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TITELTHEMA

DER WERT DER KULTUR IN CORONA-ZEITEN Die verkannte Wertschöpfung

Ein finanziell abgesichertes Leben, das war für Kulturschaffende und -treibende (bis auf wenige Ausnahmen) nie so und jetzt schon gar nicht. Corona hat die Diskussion rund um die Kultur als Wirtschaftssektor beziehungsweise deren Stellenwert und die längst überfälligen Baustellen neu entfacht. Gemeinsam mit politischen Vertretern und Betroffenen ist die PZ der Frage nachgegangen, wo wir in Bezug auf unsere Kultur(auffassung) stehen und wohin wir uns bewegen (sollten)…

BRIGITTE FOPPA: Landtagsabgeordnete/Fraktionssprecherin der Grünen

PZ: Wenn es um die Kultur geht will die

Mehrheit im Südtiroler Landtag ihren

Horizont nicht erweitern, schreiben Sie in Ihrer Presseaussendung, nachdem der Vorschlag der Grünen, eine Erhebung zur wirtschaftlichen Situation der

Kultur- und Kreativwirtschaft in Südtirol durchzuführen, abgelehnt wurde – sind wir in Südtirol zu kurzsichtig, wenn es um das Thema Kultur geht?

Brigitte Foppa: Mehr als kurzsichtig würde ich sagen: Engsichtig. Im spezifischen Fall hat Landesrat Achammer die Ablehnung damit begründet, dass man bereits erhebe, welche wirtschaftlichen Auswirkungen die Kulturförderung habe. Das ist allerdings nicht dasselbe. Kulturförderung ist gut und wichtig, und ich werde mich immer dafür einsetzen, dass mehr gefördert wird. Aber Kultur ist ja viel, viel mehr als das, was Beiträge kriegt. Es geht nicht darum, zu erforschen, was die Kulturförderung bringt, sondern was die Kultur bringt.

Warum bräuchte es Ihres Erachtens nach eine ganzheitliche Erhebung über die Wertschöpfung des Kulturbereichs in Südtirol?

Gerade im vergangenen Jahr, vielleicht auch durch den Mangel, wurde vielen bewusst(er), welchen Wert Kultur hat. Für das gemeinsame Weiterkommen als Gesellschaft, für die Mentalitätsentwicklung, ja für die geistige und psychische Gesundheit. Ich selbst habe es immer wieder gesagt: Ohne Kultur, die mir großzügig von vielen Künstler*innen, zum Teil kostenlos, geboten wurde, wäre ich während des Lockdowns im Frühling eingegangen. Die Musik, die Literatur, die Satire – sie haben mich über die Einsamkeit jener Zeit gerettet. Trotz alledem bleibt die Kultur in all ihren Aspekten ein unterbewerteter Sektor, der oft auf Hobby- und Freizeitdimensionen reduziert wird. Ihre wirtschaftliche Bedeutung wird regelmäßig heruntergespielt. Dabei kommt man auf unglaubliche Zahlen, wenn man die Bruttowertschöpfung des kulturellen Sektors analysiert. 2018 belief sie sich in Deutschland auf ca. 100,5 Milliarden Euro. Damit lässt sie Branchen wie die Chemieindustrie, die Energieversorgung oder die Finanzdienstleister hinter sich. Nur die Automobilindustrie erzielt eine höhere Wertschöpfung. Dies alles auch für Südtirol erheben, hieße schon einmal, das Ausmaß der kulturellen Leistung, auch für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt erkennen. Und es wäre eine großartige Argumentationshilfe, wenn es das nächste Mal darum geht, wer im Land wie viel an öffentlicher Förderung erhält.

Wo sollten wir ansetzen, um dem Kultursektor die gebührende Wertschätzung entgegenzubringen? Welche konkreten Maßnahmen wären dringend vonnöten?

Den Wert schätzen, das hat auch wörtliche Bedeutung. Wissen, wie viel etwas wert ist, ist der Beginn von Würdigung. Natürlich braucht es noch viel mehr. Künstlerinnen

und Künstler brauchen eine soziale Absicherung, eine krisenfeste Basisförderung, eine dynamische Auftragslage, Nachwuchs- und Altersförderung. Kunst, Musik, Literatur und alle anderen Formen, auch die experimentellen, die performenden, die Rand- und Mischformen von Kultur brauchen Räume und Gelegenheit zum Üben, Proben, Spielen, Slammen, zum Zusammenkommen, Erfinden, Entwerfen, Verwerfen, Sich Messen, Auftreten, Aufnehmen, zum Wachsen. Wir alle können unseren Beitrag leisten. Diese Woche kommt ein Gesetzentwurf von mir in den Landtag, der die „Kunst am Bau“ verstärkt fördern soll. Kultur ist auch das, was wir der Nachwelt überlassen. Das muss es uns wert sein.

SARAH MERLER: freischaffende Tänzerin und Choreografin, Vize-Präsidentin des neu gegründeten Vereins für Südtirol Kreative PERFAS

PZ: Die Wirtschaft erlebt große Einbrüche, der Tourismus- und Handelssektor werden beispielsweise oft genannt – dass gerade auch die Kulturbranche enorm unter der Corona-Krise leidet, wird dabei oftmals unter den Tisch gekehrt, ärgert Sie das?

