Mitteilungsblatt Januar - März 2017

Page 1

Thüringer Pfarrverein

Nr. 1 | 7. Jahrgang 2017

Januar / Februar / März 2017

Januar - März 2017

3 Editorial 4 Einladung zum Pfarrertag am 26. April 2017 10 Wochenende für Angehörige im Pfarrhaus 10 Ein Pfarrerschicksal aus dem Thüringer Pfarrerbuch 14 Adressänderung Vorsitz Pfarrverein / Pfarrvertretung 15 Vortrag von Dr. K.-E. Hahn: Kirche und Politik 25 Interview mit Christian Lehnert: Von der Schönheit des christlichen Glaubens 32 Geburtstage


Thomas Bickelhaupt

Was Pfarrer so treiben Eine Spurensuche Broschur, 13,5 × 20,5 cm, 216 Seiten ISBN 978-3-86160-274-3, 14,90 Euro

Ein Streifzug durch Literatur, Gartenbau, Völkerkunde, Mathematik, Astronomie und Technik, Sozialwesen, Mission und Politik.

Heinz Stade, Thomas A. Seidel

Unterwegs zu Luther Das Reisebuch Klappenbroschur, 11 × 19 cm, 240 Seiten ISBN 978-3-86160-276-7, 12,90 Euro

Die taschentaugliche aktualisierte und erweiterte Version unseres Klassikers: eine vergnüglich zu lesende Einladung in rund 50 Lutherorte von Heinz Stade. Die meditativen Miniaturen von Thomas A. Seidel geben Einblick in Luthers Kerngedanken. Mit einer Kurzvorstellung des „Lutherweges“.

Wartburg Verlag Lisztstraße 2a • 99423 Weimar • Telefon (0 36 43) 24 61 44 E-Mail buch@wartburgverlag.de • www.wartburgverlag.de

2

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


Editorial

von Christin Ostritz, Pfarrerin in Bad Kösen und Beauftragte für Soziales und Beihilfen Liebe Schwestern und Brüder im Thüringer Pfarrverein, ich grüße Sie herzlich mit der Jahreslosung: „Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch.“ (Hesekiel 36,26) und wünsche Ihnen allen Gottes Segen für 2017, Gesundheit, Freude und Kraft, für Ihren Dienst in unserer Landeskirche. In diesem Jahr blicken wir als Christen lutherischer Konfession natürlich auf die vielfältigen Feierlichkeiten zum Reformationsgedenkjahr und als Bürger der Bundesrepublik Deutschland auf die bevorstehende Bundestagswahl, zwei Ereignisse, die sowohl in unseren Gemeinden als auch unter uns Mitarbeitenden im Verkündigungsdienst für Gesprächsstoff sorgen werden. Zu anregenden Diskussionen laden wir unsere Mitglieder auch dieses Jahr wieder im Rahmen von zwei interessanten Tagungen ein: dem Pfarrertag am 26.04. in Neudietendorf (näheres Seite 4) sowie natürlich zur unserer jährlichen Mitgliederversammlung am 20.09. gleichfalls in Neudietendorf (näheres Seite 8). Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung dazu. Auch 2017 werden wir wieder für die Anliegen unserer Mitglieder da sein. Schon jetzt wirft die von der Synode beschlossene Strukturreform ihre Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

Schatten voraus. Da ist es gut zu wissen, dass Martin Michaelis, unser Vereinsvorsitzender, auch als Vorsitzender der Pfarrvertretung der EKM wiedergewählt worden ist. Er kann sich nun die nächsten 6 Jahre, dankenswerterweise in Vollzeit, dieser Aufgabe widmen (näheres Seite 14). Darum, liebe Schwestern und Brüder zögern Sie nicht, zum Telefon zu greifen, wenn der Schuh drückt. Wir sind für Sie da! Ansonsten finden Sie in diesem Heft wieder viele interessante Beiträge, die unsere Redakteurin Gabriele Schmidt (Pastorin i. R.) zusammengestellt hat. Ich wünsche Ihnen nun erkenntnisreiche Freude beim Lesen. Gott befohlen! Ihre 3


Einladung zum Pfarrertag am Mittwoch, dem 26. April 2017 im Zinzendorfhaus in Neudietendorf

Pfarrers Kinder, Müllers Vieh geraten selten oder nie

Psychosoziale Einflüsse des Lebens im Pfarrhaus: Chance oder Verhängnis 1. Diplom-Psychologin Gabriele Kluwe-Schleberger, Thüringer Trauma Netzwerk, Internatio

nales Zentrum für Integrative Traumaarbeit (ThüTZ)

Entnazifizierung in der Thüringer Landeskirche

Der Thüringer Weg: Nachrede und Realität 2. Oberkirchenrat in Ruhe Walter Weispfenning, Jurist und Rechtsdezernent der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen von 1991 bis 2002

Ablauf: 10.00 Uhr Andacht 10.15 Uhr Referat: Dipl.-Psych. Gabriele Kluwe-Schleberger, Rohr 12.30 Uhr Mittag 13.15 Uhr Referat: Oberkirchenrat i.R. Walter Weispfenning, Kassel anschließend gegebenenfalls Informationen zur Vereinstätigkeit Ende gegen 16 Uhr.

4

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


1. Welches Pfarrerskind hat diesen Satz aus dem Titel des Vortrags nicht zumindest gefühlt dutzende Male zu hören bekommen! Wer ihn aussprach, meinte sicher, besonders witzig zu erscheinen. Aber wer ihn hörte, musste sich dazu stellen, wenn er sich nicht zurückziehen wollte. Als Tochter oder Sohn eines Pfarrers oder einer Pastorin scheint eine Sonderrolle zwischen heilig und wunderlich vorprogrammiert zu sein, die schnell zur Außenseiterposition mutiert. Ganz besonders verbreitet war das unter den Bedingungen des sozialistischen Schulsystems. Unter dem Druck der öffentlichen Wahrnehmung einer ganzen Gemeinde aufzuwachsen, war und ist für Kinder nicht leicht - und auch nicht für die Eltern. In der zweiten, eher unbekannten Vershälfte kommt der Anspruch zum Ausdruck: „Wenn dann doch mal eins gerät, ist’s von erlesener Qualität.“ Einerseits wird die Familie im Pfarrhaus zur Projektionsfläche für alle nur denkbaren Moralvorstellungen, auch für solche, die andere längst nicht mehr zu erfüllen bereit sind, andererseits wird geradezu darauf gelauert, ob diese denn dort ebenfalls erfüllt werden. Jeder Fehltritt bei der Erziehung und der Entwicklung der Kinder könnte zu selbstberuhigender Häme Anlass geben. Ausgewertet wird es auf jeden Fall. Folgenlos kann das nicht bleiben. Wie geht man damit um, als Pfarrerskind oder als Mutter und Vater? Rückzug, Protest, Arbeitseifer, Geltungsdrang, das sind nur einige Varianten. Aus psychotherapeutischer Sicht einmal dahinter zu schauen, verspricht interessant zu werden. Pfarrers-

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

kinder sind zu diesem Vortrag ebenfalls herzlich eingeladen.

In der Vorbereitung des Vortrags wird die Mitarbeit von „Pfarrerskindern“ gebraucht! Bitte umblättern ! 2. Welchen Ruf hatte die Thüringer Landeskirche, wenn es um den Umgang mit dem Nationalsozialismus ging und vor allem mit denen, die ihn bis 1945 in der Kirche vertraten? Die Namen Leutheuser, Sasse und auch Grundmann fallen in diesem Zusammenhang, mehr aber meist auch nicht. Durch sie ist die Wahrnehmung der Vergangenheit oft geprägt. Doch ist das vollständig? Oberkirchenrat i.R. Walter Weispfenning hat sich mit den Akten der Entnazifizierung in Thüringen gründlich befasst und das Vorgehen in Thüringen dokumentiert und mit anderen Bereichen verglichen. Spätere Generationen laufen Gefahr, sich zum Richter ihrer Vorfahren zu machen, aus der Sicht zurück und mit dem Wissen um den Ausgang einer Entwicklung Verhaltensweisen zu be- oder auch zu verurteilen. Hinterher schlauer zu sein, ist aber keine Kunst, sondern eine Selbstverständlichkeit. Der Vortrag wird schlicht präsentieren, was wie gemacht wurde. Wir können es zur Kenntnis nehmen, um daraus zu lernen und die richtigen Schlüsse zu ziehen, nicht über die Menschen von damals, sondern für unser Tun und Lassen, welches später andere aufarbeiten werden. Ob wir hinterher klüger waren, wird sich also erst noch zeigen, falls wir Glück haben. Der Vortrag mit seinen Erkenntnissen kann 5


uns zu diesem Glück helfen. Weitere Informationen zu diesem Vortrag finden Sie nebenstehend.

Wegen der Planung wird um Anmeldung bis zum 3. April 2017 per Post, Fax oder E-Mail gebeten an:

Synodale, Mitarbeiter und Kirchenbeamte sind ebenfalls zu dieser Veranstaltung herzlich eingeladen. Selbstverständlich sind Gäste über landeskirchliche Grenzen hinaus wieder willkommen. Das Mittagessen ist frei. Die anfallenden Fahrtkosten werden Mitgliedern des Thüringer Pfarrvereines erstattet. Um Bildung von Fahrgemeinschaften wird gebeten.

Frau Heide Tomschke-März Berggasse 2 96523 Steinach Tel.: 036762/32203 Fax: 036762/12495 E-Mail: pfarrverein-buero@web.de Formular Seite 9

Pfarrers Kinder, Müllers Vieh geraten selten oder nie Mitarbeit erwünscht!

Zu diesem Thema werden wir am 26. April 2017 einen Vortrag von DiplomPsychologin Gabriele Kluwe-Schleberger, Thüringer Trauma Netzwerk, hören. Gern würde die Referentin dazu Erlebnisberichte einbeziehen, die Einblick geben in Freud und Leid des Lebens im Pfarrhaus, Erlebnisse, die als förderlich oder hinderlich für den weiteren Lebensweg empfunden wurden, oder auch etwas, das einfach ganz normal war. Wer mag, gänzlich unabhängig von Alter und Beruf, ist herzlich eingeladen, seine Erinnerungen zur Verfügung zu stellen. Dabei können Sie selbstverständlich bestimmen, wie mit Ihren Texten umgegangen werden soll, ob Ihre Berichte absolut vertraulich zu be6

handelt sind oder anonymisiert in den Vortrag einfließen dürfen. Pfarrerskinder, auch die, welche nicht wieder selbst den Beruf der Eltern gewählt haben, sind herzlich zu diesem Tag eingeladen. Die Mitglieder des Pfarrvereins werden gebeten, darauf aufmerksam zu machen. Bitte schicken Sie die Erlebnisberichte per Mail oder Post bis zum 15. März 2017 an: Pfrn.i.R. Gabriele Schmidt Redaktion Mitteilungsheft Vorstand Thüringer Pfarrverein Obere Burgstraße 6a 01796 Pirna Mail: g.w.j.schmidt@t-online.de Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


