Matthias Leupold - Aus dem Gruppenbuch der Christiane P.

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Matthias Leupold

AUS DEM GRUPPENBUCH DER CHRISTIANE P. FROM THE GROUP JOURNAL OF CHRISTIANE P.

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MATTHIAS LEUPOLD AUS DEM GRUPPENBUCH DER CHRISTIANE P. FROM THE GROUP JOURNAL OF CHRISTIANE P.


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Die Freiheit, das normale Leben, in dem der Mensch tun und lassen kann, was ihm gerade einfällt, indem er gehen kann, wohin es ihm beliebt, nimmt unter den Bedingungen des Eingesperrtseins immer mehr die Züge einer fantastischen, realen Utopie an. Die Befreiung als plötzliche Verwirklichung dieser Utopie ist ein starker psychischer Schock. Verglichen mit den Zuständen der Haft ist selbst die noch so fragwürdige Freiheit, die die Gesellschaft ihren Mitgliedern heute gewährt, fast identisch mit der vollkommensten Freiheit, die man sich nur denken kann. Das auch das Leben in der Gesellschaft im Grunde nur eine Form von Haft ist, würden wir wohl erst dann begreifen, wenn wir plötzlich aus den Haftbedingungen unseres gesellschaftlichen Lebens entlassen würden. Der psychische Schock dieser Befreiung und die Nachwirkungen des Hafttraumas wären in diesem Falle wohl kaum geringer, vielleicht für viele Menschen, die sich völlig an die Unmenschlichkeit ihres bisherigen Lebens gewöhnt hatten, sogar unerträglich. Freedom, the normal life in which man can do whatever he likes, going wherever he likes, increasingly takes on the features of a fantastic, real utopia under the conditions of confinement. The liberation as a sudden realization of this utopia is a strong psychological shock. Compared to the conditions of imprisonment, even the freedom, however questionable, that society grants its members today is almost identical to the most perfect freedom imaginable. That even life in society is basically only a form of imprisonment, we would probably only understand if we were suddenly released from the conditions of imprisonment of our social life. The psychological shock of this liberation and the after-effects of the trauma of imprisonment would in this case be hardly less, perhaps even unbearable for many people who had become completely accustomed to the inhumanity of their previous life. Robert Havemann Fragen Antworten Fragen | Questions Answers Questions Aus der Biographie eine deutschen Marxisten From the biography of a German Marxist Deutsche Ausgabe Rowohlt 1972 S. 172

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Ausgehend von meiner Biografie und anschließend an die Serie Fahnenappell – Szenische Fotografien zur III. Deutschen Kunstausstellung in Dresden, 1953, von 1988/89 1) habe ich mich mit der Bildfolge inszenierter Fotografien Aus dem Gruppenbuch der Christiane P. der Frage gewidmet, mit welchen statischen und bewegten Schlüsselbildern die DDR heute und insbesondere meine Jugendzeit in den siebziger Jahren in Berlin-Prenzlauer Berg beschrieben werden könnte. Karl Corino, früherer Leiter der Abteilung Literatur beim Hessischen Rundfunk, schrieb Mitte der neunziger Jahre anlässlich meiner Ausstellung in Oberursel bei Frankfurt/Main: „Jede Epoche hat einen toten Winkel, der sie das Lächerliche ihres Treibens, das Zeitverhaftete, das unfreiwillig Komische nicht sehen lässt. Leupold hat die Begabung, das Stativ seiner Kamera in eben jenen toten Winkel zu stellen und all das Übertriebene, Verrutschte und Verunglückte, ja vielleicht Verlogene zu zeigen, das dazumal den Zeitgenossen verborgen blieb....“. 1) Im Rahmen vergangener Jahrestage wurde vielfach über die Deutsche Demokratische Republik berichtet. Der Impuls zu dieser persönlichen Fotoserie entsprang dem Wunsch, selbst eine Innensicht aus der Erinnerung zu erzählen und sich diese über die Wiederholung im Moment der Inszenierung zu vergegenwärtigen. Genau jene Dinge, die damals selbstverständlich und allgegenwärtig waren, sind nicht in die kollektive Erinnerung an die DDR eingegangen: die Wehrertüchtigung im Jugendalter in der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) als verpflichtende Vorbereitung auf den Ehrendienst in der Nationalen Volksarmee (NVA), der unbezahlte Unterrichtstag in der Produktion (UTP) in einem Volkseigenen Betrieb (VEB) als Teil des Schulstundenplans, die Besuche bei der Patenbrigade in einem sozialistischen Arbeitskollektiv, die Subbotniks in der Schule oder in den jeweiligen Wohngebieten (freiwillige Arbeitseinsätze am Wochenende zum Bespiel zur Verschönerung der Grünanlagen vor Schulen und Wohnhäusern), die einstimmig beschlossene Gruppenratswahl des oder der Gruppenratsvorsitzenden. Als Teil der schulischen Ausbildung wurden in der Aula oder im Kino in der Nachbarschaft russische Antikriegs-Filme und Propagandafilme gezeigt. An Jahrestagen wie z.B. dem 8. Mai erfolgten Kranzniederlegungen an Denkmalen von Antifaschisten und sowjetischen Soldaten des II. Weltkrieges, zu denen die Thälmann-Pioniere oder Mitglieder der Freien Deutsche Jugend (FDJ) ihre entsprechend uniformierten weißen bzw. blauen Hemden trugen. Bei den wöchentlichen Fahnenappellen gehörte das Singen von politischen Liedern wie selbstverständlich dazu. In dieser geliebten und zugleich gehaßten Kluft wanderte man zu organisierten und angeordnete Massendemonstrationen anläßlich gesetzlicher Feiertage. Um die Anerkennung der DDR im Ausland zu festigen fanden sportliche Höchstleistungen hohe Anerkennung, allerdings nur solange die jugendlichen Körper diese Leistungen erbringen konnten. Anschließend wurden sie mitunter gnadenlos fallengelassen. Selbstgestaltete Wandzeitungen in den Foyers der Polytechnischen Oberschulen (POS-10 Klassen) und der Erweiterten Oberschulen (EOS-12 Klassen bis zum Abitur) sowie das Führen von Gruppenbüchern innerhalb der Klassenverbände dienten der Vorgabe, Gleichschaltung und Kontrolle und gaben all diesen hohlen Lippenbekenntnissen den Anstrich von Wichtigkeit.

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Das Gruppenbuch wurde von der/m Gruppenratsvorsitzen/m den verwaltet und die Texte bei den Mitschüler*nnen in Auftrag gegeben. Es enthielt die gemeinsamen Unternehmungen der Schulklasse als kleinste Organisationsstufe der Thälmannpioniere, ab etwa 4. Klassenstufe bis zur 8. Klasse der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Da es kaum Jugendliche gab, die nicht auf diese Weise organisiert waren, steht das Gruppenbuch der Christiane P. exemplarisch für die Erfahrungen einer Generation von ehemaligen DDR-Bürger*innen. Der Titel der Arbeit spielt auf das Aufgehen des Individuum in der Gruppe an. Im vollen Bewusstsein, gleichzeitig exemplarisch und dennoch der eigenen Perspektive verhaftet zu berichten, habe ich die Art und Weise, mich historischen Bildarchiven zu nähern wieder in „drei polaren Spannungen zwischen Statik und Dynamik, zwischen Kontemplation und Narration, zwischen Scherz und Symbol.“ aufgegriffen und vertieft. siehe T.O. Immisch in 2) Fern von einer nostalgischen Verklärung der DDR-Realität habe ich versucht, diejenigen Momente aufzuspüren, die den Alltag meiner Generation prägten und die heute vielleicht unerhört, ungewöhnlich scheinen. Es ist, wie bereits in der 1988/89 entstandenen und 1992 im Bauhaus Dessau und an vielen weiteren Orten (u.a. 2004 Neue Nationalgalerie Berlin, 1995 PRC Boston, 1997 Villa Massimo Rom und Kunstmuseum Moritzburg Halle/Saale, 2006 Festspielgalerie Berlin, 2003 Kunsthalle Erfurt, 2004 Historisches Museum Moskau u.v.a.) ausgestellten Serie „Fahnenappell“ auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen impliziten Prägung durch den sozialistischen Realismus, die spielerisch befragt wurde. Zu meiner Inszenierungsarbeit schrieb Werner Kleinrüschkamp 1992, sie sei eine Suche nach „Bildern der Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit“ 3) und den in der öffentlichen Selbstvergewisserung ausgeblendeten Themen“. Während „Fahnenappell“ die in der Selbstdarstellung der DDR und der Doktrin des sozialistischen Realismus ausgeblendeten Verhältnisse aufspürte und die Formalismusdebatte ironisch hinterfragte, widmet sich diese Bildfolge, welche als Fortsetzung der Arbeit dreißig Jahre später begriffen werden kann, den in der Aufarbeitung und Erinnerung der DDR ausgesparten oder verzerrten Elementen. Einige Gebäude waren als Originalhintergründe der Zeit in Berlin und Mecklenburg/Vorpommern erhalten, z.B. das Haus des Lehrers am Berliner Alexanderplatz, ein Wachturm im Fuhrpark der Staatssicherheit und eine Sporthalle in Berlin-Weißensee, „meine“ ehemalige Kaserne in Goldberg, die heute der zur Aufzucht von Puten genutzt wird, und die Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR im Berliner Bezirk Lichtenberg. Mein persönliches Erleben des Konflikts mit der Staatsmacht: 1982 war ich wegen Nichtanzeige einer geplanten und später gescheiterten Republikflucht meines Freundes Jürgen D. Insasse dieser Untersuchungshaftanstalt. Hier habe ich eine Reihe von Inszenierungen im Zellentrakt, einer Freigangzelle und vor dem Haupttor produziert. Die bei Recherchen besichtigten Ruinen der Arthur-Becker-Kaserne des Panzerregimentes 8 in Goldberg bei Schwerin, in welcher ich 1977-79 zum Grundwehrdienst bei der NVA eingezogen worden war, wurden ebenso als Spielräume einbezogen.


