4 reformiertSeptember2022OktoberNovember reformiertBerichteundBilderausderEvangelisch-reformierten Kirche SEHNSUCHT
42 reformiert 2022 Die Mitgliedszeitschrift ,reformiert’ wird an alle Haushalte der Evangelisch-reformierten Kirche kos tenlos verteilt. Möchten Sie auch ,reformiert’ lesen? Tel. 0491 / 91 98 212, E-Mail: presse@reformiert.de Möchten Sie unsere Zeitschrift unterstützen? Spenden Sie auf folgendes Konto: Evangelisch-reformierte Kirche Stichwort: reformiert Sparkasse LeerWittmund IBAN: DE94 2855 0000 0000 9060 08 SWIFT-BIC: Titelgrafik:SpendenquittungBRLADE21LERwirdzugesandtDpp-Designagenturprojektpartner Seite 4 Mein Bibelvers Seite 6 Sehnsucht nach… Seite 8 Rausgehen und Partei ergreifen Mahnwache und Friedensgebet gegen den Krieg in der Ukraine Seite 10 Auf den Spuren von Mose und Jesus Seite 12 Heimat des Lebens Seite 14 Gespürt, dass etwas fehlt In Leipzig probt der Chor wieder regulär Seite 16 Noch gibt es kein Zurück Kirchenpräsidentin besucht Flüchtlingscafé in Schüttorf Seite 18 Personen / Aktuelles / Impressum Seite 20 Position Was denkt der Süden? 4SeiteFoto: Ulf Preuß Foto: Riewert Foelckel Seite 4: DerMillionenUnternehmensberaterAndreasDamkestelltseinenBibelversvor.Seite10:JedesJahrreisenChristennachJerusalem. 10Seite


3 4 reformiert 2022
Liebe Leserin, lieber Leser, bei den meisten von Ihnen ist die Sommerferienzeit vorbei oder steht kurz vor dem Ende: Haben Sie bei Ihrer Reise Ihren Sehnsüchten folgen können?
Reisesehnsüchte wie Ruhe, Entspannung oder Abenteuer. Wie schön, wenn es gelingt, diese aufzuspüren und ihnen zu folgen.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre mit unseren Sehnsuchtsge Ihrschichten.
Ulf PressesprecherPreuß Evangelisch-reformiertender Kirche Foto: Jens Schulze Foto: Günter PlawerSeite Seite Seite 14: Der Leipziger Kantor Tobias Orzeszko probt wieder mit seinem SeiteChor. indrehWiedenSusanneKirchenpräsidentin19:BeiderbeimVideoimFlüchtlingscaféSchüttorf.
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Dabei ist das ein Problem von Sehnsüchten: Laut Wikipedia ist die Sehn sucht „ein inniges Verlangen nach Personen, Sachen, Zuständen oder Zeit spannen. Sie ist mit dem Gefühl verbunden, den Gegenstand der Sehn sucht nicht erreichen zu können.“




Andreas Lebens-UnternehmerDamke,
Sie gilt als Zusage Gottes immer – auch, wenn es gerade nicht so aussieht. Weil sie über den Moment hinausweist. Aus Gottes Blick machen alle Dinge Sinn – und er lässt uns daran teilhaben. Wenn wir ihm vertrauen, kann uns nichts wirklich noch etwas anhaben. Er hält uns.
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Auch über alle Ängste hinweg, die wir hier im Leben haben mögen – weil seine Zusage sogar über den Tod hinaus gilt. Diese Gelassenheit entspannt ungemein. Hier kann ich mich fallen lassen. Nichts und niemand kann dieser Verbindung mit unserem Herrn wirklich noch etwas anhaben.
Diese Gewissheit gibt mir Kraft – sie macht Mut – sie schenkt mir Gelassenheit.
Mein Bibelvers
Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, … Neues Testament, Brief des Paulus an die Römer, Kapitel 8, Vers 28
Foto: Ulf Preuß
Eine meiner liebsten Bach-Kantaten erzählt vom alten Simeon – „Ich habe genug“, kann er sagen, als er das Jesuskind gesehen hat – sein und unser Leben hat sich erfüllt, weil er und wir Jesus kennenlernen durften. Und so kann Simeon in der Kantate gelassen singen: „Ich freue mich auf meinen Tod“. Ja, sogar darauf darf ich mich freuen, denn dort wartet ja unser Herrgott schon auf uns – und wir wer den direkt mit ihm zusammen sein dürfen. „Alle Dinge zum Besten“ – wie herrlich, danke, Herr!
Paulus macht damit Anderen Mut – er denkt nicht in erster Linie an sich selbst sondern an so viele Andere – Menschen, die durch ihn Halt erfahren. Er gibt Orientierung, er ermutigt, er trägt Andere mit. Wie wichtig in herausfordernden, belastenden Phasen – im eigenen Leben wie in Familie, Freundschaft, Beruf oder Gesellschaft. Auch und gerade in dieser irre werdenden, strauchelnden Welt.

Andreas Damke (58) ist selbstständiger Unternehmensberater. 2015 zog er mit seiner Frau nach über 20 Jahren Hamburg-City in ein 200-Seelen-Dorf am südostfriesischen Emsdeich. Dort nahmen beide Judiths Eltern auf, um ihnen den Weg in’s Pflegeheim zu ersparen. Im Gulfhof wurde klar, wie alte Menschen in der richtigen Umgebung wieder aufblühen können. So entstand die Idee zu einem neuen Lebens-Konzept: Der Hof soll zu einem Ort des akti ven Dorf-Miteinanders von Alt und Jung werden. Innovativ, lebendig, mit modernster SmartEnergy und Mobility-Technology, mit viel Natur, heimischen Pflanzen und alten Sorten. 4 reformiert 2022
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Andreas Damke und seine Hündin Lana vor dem Gulfhof aus dem Jahr 1816.