Entnazifizierung in der Thüringer Landeskirche Weitere Informationen zum Vortrag von Oberkirchenrat i.R. Walter Weispfenning in Neudietendorf am 26. April 2017 OKR i.R. Walter Weispfenning, aus Kurhessen-Waldeck stammender Rechtsdezernent der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen von 1991 bis 2002, hat nach Abschluss seiner Untersuchung über die Stasibelastung Thüringer Pfarrer in einer mehrjährigen Untersuchung die erreichbaren Entnazifizierungsakten aller Thüringer Pfarrer ausgewertet und legt nunmehr unter Einbeziehung des rechtlichen Umfeldes seinen Bericht vor. Hintergrund für die Arbeit war die Situation Anfang 2000: Das Wissen darum, dass die Thüringer Kirche in kirchlichen Kreisen in der DDR weithin als „Schmuddelkind“ galt, war noch präsent. Der Grund für den früher schlechten Ruf: Zwischen 1933 und 1945 war der NS-/ DC-Einfluss in der Thüringer Evangelischen Kirche besonders stark. Seit 1958 schlug Landesbischof Mitzenheim unter dem Einfluss von OKR Lotz den sog. „Thüringer Weg“ ein, auf dessen Grundlage sich die Thüringer Kirche stärker als andere Kirchen in der DDR mit dem Staat arrangierte und so die Solidarität mit den anderen Kirchen strapazierte. Dieser Ruf mag mit dazu beigetragen haben, dass in der kirchengeschichtlichen Forschung die Meinung vorherrschend war, dass die Thüringer Kirche Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

ihre Pfarrer- und Mitarbeiterschaft nicht in angemessenem Maß entnazifiziert (bzw. von NS-/DC-Geist gereinigt) habe. Die Vorwürfe reichten (vereinzelt noch heute) bis dahin, dass gar nicht wirklich entnazifiziert worden sei, weswegen in dieser Kirche durchgehend von 1933 bis in die 60er/70er Jahre hinein DC-Geist das kirchliche Leben geprägt habe. Für die Bewertung der Entnazifizierung sind gewisse Grundkenntnisse hilfreich: Während in den Westzonen die Länder alle belasteten Personen entnazifizierten und die Kirchen (nur) zu entscheiden hatten, ob sie weitere Maßnahmen ergreifen, überließ die Sowjetische Militäradministration (SMA) die Entnazifizierung der Pfarrer weitgehend den Kirchen mit Ausnahme des kategorischen Verlangens, dass niemand, der nationalsozialistisch gesinnt gewesen sei, in der Leitung der Kirche mitwirken dürfe. Dementsprechend verantworteten die Kirchen in der SBZ die Entnazifizierung nach kirchlichen Kriterien weitgehend ohne staatliche Eingriffe - aber mit zwei unterschiedlichen Konzeptionen: Bei der Mehrzahl der Kirchen stand auf Empfehlung des Rats der EKD die Integration der früheren NS-/DCPfarrer ganz im Vordergrund; zu dienstrechtlichen Maßnahmen, gar Entlassungen sollte es nur in Ausnahmefällen kommen. Die Thüringer Kirche übernahm hingegen weitgehend die staatlichen Regeln für öffentliche Bedienstete, wandelte sie aber dahingehend ab, 7


dass anders als beim Land individuelle Gesichtspunkte berücksichtigt werden müssten, was praktisch bedeutete, dass die Kirche bereit war, zusätzliche Entlastungsgründe anzuerkennen. Ergebnis in der Thüringer Kirche: 81 Pfarrer entlassen; weitere 60 Pfarrer entlassen, aber kommissarisch auf Bewährung eingesetzt; 61 auf andere Weise gemaßregelt. Da die Entnazifizierung in der DDR im April 1948 von der SMA für beendet erklärt wurde, konnten von da an auch auf Dauer entlassene Pfarrer wieder angestellt werden. Eine Reihe von entlassenen Pfarrern wurde darüber hinaus im Westen angestellt. Als grobes Ergebnis lässt sich festhalten: Fast alle kommissarisch Entlassenen sind wieder als Pfarrer festangestellt worden, nachdem der zuständige

Superintendent, der Visitator und LKR insgesamt bestätigt hatten, dass sie ihren Dienst im Sinn der neu geordneten Kirche treu und loyal versehen, und nachdem der Kirchenvorstand sie zum Pfarrer gewählt hatte. Daraus lässt sich Amit aller Vorsicht feststellen, dass die Entnazifizierung in der Thüringer Evangelischen Kirche erfolgreich verlaufen ist. Im Referat selbst wird die Situation der Pfarrer an konkreten Beispielen verdeutlicht. Kassel, den 4. Januar 2017 Walter Weispfenning Teile der Untersuchung werden in den folgenden Mitteilungsheften des Thüringer Pfarrvereins veröffentlicht.

Hinweis - Termin bitte vormerken ! Mitgliederversammlung des Thüringer Pfarrvereins am 20. September 2017, 10 Uhr Mit Vorstandsbericht und Bericht des Schatzmeisters

8

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


Anmeldung zum Pfarrertag am 26. April 2017 im Zinzendorfhaus in Neudietendorf

Hiermit melde ich mich verbindlich zum Thüringer Pfarrertag am 26. April 2017 an.

Name: Anschrift:

Tel./Fax: E-Mail: Ich nehme am Mittagessen teil: Ja / nein Ich bin Mitglied des Thür. Pfarrvereins : Ja/ nein

Ort, Datum, Unterschrift Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

9


Die Leichtigkeit des Seins – Humor im Alltag

Wochenende für Angehörige im Pfarrhaus und Pfarrerinnen Freitag | 24. März 17.00 Uhr bis Sonntag | 26.März| 13.00 Uhr Wir wollen an diesem Wochenende darüber nachdenken, wie wohltuend Humor für unseren Alltag ist/ sein kann. Humor ist nicht einfach nur gute Laune. Ohne Humor wird das Leben traurig und langweilig, während Lachen der Seele gut tut. Hat Gott Humor? Ist Humor eine Gabe von Gott? Was kann ich mit Humor in meinem Leben verändern, was ich ohne Humor nie schaffen würde? Haben Sie schon mal daran gedacht humorvoll zu scheitern? Dies sind nur einige Gedanken, die wir gern an diesem Wochenende zusammen mit Steffen Schulz (Clown Leo) mit Worten und Werken humorvoll betrachten möchten. Das Wochenende wendet sich gezielt an Menschen, die im Pfarrhaus leben. Am Samstag

gibt es eine Kinderbetreuung für Kinder ab 3 Jahren. Viele Kirchenkreise in der Propstei Eisenach-Erfurt zahlen die Kosten entsprechend der Richtlinien für die Fortbildungskosten. Bitte bei den Kirchenkreisen erkundigen und beantragen. Ansprechpartnerin: Frauke Wurzbacher-Müller Referent: Steffen Schulz Ort: Burg Bodenstein Kosten für Erwachsene: 82,00 € Kosten für Kinder: sind nach Alter gestaffelt, bitte erfragen. Anmeldungen werden nach Datum des Eingangs berücksichtigt und sind zu richten an: frauke.wurzbacher-mueller@ekmd.de

Ein Pfarrerschicksal: Josua Bar Abraham in Eschenbergen Aus dem Thüringer Pfarrerbuch

Die Kirchgemeinde Eschenbergen bei Gotha hatte von 1734 - 1782 einen Pfarrer, der auf recht ungewöhnlichen 10

Wegen dahin kam: Friedrich Albrecht Augusti1. Dieser Pfarrer wurde 1691 in 1 Thüringer Pfarrerbuch (ThPfb, Band 1, S. 128f. Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


Frankfurt an der Oder geboren, Er hieß damals Josua Bar Abraham Eschel. Sein Vater, der reiche und gelehrte Juwelier Abraham Eschel, stammte aus einer ursprünglich venezianischen jüdischen Familie. Seine Mutter Rebekka Pinto war eine portugiesische Jüdin aus Amsterdam. Seit seinem vierten Lebensjahr wurde der kleine Josua von seinem Vater unterrichtet, so dass er bald gut lesen konnte. Jede Woche lernte er einen hebräischen Psalm auswendig. Auch die Thora (5 Bücher Mose) wurde gelernt. Dazu hatte sie sein Vater in Fragen und Antworten formuliert. Das Gedächtnis des Jungen wurde so frühzeitig entwickelt, er wurde zum Nachdenken angeregt und auch selbst in die Lage versetzt, anderen Fragen vorzulegen. Als er zehn Jahre alt war, starb sein Vater. Er selbst wollte aber das väterliche Geschäft nicht übernehmen, sondern lieber studieren. Bevor es dazu kam, überredete er den gelehrten jüdischen Arzt Aaron Bar Jekutiel aus Babylon, ihn mit auf eine Reise nach Jerusalem zu nehmen. Sie gelangten durch Polen, Litauen und das Tatarengebiet bis auf die Krim. Dort wurde die Reisegesellschaft von einer tatarischen Räuberbande überfallen. Josua Eschel wurde gefesselt über ein Pferd gelegt, so dass ihm das Brustbein auf dem langen Weg eingedrückt wurde. Am Schwarzen Meer auf einem Sklavenmarkt verkauft und auf ein Schiff gebracht, versprach ihm dort ein alter Türke, der früher selbst Jude gewesen war, die Freiheit wenn er zum Islam überträte. Josua aber blieb standhaft. Als das Schiff in einen Sturm sank, konnte er sich bis auf eine Klippe retten, wo er nach drei Tagen aufgefischt Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

wurde, um erneut als Sklave verkauft zu werden. Sein neuer Herr war ein Kaufmann aus Smyrna. Auf der Reise dorthin kaufte ihn ein jüdischer Kaufmann, - der äußerlich zum Islam übergetreten war. Dieser brachte dann die jüdische Gemeinde von Smyrna dazu dass sie Josua Eschel von ihm für 100 Taler freikaufte. Auf der Heimreise erkrankte der Befreite an der Pest, kam aber dann doch wohlbehalten zu seinem Onkel, dem Landesrabbiner Josua Eschel in Lublin. Er studierte in Krakau und Prag, den damaligen Hochburgen der jüdischen Wissenschaft. Weitere Studien sollten in Italien, England und Holland folgen. Zunächst musste er jedoch als Schiedsrichter die Streitigkeiten im Bereich des Oberrabbiners von Halberstadt schlichten. Diese Aufgabe führte ihn auch in das Haus des gelehrten Hofjuden Wallich in Sondershausen. Bei dessen Abwesenheit wurde im November 1720 sein Haus von Dieben überfallen, Josua Eschel wurde geknebelt und so schwer misshandelt, dass er erst drei Tage danach wieder sprechen und sich erinnern konnte und lange Zeit gepflegt werden musste. In einen schweren inneren Zwiespalt kam er durch seine theologischen Gespräche mit dem Fürsten Günther I. von Schwarzburg und dem Sondershäuser Superintendenten Dr. Michael Reinhardt2. Anfang 1722 erklärte er, er wolle zur christlichen Kirche übertreten und sich taufen lassen, obwohl ihm Dr. Reinhardt ernst und öffentlich davon abriet. Er beharrte jedoch auf seinem Entschluss und wurde nach einem drei2 ThPfb, Band 2, S. 317 11