Sarah Merler: Fakt ist, dass die Kulturbranche noch immer keinen Platz und keine Stimme am selben Tisch hat. Kultur und Wirtschaft werden als zwei grundverschiedene Sektoren behandelt und dabei wird missachtet, dass Kunst und Kultur einem Wirtschaftszweig angehören – nämlich der Kreativwirtschaft. Wenn wir Zahlen in Bezug auf Umsatzrückgänge hören, wird die Kultur- und Kreativwirtschaft nie genannt, obwohl sie nachweislich die am stärksten betroffene Branche in Europa ist. Wir verzeichnen europaweit Umsatzeinbußen von -90% in der darstellenden Kunst und -76% in der Musik. Wir hören ständig nur Zahlen zu Tourismus (-27%) oder Handel. Dabei geht es nicht darum, festzustellen welche Branche am stärksten unter der Krise leidet, sondern einzig darum, auch die Kulturbranche als Wirtschaftskraft und Arbeitsplatz zu berücksichtigen, mitzudenken und als diese zu kommunizieren.

Fühlen Sie sich vergessen vom Land Südtirol? Reicht die Unterstützung von Seiten der Öffentlichen Hand nicht aus?

„Auf Kunst und Kultur können wir verzichten“, war und ist die Meinung vieler. Dem ist natürlich nicht so, doch möchte ich auf einen anderen Punkt näher eingehen. Egal ob man Kunst und Kultur als verzichtbar betrachtet oder nicht, in der Krise wurde deutlich, dass der breiten Öffentlichkeit das Verständnis für diese Berufsgruppen fehlt. Denn es betrifft auch in diesem Sektor viele Arbeitsplätze, hinter denen Menschen stehen, die ein Einkommen brauchen, die Fixkosten haben und seit einem Jahr ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Jede:r versteht - auch wenn man selbst gerade auf einen Haarschnitt verzichten kann - dass Frisör:innen ein Einkommen brauchen und es kommt auch keine:r auf die Idee ihnen zu sagen, sie sollen sich doch einfach einen anderen Job suchen. Für unsere Branche fehlt dieses Verständnis noch, vielleicht auch weil immer von Kunst und Kultur als nicht greifbares, abstraktes Ganzes berichtet wird und eben nicht von den vielen betroffenen Berufen und Menschen dahinter. Die Unterstützung von Seiten der Öffentlichen Hand reicht natürlich, wie auch in anderen Sektoren, nicht. Vom Land gab es insgesamt 3.600 € brutto, von denen bis jetzt 2.600 € ausbezahlt wurden. Wie soll das ein Jahreseinkommen ersetzen? Seit einem Jahr stehen Theater und Veranstaltungen still – bis auf einzelne Vorstellungen, die im Sommer möglich waren.

Nun haben Sie sich als Südtiroler Kreative kürzlich zu einem Verein zusammengeschlossen – was erwarten Sie sich davon?

Als Verein PERFAS vertreten wir die beruflichen Performing Artists (Darstellende Künstler:innen, Musiker:innen, Tech- >>

niker:innen und Backstage-Künstler:innen). Als Berufskunstschaffende haben wir andere Bedürfnisse als ehrenamtlich Tätige oder Laien und diese Bedürfnisse bzw. Interessen vertreten wir gegenüber Politik und Wirtschaft. In anderen Bereichen gibt es solche Vereinigungen bereits, wie etwa in der Bildenden Kunst den Südtiroler Künstlerbund (SKB), die Film Association South Tyrol (FAS) für die Filmschaffenden, oder die Südtiroler Autorinnen und Autorenvereinigung (SAAV). Für alle Performing Artists fehlte bis jetzt eine Vertretung und diese Lücke schließen wir nun, um eine Stimme am (kultur)politischen Tisch zu bekommen und unsere Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Bisher waren wir Einzelkämpfer:innen, gemeinsam bilden wir ein starkes Sprachrohr für unseren Sektor und erwarten uns dadurch auch verstärkte Wahrnehmung.

Hand aufs Herz: Wie ist es um die Südtiroler Kulturlandschaft aus der Sicht einer Kulturschaffenden und -treibenden bestellt – lässt es sich davon leben, oder hat Corona nur schon bestehende

Schwierigkeiten untermauert?