Andreas Damke über seinen Bibelvers bei YouTube reformierteEvangelisch-Kirche

Foto: Jannik Preuß
Ich sehne mich nach ... Wie sehr wünsche ich mir, dass ...
Die Sehnsucht gehört zum Leben dazu. Auch die Bibel ist voll von Sehnsuchtsgeschichten, erzählt sie doch immer über das Leben der Menschen, seine Tücken und eben sei ne SehnsuchtSehnsüchte.nach Liebe, Sehnsucht nach Schutz, Sehnsucht nach Gott, Sehnsucht nach dem Tod, Sehnsucht nach ...
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7 4 reformiert 2022SEHNSUCHTnach... THEMA

FRIEDEN 60 bis 70 Menschen kommen jeden Montag zur Mahnwa che, selbst bei Regenwetter. „Sag mir wo die Blumen sind“ und „We shall overcome“ singen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam. „Es ist wichtig, empfindsam für die Not der Flüchtlinge zu bleiben“, sagt Pastor Ingo Brookmann von der Evangelisch-reformierten Gemeinde Loga. Sie organisieren die Mahnwache (von links) mit anderen: Beate Stammwitz, Mechthild Tammena. ... Fotos: Werner Jürgens Foto: Ulf Preuß THEMA DAS WORT DES HERRN GEHT VON JERUSALEM AUS. ER SCHLICHTET STREIT ZWISCHEN VIELEN VÖLKERN. ER SORGT FÜR DAS RECHT UNTER MÄCHTIGEN STAATEN, BIS HIN IN DIE FERNSTEN LÄNDER. DANN WERDEN SIE PFLUGSCHAREN SCHMIEDEN AUS DEN KLINGEN IHRER SCHWERTER. MICHA 4, 2-3




Tatsächlich scheint die montägliche Leeraner Mahnwache, die für gewöhnlich nicht länger als eine halbe Stunde dauert, einen echten Nerv getrof fen zu haben. Die Resonanz bewegt sich jedenfalls auf einem konstant hohen Niveau. Selbst bei Re genwetter kommen meistens 60 bis 70 Menschen, um sich bei den Denkmälern, die an die Opfer des Nationalsozialismus und des deutsch-französischen Krieges 1870/71 erinnern, zu versammeln.
Deswegen ist die Aktion auch in den Som merferien fortgesetzt worden. „Man muss Partei ergreifen“, zitiert Tom Bohmfalk den HolocaustÜberlebenden und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel. „Neutralität hilft dem Unterdrücker, nie mals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Pei niger, niemals den Gepeinigten.“
Von Werner Jürgens 9 4 reformiert 2022 Partei ergreifen und Friedensgebet gegen den Krieg in der Ukraine
Rausgehen und
FRIEDEN THEMA
Mahnwache
Sie setzen ein lebendiges Zeichen, um ihre So lidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen. Seit Anfang März treffen sich engagierte Bürgerinnen und Bürger jeden Montag um 17 Uhr am Denkmalplatz in Leer zu einer Mahnwache. Sie kommen aus den unterschiedlichsten ge sellschaftlichen Bereichen wie Kirchen, Parteien, Gewerkschaften oder Sportvereinen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, einerseits persönliche Gefühle zur aktuellen Situation zu artikulieren und andererseits ein Abdriften in die Gleichgültigkeit zu verhindern. Denn je länger der Krieg in der Ukra ine dauert, desto mehr stellt sich bei vielen ein gewisser „Gewöhnungseffekt“ ein. „Wir haben keine Zuschauer-Demokratie, son dern eine Demokratie, in der wir alle uns einbrin gen können“, meint Tom Bohmfalk. Er hat schon vor drei Jahren im Zuge der Initiative „Leer zeigt Haltung“ Menschenketten organisiert, um gegen die rassistisch motivierten Mordanschläge in Ha nau und Chemnitz zu protestieren. Nun gehört er zum Team, das die wöchentliche Mahnwache organisiert, ebenso wie Mechthild Tammena und Beate Stammwitz, die auf kommunaler Ebene für die Grünen und die SPD aktiv sind. Ursprüngli cher Auslöser waren die Querdenker-MontagsSpaziergänger, die sich ebenfalls nach wie vor in Leer treffen. „Und dann kam der Krieg in der Uk raine“, erinnert sich Mechthild Tammena. Über Rolf Boehnke vom Turnverein Bunde ent stand die Idee, gemeinsam mit den Kirchen Mahn wachen zu organisieren. Auch hier existierte be reits eine entsprechende Basis. In Leer gibt es die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), in der verschiedene Konfessionen zusammenarbei ten. Regelmäßige Friedensgebete haben vor allem bei den Mennoniten Tradition. „Allerdings finden die in einem geschlossenen Raum statt“, erklärt die Superintendentin des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Leer-Emden, Christa Olearius. Sie führt derzeit den Vorsitz in der ACK Leer. „Wir wol len aber rausgehen und uns zeigen.“
Pastor Ingo Brookmann von der Evangelischreformierten Gemeinde Loga findet es wichtig, empfindsam für die Not der Flüchtlinge zu bleiben. „In einer solchen schwierigen Situation sind auch die Kirchen besonders herausgefordert, sich für die Menschen in Not einzusetzen“, betont Brook mann. Während der Mahnwachen wird nicht bloß gebetet. Wer möchte, kann nach Rücksprache mit den Organisatoren in einem kurzem Statement persönliche Gedanken mitteilen. Die Bandbreite der Beiträge reichte bisher von Gedichtvorträgen über historische Themen bis hin zur Auseinander setzung mit Putins Kriegspropaganda-Sprache.