vierteljährigen Unterricht am Ersten Weihnachtsfeiertag 1722 auf den Namen Friedrich Albrecht Augusti getauft. Der Fürst von Schwarzburg und Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha übernahmen die Patenschaft. Friedrich Albrecht Augusti wollte nun Theologie studieren. So besuchte er vier Jahre lang das Gymnasium in Gotha, studierte dann in Jena und Leipzig. Er erwarb auch den Magistergrad. Danach unterrichtete er als Lehrer 1729-34 am Gymnasium in Gotha. 1734 wurde er auf Befehl des Herzogs durch das Gothaer Oberkonsistorium zum Substituten des Pfarrers Johann Anton Braun3 nach Eschenbergen berufen. Ein Substitut war der Helfer und Nachfolger eines solchen Pfarrers, der aus Alters- oder Krankheitsgründen sein Amt nicht mehr voll ausüben konnte. Zur damaligen Zeit gab es für alternde Pfarrer noch nicht die Möglichkeit, in den Ruhestand zu treten, die Pfarrstelle zu verlassen und Pension zu beziehen, Vielmehr hatten sie ihre Stellen auf Lebenszeit inne und mußten von deren Natural-. und Geldeinnahmen ihren Lebensunterhalt bis zum Tod bestreiten. Für einen alten und kränklichen Pfarrer gab es nur die Möglichkeit, einen jüngeren Substituten zu beantragen. Ihm mußte ein Teil der eigenen Einkünfte als Lebensunterhalt abgegeben werden. Das war oftmals nicht sehr viel. Aber der Substitut hatte dafür das Recht, Nachfolger des alten Pfarrers bei dessen Tod zu werden. Wenn man bedenkt, dass sehr viele Theologiestudenten nach ihrem Universitätsexamen keine freie Pfarrstelle fanden, sondern oft vie-

le Jahre als Hauslehrer (Informatoren) tätig sein mussten, dann versteht man, dass dies Substitutendasein für etliche studierte Theologen der einzig mögliche Weg ins Pfarramt war. Friedrich Albrecht Augusti konnte so 1734 seine Probepredigt halten und wurde in der Augustinerkirche in Gotha ordiniert. Damals war er 43 Jahre alt, sein Pfarrer war 75 Jahre alt. Im Kirchenbuch kann man zu dieser Zeit zwei unterschiedliche Handschriften erkennen, ein Zeichen dafür, dass der Pfarrstelleninhaber seinen Dienst nicht völlig eingestellt hatte. Pfarrer Braun scheint seinem Substituten zumindest so viel Einkommen zugestanden zu haben, dass Augusti schon ein Jahr später, 1735, die Tochter des Gothaer Amtmannes Johann Christian Schaper Margarethe Sophia heiraten konnte. Für ein gutes Verhältnis zu seinem Pfarrer sprach, dass er ihn bei seinem zweiten Sohn neben dem Gothaer Oberkonsiatorialrat Dr. Ernst Salomon Cyprian zum Paten bat. Johann Anton Braun starb 1739 80jährig, nachdem er 46 Jahre in Eschenbergen Pfarrer gewesen war. Der bisherige Substitut Augusti wurde sein Nachfolger. Er war zu diesem Zeitpunkt 48 Jahre alt. Von seinen vier Kindern starb ein Sohn als Kind. Die Tochter heiratete den Pfarrer des Nachbardorfes Hausen. Die beiden anderen Söhne studierten Theologie. Johann Wilhelm wurde dann Hauslehrer bei der Familie von Wangenheim in Brüheim. Er starb im Alter von 29 Jahren, ohne ins Pfarramt gekommen zu sein. Sein Bruder, Ernst

3 ThPfb, Band 1, S. 175 12

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


Friedrich. Anton4 brauchte nicht Hauslehrer zu werden, sondern half seinem Vater im Pfarramt seit 1760, wurde aber erst 1764 in Gotha ordiniert und damit offiziell Substitut seines Vaters in Eschenbergen, der damals bereits 75 Jahre alt. war. 1779 konnte Friedrich Albrecht Augusti auf 50 Jahre Dienst im geistlichen Amt zurückblicken. Während der damaligen Generalvisitation in Eschenbergen dankten ihm die Gemeinde und der Generalsuperintendent für sein treues Wirken. 1782 starb Augusti 91-jährig, nachdem er 48 Jahre in Eschenbergen Pfarrer war. Er war der Autor von 15 Büchern und Schriften. Sein Sohn und Substitut folgte ihm im Pfarramt, l0 Jahre später wurde er Superintendent in Ichtershausen, bis er 1822 in den Ruhestand trat. Dessen Sohn Johann Christian Wilhelm wurde Theologieprofessor in Jena und Berlin, schließlich Professor und Konsistorialdirektor in Bonn.5 Bild:http://www.portraitindex.de/documents/obj/oai:baa.onb.at:8392658/ onB8392658T8392663 Thüringer Pfarrerbuch Band 7: Herzogtum Sachsen-Meiningen Das Lebensbild des Pfarrers Augusti entstand als Vorarbeit zum Thüringer Pfarrerbuch. Davon sind seit 1995 bereits sechs Bände für die ehemaligen Territorialstaaten Thüringens im Druck erschienen6. 2017 erscheint Band 7: 4 ThPfb, Band 1, S. 128 5 Quellen: Pfarramt Molschleben, Pfarrarchiv und Pfarrbibliothek Molschleben und Eschenbergen 6 Band 1: Herzogtum Sachsen-Gotha, 1995; Band 2: Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen, 1997;

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

Herzogtum Sachsen-Meiningen. Dieser Band enthält in einem ersten Teil die 127 Pfarrstellen des Herzogtums mit der jeweiligen Liste aller evangelischen Pfarrer von der Reformation bis zum Ende der Monarchie. Im zweiten Teil sind die Biogramme dieser knapp 3000 Pfarrer alphabetisch angeordnet. Die Biogramme enthalten alle Informationen, die die Mitarbeiter des Pfarrerbuches in jahrzehntelanger unentgeltlicher Arbeit aus den Archiven und Bibliotheken zusammentragen konnten. Das kürzeste Biogramm besteht aus dem Namen des Pfarrers und der Jahreszahl seiner Erwähnung in der Pfarrstelle. Das ausführlichste Biogramm gibt Auskunft über Geburts-, Tauf-, Sterbe- und Begräbnisdatum und –ort, Todesursache, über den Namen, den Beruf, die Herkunft und die Lebensdaten der Eltern, die Ausbildungswege (Schulen, Gymnasien, Universitäten), die Examensdaten, Informatoren-, Lehrer- und sonstige Tätigkeiten vor der Anstellung als Pfarrer, Ordinationsdatum und Ort, Berufungsdaten und –orte, Tätigkeit als Substitut, Pfarrstellen, Angaben zu Substituten bzw. Emeritierung, Trauungsdatum und –ort, Name und Lebensdaten der Ehefrau, Angaben zu deren Eltern, bei Witwen auch Angaben zu deren anderen Ehen, Namen und Lebensdaten der Kinder, deren Ehegatten und Schwiegereltern, dazu die Quellenangaben dieser Informationen. Weiter erschlossen werden die Biogramme durch ein ausführliches Orts- und Personenregister. Durch die Vielfalt der zusammengetragenen Band 3: Großherzogtum Sachsen(-Weimar-Eisenach) – Landesteil Eisenach, 2000; Band 4: Die reußischen Herrschaften, 2004; Band 5: Fürstentum SchwarzburgRudolstadt, 2010; Band 6: Herzogtum Sachsen-Altenburg, 2013. 13


Informationen ist das Pfarrerbuch ein Nachschlagewerk für alle die an Lokal- und Territorialgeschichte, Kirchengeschichte und Sozialgeschichte interessiert sind. Für diejenigen, die weiter forschen wollen, finden sich in den Biogrammen unzählige Ansatzpunkte und Anregungen. Für Heimatkundler gibt es Mosaiksteine zu entdecken. Das Lebensbild des Pfarrers Friedrich Albrecht Augusti ist ein Beispiel dafür, wie von einem Eintrag in einem Pfarrerbuch aus, sich das Leben und Wirken einer ganzen Pfarrfamilie Schritt für Schritt entfalten lässt. Auch die Biogramme der Pfarrer aus Sachsen-Meiningen bieten eine Grundlage für eine solche Entfaltung von Einzelschicksalen: traurig in den vielen Kriegs- und Seuchenzeiten,

erfreulich in den Blütezeiten von Theologie, Frieden und Kultur durch 400 Jahre hindurch. Wie haben die Pfarrer in diesen ganz unterschiedlichen Zeiten ihren Glauben gelebt und verkündigt? Das wird an einzelnen Personen deutlich. Vor mehr als 30 Jahren hat die Gesellschaft für Thüringische Kirchengeschichte sich des Thüringer Pfarrerbuches angenommen. Seit 1995 ist sie die Herausgeberin. Sie wurde unterstützt vom Thüringer Pfarrverein und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen bzw. der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Johann-Friedrich Enke

Adressänderung des Vorsitzenden des Thüringer Pfarrvereins und der Pfarrvertretung der EKM Nach der Wiederwahl zum Vorsitzenden der Pfarrvertretung der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland wird Pfarrer Martin Michaelis auf eine landekirchliche bewegliche Pfarrstelle versetzt. Der zukünftige Wohn- und Arbeitsort wird Quedlinburg sein. Auch der Sitz des Pfarrvereins wird damit nach Quedlinburg verlegt, weil die Vereinssatzung vorsieht, dass der Wohnsitz des Vorsitzenden zugleich der Sitz des Vereins ist. Vom 27. März 2017 an wird gebeten, folgende Anschrift, Telefon- und Faxnummer zu verwenden: 14

Pfarrer Martin Michaelis Hölle 10 06484 Quedlinburg Telefon: 03946 5254778 Fax: 03946 5254779 Mail: pfarrverein@web.de (für den Vereinsvorsitz) oder pfarrvertretung@web.de (für den Pfarrvertretungsvorsitz) Das Büro des Pfarrvereins wird vorerst in Steinach verbleiben. Diesbezügliche Änderungen rechtzeitig bekannt gegeben.

werden

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


Kirche und Politik Beobachtungen und Überlegungen aus politischer Perspektive Vortrag von Dr. Karl-Eckhard Hahn, Pressesprecher der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, auf der Mitgliederversammlung des Thüringer Pfarrvereins am 21. September 2016 in Neudietendorf. „Zum politischen Personal der Berliner Republik gehören nicht nur Berufspolitiker aller Couleur, sondern auch eine moralisierende höhere Klerisei, die zu allem und jedem Stellung nimmt.“1 So formulierte der evangelische Münchner Theologe Friedrich Wilhelm Graf 2011 in seinem Buch „Kirchendämmerung“. Grafe trug dort sieben Untugenden der Kirche zusammen. Das Zitat stammt aus dem Kapitel „Demokratievergessenheit“. Das war noch vor der Flüchtlingskrise, die als Katalysator vieler Fragen wirkt, die unser staatliches und gesellschaftliches Selbstverständnis und Sein betreffen. Große Hilfsbereitschaft auf der einen und Sorgen um die Stabilität und Zukunft des Gemeinwesens gehören zu den Signaturen dieser Zeit. Das Parteiensystem ist im Umbruch. Die LINKE stellt seit 2014 in Deutschland erstmals einen Ministerpräsidenten. Die AfD erweitert das politische Spektrum nun in einer Weise nach rechts, die viele Menschen beunruhigt. In nennenswerten 1 Graf, Friedrich Wilhelm: Kirchendämmerung. Wie die Kirchen unser Vertrauen verspielen, München, 2., durchgesehene Auflage 2011, S. 86 Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