Ja, Corona hat bestehende Schwierigkeiten untermauert: dass Kultur als Luxusgut gesehen wird, dass die entsprechenden Berufsbilder nicht als Berufe wahrgenommen werden, dass Kultur nicht als Wirtschaftskraft wahrgenommen wird und - was uns besonders schmerzlich gezeigt wurde - dass das Sozialversicherungssystem für Künstler:innen nicht funktioniert. Wenn Sie mit bestehenden Schwierigkeiten das romantische Bild des brotlosen Künstlers meinen, der in den Tag hineinlebt und auf finanzielle Unterstützung hofft – den gibt es in dieser Form wohl schon länger nicht mehr. Wir sind in den meisten Fällen befristete Ange-

PHILIPP ACHAMMER: Kulturlandesrat

stellte oder Selbstständige mit Mehrwertsteuernummer, somit auch Unternehmer:innen, wir zahlen unsere Beiträge wie jede:r andere auch, genießen aber im Gegenzug nicht dieselbe Absicherung und schon gar nicht dasselbe Ansehen als Berufsgruppe. Die Südtiroler Kulturlandschaft ist bunt und sehr vielfältig. Das Ehrenamt hat in Südtirol Tradition und wird in der Kultur immer noch großgeschrieben, doch haben sich bestimmte Sparten in den letzten Jahrzehnten zunehmend professionalisiert. Bei unserer Erhebung der Kunstschaffenden, mit bisher 470 Teilnehmer:innen, gibt es rund 270 Performing Artists, davon geben 200 an hauptberuflich in dem Bereich tätig zu sein. Es handelt sich um spezialisierte Berufe ohne organisierte Vertretung nach Außen, die nun lautstark Unterstützung einfordert. Aus dieser Notwendigkeit heraus ist PERFAS entstanden. //

PZ: Ist uns Kultur in Südtirol tatsächlich nicht viel wert? Diese Frage steht als Vorwurf derzeit ja im Raum…

Philipp Achammer: Als Kulturlandesrat stand ich in den vergangenen Jahren immer aus Überzeugung für die Kultur ein, auch für ihre Wichtigkeit innerhalb der Gesellschaft. So hat die Landesregierung das Kulturbudget auf meinen Vorschlag in den vergangenen Jahren stets erhöht. Was die Corona-Situation anbelangt, habe ich mich erfolgreich dafür eingesetzt, dass bereits mit dem ersten Landesgesetz im April des vergangenen Jahres Kulturakteure sofort Hilfe erhielten, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise möglichst abzufedern: Wir haben Erleichterungen für Kultureinrichtungen vorgesehen und beispielsweise Projektfördermittel auch dann ausbezahlt, wenn Veranstaltungen wegen Corona ausfielen. Für die Künstler haben wir zügig die erste Künstlerhilfe aufgelegt, zwei weitere Hilfsprogramme haben wir nachgelegt. Diese Kulturmaßnahmen flankieren andere coronabedingte Landesleistungen und staatliche Leistungen. Aber je länger nun diese Krise dauert, umso stärker prägt der Verteilungskampf von öffentlichen Geldern und die einhergehende Diskussion um systemrelevante Berufe die Öffentlichkeit. Diese Krise zeigt eben auch, dass der Stillstand von kulturellen Produktionen von vielen nicht als das größte empfundene Problem wahrgenommen wird. Der pauschalisierende Vorwurf in dieser aktuellen Lage, dass Kultur in Südtirol keinen großen Wert habe, stiftet daher mehr Verwirrung anstatt Verständnis dafür, welch entscheidende Rolle der Kultur in einer aufgeklärten Gesellschaft zukommt. Wir müssen daher gemeinsam – Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende und die Kulturpolitik – innerhalb der Gesellschaft deutlich machen, dass Kultur für alle da ist und mehr als ein Wert an sich ist.

Der Beschlussantrag der Grünen, eine

Erhebung zur wirtschaftlichen Situation der Kultur- und Kreativwirtschaft in Südtirol durchzuführen, wurde im

Landtag abgelehnt – wäre so etwas indes nicht sinnvoll?

Es ist eine Tatsache, dass Kultur- und Kreativwirtschaft ein bedeutender und auch quantitativ relevanter Sektor der gesamten Wirtschaft sind. Diesen ökonomischen Aspekt muss eine Gesellschaft im Auge haben, neben den anderen Aspekten wie das Generieren von Sinn, Motivation, Reflexion, Kritik, Innovation, sozialem Zusammenhalt. Im Auftrag der Deutschen Kulturabteilung arbeitet das Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) der Handelskammer Bozen bereits an einer solchen Strukturstudie zum Kreativsektor – analog zu jenen Studien, wie sie auch zu anderen Wirtschaftsbereichen bereits vorliegen bzw. im Laufen sind, etwa zum Handwerk oder zum Dienstleistungssektor. Der Beschlussantrag der Grünen war daher überholt, weshalb er keine Mehrheit gefunden hat. Ein Teil dieser umfassenden Studie, der – im Sinn einer Input-/OutputAnalyse – die Effekte des Einsatzes öffentlicher Mittel im Kulturbereich zum Gegenstand hat, ist bereits zu Ende definiert. Die gesamte Studie ist wichtig und wird ihren Beitrag zur Diskussion über den Stellenwert des Kultur- und Kreativsektors leisten.

In anderen Branchen hatten wir zumindest ein Auf und Ab… Die Kulturstätte hingegen liegen seit Monaten völlig brach– wie lässt sich das rechtfertigen,

verstehen Sie den Unmut der Kulturtreibenden und -schaffenden?