Ergänzend dazu werden Protest- und FriedensLieder angestimmt, wobei die US-BürgerrechtsHymne „We Shall Overcome“ stets „gesetzt“ ist. Ein weiterer Fixpunkt ist ein Moment der Stille, in dem alle schweigen. Der spielt eine durchaus tra gende Rolle, „weil wir auch immer wieder feststel len, wie sehr berührt manche der Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind“, erzählt Beate Stammwitz.
THEMA Auf den Spuren
Birgit Hoffmann-Castendiek aus Hannover hat vor Ostern an einer Gemeindereise „Auf den Spuren von Mose und Jesus“ teilgenommen. Dabei wanderte die Vorsitzende des Presbyteriums im Ne gev vier Tage auf dem Israel National Trail bei Eilat, zwei Tage in der judäischen Wüste und war anschließend zwei Tage in Jerusalem.
Dafür gab es zwei Anlässe: Ich hatte mich in der Zeit intensiv mit meinem Glauben auseinanderge setzt und wollte die biblischen Orte selber sehen, sozusagen im wahrsten Sinne „erfassen“.
Der Blick vom Ölberg auf die Altstadt von Jerusalem.
Vor wenigen Jahren nun fand ich in seinem Nach lass seinen Ariernachweis. Darin ist die Taufur kunde einer der beiden Großmütter nicht stim mig. Die bis jetzt eingesammelten Mosaiksteine fügen sich so zusammen, dass meine Ururgroß mutter wahrscheinlich eine jüdische Frau aus der Gegend von Kattowitz war.
Was macht Israel für Sie zu einem besonderen Reiseziel? Ich war bereits vor vielen Jahren schon im Rahmen meines Medizinstudiums für ein Semester in Israel.
410reformiert 2022 ... ISRAEL
Der zweite Anlass war mein Großvater, der Israel und das Judentum oft und zwiespältig themati siert hat. Aber auf Nachfragen kam eine Barriere, hinter der es keine Antwort gab. Ich wollte wis sen, was es mit diesem Land auf sich hat, das meinen schlesischen Großvater so bewegte.


... JESUSJESUSSAGT: „KOMMT HER ZU MIR ALLE DIE IHR MÜHSELIG UND BELADEN SEID, ICH WILLL
MATTHÄUSERQUICKEN.“11,28 Fotos: Riewert Foelckel Foto: privat
Gibt es einen Ort, mit dem Sie etwas Besonderes verbinden? Eigentlich sind es drei Orte. Von den christlichen Orten hat mich bei früheren Besuchen am ehes ten der Garten Gethsemane berührt, weil er mehr Ruhe ausstrahlt als andere christliche Orte in Je rusalem. Er verbindet mich am stärksten mit dem Neuen Testament und der Lebensgeschichte von Jesus. Als Landschaft beeindruckt mich jedes Mal die Wüste, sowohl die harte, unwirtliche NegevWüste als auch die Judäische Wüste, die immer wieder nach Jerusalem hinführt.
Haben Sie den Eindruck, dass es Ihren Mitreisen den ähnlich ging? Das lässt sich schwer sagen, da es ja doch sehr persönliche Empfindungen sind. Ich denke, dass für alle Mitreisenden die Reise ein Impuls war, sich damit auseinanderzusetzen, was ihr Glaube ist und wie ihr Verhältnis zum Glauben ist.
Der Garten Gethsemane mit seinem alten Baumbestand. Birgit Hoffmann-Castendiek beim Wandern in der Wüste. Die Klagemauer in der Altstadt von Jerusalem. EUCH
Interview: Ulf Preuß
Der dritte Ort ist die Klagemauer, die im Zentrum liegt, wo sich drei Religionen unmittelbar berüh ren, und die gleichzeitig eine große Zerrissenheit und Verlust repräsentiert.
THEMA von Mose und Jesus
11 4 reformiert 2022
Vor dem Hintergrund dieser noch recht frischen Erkenntnis war die diesjährige Reise für mich von noch einer stärkeren Verbundenheit mit diesem Stück Erde geprägt.
Was haben Sie empfunden, als Sie zum letzten Mal dort waren? Für mich werden die biblischen Geschichten haut nah spürbar, wenn ich in der Gegend bin, wo sie ihren historischen Platz haben. Die Wüstenwan derung des Volkes mit ihrer Leistung aber auch mit ihren Mühsalen ist mir seit unserer eigenen Wüstenwanderung mit viel Not durch Hitze, Man gel an Trinkwasser und einen Magen-Darm-Infekt präsent wie nie zuvor.



THEMA ... WENGOTTHABE ICH DENN IM HIMMEL? BEI DIR ZU SEIN, IST ALLES, WAS ICH MIR AUF DER ERDE WÜNSCHE. PSALM 73,25 ... WIRFREIHEITWARENWIE IN EINEM TRAUM, ALS DER HERR DAS SCHICKSAL ZIONS ZUM GUTEN WENDETE. PSALM 126, 1 EINEM MENSCHEN ICH KANN DIESE LAST NICHT ALLEIN TRAGEN, SIE IST ZU SCHWER FÜR MICH. 4. MOSE, 11, 14 412reformiertWüste2022bei Jericho (Westjordanland). Foto: Riewert Foelckel

Ich kann es jetzt kaum noch erwarten, das Bild löst sich aus seinen Schatten.