Teilen des Volkes hat das Vertrauen in das politische System gelitten. Auch das Selbstverständnis von Religionen ist durch die Debatten um den Islam wieder zu einem Thema geworden. Es ist weder neu noch überraschend, dass sich Kirchenleitungen an diesen Diskussionen beteiligen. Die Kirchen in Thüringen waren z.B. wesentliche Akteure des von den Gewerkschaften initiierten „Bündnisses für Mitmenschlichkeit“. Das Verlautbarungswesen stand wieder in besonders üppiger Blüte. Nun wird niemand Kirchenleitungen das Recht auf die Beteiligung am öffentlichen Diskurs bestreiten, doch die Art und Weise führt immer wieder zu Debatten. Anfang des Jahres kommentierte ich dies zunächst bei Twitter und dann im „Wartburgkurier“, einem Periodikum des EAK der CDU Thüringen: „Verstörend ist allerdings die Neigung, das Kirchenvolk mit politischen Ratschlägen zu versorgen. Wofür oder wogegen zu demonstrieren sei, ob in Syrien Militär das Mittel der Wahl ist, Grenzen offen oder geschlossen zu sein haben u.s.w.“2 Dieses Und-so-weiter kann man beliebig füllen. Jüngst plädierten der Beauftragte der Evangelischen Kirchen 2 Hahn, Karl-Eckhard: Verstörende Ratschläge, in: EAK der CDU Thüringen: WartburgKurier, Ausgabe 15, Ostern 2016, S. 4. Im Internet: http://www.eak-thueringen.de/ download?dokument=1&file=14_wartburg_kurier_ostern_2016.pdf 15


bei Landtag und Landesregierung und der Leiter des katholischen Büros etwa dafür, die Maghreb-Staaten nicht zu sicheren Herkunftsländern zu erklären. Es war eine Empfehlung für das Abstimmverhalten Thüringens im Bundesrat.3 Meinem Kommentar verdanke ich die Einladung zu Ihrer Versammlung. Ich freue mich, dieses Thema mit Ihnen erörtern zu können und mich selbstverständlich auch der Kritik zu stellen. Ich tue dies als praktizierender Christ, der seit einem Vierteljahrhundert in politischen Stabsfunktionen in Thüringen tätig ist. Ich bin in der dritten Wahlperiode Mitglied im Gemeindekirchenrat der Kirchengemeinde Stotternheim und Mitglied im EAK der CDU Thüringen. Mir ist die Frage nach dem Ob und Wie kirchlicher Verlautbarungen aus drei Gründen wichtig. Zum einen, weil auch die EKD ihren Äußerungen selbst ein beachtliches Gewicht beimisst. Das nehme ich ernst. In einer Neufassung ihrer DenkschriftenDenkschrift – 2008 veröffentlicht unter dem Titel „Das rechte Wort zur rechten Zeit“, heißt es etwa in Ziff. 27 „Inwiefern kirchliche Verlautbarungen zum öffentlichen Leben bindende Wirkung haben, ist im Blick auf ihre innere Richtigkeit gewissenhaft zu prüfen.“ Diese bindende Wirkung habe „keinen (kirchen-)rechtlichen sondern geistlichen Charakter, indem sie 3 Pressestelle der EKM Erfurt: Kritik am Gesetzentwurf zu Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsländer. Vertreter der Kirchen plädieren in Brief an Ramelow für Ablehnung, Erfurt 14. Juni 2016. Im Internet: http://www.ekmd.de/presse/ pressemitteilungen/archivpressestelleerfurt/32033. html 16

die Gewissen bindet.“4 Dass sie gar nicht bänden, behauptet die EKD jedenfalls nicht. Und in Ziff. 50 heißte es: „Für die einzelnen Christen sind diese Orientierungen ein Angebot, das aufzeigt, welche ethischen Gesichtspunkte aus evangelischer Sicht im beschriebenen Themenfeld zu bedenken und welche Handlungsoptionen verantwortbar sind.“5 Also auch: Welche Handlungsoptionen nicht verantwortbar sind. Das bürdet den Absender und Empfänger dieser Botschaften eine ganze Menge auf. Mir ist das Thema außerdem und zweitens vor dem Hintergrund meiner eigenen Glaubensbiographie wichtig. Als Jugendlicher habe ich mich in der Jungschararbeit und Jungen Gemeinde engagiert. Dennoch geriet ich zu Beginn der 80er Jahre in eine heftige Glaubenskrise. Dazu trug nicht unerheblich bei, dass einem Zeitsoldaten mitten in der damaligen Nachrüstungsdebatte die Existenz in der Kirche nicht leicht gemacht wurde. Ich erinnere mich noch gut an einen Gottesdienst, in dem die Einladung zum Singen des Predigtliedes in etwa diese Botschaft hatte: Wenn wir die radikalpazifistischen Ansicht der Pfarrerin teilten, könnten wir nun umso freudiger singen. – Ich sang nicht. Später habe ich in ähnlich gelagerten Fällen nach dem Gottesdienst um eine Diskussion gebeten. Zur Wiederannäherung an den Glauben und die Kirche hat schließlich Lektüre von Texten Hermann Ehlers (1904-1954) 4 Rat der EKD: Das rechte Wort zur rechten Zeit. Eine Denkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Öffentlichkeitsauftrag der Kirche, Gütersloh 2008, S. 26. 5 Ebenda, S. 40

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


im Rahmen meiner Dissertation geführt. Dieser tief gläubige Jurist, Mann der Bekennenden Kirche und Bundestagspräsident von 1950 bis 1954, hat das Verhältnis von Staat und Kirche, von Religion und Politik mehrfach thematisiert. Und zwar vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus und angesichts der Wiederbewaffnungsdebatte Anfang der 50er Jahre. Mich hat seine Ernsthaftigkeit bewegt und berührt. Diese Wiederbewaffnungsfrage war gut fünf Jahre nach dem Ende des Weltkriegs ganz sicher nicht weniger herausfordernd als heute die Flüchtlingsdebatte. Die Pro- und Contra-Positionen prallten massiv aufeinander, und zwar in Kirche und Staat. Ehlers schrieb dazu: „Die Kirche wird darum ringen, dass in ihrem Bereich und darüber hinaus diese Meinungen ernstgenommen und gehört werden. Sie wird aber nicht in den Fehler verfallen dürfen, eine dieser Meinungen oder noch andere als die aus Glauben allein mögliche hinzustellen.“6 Ich trage bei unserem Thema also eine Vorbelastung aus meiner Glaubensbiographie mit mir, die ich Ihnen gerne bekenne. Sie mögen darin eine Bestätigung finden, dass die Wege des Herrn in Glaubensbedingen zuweilen tatsächlich unergründlich sind. Vor allem aber ist es eine Mahnung, in der pastoralen Praxis die Wirkung allzu selbstgewisser Positionierung nicht zu unterschätzen. Man kann Gläubige auch vergraulen, 6 Ehlers, Hermann: Struktur und Aufgabe der Evangelischen Kirche in Deutschland heute (April 1951), in: Erdmann, Karl Dietrich (Hg.): Hermann Ehlers. Präsident des Deutschen Bundestages. Ausgewählte Reden, Aufsätze und Briefe, Boppard am Rhein 1991, S. 68. Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

vor allem wenn sie intellektuell nicht oder noch nicht oder nicht mehr die Möglichkeit haben, sich mit solchen Positionen kritisch-konstruktiv auseinanderzusetzen. Das dritte Motiv ergibt sich schließlich aus meiner Parteimitgliedschaft. Die C-Parteien müssen zu recht damit fertig werden, dass sie auf das Adjektiv „christlich“ hin befragt werden. Und das tun die Bürger auch. Wir erhalten immer wieder einmal Mails, Briefe oder Leserbriefe, in denen die Schreiber ausführen: Als C-Partei dürfe man dieses nicht und müsse jenes unbedingt vertreten. Das führt mitten hinein in das Thema. Denn auf derartige Anfragen erhalten die Bürger eine zweigeteilte Antwort. Zum einen weisen wir freundlich darauf hin, dass es so etwas wie eine „christliche Politik“ nicht gibt und Christen sich in anderen Parteien genauso engagieren. Zum anderen versuche ich zu verdeutlichen, dass für Christen in der CDU auch der politische Bereich zur Welt unter Gott gehört und auch der politisch aktive Christ unter dem Zuspruch und Anspruch des Evangeliums steht. Weniger theologisch ausgedrückt: Die Bürger dürfen erwarten, dass wir ethisch reflektieren, was wir tun oder unterlassen. Der Einzelne, das geistliche und das weltliche Regiment Damit ist im Grunde das Dreieck aufgespannt, um das es beim Thema Religion und Politik nach christlicher Überlieferung immer wieder geht. Die drei Ecken sind: der Einzelne, das geistliche Regiment und das weltliche Regiment. Das 17


Problem ist so alt wie das Christentum selbst. Denken wir nur an das Gleichnis vom Zinsgroschen (Mk 12, 13-17). Was Gottes und was des Kaisers ist, ist eben zu unterscheiden. Wobei weltliche Herrschaft in der Demokratie im Grunde die Angelegenheit aller ist. „Die politische Verantwortung ist im Sinne Luthers `Beruf´ aller Bürger in der Demokratie“, heißt es dazu in der Demokratie-Denkschrift der EKD von 1985.7 Kaiser sind wir als Staatsbürger sozusagen alle gemeinsam. Die Unterscheidung zwischen geistlichem und weltlichem Regiment war eine der mächtigen Antriebsfedern der europäischen Entwicklung. Diese Unterscheidung hat enorme Kräfte freigesetzt, die Herausbildung der modernen, gewaltenteilenden Staaten vorangetrieben. Und sie hat geholfen Absolutheitsansprüche zurückzuweisen. Udo Di Fabio beschrieb dies vor der EKD-Synode im November 2015 zutreffend als „Koevolution von etwas kategorial Getrenntem und eng aufeinander Bezogenem“.8 Der Beitrag des Protestantismus zu dieser Unterscheidung ist erheblich. Er hat gleichsam die Emanzipation des weltlichen vom geistlichen Regiment vorangetrieben. In Artikel 16 der Confessio Augustana heißt es: „Denn das Evangelium lehrt nicht ein äußerliches, zeitliches, sondern ein innerliches, ewiges Wesen 7 Kirchenamt im Auftrag des Rates der EKD (Hg.): Evangelische Kirche und freiheitliche Demokratie: der Staat des Grundgesetzes als Angebot und Aufgabe. Eine Denkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland, Gütersloh 41990, S. 16. 8 Di Fabio, Udo: Reformationsjubiläum 2017 – Christlicher Glaube in offener Gesellschaft. Drs. IV/5 der 2. Tagung der 12. Synode der EKD, 8.11.11.2015 in Bremen, S. 3. 18

und die Gerechtigkeit des Herzens; und es stößt nicht das weltliche Regiment, die Polizei (=Staatsordnung) und den Ehestand um, sondern will, dass man dies alles als wahrhaftige Gottesordnung erhalte und in diesen Ständen christliche Liebe und rechte, gute Werke, jeder in seinem Beruf, erweise.“ Im vergangenen Jahrhundert war die Unterscheidung noch einmal von anderer Seite aus auszubuchstabieren. Da war es der nationalsozialistische Weltanschauungsstaat, der die Kirche vereinnahmen und das geistliche Regiment aushöhlen wollte. Eric Voegelin und Raymond Aaron sprachen mit Blick auf den Nationalsozialismus, aber auch den Kommunismus von „politischen Religionen“. Denn diese Ideologien beanspruchten, die Sinnund Seinsfragen gleich mit zu beantworten und daraus politische Ansprüche abzuleiten.9 Das war der Punkt, an dem die Bekennende Kirche 1934 mit der fünften These der Barmer Theologischen Erklärung ansetzte und die für unser christliches Verständnis konstitutive Unterscheidung zwischen Staat und Kirche prägnant formulierte: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne der Staat über seinen besonderen Auftrag hinaus die einzige und totale Ordnung menschlichen Lebens werden und also auch die Bestimmung der Kirche erfüllen. Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne sich die Kirche über ihren besonderen Auftrag hinaus staatliche Aufgaben und staatliche Würde aneignen und damit selbst zu einem Organ des Staates werden.“ Diese lan9 Vgl. dazu: Maier, Hans: Welt unter Gott, in: FAZ 21.12.2015 Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


ge historische Erfahrung und die lange christliche Denktradition haben sich schließlich in der Präambel des Grundgesetzes niedergeschlagen. Das deutsche Staatsvolk, repräsentiert durch die Mütter und Väter der Verfassung, gab sich das Grundgesetz „im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen….“. Der erste Satz des Grundgesetzes enthält zwei Botschaften: Die politische Ordnung ist nach dem Willen seiner Verfassung eine Ordnung unter Gott ist. Jene, die diese Ordnung tragen und verantworten müssen und wollen sich dem stellen – jedenfalls soweit sie Christen sind. Politisches Handeln ist rechenschaftspflichtig vor Gott und dem Gewissen. Und darin steckt zum anderen die Selbstbegrenzung der politischen Ordnung. Das Gesagte betrifft die formale Seite. Es gibt auch die inhaltliche, materielle Seite. Man muss nicht die gelegentlich überstrapazierte Rede von der „Eigengesetzlichkeit“ des weltlichen Regiments bemühen, um doch folgendes zu erkennen: Die Notwendigkeiten sind in den politischen Ordnungen und im politischen Leben durchaus andere als im geistlichen Regiment. Der Staat habe die Aufgabe, so die bereits zitierte Barmer These, „in der noch nicht erlösten Welt, in der auch die Kirche steht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen.“ Der Theologe, Philosoph und Sozialdemokrat Richard Schröder hat das in der ihm eigenen Gabe zur pointierten Formulierung in der Unterscheidung zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit auf den Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

