„Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein, so wie nirgendwo, holdrio“: So wird das Gebiet, das heuer mit seinem Zentrum Bad Ischl Europäische Kulturhauptstadt ist, in der Operette „Im Weißen Rössl“ von Ralph Benatzky besungen. Im Salzkammergut kann man allerdings nicht nur lustig sein und Wunder der Natur, Geschichte und Kultur genießen, sondern auch den vielfältigen Spuren der Reformation und des Protestantismus in Österreich begegnen. Wir laden Sie ein, Land und Leute kennenzulernen. Lustig sein kann man auch in anderen Regionen Österreichs. Und man findet überall Menschen, mit denen man über den gemeinsamen Glauben verbunden ist. Die nächstgelegene Kirche lädt Sie ein zu Stille, Gebet und Gottesdienst.
Dear holidaymakers,
there is a song in the operetta “The White Horse Inn“ by Ralph Benatzky, saying: Nowhere it is easier to be jolly than in Salzkammergut. In that way, this region, European Capital of Culture 2024, with its centre Bad Ischl, is sung about. However, you cannot only be jolly there and enjoy the wonders of nature, history and culture, but also encounter the various traces of the reformation and Austria’s protestantism. We invite you to get to know the country and its people. Of course, you can also be jolly in other regions of Austria. And everywhere you find people being connected with you because of your common faith. The nearest church invites you to silence, prayer and service.
Michael Chalupka Bischof der Evangelischen Kirche A.B.
Grüß Gott in Österreich
Kulturhauptstadt“: Diesen Titel trägt mit dem Salzkammergut heuer eine Region. Die evangelische „Friedenskirche“ in der „Bannerstadt“ Bad Ischl ist Zentrum einer lebendigen Pfarrgemeinde.
Evangelisch im Salzkammergut
Viele Jahrhunderte lang wurde es als „weißes Gold“ bezeichnet: Salz. Wie wertvoll und essenziell es ist, zeigen schon die Worte Jesu an seine Jünger: „Ihr seid das Salz der Erde!“ Auch in Österreich kommt diesem speziellen Mineral besondere Bedeutung zu. Das „Salzkammergut“ mit seinen ertragreichen Salinen war einst eine Enklave der Habsburger. Durch den Handel kamen im 16. Jh. die Gedanken und Schriften Martin Luthers in die Region und fanden großen Anklang. An den Bibelschmuggel in der Zeit der Gegenreformation im 17. und 18. Jh. erinnert noch heute der „Weg des Buches“. Bis heute prägen evangelische Pfarrgemeinden Ortsbild und Leben.
Seit 1985 tragen jedes Jahr besondere Orte den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“. Heuer sind es Tartu in Estland, Bodø in Norwegen sowie erstmals eine ganze Region: das Salzkammergut mit der „Bannerstadt“ Bad Ischl. Dort, wo Kaiser Franz Joseph seine Sommerurlaube
verbrachte, gibt es neben zahlreichen historischen Bauten und berühmten Kaffeehäusern auch eine aktive evangelische Pfarrgemeinde.
Friedenskirche Bad Ischl
Geht man vom Bahnhof zur evangelischen Friedenskirche (siehe Titelseite), lädt bereits der „Carolus Clusius-Garten“ (benannt nach dem bedeutendsten Botaniker des 16. Jh., der in Wittenberg mit Melanchthon verkehrte) zum Besinnen ein. Er will auch eine Visitenkarte der evangelischen Pfarrgemeinde sein, ein Ort der Begegnung und Kultur. Dahinter die Kirche, die 1881 eingeweiht wurde und davor als Kornstadel diente.
„Bereits um 1530 gab es geheime evangelische Zusammenkünfte, das 16. Jh. gilt als Blütezeit des Protestantismus im Ischl-Land“, weiß Veronika Houdek, Kuratorin der Pfarrgemeinde. Bald begann die Rekatholisierung der Region, 1602 mar-
WEG DES BUCHES “
„
Die Pilgernden beschreiten hier Pfade, die zur Zeit des Geheimprotestantismus die österreichischen Evangelischen benutzten. Sie versuchten, aus den protestantischen Ländern wie aus der Grafschaft Ortenburg im heutigen Bayern deutschsprachige Lutherbibeln und theologische Schriften in ferne Bergtäler zu schmuggeln. Denn: Evangelische Druckwerke waren zur Zeit der Gegenreformation im katholischen Habsburgerreich des 17. und 18. Jh. verboten. Menschen, die mit Büchern erwischt wurden, zwang man zur Auswanderung, die Bücher wurden konfisziert und verbrannt. Trotz der Verfolgung hielten die Protestanten an ihrem Glauben fest.