Egon Arnaut: „Ich mache Musik, um Menschen zu ermutigen. Ich will Men schen einen Augenblick schenken, in dem sie aus ihrem Alltag aufblicken Egonkönnen.“istSingersongwriter und Musikreferent in der evangelischen Matthäus gemeinde in Bremen. Als Live-Looping-Künstler lässt er Sounds, Melodien und ganze Songs als Ein-Mann-Band live auf der Bühne entstehen. Er ist Teil des nia wortmusik Netzwerkes, das deutschlandweit Musik und Wortkunst fördert, die vom Duft des Himmels erzählen.
Ich laufe dem Tag entgegen getrieben von Sehnsucht auf Leben. Jetzt hindert mich nichts mehr am Gehen. Was hinter mir liegt, lass ich stehen. Ich setze den Kurs auf zuhause. Begebe mich auf diese Reise.
www.nia-wortmusik.de
...
THEMA 13 4 reformiert 2022
Heimat des Lebens
LEBEN
Dort stehst Du und wartest auf mich, du bist der Ort, wo Stress zerbricht. Güte fliegt mir haltlos entgegen. Du bist die Heimat des Lebens. Egon Arnaut


Gespürt, dass etwas fehlt In Leipzig probt der Chor wieder regulär
Man hatte sich schon etwas entwöhnt“, erklärt er.
THEMA
2. Kantor Tobias Orzeszko spielt an der Orgel. 3. Damaris Kröber, Tobias Orzeszko und Tobias Mende studieren die Noten von FannyOratorium.Hensels
Man habe sich neu erarbeiten müssen, sich in die Musik völlig fallen zu lassen.
4. Kantor Tobias Orzeszko singt sich mit seinem Chor ein. Kiefer lockern, Arme schwingen, Gaumensegel heben, Kehlkopf erwärmen: Wiediewei und siedisei, ho-ho-hoo und ha-ha-haaa erklingt es aus den 16 Kehlen. Es ist Mittwochabend, Chorprobe in der Evangelisch Reformierten Kirche zu Leipzig. Kantor Tobias Orzeszko begleitet die Sangesfreu digen beim Einsingen auf dem Klavier. Konzen triert gibt er die Tonlagen vor, bringt Rhythmus und Schwung in die Reihen. La-la-la-leichte Libelle-im-lieblichen-Lenz. Das gemeinsame Singen ohne Maske und ohne Ab stand ist erst seit Mitte April wieder möglich. „Die meisten Chormitglieder haben das sehr vermisst“, weiß der 25-Jährige. „Sie haben gespürt, dass ein wichtiges verbindendes Element gefehlt hat.“ Orzeszko, der erst seit einem Jahr Kantor in Leipzig ist, hat ein großes musikalisches Erbe angetreten. Schließlich fühlt sich das Gotteshaus traditionell besonders Felix Mendelssohn Barthol dy verbunden – seine Kinder waren getaufte Ge meindeglieder.KeinWunder also, dass auch Großes auf dem Programm steht: Derzeit werden das „Oratorium nach Bildern der Bibel“ von Fanny Hensel sowie der 115. Psalm von ihrem Bruder Felix Mendels sohn Bartholdy einstudiert. Die beiden Werke werden am 30. Oktober als Eröffnungskonzert der Festreihe „Felix? – Fanny!“ aufgeführt. Zahlrei che Veranstaltungen anlässlich des 175. Todesta ges von Felix Mendelssohn Bartholdy und Fanny Hensel folgen, unter anderem eine Woche später der Rundfunkgottesdienst des MDR, der aus der Evangelisch Reformierten Kirche zu Leipzig ge sendet wird. Das „Oratorium nach Bildern der Bibel“ ist ein gut dreiviertelstündiges chorsinfonisches Werk, das nun jeden Mittwoch mit viel körperlicher und emo tionaler Hingabe geübt wird. Chormitglied Tobias F. Mende schätzt „den hohen Anspruch im Chor, der aber nicht als Leistungsdruck zu spüren ist.“
Beim gemeinsamen Erarbeiten eines Werkes fühlt der 38-Jährige „eine geschwisterliche Art von Verbundenheit“, die der Bass in der CoronaZeit sehr vermisst hat. „Die Sehnsucht nach dem Singen war bei mir gar nicht so groß. Viel mehr war es eine Sehnsucht nach dem Musikerlebnis an sich“, erzählt Mende, der auch im Extrachor der Leipziger Oper aktiv ist. Er schätzt das Singen als einen wichtigen Ausgleich zu seiner Arbeit als Trauerbegleiter. „Ich kann dabei Ruhe finden“, er zählt er und erinnert sich an die Zeit im Frühjahr, als der Chor wieder gemeinsam zu proben begon nen hat. „Es war ein zaghafter Wiedereinstieg.
