VINSCHGER THEMA
„Wir hoffen auf eine gute Herbstsaison“ HGV-Präsident spricht über die Corona-Krise, die derzeitige Situation in der Tourismusbranche, die Zukunftsaussichten und darüber, warum es im nächsten Jahr für viele Betriebe „richtig dick kommen wird.“ VINSCHGAU - Besonders hart getroffen hat
die Covid-19-Pandemie die Tourismusbranche und Hand in Hand damit viele weitere Wirtschaftszweige, die direkt und indirekt vom Tourismus leben bzw. mit diesem verzahnt sind, wie etwa der Handel, das Handwerk, aber auch die Weinwirtschaft. Ausgestanden ist die Krise noch lange nicht. „Für viele Betriebe wird es erst im nächsten Jahr richtig dick kommen“, sagt HGV-Präsident Manfred Pinzger. Als Hausherr des Wanderhotels „Vinschgerhof“ in Vetzan ist er einerseits persönlich gefordert, das Hotel zusammen mit seiner Familie und dem Mitarbeiterteam durch die Corona-Krise zu führen. Andererseits hat er als Präsident des Hoteliers- und Gastwirteverbandes die Interessen von landesweit rund 5.000 Hoteliers und Gastwirten zu vertreten. der Vinschger: Herr Pinzger, war die Schließung der Skigebiete bzw. der Beherbergungsbetriebe, wie sie in Südtirol am 10. März erfolgte, im Nachhinein betrachtet richtig? MANFRED PINZGER: Es war eine riskante
Entscheidung, aber sie war absolut richtig. Die Weichen für die Schließung wurden am Nachmittag des 8. März in Terlan gestellt. Das war eine „historische“ Sitzung. In Vertretung der Politik saßen der Landeshauptmann Arno Kompatscher und die Landesräte Arnold Schuler und Thomas Widmann am Tisch. Es war auf jeden Fall richtig, dass Südtirol bereits einige Tage vor dem staatsweiten Lockdown die Schließung freiwillig verfügte. Seither sind bereits etliche Monate vergangen. In der Tourismusbranche
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DER VINSCHGER 23-24/20
kam es während dieser Zeit zu mas- punkt mit den Gästebuchungen im siven Umsatzeinbrüchen. Gibt es Vinschgau? dazu konkrete Zahlen? Vorausschicken darf ich, dass die Nach-
Das Institut für Wirtschaftsforschung WIFO hat errechnet, dass es aufgrund des vorzeitigen Endes der Wintersaison und des verspäteten Beginns der Sommersaison auf Landesebene zu Umsatzeinbußen von insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro gekommen ist.
frage in den vergangenen Wochen gestiegen ist. Die effektiven Buchungen lassen noch zu wünschen übrig. Im Vinschgau wie auch in den anderen Landesteilen. Es gibt einerseits Vorzeigebetriebe, die mit besonderen Angeboten am hart umkämpften Markt präsent sind, und anderseits dürfen wir auf eine doch stattliche Anzahl an StammLiegt der Vinschgau hier im Landes- gästen zähen, die den Vinschgau lieben. Wir trend oder gibt es Unterschiede? als Gastwirte, samt unseren Mitarbeitern Der Vinschgau hat in diesem Punkt am sind enorm gefordert und müssen uns beim meisten „geblutet“, weil die Monate März Schnüren unserer Angebote sowie bei der und April und zum Teil auch der Mai für Bewirtung besonders bemühen. die Skigebiete im Schnalstal und in Sulden zu den umsatzstärksten gehören. In Schnals Glauben Sie, dass es zu Betriebsund Sulden fiel sozusagen ein Großteil der schließungen kommen wird? Dass der eine oder andere Betrieb schlieHochsaison aus. ßen wird, ist durchaus möglich. Besonders Wie ist derzeit die Stimmung bei den schwierig gestaltet sich die Lage für manche Beherbergungsbetrieben und in der Pachtbetriebe. Wenn die Verpächter nicht Gastronomie? bereit sind, den Pächtern in dieser besonViele Bars und Restaurants sind zwar seit deren Situation in angemessener Weise dem 11. Mai wieder geöffnet, aber so wie entgegenzukommen, kann es für manche vor der Corona-Zeit ist die Lage noch lange schon brenzlig werden. Das belegen auch nicht. Es gibt noch immer ein gewisses Maß Rückmeldungen, die ich diesbezüglich an Unsicherheit und Zurückhaltung. Die immer wieder erhalte. „Ausgehfreude“, wenn ich das so nennen darf, hält sich noch ziemlich in Grenzen. Apropos Unterstützung: Wie bewerNicht zu vergessen ist auch, dass manchen ten Sie die Maßnahmen des Landes Leuten schlicht und einfach das Geld fehlt. zur Unterstützung der TourismusEine bestimmte Zurückhaltung im Konsum branche? ist durchaus verständlich, denn alles kostet Angesichts der angekündigten und öffentGeld. Trotz allem hoffe ich, dass sich die lich vermittelten UnterstützungsmaßnahLage in der Gastronomie wieder langsam men seitens des Landes sind die konkreten Hilfen bisher sehr mager. Es soll jedoch laut einpendeln wird. Ankündigung der Politik noch ein konkretes Wir schreiben heute den 9. Juli. Unterstützungspaket folgen. Betriebe mit Wie steht es zum derzeitigen Zeit- bis zu 5 Mitarbeitern konnten für einen