Mit Biodiversität zu Stabilität

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VINSCHGER KULTUR

Orgelkonzert mit Peter Waldner

„Hier möchte ich am liebsten Probeschlafen!“ Neues Pflegezimmer im Kloster St. Johann in Müstair

Peter Waldner, hier im Bild an einem Clavichord im Kloster Marienberg, ist ein Spezialist für historische Tasteninstrumente. SCHLUDERNS - „Soli Deo gloria“ heißt das Motto des Orgelkonzertes, das der aus Mals stammende Cembalist und Organist Peter Waldner am Sonntag, 16. August um 20.30 Uhr an der neuen Orgel der Pfarrkirche Schluderns geben wird. Waldner, Professor am Tiroler Landeskonservatorium und Dozent an der Expositur der Universität Mozarteum, wird festliche Orgelwerke des deutschen Barock zum Besten geben. Veranstaltet wird das Konzert von der Ferienregion Obervinschgau in Zusammenarbeit mit dem Pfarrgemeinderat von Schluderns.

Zwei neue CDs In der Innsbrucker CD-Reihe der Tiroler Landesmuseen „musikmuseum“ sind kürzlich wieder zwei neue CDs des Musikwissenschaftlers Peter Waldner erschienen. Die CD „Johann Sebastian Bach – Sonaten“ wurde von der international erfolgreichen bulgarischen Geigerin Plamena Nikitassova und von Peter Waldner eingespielt. Waldner bespielt ein Cembalo, das die Klangwelt der Tasteninstrumente im Umfeld Bachs in die Gegenwart transferiert, nämlich einen Nachbau des „Bach-Cembalos“ von Johann Heinrich Harraß aus der Werkstatt des 2017 verstorbenen deutschen Cembalobauers Jürgen Ammer. Die zweite CD „Apparatus musico-organisticus“ hat einen unmittelbaren Bezug zum Vinschgau, weil sie Waldner an den historischen Orgeln von Taufers im Münstertal und Ramosch im Engadin eingespielt hat. Zu hören sind barocke Orgelwerke aus Tiroler Quellen, wobei der Großteil der eingespielten Werke in der Musikbibliothek des Benediktinerklosters Marienberg überliefert ist. SEPP

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DER VINSCHGER 27/20

MÜSTAIR - Am 4. August fand die offizielle Übergabe des neu eingerichteten Pflegezimmers an die Klostergemeinschaft von Müstair statt. Ausschlaggebend für das Einrichten des Pflegezimmers war das Bedürfnis und der Wunsch der Nonnen, so lange als möglich im Kloster gepflegt werden zu können. Es ist allgemein bekannt, dass das Durchschnittsalter der meisten Klostergemeinschaften stetig steigt. So haben sich auch die Schwestern des Klosters St. Johann in Müstair bereits vor einiger Zeit mit der Tatsache der kontinuierlichen Alterung und des zunehmenden Pflegeund Betreuungsbedarfs befasst. In seiner Regel widmet der hl. Benedikt ein ganzes Kapitel der Pflege kranker Mitschwestern, denen ein besonderer Status der Aufmerksamkeit zusteht. Was geschieht aber, wenn die Klostergemeinschaft intern die notwendige Betreuung nicht mehr selbst gewährleisten kann? Zwei Klöster haben aus diesem Grund entschieden, in das eigens dafür eingerichtete benediktinische Zentrum Sarnen umzuziehen. Dort leben seit März vergangenen Jahres 25 Schwestern der Klöster Melchtal und Wikon zusammen mit den Schwestern des Klosters Sarnen. Die Klostergemeinschaft von Müstair hat hingegen den Entschluss gefasst, in den eigenen historischen Wänden würdig zu altern. Darin liegt das Bedürfnis für ein Pflegezimmer begründet, das rollstuhlgerecht und auch von externem Pflegepersonal gut erreichbar ist. Die Stiftung Pro Kloster St. Johann nahm diesen Wunsch auf, fand zusammen mit dem Konvent den geeigneten Platz für das Pflegezimmer und führte die Planung in enger Zusammenarbeit mit der Spitex Val Müstair durch. Zwei Zimmer im Quertrakt des Klosters wurden zu einem rollstuhlgängigen Zimmer mit Toilette und Dusche

Stiftungspräsident Walter Anderau (rechts) dankte allen, die zur Realisierung des Pflegezimmers beigetragen haben. Spiritual Gregor Niggli segnete das Zimmer.

umgebaut. Das Pflegezimmer befindet sich am Rande der Klausur und ist für externe Pflegerinnen und Pfleger einfach und ohne Störungen des Klausurbereiches erreichbar. Die Planung lag in den Händen des Churer Architekten Dieter Jüngling. Die Ausführung der Arbeiten ging durch das gute Zusammenspiel zwischen den Klosterhandwerkern Uoli Grond und Thomas Schwarz sowie den lokalen Handwerksbetrieben sehr gut und rasch vonstatten. Damit verblieb die Wertschöpfung im Tal. Gesegnet hat das Pflegezimmer Spiritual Gregor Niggli. Der Stiftungspräsident Walter Anderau betonte, dass es ein großes Anliegen war, dieses Projekt so rasch als möglich zu realisieren. Er verwies auf die Bedeutung der Unterstützung des Konvents, denn ein gelebtes UNESCO Welterbe beinhalte viel mehr als historische Mauern

Priorin Aloisia Steiner

und herausragende Kunstschätze. Die „Lebendigkeit“ des Kulturerbes gilt es ebenso zu bewahren und zu fördern. Er dankte allen, die finanziell zur Realisierung des Pflegzimmers beigetragen haben. Priorin Aloisia Steiner bedankte sich beim Stiftungspräsidenten und der Stiftung für das Geschenk. Sie sei glücklich über das Pflegezimmer, das den Schwestern nun ermöglicht bei Bedarf zuhause in der Gemeinschaft professionell auch über die Spitex Val Müstair betreut zu werden. Sr. Domenica Dethomas, die ehemalige Priorin und Dichterin des Hauses, überraschte die Anwesenden mit einem selbst geschriebenen Gedicht: „Es (das Zimmer) strahlt so etwas Heiteres aus – da flieht die Krankheit aus dem Haus!“ Priorin Aloisia meinte daraufhin, das Zimmer sei so gemütlich, hell und schön, dass sie darin am liebsten einmal Probeschlafen möchte. Freilich, der Wunsch, dass das Zimmer nicht sofort für einen akuten Pflegefall gebraucht wird ist da. Aber die Aussicht, bei Bedarf in den eigenen vier Wänden betreut zu werden ist für so manche Schwester beruhigend. Nicht zuletzt kann das Pflegezimmer auch in dieser unsicheren Zeit bei Bedarf als Quarantänezimmer genutzt werden. RED


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