Authentische Requisiten suchte ich in Kleinanzeigen im Internet und auf Märkten in Berlin. Im Adlershofer KostümFundus hielt ich bei Recherchen plötzlich eine Armbinde von Feliks Dzierzynski in der Hand und wurde gewahr, dass das, was damals am Uniformärmel von diensthabenden Offizieren in der Untersuchungshaftanstalt in Hohenschönhausen mir massiv Angst evozierte, heute nur ein Stück Stoff ist. Die Arbeit an der Serie war auch ein Experiment. Die Bildtitel, zum Teil im damaligen vereinheitlichten Sprachduktus veröffentlichter Parteiprogramme, der Verfassung der DDR, Handbücher für Pionierleiter und Unteroffiziere, Slogans auf Propagandbannern, Zeitzeugenberichte, sowie meine verschriftlichen Erinnerungen als Augenzeuge spielen für diese Bildfolge eine besondere Rolle. Allgemeine oft ausgesprochene und teilweise offiziell geläufige Textstücke, Lieder und Wortfragmente, Gesten, Uniformen, Symbole, Orte und Denkmale wurden durch die szenischen Fotografien zu einer visuellen Kritik dieser Zeit, der 60er, 70er- und 80er-Jahre in der DDR verbunden, in welcher die damaligen Machthaber versuchten, der Jugend auch durch immer wiederkehrende idealisierende Fotos, Losungen und propagandistische Schlagworte in den DDR-Medien ihren Willen aufzuzwingen und systematisch jeglichen Freiheitswillen schon im Entstehen zu brechen. Glücklicherweise ist das nicht gelungen. Künstler, und Aktivisten begannen sich in den 70er Jahren aufzulehnen, Tausen-

de haben sich in christlichen Verbänden, ersten Umweltinitiativen und privaten Freundeskreisen engagiert, Flugblätter und Gedichte mit Schreibmaschinen geschrieben und vervielfältigt. Diese Unangepaßten sind dabei oft hohe private Risiken eingegangen, um das Land zu erneuern und ihren Willen zur Freiheit des Individuums zu teilen. Millionen Andersdenkende haben sich letztlich für ein Leben im Westen entschieden und verließen ihre Heimat, sowohl legal als auch illegal. Nach zahlreichen Repressalien wie z.B. Ausstellungsverboten 1986 im Bauhaus Dessau und der Hochschule der Bildenden Künste Dresden, Reiseverboten und Verhaftungen wurde ich im Oktober 1986 aus der DDR-Staatsbürgerschaft entlassen und reiste über den Grenzübergang Friedrichstraße, den „Tränenpalast“, nach Westberlin. Die Staatssicherheit hatte mich von 1977 bis 1987 beschattet, (Operative Personenkontrolle (OPK) Akte „Photo“, Umfang ca. 900 Seiten). 1989 brach die Inszenierung der Macht auseinander. Die Angst wechselte die Seite, als im Oktober montags zehntausende Menschen in Leipzig und dann am 4. November auf dem Berliner Alexanderplatz Meinungs- und Reisefreiheit offen einforderten. Eine Freiheit der Bilder forderten sie nicht. Matthias Leupold Berlin, 20. Juli 2021

Quellen: 1) Karl Corino in M.L., Die Schönheit der Frauen-Freilichtstudien, Connewitzer Verlagsbuchhandlung, 1996) ISBN 3-928833-43-X 2) T.O. Immisch: M.L., Die Vergangenheit hat erst begonnen, Schaden Verlag Köln 2003 ISBN 3-932187-288 3) M. L., Fahnenappell – Szenische Fotografien zur III. Deutschen Kunstausstellung in Dresden, 1953, Essay: Werner Kleinerüschkamp, Jonas Verlag Marburg 1992,

Brandenburger Tor, Ost-Berlin, 24. Dezember1989 Brandenburg Gate, East-Berlin, 24th December 1989

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Based on my biography and following the series Fahnenappell Szenische Fotografien zur III. Deutschen Kunstausstellung in Dresden, 1953, (Flag Raising Ceremony–Staged Photographs on the 3rd Art Exhibition in Dresden 1953) from 1988/89 1 ) with the image sequence of staged photographs From the Group Book of Christiane P. I dedicated myself to the question, with which static and moving key images the GDR today and in particular my youth in the seventies in Berlin-Prenzlauer Berg could be described. Karl Corino, former head of the literature department at the Hessischer Rundfunk (Hessian Radio), wrote in the mid-nineties on the occasion of my exhibition in Oberursel near Frankfurt/Main: „Every epoch has a blind spot that prevents it from seeing the silliness of its doings, the time-bound, the involuntarily comic. Leupold has the talent to place the tripod of his camera in exactly that blind spot and to show all the exaggerated, crooked and unfortunate, perhaps even mendacious things that remained hidden from contemporaries at that time...“. 1) In the context of past anniversaries, there have been many reports about the German Democratic Republic. The impulse for this personal photo series arose from the desire to tell an inside view from memory and to visualize it through repetition at the moment of staging. Precisely those things that were taken for granted and ubiquitous at the time have not entered the collective memory of the GDR: the military training in adolescence in the Society for Sport and Technology (GST) as obligatory preparation for honourable service in the National People‘s Army (NVA), the unpaid instruction day in production (UTP) in a People‘s Owned Enterprise (VEB) as part of the school timetable, visits to the sponsor brigade in a socialist labour collective, subbotniks in the school or in the respective residential areas (voluntary work on weekends, for example, to beautify the green areas in front of the schools and residential buildings), the unanimously agreed group council election of the group council chairman. As part of the school education, Russian anti-war films and propaganda films were shown in the auditorium or in the neighbourhood cinema. On anniversaries such as 8th May, wreath-laying ceremonies were held at monuments to anti-fascists and Soviet soldiers of World War II, to which the Thälmann Pioneers or members of the Free German Youth (FDJ) wore their appropriately uniformed white or blue shirts. Singing political songs was a natural part of the weekly flag raising ceremonies. In this beloved and at the same time hated outfit one wandered to organised and ordered mass demonstrations on the occasion of legal holidays. In order to strengthen the recognition of the GDR abroad, top athletic performances were highly appreciated, but only as long as the young bodies were able to perform them. Afterwards, they were sometimes mercilessly dropped. Self-designed wall newspapers in the foyers of the polytechnic high schools (POS-10 classes) and the extended high schools (EOS-12 classes up to graduation) as well as the keeping of group books within the class associations served the precept, indoctrination and control and gave all these hollow lip service the veneer of importance. The group book was administered by the group council chairperson and the texts were commissioned from the classmates. It contained the collective activities of the school class as the

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smallest organisational level of the Thälmann Pioneers from about the 4th grade level to the 8th grade of the Free German Youth (FDJ). Since there were hardly any young people who were not organised in this way, the Group Book of Christiane P. exemplifies the experiences of a generation of former GDR citizens. The title of the work alludes to the absorption of the individual into the group. Fully aware of simultaneously reporting exemplarily and still attached to one‘s own perspective, I have taken up and deepened the way of approaching historical picture archives again in „three fields of a opposing tension between the static and the dynamic, between contemplation and narration, and between the joke and the symbol“. See also T.O. Immisch in 3) Far from a nostalgic transfiguration of the reality of the GDR, I have tried to track down those moments that shaped the everyday life of my generation and that today may seem unheard of, unusual. As in the series „Fahnenappell“ (Flag Raising Ceremony), created in 1988/89 and exhibited in 1992 at the Bauhaus Dessau and at many other venues (including the Neue Nationalgalerie Berlin in 2004, the Photographic Resource Center Boston in 1995, the Villa Massimo Rome and the Kunstmuseum Moritzburg Halle/Saale in 1997, the Festspielgalerie Berlin in 2006, the Historisches Museum Moscow in 2004), it is also an examination of my own implicit imprinting by socialist realism, which was playfully questioned. Werner Kleinrüschkamp wrote in 1992 about my staging work that it was a search for „images of the reality behind the reality“ 4) and the themes that were blanked out in the public self-assurance“. While Fahnenappell (Flag Raising Ceremony) sought out the conditions that had been blanked out in the GDR‘s self-representation and the doctrine of socialist realism and ironically questioned the formalism debate, this series of images, which can be understood as a continuation of the work thirty years later, is devoted to the elements that have been left out or distorted in the reappraisal and memory of the GDR.

Straße mit Partei-Losung in Sachesen-Anhalt, Anfang der achtziger Jahre, Street with party slogan in Sachsen-Anhalt, early 1980s


Some buildings were preserved as original backgrounds of the time in Berlin and Mecklenburg/Vorpommern, e.g. the Teacher‘s House (Haus des Lehrers) on Berlin‘s Alexanderplatz, a watchtower in the State Security motor pool (Stasi) and a gymnasium in Berlin-Weißensee, the Arthur Becker Barracks in Goldberg, which today is used for raising turkeys, and the memorial site of the Central Remand Prison of the Ministry of State Security of the GDR in the Berlin district of Lichtenberg (Stasi).

In 1989, the orchestration of power fell apart. Fear changed sides when tens of thousands of people openly demanded freedom of expression and freedom of travel in Leipzig on Monday demonstrations in October and then on Alexanderplatz in Berlin on 4th November. They did not demand a freedom of images. Matthias Leupold Berlin, July 20, 2021

My personal experience of the conflict with state power: In 1982, I was an inmate of this remand prison for failing to report my friend‘s Jürgen D. planned and later failed escape from the Republic. At the site of the event (today the BerlinHohenschönhausen Memorial) I made a series of productions in the authentic rooms. The ruins of the Arthur Becker Barracks of Tank Regiment 8 in Goldberg near Schwerin, which I visited during research and where I was drafted into basic military service with the NVA in 1977-79, were also included as locations. I searched for authentic props in classified ads on the Internet and at markets in Berlin. While researching in the Adlershof costume fund, I suddenly held an armband of Feliks Dzierzynski in my hand and realised that what evoked massive fear in me back then on the uniform sleeve of officers on duty in the Hohenschönhausen Remand Prison is now just a piece of cloth. The work on the series is also an experiment. The titles of the pictures in the unified linguistic style of the time, as well as my written memories as an eyewitness, play a special role in this sequence of pictures. Generally and partially familiar pieces of official texts, songs and fragments, gestures and places were combined with staged photographs to form a visual critique of this time, the 60s, 70s and 80s in the GDR, in which those in power at the time tried to impose their will on the youth, also through recurring idealising photos, slogans and propagandistic slogans in the GDR media, and to systematically break any will for freedom already in the making. Fortunately, this did not succeed. Artists, and activists began to rebel in the 1970s, thousands got involved in Christian associations, the first environmental initiatives and private circles of friends, wrote and reproduced leaflets and poems with typewriters. These maladjusted people often took high private risks in order to renew the country and to share their will for the freedom of the individual hum. Millions of dissenters ultimately chose to live in the West, leaving their former homeland both legally and illegally. After numerous reprisals, such as exhibition bans in 1986 at the Bauhaus Dessau and the Hochschule der Bildenden Künste Dresden (University of Fine Art), travel bans and arrests, I was released from GDR citizenship in October 1986 and traveled to West Berlin via the Friedrichstrasse border crossing, the „Palace of Tears.“ The State Security had shadowed me from 1977 to 1987, (Operative Personenkontrolle/operative personal control (OPK) file „Photo“, volume approx. 900 pages).

Sources: 1) Karl Corino in M.L., Female Beauty – Open Air Studies, Connewitzer Verlagsbuchhandlung, 1996) ISBN 3-928833-43-X 2) T.O. Immisch: M.L. Tha Past Has Only Just Begun, Schaden Verlag Köln 2003 ISBN 3-932187-288 3) M. L., Fahnenappell – Szenische Fotografien zur III. Deutschen Kunstausstellung in Dresden, 1953, Essay: Werner Kleinerüschkamp, Jonas Verlag Marburg 1992, Bauhaus Dessau ISBN ISBN 3-89445-128-9 https://issuu.com/matthias_leupold/docs/1992_katalog_fahnenappell_bauhaus_d

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Wachsam zu jeder Zeit – Frieden schaffen mit Waffen Watchful at all Times – Make Peace with Weapons

„Wir fassen die Erziehung zum bewussten Verteidiger der sozialistischen Heimat als immanenten Bestandteil des einheitlichen sozialistischen Bildungs- und Erziehungssystems auf, im Kindergarten beginnend. Differenziert nach Altergruppen und Tätigkeitsbereichen ist auch die sozialistische Wehrerziehung ein einheitliches System. Für jeden Staatsbürger, keinen auslassend. So wie wir es in der Verfassung gesagt haben, die wir uns gaben: Die Verteidigung des sozialistischen Staates deutscher Nation ist Ehrenrecht und Ehrenpflicht eines jeden von uns.“ „We conceive of education to become a conscious defender of the socialist homeland as an immanent part of the unified socialist system of education and upbringing, beginning in kindergarten. Differentiated by age groups and fields of activity, socialist military education is also a unified system. For every citizen, leaving none out. Just as we said in the constitution we gave ourselves: The defense of the socialist state of the German nation is the honorary right and duty of each of us.“ Norddeutsche Nachrichten, Rostock Nr. 215 vom 12.8.1968

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Heraus zum 1. Mai Come Out for May Day

... und aller sozialistischen Brudervölker und halten Freundschaft mit allen Kindern der Welt. Die Freundschaft mit der Sowjetunion ist uns Herzenssache. Die Leninpioniere sind unsere besten Freunde. Wir arbeiten eng mit den Pionieren der sozialistischen Länder und allen fortschrittlichen Kinderorganisationen in der Welt zusammen. Wir üben aktive Solidarität mit allen um ihre Freiheit und nationale Unabhängigkeit kämpfenden Völkern. ... and all socialist brother nations and hold friendship with all children of the world. Friendship with the Soviet Union is a matter of the heart for us. The Lenin Pioneers are our best friends. We closely cooperate with the pioneers of the socialist countries and all progressive children‘s organizations in the world. We practice active solidarity with all peoples struggling for their freedom and national independence. Aus den Gesetzen der Thälmannpioniere http://www.documentarchiv.de/ddr/tp-gesetze.html: 12.5.2021 From the Laws of the Thälmann Pioneers http://www.documentarchiv.de/ddr/tp-gesetze.html: 12.5.2021

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Wir Thälmannpioniere lieben die Arbeit, achten jede Arbeit und alle arbeitenden Menschen. We Thälmann Pioneers love work, respect all work and all working people.