Ich habe Verständnis für den Unmut. Aber man muss unterscheiden, ob es um Existenzfragen von Künstlern geht oder um einen vorübergehenden Verzicht von Kulturgenuss, der zwar schmerzlich, aber nicht bedrohlich ist. Wenn aber Einschränkungen in verschiedenen Bereichen als politische Wertung ausgelegt werden, dass etwas wichtiger ist als anderes, ein Bereich gegen einen anderen aufgewogen wird, dann ist das schädlich für die Kultur des Landes und für eine aufgeklärte Gesellschaft. Schließlich geht es auch nach einem knappen Jahr der Pandemie immer noch um ein und dasselbe übergeordnete Ziel: Wir müssen die Ausbreitung des Virus eindämmen, wenn wir zurück zur Normalität wollen. Spätestens seit

der zweiten Welle wissen wir, dass die steigenden Infektionszahlen auf Ansteckungen im privaten Bereich zurückzuführen sind. Somit tragen wir alle eine Verantwortung. Nicht Kulturorte oder Bildungseinrichtungen an sich sind das Problem. Beispielsweise haben diese wie andere Bereiche auch sehr wohl Anstrengungen unternommen, um sie zu „sicheren Orten“ zu machen. Wenn aber Infektionen nicht mehr zurückverfolgt werden können, hilft es wenig, sich sicher zu fühlen. Die Rede von sicheren Orten ist dann – angesichts steigender Infektionszahlen – unangebracht. Dann gilt es vonseiten der Politik, Kontakte und Bewegungen insgesamt einzuschränken und Menschenansammlungen stark zu reduzieren und den Gesundheitsschutz der Bevölkerung in den Vordergrund zu stellen. Wenn dann neben vielen anderen Branchen auch Kulturorte geschlossen werden, hat das ausschließlich damit zu tun.

Sie bemängeln ja ebenfalls, dass in Italien eine finanzielle Absicherung der freischaffenden Künstler*innen beziehungsweise ein entsprechendes

Berufsbild fehlen – wie sieht Ihr konkreter Schlachtplan aus, wie kann das

Land Südtirol die Situation optimieren?

Richtig. Laut italienischer Verfassung sind Kunst und Kultur frei. In Italien gibt es somit kein anerkanntes Berufsbild des Künstlers. In diesem Zusammenhang aber von einem „Schlachtplan“ für Südtirol zu reden, liegt mir nicht. Um die Vergütungen für die in Kulturberufen Tätigen krisenfester zu machen, müssen wir dem Künstlerbegriff ein Gesicht geben. Konkret bedeutet das, dass wir ein „Verzeichnis der Kunstschaffenden“ erarbeiten müssen. Es wäre dies ein entscheidender Schritt, denn ein solches Verzeichnis wird den Zugang zu Leistungen organisieren und hauptberufliches Kulturschaffen im Unterschied zum ehrenamtlichen Engagement reglementieren. Allerdings muss ich korrektheitshalber dazu sagen, dass dies keine einfache Aufgabe sein wird. Einerseits, weil sich Verbände und Kunstschaffende in dieser Frage selbst nicht einig sind, wer in die Kategorie fallen soll und wer nicht; andererseits ist die Einbindung der Kulturschaffenden erforderlich, denn eine derartige Regelung ist gewichtig. Sie kann und soll daher nicht ausschließlich von der Behörde aufgestellt werden. Aber ich bin zuversichtlich, dass ein gemeinsamer Dialog gelingen kann. Außerdem konnten wir einen entscheidenden ersten Schritt für eine Zusatzrente für Künstlerinnen und Künstler zu setzen. Wir sind gerade dabei, hierfür die Durchführungsverordnung auf Landesebene zu erwirken, sodass noch Ende dieses Jahres Künstlerinnen und Künstler um diese Regionalförderung ansuchen können. //

KLAUS GASPERI: Direktor des Stadttheaters Bruneck i.R. und Bühnenbildner

PZ: Die verkannte Wertschöpfung des

Kulturbereichs wird hierzulande derzeit heiß diskutiert. Sie haben das Thema in den vergangenen Jahren ja oftmals aufs Tapet gebracht und haben dabei gegen Windmühlen gekämpft, oder?

Klaus Gasperi: Ich solle nicht in das Teller spucken, aus dem ich esse! Das sagte mir vor Jahren ein Politiker. Gott sei Dank war das nur einer. Aber es zeigt, dass man immer noch nicht ganz verstanden hat, dass Kultur- und Künstlerförderung zugleich auch Wirtschaftsförderung ist! Das kulturelle Umfeld einer Region oder Gemeinde gilt heute als entscheidender Standortfaktor für Unternehmen und ist auch ein wesentliches Zugpferd für den (gehoben)Tourismus. viele andere Branchen durch (notwendige?) Mehr Wertschätzung? Mehr SubvenBeschränkungen bedroht. Sie war die Erste, tionen? Mehr Lobbyarbeit? die vom Shutdown betroffen war und wird Mehr Wertschätzung und das nicht nur von wohl die Letzte sein, die wieder öffnen darf. Seiten der Politik. Kultur wird von bildungsTrotz rigorosen Maßnahmen wie Fiebermes- fernen Mitbürgern gern als Luxus oder Freisen, Maskenpflicht, halbierter Zuschauer- zeitveranstaltungen und deren finanzielzahl usw. mussten Theater, Kinos, Museen len Unterstützung als Verschwendung >> schließen. Gleichzeitig aber trafen in Gasthäusern, Geschäften, Zügen, Bussen usw. problemlos mehr Menschen aufeinander - Fotocontest und das meist ohne große Sicherheits11. bis 16. Februar 2021 vorkehrungen. 11 al 16 febbraio 2021

Der Kultursektor sieht sich als eines der am meisten betroffenen Opfer der Pandemie – dem stimmen Sie nahtlos zu?