2022 1. Probe für das „Oratorium nach Bildern der Bibel“ von Fanny Hensel
414reformiert
Rund 50 Mitglieder zählt der Chor, „Etwa 30 sind derzeit aktiv“, schätzt Kantor Orzeszko, der in Leipzig und Tallinn Schulmusik und Kirchenmu sik studiert hat. Auftritte gibt es traditionell bei allen großen Gottesdiensten – zu Ostern, Pfings ten, Weihnachten. Orzeszko, dessen musikalische Ausbildung mit Gesang, Klavier und Bratsche be reits als Kind begonnen hat, empfindet die Musik als eine Sprache der Emotionen, die nicht zuletzt auch eine besondere Verbindung schaffen kann. „Jeder Mensch kann singen und damit auch dazu beitragen“, ist sich Orzeszko sicher. „Man muss sich nur Ähnlichtrauen.“siehtdas Damaris Kröber. „Die Stimme als Instrument kann von jeder und jedem ein gesetzt werden“, sagt die Sopranistin, die seit 2019 im Chor der Evangelisch Reformierten Kirche singt. Dass die Proben während der verschärften Corona-Maßnahmen ausfallen mussten, fand die 36-Jährige „gar nicht so schlimm.“ Man habe ge merkt, dass die Gesellschaft Tempo runterfahren musste. Weniger Alltagsstress: „Das hatte tat sächlich auch seine ruhigen, entspannten Sei ten“, erzählt die Start-up-Beraterin. Es sei damals zwar einiges weggebrochen, sie habe aber dafür andere Besinnlichkeiten – wie zum Beispiel die Meditation – für sich entdeckt. Und wie war die Zeit, als das Proben wieder losging, man bei dem gemeinsamen Üben aber viel Abstand einhalten musste? „Kein Problem“, sagt Damaris Kröber. „Im Gegenteil. Ich habe das positiv gesehen – denn ich habe gern viel Platz zum Singen.“ Insgesamt sei es aber eine große Befreiung gewesen, die Stimme nun wieder ein setzen zu können. „Musik hat einen transzenden talen Anteil. Und das Singen schafft dazu einen natürlichen Zugang“, erklärt die lebhafte Frau. „Es ist ein spezielles Gefühl, mit dem der Chor die Gemeinschaft zusammenhalten kann.“ Von Katrin Schreiter
IST JEMAND VON EUCH VOLLER ZUVERSICHT, SOLL ER LOBLIEDER SINGEN. JAKOBUS, 13 ... MUSIK THEMA Fotos: Jens Schulze




THEMA
Nach der freundlichen Begrüßung durch Pas tor Johannes de Vries finden sich alle in einer großen Runde wieder. Die Frauen erzählen von ihren Fluchtgeschichten und wie traurig sie da rüber sind. Manche können ihre Tränen kaum zurückhalten. Sie sind aber auch gleichzeitig dankbar für die Hilfe, die sie hier in Schüttorf erhalten. Vieles wurde dafür von den Schüttor ferinnen und Schüttorfern organisiert. Dazu zählt die Begleitung und Betreuung der Geflüchteten, auch eine Kleiderbörse, eine Elektronikbörse und eine Fahrradbörse gehören dazu. Diese Hilfe liegt federführend bei der reformierten Kirchengemein de. Sie koordiniert im Auftrag der Samtgemeinde Schüttorf die Hilfsangebote, die von über 100 Eh renamtlichen und einigen Teilzeitkräften geleistet werden.Nach und nach verlieren die Frauen im Ge spräch mit Susanne Bei der Wieden ihre Scheu, erzählen, diskutieren aber auch untereinander. Nur einen kleinen Teil können die beiden enga gierten Dolmetscherinnen übersetzen. Klar wird auf jeden Fall, die Frauen richten sich auf ei nen längeren Aufenthalt in Deutschland ein. Sie möchten so schnell wie möglich in eine eigene Wohnung ziehen, denn die meisten wohnen bei Verwandten in großer Enge. Und sie wollen die Sprache lernen, damit sie den Alltag besser be wältigen können.
Wie es ihnen geht und was sie erlebt haben, das will Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wie den an diesem Nachmittag von ihnen erfahren. Sie kommt nicht allein, mit ihr angereist ist ein kleines Filmteam, das nicht nur ihren Besuch, sondern auch die Anliegen der Frauen aus der Ukraine aufnehmen möchte.
Foto: Jannik Preuß
Vor dem Jugendcafé an der Mauerstraße in Schüt torf stehen einige Frauen und unterhalten sich angeregt, dazwischen spielen Kinder. Die Spra che der Frauen ist für deutsche Ohren fremd. Es ist Ukrainisch, und die Frauen sind vor dem Krieg in ihrem Heimatland geflüchtet. Hier in Schüttorf haben sie Zuflucht gefunden, das Jugendcafé der evangelisch-reformierten Gemeinde ist ihre zentrale Anlaufstelle in der Stadt.
Vor dem Dreh des Videos informiert sich Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden bei den vielen Ukrainerinnen und Ukrainern, die ins Flüchtlingscafé gekommen sind.
Noch gibt es kein Zurück Kirchenpräsidentin besucht Flüchtlingscafé in Schüttorf
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SICH NICHTS MEHR, ALS JEDERZEIT NACH
HEIMAT
THEMA
Gönül Ucar vom Team des Flüchtlingscafés führt Susanne Bei der Wieden durch die Räume.
ZU
Als Susanne Bei der Wieden in die Runde fragt, wer mit ihr auch vor der Kamera reden möchte, sieht sie in erschrockene Gesichter. Wo kann der Film gesehen werden und was geschieht dann?
PSALM 119, 19-20
teidigen.Doches
... Foto:
Die Frauen denken an ihre Familie und Freunde in der Ukraine und haben Angst um ihre Männer, die noch in ihrem Heimatland sind, um es zu ver finden sich fünf Frauen, die sich trau en. Das Filmteam richtet die Kameras ein und schaltet die Mikrophone an. Auch in den kleinen Gesprächsrunden berichten die Frauen und er zählen, wie sie gerne ihrem Heimatland helfen wollen und dafür auch hier Spenden sammeln. Die Kirchenpräsidentin hört wieder aufmerksam zu, zeigt sich beeindruckt von der ehrenamtlichen Arbeit, die in Schüttorf geleistet wird. Sie dämpft aber auch Erwartungen, die vielen Probleme vor Ort lösen zu können. Ihr Hauptanliegen sei, dass nicht nur sie, sondern auch die Öffentlichkeit von den Sorgen und Nöten der Geflüchteten erfährt.