Wir lernen von den Arbeitern, Genossenschaftsbauern und den anderen Werktätigen und packen schon heute bei der Arbeit mit zu, wo immer es auf unsere Hilfe ankommt. Wir schützen das Volkseigentum. We learn from the workers, cooperative farmers and other working people and already lend a hand wherever our help is needed. We protect the people‘s property. Aus den Gesetzen der Thälmannpioniere From the Laws of the Thälmann Pioneers http://www.documentarchiv.de/ddr/tp-gesetze.html: 22.8.2021

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Nach der Demonstration After the Demonstration

„Nach den offiziellen Veranstaltungen wurden schnell die mitgebrachten Jeans wieder übergezogen und die Fahnen abgegeben.“ Andreas Leupold, Berlin, Jahrgang 1959, Zeitzeuge „After the official events, the jeans we had brought with us were quickly put back on and the flags handed in.“ Andreas Leupold, Berlin, born 1959, contemporary witness

Unser Leben Our Life Walter Womacka (1925-2010) entwarf 1964 das Mosaik „Unser Leben“ im Sinne des sozialistischen Realismus am Haus des Lehrers, einem Gebäude des Stalin-Allee Architekten Werner Henselmann. Hier am Alexanderplatz fanden zahlreiche Kundgebungen statt, wurden Paraden abgehalten und begannen bzw. endeten die jährlich wiederkehrenden Demonstrationen zum 1. Mai und 7. Oktober, dem Jahrestag der Gründung der DDR. Das Fries war appellativ und erzieherisch angelegt. Das Wandbild aus rund 800.000 Mosaiksteinen thematisiert inhaltlich in zahlreichen einzelnen Szenen Mutter mit Kind, das Entdecken der Natur, eine Unterrichtssituation, Forschung und Weltbilder, Familienleben, Arbeitsleben mit Brigadesitzung, Ernte, Stahlkochen, Künstler, Völkerfreundschaft und Heimat, Sport, technischer Fortschritt sowie immer wiederkehrende, gängige symbolhafte Motive, wie der Lebensbaum, die Friedenstaube oder das Kind mit Blume. Die Aussage bezieht sich auf eine demonstrativ harmonische und positive Zukunft. Walter Womacka (1925-2010) designed the mosaic „Our Life“ in 1964 in the spirit of socialist realism at the House of the Teacher, a building designed by Stalin Avenue architect Werner Henselmann. Here at Alexanderplatz, numerous rallies were held, parades were held, and the annually recurring demonstrations for May 1 and October 7, the anniversary of the founding of the GDR, began or ended. The frieze was appellative and educational. In terms of content, the mural of around 800,000 mosaic tiles thematizes in numerous individual scenes mother with child, discovering nature, a teaching situation, research and world views, family life, working life with brigade meeting, harvest, steel cooking, artists, friendship between peoples and homeland, sport, technical progress as well as recurring, common symbolic motifs such as the tree of life, the dove of peace or the child with flower. The statement refers to a demonstrative harmonious and positive future

www.museum-der-1000-orte.de, 16.6.2021

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„Getreu unserem Gruß bin ich: Für Frieden und Sozialismus immer bereit! „True to our Salute, I am: For Peace and Socialism Always Ready! Aus dem Gelöbnis der Thälmannpioniere, Handbuch des Pionierleiters, Verlag Neues Leben, Berlin 1961, S. 291 From the Pledge of the Thälmann Pioneers, Manual of the Pioneer Leader, Verlag Neues Leben, Berlin 1961, p. 291

Die Einträge im Gruppenbuch der Klasse 5a beschreiben das Ende der Pioniernachmittage häufig so oder ähnlich: „Dann sangen wir ein Lied und verabschiedeten uns: „Mit dem Pioniergruß für Frieden und Sozialismus. Seid bereit! Immer Bereit!“ (z.B. Gruppenbuch der Klasse 5a, Seite 9) ml The entries in the group book of class 5a often describe the end of pioneer afternoons like this or similarly: „Then we sang a song and said goodbye: „With the pioneer salute for peace and socialism. Be ready! Always ready!“ (for example group journal of class 5a, p. 9) ml

„Ein anderer Einschnitt war, als ich zum ersten Mal spürte, dass ich mich als Gruppenratsvorsitzende von den anderen Schülern entfernte. Im Gruppenrat zu sein, war besonders in den unteren Klassen für viele sehr reizvoll. Es traf ja meist die Klassenbesten. Ich hatte zunächst unterschiedliche Funktionen im Gruppenrat, bis ich schließlich zur Vorsitzenden gewählt wurde. Ich sollte Vorbild sein, war für vieles verantwortlich, und die anderen verließen sich immer mehr auf den Gruppenrat.“ Sonja Scheller, Mutter, Hausfrau, Lehrerin, Familienberaterin Jahrgang 1955

„Another break was when I felt for the first time that I was different from the others as a I was distancing myself from the other students. Being in the group council was very appealing to many, especially in the lower grades. After all, it usually hit the top of the class. At first, I had different functions in the group council until I was finally elected chairwoman. I was supposed to be a role model, was responsible for a lot of things, and the others relied more and more on the group council.“ Sonja Scheller, mother, housewife, teacher, family counselor Born 1955

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Pionierleiter Pioneer Ladder

„Agitprop ist politische Agitation, wir müssen sie in unsere Erziehungsarbeit einbeziehen. Wenn wir aus der Tadition der proletarischen Kinderbewegung lernen wollen, dann müssen wir auch ihre Methoden der politschen Agitation übernehmen. Diese Formen und Methoden und unser neuer politischer Inhalt werden die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ voranbringen. Aus dem Handbuch des Pionierleiters, Verlag Neues Leben, Berlin 1961, S. 309

„Agitprop is political agitation, we must include it in our educational work. If we want to learn from the tradition of the proletarian children‘s movement, then we must also adopt their methods of political agitation. These forms and methods and our new political content will advance the pioneer organisation „Ernst Thälmann“. From the Pioneer Leader‘s Handbook Verlag Neues Leben, Berlin 1961, p. 309

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Niemals gedankenlos singen – mit dem Lied denken und fühlen Never Sing Mindlessly - Think and Feel with the Song

Aus dem Handbuch des Pionierleiters, Verlag Neues Leben, Berlin 1961, S. 291 From the Pioneer Leader‘s Handbook Verlag Neues Leben, Berlin 1961, p. 291

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Übergabe der Mitgliedsausweise für die neuen Thälmannpioniere am Sowjetischen Ehrenmals in Berlin Treptow Presentation of membership cards for the new Thälmann Pioneers at the Soviet Memorial in Berlin Treptow

„Außerdem erinnere ich mich daran, daß ich einen Ausweis bekam, ein richtiges ‚Dokument’ und ich mich damit emporgehoben fühlte. Es war mir ungeheuer wichtig, fast wie die Einschulung. Bei den Veranstaltungen oder wenn ich zum 1. Mai mein Kostüm, meine Uniform zeigte, empfand ich eine Art Zugehörigkeit. Mit der weißen Bluse und dem Halstuch war ich nun wer. ...“ Sonja Scheller, Mutter, Hausfrau, Lehrerin, Familienberaterin Jahrgang 1955 Quelle: Franziska Zschornak, Die Mitgliedschaft in der Pionierorganisation der DDR, Zwischen Förderung und Verhinderung der individuellen Entwicklung Grin 2007, ISBN: 9783640564057 S. 44

„Also, I remember getting an ID card, a real ‚document,‘ and I felt uplifted with it. It was tremendously important to me, almost like going to school. At the events or when I showed my costume, my uniform, for May Day, I felt a kind of belonging. With the white blouse and the neckerchief, I was now who. ...“ Sonja Scheller, mother, housewife, teacher, family counselor, born 1955 Source: Franziska Zschornak, Die Mitgliedschaft in der Pionierorganisation der DDR, Zwischen Förderung und Verhinderung der individuellen Entwicklung Grin 2007, ISBN: 9783640564057 S. 44

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26. März 1971 Besuch im sowjetischen Museum 26th March 1971 Visit at the Soviet Museum Im offiziellen Sprachgebrauch der DDR hieß das Haus ab 1967 „Museum der bedingungslosen Kapitulation des faschistischen Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg“. In the official language of the GDR, the house was called the „Museum of the Unconditional Surrender of Fascist Germany in the Great Patriotic War“ from 1967. Lt. Wikipedia Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst, 20.8.2021

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26th March 1971 Visit at the Soviet Museum On 17th March 1971 at 3 p.m., our class met at Greifswalder Street station. Major Rändler had invited us to visit a Soviet museum. It was located in (Berlin-)Karlshorst. The tour was very interesting. The museum contained many paintings and photos about the war in the Soviet Union. Among other things, we visited the room where the Western powers signed the certificate of surrender. When we had seen everything, we drove home together. There we said thank you and were dismissed. Anja Pech Translation from the facsimile from the group journal of class 5a of the Anton Saefkow School in Berlin Prenzlauerberg, entry 26 March 1971

Faksimilie Gruppenbuch der Klasse 5a der Anton Saefkow Schule in Berlin Prenzlauer Berg:

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Eine FDJ-Delegation aus Zwickau besucht eine Gruppe der Pionierorganisation Wladimir Iljitsch Lenin in Lviv in der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik An FDJ Delegation from Zwickau Visits a Group of the Pioneer Organisation Vladimir Ilyich Lenin in Lviv, Ukrainian Soviet Socialist Republic

Hin und wieder gab es Austauschbesuche zwischen Jugendlichen der beiden Bruderländer. Mich besuchte damals Tamara aus Moskau, meine langjährige Brieffreundin, die mir in der Schule zugeteilt worden war, in Berlin. Auf eigene Faust konnte die Sowjetunion so gut wie nicht besucht werden. Das Reisebüro der DDR, bot zusammen mit Intourist, der 1929 gegründeten sowjetischen Partnerorganisation, Gruppenreisen in die Sowjetunion an. ml Every now and then there were exchange visits between young people from the two brother countries. At that time, Tamara from Moscow, my long-time pen pal who had been assigned to me at school, visited me in Berlin. It was almost impossible to visit the Soviet Union on one‘s own. The travel agency of the GDR, together with Intourist, the Soviet partner organisation founded in 1929, offered group tours to the Soviet Union. ml

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Eine FDJ-Delegation aus Zwickau und Mitglieder der Pionierorganisation Wladimir Iljitsch Lenin legen am Mahnmal: Марсове поле für die Helden des Großen Vaterländischen Kriegs in Lwiw Blumen nieder

A FDJ Delegation from Zwickau and Members of the Pioneer Organisation Vladimir Ilyich Lenin Lay Flowers at the Memorial: Field of Mars for the Heroes of the Great Patriotic War in Lviv