Punkt gebracht: „Einzelne können barmherzig sein, auch Institutionen, die sich der Barmherzigkeit verschrieben haben. Der Staat aber darf nicht barmherzig sein, weil er gerecht sein muss. Er muss nach Regeln verfahren und die Folgen bedenken. Wenn er Ausnahmen machte, wäre er korrupt.“10 Vor dem Hintergrund dieses kleinen historischen Exkurses möchte ich nun drei Überlegungen nachgehen: 1. Welches Mandat die Kirchen zur politischen Urteilsbildung für Christen hat. 2. Wie weit dieses Mandat reicht und welchen Geltungsanspruch es haben kann. 3. Warum im kirchlichen Verlautbarungswesen weniger mehr ist. Das Mandat der Kirchen zur politischen Urteilsbildung für Christen Ich zitiere zu diesem Punkt nun auch die letzten Sätze aus der V. These von Barmen: „Sie [die Kirche] erinnert an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten. Sie vertraut und gehorcht der Kraft des Wortes, durch das Gott alle Dinge trägt.“ Damit ist meines Erachtens das zu dieser Frage Entscheidende gesagt: Die Kirche hält den religiösen, christlichen Horizont gegenwärtig, wohl wissend, dass Gottes Reich nicht von dieser Welt ist (Joh. 18,36). Und 10 Schröder, Richard: Was wir Migranten schulden – und was nicht, in: FAZ, 19.8.2019, im Internet: http://www.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/ fluechtlingskrise-was-wir-migranten-schuldenund-was-nicht-14387586.html

19


sie erinnert Regierende und Regierte in diesem Zusammenhang an ihre Verantwortung, d.h., dass sie mit unter Gottes Gebot stehen und verantwortlich sind. Bei der gedanklichen Entfaltung und Erschließung dessen, was Gottes Reich, Gottes Gebot und Gerechtigkeit sind, haben Kirche und Theologie ihre Kompetenz. Sie sind für jeden Christen wichtige Ansprechpartner, wenn es um die Entwicklung ethischer Maßstäbe geht. Und übrigens auch für den Staat, der kirchliche Vertreter gern in diverse Kommissionen beruft. Dieses Mandat nutzen die Kirchen aktiv, wenn sie diese Maßstäbe aufzeigen. Etwa die vorrangige Option für die Schwachen und Armen, das Gerechtigkeitsgebot, das Friedensgebot, die Bewahrung der Schöpfung oder etwa das Gegenseitigkeitsgebot, die goldene Regel: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten“ (Mt. 7,12). Aus der besonderen theologischen Kompetenz lässt sich freilich kein Monopol ableiten. Wobei es eigentlich überflüssig ist, dies vor evangelischen Geistlichen und dann auch noch in der Reformationsdekade zu erwähnen. Das Priestertum aller Gläubigen ist elementares protestantisches Erbe. Reichweite und Geltungsanspruch dieses Mandats Mit weit weniger Autorität können Kirchen und kirchliche Amtsträger sprechen, wenn es darum geht, Maßstäbe in konkret gegebenen historischen oder politischen Entscheidungssituationen anzuwenden. Und das gleich aus meh20

reren Gründen: Ich wage zum einen die These, dass es kaum politische Fragen gibt, in denen man auch als Christ denknotwendig nur zu einer Lösung kommen kann. Diese innere Pluralität müssen Geistliche und Kirchenleitungen ernst nehmen. Ich nenne ein paar Beispiele, die besonders erbittert oder auch mit besonderem Ernst erörtert worden sind. - Die Logik der atomaren Abschreckung zum Beispiel in den 80er Jahren. Damals war man angesichts des gewaltigen Zerstörungspotentials der Atomwaffenarsenale kaum bereit zu sehen, dass gerade dieses Potential Konflikte einfror. Dass heute niemand den großen Atomkrieg fürchten muss, hat die Welt jedenfalls nicht friedlicher gemacht. - Ich erwähne Fragen die sich am Lebensanfang und Lebensende stellen, die Präimplantationsdiagnostik oder die Sterbehilfe. Der Bundestag hat sich sehr ernsthaft mit diesen Fragen beschäftigt. Christen fanden sich partei- und fraktionsübergreifend bei Gruppenanträgen, die zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kamen. - Als aktuelleres Beispiel nenne ich das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei. Es ist kritisiert worden, weil die Türkei zurzeit ist, wie sie ist. Andere meinen, dass man Flüchtlinge und Migranten prinzipiell nicht aufhalten dürfe. Die Bundeskanzlerin hat das Abkommen am 7. September 2016 im Bundestag unter anderem mit folgendem Argument verteidigt. Seit es das Abkommen gebe, sei so gut wie kein Flüchtling mehr in

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


der Ägäis ertrunken, während es davor Hunderte gewesen seien.11 Der Geltungsanspruch ist aber auch dadurch begrenzt, dass Deutschland ein religiös und weltanschaulich neutraler Staat ist. Dieser Staat ist damit im vollen Umfang autonom gegenüber allen irgendwie gearteten religiösen oder weltanschaulichen Ansprüchen. Christen mögen ihre Standpunkte und Perspektiven einbringen und den Staat als weltliches Regiment und Anordnung Gottes betrachten, doch sie befinden sich damit im gleichberechtigen Wettbewerb mit anderen Deutungsmöglichkeiten des Daseins und der öffentlichen Ordnung. Zurückhaltung ist schließlich mit Blick auf die Balance unserer modernen Welt gefragt. Viele von uns beklagen die Ökonomisierung immer weiterer Lebensverhältnisse. Das geht uns leicht von den Lippen. Gut erinnerte Zeitgeschichte ist der vorhin erwähnte Versuch der sogenannten „politischen Religionen“, nach dem ganzen Menschen zu greifen. Heute fürchten sich viele Menschen vor dem Islam, weil er zwischen Politik und Religion nicht ausreichend trenne und also diese Religion totalitäre Züge annehmen könne. Udo Di Fabio hat das Problem in der bereits erwähnten Rede vor der EKD-Synode im November 2015 auf den Punkt gebracht: „Die Entdifferenzierung, die Vereinfachung, die einfache Welterklärung ist immer möglich, aber sie kann in einer reflektierten Form nicht das sein, was wir wirklich wün11 https://www.bundeskanzlerin.de/Content/DE/ Rede/2016/09/2016-09-07-merkel-bundestag. html Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

schen. Auch die Glaubensgewissheit hat eine entdifferenzierende Stoßrichtung, genauso wie politische Herrschaft eine entdifferenzierende Stoßrichtung hat, genauso wie wirtschaftliche Rentabilität nur sich selbst kennt und nur über sich selbst hinauswächst.“12 Jedes moderne Funktionssystem will nach seiner je eigenen Logik tendenziell immer das Ganze. Wenn wir das zu Recht bei anderen Funktionssystemen als unserem Glaubenssystem fürchten, sollten wir auch unsere eigenen Ansprüche begrenzen. Anders, und das sei ausdrücklich hinzugefügt, werden wir auch die gewaltigen Integrationsaufgaben in unserem Land nicht bewältigen können. Warum im kirchlichen Verlautbarungswesen weniger mehr ist Wenn ich in diesem Punkt von „weniger“ spreche, so meine ich damit weniger häufig und weniger detailverliebt. Lassen Sie mich diese Überzeugung mit einigen abschließenden Überlegungen untermauern: Zunächst behaupte ich, dass es eine merkliche Kompetenzverschiebung gibt, je mehr Fach- und Sachkunde die Beurteilung bestimmter Entscheidungssituationen erfordert. Helmut Thielicke verglich die Gebote Gottes einmal mit einer Magnetnadel, die „in dem reich differenzierten Gelände unseres Lebens und unserer geschichtlichen Situation – und also unter Berücksichtigung aller konkreten Gegebenheiten!“ die Richtung weist.13 Das 12 Di Fabio (wie Anm. 8), S. 5. 13 Thielicke, Helmut: Einleitung zu: Ders. / Schrey, Heinz-Horst (Hg.): Glaube und Handel. Grundprobleme evangelischer Ethik. Texte aus der evangelischen Ethik der Gegenwart (Sammlung Dieterich Band 130), Bremen o.J. (1956), S. XXII f. 21


ist ein einleuchtendes, kräftiges Bild. Es heißt für mich: Die Kirche kann ihren Gläubigen helfen, den Kompass einzunorden. Schon bei der Marschzahl mag es jedoch zu unterschiedlichen Interpretationen kommen. Doch die möglichen Wege und Umwege im Gelände sollte sie sie auf jeden Fall selbst finden lassen. Denn für die kundige Einschätzung dieses Geländes ist kein theologischer Erkenntnisvorsprung ersichtlich. Etwas mehr Selbstbescheidung wäre eine Referenz ans mündige Kirchenvolk. Genau dies würde auch dem eigentlichen lutherischen Ämterverständnis besser entsprechen. Der langjährige leitende Bischof der VELKD, Hans Christian Knuth, hat es so beschrieben: „Das ideale Modell für den Auftrag der Kirche in Gesellschaft und Politik wird nicht beschrieben durch institutionellen Einfluss, den die Kirche auf andere Institutionen nimmt. Das ideale Modell wäre der mündige Christ, der in seinem jeweiligen Beruf, ob als Soldat, Politiker, Wirtschaftsfachmann, Lehrender, Handwerker oder Publizist seinem Gewissen vor Gott folgt und sachlich fundierte und vor Gott verantwortbare Entscheidungen trifft, ohne dass ihm die Kirche als Institution diese erst vorgeben müsste.“14 Nun könnte man argumentieren, dass die diversen kirchlichen Verlautbarungen für Christen in ihren jeweiligen Wirkungskreisen eine Orientierungshilfe 14 Knuth, Hans Christian: Ziel kirchlicher Arbeit ist nicht der institutionelle Einfluss, sonder der mündige Christ, in: Hahn, Udo (Hg.): Protestantismus – wohin? 10 Jahre wiedervereinigte Evangelische Kirche in Deutschland. Bilanz und Ausblick, Neukirchen-Vluyn 2001, S. 178. 22