Der 2008 von der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich eröffnete thematische Wanderweg beginnt in Passau an der bayerischen Grenze und führt über das Salzkammergut, den Dachstein, die Kärntner Nockberge bis an die slowenische Grenze nach Agoritschach bei Arnoldstein. Einige der rund 30 Tagesetappen können auch mit dem Fahrrad absolviert werden.
Heute finden sich auf dem „Weg des Buches“ zahlreiche historische Orte des einstigen Geheimprotestantismus, die von Bibelverstecken in Brunnen, Scheunen und Fässern zeugen. Im Salzkammergut können etwa Höhlen als alte Treffpunkte entdeckt werden. So macht der rund 720 km lange Weg die Geschichte des Geheimprotestantismus nachvollziehbar. 2019 fand das Projekt Aufnahme in das offizielle Netz europäischer Kulturrouten.
schierten kaiserliche Soldaten in Ischl ein, die evangelischen Anführer wurden hingerichtet. Im Zuge der Gegenreformation wurden hunderte Protestanten aus dem Salzkammergut nach Rumänien deportiert. Wer hier blieb, lebte seinen evangelischen Glauben im Untergrund weiter. „Der Salzhandel ermöglichte den Schmuggel von Bibeln aus dem bayrischen Raum. Auf dem ‚Weg des Buches‘ kann man
diese damals gefährliche Reise nachvollziehen“, erzählt Houdek. Erst nach dem Toleranzpatent von Joseph II. (1781) konnten die Evangelischen ihren Glauben frei praktizieren.
Heute zählt die Pfarrgemeinde etwa 1100 Gemeindemitglieder. Neben traditionellen Gottesdiensten gibt es ökumenische „Thomasmessen“, die „speziell fragende Christinnen und Christen oder im Glauben Zweifelnde ansprechen sollen“, sagt Houdek. Ökumene wird in der Kaiserstadt großgeschrieben, so gibt es gemeinsame Wanderungen auf den Siriuskogl, den Hausberg von Ischl. Äußerst aktiv ist auch das Evangelische Bildungswerk, das dazu beitragen möchte, „dass Menschen ein tieferes Verständnis für den evangelischen Glauben entwickeln“. Ebenso sind Frauen- und Seniorenarbeit sowie Kirchenmusik zentral für das Gemeindeleben. Die Pfarrgemeinde wirkt übrigens auch an einem der berühmtesten Gewässer der Region: „Etwa ein Viertel unserer Gemeindemitglieder lebt rund um den Wolfgangsee“, erklärt Kuratorin Houdek. Ende der 1950er Jahre wurde dort eine Predigtstation errichtet. Auch sie trägt den Namen „Friedenskirche“.
Besuchen Sie uns auf www.evang.at
Diakonie, Tradition und lebendige Gemeinden
Etwa 10 km südlich von Bad Ischl gibt es schon die nächste evangelische Gemeinde. 1817 wurde in Bad Goisern ein mächtiges Bethaus errichtet, mit dem Bau des Kirchturms 1857 erhielt die Kirche ihre heutige Form. Wenige Jahre später entstand gleich daneben das LuiseWehrenfennig-Haus als Heim und Schule für Mädchen, heute dient es als Freizeitheim für Gruppen aus ganz Österreich. Auch diakonische Arbeit mit eigenem Kindergarten und Altenheim zählt zu den Schwerpunkten der Pfarrgemeinde mit ihren etwa 3150 Seelen. „Damit sind wir mit über 120 ArbeitnehmerInnen einer der größten Arbeitgeber des Ortes und prägen maßgeblich das Gemeinschaftsleben in Bad Goisern“, erzählt Pfarrer Benjamin Pölzleitner. Und verweist auf den „mutigen Geist der Vorfahren und ihr Durchhalte-
z.B. reißenden Absatz.“ Beliebt bei Einheimischen wie Touristen sind die Sommerkonzerte in der Kirche am Seeufer, die laut Pfarrer Kirsch „zum am öftesten fotografierten steinernen Bekenntnis evangelischen Glaubens in Österreich“ geworden ist.
Einige Kilometer westlich und bergauf, Richtung Gosausee und Dachsteingletscher, sticht schon von Weitem die evangelische Kirche von Gosau hervor.
Benjamin Pölzleitner in der evangelischen Kirche Bad Goisern
vermögen, 180 Jahre im 17. und 18. Jh. im Geheimprotestantismus ihren Glauben zu leben“. Dieser Geist sei heute noch in der Region präsent.