In meiner Schulzeit wurden die annektierten Nachbarländer als Schwesterrepubliken der Sowjetunion bezeichnet. Es gab 15 davon. Eine war die Ukraine. ml In my school days, the annexed neighbouring countries were called sister republics of the Soviet Union. There were 15 of them. One of them was Ukraine. ml

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Jugendweihe im Berliner Ensemble Secular coming-of-age ceremony at the Berliner Ensemble LIEBE JUNGE FREUNDE! Seid ihr bereit, als würdige Mitglieder der sozialistischen Gemeinschaft stets in kameradschaftlicher Zusammenarbeit, gegenseitiger Achtung und Hilfe zu handeln und euren Weg zum persönlichen Glück immer mit dem Kampf für das Glück des Volkes zuu vereinen, so antwortet: JA, DAS GELOBEN WIR! Seid ihr bereit, als junge Bürger unserer Deutschen Demokratischen Republik mit uns gemeinsam, getreu der Verfassung, für die große und edle Sache des Sozialismus zu arbeiten und zu kämpfen und das revolutionäre Erbe des Volkes in Ehren zu halten, so antwortet: JA, DAS GELOBEN WIR! Aus der Jugendweiheurkunde 1973

DEAR YOUNG FRIENDS! If you are prepared, as worthy members of the socialist community, always to act in comradely co-operation, mutual respect and help, and always to unite your path to personal happiness with the struggle for the happiness of the people, answer: YES, WE PLEDGE TO DO SO Are you ready, as young citizens of our German Democratic Republic, to work and fight together with us, true to the Constitution, for the great and noble cause of socialism and to cherish the revolutionary heritage of the people, answer: YES, WE PLEDGE TO DO SO From the youth initiation certificate 1973

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Am Grab der gefallenen Sowjetsoldaten At the Grave of the Fallen Soviet Soldiers

Zahlreiche sowjetische Soldatenfriedhöfe wurden von FDLlern regelmäßig besucht und deren Gräber gepflegt, z.B. am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, einem gesetzlichen Feiertag in der DDR. Hier im Bild der sowjetische Ehrenfriedhof in Cottbus. ml Numerous Soviet military cemeteries were regularly visited by FDLers and the graves tended, e.g. on May 8, Liberation Day, a public holiday in the GDR. Here in the picture the Soviet cemetery of honor in Cottbus. ml

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Greif zur Feder Kumpel Take Up the Pen Buddy

Auf den Bitterfelder Konferenzen 1959 und 1964 wurde es zum Ziel erklärt, die Arbeiterschaft und die Kultur näher zueinander zu bringen. Arbeiter sollten selber schriftstellerisch tätig werden, Autoren im Gegenzug in die Fabriken und Betriebe gehen, um über das Arbeitsleben schreiben zu können (siehe auch: Bitterfelder Weg). At the Bitterfeld Conferences in 1959 and 1964, the aim was declared to bring the working class and culture closer together. Workers were to become writers themselves, and in return authors were to go to the factories and businesses to write about working life (see also: Bitterfeld Way). https://www.zeitklicks.de/ddr/zeitklicks/zeit/kultur/literatur-2/der-bitterfelder-weg/ 2.7.2021

In Staatsbürgerkundeunterricht und im Fach Deutsch wurde an der Erweitereten Oberschule Heinrich Schliemann, die ich vo 1973-1977 besuchte von von den Bemühungen gesprochen, Arbeiter zum Schreiben zu bewegen. Der „Bitterfelder Weg“ wurde dabei als eine erfolgreiche Strategie als Teil der Kulturpolitik des sozialistischen Staates DDR vermittelt. ml In civics lessons and in German at the Heinrich Schliemann Secondary School, which I attended from 1973 to 1977, there was talk of efforts to get workers to write. The „Bitterfeld Way“ was taught as a successful strategy as part of the cultural policy of the socialist state of the GDR. ml https://www.zeitklicks.de/ddr/zeitklicks/zeit/kultur/literatur-2/der-bitterfelder-weg/ 2.7.2021

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Zweite Bitterfelder Konferenz im Kulturpalast Second Bitterfeld Conference at the Palace of Culture

Am 24. und 25. April 1964 fand die zweite Bitterfelder Konferenz statt. Künstlern und Autoren wurde nahegelegt, mit ihren Werken die „Bildung des sozialistischen Bewusstseins“ und der „sozialistischen Persönlichkeit“ zu fördern. The second Bitterfeld Conference took place on 24 and 25 April 1964. Artists and authors were encouraged to promote the „formation of socialist consciousness“ and the „socialist personality“ with their works. https://www.zeitklicks.de/ddr/zeitklicks/zeit/kultur/literatur-2/der-bitterfelder-weg/ 2.7.2021

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Das Lied vom kleinen Trompeter

The Song of the Little Trumpeter

Von all unsern Kameraden War keiner so lieb und so gut Als unser kleiner Trompeter Ein lustiges Rotgardistenblut

Of all our comrades None were so dear and so good Than our little trumpeter A merry Red Guard blood

Wir saßen so fröhlich beisammen In einer so stürmischen Nacht Mit seinen Freiheitsliedern Hat er uns so glücklich gemacht

We sat together so merrily On such a stormy night With his freedom songs He made us so happy

Mit seinen Freiheitsliedern Hat er uns so glücklich gemacht Da kam eine feindliche Kugel Bei einem so fröhlichem Spiel

With his freedom songs He made us so happy There came an enemy bullet At such a merry game

Mit einem mutigem Lächeln Unser kleiner Trompeter, er fiel Mit einem mutigem Lächeln Unser kleiner Trompeter, er fiel

With a brave smile Our little trumpeter, he fell With a brave smile Our little trumpeter, he fell

Da nahmen wir Hacke und Spaten Und gruben ihm ein Grab Und die ihn am liebsten hatten Die senkten ihn still hinab

So we took a pick and a spade And dug him a grave And those who loved him best Who lowered him quietly

Und die ihn am liebsten hatten Die senkten ihn still hinab Schlaf wohl, du kleiner Trompeter Wir waren dir alle so gut

And those who loved him best And those who loved him best Sleep well, little trumpeter We were all so good to you

Schlaf wohl du kleiner Trompeter Du lustiges Rotgardistenblut Schlaf wohl du kleiner Trompeter Du lustiges Rotgardistenblut

Sleep well, you little trumpeter You merry Red Guard blood Sleep well, little trumpeter You funny Red Guard blood

Oft gesungenes Lied in der Zeit der 60-80er Jahre in den Schulen der DDR

Often sung song in the time of the 60-80s in the schools of the GDR

https://www.free-notes.ne


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Im Morgengrauen ist es noch still Teil I S. 60-61, Teil II S. 62-36

The Dawns Here Are Quiet Part I pp. 60-61, Part II pp. 62-36

Diesen sowjetischen heute als künstlerisch wertvollen Antikriegsfilm eingeschätzten sah unsere Schulklasse als Teil des Unterrichts. (Originatitel: А зори здесь тихие, Regie Stanislaw Rostozki, 1972) Eines Morgens um 9.00 Uhr fanden wir uns mit vielen anderen Schulklassen aus dem Bezirks Prenzlauer Berg im Kino ein. Propagandafilme wie der Film „Im Morgengrauen ist es noch still“ stellten oft den heldenhaften Kampf der sowjetischen Menschen während des Großen Vaterländischen Krieges 1939-45 in den Mittelpunkt ihrer Handlung. In diesem Streifen sind es fünf kriegsfreiwillige junge Frauen einer Flakeinheit, die im ungleichen Kampf gegen sechzehn schwer bewaffnete deutsche Soldaten umkommen. ml „Die Filmkunst ist – und sie ist es nach der Einschätzung Lenins – die bedeutendste der Massenkünste. Lenin kam zu diesem Urteil wegen der hohen Bedeutung des Films für die sozialistische Bewußtseinsbildung. Die sowjetischen Meisterfilme um die Mitte der zwanziger Jahre noch Stummfilme, wurden international zu einer ideologischen Schule der Arbeiterklasse. ... Der Film hat seit seinem Enstehen junge Menschen immer sehr stark angesprochen. Durch ihn beziehen sie heute einen bedeutenden Teil ihres Weltbildes.“

Handbuch des Pionierleiters, Verlag Neues Leben Berlin 1961, S.311

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Our school class saw this Soviet anti-war film, now considered to be of artistic value, as part of the lesson. (Original title: А зори здесь тихие, Directed by Stanislaw Rostozki, 1972) One morning at 9:00 a.m. we found ourselves in the cinema with many other school classes from the Prenzlauer Berg district. Propaganda films like the movie „At Dawn It‘s Still Quiet“ often put the heroic struggle of Soviet people during the Great Patriotic War 1939-45 at the center of their plot. In this flick, it is five war-volunteer young women of an anti-aircraft unit who perish in the unequal fight against sixteen heavily armed German soldiers.

„The art of film is in – also in Lenin‘s estimation – the most important of the mass arts. Lenin came to this conclusion because of the great importance of film for the formation of socialist consciousness. The films of the Soviet masters of the mid-twenties, still silent films, became an international ideological school for the working class. ... Since its creation, film has always appealed strongly to young people. From it, they today derive a significant part of their world view.“

Handbook of the Pioneer Leader, Verlag Neues Leben Berlin 1961, p.311

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Lieber tausend Tropfen Schweiß als ein Tropfen Blut! Better a Thousand Drops of Sweat Than One Drop of Blood!

Interview in der Jungendtageszeitung Junge Welt, Zenralorgan der Freien Deutsche Jugend (FDJ): „JW: Zweimal im Jahr beginnen neue Soldaten ihren Dienst in der NVA. Was wird von Ihnen verlangt? Generalmajor Horst Stechbarth, Ministerum für Nationale Verteidigung: 1. Ein Soldat muß einen festen Klassenstandpunkt haben; er soll bereit sein, unser sozialistisches Vaterland mit der Waffe zu verteidigen. 2. Der Soldat muß hohe physische Fähigkeiten besitzen, wie sie z.B. in unserem Achtertest verlangt werden: Der Test setzt folgende Normen: 4 Klimmzüge, 60-m-Lauf in 9,5 sec, Handgranatenweitfurf 30 m, 200 m Sturmbahn in 2:10 min, 14 Liegestütze, 20 Schlußstrecksprünge, 4,5 m Klettern am Tau, 1000-m-Lauf in 3:50 min. Titel entlehnt aus: Handbuch für Unteroffiziere, Deutscher Militärverlag, Berlin 1967 S. 175 Interview: Aus einer Diskussion für die Junge Welt, 11.9.1968

Interview in the youth daily Junge Welt, cenral organ of the Free German Youth (FDJ): „JW: Twice a year, new soldiers begin their service in the NVA. What is required of you? Major General Horst Stechbarth, Ministry of National Defense: 1. a soldier must have a firm class standpoint; he should be ready to defend our socialist fatherland with arms. 2. the soldier must possess high physical abilities, such as those required by our figure-eight test: The test sets the following standards: 4 pull-ups, 60-m run in 9.5 sec, hand grenade long throw 30 m, 200 m assault course in 2:10 min, 14 push-ups, 20 final stretch jumps, 4.5 m climbing on the rope, 1000-m run in 3:50 min. Title taken from: Handbuch für Unteroffiziere, Deutscher Militärverlag, Berlin 1967 S. 175 Interview: Aus einer Diskussion für die Junge Welt, 11.9.1968

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Versager Loser

Fortsetzung des Interviews mit Generalmajor Horst Stechbarth, Ministerum für Nationale Verteidigung: Leider müssen wir feststellen, daß zehn bis fünfzehn Prozent der neuen Soldaten diese Mindestanforderungen nicht erfüllen.“ Aus einer Diskussion für die Junge Welt, Tageszeitung, 11.9.1968