sind. Doch trägt es wirklich zur Mündigkeit und Urteilsbildung bei, wenn leitende kirchliche Vertreter mit zum Teil recht entschiedenen Meinungsäußerungen an die Öffentlichkeit treten? Welchen Einfluss hat das kirchenamtliche Verlautbarungswesen eigentlich auf die Partizipation von Christen im gesellschaftlichen und politischen Diskurs? Einer, der am Nutzen dieser Orientierungshilfen zweifelt, ist der Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie und Ethik an der LMU München, Prof. Dr. Reiner Anselm, Er beklagte die „Monopolisierung des innerprotestantischen ethischen Diskurses durch einige in den Medien sehr präsente Amts- und Funktionsträger und die durch den Rat der EKD eingesetzten Gremien“.15 Laut Anselm „werden die protestantischen Überzeugungen gerade nicht mehr in ihrer Vielstimmigkeit über einzelne Protestantinnen und Protestanten in den politischen Diskurs eingebracht, sondern über die dazu geschaffenen Strukturen“. Diese Praxis hat nach Ansicht dieses Theologen eine durchaus fatale Folge: „Augenblicklich sieht es so aus, dass die starke institutionelle Präsenz der Kirche in öffentlichen Debatten erkauft ist durch eine immer kleinere Zahl von Protestanten, die sich politisch für ihre evangelischen Überzeugungen engagieren.“ Etwas zugespitzt könnte man Fragen: Gewöhnt die Kirche am Ende 15 Zitate im gesamten Absatz: Anselm, Reiner: Evangelische Kirche und freiheitliche Demokratie. Herausforderungen dreißig Jahre nach Erscheinen der Demokratiedenkschrift, in: Abmeier, Karlies / Bahr, Petra / Volk, Thomas (Hg.): Monitor Religion und Politik, Sankt Augustin/Berlin 2015, S. 77f. Im Internet: http://www.kas.de/wf/doc/kas_43802544-1-30.pdf?151221133336 Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


den Ihren das eigenständige ethische Gewichten und Wägen ab? Wenn der Nutzen für die Laien schon zweischneidig ist, so fragt sich schließlich, ob denn die Kirchen selbst etwas davon haben? Man muss sich dazu die Wertigkeit dieser Stellungnahmen im politischen Diskurs noch einmal vergegenwärtigen: Wenn wir den Staat und religiös-weltanschaulich neutralen ernst nehmen und wenn wir die Gesellschaft als eine pluralistische, aus vielen Überzeugungen lebende ernst nehmen, dann sind die Kirchen am Ende nicht mehr als ein x-beliebiger zivilgesellschaftlicher Akteur. So werden sie von den Menschen auch wahrgenommen. Das Institut für Demoskopie in Allensbach fragt seit Jahren das Vertrauen in diverse Institutionen in Deutschland ab. Spitzenwerte erzielten zuletzt, im November 2015, mit Werten über 50 Prozent, kleine und mittlere Unternehmen, die Polizei, die Gesetze und Gerichte. Verwaltungen rangierten mit 48 Prozent knapp unter dieser Schwelle. Jedenfalls wenn man „Sehr viel Vertrauen“ und „Ziemlich viel Vertrauen“ zusammenzieht.16 Und die Kirche? Sie landete mit acht Prozent „Sehr viel Vertrauen“ und 28 Prozent „Ziemlich viel Vertrauen“ auf den hinteren Plätzen, etwa auf dem Niveau von Zeitungen und fünf Prozent hinter der Bundesregierung. Wer nun denkt, dies sei eine Momentaufnahme, der irrt. Seit 1991 kreist der addierte 16 Zitiert nach: Institut für Demoskopie Allensbach / Roland Rechtsschutz-Versicherungs AG: Roland Rechtsreport 2016 (Befragungszeitraum: November 2015), S. 12 und 16. Im Internet: https:// www.roland-rechtsschutz.de/media/rechtsschutz/pdf/ unternehmen_1/ROLAND_Rechtsreport_2016_Final. pdf Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

Wert um die 35 Prozent. Er ist damit mal etwas besser und mal etwas schlechter als der Wert für die Zeitungen. Und die hatten in den letzten zwölf Monaten mit einem veritablen Glaubwürdigkeitsproblem zu kämpfen. Nichts spricht dafür, dass die Kirchen ausgerechnet auf dem politischen Parkett an ihrem Image etwas ändern könnten. Herausragendes Gewicht haben ihre Verlautbarungen zumindest im politischen Diskurs nicht. Denn immer ist es eine Stellungnahme unter vielen. Sie werden möglicherweise zur Referenz, wenn sie politisch gerade passen. Und ansonsten werden sie schlicht so zur Kenntnis genommen, wie vieles andere auch. Eine weitere Stimme im täglichen Informationsstrom. Das Kirchenvolk dürfte sie mehrheitlich ohnehin nicht wahrnehmen. Eigenständige christliche Persönlichkeiten im öffentlichen Leben Ist das nun ein Appell für den Rückzug in die Innerlichkeit? Ganz sicher nicht. Die Irritationen, die vom Glauben auf das öffentliche Leben ausgehen sind und bleiben wichtig. Doch dazu wünsche ich mir Persönlichkeiten, die im öffentlichen Leben als Christen ihre Frau oder ihren Mann stehen. Und es gibt sie ja. Mit ihren ganz unterschiedlichen Profilen. Es fallen einem ganz viele Katholiken oder Protestanten ein. In unsystematischer Reihenfolge z.B. der vorhin erwähnte Hermann Ehlers, Konrad Adenauer, Eugen Gerstenmaier, Gustav Heimann, Johannes Rau, Joachim Gauck, Erhard Eppler, Otto Graf Lambsdorff, Irmgard Schwaetzer, Antje Vollmer, Katrin Gö23


ring-Eckart, Heiner Geisler, Lothar de Maiziére, Rainer Eppelmann, Günther Beckstein, Angela Merkel, Volker Kauder, Gottfried Müller, Bernhard Vogel, Christine Lieberknecht, Frank-Walter Steinmeier, auch Bodo Ramelow. Das alles sind oder waren eigenständige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, von denen jeder einigermaßen interessierte Beobachter weiß: Das sind Christen, so unterschiedlich ihre politischen Antworten ausfallen. Die verstecken das nicht. Und niemand käme auf die Idee, dass sie eine kirchliche Verlautbarung benötigen, um sich in einer politischen Sachfrage ein ethisch vertretbares Urteil zu bilden. Angela Merkel hat das nach den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus am 19. September 2016 in einer viel beachteten Pressekonferenz vorgeführt: Die Bundeskanzlerin hat eine selbstkritische Bilanz der letzten zwölf Monate und der Jahre davor gezogen. Sie ist auf ihre Kritiker zugegangen, um mit ihnen politische Fragen auch politisch zu erörtern. Doch genauso unmissverständlich hat sie benannt, wo im Fall der Fälle ihre Grenzen liegen: im Grundgesetz, in der Ethik, in ihren persönlichen Überzeugungen.17

lebendige Gemeinden zu organisieren. Das schafft mehr Verbindlichkeit und Orientierung als jede Verlautbarung. Wer an die Wirklichkeit Gottes glaubt, der wird sein Leben und Handeln auch daran ausrichten. Wer wenigstens einmal die Woche das Vater unser bewusst betet, der weiß sich selbst schon einzuordnen ins Weltgetriebe. Das ist der entscheidende Hebel. Und wenn die Kirche im politischen Raum redet, dann soll sie damit einen Raum zur Gewissensbildung eröffnen. Sie kann und soll Maßstäbe benennen. Aber sie soll ihre Perspektive nicht absolut setzen. Bei der Ableitung politischer Handlungsempfehlungen aus Glaubenssätzen ist generell Vorsicht geboten, und wenn der Entscheidungsspielraum dabei gegen null sinkt, gilt das ganz besonders. Konkret zum erwähnten Votum zu den MaghrebStaaten als sicheren Herkunftsstaaten: Wenn die Kirchen Gesichtspunkte für eine Entscheidung zu bedenken geben, ist das in Ordnung. Doch eine ausdrückliche Aufforderung zum Abstimmverhalten im Bundesrat, die erwartet und braucht von einer Kirche niemand.

Die Kirchenleitungen sollten deshalb darauf vertrauen, dass Christen in ihren jeweiligen Wirkungskreisen selbst um ihre ethische Verantwortung wissen. Sie sollte sich nach meiner festen Überzeugung darauf konzentrieren, Glauben zu wecken, Menschen seelsorgerlich zu begleiten, die leeren Kirchen zu füllen und 17 Pressekonferenz der CDU-Parteivorsitzenden und Bundeskanzlerin Angela Merkel im KonradAdenauer-Haus, 19.9.2016, u.a.: https://www. youtube.com/watch?v=hbUWP7iyhac 24

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


Von der Schönheit des christlichen Glaubens

Gespräch mit Pfarrer Christian Lehnert, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Liturgiewissenschaftlichen Instituts der VELKD an der Theologischen Fakultät Leipzig. Herr Lehnert, Sie arbeiten seit vier Jahren am Liturgiewissenschaftlichen Institut, beschäftigen sich mit Fragen wie dem Aufbau und der Gestaltung des Gottesdienstes, der Sprache in Gebet und Liturgie oder wo sich unsere Kirche im Gottesdienst wiederfindet. Daneben sind Sie als Dichter weit über sie sächsischen Landesgrenzen hinaus anerkannt wurden mit Preisen geehrt. Welche Bedeutung hat für Sie das Wort „Schönheit“ in Bezug auf den Gottesdienst und die Sprache? Schönheit und Wahrheit sind zwei Geschwister. Sie bewegen sich am liebsten zusammen durch den Tag. Das gilt besonders für die Sphäre der Religion: Dort ist Wahrheit ja vor allem ein Resonanzphänomen, hat zu tun mit Vertrauen und Empfinden. Gott wird wahr für mich, indem er in mein Leben tritt - nicht als Begriff oder Gedanke, sondern als verändernde Kraft. Deshalb ist die Rede von Gott gebunden an die Schönheit in der Sprache, an etwas, was in den Worten über das Gesagte, über pure Information hinausgeht. Man kann es Poesie nennen. Der Gottesdienst und die Sprache in ihm sind auf Bilder und Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

suchende Sprachbewegungen angewiesen – denn sie haben nicht „etwas“, das sie sagen sollen quasi in der Tasche, sondern sie müssen je für den Augenblick jetzt und in aller Offenheit des Gelingens oder Mißlingens Gott erkunden in seinem Geheimnis. Gottesdienstliche Sprache ist suchende Sprache, denn sie hat es mit der alle Worte übersteigenden Gegenwart Gottes zu tun, die immer auch fremd ist, weil sie unsere Vorstellungen und unsere Ausdrucksformen übersteigt. Darin berühren sich Gebet und Poesie – sie ringen um Worte an den Rändern der Sprache, wo ich etwas noch nicht sagen kann, aber auch nicht davon schweigen will oder kann. Tastendes Sprechen – seine Erscheinungsform ist Schönheit. Dann erst, wenn die Sprache mehr wird als ein gewöhnlicher Austausch über Fakten oder Wissensbestände, dann ist sie religiös von Belang. Vor zwei Jahren erschien das Büchlein: „Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen. Über die Kunst des öffentlichen Gebets.“ Welche Erwartungen haben Sie an die Gebete und Fürbitten im Gottesdienst? Gebete bewegen sich an der Grenze der Sprache, öffnen sich auf das Geheimnis 25