Das Video ist bei YouTube zu sehen: www.youtube.com/reformiertekirche
Gennadiy Adamowskiy, einziger Mann in der Runde der Geflüchteten, ist sich sicher, dass er in sein Heimatland zurückkehren wird. Mit Gottes Hilfe hat er die schwere Zeit seit dem Kriegsaus bruch überstanden und mit Gottes Hilfe wird die Ukraine den Krieg überstehen, betont er vor der Kamera.Eswar ein beeindruckender, zum Teil auch be lastender Nachmittag, denn die vielen Eindrücke von dem Leid der Frauen durch den Krieg sind für alle nicht einfach zu ertragen. Auf das Film team selbst wartet nun noch viel Arbeit. Sichten, schneiden und neu zusammenfügen, aber auch die Übersetzungen in die Gespräche einzufügen. Auch für die Flüchtlingshilfe in Schüttorf geht die Arbeit weiter. Denn noch kommen immer wieder neue Flüchtlinge aus der Ukraine und sind auf Hilfe angewiesen. Von Günter Plawer Günter Plawer
AUCH WENN ICH HIER IM LAND EIN FREMDER BIN: VERBIRG DEINE GEBOTE NICHT VOR MIR! MEINE SEELE WÜNSCHT DEINEN GESETZEN LEBEN.

[2][1] [5][4] [3] 18 [2][1][3] [5][4] Foto: Privat Foto: Privat Foto: WWC Foto: Privat Foto: Jens Schulze
Anneke Bargheer ist eine der Delegierten der Evangeli schen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Vollversammlung des ÖRK in Karls ruhe. Die 33-Jährige ist Mitglied des Ausschusses für Partnerschaft und Mis sion der Evangelisch-reformierten Kir che. Bargheer arbeitete viele Jahre als Referentin der Norddeutschen Mission in Bremen und ist jetzt für das Rote Kreuz tätig.
Ostfrieslands leidenschaftliche Pastoren In sieben Portraits erinnert der ehemali ge Lehrer und Gladbecker Autor Matthi as Hilbert an ostfriesische Pastoren mit besonderer Bedeutung für die Kirchen geschichte der Region. Darunter finden sich Lebensbilder der evangelisch-refor mierten Theologen Gerrit Herlyn, Heinrich Oltmann und Carl Octavius Voget. Außer dem würdigt Hilbert den religiösen Hin tergrund der Leeraner Schriftstellerin und Sozialdemokratin Wihelmine Siefkes. In einem zweiten Buch widmet sich der Autor „außergewöhnlichen Glaubens boten in Ostfriesland“. Darin entwirft er unter anderem Portraits über Johannes a Lasco, Menno Simons und Karl Immer. Matthias Hilbert, Ostfrieslands leiden schaftliche Pastoren. Sieben Pastorenpor traits, Wiesmoor 2021 Matthias Hilbert, Außergewöhnliche Glau bensboten in Ostfriesland, Wiesmoor, 2021 Größtes Christentreffen in Karlsruhe Vom 31. August bis zum 8. September schaut die christliche Welt nach Karlsru he. Zur 11. Vollversammlung des Ökume nischen Rats der Kirchen (ÖRK) kommen dann bis zu 5.000 internationale Gäste aus den 352 Mitgliedskirchen. Eine ÖRKVollversammlung ist die umfassendste Zusammenkunft von Christinnen und Christen weltweit. Die Versammlung in Karlsruhe steht un ter dem Motto „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“. Eine Voll versammlung ist das höchste Entschei dungsgremium des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und tritt in der Regel alle acht Jahre zusammen, in diesem Jahr erstmals in Deutschland. Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft aus 352 Mitgliedskirchen, die insgesamt mehr als eine halbe Milliar de Mitglieder ÖRK-Mitgliedskirchenhaben. finden sich in allen Regionen der Welt. Die römisch-katholi sche Kirche, größte Konfession innerhalb des Christentums, gehört dem ÖRK nicht an. Sie arbeitet aber in mehreren Berei chen mit dem ÖRK zusammen. Foto: Peter Williams/WCC[1][1] Letzte Vollversammlung des ÖRK in Busan, Südkorea im Jahr 2013.
Heike Schmid, Pastorin der Gemeinden Groothus en und Visquard, ist Ende Mai von ihren Gemeinden in den Ruhestand verabschiedet worden. Offiziell trat die 63-jährige Theologin diesen am 1. August an. Schmid wurde 2000 nach verschiedenen anderen Stationen von den beiden Gemeinden zu ihrer Pas torin gewählt. Sie entwickelte in der Gemeinde Visquard das sozialdiakoni sche Projekt „Arche“, das mit einem Senioren-Mittagstisch, Mittagessen für Kinder und Hausaufgabenhilfe-Angebot die besondere Situation eines Dorfes auf dem Land aufgriff.
PERSONEN Jerry Pillay wird neuer Generalsekretär des Ökume nischen Rates der Kirchen (ÖRK). Der Zentralausschuss wählte den 57-jäh rigen Professor für Theologie und Re ligion der Universität Pretoria am 17. Juni. Pillay ist Mitglied der Presbyte rianischen Unionskirche im südlichen Afrika. Er tritt sein Amt am 1. Januar an. Pillay war von 2010 bis 2017 ers ter Präsident der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK). In dieser Funktion besuchte er auch die Evange lisch-reformierte Kirche und leitete die Generalversammlung der Weltgemein schaft 2017 in Leipzig. Marc Oliver Bauer ist neuer Jugendreferent des Synodal verbands südliches Ostfriesland. Der 27-jährige Sozial- und Religionspädago ge hat seine Tätigkeit am 1. Mai aufge nommen. Im Alter von 13 Jahren begann Bauer, sich ehrenamtlich beim CVJM zu engagieren. Er studierte Soziale Arbeit sowie Religions- und Gemeindepädago gik an der CVJM-Hochschule in Kassel. Bauer ist Nachfolger von Robin Terhaag, der bis September 2021 Jugendreferent des Synodalverbands war.