Natürlich! Die Kulturbranche ist stärker als

Was vergeigen wir als Südtiroler diesbezüglich? Wo müssen wir ansetzen?

Kinderfasching Carnevale dei Bambini

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öffentlicher Gelder gesehen. „Es ist grotesk, dass wir Ausgaben im kulturellen Bereich ‚Subventionen‘ nennen, während kein Mensch auf die Idee käme, die Ausgaben für ein Bahnhofsgebäude oder einen Spielplatz als Subventionen zu bezeichnen. Der Ausdruck lenkt uns in eine falsche Richtung. Denn Kultur ist kein Luxus, den wir uns leisten oder nach Belieben streichen können, sondern der geistige Boden, der unsere innere Überlebensfähigkeit sichert.“ Das hat schon 1991 der damalige Deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker festgestellt. Man kann nur zu hoffen, dass sich das 30 Jahre nachher auch bei uns langsam rumspricht.

Sie arbeiten derzeit beispielsweise für das Landestheater Niederbayern an einem Bühnenbild, haben im Laufe der Jahre viele Engagements im Ausland gehabt – wie funktioniert Kulturarbeit über unsere Landesgrenzen hinaus? Könnten wir uns ein Beispiel daran nehmen?

Ja, in Deutschland wie auch in Österreich arbeiten zum Beispiel auch jetzt viele Theater fast normal weiter. Unter Einhaltung der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen kann geprobt werden. Aufführungen vor Publikum gibt es leider keine. Die Produktionen werden aber aufgezeichnet und über das Internet dem Publikum zur Verfügung gestellt. Die fest angestellten Schauspieler und Techniker können also weiterarbeiten und werden dafür auch bezahlt. Bei uns kann sich kein Theater ein festes Ensemble leisten. Und die freien Künstler, Schauspieler und Veranstaltungstechniker müssen – und das nicht nur in Krisenzeiten wie diesen – mit einem „Trinkgeld“ seitens der öffentlichen Hand überleben. Viele von ihnen werden resignieren oder auswandern. Denn solange die Bedeutung der Kultur von Seiten der Politik nicht ernsthaft anerkannt und dementsprechend gefördert wird, wird sich der niedrige Stellenwert, den „Künstler“ von großen Teilen unserer Gesellschaft genießen, auch nicht ändern. //

ALEX PLONER: Landtagsabgeordneter Team K

PZ: Vor Ihrem Einzug in den Südtiroler Landtag waren Sie ja selbst im Kultur- bzw. Eventbereich tätig – wie sehen Sie die derzeitige Debatte rund um die Wertschätzung des Kultursektors?

Alex Ploner: Diese Debatte kommt sehr spät und müsste nun eingebunden werden in eine weitaus größere Auseinandersetzung mit dem Thema. Ich vermisse in Südtirol schon seit Langem ein Kulturkonzept, wie es andere Länder, Regionen und einzelne Städte haben. Nur wenn ich das gemeinsame Ziel kenne, ist auch die Strategie zur Zielerreichung machbar. Den Wert der Kultur an einer Bruttowertschöpfung oder monetären Parametern festzumachen, ist ein sehr gefährlicher Weg. Im Umkehrschluss könnte dies bedeutet, wer nicht Geld bringt, ist nichts wert. Dieses Denken wäre für neue Kultur, verrückte Ideen, neue Projekte, die es für eine Weiterentwicklung unbedingt braucht, kontraproduktiv. Nachdem sich aber gewisse Entscheidungsträger in der Tat nur mit wirtschaftlichen Argumenten überzeugen lassen, ist die laufende Debatte in jedem Fall wichtig. Die richtige Einordnung ist dabei essenziell.

Sie stehen der Gangart der Landesregierung in Bezug auf die Kulturunterstützung ja kritisch gegenüber – konkrete Baustellen beziehungsweise konkrete Forderungen?

Ich hätte mir eine stärkere Trennung zwischen professionellen Kulturschaffenden, semiprofessionellen Anbietern und Ehrenamtlichen gewünscht. Während es bei den Profis seit 11 Monaten ums nackte Überleben geht, leiden ehrenamtliche Kulturvereine vor allem an der schwindenden Motivation und Neuorientierung der Mitglieder. 3600 Euro brutto als finanzielle Hilfe für die Profis für 11 Monate Verdienstausfall ist ein Witz. Auch die Empfehlung der Politik, die Tätigkeit in den Online-Bereich zu verlegen, sehe ich sehr kritisch. Damit beginnt der Ausverkauf der eigenen Leistung und die Kreativen werden noch mehr zum digitalen Billigprodukt.