Continuation of the interview with Major General Horst Stechbarth, Ministry of National Defense: Unfortunately, we have to state that ten to fifteen percent of the new soldiers do not meet these minimum requiretments.“ From a discussion of the newspaper: Young World, 11.9.1968

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Uniformierung der Seele Uniformed Soul

In der Regel absolvieren die Jugendlichen dieses Leistungsprogramm während ihres jährlichen 10-14tägigen Ferienaufenthaltes in einem GST-Ausbildungslager. ... Jetzt besitzen die Schulungszentren meistens feste Barackenunterkünfte, mit Ambulanz und Krankenzimmern, mit Großküchen, die bis 1800 Lehrgangsteilnehmer versorgen können, mit festen Straßen und Appellplätzen. Zu den bekanntesten Lagern gehören: „Hans Beimler“ in Juliusruh-Breege, Rügen „Fritz Heckert“ in Prerow auf dem Darß Scheibe-Alsbach im Thüringer Wald Tambach-Dietharz im Thüringer Wald Schirgiswalde im (Zittauer) Lausitzer Gebirge südlich von Bautzen Heinz Markus, GST-vormilitärische Ausbildung in der DDR. Die Organisation der sozialistischen Wehrerziehung der Jugend, Markus Verlag, Köln, 1970

As a rule, the young people complete this performance program during their annual 10-14 day vacation stay at a GST training camp. ... Now the training centers usually have fixed barracks accommodation, with ambulance and sick rooms, with large kitchens, which can supply up to 1800 course participants, with fixed roads and roll call areas. Among the most famous camps are: „Hans Beimler“ in Juliusruh-Breege, Rügen. „Fritz Heckert“ in Prerow on the Darß Scheibe-Alsbach in the Thuringian Forest Tambach-Dietharz in the Thuringian Forest Schirgiswalde in the (Zittau) Lusatian Mountains south of Bautzen Heinz Markus, GST-vormilitärische Ausbildung in der DDR. Die Organisation der sozialistischen Wehrerziehung der Jugend, Markus Verlag, Köln, 1970

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Waffenbrüder – Klassenbrüder Brothers in Arms – Brothers in Class

Viele sinnentleerte Tätigkeiten wie z.B. Fahrzeugreifen mit Schuhcreme schwärzen, Reinigen der Panzerketten, Rasen grün spritzen wurden angeordnet, gehörten zum normalen Dienstalltag. ml Many meaningless activities such as blackening vehicle tires with shoe polish, cleaning tank tracks, spraying lawns green were ordered, were part of the normal everyday duty. ml

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Ich fordere von Dir, weil ich dich achte! (Makarenko) I Demand from You because I Respect You! (Makarenko)

Gymnastische Übungen mit Panzerkettengliedern gehörten zum Frühsport einer NVA-Kompanie. 1977-1979 absolvierte ich meinen Grundwehrdienst bei den Sperrpionieren des Panzerregiments 8 in Goldberg bei Schwerin. Der Fahrzeugpark des Regimentes hielt für den „Ernstfall“ noch Kampfpanzer der älteren Bauart T34 aus den vierziger Jahren vor, wie hier im Hintergrund zu sehen. ml Bildtitel entnommen: Handbuch für Unteroffiziere, Deutscher Militärverlag, Berlin 1967 S. 174

Gymnastic exercises with tank chain links were part of the early morning sport of an NVA company. 1977-1979 I completed my basic military service with the blocking engineers of the tank regiment 8 in Goldberg near Schwerin. The vehicle park of the regiment still held battle tanks of the older type T34 from the forties for the „case of emergency“, as to be seen here in the background. ml Title taken from: Handbuch für Unteroffiziere, Deutscher Militärverlag, Berlin 1967 S. 174

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Handgranaten- Zielweitwurf I (Teil II auf der folgenden Doppelseite)

Hand Grenade Target Throwing I (part II on next double page)

Handgranatenzielweitwurf war ein Teil des regulären Trainingsprogramms an den Schulen und Gymnasien. Um die Note „1“ zu erhalten, mussten die Halbwüchsigen die Atrappe mindestens 32 Meter werfen. Diese „Sportgeräte“ waren in einem Berliner Sportkaufhaus neben Bällen, Luftmatrazen, Federballschlägern usw. Bestandteil des normalen Artikelangebots. ml Hand grenade target long throw was a part of the regular training program at schools and high schools. To receive a grade of „1,“ the adolescents had to throw the dummy at least 32 meters. This „sports equipment“ was part of the normal range of items in a Berlin sports department store, along with balls, air mattresses, badminton bats, etc. part of the normal range of articles. ml

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Überwinden von Wasserläufen mit der Seilbahn Overcoming Watercourses with the Zipline

Im Hintergrund kontrolliert der Zugführer. Auch im Alltag wurde die Vokabel des Überwindens oft eingesetzt, implizierte sie doch das Vorhandensein eines Gegners und beschrieb sie die eigene Stärke. ml

In the background, the platoon leader controls. The vocabulary of overcoming was also often used in everyday life, as it implied the presence of an opponent and described one‘s own strength. ml

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In sich gerade schräg zum Ziel – Überwinden von Hindernissen im Gelände In Itself Straight Diagonal to the Target – Overcoming an Obstacle

Die Wettkämpfe sind nach dem Augsburger Kommunisten und Reichstagsabgeordneten Hans Beimler (1895-1936) benannt, der während des spanischen Bürgerkrieges eine Interbrigade führte, 1936 vor Madrid fiel und nun den SED-Funktionären als Beispiel eines echten revolutionären Kämpfers diente. The competitions are named after Hans Beimler (1895-1936), a communist from Augsburg and member of the Reichstag, who led an interbrigade during the Spanish Civil War, fell outside Madrid in 1936, and now served SED officials as an example of a true revolutionary fighter. Heinz Markus, GST-vormilitärische Ausbildung in der DDR. Die Organisation der sozialistischen Wehrerziehung der Jugend, Markus Verlag, Köln, 1970

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Verkünden der Wettkampfergebnisse Announcement of the Competition Results

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Lernt die Heimat schützen – Kommt zur GST Learn to Protect the Homeland – Join the GST

Einen guten Einblick in die vormilitärische Ausbildung in diesen Lagern schildert ein Reporter in dem SED-Blatt „Freie Erde“ in einem Bericht über das Lager Juliusruh-Breege auf Rügen: ... Ziel der Gefechtsausbildung in der Gesellschaft für Sport und Technik ist es, daß die Jugendlichen nach Abschluss der vormilitärischen Ausbildung einfache Gefechtsaufgaben selbstständig im Rahmen der Gruppe, des Zuges und der Hundertschaft (Kompanie) ausführen können. Einzelkämpfer im Angriff: (Geländebeurteilung; Festlegen des Weges und der Art der Bewegung; die Gangarten im Gelände; Auswahl von Stellungen zum Schießen; Eingraben, Tarnen und Täuschen, ... Überwinden von Sperren; Vernichtung auftauchender Ziele und Nahkampf...) A good insight into the pre-military training in these camps is described by a reporter in the SED paper „Free Earth“ in a report on the Juliusruh-Breege camp on the island of Rügen: ... The goal of combat training in the Society for Sport and Technology is to enable young people, after completing pre-military training, to perform simple combat tasks independently within the framework of the group, platoon and hundredman squad (company). Lone fighter in attack: (terrain assessment; establishing the route and method of movement; the gaits in the terrain; selecting positions for firing; digging in, camouflage and deception, ... Overcoming barriers; destruction of emerging targets and close combat...) Freie Erde, Neubrandenburg, Nr. 14 vom 16.1.1969

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Abschied von MKE und Sturmbahn, Abschied von Hasch und LSD, Abschied von Ehrenzug und Wache, Abschied wir müssen zur Armee. Sind wir endlich eingetroffen, wird die Uniform versoffen. Oh, wie schön ist diese Welt! … Oft gesungenes Lied bei Abreise aus Wehrertüchtigungslagern. Den Tag der Abreise ersehnte man sehr. Endlich wieder die eigene zivile Kleidung anziehen, kein Wecken mehr mit Trillerpfeife um 6 Uhr am Morgen und verordneter Frühsport. Ich hatte mich mit einem Stück Holz am Fußknöchel absichtlich mich selbst verletzt, um den sinnlosen Übungen zu entkommen. Deshalb wurde ich tagsüber zum Reinigen der Latrinen abkommandiert. Bei der NVA stand auf „Selbstverstümmelung“ Bestrafung. ml

Farewell to MKE and obstacle course, Farewell to hash and LSD, Farewell to parade of honor and watch, Farewell we must leave for the army. When we finally arrive the uniform is drunk away. Oh, what a beautiful world! ... Song often sung at departure from Youth Military Training Camp. The day of departure was longed for. Finally putting on one‘s own civilian clothes again, no more waking up with a whistle at 6 o‘clock in the morning and prescribed early morning exercise. I had deliberately injured myself with a piece of wood on my ankle to escape the senseless exercises. That‘s why I was assigned to clean the latrines during the day. In the NVA, „self-mutilation“ was punishable. ml

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Zu Besuch in der Patenbrigade im VEB Elektrokohle Berlin-Lichtenberg, Werk II A Visit at the Sponsor Brigade at Publicly Owned Enterprise Elektrokohle Berlin-Lichtenberg, Plant II Durch Verbindungen der Pionier- und FDJ-Gruppen mit den Produktionsbrigaden in Industrie und Landwirtschaft werden unsere Kinder unmittelbar an den sozialistischen Aufbau herangeführt... Hier verspüren sie die unbesiegbare Schöpferkraft des werktätigen Menschen... Arbeiter, Erzieher und Pioniere sowie FDJler haben den Freundschaftsvertrag in festlischer Form unterzeichnet. Er ist kein „ehrwürdiges Schreiben“, das in der Glasvitrine verstaubt, sondern eine lebendige Anleitung zum Handeln, eine wichtige Hilfe für die tägliche Erziehungsarbeit. Hinter diesem Dokument steht die Brigade als kollektiver Berater des Gruppenpionierleiters und als Kraftquell für die Lösung seiner verantwortungsvollen Aufgaben. Auf der Grundlage des Vertrages wird sich sehr vielfältig und lebendig das Verhältnis zwischen Pionierund FDJ-Gruppe sowie der Brigade gestalten. Aus dem Handbuch des Pionierleiters, Verlag Neues Leben, Berlin 1961, S. 90-99

Through connections of the pioneer and FDJ groups with the production brigades in industry and agriculture, our children are directly introduced to socialist construction.... Here they feel the invincible creative power of the working man... Workers, educators and pioneers as well as FDJ members have signed the friendship treaty in a festive form. It is not a „venerable letter“ gathering dust in a glass case, but a living guide to action, an important aid for daily educational work. Behind this document stands the brigade as a collective advisor to the group pioneer leader and as a source of strength for the solution of his important tasks. On the basis of the contract, the relationship between the pioneer group, the FDJ group and the brigade will be very diverse and lively. From the Pioneer Leader‘s Handbook Verlag Neues Leben, Berlin 1961, p. 90-99

Viele Schulklassen hatten Patenbrigaden in der Industrie und Landwirtschaft. Die Patenbrigaden unterstützten die Schülerinnen und Schüler bei Exkursionen und anderen Anlässen. Damit sollte die Verbundenheit zur Arbeiterklasse gestärkt und zur Erziehung zu einer sozialistischen Persönlichkeit bei den Kindern Jugendlichen beigetragen werden. Bei Besuchen in den sozialistischen Arbeitskollektiven waren die jungen FDLerinnen gelegentlich von der Realität des Arbeitsalltags überrascht. ml Many school classes had sponsor brigades in industry and agriculture. The sponsor brigades supported the students on excursions and other occasions. This was intended to strengthen ties to the working class and contribute to the education of young children to become socialist personalities. During visits to the socialist labour collectives, the young FDL members were occasionally surprised by the reality of everyday work. ml