Volker Kraft, Rheiderländer, ist für sein herausragen des ehrenamtliches Engagement aus gezeichnet worden. Kraft erhielt den Lukas-Preis des Diakonischen Werks der evangelischen Kirchen in Nieder sachsen. Der Preis ist mit 5.000 Euro für diakonische Zwecke dotiert. Der 76-Jäh rige erhielt ihn, so die Diakonie, für sein überragendes persönliches Engagement im Rheiderland: Neben vielfältigen Auf gaben in der Kirche habe er sich insbe sondere um die armutsorientierte Dia konie verdient gemacht.






Vegetarisches Essen: Bauern protestieren Grafschafter und ostfriesische Bauern haben mit Ärger und Unverständnis auf die Entscheidung der Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche re agiert, bei zukünftigen Synodentagun gen auf Fleisch zu verzichten und nur noch vegetarisches Essen anzubieten.
Grünes Licht für christlichen RU Die Vorbereitungen für einen christli chen Religionsunterricht an den Schulen in Niedersachsen schreiten voran. Der Freiburger Jurist Professor Ralf Poscher habe festgestellt, dass in Niedersachsen „sowohl die organisatorischen wie auch die personellen und pädagogischen Vo raussetzungen für die Einführung eines gemeinsam verantworteten christlichen Religionsunterrichts gegeben“ seien. Dies gaben die Evangelische und Katholische Kirche jetzt bekannt. Die evangelischen Kirchen und katholi schen Bistümer in Niedersachsen hatten vor einem Jahr vorgeschlagen, den Reli gionsunterricht zu einem gemeinsamen christlichen Religionsunterricht weiterzu entwickeln. Ab dem Schuljahr 2024/2025 sollen evangelische und katholische Schüler gemeinsam unterrichtet und nicht mehr getrennt werden.
Herausgeberin: Evangelisch-reformierte Kirche, Saarstraße 6, 26789 Leer, www.reformiert.de Redaktion: Ulf Preuß (verantwortlich), Pressesprecher, Tel. 0491 / 91 98-212, E-Mail: presse@reformiert.de Adressverwaltung: Tel. 0491 / 91 98-134 E-Mail: adressen@reformiert.de Redaktionsbeirat: Andre Berends, Klaus Bröhenhorst, Antje Donker, Matthias Lefers, Günter Plawer, Steffi Sander, Herbert Sperber, Burkhart Vietzke Konzeption, Gestaltung und Layout: dpp - Designagentur projektpartner, 26789 Leer, www.dpp-leer.de Druck und Vertrieb: SKN Druck und Verlag, Norden, www.skn-druck.de Auflage: 125.000 Exemplare Foto: Brot für die WeltFoto: Ulf Preuß [2] [2] [3] Konfirmandinnen präsentieren ihr selbst gebackenes Brot.
Die mittelalterliche Kirche von Rorichum mit ihrem Turm soll ein Kolumbarium werden. [3] 19 AKTUELLES
Susanne Bei der Wie den hat einen Dialog der Kirchenleitung mit den Bauern der Region angekündigt.
5000 Brote Brot für die Welt startet auch in diesem Jahr mit dem Erntedankfest die Aktion „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“. Quer durch das gesamte Bundes gebiet gehen Konfi-Gruppen in ihre loka le Bäckerei, backen dort mit der Bäckerin oder dem Bäcker und geben die Brote bei einer Aktion in der Gemeinde gegen eine Spende ab. „Vor allem die Jugendlichen erleben sich in dieser Aktion als wirksame Akteure. Sie können gemeinsam mit ih rem Bäcker oder ihrer Bäckerin viel bewir ken“, so Marius Blümel, Brot-für-die-WeltReferent. Er bittet die Kirchengemeinden, sich an der Aktion zu beteiligen. Die Aktion gründet auf der sogenannten „Speisung der 5000“, einer Wunderge schichte Jesu. Die Bibel berichtet über eine Brotvermehrung am See Genezareth, mit der es gelang, mit einer äußerst ge ringen Menge an Nahrungsmitteln meh rere Tausend Menschen satt zu machen.
In einem Antwortschreiben an Aalderink betont sie, dass der Synodenbeschluss keine grundsätzliche Aufforderung zu ve getarischer Ernährung sei, sondern sich nur auf die Verpflegung bei den Tagungen der Gesamtsynode beziehe. Dies sei aus drücklich in der kurzen Debatte formuliert worden. Bei der Wieden schreibt weiter: „Die weltweite Klimakrise fordert alle Le bensbereiche heraus.“ Bei den anstehen den Herausforderungen in der Landwirt schaft wolle die Kirche an der Seite der familiengestützten landwirtschaftlichen Betriebe stehen. Kirche wird zum Kolumbarium Die mittelalterliche Kirche in Rorichum soll zu einem Kolumbarium werden. „Die Kolumbariumskirche wäre die erste dieser Art in Ostfriesland und zudem die erste in evangelischer Trägerschaft“, so Ingo Brookmann, Präses des Synodalverbands Südliches Ostfriesland. Ziel sei es, für den gesamten ostfriesischen Raum diese Form der Urnen-Bestattung anzubieten.
Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisvereins Grafschaft Bentheim, Rudolf Aalderink, hinterfragt in einem Brief an die Kirchenleitung diesen Beschluss. Für eine nachhaltige und ressourcenschonen de Ernährung sei eine Tierhaltung und damit verbunden eine Kreislaufwirtschaft existenziell, argumentiert er. Viele land wirtschaftliche Familien in der Grafschaft könnten aufgrund der Bodenqualität nur über die Tierhaltung ein Familieneinkom men generieren, so Aalderink. Sie fühlten sich durch den Synodenbeschluss vor den Kopf gestoßen. Auch der Gildehauser Pastor Lütger Voget hat den Ärger der Bauern abbekommen. „Die Kirche lässt uns im Stich!“ habe er vielfach von Bäuerinnen und Bauern ge Kirchenpräsidentinhört.
Damit erhalte die sanierungsbedürftige Kirche eine neue Perspektive und kön ne weiterhin als Gemeindekirche genutzt Inwerden.einem Kolumbarium werden Urnen in Fächern beigesetzt und mit einer Ver schlussklappe versehen, auf der der Name aufgebracht werden kann. Der Name Kolumbarium stammt aus dem La teinischen und ist die Bezeichnung für ei nen Taubenschlag. Wegen der optischen Ähnlichkeit wurden auch altrömische Grabkammern mit Nischen zur Aufnahme von Urnen so benannt. Gleichzeitig mit der Umgestaltung und Sa nierung der Kirche solle das benachbarte Gemeindehaus, die „Alte Pastorei“, zu ei nem Trauerzentrums umgestaltet werden. Hier könnten sich dann Menschen im Trauerfall seelsorglich und psychologisch begleitet Hintergrundlassen.der Rorichumer Pläne ist die Sanierungsbedürftigkeit von Kirche und Gemeindehaus. Die kleine Gemeinde sei nicht in der Lage, die auf sie zukom menden Kosten zu tragen und will nun zusammen mit dem Synodalverband das Konzept weiter ausarbeiten.
Internet: www.5000-brote.de IMPRESSUM Reformiert: ,reformiert’ ist reformiertenderMitgliedszeitschriftdieEvangelisch-Kirche.



Welche Fragen beschäftigen die Christinnen und Christen der Partnerkirchen in Afrika und Asien? Es sind die Themen, die auch uns beschäftigen, aber vielleicht in einem etwas größeren Umfang. Vom Klimawandel sind Teile Afrikas durch Dür ren und Asiens durch Überschwemmungen ja viel stärker betroffen als wir zurzeit noch. Der Krieg in der Ukraine: Dessen Folgen sind auch für Asi en und Afrika noch nicht vollständig abzusehen. Und die Corona-Pandemie ist ja noch längst nicht vorbei und hat auch dort massive gesellschaftli che und wirtschaftliche Auswirkungen.
POSITION
Und in den Kirchen der afrikanischen Länder? In der letzten Zeit wurde oft berichtet, dass die eu ropäischen und nordamerikanischen Sanktionen gegen Russland wenig Unterstützung in Afrika finden? Ich kenne kein afrikanisches Mitglied des Coun cil, das nicht genauso erschrocken über den rus sischen Angriff auf die Ukraine gewesen ist, wie wir es in Deutschland waren. Die Haltung einiger afrikanischer Staaten zu den europäischen und nordamerikanischen Sanktionen erkläre ich mir folgendermaßen: Nach wie vor geht es den Men schen in vielen Staaten Afrikas sehr schlecht. Von daher versuchen diese, die Situation nicht noch weiter zu verschlechtern, indem man sich auf eine Seite schlägt und die andere dadurch gegen sich aufbringt. Und es gibt noch einen anderen Grund: Im letzten Jahr haben viele Staaten den Vorstoß unternom men, den Patentschutz für Corona-Medikamente aufzuheben oder wenigstens zu lockern, um möglichst schnell mehr Impfstoff herzustellen. Gerade von europäischer Seite ist eine solche Lockerung strikt abgelehnt worden. Warum soll ten jetzt afrikanische Staaten die europäischen Sanktionen mittragen?
Drei Fragen an Thomas Fender, Pastor für Ökumene und Diakonie. Er war Ende Juni in Indonesien zur Leitungskonferenz der Vereinten Evangelischen Mission (VEM), dem sogenannten Council. Zur VEM gehören 39 evangelische Kirchen auf den Kontinenten Europa, Afrika und Asien.
Uns Menschen in Europa beschäftigt der Krieg in der Ukraine sehr; wie ist das etwa im Gastgeber land der Tagung, in Indonesien? Natürlich ist der Krieg in der Ukraine auch in Asien und Afrika präsent. Die Menschen in Indo nesien beschäftigt er im Augenblick sogar noch etwas stärker, weil am 15. und 16. November 2022 der G-20- Gipfel dort stattfinden wird. Als Gastgeber wird Indonesien dabei mehr als an dere Staaten im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Und das Land wird versuchen, dabei eine gute Rolle zu spielen, etwa durch die Einladung an die russische und die ukrainische Seite. Diese besondere Rolle ist der Bevölkerung in Indo nesien bewusst. Ich hatte das Gefühl, dass die Indonesier stolz auf diese Rolle sind.
Foto: privat Sie trafen sich in Indonesien: Thomas Fender (links) und der Moderator (Vorsitzender) der indonesischen Karo-Batak-Kirche, Krismas Imanta Barus.
Was denkt der Süden?