Künstler*in sein ist eine Berufung, kein Beruf, heißt es hinlänglich, und Kultur ganz allgemein für die Gesellschaft unverzichtbar – nun liegt aber fast alles brach…. Ist der Schaden, den die Pandemie im Kultursektor anrichtet, Ihrer Meinung nach, überhaupt absehbar, oder unterschätzen wir die Folgen?

Was ich schwer abschätzen kann sind die Folgen, die durch den Verlust der Motivation entstehen. Der Künstlerberuf ist meist die Erfüllung eines Kindheitstraumes, das heißt, ein Musiker, der es endlich zum Musiklehrer geschafft hat oder in seinem WunschOrchester spielt, wird seine Erfüllung und Motivation nicht in einem „normalen“ Brotberuf finden. Eine Umschulung funktioniert in diesem Bereich nur schwer. Aber genau das macht ja die Faszination und Kraft der Kultur aus, dass Kulturschaffende ihre Träume leben und bereit sind Dinge auf sich zu nehmen, die oft das Maß des Erträglichen übersteigen. Ein Kulturveranstalter, der jetzt gezwungen ist einen neuen Job zu suchen, ist aus meiner Sicht für den Kulturbereich verloren. Der wird sich höchstens noch ehrenamtlich nebenbei irgendwo engagieren. Damit gehen Möglichkeiten verloren, weitere Bühnen werden geschlossen, Auftrittsmöglichkeiten reduziert und schlussendlich verlieren Kulturschaffende wieder Arbeitsplätze. Eine Spirale, die nach unten geht. Hier muss die gesamte Gesellschaft in den Diskurs mit eingebunden werden, welche Kultur wir in Zukunft wollen und was wir uns leisten wollen und können.

INSTANDHALTUNG DER SCHULZONE BRUNECK In sicheren Händen

Es ist eine typische Win-Win-Situation: Am 27. Jänner 2021 haben Land und Stadtgemeinde Bruneck per Vertrag geregelt, dass die Instandhaltung der Flächen in der Schulzone vom Land auf die Gemeinde übergeht. Besser noch: Im Rahmen dieses Pilotprojektes finanziert das Land der Gemeinde zwei Mitarbeiter, was vor allem in der Chefetage der Bauerhaltung bei Amtsleiter Umberto Olivotto große Freude verursacht hat. Darüber hinaus können nun endlich die Wege, Parkplätze und Grünflächen in der Brunecker Schulzone in Ordnung gebracht werden. Denn diese sind in einem schlechten Zustand und müssen saniert werden. Die Verkehrsflächen werden im Rahmen einer außerordentlichen Instandhaltung verbessert. Diese Arbeiten laufen bereits. Ebenso eine Auffrischung braucht der Schulsportplatz. Die Flächen selbst verbleiben aber im Eigentum der Autonomen Provinz BozenSüdtirol. Bürgermeister Roland Griessmair ist über die Vereinbarung ebenfalls glücklich. „Eine WinWin-Situation für alle Beteiligten, zumal die

Bürgermeister Roland Griessmair

Planung und Durchführung der notwendigen Arbeiten direkt vor Ort mit eigenen Mitarbeitern erfolgen kann. Diese kennen die Situation und können bei dringenden Maßnahmen umgehend eingreifen“, ist er überzeugt. Ähnlich äußerte sich auch der stellvertretende Gouverneur Massimo Bessone: „Die Schulzone ist dank dieser Vereinbarung in den besten und kompetentesten Händen.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Allerdings: Die

Vize-Gouverneur Massimo Bessone

Außenfassade des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums ist keine Visitenkarte für eine schulische Einrichtung. Die sündhaft teuren Marmorplatten (sic!) sind nicht sicher und nach diversen Feuerwehreinsätzen wurde ein Absperrzaun eingerichtet. Allerdings sind seither einige Jahre ins Land gezogen und das ursprüngliche Not-Provisorium entpuppt sich immer mehr zum ärgerlichen (und gefährlichen) Dauerbrenner… // rewe

RaiffeisenFlash Ethical Banking - Geben Sie Ihrer Geldanlage einen Sinn

Nachhaltigkeit liegt in unserer Natur und sollte für uns alle eine Selbstverständlichkeit sein. Heute mehr denn je.

Die Unterstützung nützlicher Projekte für die Allgemeinheit, die Stärkung der regionalen Kreisläufe und die Förderung der Realwirtschaft sind wesentliche Teile nachhaltigen Wirtschaftens. Nachhaltigkeit bedeutet aber auch, täglich sorgsam mit den Ressourcen umzugehen und vorausschauend über mehrere Generationen hinweg zu planen. Die Raiffeisenkasse Bruneck beschäftigt sich seit jeher in verschiedenster Art und Weise mit diesem Thema. Eines davon ist das verantwortungsvolle Sparen und Anlegen in nachhaltige Investitionen. Seit über 20 Jahren wird dies in einem gemeinsamen Projekt der Südtiroler Raiffeisenkassen realisiert: Ethical Banking. Der Leitgedanke besteht darin, Solidarität zu zeigen, Selbstverantwortung zu fördern und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. „Ethical Banking“ bedeutet mit gutem Gefühl Geld anzulegen: Sie als Sparer entscheiden selber, welchen Nutzen Ihr Erspartes stiften soll. Sie wählen zwischen sechs nachhaltigen und sinnstiftenden Linien aus. Die Projekte werden in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen ausgewählt, welche in den jeweiligen Bereichen wirken. Gemeinsam mit uns als Raiffeisenkasse Bruneck leisten Sie so einen Beitrag zu einer lebenswerten Zukunft und geben Ihrer Geldanlage einen neuen Sinn. Denn mit diesen Investments werden zukunftsweisende Projekte mit besonders günstigen Zinssätzen gefördert. Dabei wird großer Wert auf die Transparenz gesetzt - sämtliche Projekte werden über die digitalen Medien veröffentlicht.