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Für unseren Anton For our Anton Remember, Bludgeoned But Not Refuted. An diesem Denkmal für den kommunistischen Widerstandskämpfer Anton Saefkow (geb. 1903, hingerichtet 1944 in Brandenburg) erhielt ich meinen Pionierausweis. Die Polytechnische Oberschule, die ich von 1965-1973 besuchte, trug seinen Namen. Eine Büste stand im Schulfoyer. Während der Inszenierung im Sommer 2021, als Ryta Pshenitsyna die eingemeißelten Zeilen in die Anton-Saefkow-Straße in Berlin Prenzlauer Berg rief, kommentierte ein Passant die Fotoaktion mit den Worten: „Endlich erinnert sich jemand einmal an unseren Anton.“ Kurz nach den Fotoaufnahmen wurde die Büste beschädigt und die Nase abgeschlagen. ml At this monument to the communist resistance fighter Anton Saefkow (born in 1903, executed in Brandenburg in 1944) I received my pioneer card. The polytechnic high school I attended from 1965-1973 bore his name. A bust stood in the school foyer. During the staging in the summer of 2021, when Ryta Pshenitsyna called out the engraved lines on Anton Saefkow Street in Berlin‘s Prenzlauer Berg district, a passerby commented on the photo action, saying, „Finally, someone remembers our Anton for once.“ Shortly after the photo shoot, the bust was damaged and the nose was chipped off. ml

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Lehrling auf dem Weg zu seiner Schicht. Apprentice on the Way to his Shift. Der sozialistische Mensch muss polytechnisch gebildet sein. Sorge dafür, dass deine Gruppe mit einer Brigade der sozialistischen Arbeit in Verbindung steht. Aus dem Stufenprogramm – 4. Stufe Thälmannpioniere Handbuch des Pionierleiters, Verlag Neues Leben Berlin 1961, S. 96 ff

The socialist person must be polytechnically educated. Make sure that your group is connected with a brigade of socialist labour. From the Step Programme - 4th Step Thälmann Pioneers, Handbuch des Pionierleiters, Verlag Neues Leben Berlin 1961, S. 96 ff

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Chemiearbeiter Nach Willi Sitte Chemical Worker After Willi Sitte Das Bild Willi Sittes, Chemiearbeiter, 1968, war für mich ein omnipräsentes Arbeiterportrait. Es erschien in hohen Auflagen in Lehrbüchern für den Schulunterricht in der DDR und hing als Reproduktion in unzähligen öffentlichen Räumen. Ich verstand es als ein ultraangepaßtes Bild, auf welchem der Maler der Doktrin folgend einen entpersonalisierten Maschinenarbeiter darstellte. ml The picture Willi Sitte, Chemical Worker, 1968, was an omnipresent worker‘s portrait for me. It appeared in large numbers in textbooks for school lessons in the GDR and hung as a reproduction in countless public spaces. I understood it as an ultra-adapted picture in which the painter, following the doctrine, depicted a depersonalised machine worker. ml

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Phuong aus Vietnam zieht die Schrauben am Generator III nach. Phuong from Vietnam tightens the screws on the generator III.

In den siebziger und achtziger Jahren werden tausende vietnamesische Menschen in die DDR geholt, da das Land permant unter Arbeitskräftemangel leidet. Sie sind oft froh, dem Krieg und der Armut in ihrem Heimatland entkommen zu sein. In der DDR arbeiten sie für geringste Löhne und werden abgeschirmt von den DDR-Bürgern. Wer unerlaubterweise eine Partnerschaft eingeht wird umgehend nach Vietnam zurückgeschickt. ml In the seventies and eighties, thousands of Vietnamese people are brought to the GDR, as the country is permanently suffering from a labor shortage. They are often happy to have escaped the war and poverty in their home country. In the GDR, they work for the lowest wages and are shielded from the GDR citizens. Those who enter into an illicit partnership are immediately sent back to Vietnam. ml

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Am Schaltpult At the Control Panel Aus der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik: Art. 7. Mann und Frau sind gleichberechtigt. Alle Gesetze und Bestimmungen, die der Gleichberechtigung der Frau entgegenstehen, sind aufgehoben. Art. 18. ... Mann und Frau, Erwachsener und Jugendlicher haben bei gleicher Arbeit das Recht auf gleichen Lohn. Die Frau genießt besonderen Schutz im Arbeitsverhältnis. Durch Gesetz der Republik werden Einrichtungen geschaffen, die es gewährleisten, daß die Frau ihre Aufgabe als Bürgerin und Schaffende mit ihren Pflichten als Frau und Mutter vereinbaren kann. Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 7. Oktober 1949

From the Constitution of the German Democratic Republic: Art. 7. Man and woman have equal rights. All laws and regulations which stand in the way of equal rights for women are repealed. Art. 18. ... Man and woman, adult and youth, shall have the right to equal pay for equal work. Women shall enjoy special protection in the employment relationship. By law of the Republic, institutions shall be created to ensure that women can reconcile their duties as citizens and creators with their duties as wives and mothers. Constitution of the German Democratic Republic of 7 October 1949

Oft waren die Volkseigenen Betriebe hoffnungslos veraltet, so tat im Braunkohlen-Kraftwerk Plessa noch eine Turbine ihren Dienst, die in den 1920er Jahren von Siemens Schuckert eingerichtet worden war. ml The Volkseigene Betriebe were often hopelessly outdated; for example, a turbine that had been installed by Siemens Schuckert in the 1920s was still in service at the lignite-fired power plant in Plessa. ml

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Gymnastik in der Kaffeepause Gymnastics During the Coffee Break

„Immerhin lag in der „weiblichsten Gesellschaft Europas“ wie der Historiker Lutz Niethammer es nannte, die weibliche Beschäftigungsquote bei 91%. Mit der Gleichberechtigung der Frauen im gesellschaftlichen, staatlichen und persönlichen Leben, schon in der ersten Verfassung von 1949 verankert sah die DDR ein altes Anliegen der Arbeiterbewegung endgültig verwirklicht. Für die Förderung der Frauen und Einbeziehung in nahezu alle öffentlichen Bereiche gab es jedoch auch ganz handfeste Gründe. Aus der Sicht des Staates waren Frauen angesichts eines dauerhaften Mangels an Arbeitskräften für die Wirtschaft unverzichtbar. English translation on the next page. Thomas Bickelhaupt, DDR Ein fernes Land, 1949-1990, S 56 C.J. Bucher-Verlag, München ISBN 978-3-7658-1620-8

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Von den Sowjetmenschen lernen heißt siegen lernen. Learning From the Soviet People Means Learning to Win. Zitat von einem Plakat aus der DDR, ca. 1951 Bildnachweis: Stiftung Haus der Geschichte; EB-Nr. 1990/2/223 Urheber: Amt für Information der DDR (Hrsg.) https://www.hdg.de/lemo/bestand/objekt/plakat-von-den-sowjetmenschen-lernen.html 20.8.2021 The title is a quote from a poster from the GDR, ca. 1951 Picture credits: Stiftung Haus der Geschichte; EB-Nr. 1990/2/223 Copyright: Office for Information of the GDR (ed.) https://www.hdg.de/lemo/bestand/ objekt/plakat-von-den-sowjetmenschen-lernen.html 20.8.2021

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Gymnastik in der Mittagspause Exercises During the Lunch Break

„After all, in the „most female society in Europe“ as the historian Lutz Niethammer called it, the female employment rate was 91%. With the equal rights of women in social, state and personal life, already anchored in the first constitution of 1949, the DDR saw an old concern of the workers‘ movement finally realised. However, there were also very tangible reasons for the promotion of women and their inclusion in almost all public areas. From the state‘s point of view, women were indispensable for the economy in view of a permanent shortage of labour. Thomas Bickelhaupt, DDR Ein fernes Land, 1949-1990, p 56 C.J. Bucher-Verlag, Munich ISBN 978-3-7658-1620-8

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Pausenlektüre: Das Magazin Reading Break: The Magazine

Das Magazin war die einzige populäre Zeitschrift in der DDR, welche monatlich eine oder mehrere Aktfotografien abdruckte. An den Zeitungskiosken waren die begehrten 3-5 Exemplare sofort vergriffen. (Die Hefte wurden als Bückware bezeichnet, weil sie meist unter dem Ladentisch verkauft wurden) ml The Magazine was the only popular magazine in the GDR that printed one or more nude photographs on a monthly basis. The coveted 3-5 copies were immediately sold out at the newsstands. (The booklets were called kippers because they were usually sold under the counter.) ml

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Freitag ab eins macht jeder seins Friday at One, Everyone Is Gone

Mit diesem Spruch verließen Scharen von Mitarbeitern freitags nicht selten schon deutlich früher als vorgeschrieben ihre Arbeitsplätze, an denen es wegen fehlenden Materials oder anderer Organisationsfehler oft ohnehin nichts mehr zu tun gab: Um eins fiel der Hammer. ml With this saying, crowds of employees often left their workplaces on Fridays much earlier than prescribed, where there was often nothing to do anyway due to a lack of materials or other organisational errors: At one o‘clock the hammer was dropped. In German, „eins“ rhymes with „seins“. ml

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Arbeiterportrait Worker Portrait Die sozialistische Kultur und Kunst hat die Aufgabe die Entwicklung sozialistische Persönlichkeiten und ihre bewusste schöpferische Tätigkeit zu fördern und zur Stärkung des sozialistischen Bewusstseins einen hohen Beitrag zu leisten. Mit neuen Werken der Literatur, der Film- und Fernsehkunst, der Dramatik und des Hörspiels, der Musik und der bildenden Künste gilt es, mit hoher künstlerischer Meisterschaft tief wirkende sozialistische Kunsterlebnisse zu vermitteln. Die große Bewegungunseres Volkes zur Aneignung der besten humanistischen und revolutionären kulturellen Tradition ist weiterzuführen und durch meisterhafte künstlerische Interpretation zu unterstützen. Dokumente des VIII. Parteitages der SED zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft 1971-1975, Abschnitt X, Zur Entwicklung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes. Dietz Verlag Berlin, 1. Auflage 1971 S. 126

The task of socialist culture and art is to promote the development of socialist personalities and their conscious creative activity and to make a great contribution to strengthening socialist consciousness. With new works of literature, film and television art, drama and radio plays, music and the visual arts, it is important to convey deeply effective socialist artistic experiences with a high level of artistic mastery. The great movement of our people towards the appropriation of the best humanist and revolutionary cultural tradition must be continued and supported through masterly artistic interpretation. Documents of the VIIIth Party Congress of the SED on the Five-Year Plan for the Development of the National Economy 1971-1975, Section X, On the Development of the Material and Cultural Level of Life of the People. Dietz Verlag Berlin, 1st edition 1971 p. 126

In der Bildenden Kunst, Malerie und Fotografie sollte der Abbildung des arbeitenden Menschen ein besondere Rolle zukommen. Für die Ausstattung der Innenräume großer Kombinate und deren Kantinen wurden überdimensionale Wandbilder in Auftrag gegeben, an Fotografen Aufträge für Fotoserien erteilt, in welchen sie die Belegschaft von Betrieben festhalten sollten. Die Regierung erwartete, dass der führenden Rolle der Arbeiter und Bauern in den Künsten, also auch in Spielfilmen, entsprochen wurde. ml In the visual arts, painting and photography, the depiction of working people was to play a special role. Oversized murals were commissioned to decorate the interiors of large combines and their canteens, and photographers were commissioned for photo series in which they were to capture the workforce of factories. The government expected that the leading role of workers and peasants in the arts, including feature films, would be fulfilled. ml

