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Abstand
from MAMPFLA 2020 Juli
In der heißen Phase der Coronapandemie gehörte dieses Wort zu den meist gebrauchten. Die Distanz einer Person zu einer anderen sollte und hat auch die Verbreitung des Virus eingeschränkt oder gar verhindert. Der Abstand, größenmäßig festgelegt, sollte zum Schutz vor Ansteckung eingehalten werden.
Die vorgeschriebene Entfernung war notwendig, hat aber auch Menschen voneinander entfernt. Dies hat uns Pfadfinder*innen ganz besonders getroffen. Während eines Pfadijahres lernen sich die Kinder kennen, lernen miteinander zu spielen, etwas aufzubauen, zusammenzuhalten, gemeinsam die Zeit zu verbringen, sich zu vertragen.
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Dabei bauen sie zu den Leiterinnen und Leitern ein Vertrauensverhältnis auf, das diese zu nützen versuchen die pädagogischen Ziele unserer Bewegung, insbesonders die Sozialisation der Kinder und Jugendlichen voranzubringen. Umgekehrt schafft der Kontakt der Leiter und Leiterinnen zu den Kindern ein Beziehungsgeflecht, das von Wertschätzung, Verständnis, Fürsorge und Empathie getragen wird.
Der Höhepunkt pfadfinderischen Bemühens findet in den Pfingst- und Sommerlagern statt. In den Lagern sollen die Kinder und Jugendlichen sich miteinander den Herausforderungen und Abenteuern stellen können, die ihnen in der Natur aufgegeben werden, und die ihnen vor allem das Leben in der Natur selbst abverlangt.
Mehr als ein Drittel des Pfadijahres ist der Coronazeit zum Opfer gefallen. Der einzuhaltende Abstand hat die Kinder und Jugendlichen nicht nur voneinander entfernt, sondern verhindert, ein Vertrauensverhältnis zu den Leitern und Leiterinnen nachhaltig aufzubauen. Die einzuhaltende Distanz hat alles unmöglich gemacht, was zur Vorbereitung eines gelungenen und unvergesslichen Sommerlagers gehört.
Mögen die Abstandsvorschriften gelockert sein, die entstandenen menschlichen Abstände können mit aufgehobenen Verordnungen nicht ungeschehen gemacht werden. Unter diesen Voraussetzungen Sommerlager abzuhalten würde meiner Meinung nach bedeuten, den Sinn und Zweck dieses pädagogischen Höhepunktes zu verkennen oder gar zu verhindern. Was ein solches Lager besonders für Neulinge bedeuten könnte, ist abzusehen, denn ihre Zeit bei den Pfadfinder*innen würde Geschichte sein.
Es wird einen langsamen Neubeginn erfordern, der den zwischenmenschlichen Abstand aufhebt und dies wird mehr Zeit brauchen, als das Abschaffen der Abstandsregeln.
Peter