Wiederum einige Kilometer südlich liegt Hallstatt. Die Situation der evangelischen Pfarrgemeinde ist wohl einzigartig: Die Christuskirche, 1863 erbaut, ist heute für die 436 Mitglieder der Gemeinde HallstattObertraun deutlich zu groß. Allerdings wird Hallstatt jedes Jahr von zigtausenden Touristen überschwemmt. „Die Christuskirche ist zum täglichen Begegnungsraum fremder und einheimischer Kultur geworden“, erklärt Pfarrer Dankfried Kirsch. „Das Vaterunser in 15 Sprachen zum Mitnehmen findet
Erbaut 1869 lädt der wuchtige Steinbau heute die 1340 Gemeindemitglieder und zahlreiche Touristen zu Gottesdiensten ein. Die Geschichte der Gemeinde ist eng mit Brigitta Wallner (1735–1799) verbunden. Während alle anderen Evangelischen nach dem Toleranzpatent 1781 eine Falle der Obrigkeit – des Kaiserhauses – vermuteten, traute
sich die Holzknechtsgattin als erste, ihren evangelischen Glauben öffentlich zu bekennen. „Mit ihrem mutigen Schritt löste sie die Starre der Dorfbevölkerung und begründete so die evangelische Pfarrgemeinde Gosau mit“, sagt Pfarrerin Esther Eder über die Gosauer „Glaubensheldin“, die bis heute vielen Evangelischen als Vorbild dient.
„Glaubensheldin“ Brigitta Wallner
Aber nicht nur Oberösterreich, auch die Steiermark hat Anteil am Salzkammergut. In Bad Aussee findet sich die kleine, aber feine evangelische Jesuskirche. Besondere Anlässe wie Konfirmationen werden im beliebten Tourismusort groß gefeiert. Auch das Miteinander der Kirchen wird hier großgeschrieben: So trifft sich regelmäßig eine ökumenische Frauenrunde, auch der Seniorenkreis und die Bibelgesprächsrunden sind ökumenisch ausgerichtet. Die Zeiten des konfessionellen Gegeneinanders sind im Salzkammergut Gott sei Dank längst vorbei.
Der Blick ins Gosautal mit der evangelischen Kirche. Hier hat Brigitta Wallner 1781 sofort nach dem kaiserlichen Toleranzpatent die evangelische Gemeinde mitbegründet
Hallstatt hat 436 Gemeindemitglieder
Frauen in typischer Tracht bei der feierlichen Amtseinführung von Pfarrer
Evangelische Kirchenzeitung Urlaubsheft
Grüß Gott!
„Land der Berge, Land am Strome, Land der Äcker, Land der Dome.“ So beginnt die österreichische Bundeshymne. Natur und Kultur prägen das Land. Vom Bodensee bis zum Neusiedlersee können Sie auf Kulturgüter treffen und gleichzeitig Natur genießen: Berge, Seen, Burgen, Museen. Oft verbindet sich beides wie bei der Kirche mitten im Grünen in Dornbirn, von Architekt Otto Bartning erbaut. Kultur kommt von „colere“: bebauen, beackern, pflegen. Beides, Natur und Kultur, kommt von Gott. Er hat die wilden und sanften Landschaften geschaffen, Berge und Flüsse, und er hat dem Menschen die Gabe verliehen, schöpferisch tätig zu werden. Ich wünsche Ihnen wertvolle Begegnungen mit Natur und Kultur. Eine erholsame und segensreiche Urlaubszeit!
Goedendag!
Herzlich willkommen in Österreich!
„Land van bergen, land aan de rivier, land van velden, land van kathedralen.“ Zo begint het Oostenrijkse volkslied. Natuur en cultuur kenmerken het land. Van de Bodensee tot de Neusiedler See kun je culturele rijkdommen tegenkomen en tegelijkertijd van de natuur genieten: Bergen, meren, kastelen, musea. Cultuur en natuur vindt u ook vaak samen, zoals bij de kerk midden op het platteland in Dornbirn (architect Otto Bartning). Cultuur heeft met cultiveren, bewerken, verzorgen te doen. Natuur en cultuur zijn gaven van God. Hij schiep de wilde en glooiende landschappen, bergen en rivieren en gaf de mens het talent, daarmee creatief om te gaan. Ik wens u waardevolle ontmoetingen met natuur en cultuur. Een ontspannen en gezegende vakantie!
Thomas Hennefeld Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B.
Die Kirche in Dornbirn (Vorarlberg) ist ein Oktagon: Die acht Ecken spiegeln die Unendlichkeit