Geflügelschlachthof

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Prozess findet doch statt Arnold Schuler: „Unsere Hand wurde leider ausgeschlagen“. Karl Bär kontert. VINSCHGAU/BOZEN - „Wir haben der Gegenseite die Hand gereicht, aber sie wurde leider ausgeschlagen.“ So begründet Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler dem der Vinschger gegenüber die Entscheidung, die Anzeige gegen den Buchautor Alexander Schiebel, den Oekom-Verlag und das Umweltinstitut München wegen übler Nachrede und Markenverletzung doch nicht zurückzuziehen. Laut Schuler habe er sich im Vorfeld des Gerichtsverfahrens ernsthaft darum bemüht, eine friedliche Einigung zu erzielen, aber die Gegenseite habe sich im Anschluss an die Verhandlungen nicht an die Vereinbarungen gehalten. Von einem korrekten und respektvollen Umgang seitens der Beklagten könne keine Rede sein. Daher werde die Anzeige, die Schuler gemeinsam mit rund 1.600 Bauern, unter denen sich auch Biobauern befinden, nicht zurückgezogen. Weil keine ernsthafte Bereitschaft seitens der Gegenseite für das Zustandekommen einer Vergleichsvereinbarung gegeben sei, werde der Prozess stattfinden.

Landesrat Arnold Schuler

auch medial verbreitete InternetAuftritte der Beklagten während der Vergleichsgespräche zeigen. „Der geforderte respektvolle Umgang im Sinne eines konstruktiven Dialogs wurde von der Gegenseite nicht eingehalten“, so Schuler. Angesichts der dargelegten Sachverhalte haben sich nun alle wesentlichen Beteiligten der Landwirtschaft gegen eine außergerichtliche Einigung ausgesprochen: die Bauern, welche die Anzeige erstattet haben, die Obmänner der Erzeugerorganisationen VOG und VIP sowie als Vertretung der bäuerlichen „Keine ernsthafte Bereitschaft“ Familienbetriebe der BauernDass die Angeklagten eine bund mit der Bauernjugend, der außergerichtliche Einigung nicht Bäuerinnenorganisation und der wirklich gewollt hätten, würden Seniorenvereinigung. Was die

Karl Bär vom Umweltinstitut München

Buchautor Alexander Schiebel

Schaffung einer Bioregion Obervinschgau angeht, so gehen die diesbezüglichen Gespräche laut Schuler weiter. Wie bereits bei einem Treffen vor den Gemeinderatswahlen vereinbart wurde, soll jetzt als nächster Schritt eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden.

fentlich über den Prozess und die Pestizide in Südtirol gesprochen zu haben: „Wir hatten angekündigt, die Spritzbücher von mehr als 1.000 Südtiroler Obstbetrieben auszuwerten und zu veröffentlichen, die wir uns im Verfahren erstritten hatten.“ Die Gespräche seien laut Bär deshalb gescheitert, weil die Gegenpartei den Rück„Tiroler Wort“ gebrochen zug der Klage an die Bedingung Karl Bär vom Umweltinstitut geknüpft habe, „von den BetriebsMünchen wirft Arnold Schuler heften keinen wie immer gearteindessen vor, sein „Tiroler Wort“ ten Gebrauch zu machen.“ Diese gebrochen zu haben. Schuler und Bedingung habe man entschieden Co. sei es „von Anfang an darum zurückgewiesen. Bär: „Wir stellen gegangen, uns zum Schweigen uns nun auf einen Gerichtsmarazu bringen. Doch wir lassen uns thon ein, der uns sicherlich noch nicht einschüchtern.“ Bär räumt viel Energie und Kraft kosten wird.“ ein, nach dem angekündigten Der nächste Gerichtstermin ist für Rückzug der Klage weiterhin öf- den 22. Oktober angesetzt. SEPP

Pflanzenschutzmittel kennen keine Grenzen VAL MÜSTAIR - Eine 2019 publizierte Untersuchung im Vinschgau nahm das Amt für Natur und Umwelt des Kantons Graubünden zum Anlass für eine Messkampagne im Val Müstair. Für das auf Biolandwirtschaft ausgerichtete Tal habe sich die Frage gestellt, wie stark es Luftverfrachtungen ausgesetzt ist. Die Untersuchungen in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Biosfera Val Müstair ergaben, „dass Pflanzenschutzmittel, die beim Obstanbau im Vinschgau einge-

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setzt werden, durch den Wind bis ins 14 Kilometer entfernte Valchava getragen werden.“ Dabei nehme die Belastung mit zunehmender Distanz zum Vinschgau deutlich ab. „Die Gesamtbelastung der 2019 gemessenen Pflanzenschutzmittel war im Bereich der Landesgrenze 10 Mal, in Müstair 30 Mal und in Valchava 100 Mal kleiner als die im Vorjahr gemessene Gesamtbelastung in Kortsch“, heißt es in einer Aussendung. Bei einigen im Ackerbau verwendeten Pflan-

zenschutzmitteln zeigte sich aber auch, dass Pflanzenschutzmittel nicht ausschließlich der Verfrachtung über die Luft zugeschrieben werden können, sondern dass sie - wenn auch in geringeren Mengen - auch lokal im Münstertal eingesetzt werden. Bei den im Münstertal gemessenen Konzentrationen von Pflanzenschutzmitteln sei die Wahrscheinlichkeit schädlicher Effekte gering. „Hinsichtlich der menschlichen Gesundheit geben die Messungen somit keinen An-

lass zur Sorge“, heißt es wörtlich. Handlungsbedarf sei aber dennoch gegeben. In der Schweiz sei derzeit ein Absenkpfad für den mengenmäßigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln Gegenstand von parlamentarischen Beratungen. Um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Münstertal selber zu vermindern, „sind für die Programmperiode 2020 bis 2024 des Naturparks Biosfera Val Müstair entsprechende Maßnahmen vorgesehen.“ RED


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