Gottes hin. Das macht sie zu schwierigen sprachlichen Akten, wenn sie öffentlich gesprochen werden. Sie vertragen weder eine herausgestellte Subjektivität noch die ängstliche Absicherung in vermeintlicher dogmatischer Richtigkeit. Sie brauchen die Konkretheit von Bildern und Erfahrungen ebenso wie eine große, erweiternde spirituelle Kraft - und die entsteht aus der Unsicherheit in der Sprache, aus dem letztlichen Schweigen angesichts des Unsagbaren, dem Nahen Gottes. Sobald Gebete sich zurückziehen auf einen reinen Aussagemodus – etwa wenn ich in Fürbitten eine heimliche moralische Predigt halte, wie es leider sehr oft geschieht – dann verfehlen sie ihr Wesen und werden unglaubwürdig. Der polnische Dichter Ceslav Milosz beklagte einmal, dass die Theologen in ihren Gebeten „viel zu viel wissen, von Dingen, von denen man nichts wissen kann.“ Nein, Gebet sollen nichts wissen, nicht belehren (auch nicht Gott, wie es leider auch in vielen Fürbitten geschieht, wenn Betende dezent den Allmächtigen darauf hinweisen, wie er alles besser machen könnte) – sie sind Ausdruck der Gottesbeziehung, in Dank und Klage und Bitte und Fürbitte. Die Psalmen sind kanonischer Urgrund allen öffentlichen Gebetes im Gottesdienst. Woran arbeiten Sie gegenwärtig? Ich arbeite derzeit an einem literarischen Essay über Kult und Gebet. Das Buch wird den Titel tragen: „Der Gott in einer Nuß“. Ich folge darin den wesentlichen gottesdienstlichen Stücken wie Kyrie, Gloria, dem Glaubensbekenntnis und der Abendmahlsliturgie. Ich arbei26

te Geschichte und Geschichten heraus, lasse die Texte in ihrer ursprünglichen Wucht und Kraft auf mich wirken und versuche sie zu verstehen. Das mischt sich dann automatisch mit eigenen Erfahrungen. Denn diese gottesdienstlichen Grundtexte sind auch menschliche Grundtexte. Kennen Sie im Meer diese roten Seeanemonen? Weichtiere sind das. Die Liturgie ist für mich wie so ein atmendes Wesen. Wie eine rote Seeanemone auf einem Stein im Meer das Wasser aufnimmt, sich öffnet, durchströmt wird, durchdrungen von einem „Außen“, dem es sich verdankt, weil es ihr zugleich „Inneres“ ist, ihre Nahrung und ihre Substanz – so ist auch der Gottesdienst. Die Seeanemone lebt und wächst auf das „Andere“ zu, welches sich in ihr eignet. Der offene Mund, innen und außen zugleich, atmet und trinkt das „Andere“ und trägt es zugleich tief in sich selbst. Und wenn man das weiche Tier in den Wellen sieht, muß man es sich nicht singend vorstellen? Deshalb schreibe ich über den Gottesdienst, weil hier Theologie wie zu einer Atembewegung des gläubigen Bewußtseins wird. Woher nehmen Sie die Ideen und Inspirationen für Ihre schriftstellerische Arbeit? Aus dem Staunen und der Irritation. Platon sagte, daß die Philosophie aus dem Staunen stamme, und das gilt ebenso für die Literatur, besonders für das Gedicht: Sie entstehen, wenn ich mir meiner Sache nicht so sicher bin, wenn Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


ich aufmerksam werde und mich überraschen lasse von dem, was ich noch nicht weiß. Das ist übrigens weniger ein Nehmen als ein Finden. Vielleicht sogar noch genauer: Gefunden werden, weil mir in den Versen etwas sich zeigt. Welche Gedanken treiben Sie im Blick auf unsere Kirche um? Das sind viele Dinge und vor allem doch eine: Wie kann es uns gelingen, Tiefe der Spiritualität und existentielle Entschiedenheit zu finden und sich weder in den verwirrenden Veränderungen religiösen Bewußtseins heute zu verirren noch in behaglicher Vereinswärme oder fundamentalistischer Verengung zu vertrocknen. Unsere Kirche neigt dazu, sich aus allzu komplexen gesellschaftlichen Verhältnissen schweigend zurückzuziehen auf vermeintliche „konservative“ Bastionen, aber dabei geht leider oft das Wesentliche flöten: das Vertrauen auf Jesus Christus als Herrn dieser ganzen Welt mit allen ihren Fragen. Dabei bin ich nun schon wieder bei der Sprache. Es ist auffällig, wie groß die Sprachnot der Kirchen geworden ist für das ihr eigene Geschehen des Logos. Und die Ursache sehe ich vor allem in einem ängstlichen Sicherheitsbedürfnis. Eine bestimmende Gefahr im heutigen Christentum ist es, sich selbst im Konzert konkurrierender ideologischer Systeme als Weltanschauung darzustellen. Das Christentum tritt ja heute leider weitestgehend so auf, als wäre es eine plausible Weltdeutung, als bezöge es sich auf Fakten der Wirklichkeit, die nun in einem christlichen Sinne klar und verläßlich angeordnet seien, so als könMitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

ne man von den Dingen des Glaubens so sprechen wie von Entwicklungen der Wirtschaft oder von Politik oder sozialer Gerechtigkeit. Aber das ist unsachgemäß und führt in die Irre: Religiöse Sprache war und ist eben suchend, nicht erklärend. Religiöse Sprache ist öffnend, nicht benennend. Die Kirche kann nicht so sprechen, wie eine Partei oder eine bestimmte Interessenorganisation – mit klaren Ansagen. Ihre Botschaft, wenn man denn davon sprechen will, ist nicht „etwas“ in den Worten, sondern die Art der Worte selbst, deren Bewegung, deren Sog auf Gott hin. Religiöse Rede wird daher dort überzeugend und kraftvoll, wo sie ihre eigene Unsicherheit zeigt. Wer im Angesicht Gottes nicht nach Worten ringt, hat nichts begriffen oder ist ein Scharlatan. In immer neuen Metaphern und Bildern bewegt sich religiöse Sprache hinein ins das Unsagbare, in den unendlichen Horizont Gottes. Ich wünschte mir in den Kirchen eine Rückgewinnung einer spirituellen Unsicherheit und der Fähigkeit, sich von Gott überraschen zu lassen. Durch die Arbeit mit Theologiestudierenden sind Sie nah am Puls der Zeit. Jede Generation wird aufs Neue die Traditionen der Kirche mit den aktuellen gemeindlichen und gesellschaftlichen Veränderungen in Beziehung setzen müssen. Welche Erfahrungen machen Sie in Gesprächen mit den angehenden TheologInnen im Hinblick darauf? Zunächst: Diese Frage klingt wie ein Teil jenes gesellschaftlichen Jugendmythos, der uns fast allseits umgibt. Warum ist der, der mit jungen Menschen zu tun 27


hat näher am Puls der Zeit? Der Puls der Zeit pocht ja derzeit in Europa eher bei den älteren Jahrgängen. Alter – das ist die große gesellschaftliche und geistige Herausforderung. Die jungen Theologen empfinde ich als hoch motiviert und zugleich bemerke ich, wie fern sie zunehmend den kirchlichen Traditionen stehen. Ich habe den Eindruck, dass sie ganz neue Kompetenzen brauchen – im Umgang mit diffusen religiösen Bewusstseinslagen, mit unterschiedlichen und rasant sich wandelnden Gemeindesituationen, mit widersprüchlichen kulturellen und spirituellen Kontexten. Sie brauchen vor allem Reaktionsvermögen, Geistesgegenwart und wache Antennen für das, was Situationen von ihnen fordern. Sie können viel weniger auf Altbewährtes zurückgreifen als frühere Generationen - und das heißt vor allem: Sie brauchen die Kompetenz zu eigenständigen theologischen Nachdenken. Die Universität hilft da nicht immer, da sie oft in ganz abgeschlossene Diskursräume führt. Manche Studenten ziehen sich angesichts der Unsicherheit zurück, und das kann ich gut verstehen: Sie wollen Klarheit im Altbewährten oder in neuer Einfachheit, etwa in einer regressiven Bibelhermeneutik. Vielleicht sind Rückzüge unter bestimmten Umständen auch angesagt, es braucht ja auch Phasen der Ruhe, und die dauernde Krisen- und Rettungsrhetorik in den Kirchen kann schon ermüden. Nur darf das nicht in die Ängstlichkeit führen, nicht in Wirklichkeitsverengungen. Dann wird es gefährlich. Ich bin immer wieder sehr zuversichtlich, wenn ich die jungen 28

Theologen sehe, so sie Mut haben zu fragen. Vor einigen Jahren haben Sie sich viel mit dem Apostel Paulus beschäftigt, was dann im Buch „Korinthische Brocken“ seinen Ausdruck fand. Die Lebens-Wende-Geschichte von Paulus, sein Engagement für die ersten christlichen Gemeinden und sein Glaubenszeugnis kann für kirchenferne Menschen durchaus interessant sein, weil Paulus uns in der Bibel mit Ecken und Kanten begegnet und Mut macht auch als „unfertiger“ Mensch mit seinem Leben vor Gott zu treten. An ihm kann man sich reiben. Ist Paulus für Sie ein Lebensbegleiter? Ein Lebensbegleiter? Eher nicht. Eher ein Stachel im Fleisch. Einer, der „Beheimatung“ schwer zuläßt. Ein Gegenpol zu den warmen, bergenden, sinnlichen Evangelien. Paulus weiß, was Brüche bedeuten – Tod und Auferstehung erlebte er mitten im Leben, ein Verlöschen und eine Neugeburt auf dem Weg nach Damaskus. Wer ist denn Paulus? Ein Mensch hat sich verloren durch ein Ereignis, das ihn unvermittelt traf, gegen die Logik seines Lebens, gegen seine Überzeugungen und seine inneren Kräfte. Was ihm widerfuhr, hatte keinen verständlichen Zusammenhang mit dem, was vorher war und was er und was ihn getrieben hatte. Vor Damaskus – eine Unterbrechung. Das Ereignis hat ihn nicht nur entwurzelt, es hat ihn sich selbst obsolet gemacht. Paulus war nach seinem Sturz tagelang blind und verschlossen. Er aß nichts, trank nicht, sprach nicht. Er wurde geführt, ohne Widerstand zu Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


leisten, hockte stumpf in einem Haus in Damaskus. Er war abgeschnitten von der Außenwelt. „Ein Licht vom Himmel“, „eine Stimme…: Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ … Und was tut Paulus? Er versucht – wie nach einem Trauma – neu zu verstehen, wer er ist. Dem Ereignis vor Damaskus, als der Pharisäer und Christenverfolger Saulus dem Christus begegnete (wovon Paulus nie zusammenhängend erzählt, wovon wir von ihm so gut wie nichts Erzählbares wissen), war kein sprachlicher Ausdruck angemessen, der eine Kontinuität zu religiösen Institutionen, Mythen oder philosophischen Weltbeschreibungen suggerierte. Zwei Modelle der Beschreibungen dieser Begegnung bieten sich an: Jemand ist in sich versunken, gefallen in einen Abgrund, über den sich das Selbst spannte und dem es nun nichts mehr entgegenhalten kann, eine zerrissene Membran. Das ist das Bild der mystischen Innerlichkeit. Oder man könnte sagen: Jemand ist getroffen worden, senkrecht aus der Höhe, wie von einem Blitz, einem Lichtstrahl, wie einem Geschoß. Das ist das Bild der Offenbarungstheologie. Beides kommt in der Folge auf dasselbe hinaus: eine Wunde, die alles verändert. Die Sprache des Paulus, in der er zu verstehen sucht, was ihm geschah, ist vielerorts brüchig. Er scheint zu stammeln von etwas, wofür ihm die Worte fehlen. Es ist, als umwanderte er in seinen Briefen einen Krater. Nicht sprachlich zu beherrschen, nicht rituell zu kontrollieren, nicht zum Nutzen einzusetzen ist das Christusereignis. Keine kirchliche Lehre kann es fassen. Das wußten Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