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Nachtschicht im Kontrollraum des Braunkohlekraftwerkes Night Shift in the Control Room of the Lignite Power Plant

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Aufstand der Kittelschürzen previous double page:

Revolte of Smock-frock-Apron Im Sommer 1976 fuhren entschlossene Arbeiterinnen des Stickstoffwerkes Piesteritz in Sachsen -Anhalt nach Berlin, um vor dem Staatsratsgebäude, dem Sitz des damaligen Generalsekretärs der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED) Erich Honnecker, gegen nochmals erhöhte Arbeitsnormen zu protestieren. In the summer of 1976, determined women workers from the Piesteritz nitrogen plant in Saxony-Anhalt drove to Berlin to protest against yet another increase in labour standards in front of the State Council building, the seat of the then General Secretary of the Socialist Unity Party of Germany (SED) Erich Honnecker. www.geschichtederddr.net/aufstandderkittelschuerzen 3.7.2021 - fakenews des Verfassers

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Goldmedaille für die DDR: 7 – 8 – 9 –10 Klasse page right:

Gold for the GDR In Erinnerung an die vielfache Olympiasiegerin von Montreal 1976 Kornelia Ender aus Bitterfeld (*1958) Mit besonderer Förderung des Leistungssports versuchte die DDR disziplinierte Kader zu gewinnen und das internationale Ansehen des Landes zu verbessern. Dies war Teil der Strategie, die Akzeptanz der DDR als souveräner Staat auf internationaler Ebene zu erlangen. International erfolgreiche Sportler*Innen gingen oft auf Kinder- und Jugendsportschulen (KJS), in denen Sprachen und Naturwissenschaften zu Gunsten sportlichen Trainings weniger angeboten wurden. ml In memory of the multiple Olympic champion from Montreal 1976 Kornelia Ender from Bitterfeld (*1958). With special support for competitive sports, the GDR tried to attract disciplined squads and improve the country‘s international standing. This was part of the strategy to gain acceptance of the GDR as a sovereign state on the international level. Internationally successful athletes often went to children‘s and youth sports schools (KJS), where languages and natural sciences were offered less in favor of sports training. ml

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Eine Goldmedaille für die DDR, fallengelassene Gewinnerin Gold for the GDR, Fallen Winner

Wenn die einstigen Olympiakader die Leistung nicht mehr brachten oder Kritik an der DDR übten, wurden sie fallen gelassen. Die Privilegien endeten: Während sie zunächst jahrelang ins nichtsozialistische Ausland Reisen durften und dort Spesen in Devisen erhielten, wurden sie abserviert. Gelegentlich wurden sie auch zu Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit MfS verpflichtet. ml When former Olympic cadres failed to perform or criticized the GDR, they were dropped. The privileges ended: While they were initially allowed to travel to non-socialist foreign countries for years and received expenses in foreign currency, they were dumped. Occasionally, they were also required to be employees of the Ministry for State Security MfS. ml

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Subbotnik bei der Deutschen Post „Subbotnik“ at the German Postal Service

Subottniks (in Anlehnung an das russische Wort für den sechsten Wochentag: Суббота) waren freiwillige Arbeitseinsätze ohne Entgeld für Erwachsene und Kinder. In Schulen, Klassenräume wurde renoviert, die Vorgärten gepflegt. In den höheren Klassen konnte es vorkommen, dass sich die Sobbotniks auch über eine oder zwei Wochen hinzogen, bei welchen dann die Schüler den stets akuten Arbeitskräftemangel vorübergehend ausgleichen sollten. Als Background die Dunckerstraße in Berlin-Prenzlauer Berg in einer historischen Aufnahme aus den 1980iger Jahren. ml Subottniks (in reference to the Russian word for the sixth day of the week: Суббота) were voluntary work assignments without pay for adults and children. In schools, classrooms were renovated, front gardens were maintained. In the higher classes it could happen that the Sobbotniks lasted for one or two weeks, during which the students were supposed to temporarily compensate for the always acute shortage of labor. The background is Dunckerstraße in Berlin-Prenzlauer Berg in a historical photograph from the 1980s. ml

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Und wie jedes Jahr: In die Bruderländer And as Every Year: To the Brotherlands

Die fehlende Reisefreiheit für Bürger der DDR in die westlichen Länder führte dazu, dass ab dem späten siebziger Jahren jeden Sommer eine Karawane von Trampern in Jeans und Römerlatschen auf nahezu nur einem Weg gen Süden zog: Berlin-Prag-Bratislava-Budapest-Bukarest-Rilski Monastir bzw. Nessebar am Schwarzen Meer. Aktivisten gelang es bis auf den Elbrus zu gelangen. Streckenweise fuhren die Teenager auch Zug, wuschen sich in den Bahnhofstoiletten und übernachteten auf der Margareteninsel in der Donau in Budapest oder zelteten wild an den Ortsrändern. Ungarn, hatte als einziges Land eine etwas westlichere Ausrichtung, die Schallplattenläden unterschieden sich wesentlich von denen in der DDR. So war es der Wunsch so gut wie jedes*r Reisenden, eine LP von CCR, Led Zeppelin, Pink Floyd, Deep Purple oder anderen zu erstehen und diese Trophäe dann im Rucksack die weite Strecke heil nach Hause zu bringen. Auf diese Reisen freute man sich das ganze Jahr und sparte dafür. ml The lack of freedom of travel for citizens of the GDR to Western countries led to a caravan of hitchhikers in jeans and Roman slippers heading south every summer from the late 1970s onwards, taking only one route: Berlin-Prague-BratislavaBudapest-Bucharest-Rilski Monastir or Nessebar on the Black Sea. Activists managed to get as far as Mount Elbrus. At times, the teenagers also took the train, washed in the station toilets and spent the night on Margaret Island in the Danube in Budapest or camped wildly on the outskirts of the towns. Hungary, had as the only country a somewhat more western orientation, the record stores differed substantially from those in the GDR. So it was the desire of almost every traveler to buy an LP of CCR, Led Zeppelin, Pink Floyd, Deep Purple or others and then bring this trophy in the backpack the long distance home safely. People looked forward to these trips all year and saved up for them. ml

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Nach dem Verhör previous page:

After the Interrogation

Im Februar 1986 wollten mein Freund Andreas Leupold und ich seine 1985 ausgereiste Freundin Heike P. für ein Wochenende in Prag treffen. Es war den Flüchtlingen meist über viele Jahre hinweg nicht gestattet, ihre Verwandten und Freunde in der DDR zu besuchen. Andreas wartete schon monatelang auf seine Genehmigung zur Ausreise. Wir hatten von unserem letzten Ersparten zwei Flugtickets der Interflug gekauft und wollten zurück eventuell mit dem Zug oder per Anhalter fahren. Das fehlende Rückflugticket war den Kontrolleuren am Flughafen Schönefeld aufgefallen. Wir wurden wegen Verdachts auf geplante Republikflucht vorläufig festgenommen, in zwei Wolgas in die Stasi-Zentrale in die Magdalenenstraße gefahren und die ganze Nacht lang ohne Pausen verhört. Als sich dadurch der Verdacht nicht weiter aufrecht erhalten ließ, wurden wir wieder entlassen. Am Morgen trotteten wir von den Fragen zermürbt und gedemütigt zur U-Bahn in Berlin Friedrichshain. Unsere Flugtickets waren verfallen und das Treffen in Prag war gescheitert.

In February 1986, my friend Andreas Leupold and I wanted to meet his girlfriend Heike P., who had left Germany in 1985, for a weekend in Prague. Refugees were usually not allowed to visit their relatives and friends in the GDR for many years. Andreas had been waiting for months for his permission to leave the country. We had bought two Interflug airline tickets from our last savings and wanted to go back possibly by train or by hitchhiking. The missing return ticket was noticed by the inspectors at Schönefeld Airport. We were temporarily arrested on suspicion of planned Republikflucht, driven in two Wolgas to the Stasi headquarters in Magdalenenstrasse and interrogated all night long without breaks. When the suspicion could not be sustained, we were released. In the morning, worn down and humiliated by the questions, we trotted to the subway in Berlin Friedrichshain. Our plane tickets had expired and the meeting in Prague had failed.

Matthias und Andreas Leupold, beide Jahrgang 1959, Zeitzeugen

Matthias and Andreas Leupold, both born in 1959, contemporary witnesses

rechte Seite:

Schild und Schwert der Partei: Wachregiment „Felix Dzierzynski“ page right:

Shield and Sword of the Party: Guards Regiment „Felix Dzierzynski“

Meinen 23. Geburtstag 1982 erlebte ich in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in Hohenschönhausen. Die Gänge waren mit Signaldrähten und Lichtanlagen gesichert, sodass ich nie einem Mitgefangenen begegnen konnte, der nicht in der gleichen Zelle untergebracht war. Man wurde von den Bewachern nie mit Namen sondern nur mit einer Nummer angesprochen. Das Druckmittel der Entpersonalisierung verstand man sehr gut einzusetzen. Die Zelle verließ man nur, um zum Vernehmer geführt zu wurden, auf dem Weg zur täglichen Freistunde, zum Arzt oder einmal wöchentlich zum Duschen. Einen Rechtsanwalt bekam ich nicht, telefonieren war nicht gestattet. Erst nach acht Tagen Einzelhaft war es mir erlaubt worden, wöchentlich und unter Aufsicht einen Brief an meine Angehörigen zu schreiben, der nicht länger als eine A4 Seite sein durfte. Nach einem Monat Gefangenschaft wurde ich wegen Nichtanzeige von Verbrechen gegen die DDR angeklagt, weil ich den Behörden nicht von den Republikfluchtplänen meines Freundes Jürgen D. berichtet habe.

I spent my 23rd birthday in 1982 in the remand prison of the GDR‘s Ministry of State Security in Hohenschönhausen. The corridors were secured with signal wires and lights, so that I could never meet a fellow prisoner who was not housed in the same cell. You were never addressed by name by the guards, only by a number. The pressure of depersonalization was used very well. One left the cell only to be led to the interrogator, on the way to the daily free period, to the doctor or once a week to take a shower. I was not given a lawyer, and I was not allowed to use the telephone. Only after eight days in solitary confinement was I allowed to write a weekly letter to my relatives under supervision, which was not allowed to be longer than one A4 page. After one month of imprisonment, I was charged with failure to report crimes against the GDR because I had not told the authorities about my friend Jürgen D.‘s plans to flee the Republic. The trial took place in Frankfurt/Oder. I never received a verdict.

Der Prozess fand in Frankfurt/Oder statt. Ein Urteil habe ich nie erhalten. In den 1990er Jahren wurde ich rehabilitiert. Jürgen war zu zwei Jahren und 10 Monate Haft verurteilt worden. Erst 1985 durfte er zu seinem Bruder nach Hamburg ausreisen. Unsere Freundschaft war für immer gebrochen. ml

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I was rehabilitated in the 1990s. Jürgen was sentenced to two years and 10 months in prison. It was only in 1985 that he was allowed to leave to join his brother in Hamburg. Our friendship was broken forever. ml


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Freistunde (vorherige Doppelseite)

Yard Time (previous douple page)

Während der Freistunde in der Zentralen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR im Berliner Bezirk Lichtenberg verbrachten die Häftlinge 30 Minuten in den mit Maschendrahtzaun gedeckelten Freigangboxen an der Außenseite der Anstalt (auch als „Tigerkäfige“ bezeichnet). Selbst bei Regen und niedrigen Temperaturen trug man nur den einheitlich blauen Trainingsanzug, der Anstaltskleidung war, und braun-gelb karierte Pantoffeln. Manchmal erhaschte der Blick einen Vogel. Nur mit Mühe waren in einer Ecke die obersten Stockwerke eines weit entfernten Neubaublocks zu erkennen. Die Freigangzellen wurden von einem bewaffneten Bereitschaftsposten bewacht, der auf dem Laufsteg über den Zellen patrouillierte. Anlehnen an die Mauer und Hinhocken waren eigentlich verboten. ml During the free hour at the central remand prison of the GDR‘s Ministry of State Security in the Berlin district of Lichtenberg, prisoners spent 30 minutes in the open-air boxes covered with wire mesh fencing on the outside of the prison (also known as „tiger cages“). Even in the rain and low temperatures, they wore only the uniform blue tracksuit that was prison clothing and brown and yellow checkered slippers. Sometimes the gaze caught a bird. Only with difficulty could the top floors of a distant new building block be made out in one corner. The day release cells were guarded by an armed riot guard who patrolled the catwalk above the cells.

