Foto: CH WOLF
VINSCHGER GESELLSCHAFT
Herdenschutz in der Schweiz.
„Um Herdenschutz kommen wir nicht herum“ Tagung zum Thema Wolf und zur künftigen Weidewirtschaft TSCHENGLS - Das zunehmende Auftreten des Wolfs in weiten Teilen Europas und auch in Südtirol stellt die Weidewirftschaft, speziell das Halten von Schafen auf den Almen, vor große Herausforderungen. Das zentrale Thema bei der gut besuchten Tagung, die am 14. Dezember auf Einladung der „European Wildness Society“ in der Tschenglsburg stattfand, war der Herdenschutz. Die „European Wilderness Society“, gegründet im März 2014 in Tamsweg in Österreich, ist ein gemeinnütziger Umweltschutzverein zum Schutz der europäischen Wildnis. Federführend geleitet wird der Verein von Max A.E. Rossberg, der bei seinem Referat in Tschengls klare Worte fand. Der Wolf breite sich weiter aus und sei durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) auf EU-Ebene streng geschützt.
Wolf ist streng geschützt Erst im Oktober 2019 habe der Europäische Gerichtshof (EuGH) Genehmigungen zum Abschuss von Wölfen enge Grenzen gesetzt. Abschüsse können nur genehmigt werden, wenn die beantragenden Behörden „ein klares Ziel definieren und wissenschaftlich belegen, dass der Abschuss der Tiere diesem Ziel dient und dass es keine Alternativen gibt.“ De facto heißt das laut Rossberg, dass ein Abschießen erst dann in Erwägung gezogen kann, wenn Herdenschutz betrieben 6
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Max Rossberg (links) und Thomas Schranz
wird. „Um den Herdenschutz kommen wir daher nicht herum“, so Rossberg. Es sei eine Illusion zu glauben, dass die FFH-Richtlinie in absehbarer Zeit geändert wird. Illusorisch seien somit auch Forderungen, wie etwa jene nach einem wolffreien Südtirol: „Alle, die sich dafür einsetzen, kämpfen für etwas, das nie kommen wird“, gab sich Rossberg überzeugt.
Die Diskussion in der Tschenglsburg verlief zeitweise recht emotional.
Der Wolf wachse zwischen uns auf, er rieche uns besser als ein Hund und er zeige sich nur, wenn er will, dass man ihn sieht: „Der Wolf hat mit uns kein Problem, solange wir ihn nicht gefährden.“ Die Vorstellung, wonach der Wolf die Wildnis brauche, gehöre in die Mülltonne. Besonders problematisch seien im Gegensatz zu den Rudeln die Einzelwölfe, die bis zu 90 Kilometer pro Tag laufen: „Und Herdenschutz als einziger Ausweg wenn er beim Laufen auf ein ungeschütztes Schaf trifft, reißt er es, holt das Beste heraus Den einzigen Ausweg sieht er im Her- und läuft weiter.“ Auch über Beispiele gut denschutz, der natürlich finanziell von der funktionierender Schutzmaßnahmen in öffentlichen Hand stark unterstützt werden Deutschland, in der Schweiz und Österreich müsse. Ein großes Problem im Zusammen- informierte Rossberg. Werden Schafe mit Behang mit den Diskussionen rund um die hirtung, Elektrozäunen oder Schutzhunden Rückkehr des Wolfs sei ganz einfach die geschützt, sinkt die Zahl der Risse erheblich. Tatsache, „dass wir seit der Ausrottungswelle In Österreich dürften derzeit ca. 50 Wölfe vergessen haben, dass dieses Tier existiert.“ leben, wobei es auch 3 bis 4 Rudel gibt. 2017