»Rote Dame«
»Organisiert?«
»Politik spielen«
Die mächtigste Frau im Haus sorgt für Unruhe. 10
Künstliche Feindbilder: organisiert vs. nicht-organisiert. 17
Alles nur Fassade oder mischen wir wirklich mit? 19
farbspiele? Zeitung zur 2. Deutschen Jugendkonferenz 21. bis 24. März 2002, Weimar
Raus mit den Weißheiten Vier Tage diskutierten 200 Jugendliche über Selbstbestimmung. Offener Raum, offene Ergebnisse, offene Auseinandersetzung. „Tolle Atmosphäre, jede Menge engagierte Leute.“ Der 16-jährige Paul ist begeistert von der Organisation der 2. Deutschen Jugendkonferenz (DJK). Cyrus, der das EU-Weißbuch von Anfang an begleitet hat, sieht‘s anders: „Die Konferenz ist das radikale Ende einer zweijährigen Bewegung, eine durchinszenierte Bespaßungsaktion, die sich parodoxerweise ‚Open Space‘ nennt.“ Die Zweiteilung der Meinungen in vielen Köpfen bringt Steffen auf den Punkt: „Die Konferenz ist eine Chance unsere Meinung zum Weißbuch zu sagen. Aber ich habe das Gefühl, dass man uns nach der DJK ruhig stellen will, niemand will die Bewegung fortführen, sie wird für beendet erklärt.“ Peter, 18-jähriger Landtagskandidat aus Mecklenburg-Vorpommern, fordert als Konsequenz aus der Veranstaltung „gerade jetzt einen massiven Prozess in Kommunen und Ländern“. Bisher habe ein Konsultationsprozess, eine Art Marktforschung stattgefunden, meint Cyrus. „Das Ergebnis der Jugendkonferenz darf nicht heißen: ‚danke, jetzt wissen wir, was die Jugend will und ´tschüß‘.“ Johannes hat den Weißbuchprozess von Anfang an begleitet. Im Abschlussplenum machte er konkrete Vorschläge, wie‘s weitergehen soll. Die Themengruppen, die sich in Weimar gebildet haben, sollen sich in kleinen Konferenzen wieder treffen um ihre Ziele zu verwirklichen. Das Bundesjugendministerium soll die nötigen Ressourcen zur Verfügung stellen. „Den Leuten, die man hier heißmacht, muss man auch die
Möglichkeit geben, weiterzumachen, damit Visionen Jugendlicher in die Politik einfließen“, fordert Johannes. Regina (16) sieht das ähnlich: „Wir brauchen Nachschub, immer wieder neue Motivation, die Spannung unter den Teilnehmern sind ganz wichtig.“ Aber auch sie formuliert deutlich ihre Sorge, dass nach der 2. Deutschen Jugendkonferenz die Beteiligungsbewegung in einem luftleeren Raum endet. „Wenn Politiker ihre eigenen Ideen mit unseren Papieren legitimieren, nur die Punkte übernehmen, die ihnen in den Kram passen, dann
hat das nichts mehr mit Selbstbestimmung zu tun.“ „Wieso werden wir nicht gefragt was und wie wir in der Schule lernen wollen? Wir wollen Mitbestimmung bei der Unterrichtsgestaltung, bei der Einstellung von neuen Lehrer - was in Schweden zum Beispiel selbstverständlich ist“, meint Dortje, Teilnehmerin der ersten DJK. Neben schulischer Mitbestimmung ist der 18-jährigen die Anerkennung ihres Engagements wichtig. Beteiligung außerhalb der Schule müsse zur Selbstverständlichkeit werden, dafür
müsse Zeit eingeräumt werden. „Wenn wir bei jeder Freistellungsbitte schief angeschaut werden, ist das alles andere als motivierend.“ Die DJK ist Teil der Beteiligungsbewegung. Das Weißbuch ist nicht der Schluss sondern der Anfang - jetzt geht´s los für uns! Anna kündigt an, dass „nach dem Impuls der staatlich verordneten Beteiligungsbewegung Jugendliche selbstbestimmt die Bewegung fortsetzen werden“. Dabei hofft sie auf Unterstützung und Taten von Politikern, damit Demokratie lebendig wird. mk/sk/br