„Es gibt nur eine Wahrheit.“ „There Is Only One Truth.“ Zitat der Ansprache eines Vernehmer in der Zentralen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR im Berliner Bezirk Lichtenberg, Gedächtnisprotokoll, ml Quote: Interrogator in the central pre-trial detention center of the Ministry for State Security of the GDR in the Berlin district of Lichtenberg, Gedächtnisprotokoll, ml Während meiner Haft hatte ich nur einen Wunsch: Irgendwie durch die Tür entkommen zu können. ml During my imprisonment, I had only one wish: to somehow escape through the door. ml

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Der Jahrhundertschritt, nach Wolfgang Mattheuer, 1984 The century step, after Wolfgang Mattheuer, 1984

„Da hat er uns wieder mal einen ordentlichen Sprengsatz untergeschoben!“, ließ ein leitender Kulturfunktionär der SED-Bezirksleitung mit gepresster Stimme vernehmen, als er während seines Rundgangs durch die 11. Kunstausstellung des Bezirkes Leipzig Anfang Mai 1985 auf die Plastik „Jahrhundertschritt“ von Wolfgang Mattheuer stieß. „He‘s foisted a real explosive device on us again!“ a senior cultural official of the SED district leadership let slip in a pressed voice when he came across the sculpture „Jahrhundertschritt“ by Wolfgang Mattheuer during his tour of the 11th art exhibition of the Leipzig district at the beginning of May 1985. https://zeithistorische-forschungen.de/2-2005/4587 2.7.2021

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Umerziehung der Vögel, I Für Hans-Hendrik Grimmling Re-Education of the Birds, I For Hans-Hendrik Grimmling

Selbstzeugnis: Für alle Gedanken des Eingesperrtseins aber auch anderer Bedrängnisse, ... suchte ich ... reduzierte Bildmetaphern. Es ... wuchs die Idee, in Triptychen zu arbeiten, wo auf den Seitenteilen das Aufsteigen und Stürzen sichtbar wird, Im Mittelteil die Verstrickung in beides und dadurch die Aussichtslosigkeit am Sein... Ich fand in den Stasi-Akten eine dubiose Wertschätzung meiner Person, in der die ‚Umerziehung der Vögel‘ die Wirkung erzielte, die ich beabsichtigt, von der ich aber vergeblich mehr Skandal und Aufsehen durch eine größere Öffentlichkeit erwartet hatte. Hans-Hendrik Grimmling, Die Umerziehung der Vögel, Autobiografie, Mitteldeutscher Verlag, 2008, S. 123, Referenzgemälde 1977/78

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Umerziehung der Vögel, II Für Hans-Hendrik Grimmling Re-Education of the Birds, II For Hans-Hendrik Grimmling Self-testimony: For all thoughts of being imprisoned but also of other afflictions, ... I sought ... reduced metaphors. It ... the idea grew to work in triptychs, where on the side parts the rising and falling becomes visible, in the middle part the entanglement in both and thereby the hopelessness of being ... Hans-Hendrik Grimmling, Die Umerziehung der Vögel, Autobiographie, Mitteldeutscher Verlag, 2008, S. 123, Reference painting 1977/78

I found in the Stasi files a dubious appreciation of my person, in which the ‚re-education of the birds‘ achieved the effect I intended, but from which I had expected in vain more scandal and sensation by a larger public. Hans-Hendrik Grimmling, Die Umerziehung der Vögel, Autobiography, Mitteldeutscher Verlag, 2008, S. 123, Reference painting 1977/78

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In Memory of Christiane P. (1959-2013) Foto 1985

Meine Schulfreundin Christiane P. fiel das Formulieren leicht und sie hatte eine schöne Schreibschrift. Als gewählte Gruppenratsvorsitzende und Schriftführerin, betreute sie jahrelang das Gruppenbuch unserer Klasse in der Anton-Saefkow-Schule. My school friend Christiane P. found it easy to formulate and she had a beautiful handwriting. As elected group council chairwoman and secretary, she looked after the group book of our class at the Anton Saefkow School for years.

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Mitwirkende an den szenischen Fotografien Participants in the staged photographs Darsteller*Innen | Performer Marharyta Pshenitsyna Tim Bentlin, Laura Maria Görner Yozy Zhang, Domenik Lücke, Imogen Burell, Christoph Büttner, Daniel Albert Jérôme Depierre, Cindy Köhler, Emilia Holstein, Uwe Schröder Mara Stäbert, Anika Zachow, Nikol Fales, Lea Weigert, Olga Romanchuk Beratung | Consulting Andreas Leupold, Ronald Galenza Steffie Ketzscher, Robert Conrad, Andrej Glusgold, Volker Pook Redaktionelle Mitarbeit | Editorial collaboration Lilian Leupold Visagistin*nnen | Styling Lucrezia Rossi, Antina, Abi Shehu Styling | Licht | Assistenz | Light | Assistance Laura Maria Görner, Tim Bentlin, Jérôme Depierre Leander Rambichler-Praxmaer, Phillip Zwanzig Bildbearbeitung | Postproduction Anna Nahr Kostüm | Costume Anne Becker, Adlershofer Fundus Technische Beratung | Technical consulting Eric Berg

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Matthias Leupold, 1959 in Ost-Berlin geboren. Erste Fotos entstehen mit Freunden, vor allem mit Andreas Leupold (*1959) und Andreas Hentschel (*1959-2015), die sich lose unter dem Gruppennamen Nach uns die Zukunft trafen und von 1983-1986 Parallelwelten als visuellen Affront zur sozialistischen Realität fotografisch inszenierten und u.a. in Berlin, Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz), und Dresden ausstellten. 1986 reiste Leupold legal nach West-Berlin aus, nachdem Ausstellungen im Bauhaus Dessau und in der Hochschule der Künste Dresden (beide 1986) von den staatlichen Organen der DDR verhindert worden waren. Er studierte an der Universität der Künste Berlin Visuelle Kommunikation bei Prof. Harry C. Suchland und war ebendort Meisterschüler bei Prof. Ludwig Thürmer. 1997 bis 1998 erhielt er ein Arbeitsstipendium der Villa Massimo in Rom. 2003 wurde zu einer ersten Retrospektive das Buch Die Vergangenheit hat erst begonnen – Szenische Fotografien, im Schaden Verlag Köln veröffentlicht. Ca. 200 seiner Fotoarbeiten befinden sich privaten und öffentlichen Sammlungen, wie der Berlinischen Galerie, dem Kunstmuseum Moritzburg in Halle/Saale sowie dem SFMOMA-San Francisco Museum of Modern Art. Leupold erhielt 2008 den Bronze Award Best Photographer Lianzhou Photo Festival, China für die Bildfolge Fahnenappell–Szenische Fotografien zur III. Deutsche Kunstausstellung in Dresden 1953 (Berlin 1988/89). Von 2007 bis 2014 war er Rektor der BTK – Hochschule für Gestaltung, die er mitbegründet (u.a. auch mit HansHendrik Grimmling) und ist bis heute Professor für künstlerische Fotografie und digitale Bildmedien an der Nachfolgeinstitution University of Europe, Berlin. Seit 2012 entstehen für die Leupold Film Production Berlin mehrere Dokumentarfilme zu gesellschaftlich brisanten Themen in Vietnam, Rumänien, der Schweiz, im Libanon und in Albanien, die in zahlreichen internationalen Filmfestivals und von verschiedenen TV-Stationen gezeigt werden. 2015: Grand Prize Documentary Feature Award of SR–Socially Relevant Film Festival New York für Lighter than Orange–The Legacy of Dioxin in Vietnam. 2019 rief er mit befreundeten Fotokünstler*innen die Gruppe Engelberg ins Leben. Leupold lebt und arbeitet in Berlin. Matthias Leupold wird von der Galerie Photo Edition Berlin vertreten. www.photoeditionberlin.com www.matthiasleupold.com www.leupoldfilmproduction.berlin #matthiasleupoldberlin


Matthias Leupold, Born in East Berlin in 1959. First photographs were taken with friends, especially Andreas Leupold (*1959) and Andreas Hentschel (*1959-2015), who met casually under the group name After Us, the Future and from 1983-1986 staged parallel worlds photographically as a visual affront to socialist reality and exhibited them in Berlin, Karl-Marx-Stadt (today: Chemnitz) and Dresden, among other places. In 1986 Leupold legally left for West Berlin after exhibitions at the Bauhaus Dessau and the Hochschule der Künste Dresden (both in 1986) were prevented by the GDR state organs. He studied visual communication in the class of Prof. Harry C. Suchland at the Berlin University of the Arts and was a master student there with Prof. Ludwig Thürmer. From 1997 to 1998 he received a working scholarship from the Villa Massimo in Rome. 2003 the book The Past Has Only Just Begun – Staged Photographs was published by Schaden Verlag Cologne to accompany a first retrospective. Approximately 200 of his photographic works are in private and public collections, such as the Berlinische Galerie, the Kunstmuseum Moritzburg in Halle/Saale and the SFMOMA-San Francisco Museum of Modern Art. Leupold received the Bronze Award Best Photographer Lianzhou Photo Festival, China in 2008 for the series of images Flag Raising Ceremony-Staged Photographs to the 3rd Art Exhibition in Dresden 1953 (Berlin 1988/89). Since 2007 he was dean (until 2014) of the BTK - University of Design, which he co-founded (among others with Hans-Hendrik Grimmling) and professor of artistic photography and digital image media at the successor institution University of Europe, Berlin. Since 2012, Leupold Film Production Berlin has produced several documentaries on socially explosive topics in Vietnam, Romania, Switzerland, Lebanon and Albania, which have been shown in numerous international film festivals and by various TV stations. 2015: Grand Prize Documentary Feature Award of SR-Socially Relevant Film Festival New York for Lighter than Orange-The Legacy of Dioxin in Vietnam. In 2019, he co-founded the Engelberg group with fellow photo artists. Leupold lives and works in Berlin.

Matthias Leupold is represented by Galerie Photo Edition Berlin. www.photoeditionberlin.com www.matthiasleupold.com www.leupoldfilmproduction.berlin #matthiasleupoldberlin

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u.v.a. Support:

Unterstützung durch die Stiftung Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Support from the Berlin-Hohenschönhausen Memorial Dr. Helge Heidemeyer, Leiter Sarah Brumm, Malin Sophie Martin

Marion Steinbrück, Berliner Ensemble Thomas Hubrich, Kraftwerk Plessa Matthias Goßler, Kulturpalast Bitterfeld Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst Uta Mühlisch, Bianca Schröder

Impressum Photo Edition Berlin Gunther Dietrich © Alle Fotografien Matthias Leupold Layout Laura Maria Görner Druckerei | Printer Englische Übersetzung | English translation Lawrence Conrad Berlin 2021/22

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