Im Monat Februar ist die Fotoausstellung „20 Jahre Ethical Banking“ in der Raiffeisenkasse Bruneck zu Gast. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Marina Celli

Serviceexpertin

www.raiffeisen-bruneck.com

Dass die Bahn zwischen Franzensfeste und Innichen und darüber hinaus bis Sillian und nach Lienz ab 15. Februar 2021 wiederum regelmäßig verkehrt, dürfte die Herzen der Menschen dies- und jenseits der Wasserscheide erfreuen. Die Tourismuswirtschaft registriert’s jedoch ohne Euphorie, denn in Ermangelung der Öffnung der Skigebiete hier zu Lande bringt ihr der als Skiexpress propagierte Zug wenig Zählbares. Das orange- bis tiefrotfarbige Südtirol darf sein mächtiges Skikarussell (siehe Foto) aufgrund einer vom Präsidenten der Provinz erlassenen und mit 8. Februar 2021 in Kraft getretenen SonderwegVerordnung nämlich erst mit 1. März, falls überhaupt, in Umlauf bringen. Darüber kann sich die Konkurrenz in den Angrenzerprovinzen Belluno und Trient echt ins Fäustchen lachen. Dort startet die Wintersaison 2020/21, wenn auch mit arger Verspätung auf den ursprünglich geplanten Termin, nun doch am 15. Februar 2021. Nachdem für die Menschen gelbfarbiger Gebiete die interregionalen Reisebeschränkungen aufgehoben wurden, sind die Bahn- und Pistenbetreiber ebenso wie das saisonale Hotel- und Gastgewerbe zuversichtlich, der bislang senkrecht abfallenden Umsatzkurve im Hinblick auf die verbleibenden Saisonstage doch noch einen kurz ansteigenden und im Ergebnis insgesamt dann einen milderen Verlauf abzuringen. Südtirol sieht derweil in mehrerlei Hinsicht rot. Bars, Restaurants und Geschäfte (außer jene des täglichen Bedarfs) bleiben geschlossen. Dagegen wurde öffentlich protestiert. Von den Einschränkungen ausgenommen sind die Handwerks- und Produktionsbetriebe sowie das Baugewerbe. Die Schüler gehen per Verordnung auf Distanz zur Schule, bleiben mit ihr jedoch im Netz verknüpft. Die Wohnsitzgemeinde darf allein aus wichtigem Grund (Arbeit, Gesundheit, Pflege) verlassen werden. Es gelten weiterhin die Bestimmungen zur nächtlichen Ausgangssperre, zur Abstands- und Maskenpflicht; die Eigenerklärung wurde reaktiviert. Das alles gilt (bis auf den Präsenzunterricht der Pflichtschule, der schon mit 22. Februar wiederum aufgenommen werden sollte) bis Monatsende. Und was geschieht dann? Falls der R-Wert nicht deutlich unter 100 fällt, die Wocheninzidenz von derzeit 700 (14-mal über dem Schwellenwert von 50) nicht drastisch sinkt, die Summe der Toten 902 (Stand 07.02.2021) weiterhin täglich wächst, die Beanspruchung von Spitalsbetten durch Corona-Patienten nicht merkbar nachlässt, dürfte sich der virusverseuchte Himmel über Südtirol auch im März nicht besseren Zeiten öffnen, zumal sich mittlerweile sogar einige Vorboten der gefährlicheren englischen Variante bei uns eingenistet haben. // wp

HERDENSCHUTZ

Epidemien und Pandemien gab’s auch in der Vergangenheit: Pocken, Cholera, Spanische Grippe, Pest u. a. mehr. Zur jeweiligen Zeit waren es, ähnlich dem Corona-Virus von heute, nicht zu bändigende Krankheiten; sie forderten auch bei uns viele Opfer. Besonders gefürchtet war der schwarze Tod (Pest), welcher in Tirol zuletzt 1936/37 wütete. Daran erinnern Kirchen, beispielsweise jene von Pflaurenz, diverse Peststöcklan, wie jenes in Bruneck, oder die Gedenkstätte in Uttenheim (siehe Foto), welche von der Schützenkompanie 1989 „bei den Gräbern“ errichtet und von dieser seither auch vorbildlich gepflegt wurde. Sie liegt im Wald gegenüber dem Dorf. Es war damals so üblich, die Pesttoten abseits der Siedlungen zu begraben. Der Weg dorthin ist markiert. Heute hält der Corona-Virus die Welt im Würgegriff. Allein in Italien forderte die Krankheit seit März 2020 um die 90.000 Toten. Südtirol bringt es auf 902, Österreich in etwa auf 8.000. Weltweit ist die Anzahl der Opfer mittlerweile auf 2,6 Mio. angewachsen. Impfstoffe dagegen werden mittlerweile in großen Mengen erzeugt und verabreicht. Um die Pandemie jedoch zu besiegen, müsste die sogenannte Herdenimmunität erreicht werden, will heißen, 70 Prozent der Weltbevölkerung, also sechs Milliarden Menschen müssten geimpft werden. Eine Massenstecherei sondergleichen, zumal gewisse Impfstoffe unter zweimal zuzuführen sind. // wp

