, 15.07.2022, 18.00 UHR

Leah Maria Huber: Seelen.verwandt Musik: Esther Maria & Leah Maria Huber

Leah Maria Huber lebt und liebt die Vielfalt. Sie studiert Violine und Humanmedizin, ihre Freizeit widmet sie dem Schreiben. Musik und Literatur. Diesen beiden verwandten Seelen und dem, was sie verbindet, schenkt Leah Maria Huber an diesem Sommerabend ihre Aufmerksamkeit und Hingabe. Mit viel Feingefühl, ihrer Stimme und ihrer Geige erkundet sie Zwischentöne und zwischen den Zeilen Liegendes, Formen und Formbares, Wortklänge und Klangworte, rote und seidene Fäden, Offenbares und Unerhörtes.

FREITAG, 22.07.2022, 18.00 UHR

Markus Zwerger: Opa, erzähl mir Musik: Überraschung!!!!

„Als ich zehn Tage alt war, hat mich meine Mutter verschenkt!“ Arthur Dalsass erzählt seinem Enkel Markus Zwerger aus seiner Kindheit. Als Kostkind wuchs er auf Bergbauernhöfen auf und baute sich nach dem Zweiten Weltkrieg mühsam eine eigene Existenz und Familie auf. Zwerger ergänzt die Gespräche, die er mit seinem Opa in dessen letzten Lebensjahren führte, um eigene Überlegungen und Gedanken. „Opa, erzähl mir!“ ist ein berührender Austausch zwischen Großvater und Enkel und ein inspirierender Gedankenanstoß für den Dialog zwischen den Generationen. //

EINEN RÜFFEL KRIEGEN AUS DEM ÄRMEL SCHÜTTELN

Diese saloppe Formulierung bewegt sich auf eher umgangssprachlichem Niveau und ist nicht gerade vornehm. Der Ausdruck „Rüffel“ hat im Deutschen zwei völlig unterschiedliche Bedeutungen. Im Südtiroler Dialekt bezeichnet er einfach einen ausgesprochen ungezogenen Jungen. Im Hochdeutschen aber Manneken Pis, kleiner unverschämter Rüffel als Wahrzeichen von Brüssel. hat die spöttische Wendung „einen Rüffel kriegen“ die Bedeutung von scharfem Tadel oder strenger Zurechtweisung. Die Herkunft sowohl des Wortes als auch der Redensart liegt sehr weit zurück und geht auf das Verb „riffeln“ zurück. Die Riffel als bäuerliches Werkzeug ist schon im 18. Jahrhundert nachweisbar und auch in Südtirol üblich. Händisches „Riffeln“, d.h. das Durchziehen von Fasern wie z.B. Flachs durch die Riffel (Ansammlung nach oben stehender langer Nadeln auf einem Brett), um die harten Teile der Pflanze abzuziehen, kennen fast nur noch ältere Leute. Beide heutigen Bedeutungen haben sich jedenfalls sehr weit von ihrem bäuerlichen Ursprung entfernt. // mb Im Mittelalter trugen Herrscher, Kleriker und meistens auch einfache Leute Umhänge oder Kleider mit sehr weiten Ärmeln. So konnte man sich bei Kälte die Hände gut warm halten, in den Ärmeln aber auch kleine Gegenstände ungesehen bei sich tragen und nur „aus dem Ärmel schütteln“, also anderen Personen zeigen, wenn man das wollte. Zumal die Zahl der Kleriker abnimmt, sind es heute hauptsächlich Zauberer und Zirkuskünstler, die solch weite Ärmel tragen. Die bildhafte Wendung hat nur mehr selten eine wörtliche Bedeutung, und wir verwenden sie fast immer im übertragenen Sinne. „Aus dem Ärmel schütteln“ bedeutet jetzt, dass die betreffende Person ein bestimmtes Wissen oder Können so hervorragend beherrscht, dass sie es spielend leicht abrufen oder anwenden kann. // mb

Wir spielen ganze Tage lang

„Und dann machten wir Käse. Wenn man Käse macht, nimmt man Johannisbeeren und Himbeeren, tut sie in ein Taschentuch und drückt den ganzen Saft aus, und aus dem, was dann noch in dem Taschentuch drinbleibt, daraus macht man kleine, runde Käse, die mächtig sauer sind.“

Die Kinder aus der Krachmacherstraße – aus der Feder von Astrid Lindgren – spielen und spielen und spielen, ganze Tage lang. Sie verwandeln ihr Kinderzimmer in ein Piratennest und in ein Krankenhaus. Sie spielen, dass Jonas der Papa und MiaMaria die Mama ist, und dass die Puppen die Kinder sind. Die kleine Lotta ist das Hausmädchen und muss den Boden im Spielhäuschen scheuern und tüchtig mithelfen beim Käsemachen. Spielen ist fast so alt wie das Leben selbst. Nicht nur Menschenkinder aller Kulturen spielen, die meisten Säugetiere und Vögel tun es auch – sie trainieren damit Fähigkeiten, die sie zum Überleben brauchen. Kinder lernen im Spiel, wie die Welt funktioniert – rund um den Globus nach dem gleichen Muster. Von Anfang an eignen sich Babys spielerisch die Welt an: Sie spielen mit ihren Händen. Sie probieren ihre Stimme aus. Sie greifen nach der Rassel – und rasseln. Mit etwa drei Jahren schlüpfen Kinder im Spiel in andere Rollen. Mit Puppen, Stofftieren und allen möglichen Spielfiguren, mit Sachen aus der Verkleidungskiste oder einfach so nehmen sie neue Perspektiven ein und üben, „so zu tun als ob“: Mama ist diejenige, die zu bestimmen hat, deswegen muss Lotta erst Käse machen, bevor sie Wasser auf den Fußboden ausgießen und mit der Bürste scheuern kann – was Lotta von all ihrer Arbeit am lustigsten findet.

Wer spielt, denkt sich etwas aus, probiert, entdeckt, lernt und hat Spaß. Kinder wollen am liebsten frei und selbstbestimmt spielen, selber machen und ihre eigenen – ganz alleine oder zusammen mit Geschwistern und Freunden ausgeheckten – Ideen ausprobieren. Sie wollen sich in ihr Spiel vertiefen und nicht ständig unterbrochen werden, sondern spielen und spielen und spielen, ganze Tage lang.

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