die frühen Christen im Gefolge des Paulus. Und so schreibt beispielsweise um das Jahr 200 Tertullian, mitten im Gerinnungsprozeß der altkirchlichen Dogmen: Das Sterben des Gottessohnes sei glaubhaft, weil es ungereimt ist, seine Auferstehung gewiß, weil sie unmöglich ist. In solcherart sperriger Substanz liegt die dauernde innere Unruhe des Christentums begründet. Von Anfang an ist es traumatisiert, verstört, nie mit sich identisch. Das ist ein Aspekt christlichen Glaubens, der seit Paulus mal verdeckt, mal offen die gesamte Kirchengeschichte durchzieht und der Theologie ein dissonantes Untergrundgeräusch beimischt. Sie weiß letztlich nie wirklich, wovon sie spricht. Offenbarung und Negation zucken immer wieder in eins, etwa wenn Dietrich Bonhoeffer Mitte des 20. Jahrhunderts in größter Prägnanz formuliert: „Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.“ Ich glaube, dass Paulus somit mitten hinein in heutige spirituelle Fragen spricht. Auch für uns liegen ja Zweifel und Glauben dicht beieinander und überkommene Formen der Religiosität werden schneller brüchig als je zuvor. Paulus kann uns lehren im Vertrauen auf Gott ins ganz Ungewisse zu gehen, auch ins Undenkbare und Unvorstellbare. Denn Gott ist uns ja doch dort vielleicht am nächsten, wo er unsere Vorstellungen und unsere Pläne durchkreuzt, wo er uns fremd ist. Noch einmal zurück zur Schönheit der Sprache. Gedichte können oft mit wenigen Worten ganze Geschichten erzählen und was nicht aussprechbar 29


ist, zur Sprache bringen. Die Psalmen der Bibel sind auch Dichtung. Könnten sie auch Thema eines neuen Buches werden? Die Psalmen sind für mich eine Urquelle von Poesie, und sie sind eine Urquelle für Gebetssprache. Nun ist es ja so, dass Dinge, die vollkommen sind, die Kreativität nicht unbedingt anregen. Ich stehe staunend davor, und sie täglich zu lesen und zu beten ist mir da schon Abenteuer genug. An welchen gemeinderelevanten Projekten arbeitet das Liturgiewissenschaftliche Institut im Jahr 2016? Wir arbeiten derzeit an der Neufassung der VELKD-Taufagende - das ist ein spannendes Thema. Welche liturgischen Formen braucht die Taufe heute? Welchen neuen Fragen und welchen alten Überlieferungen und Traditionen muß sie sich stellen?

30

Die Revision der Perikopenordnung, das große Thema der vergangenen beiden Jahre, verlangt einige Nacharbeiten - so etwa die Auswahl der Wochenlieder. Auch daran sind wir beratend beteiligt. Ja, und dann arbeiten wir daran, liturgische Formen zu entwickeln, die in Situationen greifen können, wo in Gemeinden die Pfarrerinnen und Pfarrer nicht mehr alles abdecken können. Wir versuchen, Gottesdienst und Andachtsformen zu entwerfen, die ganz einfach und leicht umzusetzen sind – auch von engagierten Laien oder Gebetskreisen. Die Fragen stellte Gabriele Schmidt

Der Beitrag erschien erstmlig im SPV-Info des Sächsischen Pfarrvereins im Juni 2016 Foto: Christian Lehnert

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


Fürbitten heißt, jemandem einen Engel senden. Martin Luther

Wir gratulieren herzlich zum Geburtstag und wünschen Gottes Segen und viel Gesundheit!

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

31


Januar Thomas Ahlhelm, 01.01.1957,, Kirchfeld 22, 99765 Urbach – 60.

März Otto Besser, 03.03.1927, Birkenlinie 30, 07639 Bad Klosterlausnitz– 90.

Gerhard Richter, 05.01.1957, Geibelstr. 11, 04129 Leipzig – 60.

Stephan Elsässer, 04.03.1967, Dorfstr. 6, 07646 Schlöben – 50.

Heinz Blümlein, 08.01.1927, Bonhoefferstr. 50, 99427 Weimar – 90.

Roland Ahr, 13.03.1952, Bahnhofstr. 13, 07368 Remptendorf – 65.

Heinz Girwert, 09.01.1927, Schillerstr. 2a, 07545 Gera – 90.

Michael Behr, 14.03.1957, Thälmannallee 25, 07937 Zeulenroda-Triebes – 60.

Beate Kemmerzehl, 09.01.1967, Südring 20,30966 Harkenbleck – 50.

Jochen Heinecke, 14.03.1957, Humboldtstr. 28, 07743 Jena – 60.

Peter Weiss, 10.01.1937, Marienkirchplatz 12, 07929 Saalburg-Ebersdorf – 80.

Heinz Hufmann, 14.03.1957, Am Himmelfeld 57, 56410 Montabaur – 60.

Steffen Doms, 17.01.1967, Naundorfer Str. 40, 01979 Lauchhammer – 50.

Andreas Kämpf, 16.03.1957, Kirchplatz 3, 07422 Bad Blankenburg – 60.

Dr. Werner Leich, 31.01.1927, Joh.-Sebastian-Bach-Str. 7a, 99817 Eisenach – 90.

Dr. Martin Heinze, 17.03.1932, In den Mühlwiesen 1c, 98634 Wasungen– 85. Gotthard Lemke, 17.03.1952, Philosophenweg 1, 07743 Jena – 65.

Februar Edgar von 08.02.1927, Tautenhainer weg 3, 07607 Eisenberg

Thaler, Markt– 90.

Gunther Barthel, 10.02.1952, Hauptstr. 1, 99988 Heyerode – 65. Bernhard Sparsbrod, 14.02.1932, MaxKürschner-Str. 27, 99817 Madelungen – 85. Herbert Klingner, 18.02.1932, Schulweg 1a, 07907 Schleiz-Oschitz – 85. Andreas Kölling, 20.02.1967, Harnackstr. 1, 39104 Magdeburg – 50. Georg Funke, 27.02.1937, Steubenstr. 1a, 07907 Schleiz – 80.

32

Christoph Herbst, 21.03.1977, Kreherstr. 25, 09126 Chemnitz – 40. Udo wald

Siebert, 23.03.1937, 1, 87561 Oberstdorf

Anats– 80.

Dr. Raik Heckel, 24.03.1967, aktuelle Anschrift nicht bekannt – 50. Jürgen Deicke, 26.03.1942, Waldstr. 203, 99885 Ohrdruf – 75. Samuel Sparsbrod, 26.03.1957, Gahma 24, 07368 Remptendorf – 60. Birgit Welter-Niggeling, 26.03.1967, aktuelle Anschrift nicht bekannt – 50. Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


Heike Glaß Mitglied im Verband der Restauratoren e.V.

Dipl. Restauratorin für Kunst- & Kulturgut aus Holz/Gefasste Holzobjekte

Befunde Konzepte Konservierung Restaurierung Wartung Kontakt:

Pflege Dokumentation Holzbildhauerei Farbfassung Vergoldung Gotthardtstraße 12 | 99084 Erfurt | Tel. 0361.55 06 746

Fax 0361.55 06 764 | Mobil: 0172.77 47 274 | heike.glass@freenet.de

Impressum Thüringer Pfarrverein e.V. Druck: Plag gGmbH Schwalmstadt 100% Recyclingpapier Layout: Stefan Arnold, Halle Titelbild: Ev.-Luth. Marienkirche Dohna/ Sachsen Fotos: Gabriele Schmidt Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

33


ESA 123x80 20151208

Orgelbau Schönefeld

Dienstag, 8. Dezember 2015 09:44:32

Über 200 Jahre Orgelbautradition in Stadtilm / Thüringen

Neubauten

Erarbeitung von

Restaurierung

Konzepten

Reparaturen

Verleih von

Reinigungen

transponierbaren

Stimmungen

Truhenpositiven

Ev. Kirche Ellichleben, erbaut 1776 von Johann Daniel Schulze aus Milbitz bei Paulinzella 20 Register, 2 Manuale und Pedal, 2003-2010 Restaurierung

Dirk Schönefeld • Orgelbaumeister • 99326 Stadtilm/Thür. Bahnhofstraße 11 • • Telefon 03629/800834 • Fax 800835 Internet: www.orgelbau-schoenefeld.de • Email: info@orgelbau-schoenefeld.de

34

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017


MITEINANDER. AUF KURS. In vielen Dingen des Lebens kommt es darauf an, den richtigen Kurs zu halten. Zu schützen, was einem am Herzen liegt. Das können wir Ihnen versichern. Und wir tun noch mehr. Gemeinsam gehen wir auf Kurs und engagieren uns dort, wo Sie sich engagieren: im Raum der Kirchen. Gute Beratung braucht Gespräche. Wir sind für Sie da. Ihren Ansprechpartner vor Ort erfahren Sie unter www.vrk.de oder hier: Filialdirektion Ost Ziegelstraße 30 . 10117 Berlin Telefon 030 41474840 . volkmar.fischer@vrk.de

Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 01-2017

Menschen schützen. Werte bewahren.

35


Thüringer Pfarrverein e.V. - Vorstand Vorsitzender Martin Michaelis, Pfarrer Berggasse 2 96523 Steinach Tel 036762 / 32203 pfarrverein@web.de www.thueringer-pfarrverein.de Hier finden Sie auch Antragsformulare für die verschiedenen Beihilfen sowie Aufnahmeanträge! Beihilfen bitte an Pastorin Christin Ostritz richten! Büro: Heide Tomschke-März Tel s.o. Fax 036762 / 12495 pfarrverein-buero@web.de

Stellvertretender Vorsitzender Dr. Tillmann Boelter, Pfr.z.A. Hagedornstraße 12 99826 Frankenroda Tel: 036924 / 469248 tboelter@gmx.net Ansprechpartner PA Polen Max-Ulrich Keßler, Pfarrer Dumstraße 3 98639 Metzels Tel: 03693 / 897169 Fax: 03693 / 882469 max-kessler@web.de

Schatzmeister Bernd-Ullrich Stock, Pfarrer i.R. Auenweg 16 99448 Kranichfeld Tel: 036450 / 183346 Fax: 036450 / 183347 b-u.stock@t-online.de Emeritenvertreter, PA Slowakei Michael Thurm, Pfarrer i.R. Teichstraße 3 07407 Rudolstadt Tel: 03672 / 352425 Fax: 03672 / 315689 thurm.michael@gmx.de Ansprechpartnerin für Beihilfen Christin Ostritz, Pastorin Käthe-Kruse-Straße 1 06628 Bad Kösen Tel: 034463 / 60271 Fax: 034463 / 169981 PastorinOstritz@web.de Redaktion Mitteilungsheft Gabriele Schmidt, Pastorin i.R. Obere Burgstraße 6a 01796 Pirna Tel: 03501 / 4646670 g.w.j.schmidt@t-online.de


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.