NACH DEM MURBRUCH IN DER RIENZSCHLUCHT IN BRUNECK

Die Bahn fährt bald wieder

Klappt alles nach Plan, so werden die Züge zwischen Bruneck und Innichen (Bild a) ab Rosenmontag, also dem 15. Februar 2021, wiederum fahrplanmäßig verkehren, nachdem dieser Abschnitt wegen Instandsetzungsarbeiten infolge eines Murenabgangs drei Monate lang für jeglichen Zugverkehr gesperrt war. Kurz vor dem Westtor des Puenland-Tunnels hatte sich anlässlich der starken Niederschläge anfangs Dezember 2020 eine Mure über die Geleise gelegt; zugleich brach - und das war das größere Problem - im selben Abschnitt unterhalb des Bahndammes ein Teil des Hanges weg a)

(Bild b), wodurch die erforderliche Sicherheit des Geleisbettes nicht mehr gegeben war. Hierauf musste der Bahnbetrieb zwischen Bruneck und Innichen eingestellt werden. Abgesehen von diversen Lokalaugenscheinen seitens des RFI (Rete Ferrorviaria Italiana), der STA (Südtiroler Transportstrukturen AG), der Forstbehörde, der Bezirksgemeinschaft und der Gemeinde Bruneck, geschah lange Zeit überhaupt nichts. Erst heuer im Januar wurde mit den Instandsetzungs- und Sicherungsarbeiten durch die Firma Alpenbau begonnen. Diese bestanden im Wesentlichen im Abtragen der Geschiebemenge, der Abholzung eines Waldstreifens bergseits und der Dammsicherung mittels Drahtkörben talseits. Außerdem wurde am Hanganschnitt bergseits mittels Betonprofilen ein Rückhaltesystem verlegt; für die Entwässerung der Einebnung zwischen dem Ober- und dem Unterhang wurde ebenfalls gesorgt, um den Bahndamm so vor Sickerwasser und folglich einer möglichen Unterspülung zu bewahren (Bild c).

DER GANZE WINTER ÜBER GESPERRT

Redakteur, Hannes Senfter, er ist Innichner, bei passender Gelegenheit einmal dankenswerter Weise belehrt hatte) den ganzen Winter über gesperrt. Und das den zweiten Winter in Folge! Schon 1919/20 war die Strecke ob eines Dammbruchs bei der „Achmühle“ in Oberolang bis zu Beginn der BiathlonWM in Antholz, am 12. Feber 020, für den Zugbetrieb geschlossen, einmal ganz abgesehen von kürzeren Betriebsausfällen, welche zwischen Franzensfeste und Innichen in der Vergangenheit bei besonders ergiebigen Niederschlägen bzw. Windstürmen (z. B. Sturmtief Vaia 10/018) immer wieder vorgekommen waren. Ist die Pustertalbahn tatsächlich so sicher, wie sie von den Betreibern bei jeder passenden Gelegenheit gelobt wird? Sagen wir mal so: Der „Achmühle“ oder „Rienzschlucht“ ähnlich ausgesetzte Gefahrenstellen für Murenabgänge, Stein- oder Baumschlag gibt es entlang der Bahnstrecke zwischen Franzensfeste und Innichen unzählige. Deshalb wird man derartige Schadensfälle bei aller Wachsamkeit auch für die Zukunft nicht völlig ausschließen können. Der Bau der Riggertalschleife ist für die Pustertalbahn zweifellos vorteilhaft, allerdings nützt sie der Sache wenig, falls die Züge übers Jahr hindurch nicht gefahrenfrei und zuverlässig betrieben werden können. Ständige zumal mehrmonatige Ausfälle sind schlichtweg untragbar. Holidaypass ohne Bahnspaß? So war’s während der letzten beiden Wintersaisonen. Die fehlende Dienstleistung wurde von den Gästen, Gastwirten und Beherbergungsbetrieben, welche hierfür pro Nächtigung durchschnittlich rund 50 Cent in die Mobilitätskasse zahlen, nur deswegen nicht lautstark beanstandet worden, weil es wegen der Pandemie überhaupt keine oder nur eine stark verkürzte Saison gab. Sonst hätten die Bahnvorstände sich wohl sehr schwergetan, die über Monate hinweg nicht erbrachte Leistung gegenüber den Touristikern und Touristen zu rechtfertigen und schadlos zu überstehen. // wp

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